Kobler-Spängler-Briefe von 1871
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1871 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratete Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1871
Briefe (rot verschnürt, nicht gelesen) von Nr. 37 Antonia Spängler, geborene von Lürzer (* 1803; † 1882), an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler aus Salzburg; zusätzlich mehrfach vom Bruder Otto. Oder umgekehrt von Nr. 18 a Otto Spängler (* 1841; † 1919), zumeist über Geldangelegenheiten der Mutter, und zusätzlich dann auch von der Mutter. Ohne Umschläge (einzelne Umschläge sind angegeben). – Vom 18. April 1870 bis 1871 und 28. Dezember 1872; insgesamt 42 Briefe, zwei Umschläge nach Mödling.
Brief vom 4. Jänner 1871 von Antonia Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler
Brief von [Nr. 37[2]] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler, 1872 verheiratet mit Fanni Schlegel:
Salzburg 4. 1. 71: Mein innigstgeliebter Franz! Vor allen meinen herzlichsten Dank für deinen glückwunsch zum neuen Jahr. Möge der liebe gott alle deine Wünsche in Erfühlung bringen. Leute kammen genug mir kamm es vor, als wen die Leute wieder anfingen die Neujahr-Wünsche zu erneuern. Ich darf erst jetzt noch einige Nachzuhollen, welche erst um ½ 1 Uhr Mittag kammen unter andern auch die Hedwich Langer [?], ich war bey ihr noch nicht dort den[n] gestern und heute hatte ich noch nicht zeit. Du hast wie mir scheint den heil Abend doch gottlob ganz gut zugebracht. Bey Spängler war es auch ganz angenehm. Ich bekamm auß Scherz eine alte Hrer [?] scho[ö]n verzirt mit rothen Bändern und neue Tarokkarte ich konte beydes brauchen. ich kaufte für die Ida ein sehr hübsches Portmonn. Bey Otto bekamm ich einen sehr hübschen und warmen Schwarz seiden Gaprschen [?] welcher mir sehr gut taugt dan[n] sehr hübsche Vorhänge für das hübsche Zimmer welche mich auch sehr freuen, wen[n] du einmal kömmst dan[n] werden sie Baredizen [? z.T. latein geschrieben, Anm.] ich gab der Louise so Spulben Poletirte welche sie auf den Tisch stellen und herab strüken sie hat sie sich gewunschen und ein paar hübsche Handschuhe, den großen Otto habe ich zum Siglring 5 fl dazu gegeben, und damit war es fertig, den Kindern strükte ich jeden ein paar hochrothe Strümpfe jeden 1 paar Stützerln den [kleinen, Anm.] Otto kaufte ich ein Schachtel Soltaten der Paula eine Schachtel holzernes Kichengeschirr. den Maxl einen hübschen Hanswurst zum Ziehen. Am Weihnachtstag war ich zu Mittag bey Duregger geladen. Am letzten Montag habe ich sammtliche Famile nebst Schißtl [?] Nachmittag bey mir. Am Abend am Weihnachts Tag wurde ich wider bey Duregger geholt zum spillen, und am Silfester Abend war ich auch zum speisen und Punsch geladen, wo es sehr angenehm war. 5te Gestern konnte ich nicht weiter schreiben. Morgen bin ich bey der Ida für Nachmittag geladen. Heute Abends kömt Fräulein Rosalie [Henf, Anm.] welche sich dir bestens empfiehlt. Gestern und Vorgestern war ich den ganzen Nachmittag bey den Kindern oben, und so vergehen mir die Tage immer zu schnell.
Denke dir zu Neujahr schrieb mir die Schwester Theunser [?] das sie auf einem Au den schwarzen Staar habe, und gar nichts sieht darauf, und der Doktor fürchtet auch für das 2te Aug, die Rizzi ist sonst recht hinfällig. Es ist halt ein Kreutz, wen man alt wird. Die Sauter Charlotte ist auch sehr krank an einer Lungenentzündung gestern ist es etwas besser gegangen heute weiß ich es noch nicht. Ich hoffe zu gott, das es sich wieder beßern wird. Ist es bey Euch auch so kalt, bey uns ist es sehr kalt ich heitze den ganzen Tag und auch im außeren Zimer damit es bey uns leichter ergibt. Allen war sehr leid das du nicht gekommen bist, für den Heil Abend. Wo warst du den am Neujahrstag? Ich war bey den F Rosalie [Henf, Anm.] geladen. Ich habe schon recht fleißig für dich gebethet, daß du in jeder Beziehung recht glücklich wirst. Die Stiefleten wird Otto schon mitnehmen wen er nach Wien geht die Krägen habe ich der Weitzner Pepi gegeben ich getraue sie mir nicht zu machen sie sagt sie wird sehen was sich machen läßt wird was so bekömmst du dieselben durch Otto. Lebe recht wohl es küßt und segnet dich deine dich treuliebende Mutter Spängler / Alle Bekante grüßen dich recht herzlich.
"Langer": Familie der Frau von einem Cousin von Franz, Julius Spängler (* 1837; † 1903), verheiratet mit Bertha Langer (Linz). – Den Namen "Spängler" schreibt sie wie ihre eigene Unterschrift als Familiennamen in ihrer sonst deutschen Schrift lateinisch. – "bei den Kindern oben": Familie des Sohns Otto Spängler, wohnt im selben Haus, Mozartplatz 4. Das Antretterhaus am Mozartplatz Nr. 4 in der Salzburger Altstadt ist das ehemalige Stadtpalais des Adelsgeschlechtes Rehlingen mit der Hauskapelle Mariae Himmelfahrt. Daran schließt das 1620 erbaute niedrige Imhofstöckl an. Der gut gegliederte Bau mit seinen zwei Höfen und dem reich gegliederten Korbbogenportal entstand in der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Die Fassaden mit den gekurvten Fensterumrahmungen stammen aus den Jahren um 1760.
Brief vom 5. Jänner 1871 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler
Otto Spängler, Salzburg, an Franz Spängler: 5. Januar 1871: Abrechnung, Cassarest 14 Gulden 76; "Monatsgeld der Mutter pro Jänner 10 fl [Gulden]". Da nach Ausgaben nur 5.99 verbleiben, bittet er um eine à conto Zahlung von 10 Gulden, von der "die Buchhandlungsrechnung und das Museum" bezahlt werden. Der kleine Otto lässt einen Gruß schicken. - 26. Januar 1871: der gute kleine Max ist "nach einem kaum 24 stündigen Unwolsein an einer plözlich eingetretenen Krise in folge schweren Zahnens" verstorben; bietet dem Bruder eine Karte für den Concordia-Ball an. - 1. Mai 1871: hat angefangen (nebenbei) zu studieren für die Advocatenprüfung, wird aber gestrichen, weil seine Arbeit als Repräsentant und Verwaltungsrat der Forstbank damit unvereinbar sei – man hat ihm diese Doppelbeschäftigung, "die paar tausend Gulden" von der Forstbank nicht gegönnt; will evtl. nach Saalfelden und dort "als Hauptsache das Geldgeschäft" betreiben. "Nebenbei" guckt er "nicht ungern auf die Börse und habe neulich durch Kauf u. Verkauf von 50 Union baaractien in drei Wochen ohne einen Kreuzer Geld herzugeben 904 fl [Gulden] bar ausbezahlt erhalten. Wie das geht werde ich dir mündlich mitteilen"; folgt Abrechnung, Silbercoupons, 1860er Coupons, 1 Grundentlastungscoupon... 29 fl; Ausgaben: restliches Monatsgeld der Mutter pro April 4 fl, Abschlagszahlung 5 fl, Volksblatt 1 fl 40, Monatsgeld der Mutter pro Mai 10 fl. – Fortsetzung am 9. Mai 1871: "hier regnet u. schneit es seit 14 Tagen ununterbrochen".
Brief vom 23. Jänner 1871 von Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 23. 1. 71: Mein innigstgeliebter theuerster Franz! Endlich gestern den 22te habe ich seit 1 Jänner, einen Brief von dir erhalten. Gottlob das nicht Krankheit ein Hindernis war Wie froh bin ich daß du dich ganz gut befindest in Mödling. Solte Otto bis 28te nach Wien gehen so sende ich dir die umg[e]änderten Krägen, und die Stiefleten durch Otto, er weiß es aber noch nicht gewiß ob er geht, die auffo[r]derung hat er heute schon bekommen, aber es hängt noch von Umständen ab, geht er, so bekömst du noch eine Corespondenskarte [teilweise latein. Schrift, Anm.] . Wie bist du zur Doktor Würstl bekommen mich freut es daß sie dich geladen hat, bey gelegenheit bitte ich mich zu Empfehlen Ich wünsche dir einen recht gute Unterhaltung für Mittwoch zum Haußball Gott gebe das keine Stöhrung ist wie bey demm Haußball wo die F. Volgt gestorben ist, das muß schon erbärmlich gewesen sein. gebe nun ja auf deine Gesundheit recht obacht. Es ist schon recht wen du die Socken schückst, ich werde schon alle wieder in Ordnung bringen, jetzt strücke ich 6 paar Baumwollnen für dich, in der duld [Jahrmarkt, Anm.] kaufe ich wieder für 6 paar Socken einen Zwirn, damit sie nach und nach zusammen kommen. Die 36 paare [Grade, Anm.] ./ Min [?] scheint die Witterung ist hier und in Mödling so zimlich gleich, bevor [?] nun diesen Thauwetter war es hier ungemein kalt. Neue Bräuter gibt es die Meninger Susi die jüngste, mit einen gewissen Haaß, der Bräutigam ist 22 Jahre alt hat 1800 fl Besoldung bey der Bahn. Dan die Eistenen Berta mit den Offizier. Der Eduard Spängler ist hier er kömt nach Idnia [?], bleibt aber jetzt einige Tage hier. Die Frau von Geschnitzer ist sehr krank, so das der Chun oben schlaft, damit er gleich bey der Hand ist. Der Obervinanzrath Mühler ist auch zum sterben. Bey der Goiginger ist der kleinste Knab an Gehirnkrankheit gestorben, und heute begraben. Eine menge haben hier die Flecken auch größere Leute. Die Saulich PXXter die Min[n]a Reinfort[3], und mehrere auch Kinder eine menge. Bey Cloner hat sie auch der große Knab. Die Sauter Charlotte ist gottlob wieder beßer geworden. Hier geht es allen Bekanten zimlich gut gottlob. Ich bitte dich lieber Franz kaufe ja keine Papiere, sondern wen du ein geld hast, so zahle lieber ab, damit du einmal schuldenfrey wirst, den jetzt ist in allen disen Geschäften ein solcher Schwindel, das einem übel werden möchte. Recht viele Bekante lassen dich recht herzlich grüßen Berger Rosalie – Zeller Bey Berger haben auch die Kinder die Flecken. Lebe recht wohl lieber Franz es bethet gewiß immer fleißig für dich deine dich treu liebende Mutter Antonia Spängler.
Brief vom 30. Jänner 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 30/1 [18]71. Mein inigstgeliebter Franz! Da Eduard Spángler[5], Morgen nach Wien reißet, so bin ich sehr froh, die die Krägen senden zu können, ich hoffe selbe werden dir jetzt recht sein. Die Socken mußt du mir halt durch Eigl senden wen sich früher keine Gelegenheit ergiebt, es ist wohl der Trammer jetzt in Wien, aber wie lange unten bleibt, und ob er etwas mitnehmen würde weiß ich nicht. Otto wird nun jetzt nicht so bald hinab kommen weil er sich nicht mehr wählen läßt, als Verwaltungsrath. Er wird dir wohl selbst schon darüber geschrieben haben. / Du wirst erstaunt geweßen sein, zu hören das unser lieber Max[6] so schnel gestorben ist, ich kan dir gar nicht sagen wie leid mir um das Kind ist, es war so ein gutes Kind. Es [ist] freulich ein schöner Engl und hat es viel besser als wir alle, er ist nun von allen Sorgen und Mühen dießer Welt befreut, und wird für seine geschwister bitten können. Wir sind gottlob alle Gesund, Otto und Louise scheinen auch wider mehr getröstet. Der Herr Obervinanzrath Müller ist gestorben. Die Tochter zieht nach Wien. Die Stieflet[t]en getraue ich mir den Eduard nicht mitzugeben, weil ich fürchte der Pack wird ihm zu groß. Hast du dich gut unterhalten / bey Mohl? Denke dir wie ich höre soll der Mertens[7] ganz Blöde werden, ich glaube er kömmt jetzt gar nie auß, dieß ist gewiß sehr traurig, besonders für die Familie. Guttenberg Emil soll nach Türol versetzt werden, dieß wird seiner Gattin wohl keine Freude machen besond[e]rs da sie ihre Eltern in Wien hat. Wegen Pepi Lürzer ist noch nichts zurük gekommen Lürzer Otto[8] ist nun in die 400 tl eingerückt, ist aber noch immer in Salfelden. Lebe nun recht wohl lieber Franz es küßt und segnet dich deine dich treu liebende Mutter Spángler Von allen Bekanten viele herzliche grüße. Morgen bin ich bey Zeller geladen.
[andere Handschrift; Otto Spängler:] Lieber Franz! Ich füge den Zeilen der Mutter nun noch etwas geschäftliches bei. Was den Kauf einer Salzburg-Oberösterreicher Bankactie betrifft, so theile ich dir nur mit, d[a]ß sie noch nicht zu haben sind, sie kostet mindestens 110 fl [Gulden, Anm.] / 100 fl eingezalt und wird sammt DXX am 1. Juli circa 8 – 9 fl tragen. Montanaktie kostet 105 1/2 sammt Zinsen vom 1. Juli 1870 [darüber klein:] (5 % von 80 fl); dürfte circa das halbe tragen. 8 – 9 fl. Südbahn weist du ohnehin; ich würde dir nur eine der beide lezteren rathen; jedenfalls glaube ich sende mir 110 fl, da komme ich mit deinem Cassarest u den 21 fl Coupons zum Ankauf von jeder Gattung u. zum Monatgeld der Mutter[9] pro Februar aus, u. zur Prolongation. Und willst du nichts kaufen, und günstigere Curse abwarten, so zale ich mit dem Gelde dann an der Sparkasse ab. Nun lebe wol, lieber Franz, sei herzlich gegrüßt von deinem treuen Otto. Für deinen lieben beileidsbrief danke ich dir herzlich.
Brief vom 13. Februar 1871 von Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler
Antonia Spängler an den Sohn Franz Spängler:
Salzburg den 13. 2. [18]71/ Mein liebster theuerster Franz! Daß ich von dir einen Brief erhalten habe ist schon sehr lange, und wie mir scheint nimt dich der Fasching so sehr in Anspruch. Den[n] wie wir durch Pireago [?] erfahren solst du jede Woche 2 Bälle in Wien mitmachen/ das ist doch gewiß, sehr viel -/ mir wird oft recht bange für deine Gesundheit, - und ich danke den lieben Gott, wen[n] der Fasching vorüber ist, Otto und Louise sind nirgens hingegangen, die Voch [Woche, Anm.] wen[n] nur einmal, auf ein paar Stunden, ins [fehlt ein Wort? Anm.] schauen. Ich bin sehr froh, das die Krägen recht sind, so bist du in dieser Beziehung gut bestehlt. - Die Sachen wen ich sie bekomme werde ich sogleich außnähen, ich habe auch jetzt leichter Zeit, da der kleine Max nicht mehr lebt bin ich im bewirten mehr wieder für mich. Die Spängler Oma geht heuer gar auf keinen Ball, Sie sagt, sie müßte sich alles neu anschaffen und das freut sie nicht. Die Frau von glanz [?] ist neulich ganz je gestorben als sie ins Bett gestiegen/ die guggenbühler ist auch zum sterben, man hat ihr heute Nacht schon 3 mal das Licht eingehalten im Wochenbett. Die Prohascha soll auch sehr schlecht sein in Wochenbett. Ich freue mich den Adolf seine Gattin kennen zu lernen. Den Fasching Montag Abends bin ich bey Hothschizkas eingeladen und am Fasching dienstag bey dureggers so gott will das alles gesund bleibt, Was man nie sagen kann, Wie ich hoffe bist du lieber Franz gesund, ich hatte schon lange einen Husten und Schnupfen noch im[m]er, und gehe Abends sehr wenig auß/ bey Schmelzing sind beyde Unwohl, er hat starken Husten Sie liegt. schon lange an der Gicht. Eben höre ich das die Junge Wolfstein an den Folgen des Wochenbett sehr krank sein soll. Wegen: LXX Betti [Katzinger, Anm.] lasse ich es den Otto üben es zu schreiben. Nun ist die Zahl der hübschen heurathsmeßigen Frauenzimmer nicht mehr groß. Lebe recht wohl mein lieber guter Franz schon deine Gesundheit, und sey recht herzlich gegrüßt und geküßt von deiner treuen Mutter Spängler / Ein menge Bekante grüßen dich recht herzlich. Otto der kleine läßt dich recht schön grüßen, er glaubt immer du schreibst an ihm großmutter lies mir den Brief vor sagt er oft.
Vielfach ist kein Unterschied zwischen einem großen und einem kleinen "d" zu sehen; kleines "d" auch im Satzanfang wurde entsprechend nicht korrigiert [sollte aber vielleicht doch stehen]. Brief von Maria Antonia (Antonia) Spängler [geborene Lürzer; Nr. 37] (* 1803, † 1882 in der Stadt Salzburg), verheiratete mit Franz Spängler [Nr. 36]. Sie wohnen im Haus "Nr. 48", heute Mozartplatz 4 in Salzburg. Geschrieben an den Sohn Franz Spängler (* 1839) [Nr. 18]; 1870 am Gericht in Mödling (1874 dann in Wien). - "Fasching": bereits das Tagebuch von Franz Spängler von 1860/61 beginnt mit sehr ausführlichen Schilderungen der Tanzveranstaltungen in der Faschingszeit. Franz Spängler notiert genau, mit wem er welchen Tanz hatte, und das über viele Stunden hinweg. - "Otto und Louise": Bruder Otto Spängler, verheiratet mit Aloisia Duregger; "Prohascha": wahrscheinlich Prochaska[10]; "der kleine Max": Bruder von [dem kleinen] Otto (* 23. Juni; † 26. Jänner 1871); "die Spängler Oma": wohl Fanny Kobler [?] (* 1796), siehe Briefschreiberin unten. - "Duregger": Eltern der Bank-Linie der Spängler in Salzburg, Alois Duregger und Henriette Bolland (* 1810; † 1892); zu dem Bankhaus Duregger-Spängler[11]; "Otto der kleine": Otto Spängler (* 1868; † 1922). - Zu dem Hinweis auf die Tanzveranstaltungen, die Franz II. Xaver Gregor Spängler in der Faschingszeit besuchte, passen diese Erinnerungen, die bei den Briefen lagen: eine gefaltete Pappe, 9 x 6 cm, "Salzburger Kränzchen" vom "9. Februar 1871" mit den Angaben zu den Tänzen und mit Bleistift die Eintragungen der Tänzerinnen für den jeweiligen Tanz. Dazu gab es in etwa gleicher Größe Kokarden zum Anstecken (siehe entspr. Fotos im Artikel Fasching).
Brief vom 6. März 1871 von Pater Albert Eder und Fanny Spängler an Franz Spängler
Brief von Pater bzw. Abt von St. Peter Franz de Paula Albert Eder und der Mutter Franziska Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien; ein Bogen mit "englischem" Prägedruck Löwe, Wappen und Einhorn und ein beigelegtes Blatt; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; Leseabsätze eingefügt; XX = unleserlich; [?] = fragliche Lesung; [Ergänzungen] [12]:
Salzburg den 6/3 [1]871 // Hochwo[h]lgeborener Herr Bez. Ger. [13] Adjunkt! // Liebster Franz! // Die sehr erwünschte Gelegenheit bei der Frau Mutter benützend grüsse ich dich herzlichst aus Salzburg nochweils mit Schnee belasteten Bergeskranze. Der heurige Winter ging für mich Gott sei Dank recht gut vorüber, mein Fuß verhielt sich brav. Ende Jänners starb nach kurzem Krankenlager P. Roman, an dessen Stelle in der Kellermeisterei P. Bonifaz trat. In Abtenau starb Schweinersten [?] an seinem langwierigem Lungenleiden, ein paar Wochen vor seinem Hinscheiden versuchte er noch einmal mit grosser Anstrengung, die hl. Messe zu celebrieren. // Nun wie stehts, darf ich hoffen, daß zu Ostern wir hier die Freude des Wiedersehens haben werden? // Dich Gottes Schutze innigst empfehlend geharre [!] ich in alter Liebe und Verehrung Dein in Xto [Christo, Anm.] ergebenster Freund AX [Namenskürzel, Anm.] //
Mein in[n]igst geliebter Franz! // Da ich eben hergerichtet habe an dich zu schreiben und Herr Prälat eben bey mir war so schückte er sich sogleich an, an dich zu schreiben. Lieber Franz ich bin heute etwas später daran dir zu schreiben, aber es giebt immer etwas zu thuen – zu gehen, da bald dort bald da jemand krank ist. So ist eben die F[rau] v Toda schon 3 Wochen unwohl, an einen Magen Cartahr [Katarrh, Anm.] , dan[n] die Alois Spangler ist an einen [mehrfach durchgestrichen:] GXX Rehmatis [Rheuma, Anm.] / leidend, die Duregger war auch die vorige Woche größtentheils im Bett – die Schmelzingischen sind Gottlob beßer, er geht wieder seine Wege, sie im Hauß herum. Der kleine Otto[14] war auch etwas unwohl, ist aber Gottlob auch wieder beßer. Die Zeller Em[m]a hat dir wie sie mir geßtern sagte, einen 8 Seiten langen Brief geschrieben, da wird sie dir ohnedieß von der Lanser Betti[15] alles geschrieben haben. Sie bekommt die doppelte Caution, und der Vater von ihm giebt ihnen eine Zulage, so mit werden sie recht angenehm leben können er will seinerzeit zum Generalstab kommen, er hat auch Jus studirt.
Das bewußte Paket bekamm am Schitzenball die Fany=Julie. schon am Morgen in einer Schachtel verpackt, ohne Nahmen! / am selben Abend sagte sie gar nichts darüber hörte ich, erst am nächsten Ball wo sie es wider gebrauchte sagte sie zu Zeller Ludwich [-wig, Anm.] , er mo[ö]chte so freundlich sein den Geber dises so schönen Paket[s] ihren herzlichsten Dank außzudrüken so erza[ä]hlten es die Joseph Spángler, was weiter geschieht weiß ich nicht. Der Seefelner [?] hat an einen Ort gesagt, es ist erst eine Frage ob sie ihm [!] mag. Die Betti Lanser nebst Frau, sind ganz glücklich über diese Heurath. Ich machte gestern meinen Besuch um sie beide zu beglückwünschen. Ich denke die Betti paßt vieleicht für diesen Besser, als für dich. Ich denke der liebe Gott wird dir schon auch noch ein rechtes Bräutchen schücken, welches imstande ist dich zu beglücken. /
Ich bin sehr froh das ich dir diese 2 Paar Sachen senden kon[n]te, ich habe schon wider eine in bereitschaft, ich denke wen[n] nicht andres durch den [die, Anm.] Fan[n]y zu denen Sattlers in längstens 10 Tagen. Da kannst du sie bey Gelegenheit hollen. Die Peyer [Payr] [16] in Inspruck [Innsbruck, Anm.] hat einen Knaben, soll aber noch sehr schwach sein, und sich nicht recht erhollen kön[n]en. Die Georg Lanser ist auch in gesegneten Umständen. Wir haben hier auch jetzt sehr warme und sehr schöne Tage. Nur ist es theilweise fast nicht zu gehen vor Schmutz. Bey liegend sende ich dir etwas Zwirn, im nächsten Brief wider etwas, damit es nicht zu dick wird. Lebe recht wohl es küßt dich mit aller Liebe deine treue // Mutter Spángler.
[beigelegtes Blatt, gedruckter Text, unterschiedliche Schriftgrößen:] "Frau Hedwig von Lanser // beehrt sich ihren Freunden und Bekannten die Verlobung ihrer Tochter // Betti // mit // Herrn August Ritter von Engerth // k.k. Lieutenant im 59. Linien Infanterie Regiment // anzuzeigen. // Salzburg, den 26. Februar 1871." – [rückseitig handschriftlich:] Die Lanser schückte die Verlobungs karte zu Otto ich legte sie diesen Brief bey.
Brief vom 10. Juni 1871 von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn"; unsichere [?] Lesung; / = Seitenwechsel:
Salzburg den 10/6 [18]71. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Recht herzlichen Dank sowohl für das geld, als auch für deinen lieben Brief. Gottlob das du Glücklich in Mödling angekommen bist. Ich dachte wohl Hundertmahl an dich, es waren uns die Tage sehr schnell und angenehm verfloßen. Denke dir ich ging, denselben Tag um 1/2 9 Uhr in die Kirche, und traf auf den Weg in der Pfarrgaße die beiden Fani[17], welchen ich / [Schrägstrich, Anm.] da wir so nahe waren, und wir ja ohnehin meistens uns ansprechen / [Schrägstrich] die herzlichsten Grüße von dir entrichtete[n], die ältere fragte mich ob du in der Nacht fort seyst, die junge sagte dan gleich mir er ist heute früh fort, wir gingen dan außeinander, weil wir in die Kirche gingen. / seither sah ich keines mehr bis gestern sprach ich die Sch F [ Franziska Schlegel, Anm.] allein beim herauß gehen von der Kirche um 10 Uhr wir gingen dan in den langen Hofgang wo wir ein wenig stehen blieben da niemand ging ich sagte ihr daß du mir geschrieben und alle herzlichst grüßen laßest, sagte ihr auch das sie gewiß längstens als Heute einen Brief von dir bekommen wird, sie sagte sie freue sich schon darauf ich sagte ihr sie möchte ja niem[an]d etwas davon sagen, ein gleiches hat sie auch mich gebethen, ich sagte ihr das ich denke, das wen auch alles schon richtig ist es niemand zu wissen braucht, bis die Zeit schon nahe ist, den beim schreiben kann so etwas viellänger verschwigen bleiben, sie sagte es sey ihr ganz recht. Sie sagte mir auch, das sie so überrascht von deinen Antrag war, das sie würklich erst zeit brauchte um sich zu sameln, und ich werde schon ein paar Briefe schreiben / müßen um ihm näher kenen zu lernen, bis ich eine bestimmte Antwort geben kann. Sie sagte, er hat es leicht, er hat sich die Sache zuerst außgedacht und überlegt, ich muß aber dieses erst thun. so jung bin ich ja nicht mehr [18] das ich gerade so leicht hinen [?] gehe. Wir gingen dan schnell außeinander weil jemand im gang herein tratt, damit niemand etwas merckt. Ich bethe schon recht fleißig das der liebe gott, dein Unternehmen segnen möge. Der liebe Vater Sel[19] möge auch für dich bitten, das alles recht wird. Von Fanny und Zeller habe ich nichts gehört, als, das an keine Annahmung [Annäherung? Anm.] mehr zu denken ist. Für Dienstag Nachmittag bin ich schon bey den Sattler geladen denke dir die Zeller we[r]den sehr in der Stadt herum getragen [es wird darüber geredet, Anm.] in dem sie bey Poschinger Hemmten für / Erna anfertigen ließen wofür 14 fl [Gulden, Anm.] Arbeitslohn verlangt wurde bey Zeller wurde nach öftren Briefwechsel endlich 5 fl und einige 20 X [Kreuzer, Anm.] bezahlt die arbeitende Partei schreit sie nun in der ganzen Stadt auß. Es ist dies zur ersten geschichte, einn sehr unangenehmes Nachspiel. Otto hat deinen Brief nicht gelesen auch den meinen nicht, er fragte mich auch bezüglich deinen nicht, ich kaufte ihm nun ein Gnever [? latein. Schrift, Anm.] ab, und ließ mir gleich die Masse schreiben.
Noch muß ich dir sagen, das man schon die Verlobung, mit Plachetka Ludmilla [20] mit die [dem? Anm.] Fegren [?] ließ, ich mußte lachen, und es ist gar nicht so unangenehm das die Leute dieß glauben forderten [?] sie desto weniger an das andere. Lebe nun recht wohl mein lieber Franz sey recht herzlich gegrüßt und geküßt von deiner dich treu lieben[den] Mutter Spángler
[darunter klein:] Von der Fa[nni] viele herzliche Grüße. Otto Louise grüßen recht herzlich so auch Sattler.
Brief vom 19. Juni 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Aufgerissener Briefumschlag, Briefmarke gestempelt Salzburg 20.06., rückseitig Wien und Mödling 21.06.; schwarzes Lacksiegel, im Oval "Dr. O. S."; ein Bogen, "englischer" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn"; mit zwei Beilagen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 19/6 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Es sind nun schon heute Abends 8 Tage, seit ich deinen lieben Brief, zu meinen Nammenstag erhielt wofür ich dir recht herzlich danke, es ging wie gewohnlich sehr lebhaft zu 2 Tage war es sehr lebhaft, bey mir, bey den Sattler war es sehr angenehm, ich war bis gegen 10 Uhr dort. Otto sagte mir gestern, er habe von dir den Auftrag erhalten mir zum Nammenstag etwas zu kaufen, ich wollte nicht sagen das du von Vorhänge sagtest in das Zimmer wo du schlafst, es hat aber auch noch Zeit ich brauche / ja selbe nicht sogleich. Vieleicht kannst du mit dem geld etwas andres nothwendiger berichtigen, und übrigens wird das Monath auch bald vorüber sein, wo er dan wider zum Monathsgeld für mich 10 fll [fl Gulden, Anm.] braucht[21]. Die Zeit geht gar so schnel vorüber. Seid den letzten Brief habe ich die F [Fanni Schlegel, Anm.] nun einmal gesehen ohne jedoch zu sprechen. Ich bin sehr begier[i]g zu was sie sich entschließen wird – – es ist sehr gut das niemand etwas davon weis so wird im verneinenden Fall, auch niemmand etwas erfahren und wird es etwas, so brauchen es die Leute auch nicht so schnel zu erfahren.
Otto ist Heute in Ham[m]erauer Gewerkentag, ich bin begierig wie es geht, der Nonner wolte wieder eine Gehaltsverbeßerung aber Otto will sich gewaltig davorn währen. Die Feyerlichkeiten wegen Anlaß des 15 Jährigen Jubileums des Papstes ist sehr schön und erhaben geweßen in Boromeum [-äum, Anm.] ist im garten alles wunderschön hergerichtet geweßen dan ist der Päpstliche Segen ertheilt worden dann wurden Reden gehalten sehr schöne vom Hern Erzpischof [!] dan der Baronstielfried [?] war sehr schöne lange Rede dan ein graf welche Vorstand vom Michelsverein ist dan noch ein geistlicher hat auch recht hübsch gesprochen. es dauerte von 4 Uhr bis 7 Uhr Abends. Ich war auch draußen / dan auf die Nacht war Bergbeleuchtung mit unzahligen Feuern oft ganze Kronen so schön, dann war das Non[n]berger Kloster der Franzischkaner Thurm dan die Katze [?] das Kapoziner kreutz und auch noch die neue Außsicht auf den Kapozinerberg mit immer abwechselnden Farben beleuchtet wunderschön. Lebe recht wohl mein lieber Franz ich werde den Brief Morgen erst aufgeben vieleicht kann ich noch von den Resultat der Ham[m]erauer etwas schreiben. Es küßt dich mit iniger Liebe deine treue Mutter Spángler.
[Blatt beigelegt; Otto Spänglers flüchtige Schrift:] Lieber Franz! Verzeihe den Zettel und überhaupt meine Eile. Gestern war Gewerkentag zu Hohenaschau, die Gewerken haben das Recht nach Maßstab ihrer bisherigen Beteiligung die Hanches [?] ausbeute zu erwerben und zwar den Gulden [?] einfache Ausbeute zu 80 fl. Da Hast [?] 9 fl 23 da; XX trifft XX ein Gulden von der neuen Ausbeute; die Gesammtausbeute ist nämlich bis dato 4000 fl; die nun zu verwertende 407 fl; also circa 1/10; Guldentheile werden Hiebei [?] als ganz / gerechnet. Currede zur definitiven XaXärz [?] pro Ausübung d[e]s bezugsfrechtes folgt demnächst an die Aktionäre. Ich werde also für dich zeichnen. Lebe wohl, es grüßt dich herzlich Otto.
Nonner wollte, und der Ausschußbeauftragte 2600 fl Gehaltserhöhung. Gessele u. mir gelang es, diese Summe auf 500 herabzusenken. Verrechnung liegt bei.
[grauer Zettel beiliegend; Ottos Schrift:] Spänglergewölbeinteresse - 10 fl // Hammerauerausbeute 9. 75 (X04 Agio) // 19. 75 // 11. 81 // 7. 94 [jeweils untereinander; dann Abstand:] 11. 81 // Kassarest 1. 46 // Porto für Rentenschein - . 10 // Zale Otto ab 15/6 10. - // Zinsen von X/5 15/6 -. 25
Postkarte vom 24. Juni 1871 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Schlegel
Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Schlegel [Nr. 19]: Brief heute früh zu meiner Freude erhalten, ausführliche Antwort nächstens. - Mdlg [Mödling] 24. 6. 1871 - Postkarte von Franz Spängler [Nr. 18] aus Mödling an seine spätere Frau [Nr. 19], "Frl Fanny Schlegel, Marktplatz, Salzburg", gestempelt Mödling, ohne Datum, und Salzburg 25. 6. 71.
Briefe "1871/1872" (rot verschnürt, nicht gelesen) von Franz Spängler aus Mödling an Fanni = "Frl Fanny Schlegel Salzburg Marktplaz N 10 II Stok" = heute Alter Markt Nr. 10; durchgehend mit Umschlägen, aufgedruckte Briefmarken, insgesamt gut erhalten: 23.03.1872 – 27.03.1872 – 30.03.1872. – Angefügt: Brief ohne Umschlag 09.03.1872 von Ludwig Zeller, Salzburg. – 24.09. ohne Jahr [[[1880er]]-Jahre] von ?, Dank für Kinderfotos.
Briefe u.ä., Franz Spängler zugeordnet, um 1871
Briefe, Notizen und verschiedene "Reste", Franz II. Xaver Gregor Spängler zugeordnet und mit anderen Blättern [von mir; O. H.] zusammengebunden. Blatt unbekannter Herkunft mit Beschreibung: "Scene aus dem sanitäts-polizeilichen Drama der "Nachtwandler" in 5 Aufzügen; das Manuskript der anderen ging verloren. // Dr. Franz Spängler in Gedanken tief versunken; die eine Gassel" […] "geht" […] "über den Marktplatz dann Milchgassel zu:" […] "einen kleinen zierlichen Hausschlüssel. // Heil dir getreuer Jünger unserer Wissenschaft, Nimm dieses Zeichen unsres Dankes" […] / […] "Dr. Spängler wandelt abermals über den Marktplatz der Getreidegasse zu, an seiner Seite ein kleiner dicker Mann" […] "Endlich ist alles stille in der Nacht, die beiden XX sind zur Ruhe gegangen." - Bleistiftzeichnung ohne Hinweise: Franz Spängler verspeist ein Spanferkel. - Kleines Blatt, ohne Datum: "Meinen guten lieben Dr. Franz, und der theuren Hälfte meines Namens, als auch ihren lieben Herrn Gemahl send ich meine freundlichsten Grüße. Genießen Sie in unbesorgter Ruhe, alle Freuden die Ihnen die prächtige Residenz, und die herliche Frühlings-Reiße bietet. - Ihr Hauspersonal überstrebt sich in Diensteifer, Therese" [unterstrichen:] "ist ganz Hausfrau." [… gekürzt] "Auf alle schöne Pläzchen in Wiens-Umgebung möge Ihnen zuflüstern hier stand auch die Schlögelhofer, noch umfloßen von der / von der Hofnung, und der Jugend Glük. // Und nun leben Sie recht wohl u. gedenken Sie freundlich Ihrer treu ergebenen Schlögelhofer."[22] - Liste mit "Correspondenz" von Franz Spängler 1860/1861 während seines Studiums in Wien, ein Blatt eng und klein beschrieben, z.T. mit Bleistift; häufige Briefe an die Mutter, z.B. 3., 7. und 8. Oktober 1860; nicht näher ausgewertet. - Brief vom 30. November 1871 von Alois Kalhofer, Kuchl, an Franz Spängler; 1 Bogen, "A K" verschlungen; Mein lieber Freund! Ohn Zweifel wirst du erstaunt gesehen sein [haben] , Kalhofer ist von Hofgastein nach Pichl versetzt." [… nicht ausgewertet] "dein stets dankschuldiger Freund Al. Kalhofer Coadj.[23] - 1 Bogen "Bath", undatierte Gästeliste oder Korrespondenzliste von Franz Spängler mit Bleistift: "Fanny // Franz // Großmutter [Fanny Kobler] // Mutter // Dr. Schlegel // u. Frau // Dr. Otto Spängler // Louise // alte Laschenky // Frau Schneeberger // Richard // Rosa // Lida Schlegel // Dr. Schumacher // u Frau // Emma // Wahl // Wahlin // Onkel Alois [Aloys Spängler] // u Tante // Tante Lürzer // August [gestrichen:] u. Anna // Resi Spängler // Praelat // Aichinger // Carl Spängler // Leopoldine u // Rudolf Spgl [Spängler] // Marie [Spängler] // Lorinser Mina // Carl Laschensky // Gattermayr // Ludwig Zeller // Anna Spängl[er] // Ida" - Blatt mit Wohnungsskizze und Erläuterungen von Franz Spängler [nicht ausgewertet]. - Briefbogen: Salzburg 2. Aug. 1871. Verehrter Herr Doktor! Den morgigen Tag […] zusammengefeiert. Jetzt hat sich so vieles verändert […; nicht übertragen] Ihr herzlich ergeben Georg Lanser. Beiliegend Visitenkarte mit Allianzwappen „Madame Auguste d’Engerth née Lanser de Moos et Festenstein.“[24] - Notizen von Franz Spängler: „Georg Spängler, Bürger, Wirt u Gastgeb in Stertzing / dessen Bruder Hanß Spangler Wirt u Gastgeb am Sandt in der Herrschaft Tauffers / Georg Spängler Weingutbesitzer in Dietenheim bei Bruneck (geb. um 1681) Sohn Franz Anton geb 1705“. - Die folgenden, hier mitgebündelten Briefe wurden, übertragen, an den entsprechenden Stellen eingeordnet: Brief vom 21. August 1853 von Antonia Spängler an den Sohn Franz Spängler; Brief vom 6. Juli 1861 von Franz Zeller; Brief vom 18. und 19. Jänner 1872 von Franz Spängler an Fanny Spängler; Brief vom 10. Februar 1869 von Franz Spängler an Fanny Schlegel; Brief ohne Datum [circa Anfang April 1872] von Otto Spängler an den Bruder Franz Spängler, [zusammen mit:] Blatt ohne Datum von Otto Spängler an den Bruder Franz Spängler; Brief vom 28. Juni 1872 von Eduard Herbst an Franz Spängler; Correspondenz-Karte vom 3. November 1874 an Spängler, Mödling; Correspondenz-Karte vom 14. August 1893 an Spängler von "Elsa"; Brief ohne Datum [Jänner 1912] von Otto Spängler an den Bruder Franz Spängler.
Brief vom 1. und 2. Juli 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
Brief von Franziska Spängler an den späteren Ehemann[25] Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Briefumschlag mit aufgedruckter, beim seitlichen Öffnen angerissener Marke roter "Kaiser Franz Joseph", 3 kr. [Kronen[26]]; kleines roten Siegel "A S" [ihre Mutter Amalia Schlegel]; auf der Umschlagklappe undeutlicher Papierdruckstempel; zwei undeutliche Poststempel, eines "Mödling"; "Herrn Herrn // Doctor [unterstrichen:] Franz Spaengler // k. k. Gerichtsadjunkt // in // [unterstrichen:] Mödling // bei [unterstrichen:] Wien", oben ergänzt von Franz Spängler "VI 3 Juli 1871 // beantw 4 Juli 1871"; beiliegend Visitenkarte "Fanni Schlegel", rückseitig von Hand markiert "10.". Zwei Bögen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung] [27]; [?] = fraglich; Leseabsätze eingefügt:
Salzburg 1. Juli 1871. // Mein Freund! // Ich danke Ihnen herzlich für Ihren lieben Brief. Beifolgende Karte giebt Ihnen die gewünschte Auskunft, die Schreibweise meines Zunamens und die Hausnummer betreffend. Das Wort von der Pedanterie nehme ich aber nicht zurück, und wer wird denn allfällige Correcturen mit so kritischem Auge betrachten? Oh! Oh! – darin aber haben Sie doch Recht, daß jener Gedanke mir nicht mehr so ganz fremd erscheint, ach, ich beschäftige ja mein armes Hirn täglich mindestens zwölf Stunden damit, und mißliebige Vorstellungen bin ich gewohnt, mir recht schnell aus dem Kopf zu jagen. - - - - So muß der Gedanke auch nicht zu der le[t]ztbenannten Sorte gehören. / Meinem Vater habe ich noch Nichts mitgetheilt, da ich überhaupt so wenig als möglich [klein darüber:] d.h. gar nicht zu Anderen, als denen, die bereits davon wißen von der ganzen Angelegenheit spreche. Ich möchte es überdieß gerne Ihnen selbst überlaßen, meinen Vater von den zwischen uns angebahnten Beziehungen in Kenntniß zu setzen, doch bitte ich Sie, damit noch zu warten, bis es Ihnen möglich ist, Ihr nächstes Hieherkommen zu bestimmen. // Ich hoffe, es wird wo[h]l nicht allzu lange dauern, bis wir mündlich miteinander werden verkehren können, nicht wahr. In Ihrem 1. Briefe sprechen Sie von einer 2 monatlichen Abwesenheit, und heute sind bereits 4 Wochen seit dem mir so wichtigen 3. Juni verstrichen. Wenn also Ihre Ankunft hier annähernd zu bestimmen sein wird, wenden Sie sich selbst an meinen Vater, nämlich wenn Sie mich bis dorthin noch lieb haben. Good night. /
Sonntag früh. // Noch eins, ich bitte Sie, besagten Brief an meinen Vater durch meine Hände gehen zu laßen, ich möchte gern selbst denselben an seine Adresse befördern. // Was ich letzthin [!] über Maria sprach, scheint Ihnen etwas zu scharf ausgedrückt, nicht wahr? Daß ich sie Hr. Wahl nenne, ist übrigens kein Ausdruck des Fremdseins, sondern ein Ding der Gewohnheit, Marie wird sowo[h]l von Lida als auch von ihrer eigenen Familie häufig mit dem Zunamen bezeichnet, so gut wie Fr Stiebitz meist Frau Rosa heißt. // Ich bin auch gewiß nicht böse über Marie, ich sagte ja neulich schon, daß unsere Denkweise sehr verschieden sei. Dies zeigt sich unter Anderm darin, daß M. zu mir von mangeldem Vertrauen u. s. f. sprach, während ich im ähnlichen Falle sicher mit keinem Worte eine Mittheilung zu veranlaßen gesucht hätte, wenn mir nicht freiwillig dieselbe geworden wäre. / Ich muß für jetzt wieder schließen, um rechtzeitig ins Hochamt zu kommen. Hoffentlich werde ich den Brief doch noch vor 2 Uhr bestellen können. // Es ist leider die dritte Nachmittagsstunde herangekommen, ehe ich weiter schreiben konnte, doch hoffe ich, daß Sie diese Zeilen doch bis morgen Nachmittag noch bekommen. Bitte bemerken Sie es in Ihrem nächsten Briefe, ob dem so ist. // Sie sagen, daß es Ihnen zur Gewohnheit wurde, die Abende außer dem Hause zuzubringen. Ich finde es sehr natürlich daß nach des Tages Arbeit ein Paar Stunden heiterer Geselligkeit eine Art Bedürfniß sind und bin weit entfernt, es als einen Fehler zu betrachten, wenn Sie manche Abendstunde im Kreise Ihrer Freunde und Standesgenossen zubringen. Ich würde auch nicht so selbstsüchtig sein, jede Ihrer freien Stunden für mich in Anspruch nehmen zu wollen, und Sie von dem gewohnten Umgange zurück zu halten. Aber vielleicht würde es mir gelingen, zuweilen // [zweiter Bogen:] vielleicht oft, das eigene Heim auch als wünschenwerthen Ruhepunkt erscheinen zu laßen. //
Es wäre wohl recht schön, die freien Stunden mit verschiedenen angenehmen Studien /: ich meine damit keine allzu strengen :/ auszufüllen, und Sie sollten in mir gewiß auch eine dankbare Schülerin finden, wo[h]l auch nicht ganz ungelehrig, jedenfalls aber mit einer respektablen Menge an Lücken in den verschiedenen Fächern der sogenannten höheren Ausbildung ausgestattet. // Wissen Sie noch, ich sprach bei Ihrem Besuche am 1. Juni davon, wie viele nützliche und wißenswerthe Dinge nur ganz mangelhaft zu meiner Kenntniß gelangten, vor Allem habe ich meine wirkliche große Schwäche in Geschichte und Geographie bes[s]ern müßen. Der 1. Juni bringt mich dazu auf Ihre Bemerkung über das Weinen zu erwidern. Es ist ganz richtig, daß ein leichter Thränenschauer, bei mir nicht allzu schwer / hervorzurufen ist. Daß mir damals eine Thräne ins Auge kam, hatte wo[h]l seinen Hauptgrund darin, daß ich an jenem Tage, meinem Geburtstag, ohnehin in etwas trüber Stimmung war und noch dazu hatte leider zwischen Großmutter und mir eine ziemlich gewagte Auseinandersetzung stattgefunden, und zittere die Erregung noch innerlich nach. Ja, wenn ich nur etwas mehr Sanftmut und Geduld besäße! Sie sagen, daß Sie nie an mir größere Heftigkeit wahrnehmen, gebe der liebe Himmel, daß Sie auch nie diese häßliche Wahrnehmung machen. Ich suche mir nach Kräften mehr Selbstbeherrschung zu erringen. Oft ist es wirklich nur nervöse Stimmung die mich weinen macht, ohne daß ich selbst einen rechten Grund angeben könnte. Wenn es aber gilt, kann ich auch muthig und ruhig sein, fürchten Sie daher nicht, fortwährend Thränenfluten bei mir eindämmen zu müßen, selbst wenn irgend ein Ungemach dazu Anlaß gäbe. / Im Ganzen geht doch ein heiterer lebenslustiger Zug durch mein Wesen, ich betrachte gerne das Leben von seiner [darübergeschrieben:] schönen heiteren Seite, und ertrage unendlich leichter ein heftiges, rasches Wort der Rüge, als länger andauernde stumme Unzufriedenheit von Seite derer die mich umgeben.
An Emmas Namensfest wo es beiläufig bemerkt, entsetzlich regnete, war Mama Zeller so gütig, uns d. h. Lida u. mich sammt den Zithern /: auf Emmas Wunsch :/ sowie Luise u. Ludwig Schumacher mittelß eigenem Wagen hinaus zu befördern. Wir brachten den Nachmittag draußen bei gehei[t][28]ztem Ofen im Sale [?] zu, Lida[29] und ich spielten ein paar Stücke dann kamen die unvermeidlichen Errathspiele an denen auch Ludwig Z. u. Dr. Hanisch theilnahmen. Zu einem gemüthlichen Plaudern kam es der Schumacher Kinder wegen nicht, ich hätte es den Spielen eigentlich vorgezogen. / Im Briefe desseleben Nachmittags sprach zum [unterstrichen:] Ersten Mal Ihre verehrte Mutter mit meiner Großmutter über Sie u. mich. Doch davon wird Ihnen Ihre Mutter wo[h]l selbst berichten. Ich schließe jetzt da wir ausgehen in die Schwimmschule und da ich fürchte es könnte der Brief zu spat fortkommen. // Leben Sie recht wo[h]l und behalten Sie lieb // Ihre Fanni. // Vielleicht kann schon Ihr nächster Brief von Ihrem Kommen benachrichtigen O Weh der Postwagen fahrt vorüber. Großmutter grüßt herzlich. Vergeßen Sie nicht mir die Zeit zu nennen wann Sie dieses Geschreibsel kriegen.
Brief vom 2. [und 4.] Juli 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, "englischer" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 2/7 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Nun wird es in 10 Tagen gerade ein Monath, seit ich deinen letzten Brief erhalten habe, ich bin gewiß nicht böse darüber, weil ich weiß das die Corespondenz mit der F [Fanni, Anm.] sehr eifrig ist, so wirst du wenig Zeit finden, aber ganz vergeßen hoffe ich wirst du die Mutter doch nicht darüber. Die Frau von Sattler geht heute nach Wien – zu ihren Gemahl und wird vieleicht 10 bis 14 Tage dort bleiben vieleicht kömmst du in der Zeit nach Wien sie würde es sehr freuen dich zu sehen. Ich schücke dir, ihre Atresse, dammit du sie zu finden weist. [oben auf dem Kopf:] Otto und Louise grüßen dich recht herzlich. / Hier hat nicht ein Mensch eine Ahnung bezüglich der F ich bin sehr froh, ich habe neulich mit der alten Fani [ Franziska Kobler, Anm.] zimlich lange gesprochen und auß eben diesen gesprech glaube ich, Hofnung schöpfen, zu dürfen, das sich die Sache machen wird, unter andren sagte sie auch, daß sie der Fani eine Zulage geben wird, und sterbe ich sagte sie, so bekömmt sie so alles, ich habe schon alles Testammentarisch gemacht. Sie war sehr lieb und freundlich, Ich sage dieß nur dir, schreibe aber der Jungen Fani gar nichts davon, den es wird der alten F gewiß lieber sein ich bitte dich recht sehr, den wir könten vieleicht dadurch die ganze Sache / verderben. – Ich weiß nicht soll ich die 2 paar Seckl noch anstrücken welche ich hier habe, und dir schücken, oder bestehst du mit denen welche du dort hast. Schreibe es mir im nächsten Brief, sonst strüke ich fleißig an den neuen, und werde ich dieser Tage mit den 18t[en] paar fertig. Nun fange ich wider neun Zweierrei[h]en [?] an damit wir mit denen Seckl zu recht kommen. Neues weiß ich gar nichts, als das Otto seit Feyertag in Hittau, und Werfen ist, in Gescheft ist, und Morgen Abends wider kömmt. Heute den 4 t[en] kome ich erst dazu diesen Brief zu vollenden. Otto kamm erst gestern Früh nachhauße, es geht ihm gut, er hat aber so viel zu thun eben in dieser Angelegenheit, das er dich nebst herzlichen Gruß bitten läßt / einige Tage ihm zuzuwarten bis er dir, deine lieben Briefe Beantworten kann. Ich danke dir recht herzlich für den endlich heute erhaltenen Brief es freute mich sehr wen du deine Wünsche wirst analisirt haben, ich denke schon du hast eine gute Wahl getrofffen, wenigstens ist es ein gescheides – heußliches und dabey nicht ein so putzsichtiges Mädchen, auch ist sie nicht durch viele Unterhaltungen verwöhnt. der liebe Gott, gebe seinen Segen dazu. Die Fani Kopler [! Kobler, Anm.] sagte auch damals das du in 2 Monathen kömmst um dir das Jawort zu hollen. also denke ich wirst du bis Ende August kommen vieleicht wieder mit einen Vergnügungszug. Lebe recht wohl mein lieber Franz sey inigst gegrüßt und geküßt von deiner treuen Mutter Spä[n]gl[er]
Brief vom 8. Juli 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, "englischer" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 8/7 [18]71. Mein liebster theurster Franz! Ich habe dir zwar schon einen Theil des gespreches zwischen F (Fanni; Franziska Kobler) Seiner [?] und mir geschrieben, doch da sich die Junge F [ Franziska Schlegel, Anm.] darauf beruft ich werde dir alles schreiben so will ich es auch thun. Die Fan[y] sagte au[c]h zu mir das du dir das jawort selbst hollen wirst und bey ihr und Paten nun der F anhalten mußt. Lieber Verlobungskarten sagte sie, lassen wir keine druken und außtheilen, ich sagte dan, o gewiß nicht – so mit weißt du nun, so viel, als das man die Sache, für so viel. [die letzten 3 Wörter gestrichen] als richtig ansehen kann. Meinen letzten Brief wirst du / [Satz nicht zu Ende geführt, Anm.] Ich denke halt du wirst mit den Vergnügungszug im August so um Maria Himmelfart kommen. Und dort dan alles sogleich in Ordnung bringen damit der Brautstand nicht zu lange dauert. Ich denke die Fani wird viel von ihrer Mutter haben weil diese ihre Sachen beynahe nicht benützte. Wen du hirher kömmst so bitte ich dich auch ein Hemt welches dir sehr gut langt und eine gatin [?] Hosen mit zu bringen damit wir ein gutes Muster haben, wen ich neue muß machen lassen. Ich strücke sehr fleißig, den ich muß noch 18 Paar Strücken. Dan mochte ich doch was möglich ist auch Hosen Bettzeug und dergleichen zu Hauße machen damit es dich nicht gar so viel / kostet. Otto hate für mich zum Monathgeld um 6 fl [Gulden, Anm.] zu wenig weil die Termine nicht auß gezahlt wurden. Wen du ein geld hast so darfst du schon eines schücken, weil ich bald wieder einen Zwirnn kaufen muß. Otto läßt dich herzlich grüßen, er wird dieser Tage schreiben, aber weil sich schon die F auf mich berufen so wollte ich nicht warten. Lebe recht wohl mein inigstgeliebter Franz es bethet viel für dich deine dich herzlich liebende Mutter Antoine [!] Spángler
Brief vom 25. und 26. Juli 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
Brief von Franziska Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Umschlag, rechts aufgerissen [mit offenbar später abgerissener Marke]; kleines roten Siegel "A S"; Umschlagklappe mit undeutlichem Papierdruckstempel; ein Poststempel "Mödling 27 […]"; "Herrn Herrn // Doctor [unterstrichen:] Franz Spaengler // k. k. Gerichtsadjunkt // in // [unterstrichen:] Mödling // bei [unterstrichen:] Wien", oben ergänzt von Franz Spängler "XII […] beantwortet […]". Drei Bögen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich; XX = schwer lesbar; Leseabsätze eingefügt:
Salzburg 25. Juli 1871. // Mein Freund! // Ich danke Ihnen bestens für Ihren lieben Brief, für Ihre mir so interessanten Mittheilungen in demselben, die mir ja immer mehr zeigen, welch schönes Vertrauen Sie mir schenken. Soll ich Sie noch versichern, daß ich mich dessen herzlich erfreue? Dießesmal hoffe ich, hinreichend Zeit für meinen Brief zu haben. // Zinglers sind seit Sonntag früh fort. Samstag waren wir in Leopoldskron, Fr. Z. hatte noch nie eine Schwimmschule gesehen, und erschrack förmlich, als sie die Mädchen so ins Wasser springen sah. Viel Spaß machte es unsern Freunden, daß Lida und ich, ohne Hilfe eines Schiffes abwechselnd ruderten. Herr Z. versuchte auch zu rudern, und merkte, daß dieß nicht so ganz leicht sei, von da an stieg seine Bewunderung unserer Kunstfertigkeit bedeutend. // Es ist übrigens gut daß Z. wieder fort sind, sie waren auf bestem Wege mich gänzlich zu verderben, so / gütig war ihre Beurtheilung meines Thuns und meiner Umgangsweise. Fr: Z. besonders fand immer wieder Lobenswerthes an mir, ich mußte sogar erzählen, auf welche Weise meine Jahrstunden geleitet worden waren. Sie sehen, ich bin je[t]zt schon ganz eitel geworden.
Die Seekirchner Parthie [Ausflug, Anm.] ist Gott sei Dank, auch glücklich überstanden. Es war eigentlich gar nicht so übel. Durch Zufall trafen wir mit Fr: Kolb, deren Tochter auch mit Sch. u Lida zur Sommerfrische draußen ist, zusammen, bei dieser war Frl: Marie Tomaselli dann kam noch Fr. Bauernfeind u. Tochter dazu; so daß wir einschließlich der Fr. Sih. ZXX u. Frl. Kolb so wie der alten Fr. Laschensky eine Gesellschaft von 10 Pers. bildeten. Ich behaupte nicht, daß ich keine lustigeren Ausflüge gemacht habe, aber ich bekenne daß ich mich schon recht oft mehr gelangweilt habe als dießmal. // Der Segen der Arbeit zeigte sich im kleinen. Dank meiner alten Gewohnheit, hatte ich eine Handarbeit mit, deren Ausführung mich gerade interessierte und diese / beschäftigte mich einen guten Theil der Zeit, dabei ist von dem Hause ein wirklich überraschend schöner Blick auf unsere Berge, und war Sonntags ein prachtvoller Tag. Leider entlud sich Nachmittags ein tüchtiges Wetter mit heftigem Regenguß, allein wir kamen ganz gut durch. //
Was Sie über den Kreris meines Umganges [klein darüber:] Zeller u Plachetka nicht eingerechnet sagen, ist ganz richtig. Ich möchte durchaus nicht sagen, daß ich nicht einigen, ja den meisten Gliedern desselben gut bin, reicht für mich das Bekanntsein mit denselben doch bis in meine frühesten Erinnerungen zurück, aber geistige Anregung ist in dieser Gesellschaft schon manchmal verzweifelt gering. Gar so oft dreht sich die Conversation um die alltäglichen Dinge oder um längst verschollene Familiengeschichten, deren Vergeßenheit zum großen Theil wahrlich kein Schade wäre. Wenn man dann nur denken könnte, was man wollte, aber manchmal sitze ich so da und laße das Gespräch so über mich ergehen. / Für heute gute Nacht, Schlafen Sie wo[h]l! //
Von dem Jahr 1856 bis 1862 war eine Verwandte meiner Großmutter, Betti[30], bei uns, die sich sehr viel mit mir beschäftigte und mir Allerlei von Handarbeiten lehrte, ohne es aber dahin zu bringen, daß ich mit einiger Ausdauer gearbeitet hätte. Sie hat mir auch viele Stunden lang vorgelesen, von den Schmid’schen Erzählungen, Z. B. Ostereier, bis zu größeren Novellen z. B. die Töchter des Präsidenten von Bremer[31]. Ihr danke ich viel, daß ich bald selbst Interesse am Lesen fand. // Mein Vater und meine Großmutter sorgten dafür, daß ich belehrende und paßende Lektüre fand. Jedes Weihnachtsfest brachte mir einen Beitrag zu meinem kleinen Bücherschatze. // Mit 14 Jahren wurde ich in die unvermeidliche Nähschule geschickt, zu Frl: Maria Metzger. Gegen diese hatte ich von dem ersten Mal wo ich sie sah, eine unüberwindliche Abneigung. Sie war das erste Wesen, gegen welches ich eine bewußte Antipathie empfand, die trotz aller Güte ihrerseits bis zu le[t]zten Nähstunde dauerte. / [zweiter Bogen:] Daß ihr Unterricht dadurch nicht viel fruchtete, ist begreiflich. Obwo[h]l ich die Nähstunde ziemlich lange besuchte, lieferte ich doch sehr wenig, denn ich saß manche Stunde dort, ohne die Nadel zu rühren.
Ungleich unterhaltender war mir die französische Conversationsstunde bei Frl Griset. Nur gehörte ich dort anfangs zu den Jüngsten und war mir im Fasching das ewige Sprechen von den Bällen zuwider. Ich hatte nie getanzt bis zum Anfang mein 18. Jahres, daher ich auch keinen Sinn dafür hatte. Im Sommer 1862 u 1863 brachten wir jedesmal einige Wochen in Adelholzen zu, wo mir Frau Lustigrath in Daumer [?] aus Stuttgart meine ganze Sympathie gewann, so daß ich förmlich für sie schwärmte. Die Arme ist, nachdem sie erblindet war, gestorben. Sie war schon damals sehr augenleidend. // Im Winter 1863 auf 1864 kam auf den Wunsch meines Vaters Professor Hefele manchmal zu uns, der mir, ohne mir einen regelmäßigen Unterricht zu ertheilen manchmal etwas vorlas oder Bücher brachte. Auch einige Aufsätze ließ er mich schreiben. / Einen eigenthümlichen Abschnitt in meinem Leben bildete ein 4 wöchentlicher Aufenthalt in Unken im August 1864. // Wir waren dort gleichzeitig mit Hr. v. Schlögelhofer u. Ida, Professor Hefele Pr: Steyer Pr: Bargezi [?] u. Professor Füter [?] sammt Schwester aus Wien. // Dort war es zum ersten mal, daß ich mich als junge Dame zu fühlen begann. Ich war ziemlich das einzige junge Mädchen, Ida war, obgleich älter, noch viel kindischer als ich. So wurde mir dort ziemlich viel Aufmerksamkeit zu theil. //
Eines Abends, es hatte schon mehrere Tage geregnet, wurden zum Spaße der ganzen Gesellschaft Rollen wie zu einem Theater ausgetheilt, und Pr. Hefele sagte er würde ein Stück schreiben. Die Stimmenmehrzahl entschied, daß ich, die in dem Stücke vorkommende Braut u. Pr. Bargezi der Bräutigam sein solle. Von da an wurden wir oft scherzhaft das Brautpaar genannt, und beschäftigte sich der Obengenannte mehr mit mir. Es ist eine bekannte Sache daß ein 16 jähriges Mädchen den Ersten, / der ihr einige Aufmerksamkeit erweist, nicht leicht ganz gleichgültig betrachtet. – So kam es, daß ich mich etwas für Pr. B. interessi[e]rte. Wir machten von Unken aus eine Reise nach Tirol, bestiegen die hohe Salwe [Salve] und besuchten den Achensee alles in Begleitung der Pr. Hefele u Bargezi. Auch in Salzburg kam Pr. B. manchmal zu uns und ich konnte ihn gut leiden. Daß keine eigentliche Neigung vorhanden war, beweist, daß, als beim Cotillon auf den 2. Schiffkränzchen 1866 P. B. etwas, ich weiß nicht mehr in welcher Art von Neigung u. s. f. sprach, ich ziemlich kühl erwiederte, so etwas müße man nicht im Ballsale besprechen, und später, dieß war nach Ostern geschehen, nämlich im Sommer als ich hörte P. B. bewerbe sich um die Dörfer Dini, wo[h]l mein Stolz verle[t]zt war, aber ich durchaus keine Kränkung spürte. Ob er sich damals für mich etwas interessierte, weiß ich nicht. //
Ich hatte dafür viel vom Geklatsche der lieben Salzburger zu leiden, die mich bald die Braut der P. Hefele, bald des Pr. B. und / endlich auch die Braut des Carl Laschensky nannten. Letzterer war damals oft zu uns gekommen, weil er für die Großmutter[32] allerlei besorgte. Wir hatten nämlich im Frühjahr 1864 die schreckliche Nachricht bekommen, daß die arme Betti[33] die damals bei ihrem Bruder im Harrachsthal[34] war, närrisch geworden sei. Großmutter ließ sie hieher ins Irrenhaus bringen und in dieser Angelegenheit war Herr Laschensky damals öfters zu uns gekommen. // Auch je[t]zt noch komme ich manchmal mit C. L. in Berührung, wenn seine Mutter mit uns spazieren geht, kommt er gewöhnlich später nach. Auch trafen wir ihn oft auf dem Eise. Von Hofmachen war nie eine Spur. [klein eingefügt:] Doch unterhalte ich mich ganz gut mit ihm. // Im Winter 1865 auf 1866 lernte ich endlich tanzen, und besuchte den ersten Ball. Sie wißen wo[h]l selbst recht gut, wie wenig ich auf Bällen beachtet wurde, und wie ich schon einmal schrieb, wurde dadurch manchmal meine Eigenliebe gekränkt, ich selbst aber stiller und befangener als sonst meine Art ist. /
[dritter Bogen:] Am 1. April 1865 hatte ich die erste englische Stunde bei Herrn Sokol. Ich se[t]zte das Erlernen dieser Sprache, jedoch mit Unterbrechungen von 3 u. 4 Monaten fort bis zum September 1869, und lernte aber genug, um englische Bücher der Hauptsache nach zu verstehen. Ich möchte sehr gerne eine Conversationsstunde bei einer Engländerin, um geläufiger sprechen zu lernen. // Bei Herrn Schnaubelt, später bei Frl: Ott machte ich vergebliche Singversuche, bis ich mich endlich zu meinem großen Leid von dem Mangel an Talent hiefür überzeugte. Ich weiß nicht, warum mich Großmutter durchaus nicht zeichnen lernen ließ. Öfters sprach ich den Wunsch aus, dieß zu lernen, aber immer umsonst. // Im Jahr 1867 wurde die Reise nach Marienbad unternommen. Ich hatte mich ungeheuer darauf gefreut, und doch sollte ich gerade dort durch die Krankheit der armen Mama Zeller eine ziemlich ernste Schule kennen lernen. Mir bleibt der Aufenthalt in Marienbad unvergeßlich. / So traurig dieser Aufenthalt war, so genußreich wurde die Heimreise, nur die Angst um Fr. v. Zeller, die ich todkrank in Marienbad wußte, beeinträchtigte das Vergnügen, das ich auf dieser Tour hatte. //
Wir reisten damals von Marienbad nach Karlsbad, Teplitz, Dresden, nach Leitmeritz wo ich die Mutter meines Vaters die sog: Böhmische Großmutter kennen lernte, die noch dort lebt jetzt im 88. Jahre. Gott erhalte sie! Von da ging es nach Prag und über Wien, wo wir uns 5 Tage aufhielten, heim. // Zu Ende des Jahres 1867 bekam ich meine liebe Nähmaschine und vom 1. Februar bis zu Ende Mai 1868 lernte ich Kleider nähen. Von da an begann ich erst wirklich mit dem Wunsche etwas zu leisten, zu arbeiten. Wie schon erwähnt lernte ich namentlich im Verfertigen der Kleider sehr viel von Lida. Im Herbste 1868 machten wir die Reise in die Schweiz, wo uns mein Vater begleitete. 1869 brachte die Reise nach Venedig. Im Winter 1869 bekam meine arme / Großmutter das böse Leiden an der Hand, das so viele Monate /: November 1869 bis Juli 1870 :/ dauerte. Ich kann mal sagen, das war auch für mich eine Leidenszeit. // Der vorjährige Landaufenthalt im Weinbründl[35] war mir einerseits eine Erholung und Erheiterung, durch den täglichen Verkehr mit der Familie Zeller doppelt verschönt, und doch gab es gerade im Sommer 1870 so manche Stunde, wo ich tief verstimmt war. Sie wißen ja wo[h]l, warum. – Ich sah, daß sich jener Traum nicht realisire und fand bald genug Stolz in mir, der Verstimmung nicht nachzugeben, sondern mich ruhig und heiter zu zeigen bis ich mich auch wirklich innerlich beruhigte, und die Bälle des le[t]zten Carnevals wirklich heiter und unbefangen mitmachte. Es war eine Zeit völliger Ruhe herangekommen. Wer diese Ruhe dann wenige Tage nach meinen vollendeten 23 Jahren [1. Juni, Anm.] recht gründlich erschütterte, dürfte Ihnen nicht ganz unbekannt geblieben sein. – – – /
Hiermit schließe ich meine Mittheilungen. Ich denke, meine weiteren Erlebnisse werden Ihnen schon bekannt werden. Sollte ich einiges nicht richtig erzählt oder übergangen haben so geschah dieß ohne es zu wollen. Wenn ich mein Geschreibsel überlese, drängt sich mir der Gedanke auf, um wie viel mehr Ordnung in Ihrer Erzählung ist, und wie sehr ich auf Ihre Nachsicht und Geduld rechnen muß, indem ich Ihnen in diesen Blättern so schmucklos über mein bisheriges Leben schrieb. Sollten Sie sich zu irgend einer Frage veranlaßt sehen, so werde ich unverhohlen und wahr antworten. // Ich denke hinsichtlich des Umfanges das Versäumte nachgeholt zu haben, ob Sie der Inhalt befriedigt weiß ich nicht. Ich schließe endlich indem ich Großmutters Gruß entrichte, wann werde ich sagen können auf baldig Wiedersehn. // Leben Sie immer recht wo[h]l und haben Sie ein wenig lieb, // Ihre aufrichtige // Fanni Sch.
Brief vom 27. Juli 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 27/7 [18]71. Mein liebster theuerster Franz! Dein letzter Brief welchen ich vorgestern erhielt hat mich nicht befriediget; du hast ja kein Wort geschrieben, über alles was ich dir bezüglich der F (Fanni Franziska Schlegel) mitgetheilt habe; und überhaupt war es keine Antwort auf meinen Brief – – Ich habe seither wider mit der Senior F [ Franziska "Fanny" Kobler, Anm.] gesprochen wo sie fürs erste sagte das sie glaube sie werde der F [der Enkelin, Anm.] eine Zulage geben für dermalen, nach meinen Tod sagte sie bekömt sie ja ohnehin das Kapital von mir außer einigen Legaten. dan sagte ich, das du, als du hier warst sagtest du wünschest, das die Vermählung / nicht zu lange hinauß geschoben wird, wen einmal sonst alles in Ordnung ist, dann sagte die F mir ist es auch ganz recht, da muß er halt dan gleich um eine Wohnung umsuchen dan gehe ich halt mit F hinunter [nach Wien, Anm.] und richten alles ein, die Möbb [Möbel, Anm.] kaufe ich unten 3 Betten bekömmt die F und eines bekömmst du, die F bekömmt größten theil alles von der Mutter[36] auch an Leibwasch es wurde alles für sie auf behalten. Die F sagte son[s]t [?] muß die F also etwas früher oder später bleibt sich gleich. Ich sagte ihr daß du auf 1400 fl [Gulden, Anm.] kämmst dan sagte sie na ja und was die F bekömmt, könen sie schon leben. Wen du nicht abkomen kannst so wirst du doch müßen schriftlich anhalten, sonst geht die ganze Sache ins weite hinauß.
Nun habe ich dir viel geschrieben. / jetzt von etwas andern. fü[r]s erste, darf ich der Louise dieses Blaue Matrosen Joperl oder eigentlich Bluse geben, für den kleinen Otto, sie möchte ihm gerne ein Kleidl davon machen lassen, ich glaube es ist auch beßer wen es in Verwendung kömmt – sonst kommen noch mehr die Schaben darüber. Otto [ Otto Spängler, Anm.] läßt dir sagen wen es möglich ist, so solst du die Schreiberey die Ham[m]erau [ Stahlwerk Annahütte, Anm.] , mit der Leopoldine ihren Papieren schüken, welche wie wir hoffen bald kommen werden. Herr Kalhofer ist heute hier er läßt dich recht schon grüßen und dir sagen das er am Sammstag nach Hofgastein abreißt, wo er als hülfsküster hinkömmt. er geht nicht sehr gerne. Vorgestern wurde der Verwalter von Versatzhauß in die Fronfeste eingespert, er hat die Bauanstalt bey 4000 fl [Gulden, Anm.] / betrogen, ein Kontolan [Kontrolleur? Anm.] welcher erst ein ½ Jahr hier ist hat ihn gelangt. Es ist dies wider ein Schaden für die gemeinde. Die neue Bahn nach Hallein ist sehr besucht es fahren oft 1000 in einen Tag hin und zurück. Lebe recht wohl mein lieber Franz schreibe mir recht bald und doch einiges bezüglich der Fani. Wir sind alle wohl Otto der kleine ist sehr lieb, auch die Paula. Der Direktor Hommer [?] ist zum Sterben krank. Heute ist die Vermählung der Maria Hielebrad [?] im Domm um 11 Uhr auf den Hochaltar geweßen wegen den Singacketanien [?]. Es [gestrichen, Anm.] Der Leonardi soll durchgegangen sein, sie ist hier. Es küßt dich mit aller Liebe deine treue Mutter Spángler. [erste Seite auf dem Kopf:] Otto und Louise grüßen dich recht herzlich // Leopoldine ist seit einigen Tagen Unwohl sie liegt im Bett.
Brief vom 6. August 1871[4] von der Mutter Antonia Lürzer von Zechenthal an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg", und beigelegtes Blatt; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 6/8 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Ich beeile mich dir den XX [klecksig: Betrag] des geldes anzuzeugen und danke auch herzlich für deinen lieben Brief, der freute mich ungemein. Ich sah diese Woche 2 mal die beyden F [Fanny Kobler und Enkelin, Anm.] doch war es mir [un]möglich auch nur ein Wort zu sprechen weil es immer unter den Leuten war, nur so viel kann ich sagen das ich besonders die Junge F sehr gut außsehen finde – sehr heiter und ich möchte sagen stärker, mir kömmt vor als wen sie diese geschichte mehr belebt – machen würde. Sie grüßten beide sehr freundlich, ich ging meine Wegen, damit ja niemand etwas auffählt. Einestheil bin ich froh wen die Sache [Verlobung] einmal in Ordnung kömmt, das ich doch / als künftige Schwigermutter ihn[en] meine Liebe bezeugen kann, dermalen kann ich gar nichts thun als sie gleich dir segnen und in mein frohes [?] gebeth einschließen. Ich hoffe du hast eine recht gute Wahl getroffen sie ist immer sehr nett angezogen aber bescheiden dabey alles überflißige läßt sie weg, was ich den lieben Gott recht danken möchte. Wie ist es den. Hast du Hoffnung auf Maria Himelfahrt kommen zu können? Gesprochen habe ich seither mit keinen, ich ging ihnen Oft zu gefahlen aber ich konnte keine, ohne um zu sprechen. Ich habe den Otto noch 12 fl [Gulden, Anm.] gegeben damit das zu fehlende zu 120 fl für die Sparkassa konnte bezahlt werden, weil mir sehr daran liegt, das vor der Hochzeit noch alles bezahlt wird. Man thut sich dann viel leichter wen man frey dasteht. Wen du nach Wien kömmst[37] würdest du die 100 fl für Verlosung auch / wider anulieren – vieleicht würde sich in Wien selbst ein neben verdienst finden, 2000 wirst du in Wien schon brauchen weil dort alles so theuer ist. Commissionen fallen auch alle weg, es ist dies alles recht wohl zu bedenken. Schneller vorwerts kannst du wohl vieleicht kommen wen du in der Stadt selbst bist. Der liebe gott wird es lenken wie es sein soll. Ich habe der Louise das Matrosen hemt gegeben, ich habe zuerst noch das andere Blaue angesprochen, habe aber gefunden, das sich gar nichts darauß machen läßt, so viele Nathen [Nähte, Anm.] hat es. Das hätte sie gewiß gar nicht genohmen. Sie läßt dir recht herzlich danken. Der kleine Otto trägt schon einige Tage ein braunes Papir in seinen Sack herum mit den[38] Bedeuten, da habe ich einen Brief geschrieben, für den Onkel Franz in Mödling. /
Wen du nach Wien kommen würdest so dürfte sich deine Vermählung schon etwas weiter hinauß ziehen den in Wien wird es auch nicht so leicht sein sogleich eine passende Wohnung zu finden, besonders eine wo keine ungeziefer zu finden sind welche dann die neuen Möbel beherbergen würden was schrecklich ist. Die großmutter [ Fanny Kobler, Anm.] hat nichts gesagt wie viel sie geben würde, aber ich denke gewiß 500 fl [Gulden] Sie soll sehr viel geld haben, und sie leben sehr einfach, die Zeller wird nicht ein Wort mit der F darüber sprechen, wie mir die alte F sagen wollte wen sie einmal bey Zeller wegen deiner aufziehen [?] so sagte sie ganz ernst, wen jemand davon etwas sage, so ist es gewiß nichts, also sagen sie seither kein Wort davon. Ich gehe in meinen wollen so oft zu Zeller kamm aber noch nie dazu, vieleicht gelingt es mir diese Woche. Ich strüke recht fleißig an denen Sekeln für dich ich habe nun das 25 te Paar fertig.
[beiliegendes Blatt:] Die Fany soll 50000 fl [Gulden, Anm.] für das Hauß allein bekommen haben, und wird dieses nicht allein gehabt haben. Ich denke sie wird so viel hergeben das Ihr ordentlich leben köntet, den sie war mit demm was du hast, sehr zufrieden. Sattler Anton ist noch nicht hier Hubert war bey mir der ist mager wie man es nur sein kann und lebt wie es scheint ganz seinen Studium. Otto grüßt dich recht herzlich und schückt hier die Rechnung. Die Hochzeit von der Betti Lanser ist bis Ocktober verschoben, weil er beim abrichten der Rekruten sein muß und daher keinen Urlaub bekömmt. Die Ida von Inspruck ist da und sieht sehr gut auß Leopoldine ist seid Dienstag ins Etschtahal [!] gereißt mit der kleinen Ida auf einige Wochen zur Erhollung. Lebe recht wohl mit inniger Liebe deine treue Mutter Spángler. Alle Bekanten grüßen dich. /
Otto Spängler: Zahlen jeweils untereinander = //: 1 Coupon à 21 fl – Xr [Kreuzer] // 6 Coupons à 2.10 12.60 // Franz XX 99 // Cassarest 1.91 // Mutter leiht 12 // 146 fl 51 Xr [Abstand] Mutter Monatgeld 10 fl // Abzahlung an Otto 15 // Zinsen von 15/6 - 31/7 von 30 fl 19 // Abzahlung an der Sparkasse 120 // Prolongation des Restes 1.20 // Porto fürs Geld der Mutter XX 3 // 146 fl 42 Xr [Abstand] 146.51 // 146.42 // 9 Xr Rest.
Brief vom 20. August 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 20/8 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Im Geiste wöllte ich dir schon sehr oft schreiben, aber leider kamm ich so lange nicht dazu, jetzt ist es auch schon halb 10 Uhr Nachts, aber ich fürchte wen ich heute nicht begin[n]e so werde ich Morgen noch nicht fertig, da es Täglich etwas anderes giebt. Vor allen danke ich dir für deinen lieben Brief, welcher mich dehr freute. Wie sehr freue ich mich wen du anfangs September kommen wirst, und alles in Ordnung kömmt. Den zu mir kamm der Herr Prälat und sagte mir das du in einer shr wichtigen Angelegenheit Hirher reisen wirst, um deine Heurathsangelegenheit zu Ordnen, ich sagte dan das man dieses schon oft / sagte, ja sagte er der Franz hat es ihm selbst gesagt, der Reitlacher [?] ist auch hier dieser sagte es zu Otto und dieser sagte es hätte ihm der Kaserer in Wien gesagt du hättest dieses ihm selbst gesagt. Wie unangenehm ist dieses für uns, zu mir hat glücklicherweise noch niemand etwas gesagt, und wäre es so sage ich o sie haben ihm schon oft heurathen lassen, Ich denke bis Anfang September werden sie Zwey Dammen auch von ihrer Badreise wider zurück sein. Das ich nun einige Zeit eine lange unterredung mit der F Senior hatte, und dan auch am 10 August von der F [gestrichen] S schriftlich eingeladen wurde hinzugehen. Nachmittag was dan auch geschah, wo ich mich sehr gut unterhielt. Die beiden waren sehr lieb /
die Fani spielte mir auch auf der Zither sehr hübsch was mir sehr angenehm war, auch zeugten sie mir sehr viel von der Außstattung, von der Fani, sie muß sich nun alles ummerken, und vieles noch nachmachen. Ich habe gar nicht gewußt das der Boden Eigenthum ist, und auf den 4 te Stock die Wohnung ist wunderschön hergerichtet und für sie sehr groß.[39] Auch ist die alte Fani mit allen sehr reichlich versehen besonders Silber, ich denke schlecht wird sie es der Fani nicht gehen lassen. Was das Hinein Leben in die Wienerverhältniße betrieft ist mir bey der Fani nicht bange, hat sich eine XXüstel [?], und die Angermeyer, Guttenberg und dergleichen mehr hinein gefunden so wird / es bey Fani um so leichter sein, da sie doch in jeder Richtung hin, so gebildet ist. Das muß ich schon sagen ich habe sie schon sehr lieb gewonnen, und ich freue mich unendlich auf den Zeitpunkt wo ich sie ganz angeheidert [?] zu mir laden kann. die Marie Spángler freute deine Aufmerksamkeit recht sehr, sie läßt dir schönstens danken, Morgen kömmt Leopoldine und Carl von ihrer Reise zurück. Und am Mittwoch reisen die Schißtl mit der Koch von hier ab die beyden Dammen gehen dann von dort auf 3 bis 4 Wochen aufs Land zur erhollung für die Koch. Wegen den Geld ists schon recht ich, werde dieser Tage das geld schon bekommen. Lebe recht wohl es küßt dich mit inniger Liebe im Geist deine dich herzlich liebende Mutter Spángler [erste Seite auf dem Kopf:] Der kleine Otto schreibt schon wider einige Briefe an Dich. Neulich wollte er durchauß einen in den Briefkasten legen.
Brief vom 30. August 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 30/8 [18]71. Mein liebster theuerster Franz! Mit großer Freude laas ich deinen letzten Brief, den ich habe nun die Hoffnung dich recht bald bey uns zu sehen, was auch die höchste Zeit ist, denke dir Heute früh sagte Louise auf einmal zu mir, wan macht der Franz richtigkeit mit der Fani Schlög[el] [Schlegel, Anm.] die ganze Stadt sagt es, dann sagte ich ja er wird sie heurathen, es ist wahr, aber wen dich jemand darum angeht so bitte ich dich zu sagen, du weist nichts, weil wir nicht wollen das es unter die Leute kömmt, bevor sie bey den Paten angehalten haben. diese Heren müßen es so auß geschwätzt haben, den ich habe / geschwiegen wie eine Mauer. Wen nun auf den 1‘ September der neue Ad[j]unkt käme nach Mödling so köntest du vieleicht recht bald kommen was mich sehr freuen wird wir hatten nun den Mauerer [?] Hafner, damit alles recht nett ist wen die Braut und großmutter zu uns kommen, den bey ihnen ist alles sehr hübsch. Wie froh bin ich lieber Franz daß du in wenigen Monath so viel abgezahlt hast, so wirst du doch früher mit der Abzahlung fertig, den wen man einmal verheurathet ist, läßt sich nicht mehr so leicht abzahlen. Was Otto betrift schreibt er dir selbst über seine Angelegenheit. Was wegen der Fani betrift so habe ich es ihm schon bey den frühern Brief lesen lassen, er / hat es ganz gut geheißen, und freut sich wen er dich glücklich weiß. Lieber Franz so lange Briefe solst du der Fani doch nicht schreiben deine Augen, und deine Nerven werden gewiß darunter leiden – 24 Seiten hat gewiß noch kein Bräutigam seiner Braut geschrieben, da dürfte ja man gar nichts thun als lesen und Schreiben. Lieber Franz schone ja deine gesundheit, gieb sehr obacht dich nicht zu verkühlen kein schlechtes Wasser zu trinken ohne ein paar Tropfen BoinenanschanXXnz [?] darin zu geben wegen der Kollera, welche hie und da spuken soll, nehme ja fleißig einen Uberzieher mit. /
Ich bitte dich wen du hierher kömmst so nehme um eine dir recht gut passende Gatin [Partie?] mehr mit, damit wen ich einiges machen muß ich ein Mußter habe, vieleicht auch von denen Hemten Sattler Anton schückte die ganze Papire geschüchte durch die Post und Leopoldin[e] zahlte natürlich die 50 Xr [Kreuzer, Anm.] Porto. Ich bin gottlob gesund habe immer viel zu thun gehe aber auch öfter auß weil dieß zur gesundheit dient gestern war ich für den ganzen Tag in der Gnigl weil wider der Anton Spángler seine Frau sammt Kinder und 2 Mägden hier ist. Lebe recht wohl es küßt dich mit iniger Liebe im geiste deine treue Mutter Spángler.
Brief vom 30., 31. August und 1. September 1871 von Franz Spängler an Fanni Schlegel
Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Franziska Spängler mit Umschlag, aufgedruckte Marke 5 kr.; Umschlagklappe mit undeutlichem Prägedruck, kleines rotes Lacksiegel "F. Sp."; Poststempel "Mödling 1/9", rückseitig "Wien 1/9…" und "Bergen 2/9"; [unterstrichen:] "Fräulein Fanny Schlegel // im [unterstrichen:] Bade Adelholzen // in Baiern // Station Bergen". Drei Bögen, nummeriert; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich:
Meine liebe, liebe Fanny! // Zuerst muß ich Ihnen berichten, dß meine Erwartung, schon diesmal nach Wien verse[t]zt zu werden, sich nicht realisi[e]rte, doch sind wieder 2 gefährliche Concurrenten hinein verse[t]zt worden, u es dürfte daher ein nächstes Mal leichter gehen. Doch wird das voraussichtlich wieder einige Monate dauern, bis neuerdings einige Stellen zur Bese[t]zung kommen. Es heißt also sich gedulden; doch ist zu den schon früher einmal auseinandergesagten Gründen [klein darüber:] warum ich nach Wien strebe noch der gekommen, daß ich fürchte, dß das wirklich freundschaftl u. collegiale Verhältniß, welches zwischen uns, – den Bezirks-Richter eingerechnet – hier herrschte, durch den neuen Collegen einige Störungen erleiden dürfte. Er entschuldigt sich, sie mit solchen Mitteilungen zu langweilen. / Ausflüge mit seinem Frend Dr. Kaserer, abends in Neustift. / Er berichtet von seiner Lektüre ([Berthold] Auerbach). / Er erwartet ihren Brief. // 31. August Abends. Leider erhielt ich gestern nicht den gehofften Brief, sondern erst heute […]. Es tut ihm leid, dass sie auf einen Brief warten musste, er hat ihn Son[n]tag Mittags in Wien am Graben zur Post gegeben […]. Er freut sich über Ihre mich so ganz befriedigenden Anschauungen über das Verhältnis der Gatten zum Streben u. zur Thätigkeit des Mannes im öffentlichen Leben.
[zweiter Bogen:] Er lobt ihre Briefe nach Form und Inhalt, ihren Reisebericht und den Bericht vom Oberammergauer Passionsspiel. Er bittet um Vergebung für seine Ungeschicklichkeit am Faschingsdienstag 1869. / Er bittet sie, ihre Gedanken ganz offen zu schreiben. Gott gebe mir die Gunst, dß ich Ihre Hoffnungen, Ihr Vertrauen rechtfertige. / Sein Urlaub verzögert sich. Er hofft, da er wegen der neuen Aushilfe im September nicht fortkommen kann, im Oktober eine Woche Urlaub zu bekommen. / 1. Sept 1871 Morgens 6 ¼ Uhr. Er verbringt einen Abend bei der Familie Baron Buschmann, die er sehr schätzt. - [dritten Bogen:] […] / Grüße an Familie Zeller, / Bitte recht bald um einen Brief aus Adelholzen oder aus Salzburg. An die Großmutter Empfehlungen. Gott segne Sie, meine liebe gute Fanny. […] Ihr // Sie aufrichtig liebender // D[r] Spängler
Brief vom 4. September 1871 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Schlegel
Franz Spängler an Fanni Schlegel:
Mödling 4 Sept. 1871/ Meine liebe Fanny! Heute Morgens 8 ½ Uhr - früher als ich gehofft hatte - erhielt ich Ihren lieben Brief, u. ich fühle mich verpflichtet, Ihnen insbesondere zu danken, d[a]ß Sie die lezten Augenblike Ihres Aufenthaltes in Adelholzen noch der Correspondenz mit mir widmeten, u. dann in Salzburg angelangt, sobald dieselbe fortsezten. - Daß Sie glüklich heimgekommen sind, freute mich zu hören, doch hatte ich dieß ohnehin gehofft. Auch danke ich Ihnen für die Beantwortung meiner Fragen, u. bin doppelt befriedigt dß jenes Ereigniß vom Fasching Dienstag 1869 Ihnen wieder eine angeneme Erinnerung verursacht, noch irgend welche Folgen nach sich gezogen hat. - Was die junge Baronin Haan betrifft so hoffe ich, dß Sie sich seinerzeit selbst überzeugen werden, dß eine "Schwärmerei" für dieselbe bei mir dann doch nicht vorhanden ist, u. dß Sie keine Ursache zu einer Eifersucht haben werden/ Uebrigens neme ich die Versicherung, dß Sie zu dieser Leidenschaft keine Anlage in sich verspüren mit Vergnügen zur Kenntniß; u. ich kann nur den Wunsch u[nd] die Hoffnung aussprechen, dß dieß eine Kapitel nie, das nie im Ernst zwischen uns verhandelt werden möge. - Ich glaube auch, dß dieselbe wir im Stadium glüklichen Besize ganz fremd sein werde, wenn gleich ich nicht behaupten will, dß sie mir bisher ganz fremd geblieben sei; denn insbes. zu jener Zeit, wo ich, - sei es mit Recht od[er] Unrecht, - Karl Schmid von Lida für bevorzugt hielt, war sie in mir ziemlich rege. Doch das liegt nun als längst vergangen u. abgeschloßen hinter mir, u[nd] soll auch auf sich beruhen. - Heute haben wir die Landtagswal gehabt, u der von uns aufgestellte verfassungstreue Candidat ist hier sowol, als in den 3. andern Orten, die zu unserm Walbezirk gehören, mit großer Majorität gewält worden. Hiermit ist auch die Funktion des Walcomité zu Ende/ das glüklicher Weise ohnehin nicht gar viel zu thun hatte, u uns ist die Sache - was mir sehr angenem ist, so abgelaufen, dß ich nicht einmal in die Notwendigkeit kam, meiner Opposition gegen das jezige Ministerium öffentlichen Ausdruk zu geben. - Wenn ich noch etwas aus meinen hiesigen Verhältnißen heute bespreche/ so ist es das, dß die von mir ausgedrükte Befürchtung einer Störung des bisherigen collegialen Verhältnißes im Amte nicht dahin geht, dß der neue College sich unaufrichtig od falsch gegen uns benemen, od sich Verdrehungen, od Verhezungen schuldig machen werde/ sondern dahin, daß er nicht gerne arbeitet, u daher stets bemüht sein wird, so viel Arbeit als möglich von sich u auf uns hinüber zu wälzen. -
Denn das ist eine Eigenschaft so vieler junger Leute, besonders derer die in sehr günstigen Vermögensverhältnissen aufgewachsen sind, zu glauben, dß sie dies Arbeiten anderen überlassen können/ dß sie für eine regelmäßige od gar angestrengte Thätigkeit zu gut seien. - Ich bin Gottlob dafür erzogen u auch durch meine bisherigen Verhältniße dazu geführt worden, die ehrliche Arbeit u. eine regelmäßige ernste, möglichst auch für andere Nuzen bringende Thätigkeit als eine Hpt [Haupt-, Anm.] aufgabe des Menschen anzusehen, treu dem schönen Worte Schillers. - Arbeit ist des Bürgers Zierde/ Segen ist der Mühe Preis/ Ehrt den König seine Würde,/ Ehret uns der Hände Fleiß. - Darin finde ich jene echte Bürgertugend, die den Staat u die menschliche Gesellschaft erhält u. stets neu belebt. Und ich hoffe u. erwarte, ja ich verlange von meiner Lebensgefährtin die gleiche Gesinnung, dieselbe echt bürgerliche Lebensanschauung u. diese Anschauung soll auch in meiner Familie - so Gott will - fortgepflanzt werden. - Diese Lebensauffassung ist aber gerade in Wien, wo es so viele mühelos reichgewordene Leute gibt, in manchen Kreisen abhanden gekommen, u gerade so häufig trifft man es daß die Söhne solcher Männer, die sich durch sich selbst durch ihre eigene Thätigkeit u. Zünftigkeit emporgebracht u. zu günstigen Vermögensverhältnißen u. einer schönen Lebensstellung erschwungen haben, statt nun den Genuß des von den Eltern erworbenen im Auge zu haben, aber es nicht mehr für nothwendig halten, diejenigen Eigenschaften ihres Vaters in sich zu pflegen, u. fortzu üben, durch die er u. mit ihm auch sie selbst das geworden sind was sie nun sind. - 5 Sept 1871 früh./
Wir haben nun wenigstens die Zusicherung einer Aushilfe erhalten, u ich hoffe daß der Auskultant der hieher kömmt, im Laufe dieser Woche kommen wird, u. dß er verwendbar ist; hievon wird es abhängen, ob ich noch Ende dieser Woche werde abkommen können, doch hoffe ich wenigstens das als gesichert betrachten zu dürfen, dß ich im Laufe des September nach Salzburg kommen kann. Wenn es möglich ist, werde ich sicher bis Freitag od Sonntag nach Salzburg [zu] kommen. Ich bitte Sie daher die Antwort auf diesen Brief mir entweder wo möglich schon bis Donnerstag hieher zu kommen zu lassen, od sonst ihn erst am Freitag, wenn ich nicht inzwischen nach Salzburg gekommen sein sollte abzusenden. Soll ich es Ihnen noch zuvor anzeigen, ob und wann ich komme? - Wenn ich mich nun auch so sehr freue, das zur festen Gestaltung gelangen zu sehen, was vor nun vollen 3 Monaten begonnen wurde, so kann ich mich doch öfters des Gedankens nicht erwehren/ ob ich denn wol Sie glüklich zu machen im Stande sein werde ob nicht so manche Eigenschaft sich in mir finden wird, die Ihnen mißfallen wird/ ob endlich nicht jene Stimmung, die schon einmal in einer Sie beunruhigenden Weise in einem meiner Briefe Ausdruk fand, u. die manchesmal - wenn auch nur vorübergehend - auch später noch sich einstellte, jene Stimmung in der ich von einem nicht auf ein würdiges Ziel gerichteten Ehrgeize, von einer zu großen Wertschäzung bloß an Äußerlichkeiten befangen, ja vielleicht geneigt war, selbst von jener echt bürger [lichen, Anm.] Gesinnung/ die ich oben betonte, abzuweichen, sich in störender Weise wieder geltend machen könnte, u. Ihnen Schmerz bereiten könnte. Nemen Sie diese offenheit nicht übel, mißdeuten Sie diese Worte nicht; ich mußte dieß sagen, um offen gegen Sie zu sein; ich hoffe aber, dß insbesondere auch diese lezte Befürcht[un]g sich als grundlos herausstellen werde; ich hoffe, dß die getroffene glükliche Entscheidung u. Ihre Liebe mir die Kraft geben wird, solche Störungen, wenn sie überhaupt noch hereintreten sollten glüklich zu beseitigen. Gott gebe dazu die Gnade! - Doch ich muß mich für heute dem Schluße zuwenden; baldige Fortsetzung, sei es mündlich od schriftlich! - Zum Schluße nun noch das eine, dß mir die Mutter in ihrem lezten Briefe mittheilte, daß in Salzburg bereits von uns als Brautpaar gesprochen würde. Mein Bruder, den die Mutter vor kurzer Zeit die Sache mittheilte, hat mir auch bereits in diesem Sinne gratuliert/ Nun leben Sie recht wol, schreiben Sie mir recht bald, grüßen Sie die Großmutter u. seien Sie herzlichst gegrüßt u geküßt von Ihrem treuen/ D[r] Spängler
Franz Spängler (Mödling, Wien) an seine spätere Frau Fanni [er schreibt Fanny] Schlegel (Salzburg). Viele Wörter zusammengeschrieben (hier nicht vermerkt); Abkürzungen (‘u’ bzw. ‘u.’ für ‘und’; ‘od’ für ‘oder’) sind belassen; mehrfach ‘k’ für [heute] ‘ck’, ebenso belassen. Briefumschlag, ohne Absender, gestempelt Mödling 5. 9. 71, Wien 5. 9. 71 und Salzburg 6. 9. 71: "Fräulein Fanny Schlegel, Salzburg, Marktplatz N 10, II Stok". "Lida" [Guttenberg; Freundin]), auch genannt in weiteren Briefen. – Abbildung = undatiertes Foto der Fanny Schlegel in jungen Jahren
[bei den Briefen von Nr. 37 Antonia Spängler, an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler, 1872 verh. mit "Fany", Fanni Schlegel]: 7. 9. 1871 Telegramm aus Mödling an: Antonia Spaengler, Mozartplatz 73, Salzburg: Ich komme morgen frueh. Benachrichtigen Sie auch Fany = Dr Spaengler.
Briefe [rot verschnürt, nicht gelesen] Nr. 18 Franz Spängler an Nr. 19, alle mit Briefumschlägen, aufgedruckterBriefmarke und dem Siegel "F. Sp.", von Mödling an "Fräulein Fanny Schlegel Salzburg Marktplaz 10. II Stok." = 18.09.1871; Postkarte 21.09.; 22.09. Einschreiben, beiliegend Visitenkarte Franz Spängler; 25.09.; 28./29.09.; 02./03.010.; 05.10. ohne Umschlag; 08.10.; 12./13.10.; 16.10.; 19./20.10.; 21.10. Einschreiben, ausführlich mit Wohnungsgrundrissen; 22.10. Wohnung; 28./29.10.1871.
Verlobungsanzeige vom 9. September 1871
Ein Bogen, 21,5 x 14 cm, kursive Schmuckschrift: Richard Schlegel // Doctor der Med. u. Chir. 1. Stadtarzt in Salzburg // gibt Nachricht von der Verlobung seiner Tochter // Fanni // mit Herrn // Dr. jur. Franz Spängler // k. k. Gerichtsadjunkten in Mödling. // Salzburg, 8. September 1871.
Brief vom 12. September 1871 von Helene Klaiber an Fanni Schlegel
Brief von Helene Klaiber[40], Ellwangen (Jagst) [auf dem Weg nach Göppingen], an Franziska Spängler in Salzburg; ein Bogen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; beigelegt ein Miniaturbild von Ellwangen:
Liebe[s] Fräulein Fanny! Daß ich in vielen Sachen ein Pechvogel bin, wissen Sie ja, kann es Sie somit wundern, daß mir Ihre Phothographie verloren gieng? Es war uns dieselbe schon lange abhanden gekommen, ohne daß ich sie finden konnte u zuletzt hatte ich immer noch im Sinne unter der Kommode nachzusehen, kam aber zuerst vor lauter Packen nicht dazu u. dann vergaß ich es. Ich hatte mich immer im Stillen besonnen, ob ich es Ihnen nicht sagen sollte u. Sie um ein neueres Bild bitten, es kam mir aber doch zu unartig vor. Hätte ich geahnt, daß es so gehen würde, hätte ich meinen Pelz freilich lieber selbst zum Kürsch- / ner getragen; wie man bei uns zu sagen pflegt. Nun bitte ich Sie schließlich recht um Entschuldigung, wegen meiner Nachlässigkeit u. danke Ihnen recht, recht vielmals, wie auch Ihre l. Großmutter [Fanny Kobler, Anm.] , für alle mir so reichlich erwiesene Liebe u. Freundlichkeit u. bitte mich in einem nicht zu schlechten Andenken behalten zu wollen. End[t]schuldigen Sie meine Eile, aber es geht bei mir heute Abend vollends der Heimat zu u. so muß ich noch einiges zusammenpacken u. in zwei Stunden auf der Bahn sein. Unsere Rückreise gieng trotz vieler Hitze, doch glücklich von Statten; wir mußten nur ob des kühlen Tages lachen, den wir uns ausgewählt hatten. Nun aber leben / Sie wohl, l. Fräulein, bitte empfehlen Sie mich der l. Großmutter u. erhalten Sie uns Ihre fernere Freundschaft, wenn ich Sie [sie, Anm.] auch nicht verdiene, u. seien Sie herzl. gegrüßt von // Ihrer // dankbaren // Helene Klaiber. // Ellwangen, d. 12. Sept. 1871.
Brief vom 14. September 1871 an Fanni Schlegel
Brief an Franziska Spängler, zwei Bögen mit Prägedruck "M" und "D" in umrahmten Kartuschen mit Ritterhelm darüber; ohne Umschlag; // = Absatz; XX = unleserlich; sehr flüchtige, schwer lesbare Schrift mit Bleistift:
[Ortsangabe:] XX 14. Sept. 71 // O Meine liebe Fanny! // Daß du mich so bald nach meiner Ankunft mit einen so lieben Briefchen überrascht freut mich sehr, sehe ich ja daraus, daß du mich XX XX [weitere Entzifferungsversuche aufgegeben; als Unterschrift am Ende nur ein "D" erkennbar].
Brief vom 17. September 1871 an Franz Spängler
Brief aus Reutlingen an Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Umschlag [abgerissene Marke]; grüner Prägedruck "I T"; Poststempel "Reutlingen 17 Sep. 1871", undeutlich rückseitig "Wien 18 9…" und "Mödling…"; "Herrn Dr Franz Spaengler // [unterstrichen:] Mödling // [unterstrichen:] bei Wien.", [unterstrichen:] "fr.". Ein Bogen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] fraglich; XX = schwer lesbar:
Lieber Freund! // So wäre denn der Schleier gefallen, den du so lange geheimnisvoll über dein Bräutchen gehalten u. uns, deinen Freunden, ist es nun erlaubt dir unsere Glückwünsche darzubringen, so wie wir es zwar früher schon auf blose Vermutungen hier gethan. – // Nun, mein Lieber, nehme meine besten Glückwünsche, mögest du dir eine recht brave, liebe / Frau gewählt haben (woran ich übrigens nicht zweifle) u. mögest du ein recht braver u. besonders recht folgsamer Ehemann werden. Dich herzlich grüßend, // Dein // XX [Jul Mensing? Anm.] // Reutlingen d. 17ten Septb: 71. // NB. Sage deinem Tischgenossen Dr. Kurz viele Grüße von mir. XX.
Brief vom 19. September 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
Brief von Franziska Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Umschlag, aufgeklebte Marke "5 kr"; goldener Prägedruck "F S"; undeutliche Poststempel "Salzburg Stadt […]" und "Mödling"; "Herrn // Doctor [unterstrichen:] Franz Spaengler // k. k. Gerichtsadjunkt // in // [unterstrichen:] Mödling // bei [unterstrichen:] Wien", oben ergänzt von Franz Spängler "XXII erh[alten] 20 beantw […] 21/9 Brief 22/9". Ein Bogen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich; Leseabsatz eingefügt:
[oben klein, auf dem Kopf, unterstrichen:] Gerade halten!!! // [Kleinbuchstaben:] a [bis] z. // Salzburg, 19. September 1871. // 11 Uhr. // Mein lieber Franz! // Soeben erhielt ich deinen lieben Brief, dessen Ankunft ich ja auch sicher erwartet hatte, und beeile mich, sogleich zu antworten, obwo[h]l ich eigentlich noch recht notwendig andere Briefe schreiben sollte. // Eben war deine gute Mutter für einen Augenblick bei uns; ich theilte ihr und der Großmutter deinen Wunsch, betreffend unsere Vermählung mit, wobei die Mutter ausrief: Nein, das wäre ja aus, da könnte ich nicht einmal genug stricken, viel weniger das Übrige herstellen! / Im Ernste, mit dem November 1871 ist es nichts, sollte dir aber besonders an diesem Monat gelegen sein, so müßten wir eben bis November [unterstrichen:] 1872 warten. Weder die gute Mutter [Spängler, Anm.] noch die Großmutter [Kobler, Anm.] , eben so wenig ich selbst wäre mit solcher Eile, wie du, Ungeduldiger, sie hättest, einverstanden. Es gibt ganz gehörig viel Arbeit, bis Alles für unsern neuen Haushalt gemacht ist, und ich möchte Alles hübsch ordentlich haben und Einiges selbst arbeiten. Wie viel es aber herzurichten gibt, davon macht Ihr Herrn der Schöpfung Euch keine Idee. // Darum wollte ich den hochgeehrten Herrn Doktor allerunterthänigst gebeten haben, sich die beiden Sprüche "Geduld bringt Rosen." und / Gut Ding braucht lang Weil gebührend zu Gemüte führen zu wollen!! //
Großmutter sagt, bis wir uns wiedersehen, wollen wir den Hochzeitstag festsetzen. Bis dahin werden wir sehen, wie es sich thun läßt. // Großmutter ist Gott sei Dank ziemlich wo[h]l, sie sowo[h]l wie die gute Mutter laßen dich bestens grüßen, und zur Geduld mahnen! Gestern kam die Therese Holzinger zu Besuch zu uns. // Ich benütze jede freie Minute um zu schreiben oder zu arbeiten, und meine Gedanken fliegen wo[h]l tausendmal zu dir, mein Lieber. Ich denke auch oft und gern an die so schönen aber kurzen 10 Tage deines Hierseins. Wie wird es schön sein, wenn wir nach erfüllter Tagespflicht / einst so unsere Gedanken werden austauschen dürfen! // Gestern erhielt ich einen sehr lieben Brief von der Betti Katzinger, sie freute sich sehr, daß die Festung endlich kapituliert hat. – – // Als wir Abends von der Kotz[41] heimkamen, wo wir mit der alten Frau Laschensky der [?] Schneeberg[er] m.[it] ihrer Schwester Klausnitz[42] gewesen waren, fand ich zu meiner innigen Freude einen Brief aus Ellwangen vor, und zwar v. Fr. v. Dauner selbst mit Bleistift geschrieben[43]. Freilich ist der Brief nicht ganz leicht zu entziffern, doch konnte ich den Inhalt ganz gut verstehen. Ich schließe, damit der Brief früher als du erwarte[n] kannst, in deinen Händen ist. Behüte dich Gott, es küßt dich herzlich // deine // verwahrloste, aber treue Braut Fanni. // Fr: v. Lürzer läßt dich auch grüßen.
Brief vom 19. September 1871 von Wilhelm Fenzl an Franz Spängler
Brief von Wilhelm Fenzl[44] an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Salzburg; kleiner Bogen mit farblosem Prägedruck "W" und "I F" auf "Wappenschilden" mit Blumenbordüre; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzungen]:
Meran am 19. Septb. 1871. // Lieber Franz! // Ueber die Anzeige Deiner Verlobung die Du so freundlich warst mir zuzuschicken hatte ich doppelte Freude; erstens weil ich sehe daß Du glücklich bist u. zweitens daß Du trotz langer Trennung nicht vergeßen hast mich unter die Zahl Deiner Freunde zu rechnen. Nimm meine herzlichsten u. aufrichtigsten Wünsche für Dein Glück u. Dein Wo[h]l entgegen und entrichte Gleiches Deiner Braut, die ich zwar nicht gut kenne, aber immerhin deutlich in der / Erinnerung habe. Ich freue mich wirklich riesig. Daß gerade einer meiner ältesten Freunde u. unter diesen wieder einer den ich seiner Eigenschaften wegen zumeist achte in den Hafen des Glückes eingelaufen ist, nachdem er sich durch rastlosen Eifer Verdienst u. Stellung erworben hat. So, nun laße ich Dich aber in Ruhe. Deine Braut wird’s wo[h]l noch beßer wißen als ich was Du wert bist, da würde ich mich umsonst versuchen alles Gute aufzuzählen; sei Du nur so gut u. vergiß mich auch ferner nicht. Verzeih‘ wenn ich Dich durch das Lesen dieser Zeilen von etwas Beßerem / abgehalten habe; aber sagen wollte ich Dir’s doch wie ich Dir alles Gute wünsche. Mit bestem Gruß für Dich u. die Deinen bin ich Dein Freund // WilhFenzl.
Brief vom 19. September 1871 von Franz Spängler an Franz Spängler
Brief von Franz Spängler (Linz) an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien; ein Bogen, ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzungen]:
Lieber Cousin! // Durch die Hand deiner Frl. Braut oder durch deine Mama, vielleicht erhielten wir deine Verlobungsanzeige zugesendet, die uns herzlich erfreut; wir gratulieren Dir von ganzem Herzen so innig als [auch] deiner Fräulein Braut; möget Ihr so glücklich werden als ich es bin mit deinem Cousin. // Du wirst Dich wundern, daß ich unsre Glückwünsche Dir ausdrücke, allein ich kenne meinen Mann, / daß bei seiner Unlust zum Schreiben lange Zeit verstreichen könnte bei aller herzlichen Theilnahme bis er sich zu dem grossen Werke eines Briefes aufraffen würde. Nim[m] daher den Ausdruck unsrer beglückwünschung aus meiner Hand auch nicht weniger freundlich auf! Wann ist denn die Zeit Eurer Verbindung festgesetzt? Warst Du unlängst in Salzburg? // Wenn du ein freies Stündchen findest und nicht gleiche Abneigung der / brieflichen Mittheilungen dich quält erfreust Du uns vielleicht einmal mit lieben Zeilen? // Ich werde auch der Feli zu der ich heute gehe diese angenehme Neuigkeit bringen, die sich mit uns freuen wird. // Lebe wo[h]l! wir grüßen Dich aufs Herzlichste und sind mit aufrichtiger Freundschaft Deine // dich liebenden Verwandten // Franz u. Marie // Ried[45] den 19/9 1871.
Brief vom 21. September 1871 an Fanni Schlegel von "Lonchen Ziegler"
21. 9. 1871 an Fanni Schlegel (* 1848; † 1905; Nr. 19), verh. Spängler 1872: Brief aus Würzburg an Fanni von "Lonchen Ziegler" [nicht gelesen]; dito 11. 1. 1872; Visitenkarte "C. A. Ziegler" und "Frau von Kobler und Fräulein Fanny unsere herzlichsten Glückwünsche"; Karte handschriftlich "C. A. Ziegler wohnt im Hause des Herrn Hofrath Dr. Riencker kgl. Universitäts Professor Würzburg."; Gedichtezettel "Ob Du auf stolzer Burg...", gedruckt Salzburg o. J.; Visitenkarte "C. A. Ziegler" und "Fräulein Fanny Schlegel; herzlichen Dank für außerordentlich liebe Zeilen und innigste Grüße an sie und Frau von Kobler von Ziegler und Frau, Würzburg 27. 10. 1871"; Glückwunsch mit 2 Bildchen "Juristen lieben ‚die Fälle’ und je interessanter solche sind, desto pikanter für den Herrn Rechtsgelehrten. – die schönsten der Fälle sind aber doch immer die: ‚bis tief ins Herz hinein’! Drum meinen Glückwunsch für Sie und den Mann, der ein so herzig’ Kind lieben kann! Würzburg 22. 9. 71 Ziegler". Alles im Umschlag "Wohlgeboren Fräulein Fanni Schlegel [bei] Frau Fanni von Kobler Salzburg" [Briefmarke entfernt; Siegel] "C. A. Z."
Brief vom 23. September 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Briefe von Fanni Schlegel [Nr. 19[46]] an Franz Spängler [Nr. 18]: 24. September "Herrn Doctor Franz Spängler, k.k. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien", Stempel auf 15 Kr. Salzburg 24. 9. 1871, Einschreiben, rotes Lacksiegel "F. S." [Fanni Schlegel], Vermerke Franz Sp. "XXIII. erh[alten] 25/9 beantw[ortet] 25/9":
Salzburg 23. September 1871, 8 Uhr Abends. Mein lieber Franz! Ich muß schon bei dieser Aufschrift bleiben, da ich sehe, daß sie dir Vergnügen macht, sonst hätte ich mit "Hochgeehrter Herr Doktor" meinen Brief überschrieben. Deinem Briefe, für den ich dir herzlichst danke, hatte ich schon recht ungeduldig entgegen gesehen, da ich mich schon gestern auf Nachricht von dir gefreut hatte. Ich danke dir aber auch für die Aufmerksamkeit, mir mittels Postkarte den Empfang meines Briefes zu bestätigen, sowie für die beiden Ansichten meiner künftigen Residenz. – Beiliegend folgen die zwei Fotografien, damit du vergleichen kannst, ich bin neugierig, dein Urtheil zu hören. Wenn ich aufrichtig sein soll, muß ich sagen, daß ich keine besonders gut finde. Ich bitte dich zugleich, mir zu sagen, wie viele Exemplare ich von der einen oder der anderen bestellen soll? Deine gute Mutter hat beide gesehen und findet beide schlecht, so daß sie meint, wir sollen gar keine kopieren laßen. Jedenfalls, meine ich, lassen wir nicht viele Abdrücke machen. Bestimme nur wie viel du brauchen wirst. – Die Brustbilder von dir wurden, so weit es möglich ist, ein wenig dunkler gemacht, ich war heute im Vorbeigehen bei Baldi. Gegen Ende der nächsten Woche werde ich die Brustbilder bekommen. Ich freue mich, daß meine Mahnungen zur Geduld gefruchtet und du nun einsiehst, daß es nicht thunlich wäre vor dem nächsten Frühling an Hochzeit zu denken. – Zum Lohn dafür will ich dir auch erzählen, daß ich mit allem Eifer an die Ausstattung gehe und gestern bereits eine ganze Menge Namen ausgetrennt habe, eine durchaus nicht geistanstrengende, dafür aber ziemlich mühevolle Arbeit. Wie oft dabei meine Gedanken in die Zukunft schweifen, kannst du dir vorstellen. –
Auch mir wird mancher Winterabend recht lang werden, wenn ich bei einem Buche oder irgend einer Arbeit sitzen werde, doch nehme ich mir vor, recht fleißig an der Einrichtung des künftigen, eigenen Nestchens mitzuhelfen. – Heute Nachmittag kauften wir in Gesellschaft deiner Mutter Leinwand ein. Die gute Mutter trug mir viele Grüße an dich auf, da ich sagte, daß ich dir heute Abend schreibe. – Auch in meine Hände gelangten mehrere Glückwünsche, unsere Verlobung betreffend, so von Fr: Maria Spängler, geb. Bernstein [Pernstein, Frau von Franz Seraphin Spängler, Cousin; Anm.] , von Lotti Katzinger ein besonders lieber Brief, in dem sich ihre Freude ausdrückt, daß die Festung doch endlich kapituliert hat, dann Karten von Direktor Dauner u. Frau aus Ellwangen und ein lieber Brief von Fr: Ziegler und Gemal aus Würzburg, die sich auch dir empfehlen. Daß ich von Fr. v. Dauner kürzlich einen Brief bekam, glaube ich schon geschrieben zu haben. – Ich mußte lachen bei der Erzählung, was die Leute Alles in meinem Gesichte lesen wollen und fühle mich sehr geschmeichelt daß man mich für so jung hält. Nur meine ich, du sollst die Neugier der Leute auf meine werthe Person nicht so reizen, sonst sind sie zu sehr enttäuscht wenn das Original erscheint. – Drum fände ich es auch ganz und gar überflüßig, ihre Neugierde auch noch mit Zeugnissen meiner selig entschlafenen Muße zu unterhalten [von ihr existieren einige Gedichte, im Poesiealbum und ohne Namen, von denen ich bereits vorher vermutete, es seien eigene Texte], und ich bin froh, daß sich Nichts hiervon in deinen Händen befindet, und werde mich wol hüten etwas davon an dich gelangen zu laßen, damit du es mitthe[i]len könntest. – Ich beherzige gar sehr, was Elise Polko [?] über den Punkt des Dichtens bei Frauen und Mädchen sagte, und bitte dich recht herzlich, Niemand davon zu erzählen, und jenen die davon wißen, recht in Erinnerung zu bringen, daß es zu den verklungenen Dingen gehört, daß ich einst Verse machte. - - -
Ich bin dir sehr dankbar, daß du in solcher Weise bei Buschmann mich vertheidigt hast. Von dem Aufenthalt meines Vaters weiß ich nichts, er hat an die Mutter nur einmal geschrieben, daß es ihm u. seiner Begleitung gut geht und daß sie irgendwo in die Schweiz reisen, aber daß er nicht weiß, wohin er einen Brief schicken laßen sollte. Ich denke die 3 Doctoren werden bis Dienstag heim kommen, weil am selben Tag Minna Lorinser von Wien kommt, sie wird dann einige Zeit bei uns bleiben. Ich freue mich sehr auf sie. Auch von ihr bekam ich einen lieben Brief. Morgen wenn es schön ist, gehen Lida u. ich mit Zeller über Glanegg nach Reichenhall, daher ich heute schon meinen Brief schließe, sonst hätte ich noch morgen etwas hinzugefügt. Lebe recht wol und behalte lieb deine treue Fanni. Good night – Großmutter grüßt dich/ Meine Mutter grüßt dich. Hr: Rudolf [Franz Seraphin; "Rudolf" ist mit Marie Weinwurm verh.; Anm.] Spängler u. Frau Maria Sp: geb. Bernstein [Pernstein, Anm.] grüßen gleichfalls.
[1871] ohne nähere Zuordnung bei der Korrespondenz Visitenkarten von: "Emil Ritter von #Guttenberg k.k. Rittmeister" (handschriftlich: Meine herzlichste Gratulation zur Verlobung! Dein getreuer Vetter"); "Minna von Guttenberg née de Launsperg" (Herzlichen Glückwunsch! durch Abwesenheit verspätet); "Stephanie de La Croix Langenheim" (p. f.); "Georg Adensamer" (p. f.); "Johanna Adensamer" (p. f.); "Josef Adensamer" (p. f.). – Vgl. undatiertes Foto Fanni Spängler und Freundin Lida Guttenberg, auch genannt in mehreren Briefen. Sonstige Personen nicht identifiziert.
Brief vom 24. September 1871 von Helene Schreiber an Fanni Schlegel
Brief von Helene Schreiber, Stuttgart, an Franziska Spängler in Salzburg; ein Bogen mit Prägedruckbordüre am Rand und farbigem Blumensträußchen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]:
Stuttgart, Sonntag, den 24 September 1871 // Liebe[s] Fräulein Fanny! // Kaum kann ich unsere Gefühle mit Worten beschreiben die wir hatten bei der Nachricht Ihrer Verlobung, wie bald sind nun die Ahnungen unserer Mama zur Wahrheit geworden. Möchten [gestrichen:] sich nun alle guten Wünsche für Sie zur Erfüllung kommen von denjenigen, die es recht gut mit Ihnen meinen, dann / werden Sie gewiß glücklich werden. // Für Ihre Frau Großmutter ist es nun freilich schwer, daß sie jetzt fortgehen, aber wie groß wird daher die Freude bei Ihnen sein, wenn Sie dieselbe später zu sich einladen können. Wenn Sie einmal recht Ruhe und Zeit haben, so würde es uns recht herzlich freuen wenn wir Etwas Näheres von Ihnen hören würden. Noch oft und viel denken wir an die schönen genußreichen Stunden zurück, die Sie uns durch Ihr schönes Zitherspielen bereitet haben. /
Herr Doktor Daumer war acht Tage bei uns über den Juristentag und wir hofften immer seine Frau komme auch nach mit Helene Klaiber[47], aber da es ihr nicht ganz gut war zog Sie vor noch länger in Adelholzen zu bleiben, was uns für Sie, liebe Fräulein Fanny, auch herzlich freute. // Frau Direktor wird über die Nachricht Ihrer Verlobung auch recht erfreut gewesen sein. Helene Klaiber ist immer noch bei Ihr. // Wann werden Sie wohl Ihre Hochzeit feiern, und wo werden Sie die Heirathsreise / hin machen? Wenn Sie auf Ihrer Reise über Stuttgart kommen so würde es uns sehr freuen wenn Sie uns aufsuchen würden. // Empfehlen Sie uns alle Ihrer Frau Großmutter und indem ich unsere herzlichsten Glückwünsche wiederhole, grüße ich Sie mit meiner lieben Mama und Schwester recht herzlich und bin in Liebe // Ihre // Helene Schreiber. // Wenn Sie uns gerne in Ihr Album aufnehmen mögen, so dürfte ich vielleicht die Bitte aussprechen, daß Sie uns auch bald mit Ihrer Photographie erfreuen möchten.
Brief vom 25. September 1871 von Bruno N.N. an Fanni Schlegel
25. September 1871, an Fanni Schlegel Brief aus St. Johann [im Pongau]:
Liebe Fanni! Als altem Bekannten und Spielkameraden wirst du mir wol erlauben, dass ich dich auch noch heute ‚du’ nenne, wo ich dir schreibe, um dir nebst meinem Danke für die Verlobungsanzeige meinen aufrichtigen Glückwunsch zu der von dir getroffenen Wahl auszusprechen u. dich zu bitten, denselben auch deinem Bräutigam zu entrichten... wie ich gehört habe, kommst du nach Wien; ich bin dir darum unbeschreiblich neidig... Wie gehts der Großmutter?... Mit den herzlichsten Glückwünschen grüßt dich Dein Bruno XXX. Auch an deinen Vetter und Lorinser viele Empfehlungen!!
Brief vom 27. September 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
1871 Briefe von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 27. 9. dito 5 Kr. gestempelt:
Lieber Franz! Mit großer Freude empfing ich gestern deinen lieben Brief und danke dir hiefür herzlichst. Daß du so viel Glück im Scheibenschießen hattest, freut mich, das ist ja ein ganz neu entdecktes Talent. Du hast auch Recht, daß ich dir ganz gewiß nicht böse bin, weil du dich vom Tanze nicht ausgeschloßen, ich weiß ja doch, daß du recht oft meiner gedenkst, wenn auch Vergnügen oder Arbeit Ansprüche an dich erheben. Und daß ich dann überzeugt bin u. sein darf, macht mich glücklich, denn herzliches, unbedingtes Vertrauen gehört meiner Meinung nach zu dem rechten Glücke. Nich[t] wahr, du bist auch überzeugt, daß ich oft, recht oft liebend dein gedenke, auch mitten in der schönsten Prosa des täglichen Lebens und im Kreise der um mich versammelten Freunde? – Der am Sonntag unternommene Ausflug von Glanegg nach Reichenhall war recht hübsch, wir waren alle recht heiter, und es wurde öfters von dir gesprochen, noch öfter beschäftigten sich meine Gedanken mit dir. Daß es nicht ohne obligate Neckerei abging [siehe unten, am Rand], kannst du dir denken. Jetzt scheint auch Ludwig wieder heiterer zu werden, wenigstens am Sonntag war er recht lustig und freundlich. Das Resultat der Parthie für mich ist ein kleiner Husten, den ich mir wol durch eigene Unvorsichtigkeit zugezogen habe. Ich muß daher heute zu Hause bleiben, obwol Minna seit gestern Abend bei uns ist. –
Mein Vater und die beiden Doktoren sind heiter und wolbehalten von ihrer Reise zurückgekehrt. Meinen guten Vater hat es sichtbar sehr gut gethan, daß er einmal wieder draußen war aus der täglichen Arbeit. – Daß man in Wien auch schon von meinem Zitherspielen weiß, und am Ende weiß Gott was davon erwartet, macht mich fast bange. Bitte, sage den Leuten doch, daß sie sich nur ja keine großartige Vorstellung von meinen Leistungen machen sollen, sonst bin ich, wenn ich je einmal veranlaßt sein sollte vor Fremden zu spielen, so ängstlich, daß ich gar nichts kann. Damit du siehst, daß ich in dein Versprechen, über meine "selige Muße" gegen Niemand etwas zu erwähnen, volles Vertrauen se[t]ze, sende ich dir beiliegendes Blatt [liegt nicht bei, Anm.] , worauf ich in Eile etwas abgeschrieben habe, aber nicht wahr, Niemand zeigen. Bitte, bitte. – Ich lese gewissenhaft jeden Abend das bestimmte Gedicht in deinem Buche, darnach gewöhnlich noch zwei oder drei andere. Für heute Abend trifft Einkehr Seite 20. – [am Rand verkehrt:] Minna sagt "Sie gratuliert dir zu der garstigen Frau, die du an mir kriegst! – Ich habe neulich vergeßen, über das Kapitel von der "Pantoffelherrschaft" zu sprechen. Sei es denn heute! Ich habe ganz und gar nicht den Wunsch, einen Pantoffelhelden zum Mann zu bekommen, und kenne und anerkenne das Wort der hl. Schrift "Und er soll dein Herr sein." Wie es um meine Energie dir gegenüber bestellt ist, davon habe ich im Punkte des Dusagens einen recht hübschen Beweis geliefert sollte ich meinen. - - -
Übrigens bin ich gewillt, den äußeren Lebensverhältnissen mit der notwendigen Energie entgegen zu treten und hoffe auch, daß zuweilen auch das Wort der Frau im häuslichen Rath wird gelten dürfen nicht wahr? Es bleibt dabei! – Es ist mir nur möglich eine Verlobungskarte zu schicken, weil ich auf den besonderen Wunsch an den Bürgermeister Mertens [die Freundin Camilla ist die Verlobte von dessen Sohn Demeter Mertens, Anm.] eine Anzeige schicken mußte. Wegen der "bösen Zungen kann ich dir leider nur ungenügend dienen. Meine Großmutter findet dermalen die Nummer welche wir haben, nicht, wenn sie dieselbe findet, werde ich sie dir schicken. Doch glaube ich sicher zu wißen, daß in dieser Nummer nichts über Mödling steht. Sobald es mir möglich ist, werde ich bei Hr: Rudolf Spängler [Cousin, geb. 1830, Apotheker und Vizebürgermeister, Anm.] die Nummer und genaue Adresse zu erfahren suchen. – Von der Gruppenfotografie werde ich nur ganz wenige Exemplare bestellen, lieber nur ½ Dutzend, ich muß aber selbst mit dem Fotografen sprechen. – Wegen der Wiener Reise werde ich mein Bestes thun, ich würde mich ja selber so sehr freuen, wenn ich nach Wien käme! – Neulich kamen Beglückwünschungen in meine Hände von Maiersfels in Enns, vom Hofrat Schroff von Frl: Helene Schreiber aus Stuttgart und von Willi Gattermayer aus St.Johann, der sich dir empfiehlt und auch dir gratuliert. Er schreibt, daß du bei den St.Johannser Frauen noch immer im besten Andenken stehst. Aber werde nur nicht zu eitel deßwegen! – Ich schließe mit der Bitte mir wieder recht bald zu schreiben. Es umarmt dich deine treue Fanni. Grüße von Großmutter Vater u. Mutter u. v. Minna Lorinser.
"#Mertens": vgl. "gesammelte Todesanzeigen" von u. a. Anna Edle von Mertens, geb. Steinbauer, Wien (* 1819; † 1906), Tochter: Anna Aigner. - Heinrich Ritter von Mertens, kaiserl. Rat und Bürgermeister von Salzburg (* 1811; † 1872), Schwiegertochter: Camilla von Mertens.
Brief vom 29. September 1871 von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Antonia Spängler an den Sohn Franz Spängler:
Salzburg den 29. 9. [18]71/ Mein inigstgeliebter Franz! Schon lange wollte ich dir schreiben, allein die Zeit mangelt mir immer, ich weiß oft nicht wo anfangen, wir haben schon sehr viel gekauft, und brauchen doch noch eine Menge. Otto wird dir geschrieben haben wie viel wir schon geld außgegeben, aber wir brauchen gewiß noch mehr mehr als 100 fl [Florin: Gulden, Anm.] . Ich sage dir in ganz kurzen. ob es dir recht ist die Junge Fany hat 30 Stück Sacktuchen ganz neue von den Mama [?] gerade in der größe wie du sie wünschest, sie möchte kleine und ich fürchte, keine so großen zu bekommen wie du sie wünschest, die Fany würde 30 Stück kleiner kauffen, und würde den dieselben ihn bezahlen, und ich die ande[r]n 30 Stück für dich merken lassen, und noch 6 Stück dazu kauffen damit es 36 sind, die Nachthemten habe ich schon zugeschnitten und eines haben wir schon in machen auch auf 6 Taghemten habe gekauft. Ich bin froh das es dir gut geht, und ich denke, es wird dir die Zeit auch nicht zu lange werden/ besonders wen du um Weihnachten wieder kämst. Die Fany hat auch sehr viel zu thun, sie möchte auch gerne deine Leintücher machen, und auch das Tischtuch, und die 12 Servieten säumen damit alles gleich wird, sehr hübsch ist das Tischzeug eben so die Handtücher/ der Fany welche dabei war wie ich es kaufte, gefällt es sehr gut zusammen 25 fl die Leintücher 23 fl zu denen Zirheln [?] hat es auch 8 fl 98 gekostet und so ist alle Augenblicke etwas anders. Die Bomberger ist hier sie läßt dich recht herzlich grüßen. Lebe recht wohl für heute muß ich schließen/ es grüßt dich recht herzlich im geiste deine treue Mutter Spängler.
Brief von Maria Antonia (Antonia) Spängler [Nr. 37] an den Sohn Franz Spängler [Nr. 18], 1870 in Mödling. "Otto": Bruder von Franz, * 1841, verh. Duregger; "Fany": Franziska (Fanni) Schlegel, * 1848, dann 1872 verh. mit Franz Spängler.
Brief vom 30. September 1871 von Leopold von Lürzer an Richard Franz Schlegel
30. September 1871, Brief von Leopold von Lürzer an [Nr. 38] Richard Schlegel:
Hall [Tirol] am 30te Septbr 1871. - Euer Wohlgeborener! – Sehr erfreut war ich bei meiner Rückkehr aus Achenthal, wo ich einige Zeit zubrachte, über Ihre freundliche Mittheilung der Verlobung Ihrer Fräulein Tochter Fani [Nr. 19 Fanni Schlegel, Anm.] mit meinem lieben Neffen Franz Späng[l]er [Nr. 18, Anm.] , welche Sie mir nebst meinem herzlichen Glückswunsche schönstens und vielmals grüßen wollen. – Indem ich Ihnen für diese Nachricht vielmals danke in der Hoffnung daß sich seiner Zeit die Gelegenheit biethen dürfte das Vergnügen zu haben Sie persönlich kennen zu lernen sowie deren verehrte Familie welche ich mich empfehlen lasse, zeichne ich mit Hochachtung – Euer Wohlgeborener – ergebener künftiger Vet[t]er Leop. von Lürzer [37 c Leopold Lürzer von Zehendthal, Anm.]
Brief, September 1871 von Vincenz Schlegel aus Leipzig an Fanni Schlegel
Brief an Franziska Spängler; Briefbogen, ohne Datum, erschlossen 1871, vgl. nachfolgenden Brief; / = Seitenwechsel; // = Absatz; Leseabsatz eingefügt; Kopie liegt im Bündel der Briefe zur Verlobung 1871:
Meine liebe gute Fanni! // Als ich gestern nach mehreren Jahren wieder einmal meine gute Tante und Mutter Nro II besuchte, wurde ich von ihr mit der Nachricht von Deiner Verlobung aufs Freudigste überrascht. Sie gab mir Dein Briefchen an sie zu lesen, und aus ihm entnahm ich zugleich, daß du die Adresse des Onkels Vincenz[48] in Leipzig wissen möchtest, um ihn ebenfalls von der freudigen Begebenheit zu benachrichtigen. Ich danke dir herzlich für diese Aufmerksamkeit, und beeile mich, dir zuvorzukommen. Meiner besten und tiefgefühlten Glückwünsche bist du versichert! Möge der liebe Gott dir ein recht dauerndes Glück bescheiden; mögest du in deinen erwählten Lebens- / gefährten einen liebevollen Freund gefunden haben, der dir reichen Ersatz bietet für Heimat, Vaterhaus und den Kreis deiner lieben Angehörigen, die du nun zu verlassen dich entschlossen hast – aus Liebe zu ihn! Möge Alles, Alles zusammenwirken, um dich vollkommen zu beglücken. An dem Tage deiner Vermählung, den du mir gewiß vorher anzeigen wirst, will ich diese Wünsche freilich in weiter Form, [unterstrichen:] dem als Bitte vortragen, der uns Allen gleich nahe ist, und von dem alles Gute uns kommt. Gehe mit frohen Vertrauen der Zukunft entgegen, und halte fest an diesem Vertrauen, wenn auch in der ersten Zeit dich zuweilen ein kleines Heimweh überkommen sollte, und du mit Sehnsucht zurückblicken wirst in die glückliche Vergangenheit, in deine Kinder- und Jugendjahr. / In deinem Glücke finde ja auch die, welche du verlassen wirst, einen großen Theil ihres eigenen Lebensglückes.
Seit Eurem Besuche in Dresden ist in meinen Verhältnissen auch ein Wechsel eingetreten, und ich bin nun seit 10 Monaten Pfarrer in Leipzig, – größere Würde, aber zugleich größere Bürde, letztere so groß, daß sie mich zuweilen ganz niederdrückt, zumahl in dieser recht kritischen Zeit. Glücklicher war ich in Dresden. Voriges Jahr war es mein fester Vorsatz, Euch in Salzburg zu besuchen; ich war auch bereits nach einer herrlichen Fahrt auf dem Rhein in München, als der Krieg plötzlich hereinbrach, und meine Rückkehr nach Sachsen beschleunigte, so daß ich mein Vorhaben nicht ausführen konnte. / Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben; habe ich Leben und Gesundheit, dann komme ich in den nächsten Jahren nochmals zu Euch, und natürlich auch zu dir, um dich als junge Frau am eigenen Heerd schalten und walten zu sehen; du wirst deinen alten Onkel gewiß mit Freuden aufnehmen. Bis dahin Gott befohlen! Herzliche Grüße an deine gute Großmutter, an Eltern u Geschwister von deinem dich herzlich liebenden // Onkel // Vinzenz // (kath. Pfarrer in Leipzig, Ru- // dolfstraße 7.[49] // Großmutter u Toni, von welchen herzliche Grüße mitfolgen, sind wohlauf.
Brief vom 30. September und 1. Oktober 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
30. September 1871, Brief mit Umschlag Fanni Schlegel, Salzburg, an k.k. Gerichtsadjunkt Dr. Franz Spängler, Mödling bei Wien: Sie ist still zufrieden und daß ich für unser künftiges Heim einiges selbst arbeiten kann; möchte nach Wien kommen, noch ist aber wenig Aussicht vorhanden, daß Großmutter diesen Wunsch erfüllen wird; fortgesetzt Sonntag, 1. 10., du frägst, mein Lieber, ob ich der Engel sein will, der sich an deine Seele schmiegt [ach der Engel ist nur ein armes, schwaches Menschenkind, das wol allerlei gute Vorsätze, aber sehr viele menschliche Schwächen und Fehler hat und von englischen Eigenschaften gar wenig in sich verspürt. [...] Ich will dir einmal eine recht böse Eigenschaft von mir bekennen. Sieh, wenn ich die Großmutter um etwas bitte, erlaubt sie es mir meist nicht sogleich, sondern schlägt manchmal meine Bitte rundweg ab. Hätte ich die Geduld, meine Bitte zu wiederholen, so würde mir dieselbe in vielen Fällen gewährt. Man hat ihr gesagt, dass sie als Frau nicht mehr freien Willen haben wird, denn als Mädchen jetzt... allzeit wird der Mann sie beherrschen [...] Und er soll dein Herr sein. - Bekam einen Brief von Pfarrer Vinzenz Schlegel, sie hat von der Verlobung an die böhmische Großmutter in Leitmeritz geschrieben, wo Vinzenz gerade auf Ferien war. – Hat aus Zeitmangel die Singstunden aufgegeben. Sollte Franz das dennoch wünschen, so müßte er drei Jahre warten (bis sie wieder Zeit hat). Ich bitte mir in diesem Punkte deinen Willen bekannt zu machen. Dagegen bekommt sie jetzt mehr englische Stunden; derweilen spreche ich manchmal mit Minna englisch. Minna erzählt ihr über Wiener Verhältnisse; Fanni fühlt sich ratlos gegenüber den möglichen Verhältnissen in Wien, macht sich auf allerlei größere oder kleinere Ungeschicklichkeiten gefaßt, ehe der Haushalt seinen regelrechten Gang bekommen wird.
Brief vom 30. September 1871 von Leopold von Lürzer
Brief von Leopold Lürzer von Zehendthal (Zechenthal) (* 1805; † 1882), Hall in Tirol, an Franziska Kobler; ein Bogen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]:
Hall am 30 t[en] Septbr 1871. // Euer Wohlgeboren! // Sehr erfreut war ich bei meiner Rückkunft aus Achenthal, wo ich einige Zeit zubrachte, über Ihre freundliche Mittheilung der Verlobung Ihrer Freulein Tochter [Enkelin, Anm.] Fani mit meinem lieben Neffen Franz Spáng[l]er [Spängler, Anm.] , welche Sie mir nebst meinem herzlichen Glückswunsche schönstens und vielmals grüßen wollen. // Indem ich Ihnen für diese Nachricht vielmals danke in der Hoffnung daß sich / seiner Zeit die Gelegenheit biethen dürfte das Vergnügen zu haben Sie persönlich kennen zu lernen sowie dero verehrte Familie welche ich mich empfehlen laße, zeichne ich mich mit Hochachtung / Euer Wohlgeboren / ergebener künftiger Vet[t]er / Leop. von Lürzer
Brief vom 2. Oktober 1871 von Anna Mayer an Fanni Schlegel
Brief von Anna Mayer, Neumarkt, an Franziska Spängler in Salzburg; ein Bogen mit Prägedruck "Anna Mayer // Neumarkt"; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz:
Hochwohlgeborene Gnädige // Fräulein Mam! // Wir hatten die Ehre u: die Freude von gnädigen Herrn Payer durch die Verlobungskarte zu erfahren das[s] Gnädige Fräulein Mam entschloßen seien Sich zu vermählen. // Wir erlauben uns dazu von ganzen Herzen tausendmal Glück zu wünschen möge der mächtige Himmel seinen vollen Segen den guten edelsten Brautpaar schenken u: wolle dieser Segen fort u: fort verbleiben um recht glücklich u: zufrieden immer zu sein. / Bei meinen letzten Salzburg reisen getraute ich mir keinen Besuch zu machen da ich mir denke wie jetzt gnädige Fräulein Mam fortwährend in Anspruch genommen werden sein u: so auch die Frau Großmutter. // Unsere aufrichtigen besten Wünsche wiederholend empfehlen wir uns // Hochachtungsvollst // Christian Anna Mayer // Neumarkt 2/10 [18]71. / Wir bitten unser beiden höflichsten Empfehlungen // an gnädigen Herrn Payer u: Frau Mama wie unser beiden Handkuß an die // Verehrteste Frau Mam.
Postkarte vom 6. Oktober 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
"Correspondenz-Karte" von Franziska Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler, vorgedruckt 2 kr, gestempelt "Salzburg Stadt 6/10 11 Mitt 71"; "Herrn Doctor Franz Spängler // kk. Gerichtsadjunkt." // in // "Mödling // bei Wien.", oben ergänzt von Franz Spängler "XXVII erh[alten] beantw[ortet] 7/10"; rückseitig gestempelt "Mödling…":
Sbg: am 6. Okt. 1871. // Brief zu schreiben, fehlt die Zeit, wenn möglich kom[m]t morgen ein Brief. // Viele Grüße. // F.
Brief vom 6. und 7. Oktober 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
Brief von Franziska Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Umschlag, oben aufgeschnitten; 5 kr. Marke mit Poststempel "Salzburg Stadt 7 1/0 [!] 11-12 Mitt 71"; rückseitig blauer Prägedruck "F S" und verwischter Stempel; "Herrn // Doctor [unterstrichen:] Franz Spängler // k. k. Gerichtsadjunkt // in // [unterstrichen:] Mödling // bei [unterstrichen:] Wien", oben ergänzt von Franz Spängler "XXVIII erh[alten] 8/10 1871 // beantw[ortet] 9/10 1871". Zwei Bögen mit Prägedrucken "F S" blau und gold; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich; XX = schwer lesbar; Leseabsätze eingefügt:
Salzburg 6. Oktober 1871. // ½ 8 Uhr früh // Lieber Franz! // Ich beginne die gestern versprochene Fortsetzung meines Briefes weiß aber nicht, wie weit ich damit komme, da wir wahrscheinlich Vormittag nach Hallein fahren werden. // Zunächst muß ich berichten, daß ich mich wegen dem Juristenkränzchen, freilich mühsam, getröstet habe, und sogar beginne, mich in das Geschick, an dich meine Freiheit verloren zu haben, mit Würde zu ergeben, ja zuweilen, aber sag‘ es Niemand, zuweilen freue ich mich sogar darüber. Minna verspricht, deinen guten Rath zu befolgen, und läßt dich grüßen. Es ist recht lieb von dir, daß du immer wünschest, ich könnte all das Schöne was Wien bietet, mit dir genießen, noch müßen wir aber Geduld haben, denn meine stille Hoffnung, doch in diesem Herbst nach Wien zu kommen, ist recht gründlich vernichtet. / 6. Oktober 8 ¼ Uhr Abends. // Wir waren wirklich in Hallein, kamen aber schon um 6 Uhr Abends heim. Es war ein wunderschöner Tag heute, die Umrisse der Berge zeichneten sich so scharf von dem blauen Himmel ab, daß es eine wahre Pracht war. Zudem ist schon Alles beschneit, was ganz wunderschön aussieht. // Wir fuhren also um 9 ½ Uhr früh von hier weg in Gesellschaft der Familie Plachetka und der Herren Doctoren Lorinser und Öttinger, auch Anna Fendt war dabei. Von Hallein aus machten wir vor Tische einen Spaziergang auf den Dürrnberger Weg, wo man eine sehr schöne Aussicht über das Salzachthal genießt. Dr. Lorinser u. Minna zeichneten eine kleine Mühle, wir Andern gingen noch etwas weiter. Ich war, was übrigens wie du weißt bei mir ziemlich selten ist, recht herzlich verstimmt, und in Folge dessen ziemlich einsilbig. Schließlich war ich über mich selbst ärgerlich, wodurch aber meine Laune eben auch nicht besser ward. Gegen Mittag wurde ich erst wieder gesprächiger. /
Das Mittagsma[h]l wurde beim Auböck eingenommen. Nach Tisch besichtigten wir die Cigarrenfabrik, was uns Alle sehr interessi[e]rte. In der nächsten Woche wird schon das neue Gebäude bezogen werden können. Dann sahen wir auch die Saline an, und fuhren, wie bereits erwähnt mit dem Zuge um 4 Uhr nach Salzburg. Wie oft gedachte ich heute der Stunde, die wir Beide zusammen heuer in Hallein zugebracht haben. // Hast du schon daran gedacht, daß ich heute bereits vier Wochen deine Braut bin. // Wie doch die Zeit so schnell vergeht. So wird auch bald das Weihnachtsfest herankommen, wo wir uns hoffentlich sehen werden. Wie ich mich freue! Großmutter hat ganz entschieden erklärt, daß sie in diesem Herbste keinenfalls nach Wien reisen wird trotz aller Bitten und dem Zureden sowo[h]l des Dr. Lorinser als auch meines Vaters, die sich wirklich bemühten eine Reise nach Wien als sehr notwendig erscheinen zu lassen. / Deine Idee, ich solle für einige Wochen zu Lorinser, ist auch nicht ausführbar, erstens weil es Großmutter durchaus nicht notwendig findet, daß ich heuer noch nach Wien komme [?], und zweitens weil ich bei Lorinser schwer Platz fände. So heißt es aber hübsch geduldig sein. Wir wollen denken [?], daß wir ja in nicht sehr langer Zeit für immer vereint werden, und wollen uns einstweilen darauf freuen. Wenn ich für einige Wochen nach Wien reiste, würde ja auch mit der Ausstattung nichts vorwärts gehen, und es giebt doch so viel zu thun! Manchmal male ich mir aus, wie unser künftiges Gefängniß [gestrichen:] ausgestattet eingerichtet sein wird. Da müßen wir erst mündlich darüber verhandeln. Für heute aber gute Nacht du Lieber, ich bin herzlich müde und schläfrig. Good night my dear friend! /
[zweiter Bogen:] 7. Oktober 1871. 8 Uhr früh. // Heute Nachmittag werde ich die erste englische Stunde für mich allein haben. Ich hoffe es soll mir recht nützen, namentlich wird es für die Aussprache gut sein, wenn ich mit Mehs Urry [?] lese. // Es wäre recht hübsch, wenn du Gelegenheit fändest, auch diese Sprache zu lernen, wir könnten dann einmal gemeinschäftliche Studien in der engl. Literatur machen. Wie ich bemerkte, hast du ein sehr gutes Gedächtniß, da würde es dir ja auch leicht, diese Sprache zu erlernen, die ohnehin in so vielen Wörtern an die französische und deutsche Sprache sich lehnt. Minna spricht sehr schön englisch. Da werde ich auch als Frau Gelegenheit finden mich zu üben. // Ich mußte lachen, daß je[t]zt in Mödling die Luft so günstig für das Heiraten ist! Es wird ja ordentlich epidemisch, und jene die ihr Haupt nicht unter das süße Joch der Ehe bringen wollen, werden gut thun diesen gefährlichen Ort zu verlaßen. /
Weißt du daß Schumacher hier ist? Der Glückliche hat einen ganzen Monat Urlaub! Emma ist natürlich sehr vergnügt. Die könnten uns leicht 14 Tage abtreten, daß wir auch so zusammen sein könnten, nicht wahr? Wie sehr würde ich wünschen daß auch Lida[50] und Minna [Lorinser, Anm.] bald glücklich ihr Ziel erreichten! // Lida macht mir oft bange, ich fürchte, ihr so lang gehegter Wunsch wird sich nicht erfüllen. Und gerade ich wünschte ihr so sehr, daß sie glücklich würde. Minna ist ein eigenes Geschöpf. Je öfter ich mit ihr zusammen bin, desto mehr begreife ich, daß sie den, der ihre Liebe besi[t]zt, glücklich machen muß. Sonderbarer Weise ist sie in ihrer eigenen Familie die am wenigsten Bevorzugte. Mein Urtheil über ihre Mutter ist durchaus nicht günstiger geworden. Ich weiß nicht was diese Frau bestimmt, / ihren Töchtern ein solches Mißtrauen gegen alle Welt beizubringen. Und Minna hat so sehr die Fähigkeit, sich mit aller Liebe und allem Vertrauen anzuschließen und hat mehr als manche Andere das Bedürfniß Liebe zu empfangen und zu geben. Daß du dich mit recht viel Geduld rüstest, mir dermaleinst die Gründe für das Nichtgewähren eines Plausches auseinander zu setzen, ist recht gut, ich werde dieselbe gewiß manchmal in Anspruch ne[h]men müßen! Ich bin so böse auf mich selbst, wenn ich sehe, wie ich mich zuweilen gar nicht geherrschen kann. //
Aber den Pantoffel hast du, glaube ich, nicht zu fürchten, da habe ich viel mehr Aussicht, darunter zu kommen. Also heute Abend beginne ich, zwei Geibelsche Gedichte zu lesen. Ich komme je[t]zt wenig zum Lesen und auch wenig zum Arbeiten. Es werden die le[t]zten schönen Tage zum Ausgehen benützt. / Wenn ich die noch bestellten Fotografien habe, muß ich anfangen die verschiedenen Briefe zu beantworten, die nach meiner Verlobungsanzeige eintrafen. Bis Minna fort sein wird, werde ich gar nicht anfangen zu schreiben, aber dann benütze ich die nun schon langen Abende. Dann werde ich auch deine lieben Briefe wieder in Ordnung beantworten können. // Für heute werde ich nun auch schließen und dafür meine Nähmaschine etwas in Bewegung setzen. Minna ist mit ihrem Papa heute auf dem Tannberge. // Meine gestrige Correspondenzkarte hast du hoffentlich bekommen. // Ich freue mich nun schon wieder, recht bald von dir zu hören. Hast du noch immer so viel Arbeit? Ist der neue Herr College nun endlich in Thätigkeit? // Lebe recht, recht wo[h]l es küßt dich // deine treue Fanni // Grüße v. Großmutter, den Eltern u. allen Bekannten. [sehr klein:] Keine Frau darf aus XX, dann [?] aushält ein lieb Gedanken.
Brief vom 9. Oktober 1871 von Fanni Schlegel an Franz Spängler
Brief von Franziska Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler mit Umschlag, oben aufgeschnitten; 5 kr. Marke mit Poststempel "Salzburg Stadt […]"; rückseitig blauer Prägedruck "F S" und zwei verwischte Stempel, "10 / 10"; "Herrn // Doctor [unterstrichen:] Franz Spängler // kk. Gerichtsadjunkt // in // [unterstrichen:] Mödling // bei [unterstrichen:] Wien", oben ergänzt von Franz Spängler "XXIX erh[alten] 10/10 1871 // beantw[ortet] mit XXX am" [leer] "/10 1871." Ein Bogen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich; XX = schwer lesbar; Leseabsätze eingefügt:
Salzburg 9. Oktober 1871. // Mein lieber Franz! // Meinen besten, innigsten Dank für deinen so lieben Brief, sowie für das liebe, kleine Buch. // Ich werde fleißig darin lesen, und eben so fleißig dein gedenken! Doch hiezu braucht es wahrlich keines äußern Anlaßes, es vergehen ja ohnehin nur wenige Minuten, wo nicht meine Gedanken zu dir schweifen und bei dir weilen. Wie ist es doch schön, daß ich frei und offen von dir sprechen, der Zeit gedenken darf, wo ich für immer bei dir sein werde! // Das wäre nicht so, wenn ich nicht schon deine erklärte Braut wäre. So kann ich, wann u. so oft ich mag, mit meiner Umgebung von dir reden und mir vorstellen, wie wir Alles einrichten werden. // Nicht wahr, wir wollen und daraus recht angehören, und der Außenwelt nicht zu viele Anrechte auf die uns gehörige Zeit zugestehen! / Aus meinem le[t]zten Briefe hast du ersehen, daß die Großmutter durchaus Nichts von der Wiener Reise wißen will, wir müßen schon auf die Freude verzichten, vor Weihnachten uns noch zu sehen. //
Selbst die Wohnungsfrage thut keine Wirkung wie es scheint. // Aber nicht wahr, zu Weihnachten kommst du sicher? // Ich freue mich ja auch so sehr, dich wieder zu sehen und deine Frage ob ich dich lieb habe, beantworten zu können, nicht mit der Feder, sondern mit Mund und Hand! // Um einer Unordnung in unserm Briefwechsel vorzubeugen, schicke ich je[t]zt sogleich diesen Brief fort, und erwarte [unterstrichen:] keine auf denselben, ich freue mich auf deinen nächsten Brief, den ich zur gewohnten Zeit beantworten werde. // Heute schreibe ich, um dir sogleich / für "Waldmeisters Brautfahrt zu danken und dich zu fragen, ob es nicht vielleicht gut wäre, wenn du dich selbst an die Großmutter wenden und ihr die Wohnungsfrage als so wichtig vorstellen möchtest. Vielleicht wirkt dieses, allein ich habe wenig Hoffnung. // Wenn wir uns wirklich vor Weihnachten nicht sehen können, wollen wir uns aber mit dem Gedanken trösten, daß sich unsere Wünsche für das Leben ja so schön zu erfüllen versprechen, und wollen Gott bitten daß er Alles vollenden möge. Ich bete oft, Gott möge uns führen und leiten, und uns ein stilles bescheidenes Glück gewähren, und vor Allem in uns Beiden die wahre Liebe und festes Vertrauen zu einander erhalten und stärken, damit, wenn einst das Leben ernste Forderungen an uns stellt, wenn Prüfungen kommen, die uns ganz / gewiß nicht erspart bleiben werden, Eines am Andern einen festen Halt finde.
Ferners bitte ich Gott, mir jene Eigenschaften zu geben, die ich benöthige um dir das zu sein, was ich dir eben sein möchte, eine treue, liebevolle Gefährtin und Freundin in allen Vorkommnissen, so wie ich in dir einen treuen, liebevollen Freund und Gefährten zu finden hoffe! // Gott gebe seinen Segen. // Gerne schaue ich in das Medaillon hinein, und gedenke beim Anblick des kleinen, grünen Blattes sowo[h]l jener Stunde, wo wir einander die kleinen Blätter gaben, als auch derjenigen wo du auf demselben Hügel zuerst mit mir über unsere dereinstige Verbindung sprachest. // Indem ich schließe, wiederhole ich meinen Dank und umarme dich in herzlicher Liebe als // deine treue Fanni. // Grüße v. Minna u. Großmutter.
Brief vom 9. Oktober 1871 von Helene Klaiber an Fanni Schlegel
Brief von Helene Klaiber[51], Göppingen, an Franziska Spängler in Salzburg; ein kleiner Bogen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]:
Liebe[s] Fräulein Fanny! Mit Freuden habe ich durch meine Tante vernommen, daß Sie sich verlobt haben u. erlaube mir Ihnen meine herzl. Glückwünsche zu sagen. Möchte Ihnen in Braut- u. Ehstand recht viel Glück u. Freude beschert sein, möchte Sie der l. Gott so freundlich führen, wie bisher u. Schu[t]z u. Schirm sein, in guten, / wie in bösen Tagen. // Der l. Großmutter wird es wohl sehr leid sein, ihre Enkeltochter hergeben zu müssen, bitte sagen Sie auch ihr meine herzl. Gratulation. Ihrem Herrn Bräutigam bitte ich, mich aufs Beste zu empfehlen. Sie aber grüßt innig Ihre // Sie herzl. Liebende // Helene Klaiber. // Göppingen, d. 9. Okt. 1871.
Brief vom 19. Oktober 1871 von Otto von Lürzer an Franz II. Xaver Gregor Spängler
ein Bogen, lag bei den Briefen der Therese von Lürzer 1881 bis 1885 ("Otto von Lürzer" ist ihr Neffe); der Empfänger ist Franz II. Xaver Gregor Spängler, geschrieben hat den Brief Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843; † 1922); / = Seitenwechsel; [?] = unsichere Lesart; XX = für mich unleserliche Stellen der sehr schwungvollen Handschrift (vgl. Foto der vierten Seite):
Saalfelden 19/10 1871. Mein lieber Herr Vetter! Zuerst meinen herzlichen Dank für die freundliche Zusendung der Verlobungskarte[52]u. darnach auch meinen aufrichtigsten Glückwunsch zu deiner Verlobung mit Fräulein Fanny Schlegel. Mein Glückwunsch kommt zwar etwas post festum, jedoch glaube [?] / weil aus aufrichtigem Herzen kommend, daß derselbe noch immer hinreicht u xfreundlich acseptirt [?] werden dürfte. Mit meiner Ernennung zum BezirkspreXX XXkler in XXhofen x/v XXrgen war es wieder einmal nichts. Ich bin jetzt übrigens die A{n}dresse [?] auch schon gewohnt; übrigens / würde es mich wirklich sehr schmerzen, und enttäuschen u. entmuthigen, falls ich jetzt jene Stelle nicht erhielte, welche durch die Uebersetzung eines Adjunkten nach Hallein frei wird. Solltest du in der Lage sein etwas mir dießfalls mittheilen zu können oder in irgendeiner Richtung dießfalls für mich einen günstigen Einfluß / zu üben, so wäre ich dir gewiß sehr dankbar, da mir sehr daran gelegen im nächsten Monat eine Adjunktenstelle zu erlangen. Ich warte jetzt schon lange genug u. habe gewiß schon genugsam Richterstellen substituirt. Dennoch meiner lieber Vetter nochmals meinen herzlichsten Glückwunsch u. in gebothener Achtung auf gefälligste Antwort hoffend grüße ich dich vielmals dein Vetter Otto v Lürzer
Brief vom 27. Oktober 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg"; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 27/10 [18]71. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Schon dieser Tage wollte ich dir schreiben konnte aber nicht dazu kommen, Morgen werde ich zu Schumacher das Hemt geben und bitten das er es mitnimmt, du kannst es dan dort hollen. Darfst es aber erst selbst mitbringen, nur schreiben mußt du gleich, in der Fany ihren Brief, ob sie dir taugen, damit alle nach diesem gemacht werden, wen es dir recht ist. Die 6 Nachthemten haben wir jetzt fertig gemacht, ich hoffe sie werden ganz recht sein. Denke dir wie ich heute wolte die gattire [?] zuschneiden so sach ich das diese welche ich hier behalten eine alte Hose ist wo man die Formm nicht / mehr so sehen kann, also machen wir indessen Bettzeug und warte mit denen Gattire bis du so gütig bist mir von denen neuen eine mitzubringen, es ist gleich ob wir dieses oder jenes zuerst machen. Socken sind 33 paar fertig die Sacktücher haben die rechte größe und sind ganz neu, und sind nun auf deinen Nahmen zu Stücken, und zu bezahlen Diese Woche waren die beyden Fany bey uns und ich war in kurzer Zeit 2 mal dort, ich gewine die Fany immer lieber den sie ist würklich, wie man sagt, zum gern haben, sie besitzt bey ihren hervorragenden Verstand so viele güte. Der liebe gott erhalte Euch gesund, damit ihr Euer glück recht lange genießen könnt, gieb ja auf deine gesundheit recht obacht. Egghofer hat sich durch eine Verkühlung so verdorben, das er sich einen Profisor nehmen muß /
[weiter Seite 4, durch Stern gekennzeichnet:] damit sein geschäft nicht eingeht. Der Laschenski in Oberndorf, Zi[gm]nunt [?], hat sich nicht umkleiden können weil er nicht zeit hatte, war ganz naß von Schweiß, mußte wider fort, zu patzienten und wurde ganz steiff an allen gliedern und liegt bewegungsloos danieder, wie traurig. Keiner von beiden hat zu viel. Hier ist die gattermeier Marie zum Sterben, und der Plascki ist im sterben, wen er nicht schon Tod ist. Der Stipitz [Stiebitz, Anm.] ist auch gar nicht recht bey sammen man weiß eigentlich nicht recht was ihm fehlt. Er sinnd oft gerade so dahin, verhült sich mitunter das Gesicht, nun höre ich will doktor Hirsch [?] mit ihm reisen, vieleicht hilft dieses. Das es in Hall einen bedeutenden Brand gegeben wirst du auß denen Zeitungen gelesen haben. Ich hoffe das von unseren Verwandten niemand / direkte betheiligt war. Wir sind gottlob alle wohl, bey Louise wird es nicht mehr lange dauern bis sie ein Kindlein bekömmt.[53] Gott gebe das alles glücklich vorüber geht. Die Köchin bey der Louise heurathet und geht schon am 15 t November fort es kömmt wider die erste Mariechen. Wegen einer Wohnung macht es dir wie es scheint sehr viel zu schaffen, auch finde ich selbe sehr theuer, ist es wegen Wien nichts [?] wie es scheint, weil du in Mödling dich schon so umschaußt. Ich wünsche von Herzen das du doch eine zweckmeßige finden mögest. Ich bitte den Schumacher wegen den Hemt das er es mit nach Wien nimt. Lebe recht wohl es küßt dich mit iniger Liebe deine treue dich herzlich liebende Mutter Spángle[r]
Otto Luoise [!] und der kleine Otto küßen dich recht herzlich. Fräulen Rosalie und viele Bekannte.
Brief vom Oktober 1871 von Wilhelm Kobler an Franz Spängler
Brief von Wilhelm Kobler[54] an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien; ein Bogen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; XX = unleserlich:
Werthester Herr Vetter! // Für die Übersendung der Verlobungsanzeige der lieben Fanny meinen herzlichen Dank; mich hat die Nachricht sehr überrascht und erfreut um so mehr, da ich von meiner Schwester weiß, daß Herr Dr Spängler aus sehr achtbarer Vamilie [!] und ein sehr lieber Mann sey. // Unsere herzlichen Grüße an die liebe Fan[n]y, und ihren zukünftigen Gemahl mit dem aufrichtigen Glückwunsch zu ihrer Wahl, möge ihre Ehe eine wahrhaft glückliche werden! // Unsere Familie [!] ist auch wieder um ein Mädchen mehr geworden und ¼ Jahr alt, ich bethe jetz alle Tage: Herr, höre auf deinen Knecht zu segnen / sonst geht es uns ganz gut, wir sind gesund und zufrieden. Wir haben jetzt auch Hoffnung, daß die Eisenbahn in nächster Nähe bey uns vorüber gehen wird vorrige Woche, waren die Ingenieure hier. An die Großmutter und Ihre Familie unsern achtungsvollsten Gruß. Hochachtungsvoll // Ihr // aufrichtiger Vetter // Wilh. Kobler // Harrachthal[55] am XX Oktb [1]871.
weitere Briefe Oktober bis Dezember 1871
"1871 und 1884, 1887" Briefe (rot verschnürt, nicht gelesen) von Fanni aus Salzburg = Nr. 19 Fanni Schlegel, * 1848; † 1905, an Franz = Nr. 18 Franz II. Xaver Gregor Spängler, 1839-1912, durchgehend mit Umschlägen "Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien", 10. und 11.10.1871. – 14./15.10. – 18.10. – 22./23.10. – 26./27.10. mit Einschreiben. – Briefe von Franz = Nr. 18 Franz II. Xaver Gregor Spängler aus Mödling an Fanni = Nr. 19 "Frl Fanny Schlegel Salzburg Marktplaz N 10 II Stok" fast durchgehend mit Umschlägen, aufgedruckte Briefmarken, 30.10.1871. – 4.11. ohne Umschlag. – 9.11. Einschreiben, mit zwei Blumensträußchen [Foto bei Nr. 18]. – 13.11. – 17.11. – 22.11. – 25.11. – 29.11. - 3.12. – 5.12. – 6.12. ohne Umschlag. – 8.12. – 12.12. – 13.12. - 16.12.1871. – Abschiedsgedicht der "Geburtsfrau" [Hebamme] vor dem Umzug nach Pottenstein. – Brief eines Freundes Albert ohne Datum. – Brief 24.4.1871 aus Linz von Rudolf Handel. – Brief 6.7.1871 aus Salzburg von Hedwig L. – Briefe von Kollegen, Salzburg 1887 mit Brief von Fanni in Pottenstein an Franz in Krems mit Umschlag "1887". – Brief 30.12.1881/31.12. von Franz und Fanni, Pottenstein, an die Großmutter in Salzburg Nr.79 Fanny Kobler. – Karten-Brief Pottenstein 6.4.1887 Fanni an Franz. - "August 1884" mit mehreren Briefen in einem Umschlag von Nr. 19 Fanni Spängler an Nr. 18 Franz II. Xaver Gregor Spängler "Wolgeboren Doctor Franz Spängler kk. Bezirksrichter in Pottenstein a.d. Triesting" = Salzburg 1.8. – 2.8. mit zweieinhalb Bogen "...behalte lieb deine Alte", Erlebnisse von der Reise nach Salzburg zur Urgroßmutter. – 2.8. bis 5.8. einenhalb Bogen Franzi (geb. 1877; Nr.9 a Franziska Spängler, 1877-1962) und Fanni. – 12.8. "deine alte Fanni". –13.8. Franzi, Postkarte mit kleinem, gedruckten Bild von Salzburg. – 17.8. Fanni. – 17.8. Franzi. – 20.8. Fanni.
Brief vom 3. und 4. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
1871 Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19[56]] an Franz Spängler [Nr. 18]:
3. 11. dito, 5 ½ Abends: Mein lieber Franz! Heute empfing ich deinen lieben Brief, als wir uns eben bereit machten, zur Seelenmesse der armen Marie zu gehen. Ich konnte denselben nur in großer Eile durchlesen, erst nach Tisch fand ich dann Zeit, deine lieben Zeilen ordentlich durchzustudiren, wie es sich gehört. Daß du, obgleich viel beschäftigt, so fleißig an mich schreibst, macht mir große Freude, und ich bin dir dafür herzlich dankbar. An den Tagen, wo ich einen Brief zu bekommen hoffe, bin ich meist von der Frühe an voll Erwartung, was ich von dir hören werde. Und wenn ich dann den Briefträger kommen höre, ich erkenne meist seinen Tritt, stehe ich oft schon an der Thüre um ja bald in Besitze des Schreibens zu sein. Da ist es dann manchmal eine rechte Geduldprüfung, wenn eine nicht aufzuschiebende Arbeit mir nicht gestattet, gleich an die Lektüre zu gehen. Eröffnet wird aber der Brief gewöhnlich sofort. – Gestern besuchte uns Willi Gattermay[e]r, er empfiehlt sich dir freundlich. Er sagte, daß unsere Verlobung ihn sehr überrascht aber auch recht erfreut habe. Ich war zuerst nicht zu Hause, und da erzählte ihm die Großmutter, in welcher Weise unsere Verbindung sich anbahnte, und zugleich, daß ich öfters den Wunsch ausgesprochen habe, er sollte mein Brautführer sein. Obgleich jetzt kein Zeitpunkt ist für ihn, derlei zu besprechen, zeigte er sich doch wohlgeneigt, dieses Amt zu übernehmen. Es frägt sich nur, ob sein Vater, der bekanntlich manchmal ziemlich eigen ist, nichts dagegen hat. Ich muß sagen, daß es mich freuen würde, da Willi zu meinen besten Jugendbekannten zählt, ja eigentlich ist er und seine Schwestern von unserer Kindheit meine Spielgenossen gewesen. Da darüber werden wir zu Weihnachten mehr sprechen, er hofft nämlich da für 8-14 Tage kommen zu können. –
Da sagst, es sei doch zu viel, wenn ich aus Theilnahme für fremdes Leid kaum den Gedanken an mein, an unser Glück recht zu faßen wagte. Ich meine, gerade das eigene Glück macht uns geneigter, dem Schmerz des Nächsten tieferes Mitgefühl zu widmen, wir denken uns ernster in die Lage des Unglücklichen, der uns im Vergleich mit unserer eigenen so viel trauriger erscheint, je heller und schöner das Leben vor unsern Blicken liegt. Einerseits aber bringt ein trauriges Ereignis uns auch die Wandelbarkeit irdischen Glückes in Erinnerung, und in diesem Sinne meine ich, wagen wir kaum das eigene Glück recht zu durchdenken, indem wir an unserem Nächsten erfahren, wie rasch ein trauriger Wehsel eintritt. – Du mußt aber nach diesem nicht glauben, ich schaue so düster und furchtsam in die Zukunft, ich vertraue auf Gottes Güte, die uns sicher durch alle Vorfälle des Erdenlebens führen kann und wird. Für heute muß ich schließen, da ich die Singakademie besuchen will. Es wird für ein Concert am Cäcilienfeste studirt, wo ich mitsingen werde, vielleicht zum letzten Mal. Erinnerst du dich an die Concertprobe, welchem du bei deinem Aufenthalte zu Pfingsten beinerhatest [?]? –
4. 11. ½ 9 Uhr früh. Auf deine Frage wegen Schumacher und Emma weiß ich keine bestimmte Antwort. Emma [Zeller, Anm.] sagte mir neulich, daß sie doch hoffentlich im Laufe des nächsten Sommers heirathen werden. Sie bedauert, daß ich wahrscheinlich nicht bei ihrer Hochzeit sein werde. Ich erwiderte, sie sollte eine geschickte Zeit zu ihrer Vermählung aussuchen, dann kommen wir Beide, du u. ich per Dampf angefahren an ihrem Hochzeitstag. Findest du vielleicht besser, daß wir warten, damit ich ihre Brautjungfer sein kann? Damit wärst du wol nicht einverstanden, oder? – Mir scheint, du wirst ohnehin ungeduldig genug bis zum April, aber denke an das "Wort der Frau: Es bleibt dabei. Und es bleibt dabei, sagt auch die Großmutter bezüglich der Hochzeitsreise, die wir im Februar noch keinesfalls machen dürften, weder nach Italien noch auch sonst wohin. Also Geduld. – Wo Albert und Emma sich niederlaßen werden, scheint auch noch nicht bestimmt, doch wird häufig von Wien gesprochen. Das wäre recht hübsch, wenn wir so nahe zusammen kämen. Minna Lorinser freut sich auch schon, wenn ich einmal für immer nach Wien komme, sie schrieb neulich, wenn ich komme, wird ihr sein, als ob ein Stück Salzburg in ihr Staubnest käme. So ungebührlich beliebt sie die alte Kaiserstadt zu betiteln, für die sie eben gar keine Sympathie hat. Ich weiß nicht, womit ich es verdiene, daß Minna, so wenig wir uns früher verstanden, mich nun so lieb hat, und so gern bei mir ist. – Nun heute sind noch 50 Tage bis zum Weihnachtsabend, siehst du, ich bin wie ein Kind, und zähle die Tage bis zu dem lieben, schönen Fest. Ich gehöre aber nicht zu den braven Kindern, die an das Christkind schreiben dürfen. Am Ende würde eine solche Correspondenz auch unseren Briefwechsel beeinträchtigen und das wäre wieder dir nicht recht, ich bilde mir sogar ein, daß dich meine Briefe mehr erfreuen, als sie das Christkindl freuen würden, das doch so sehr viele Briefe von viel braveren Kindern kriegt. – Mittwoch 1. Nov. schrieb ich an Frau v.Danner, bin neugierig, wann ich eine Antwort bekomme. –
An meine sogenannte böhmische Großmutter schrieb ich zu ihrem Namenstag, sie heißt Therese [Schlegel, Anm.] , und schickte ihr die Fotografien von uns, die Brustbilder. Sie hatte Freude daran und findet auch, daß wir gut zusammen passen. Das finden wir auch, nicht wahr? – Am Allerseelentage ging ich allein in die Franziskanerkirche, nach der hl:Messe besuchte ich am St. Peterfriedhofe die Gräber. Zuerst das deines sel: Vater, wo ich mich auch erinnerte, wie wir Beide an derselben Stelle standen. Was dein guter Vater wol sagen würde wenn er mich sehen könnte. Dann besuchte ich das Grab der armen Fanni Plachetka. Obwohl ich sie nicht kannte, ich sah sie nur einmal, habe ich doch Sympathie für sie, als die Schwester meiner lieben Lida. Zuletzt stand ich einige Augenblicke an dem neuen Grabhügel der armen Marie Gattermay[e]r. Bei Gelegenheit ihres Todes trat mir der Gedanke nahe, wie trostreich der Glaube an ein Fortleben der Seele, an ein einstiges Wiedersehen ist. Resi Gattermay[e]r sagte am Todestag ihrer Schwester, nun uns die gute Marie vorangegangen ist, kann ich mich freuen auf das Hinübergehen ins Jenseits, weil ich weiß, daß ich dort die verklärte Marie wiederfinden werde. Wieviel größer muß der Schmerz der Trennung für Jene sein, die den seligen Glauben an ein künftiges Leben aufgegeben haben! – Doch genug hiervon. – Ich freue mich, daß du soviel Talent zeigst, ein recht guter Ehemann zu werden, doch daran zweifelte ich ohnehin nicht. Ich erkläre mich auch bereit, als deine treue Lebensgefährtin dich auf den verschiedenen Lebenswegen zu begleiten, auch auf denen die Abends ins Gasthaus führen. Wenn wir zum Einkaufe der Möbel u.s.f. im Februar nach Wien kommen, freue ich mich schon, mit dir recht viel Schönes und Neues sehen zu können. Ich werde auch eigens für diese Zeit recht schöne Theaterstücke zur Aufführung bestellen. Hoffentlich wird man mir zu Ehren auch eine Festvorstellung veranstalten, natürlich mit Beleuchtung des äußeren Schauplatzes, meinst du nicht? –
Was die Fotografien betrifft, habe ich bereits die Rechnung verlangt, aber noch nicht bekommen, heute will ich wieder danach fragen, wenn ich in die englische Stunde gehe. Ich bitte dann Großmutter, daß sie einstweilen alles berichtigt, wenn du dann zu Weihnachten kommst, werden wir uns ausgleichen. So ist es am einfachsten. Ich bin nun schon sehr neugierig auf unsere Wohnung. Dieselbe früher zu beziehen, wie du vor hast, mußt du doch noch überlegen, hast du denn Jemand zu Bedienung dort? abgesehen davon, daß du im Anfang wenigstens auch mit den Möbeln schlecht versehen sein wirst. Doch das alles läßt sich viel besser mündlich besprechen, darum komme nur ganz gewiß zu Weihnachten, und suche von Herrn Bezirksrichter einen recht langen Urlaub zu erhalten. Sag ihm, ich laße schön bitten! Lebe wol ich freue mich schon so aufs Wiedersehen das kannst du glauben. Es umarmt dich deine Fanni/das Kind/. Großmutter grüßt.
"Marie #Gattermayer": Partezettel für "Marie Gattermayer" 22 Jahre alt, † 30. Oktober 1871.
Brief vom 3. bis 5. November 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, Prägedruck "Salzburg", und Zettel beiliegend; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 3/11 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Ich hoffe du wirst meinen letzten Brief nebst Hemmt schon in Händen haben, Heute schreibe ich dir um anzuzeugen das Louise Heute um ½ 3 Uhr früh glücklich mit einem Mädchen [Aloisia Spängler] ist Entbunden worden, das Kindlein ist sehr lieb, und frisch, die Louise ist etwas erschöpft, weil das Kindlein sehr groß ist. 4 t Gestern konnte ich nicht weiter schreiben weil Nachmittag die Taufe war und ich auch viel die Kindlein [die Geschwister, Anm.] hatte. die kleine hat den Nahmen der Mutter bekommen, Mutter und Kindlein befinden sich heute gottlob recht wohl, der kleine Otto hat die Taufkerze getragen und war recht brav, die Kinder haben die kleine sehr lieb. / Ich habe die Fany schon einige Tage nicht gesehen konte auch nicht dazu kommen sie zu besuchen, aber so viel habe ich gehört daß du die Wohnung auf genohmen im 1 te Stock, wo du glaube ich 350 fl [Gulden, Anm.] zahlen muß[t] es ist dieß wohl ein hoher Zins. Es ist wohl wahr du kannst dich in die Wohnung ziehen, aber bis die großmutter und Fany hinab können um das nöthigste dir einzu richten? was hast du bis dahin Um Weihnachten müßen wir dieses Thema schon in Ordnung bringen. Otto läßt dir sagen du mögest ihm verzeihen das er dir nicht selbst die Anzeuge machte, allein er hat so viel zu thun, erbath [!] daher mich es zu thun. Die vorige Woche habe ich wider 38 fl 39 Xr außgegeben ich schließe dir die Rechnung bey Otto konte nicht nur in der / Sparkasse nichts abzahlen, sondern er mußte von seinen geld die Prolongirung zahlen. Und für mich blieben auch nur 7 fl als Monathgeld. die 38 fl 39 Xr sind bezahlt. Morgen werde ich zur Reißl [?] Pepi gehen und sehen daß sie bezahlt. Ich hätte dir dermalen auch nicht so viel geld leihen könen, weil ich nie weiß was der großmutter eben einfählt zu kauffen und ich kann dan nicht sagen es ist kein geld da, also muß ich immer etwas haben, um für den Augenblück, zahlen zu könen. Nun sind endlich die 30 Sacktücher für die Fany gekauft für die jenigen welche du von ihr bekommst und 6 Stück habe ich für dich neue gekauft. Ich bin sehr begirig wie dir das Hemt taugt; ich denke der Schnitz dann wird zu lange sein. schreibe nur ja alles genau, was nicht recht ist. /
Wir haben statt abgemachte doch Wollendecken gekauft, weil wir beynahe keinen ord[ent]lichen Rippert [?] bekommen haben sie sind sehr hübsch die Fany hat große Freude daran. Das[57] die gattermeyer Marie gestorben wird dir die Fany schon geschrieben haben. In Hall ist ein zimmlich großer Brand geweßen und soll sehr nahe bei der Rizzi geweßen sein so das die Schwester Therese schon die Träger bestehlt hat um die Rizzi wegtragen zu lassen es ist aber dan der Thurm von der Salvatorkirche[58] einwerts gestürzt und es war dan die gefahr für das Hauß wo sie wohnte vorbey es sind auch nebst der Kirche 5 Häußer abgebrant. Lebe recht wohl es küßt dich mit iniger Liebe deine dich oft segnende Mutter Spängler. [auf dieser Seite oben verkehrt herum:] Otto und Luise [!] grüßen dich recht herzlich schreibt so wie Otto und Paula, welche auch an dich = [Doppelstrich, aber eine Fortsetzung ist nicht erkennbar.]
[beiliegender Zettel:] Sattler Schmelzing Fraulein Rosalie Zellers Lanser lassen dich recht herzlich grüßen. Da ich jetzt Abend 9 Uhr schreibe werde ich Morgen noch dazu schreiben wie des oben get. Heute den 5 t geht es oben gut. Lebe recht wohl sehe ja auf deine gesundheit. / [jeweils untereinander:] 1 Wolldecke - - 9 fl - // ½ duzend Hernsackliche [?] 3 - - // 1 duhendunge [?] - - 3 - 25 // Gradl zu Duhentziehen 8 66 // 30 Stück Sacktücher für die Fany 14 - 48 X[r] // [Strich] 38 f. 39 X[r]
Brief vom 5. November 1871 von Anna Loni an Fanny Kobler und Fanni Schlegel
Brief von Anna Loni, München, an Großmutter Fanny Kobler und Enkelin Franziska Spängler in Salzburg; ein Bogen; ohne Umschlag; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]:
Meine theure geehrte Freundin! // Kaum vermag ich Worte genug zu finden, um mich bei Dir wegen meines langen Schweigens, meiner großen Unart zu entschuldigen! – // Hat mich doch die Anzeige von der glücklichen Verlobung Deiner lieben Enkelin so freudig überrascht, wollte ich Dir doch sogleich aus voller Seele gratuliren; aber leider blieb es eben bis jetzt immer nur beim wollen. – Der bejammernswerthe Zustand meiner armen Schwester (der sich leider immer steigert) ihr und mein Hauswesen, der weite Weg und der Umstand; daß sie mich immer um sich haben will; greift mich so an und nimmt mich so in Anspruch daß ich oft Wochen lang zu gar nichts fähig bin, und alle / Gedanken nur in den einen Jammer untergehen! – Mögest Du in Deiner gewohnten Güte und Nachsicht dieses als Entschuldigung hinnehmen, und mir darob nicht zürnen, um dieß bitte ich Dich recht herzlich! – – // Und nun zu dir liebenswürdiges Bräutchen! Meine Theuren! aus gewiß vollen aufrichtigen Herzen rufe ich! Gottes reichsten Segen über daß glückliche Brautpaar. – // Daß dir liebe Fanny eine glückliche Wahl getroffen, dafür bürgt mir ihr edler liebenswürdiger Charakter, und sie – die so reich an Geist und Gemüth, mit allen Glücksgütern dieser Erde ausgestattet, in der Fülle der Jugend an der Seite eines braven edlen Mannes die ihr so neue, aber ernste Laufbahn des Lebens betritt, möge in vollen Zügen das ihr geworden Glück schlürfen, und sich Kraft sam[m]eln / für die ernsten Stunden, die ja an keinem Leben spurlos vorüberzieh‘n! Darum noch einmal Gottes reichsten Segen über Sie! – //
So sehr mich dieses frohe Ereigniß für Dich meine theure Freundin freut, weil Dir dadurch der Trost wird, Deine liebe Fanny, die Dir ja doch das Liebste auf der Welt ist, an der Seite eines braven Mannes geborgen zu wissen, aber so sehr bedaure ich Dich; daß Du Dich trennen sollst von deinem Liebling. – Doch daß ist ja das Loos von uns Frauen, wenn wir die Mädchen groß gezogen haben, und das Alter an die Thüre pocht, wir deren liebe Nähe und deren Hilfe erst recht bedürfen [Wiederholung von Satzteilen gestrichen, Anm.] , dan[n] kommt so ein unerbittlicher Man[n] und führt sie mit sich dort – Und ein Glück wen[n] es so ist! Oder wirst Du mit deiner Fanny zieh’n? Kannst Du Dein liebes Salzburg verlaßen? O wie gerne hätte ich diese Frage beantwortet, wie würde es mich freuen, wen[n] ich seiner / Zeit erfahren kö[n]te wan[n] die Hochzeit ist. – Die liebe Braut, die ich Dich bitte, statt mir einen recht herzhaften Kuß zu geben wird es nun wohl ungeheuer nothwendig haben nicht wahr? // Meine arme Marie freut sich auch, so viel es ihr getrübter Geist erlaubt über Fanny’s Verlobung und sendet die besten Wünsche ebenso mein Man[n] und meine Brüder nebst vielen Empfehlungen. – Und nun meine Liebe bitte ich noch einmal recht herzlich um Verzeihung und indem ich Dir und der lieben Braut recht wohl zu leben wünsche; bittet um ein kleines Platzchen in Euren Herzen // Eure // aufrichtige Freundin // Anna Loni
Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler am 8. November 1871
1871 bei den Briefen von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18): 8.11. Correspondenz-Karte von Salzburg nach Mödling, 9 Uhr früh: Sendung soeben erhalten, sehr erfreut, herzlichen Dank dafür. Brief wird heut Abend geschrieben. F. S.
Brief vom 8. und 9. November 1871 von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz II. Xaver Gregor Spängler (Nr. 18)
8. November, Brief 5 Kr. gestempelt, von Salzburg nach Mödling, ¼ nach 8 Uhr Abends:
Mein lieber Franz! Wie gern hätte ich heute früh gleich nach dem Empfang deiner Sendung meine Freude und meinen Dank ausgesprochen, allein ich hatte durchaus nicht Zeit zum Schreiben, und mußte mich begnügen, die Postkarte mit den wenigen Worten abzusenden, die hoffentlich in deine Hände kommt. So nun einen herzlichen Dank sowol für deinen lieben Brief als auch für das schöne Buch, womit du mich überraschtest. – Ich brauche dir wo[h]l nicht zu versichern, daß ich auch so daran gedacht habe, daß ich nun schon volle zwei Monate deine Braut bin, ebenso wenig wirst du zweifeln, daß ich große Freude mit deinem schönen Hute habe. Ich erinnere mich wol im Allgemeinen an jene Aufführung der Frithiofsage, doch ist mir das Werk in seinen Einzelheiten fremd geblieben. Ich werde bald mit der Lektüre beginnen, obwohl ich recht wenig Zeit zum Lesen habe. Neben den Arbeiten für die Ausstattung haben wir nun auch die Näherin, ich denke, du wirst seinerzeit auch einmal die Erfahrung machen, was das zu bedeuten hat. Die Anwesenheit der Näherin ist auch Ursache, daß ich unter Tags nicht zum Schreiben komme, sonst würde ich ganz gewiß heut Früh geschrieben haben damit die Verzögerung des Briefwechsels aufgehoben worden wäre, denn, wie du schon gesehen haben wirst, habe ich erst heute dein Paket erhalten, wo ich schon gestern [auf, Anm.] einen Brief gehofft hatte. – Um nicht zu vergeßen, muß ich gleich jetzt einem Auftrag des Dr.Kanisch nachkommen. Er ersuchte mich nämlich bei Gelegenheit seines Abschiedsbesuches, dich von ihm freundlich zu grüßen, und dich zu ersuchen, du möchtest ihn wißen laßen, wann und wo er dich in Wien treffen könne, da er sehr wünscht, dich zu sehen. Er wird bis gegen Mitte Dezember in Wien bleiben, wenn du also im Laufe der nächsten Wochen einmal einen Tag in Wien zuzubringen gedenkest sei so freundlich etwa zwei Tage früher den Dr.Kanisch davon zu verständigen. Der betreffende Brief wäre an das allgemeine Krankenhaus zu adressiren. Dr.K: hat mir schon seine Fotografie gegeben, er wäre auch bereit gewesen, für dich ein Exemplar zu hinterlegen, doch dankte ich ihm dafür, ich meine wir sind mit dem einem Bild zufrieden, nicht wahr? –
Es ist gut, daß du mir jetzt schon sagst, daß du zu Weihnachten das "Wort der Frau" umzustoßen suchen willst, ich werde mich gefaßt machen, recht fest dabei stehen zu bleiben, schon um Standhaftigkeit zu beweisen. So lange ich zu Hause bin, wird meine Widerstandsfähigkeit größer sein, besonders wenn ich meine Großmutter als Verbündete weiß, aber später fürchte ich wird es mir manch liebes Mal gehen, wie bei der Affaire vom du sagen. Da mußte ich auch bald klein beigeben. – Ich stimme daneben durchaus für den April [für den Hochzeitstermin, Anm.] , länger möchte ich aber doch auch nicht warten. Wenn die Emma mich als Brautjungfrau will, muß sie sich schon beeilen. Frau Marie, denke ich, hat deine Aufträge an Emma entrichtet, sie hat auch mir gesagt von deinem Briefe. – Für morgen Nachmittag haben sich die Zellerischen bei uns angesagt. Wie oft denke ich an das nächste Weihnachten und freue mich, wenn wir wieder beisammen sein werden! Wie viel giebt es doch zu besprechen, wozu man auch bei noch häufigerem Briefverkehr nicht kommt. – Mit deiner guten Mutter kommen wir jetzt nicht häufig zusammen, sie ist ja viel in Anspruch genommen. Für heute aber "Gute Nacht, mein Lieber, morgen werde ich wol nur wenig noch schreiben können, dann es ist eben wieder die Näherin schuld. – Die Großmutter, welche dich grüßt, ist über das Befinden des Briefträgers nun auch beruhigt. –
9. Nov. ½ 8 Uhr früh. Ich kann wirklich nicht mit Ruhe weiter schreiben, und bitte dich, mich zu entschuldigen. Mein nächster Brief wird hoffentlich wieder länger. Schreib nur recht bald wieder und behalte lieb deine treue Fanni. – Mein Vater läßt dich grüßen.
Brief vom 11. und 12. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
11. November dito, Brief 5 Kr. aufgedruckt, von Salzburg nach Mödling: 8 Uhr Abends.
Mein lieber Franz! Freudig überrascht empfing ich deinen lieben Brief. Ich hatte erst für morgen einen erwartet. Ich danke dir für denselben herzlichst, ebenfalls für die hübschen Blumen, die mir sagen, daß du auch inmitten der Arbeit liebevoll mir gedenkest. Ich werde sie sorgfältig aufbewahren und an ihrem Anblick mich öfters erfreuen. Denke dir, heut Nacht träumte ich, du seist gekommen, und empfand innige Freude darüber. Wie schön wird es sein, wenn dieser Traum zur Wahrheit wird. Hoffentlich liegen nur noch 6 kurze Wochen zwischen heute und dem Tage des Wiedersehens. – Kurze Wochen sage ich, denn mir verfließt die Zeit rasend schnell. Wenn ich zurückdenke scheint mir die Zeit vom 3. Juni [da hat er um ihre Hand angehalten; vgl. Brief vom 6. Dezember. Ihr Geburtstag ist der 1. Juni; die Verlobung war am 8. September; in einem anderen Brief am 27. August 71 wird noch mit "Sie" angeschrieben, nicht geduzt; Anm.] wie eine kurze Reihe von Wochen, nicht wie 5 Monate. Und auch die 5 Monate bis zum 10. April werden rasch verfloßen sein, wenn du nur etwas mehr Geduld haben wolltest. Denke nur, kommt erst Weihnachten, wo wir wenigstens einige Tage beisammen sein werden, so wird bis zu unserer Vereinigung für immer, keine so lange Trennung mehr stattfinden wie die nunmehrige, denn Mitte Februar hoffe ich die Großmutter zur Wiener Reise bewegen zu können, also sind nur 6 Wochen, und von Wien zurückgekehrt, bleiben mir ebenfalls nur noch 6 bis 7 kurze Wochen, um Alles für die Hochzeit und die Umsiedlung zu bereiten. Und wie viel wird es da noch zu besorgen geben! Darum empfehle ich dir, anstatt immer wieder am "Wort der Frau" zu rütteln, lieber heilsame und nützliche Betrachtungen über das Thema Geduld anzustellen und dir einige Sentenzen zu Gemüt zu führen, z.B. Geduld überwindet Alles, oder mit Geduld und Zeit wird aus dem Maulbeerblatt ein Atlaskleid u. so fort. Ich erinnere mich, dir schon einmal Ähnliches angerathen zu haben als Beruhigungsmittel bei Anfällen von Ungeduldsfieber. – Für heute schließe ich mit dieser Ermahnung, ich werde morgen um 7 oder ½ 8 Uhr in die Kirche gehen, so bleibt mir eine ruhige Zeit um Vormittags den Brief zu vollenden. Heute Nacht, du lieber, vielleicht träume ich wieder von dir! Wie froh macht es mich doch, zu wißen, daß du mich lieb hast! Gute Nacht! –
12. Nov: ½ 9 Uhr früh. Guten Morgen! Hast du gut geschlafen? Ich war wirklich um 7 Uhr in der hl. Messe und habe für uns Beide gebetet. Mit dem Träumen von dir aber war es Nichts diese Nacht, ich werde das Versäumte mit offenen Augen nachholen, was oft genug vorkommt. Thust du es auch? Heute über 6 Wochen hoffe ich dich in Salzburg begrüßen zu dürfen! Heute Nachmittag ist wieder Konzertprobe im Landtagsaale. Es wird "Athalie" [nach Racine, Anm.] von Mendelssohn einstudiert. Professor Maier spricht den verbindenden Text, die Musik ist wunderschön. Ich liebe Mendelssohn, ich finde seine Musik liegt auch dem Verständnis des musikalisch wenig Unterrichtetem mehr. Ich war meines Erinnerns nicht mehr im Landtagssaal seit jenem Conzert am 1. Juni. Die Probe muß am 30. o. 31. Mai gewesen sein. Ich erinnere mich, daß ich damals wol bemerkte, daß deine Blicke häufig auf mir ruhten und du warst mir sehr aufmerksam gegen mich vorgekommen, aber ahnungslos wie ich war, machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber. Ich hegte ja damals die Meinung um mich bekümmert sich Niemand. Aber nun weiß ich ja daß sich Jemand um mich bekümmert und nicht nur dies, sondern daß mich dieser Jemand auch noch lieb hat. Und daß ich dieses weiß macht mich so glücklich. – Am 16 November sind es zwei Jahre, daß Großmutters Leiden mit der Hand anfing. Es begann damals eine rechte Schule des Lebensernstes für mich, und wenn ich darüber nachdenke, so muß ich mir sagen, daß ich nicht ohne Vortheil dieselbe durchmachte. Bis dahin war ich mir nur vorübergehend der ernsten Seite des Lebens bewußt geworden, und ich war in der Lage gewesen meine moralische Kraft zu erproben. In den langen Leidenswochen mußte ich lernen meinen Mut und meine Thatkraft aufrecht zu halten, und es wäre mir damals leichter gewesen selbst körperlich zu leiden, als den fortgesetzten Anblick des Leidens zu ertragen, und dabei so viel als möglich die mir sonst eigene Heiterkeit zu bewahren. Freilich meinte ich damals oft, so harmlos lustig wie ich gewesen, könne ich nimmer werden. Dann kam unser Aufenthalt im Weinbründl und die Zeit wo, du weißt es ja, in mir der Wunsch und der Glaube lebte L. Z. [Ludwig Zeller? Anm.] denke mit mehr als nur freundschaftlichem Interesse an mich. Du erinnerst dich wol daß ich dir sagte, auch diese Zeit innerer Erregung sei nicht ohne Vortheil für mich gewesen. Ich fand damals nicht recht Worte, diese sonderbare Behauptung zu erklären, ich will es heute versuchen. Es zeigte sich bald, daß ich keinen Grund hatte, dem Gedanken nach L. in solcher Weise nachzuhängen, doch wollte ich nicht so rasch dran glauben. Im täglichen Verkehr mit der ganzen Familie Z. kam mir freilich auch erst allmählich und später, die Überzeugung, daß ich nicht die Eigenschaften habe, für dieses Haus zu passen. Ich mußte auch lernen mich völlig zu beherrschen, denn ich war stolz genug, Niemand zu zeigen wie es mit mir war. Nur Lida wußte davon, die ich aber gerade in der Zeit ziemlich selten allein sah. So konnte ich auch, nachdem ich klar genug sah, daß L. entweder nie in solcher Weise wie ich gemeint, an mich gedacht hatte, oder daß er eingesehen hatte, daß wir nicht zueinander passen würden, den gewohnten freundlichen Ton gegen ihn festhalten, der hoffentlich fortbestehen wird, daß ich aber den Mut hatte, einer unerwiderten Neigung wegen nicht mich selbst für unglücklich zu halten, daß ich die Kraft hinzu[neh]men hatte, das nenne ich den Vortheil, von welchem ich sprach. Mit kurzen Worten, durch diese Sache ist mein Charakter fester, bewußter geworden. Daß ich nun geliebt werde und die Neigung erwidern kann, nehme ich als ein unverdientes Glück an und will nur suchen mich desselben nicht unwert zu zeigen. Ich will deine Liebe, du Lieber, Guter, zu verdienen suchen, indem ich so viel als möglich das sein werde, was du von mir erwartest, eine treue, liebende Gefährtin für dich, durch unser Leben. -
Ich wurde hier unterbrochen, und ehe ich wieder zu schreiben beginne las ich auch das Vorstehende wieder durch. Es kommt dir vielleicht eigen vor, daß ich so schreibe, aber ich hatte mir vorgenommen, diesen Punkt einmal zu besprechen. Und damit genug davon. Weißt du, unser erstes und gemeinschaftliches Eigenthum sind vielleicht die Alpenblumen, die ich von jenem Alpenfeste am 8. September heimbrachte und davon einen Theil ich dir dann gab. Hast du sie noch? Nächsten Sommer werden wir wol mitsammen Blumen suchen, wenn du mich spazieren führst, oder auf geschäftlichen Ausflügen mitnimmst. Ob wir wirklich zu englischen Studien kommen? Wir wollen sehen! Du mußt schon deswegen bis zum April warten, damit ich in der englischen Conversation gewandter werde. Ich bilde mir ein, ich bemerke doch, daß ich etwas fließender englisch spreche, seit ich zu Miß Ung gehe. Auch englisch Lesen übe ich mich. Es ist nun 12 Uhr und ich schließe meine Zeilen, indem ich genau wie du rechne, wann ich wieder einen Brief erhalte. Lebe wol und behalte lieb deine Fanni. Großmutter grüßt.
Brief vom 13. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
13. November ein Blatt ohne Umschlag [Vermerk Franz Spängler:] XL 15/11 1871 beantw mit XLI 18/11 1871.
Mein lieber Franz! Ich kann diese Gelegenheit nicht vorüber gehen laßen, ohne wenigstens einige Worte des Grußes beizufügen. Deine Mutter ist soeben bei uns, und ersuchte mich ihren Brief zu adressiren. Eben war Emma bei mir, um mir zu sagen, daß Albert an Stelle des kürzlich verstorbenen Dr. Gstöttner nach Hallein kommt und zwar binnen 8 bis 14 Tagen. Somit wird Emma wahrscheinlich auch im nächsten Frühjahr heirathen. Emma ist natürlich sehr erfreut. Lebe wol und behalte mich lieb. Übermorgen hoffe ich [auf] einen Brief. Es umarmt dich herzlich deine treue Fanni.
Brief vom 13. November 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
ein Bogen, beiliegend ein Blatt von Otto Spängler, ohne Datum; Briefumschlag "Herr Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien.", Briefmarke mit Stempel herausgeschnitten, rückseitig gestempelt "Mödling 14/12/71", rotes Lacksiegel; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 13/11 [18]71. Mein inigst geliebter Franz! Ich hoffe du wirst nun im Besitz des Hemt sein, wenigstens bey den Angermeyer liegt es, und ich bin begirig zu hören, wie es dir taugt. Gottlob das bey der Louise alles gut vorüber gegangen, und beyde gesund sind, bis du kömmst ist Louise schon ganz wieder in Ordnung. Dieser Tage habe ich einmal kein geld außgegeben, wird aber nicht lange dauern so brauchen wir die Vorschüße zu denen Küßen [Kissen, Anm.]. In diesen 8 Tagen habe ich außer ein wenig strücken gar nichts gethan, weil ich so viel oben war, auch ist dermalen nichts zu geschnitten, weil die Fany auch eben die Schneiderin hat, so hat sie zu andern Sachen nicht zeit. Die Khati merkt neben bey die Sakl was / fertig ist, es braucht dieß auch seine zeit. Nun ist das nächste was wir machen, Bettzeug. Die Hosen kann ich erst dan machen wen du ein Mußter gebracht hast. Du Hast der Fany neulich wider ein Buch geschükt es hat sie sehr gefreut, aber lieber Franz du kannst doch nicht jeden 8 t des Monnath mit einen Geschenk segnen? Wohin kämme dieß? Es kommen ja ohnedieß Weihnachten wo du ihr auch ein geschenk machen wirst – dan vieleicht auch einen Brautschmuck, bis zur Hochzeit – also noch Außgaben genug. Wie froh bin ich daß du Einrichtung und Bedienung von deiner jetzigen Zimmerfrau bekömmst, so weiß ich doch das du versorgt bist den mir machte es schon ganz bange dich so allein, und vieleicht nicht ein mal mit den nöthigen versehen, und vieleicht noch bestollen werden, dieß war mir ein recht peinlicher gedanke. /
Ich bedaure es dennoch das nicht im Fasching die Vermählung gefeyert wird, weil ich [es] viel berech[t]igte[r] für deine Person wäre. Am 17 te ist um 9 Uhr eine Heil Meße für den Sel Vater[59], gedenke seiner. Bey Stipitz [Stiebitz, Anm.] geht es gar nichts beßer eher schlechter weil er nun auch die Nächte keine Ruhe hat. Denke dir der Egghofer und seine Frau sind hier er ist so gefährlich leidend das der Proffeßor Grüter [?] gar keine Hoffnung hat ihm [!] heilen zu können, er hatte einen Außschlag ich glaube die Flecken er konnte sich nicht recht halten weil er immer wieder zu Kranke geruffen wurde, er fühlte sich nie wohl dabey. Einmal kamm ein Wagen um ihm [!] weiter weg zu Hollen er sagte er kann nicht fahren es sey ihm zu wenig wohl der Gutscher sagte die Herschaft habe ihm auf getragen, er dürfe ohne doktor nicht kommen er fuhr / bekamm darauf ein so heftiges reissen im Gesicht fast nicht zum außhalten nach langen brauchen von vielen Heilmitteln, räth ihm ein Arzt er solle sich zur Ader lassen was er durchauß nicht wollte, endlich nach langen gab er nach, und seitdem ist das Ubel viel ärger geworden, und zwar so das er nicht einmal ein geweichtes [?] Fleisch essen kann gar nicht als solche Supen welche fast von selbst hinab fließen Kaffe oder Koch, er hat einen Polipp hinter der Speiseröhren wo der Druck so starken Einfluß auf das gehirn hat und auch die Augen und das Kinnbein, und auf das gehör. Kanst dir denken wie der armmen gabriela zu muthe ist, sie haben so gut und Zufrieden gelebt. Habe so fleißig nach möglichkeit abgezahlt, ich sage Ihrer Frau Tante wir wären zu viel geld gekommen wen mein Mann gesund geblieben wäre. /
[erste Seite oben verkehrt herum:] Lebe recht wohl Es küßt dich mit aller Liebe deine treue Mutter Spángler. Viele Bekannte grüßen dich recht herzlich.
[beiliegendes Blatt, Aufdruck: "Dr. Otto Spängler // Salzburg"] Lieber Franz! Für deine freundlichen Glückwünsche zur glücklichen Entbindung meiner lieben Louise danke ich dir herzlichst; Ich freue mich, dir das getreue Conterfei d[e]s Otto um Weihnachten zeigen zu können, XX gesagt, dß[60] bis dorthin die Ähnlichkeit noch besteht. Gott sei dank, dß alles gut vorüber ist. Zu den Rumäniern, einer schweren und meiste [?] glücklichen Geburt übergehend, theile ich dir mit, dß neulich einmal Schwager Karl mich ersuchte, meine Rumänier [wohl Wertpapiere, Anm.] der Vereinsbank in München zur Verfügung zu stellen, welche im Verein mit Bleichröder, Discontobank in Berlin u Creditanstalt in Wien die Sache in die Hand nehmen will aber nur unter der Bedingung dß diese genannten Institute zum mindesten die Hälfte aller Obligationen zur Disposition erhalten. Da es sehr schnellgehen / musste, so konnte ich dich nicht mehr vorerst benachrichtigen, und sandte schon meine 1600 u 100 Thlr [Taler? Teile? Anm.] der Mutter; kömmt ein Ausgleich zu Stande, so participiren alle, ob angemeldet oder nicht. Am 27 dM [des Monats, Anm.] ist außerordentlicher Gewerkentag zu Hammerau [ Stahlwerk Annahütte, Anm.]. Der Ausschuß will die Zurückname [?] des ihm ausdrücklich erteilten Verkaufsauftrages von Hohenaschau erwirken, weil nach Angaben des Ausschußes wir das Holz zur Verkolung selbst brauchen. Schließlich noch die Verrechnung: [Positionen jeweils untereinander:] Verbleibender Kassarest: 31.50; 6 Stück Coupons 1860. // XX Loose à 2 fl – 12. –; 1 Grundentlastungscoupon – 2.36; Zinsen von Reisigl // Pepi – 12.50; Summe: 58.36 [Doppelstrich] // Ausgaben: Zeug zweier Bettenbe[züge]: – 33; Verschiedene Stoffe laut Brief der Mutter: 38.39; Monatgeld der Mutter 10.; Prolongation // auf der Sparkasse – 1.20. 58.36 [Strich] 49.92 // Kassarest 8.44 // Nach dem Gewerkentag folgt ein ausführlicher Brief. Dein treuer Bruder Otto.
Brief vom 15. und 16. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
15. November, Brief 5 Kr. aufgedruckt. "XLI erh 17/11 beantw 18/11".
Herrn Doctor Franz Spängler...: 5 ¾ Uhr. Mein lieber Franz! Wenn dieser Brief etwas verwirrt sein sollte, so bitte ich, dich hierüber nicht zu wundern, da die holde Näherin an meiner Seite sitzt und ab und zu mit mir spricht. – Für deinen lieben Brief meinen besten Dank, hast du noch nichts über das Befinden deines Hrn: Collegen erfahren, weißt du, sein Wol liegt mir sehr am Herzen, und ich wünsche innig seine Genesung vor Weihnachten! Das klingt sehr edel, nicht wahr, und doch ist es der reine Egoismus, der aus mir spricht, denn ich möchte dich so gerne für länger hier haben zu Weihnachten, und so sollten nur wenige Tage des Beisammenseins uns gegönnt sein. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß du doch eine Woche hier zubringen wirst können. O wie ich mich freue! Meine Großmutter ist soeben sehr böse auf mich, doch fühlt sich mein Gewissen ganz ruhig darüber. Verzeihe wenn ich dir so unwichtiges erzähle. Erinnerst du dich, als wir am 16 September bei der Überfuhr [Fähre, Anm.] waren, wurde davon gesprochen, daß im Laufe dieses Winters regelmäßige Leseabende bei Ludwig Zeller stattfinden sollten. Meines Wissens wurde auch später die Großmutter unterrichtet. Seither war keine Rede mehr und ich dachte mit den Leseabenden wird es Nichts. Heute früh nun meldet sich Lida daß heute der erste Leseabend in Ludwigs Wohnung sein werde. Ich dachte gleich, daß Großmutter nicht damit einverstanden sein werde und wagte heute den ganzen Tag nicht davon zu sprechen. Gegen 4 Uhr kommt Mama Zeller und macht für heute und jeden 6.Tag die Einladung. Großmutter sagt zu meiner Verwunderung ziemlich freundlich zu. Mittlerweile kam deine gute Mutter mit dem kleinen Otto, und ich ahnte nichts Schlimmes. Kaum waren wir aber allein, als Großmutter schrecklich mit mir zankte, daß ich nicht früher etwas gesagt habe X [eingefügt, Anm.] daß ich ein falsches Geschöpf bin X ferners daß ich keinen Sinn für Häuslichkeit habe, sondern immer fortlaufen will u. s. fort. Ich blieb ganz ruhig Gott sei Dank, aber gekränkt haben die Vorwürfe mich doch. Ich gestehe, daß ich ganz gern an den Lesungen teilnehmen würde, wenn nicht die Großmutter so böse darüber wäre. Sie will jetzt überhaupt gar nicht, daß ich irgendwohin gehe, am wenigsten daß ich einen Abend außer dem Hause zubringe. Was wird sie thun, wenn ich einmal ganz fort bin. O, ich habe Angst vor dem Abschiede, ich fürchte, sie wird sich sehr schwer an meine Abwesenheit gewöhnen, wenngleich sie mir in der Aufregung heute versicherte, sie sei froh, wenn ich fort bin. –
Liebster Freund, sei nicht böse über dieses Geschreibsel, es war mir eine Erleichterung, denn daß ich durch so etwas nicht erheitert werde, kannst du dir denken. Ich kann es nicht ertragen, Jemand gegen mich aufgebracht zu wißen und ich werde auch jetzt mein Bestes thun, daß Großmutter wieder gut wird. Um deine Frage der Wahrheit gemäß zu beantworten, will ich nur gestehen, aber ganz heimlich, daß es mir wol gar viel lieber ist, wenn du mit Ungeduld den Tag herbeisehnst, wen[n] ich dein werde, als wenn du allzu gleichmüthig sein Herankommen erwartest, und ich meine, auch ich würde mehr Ungeduld empfinden, sähe ich nicht noch so sehr viel zu thun vor mir, daß ich oft meine, es ist gar nicht möglich, daß Alles fertig wird. Wenn nur erst Weihnachten ist! Nun ich deine Frage beantwortet habe, möchte ich ganz gehorsamst um eine nützliche Auskunft bitten, und zwar, ob du mir sagen könntest, wie man von Mödling Correspondenzkarten am sichersten an Frau Antonia Spängler in Salzburg [Mutter vom Franz, "unsere Mutter"] befördert? Indem man sie ohne Adresse anschreibt, nicht wahr? – Nun muß ich mich zum Leseabend rüsten, daher lebe wol, mein Lieber. [auf dem Kopf:] Großmutter grüßt. Deine gute Mutter trug mir auch gestern viele Grüße auf.
16. November ½ 10 Uhr früh. Nachdem ich meine Pflichten am Bügelbrett erfüllte, gestatte ich mir, ein halbes Stündchen mit dir zu plaudern. Vorerst muß ich berichten, daß Großmutter heute wieder ziemlich gut ist. Der gestrige Leseabend war ganz hübsch. Es wurde aus dem Buche "über menschliche Schwächen" gelesen, weißt du, wir haben es bei Zeller mitsammen durchblättert. Ich malte mir gestern aus, wie hübsch es sein wird, wenn wir in unserer eigenen behaglich eingerichteten Wohnung miteinander lesen werden. – Letzten Samstag begann ich die Frithiofssage zu lesen, bin aber erst bis zum 3.Gesang gekommen, da ich die für jeden Abschnitt treffenden Erklärungen gleich mitlas. Es ist mir interessant, daß soviel über die nordische Götterlehre in dem Buche enthalten ist, ich hatte längst gewünscht den altgermanischen Sagenkreis etwas näher kennen zu lernen. – Heute treffen aus Geibels Gedichten [Emanuel Geibel, * 1815; † 1884, Anm.] : Sehnsucht u. das Sonett: Dichterleben, ich hoffe wir sind bezüglich der Gedichte in der Ordnung [gemeinsame parallele Lektüre, Anm.] . – Die Sammlung deiner lieben Briefe ist für mich ein liebes Eigenthum, und es geschieht wol in freien Minuten, daß ich mich an dem Anblick des stattlichen Paketes erfreue, auch wenn ich Zeit habe, einen oder den anderen Brief durchlese. – Das habe ich im Leben nie gedacht daß ich einmal so viele Briefe schreiben werde, und daß mir diese Beschäftigung so lieb werden könne, denn bis zum Juni 1871 hatte ich wenig Lust am Briefschreiben. Es ist gut, daß ich mich im Briefschreiben übe, da ich von hier fortkomme, werde ich wol ziemlich oft die Feder zur Hand nehmen, um nicht ganz aus dem Verkehr mit meinen hiesigen Bekannten zu kommen. – Doch ich darf nicht mehr weiter schreiben, sondern muß wieder nach meiner Arbeit sehen. Jetzt sind noch 21 Wochen bis Anfang April. – Daß du für den nächsten Brief mehr Muße findest wünscht herzlich deine treue Fanni
"Frithiofssage": wohl "Frithiofs saga" in 24 Gesängen von Esaias Tegnér, 1825; aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen 1826 und 1841 (und neuere Übersetzungen). Mit "Aufführung" ist vielleicht ein Leseabend gemeint.
Brief vom 19. und 20. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
19. 11. dito 8 Uhr Abends. Mein lieber Franz! Mit aufrichtiger Freude empfing ich zur gewohnten Stunde deinen lieben Brief für welchen ich dir bestens danke. Ich fühle mich sehr geschmeichelt von deiner Versicherung, daß dir, tro[t]z des vielen Schreibens, welches deine Stellung mit sich bringt, der Briefwechsel mit mir nicht zur Beschwerde wird. Ich wünsche mir auch, daß dir meine Briefe eben solche Freude machen mögen, wie die deinen mir. Dabei muß ich auch bemerken, daß mein "ich darf nicht mehr weiter schreiben nur so gemeint war, daß ich mir selbst nicht mehr erlaubte, weiter zu schreiben, sondern mich verpflichtet fühlte eine Arbeit zur Hand zu nehmen. In dem Punkte des Schreibens ist meine Großmutter ganz tolerant Sie sieht eben gut genug ein, daß unser lebhafter brieflicher Verkehr die einzige Entschädigung für unser Getrenntsein ist. Es ist schon recht gut, daß keines von uns im Kaukasus ist! – Heute über 5 Wochen um diese Zeit sind wir hoffentlich recht glücklich und froh beisammen. Wie viel werden wir uns zu sagen haben! Wenn nur dein Hr: College gewiß gesund wird. – Seit dem Sturm vom Mittwoch [Großmutter ärgerlich] der aber am Donnerstag noch ein ziemlich heftiges Nachspiel hatte, ist die Luft wieder rein, und sind Großmutter und ich wieder auf dem gewohnten freundlichen Fuße. Ob ich an den besprochenen unangenehmen XXX ganz unschuldig bin, wage ich nicht zu entscheiden, meine Sanftmut, weißt du, ist eben nicht unbesiegbar, aber für falsch halte ich mich wirklich selbst nicht, und hoffe, du wirst dich dereinst von meiner Wahrheitsliebe überzeugen. Doch das klingt fast wie Selbstlob, ich hoffe, du wirst es nicht so auf[fassen.] –
Die Trennung wird mir immerhin schwer genug bleiben, obwohl ich gut einsehe, daß es für uns Allen besser ist, wenn wir, du u. ich nach unserer Weise uns einrichten können, und dieses ist nur möglich wenn wir ganz unabhängig von unseren Angehörigen leben. Man wünscht mir vielseitig Glück, daß Mödling mein nächster Aufenthalt sein wird, ich bin schon sehr neugierig wie unsere Residenz aussieht. – Was das Schreiben betrifft, glaube ich gerne, daß du nach vollendeter Tagesarbeit keine besondere Lust mehr dazu hast, und bin gar bereit, seinerzeit einen guten Theil der Korrespondenz zu übernehmen, und ich denke, ich werde einen ziemlich ausgebreiteten Briefwechsel zu unterhalten haben, um mit allen meinen hiesigen lieben Bekannten ein wenig in Verkehr zu bleiben. – Wegen der Hebelschen Geschichten bitte ich dich, in deinem nächsten Brief den Tag zu bestimmen, an welchem ich beginnen soll, je drei Geschichten zu lesen. – Heute wurde also das Konzert abgehalten, zu meiner Verwunderung ging es besser als ich gehofft hatte. Am Freitage bei der Generalprobe war noch nicht Alles gut gegangen. Es war heute ein sehr elegantes Publikum. Auch Erzherzogin Sofie war zugegen. Unweit unseres Platzes saß auch Abt Eder. Ich mußte an Allerlei denken, als ich ihn so betrachtete. Einmal bildete ich mir auch ein, er faße mich ziemlich aufmerksam ins Auge. Vielleicht bin ich ihm etwas bekannt vorgekommen. Vielleicht habe ich mich übrigens auch getäuscht. Am Freitag Abend war mir ein großer musikalischer Genuß zu Theil, nämlich ich durfte einer Soirée des bekannten Florentiner Quartetts beiwohnen. Diese Soirée fand im Saal des Oser [?] Hofes statt und war vorzüglich schön. Eine Serenade von Haydn und ein Scherzo von Beethoven entzückten mich besonders. –
Emma ist natürlich sehr glücklich, daß das Ziel ihrer Wünsche so nahe gerückt ist. Ich freue mich für sie und wünsche herzlich, daß Albert in Hallein eine recht angenehme und einträgliche Stellung erlangt. Ich bin nur neugierig ob ich Emmas Brautjungfrau werde oder Emma die meine. Ich denke, es wird sich kaum um mehr als um einige Wochen handeln. Am gleichen Tage Hochzeit zu halten, wäre wol nicht gut ausführbar, schon deshalb, weil Emmas Hochzeit jedenfalls in ihrem eigenen Haus gefeiert werden wird. Dies ist auch der Grund, daß Emma bis zum Frühjahr warten wird, damit die Hochzeit im Hofe gehalten werden kann. – Es ist nun ½ 10 Uhr und ich schließe meine Zeilen, und werde wol morgen früh nur ganz wenig mehr beifügen, da die Stunden wo es helle ist, jetzt so wenige sind, die ich daher um so gewißenhafter benützen muß, sonst wird wirklich nur 1 Stück in jeder Woche fertig. Gute Nacht lieber Freund daß du recht gut schläfst, wünscht herzlich deine treue Fanni. –
20 Nov: ¾ auf 8 Uhr. Ich füge nur noch einen freundlichen Morgengruß bei und die Bitte, behalte mich lieb. Es umarmt dich, du Lieber deine aufrichtige Fanni. – Grüße von Großmutter und Vater. Ich bin sehr einverstanden, wenn mein künftiger Haushalt zuweilen vom k. Jagdamt versorgt wird.
"Abt Eder": neben einem Partezettel für Peter Paul Eder († 1851), Hallein, und Maria Th.Eder († 1865) liegt ein Gruß "Zum XVI. Geburtstage" von "Benediktiner P. Albert Eder" [später Erzbischof von Salzburg Franz de Paula Albert Eder] als "Freund und Bruder" [Franz Spängler, siehe: Briefe 1853 (und 1876, 1883].
Brief vom 24. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
24. 11. dito 6 Uhr Abends. Mein lieber Franz! Du mußt doch den Brief zu spät aufgegeben haben, da er erst heute früh 8 Uhr in meine Hände kam. Wie du dir denken kannst, hatte ich um so ungeduldiger auf seine Ankunft gewartet. Ich danke dir bestens für deine lieben Zeilen. Deinen Rath, mir keine zu großartige Vorstellung von Mödling zu machen, will ich getreulich befolgen, ich hatte es übrigens bis jetzt auch noch gar nicht versucht, viel öfter male ich mir aus, wie ich meinen künftigen Haushalt einrichten werde, wie sich unsere Lebensweise gestalten wird. Häufig auch begehre ich den Rath der Großmutter für diesen oder jenen möglichen Fall, damit ich als Frau nicht ganz unvorbereitet den täglichen Vorkommnissen gegenüber stehe. Du würdest lachen müßen, wenn du hören könntest, wie ich mich oft um manche Kleinigkeiten bekümmere deren Vorhandensein sonst kaum von mir bemerkt wurden, die aber aufhörten für mich bedeutungslos zu sein, seit ich weiß, daß ich mich in nicht zu ferner Zeit damit beschäftigen müßen werde. – Ob ich Heimweh bekommen werde? Vielleicht; vor Langeweile fürchte ich mich nicht, ich denke, ich werde mich wol in den Stunden, wo du nicht bei mir sein wirst, zu beschäftigen wißen. Kommt manchmal eine Stunde, wo ich die bisher gewohnte Umgebung vermiße, und zuweilen wird früher eine kommen, so bitte ich dich schon jetzt um Geduld, ich hoffe solche Stimmungen sollen rasch vorübergehen. In dieser Hinsicht halte ich es für entschieden besser, wenn ich erst im Frühjahr meine bisherige Heimat mit der neuen vertausche, ich meine, wenn alles um mich grünt und blüht, werde ich auch leichter Wurzel faßen können in fremder Erden. Und dann, denke ich auch, wird deine Liebe zu mir der Sonnenschein sein, den die Pflanze so nöthig hat, zum Gedeihen. Es ist nun Emma’s Hochzeit für den Monat Februar festgesetzt. Siehst du – jetzt werde doch ich ihre Kranzjungfrau. Wahrscheinlich wird Emma am 10.Februar heirathen, die Hochzeit wird also in der Stadt im eigenen Hause gehalten. Zu unserer Hochzeit kommen dann Albert und Emma schon als ehrsame Eheleute. Es ist eigentlich nicht mehr also billig, daß die Beiden vor uns heirathen, sie warten ja schon mehr Jahre lang aufeinander als wir Monate. Im Hause Zeller giebt es nun auch Vieles noch zu thun, bis Emmas Haushalt vollständig eingerichtet sein wird. – Daß du an deiner Mutter eine Bundesgenossin hast, habe ich längst gewußt, ich weiß nicht warum sie mit solcher Ungeduld unsere Vereinigung erwartet. –
Ich denke nach deinem Vorschlag wird sich Alles gut ordnen. Wie viel wird es noch zu besorgen geben, die letzten Tage vor der Trauung! – Wohin uns die Hochzeitsreise führen wird, bin ich neugierig, wenn du zu Weihnachten hier bist, wollen wir Reisepläne machen. Mit Freude vernehme ich, daß deine College sich auf dem Wege der Besserung befindet, und also Aussicht ist, daß du doch mehrere Tage hier bleiben kannst. Wie schön wird es sein, wenn wir dann gemüthlich mitsammen plaudern können! Wie manches [Mal] möchte ich oft sagen, wenn du bei mir wärst, bis ich zum Schreiben komme, ist bereits wieder ein ganz anderer Gedankengang gekommen und, was ich aussprechen oder fragen wollte, bleibt unausgesprochen. – Nun ist die Fasanparthie auch vorüber, hast du dich gut unterhalten? Ich werde also am 29. mit den drei Gedichten beginnen. Die für jeden Abend bestimmten Gedichte zu lesen ist mir eine liebe Gewohnheit geworden, ich denke dabei immer, nun begegnen sich vielleicht unsere Gedanken. Besonders hübsch habe ich das "Zauberschloß" gefunden. Wenn ich die beiden Gedichte gelesen habe, nehme ich die Frithiofssage zu Hand, ich bin gestern mitten im 8.Gesang stehen geblieben. Je weiter ich lese, desto besser gefällt mir das Buch. – Ich werde achtgeben auf das von dir erwähnte Feuilleton der neuen freien Presse, doch wird es wol erst in etwa 8 Tagen in meine Hände kommen. Das Volksblatt haben wir aufgegeben, wir mochten die fortwährenden Zänkereien mit der Chronik nicht leiden. –
Was das Schlittschuhlaufen betrifft, will ich heuer wol zum Abschied dieses Vergnügen noch genießen, oft werde ich freilich nicht nach Leopoldskron kommen, da drei Nachmittage durch die englische Stunde verkürzt werden und ich die übrigen 3 Nachmittage in der Woche mir wol nicht für das Schlittschuhlaufen gönnen werde. So bleibt nur der Sonntag. Manchmal werde ich freilich troz dieser soliden Vorsätze auch an Werktagen hinausspazieren, es ist gar so lustig so über das glänzende Eis hinzufliegen. Die englische Conversation ist jetzt auch in der Wohnung der Wihsthory [?], bis ich da in das Podstatzky’sche Haus und wieder nach der Stunde heim komme, gehn mehr als 1 ½ Stunde dahin. – Doch die hierdurch bedingte Bewegung ist auch nützlich. – Wir haben seit mehreren Tagen jene leise Kälte und seit gestern viel Schnee. Wenn es so fortgeht wird der Leopoldskroner Weiher wirklich bald fest genug gefroren sein. – Am Dienstag war wieder Leseabend bei Zeller, diesesmal ohne vorhergehenden Sturm. Auch Albert war dabei; er ist am selben Tag von Wien angekommen, und wird nun auch bald seinen neuen Posten beziehen. – Bist du schon mir Dr Stanisch beisammen gewesen? Wenn du ihn siehst, kannst du ihm erzählen, daß es hier heißt, Fräulein Lina Spaztenegger sei seine Braut. – Doch ich schließe nun mit vielen herzlichen Grüßen, bitte behalte lieb deine treue Fanni. – Viele Grüße von Großmutter, ebenso von deiner Mutter. Gute Nacht, du Lieber schlafe wol. – Von heute über einen Monat ist der Weihnachtsabend, noch 30 Tage.
"#Zeller" Zeller (Familie): Partezettel für Marie Zeller, geb. Bolland, Salzburg * 1812; † 1873, und für Friedrich Zeller (Salzburg * 1838; † 1862); an gleicher Stelle Visitenkarte für "Ludwig Zeller"; "Zeller" und die "Zellerischen" mehrfach in den Briefen. - "Spatzenegger": vgl. undatierte Visitenkarte "Pfr. Dr. Spatzenegger und Frau".
Brief vom 27. und 28. November 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
27. 11. dito 6 Uhr Abd: Meiner lieber Franz! Es ist recht lieb von dir, daß du mich heute schon mit einem so lieben Briefe erfreust, zur Entschädigung für mein längeres Warten auf dein letztes Schreiben. Nun kommt das ersehnte Weihnachtsfest schon näher und näher, bald werden wir sagen können in diesem Moment würden wir uns wiedersehn. Wie sehr freue ich mich auf die Tage, die wir dann zusammen erleben werden! Ich bedaure, daß du dich so wenig behaglich fühlst daheim, einerseits freue ich mich aber bei dem Gedanken, daß es wol hauptsächlich der Wunsch ist, mich bald als Gefährtin bei dir zu wißen, was dir dein bisheriges Leben ungenügend erscheinen läßt. Gebe Gott, daß ich dir dein Heim recht angenehm und behaglich zu machen vermag. Daß du mir so viel Vertrauen schenkest und alles Gute von mir erwartest, macht mich stolz, und ich wünsche innig, daß ich dein Vertrauen rechtfertigen möge. – Aus allen deinen Andeutungen scheint hervor zu gehen, daß du Talent zu einem recht soliden Ehemann hast, der seiner Frau gerne manche freie Stunden schenken wird. Da meine ich auch, wird sich das Heimweh nicht zu sehr einstellen. Ob ich Anlage hiezu habe, kann ich wirklich nicht beurtheilen wenn ich von hier weg war habe ich bis jezt noch nie welches empfunden, nur hat mir regelmäßig nach meiner Heimkunft Salzburg doppelt gut gefallen. – Für heute lebe recht wol, es ist wieder Leseabend/: ohne Donnerwetter so Gott will :/
28. November 8 ½ Uhr früh. Daß du in Mödling keinen eigentlichen Freund hast, schriebst du mir nach Adelholzen mit der Bemerkung, du würdest nun auch keinen suchen, sondern warten, bis du die Freundin bei dir hättest. Geduld, liebster Freund in wenigen Monaten wird sie bei dir sein, und wird suchen, so gut sie es kann, eine treue, theilnehmende Gefährtin zu sein, so wie sie in dir, du Lieber ihren besten, innigen Freund gefunden zu haben glaubt. Und gebe der liebe Gott, daß zwischen uns allzeit inniges Vertrauen, vollste Offenheit und unbedingte Wahrheit bestehe. "Einander ganz sich schließen ein, sich nie ein Wort verhehlen." Daran wollen wir festhalten, nicht wahr? – Daß du am vergangenen Mittwoch einen heiteren gemütlichen Abend verlebtest, freut mich für dich. Ich freue mich auch, daß Ihr Euch meiner freundlich erinnert habt, und danke für den mir gebrachten Toast! An die beiden Ehepaare, Angermay[e]r und Spängler bitte ich dich bei Gelegenheit freundliche Empfehlungen meinerseits zu entrichten. Emma ist natürlich sehr froh, daß ihr so lange erwartetes Ziel auf einmal so nahe gerückt ist. Gestern hielt Albert seinen Einzug in Hallein, ich glaube, er bekommt vorläufig zwei Zimmer von der Wohnung des kürzlich verstorbenen Dr: Gstöttner für seinen neu zu gründenden Haushalt mit Emma ist noch keine Wohnung ermittelt. Mama Zeller und Emma gehen schon Möbel aussuchen, und belustigen sich an dem Gedanken, daß sie am Ende für die ausgewählten Einrichtungsstücke kein Zimmer haben. Wie es Stielitz geht, habe ich in neuerer Zeit nicht erfahren, gestern mochte ich das Gespräch nicht auf dieses traurige Thema bringen. –
Um nicht zu vergeßen: Meiner Rechnung nach trifft von den Geibelschen Gedichten für heute N:5 u. 6 von den Distichen aus Griechenland, morgen werde ich dann drei und am Donnerstag die 4 lezten Gedichte dieses Abschnittes lesen. Am Freitag können wir mit dem dritten Buch beginnen, betitelt: "Athen" und von da regelmäßig drei Gedichte lesen, ist es dir so recht? – In der Frithiofsage bin ich gestern beim 12.Gesang "Frithiofs Rückkehr" stehen geblieben. Um die verschiedenen fremden Anspielungen auf die nordische Mythe u. dgl. möglichst zu verstehen, lese ich jedesmal vor dem Beginn eines neuen Gesanges, die dazu gehörigen Anmerkungen, wodurch ja das Verständnis sehr erleichtert wird. – Am Sonntag Nachmittag wohnten wir einem Vortrag des Herrn von Korab [?] bei, den er in einer Versammlung der "Salzburger Landeskunde" hielt, über die Familie Thanhausen. Schade um die viele Arbeit, die ein derartiger Vortrag kostet. Wir erfuhren dadurch nichts Weiteres über diese Familie als daß ein gewißer So und So von Thanhausen, eine aus der Familie X X heirathete u. so fort, über das Wirken der verschiedenen Familienglieder kam nicht viel vor. Dazu ließ auch die Vortragsweise zu wünschen übrig. Wirklich bedauern muß ich, daß Direktor Schmund [?] nicht mehr hier ist, seine geschichtlichen Vorträge waren für mich ein sehr großer Genuß, und sehr nüzlich, da wie du weißt mein Unterricht in Geschichte und Geografie recht mangelhaft war. – Gestern war ich ganz kurz bei deiner Mutter, sie dankt für deine Sendung und grüßt dich herzlich. Sie hat eben die Näherin um ein Kleid zu machen, wenn dieselbe fort ist, wird sie dir schreiben. – Hast du dich in Wien gut unterhalten? Neuestes Stadtgeschwätz ist, daß Frau von Engroth sich scheiden laßen wolle. Hoffentlich ist das eben nur Geschwätz. Nun lebewol mit tausend herzlichen Grüßen deine treue Fanni. Großmutter grüßt.
Brief vom 1. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[mit im Umschlag des folgenden Briefes:] 4 Uhr Nachmittag: Mein lieber Franz! Wenn ich heute gegen meine sonstige Gewohnheit, so bald nach Empfang deines lieben Briefes an dessen Beantwortung gehe, so ist es die Hoffnung und der Wunsch, diese Zeilen sollten dich morgen noch ehe du nach Wien fährst, treffen, da ich für dieselben die gewohnte Adresse vorziehe. Deinen Brief erhielt ich nämlich erst nach 2 Uhr. – Für dein so sehr liebes Schreiben meinen herzlichsten Dank, ich kann nur die oft ausgesprochene Bitte an den Allmächtigen wiederholen, es möge die Zukunft Alles das erfüllen, was wir Beide jezt erwarten. Könnte ich am Sonntag anstatt mit diesen wenigen Zeilen, aus der Ferne dir zu deinem lieben Namensfeste zu gratuliren, vor dich hintreten und Aug in Aug meine Wünsche dir sagen, ich müßte immer wiederholen, daß es mein erster innigster Wunsch ist, dir das sein zu können, wast du von mir hoffest, eine treue, liebende Frau, die es vermag, dich so recht glücklich zu machen. Sehe ich dieses Ziel erreicht, dann will auch ich mich glücklich nennen. Daß sich diesem ersten und größten noch manche andere gute Wünsche anreihen, die an Tagen wie der 3.Dez. mehr als sonst zum Ausdruck gelangen möchten, wirst du mir glauben, so aber auch, daß diese Wünsche fort und fort in meiner Seele leben. Beiliegende freilich so sehr bescheidene Gabe, deren Stickerei ein recht mangelhaftes Werk meiner Hand ist, nimm freundlich als ein kleines Zeichen liebender Erinnerung. Möchten sich diese leeren Blätter mit recht vielen guten Aufzeichnungen bedecken!
Deinen nächsten Namenstag werden wir, so Gott will, mitsammen als ein liebes, häusliches Fest feiern. Ich freue mich darauf, wenn es mir gelingt, dich nach des Tages Mühe und Beschwerde zu erheitern, und mit liebender Hand auf deiner Stirn die Falten des Unmutes zu zerstr vertilgen, die geschäftliche Sorgen und Unannehmlichkeiten darauf gesammelt haben. Ach, auch mir wird es oft schwer, zu glauben, daß jene Bilder stillen Glückes Wahrheit werden können die oft in unbestimmten Umrissen meinem inneren Auge vorschwebten, die nun um so mehr zu festerer Gestaltung kommen, je tiefer der Glaube an deine treue Liebe an unsere Zusammengehörigkeit in meiner Seele Wurzel faßt. Die Liebe sei blind, sagen die Menschen, sie sehe nicht die etwaigen Fehler des Geliebten; ich meine aber, es bedürfe nicht der Blindheit um diese zu ertragen, sondern nur der Duldsamkeit, die ja eine Eigenschaft der wahren Liebe ist. Ich stelle dem Worte, die Liebe ist blind das Wort entgegen: Wahre Liebe erträgt alles. Darum, sollten wir Eins am Anderen dereinst Fehler und Schwächen sehen, für deren Erkenntnis wir jetzt kein Auge haben so wollen wir mit Schonung und Nachsicht einerseits und mit dem ehrlichen Willen, dieselbe zu bessern andererseits dagegen zu Felde ziehen, und es wird gewiß gut werden. Ich wende mich diesmal zum Schluße, obwol noch Allerlei in deinem Briefe zu erledigen bleibt, damit das Paketchen heute noch fortkommt. Siehst du, jezt können wir schon sagen, in diesem Monat werden wir uns wiedersehen! Mit dem Wunsche du sollst deinen Namenstag recht heiter feiern, umarmt dich innig deine treue Fanni. – Großmutter grüßt dich und gratulirt auch.
Brief vom 1. Dezember 1871[4] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, teilweise blasse Schrift; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 1/12 [18]71. Mein inigstgeliebter Franz! Das Paket habe ich erhalten, und habe dan damit das betreffende wegen dem [!?] Hemt herauß gelesen und habe noch alles aufgeschrieben ich werde auch zuweilen nach schauen Zu deinem Namensfeste wünsche ich dir alles Gute was dich zu, beglüken im stande ist, Vor allem wünsche ich daß du mit der Fany recht glücklich wirst, und dein glück recht lange genießest. Gott erhalte Euch! Seid dem Wochenbett[61] bin ich mit Fany weniger zusammen gekommen theils bin ich immer noch viel oben dann hatte ich die Näherin welche mir ein recht hübsches Kleid machte, dan giebt es bald dort bald da etwas zu besorgen. Dein Nammenstag geschenk / bekömmst du wen du hirher kömmst. Auf deine Ankunft freue ich mich schon recht sehr. Die Zeit wird nun bald heran rücken, ich beeile mich recht sehr, das bis du kömst schon vieles fertig ist, wir machen so viel als möglich selbst, damit ich dir nicht so viele Außlagen verursache. die 36 Tücheln ein stüken 6 Stück davon Seimmen [säumen?] kostete 3 fl 90 Xr [Gulden, Kreuzer, Anm.] nun sind alle fertig. Heute wird die DuchendwuXX fertig, dan werden die Polster und Kießen Papen [passend? Anm.] gemacht. Dann der Duchend ziehen, dan die gatinen [Gardinen, Anm.] und so fort. Lieber Franz wen du herauf reißest so bitte ich dich recht schon Ziehe dich ja warmm an Wollene Socken vieleicht den Bled [?] um den Leib, sonst ein Nachthemt und ein Tagfrack dan die Filzschuhe über die Stiefl auch hast du den Rothen Schal um den Hals. Ich bitte / dich recht schön folge mir und ziehe dich recht warmm an, es ist die Gesundheit so leich[t] runiert, aber nicht wider hergestellt. Denke dir der junge Helbuck [?] hat vor 6 Wochen geheurathet, ein sehr Vermögliches [! vermögendes, Anm.] Mädchen sie hatten nicht sogleich Zeit die Hochzeitsreise zu machen, sie unternahmen dieselbe etwas später; vor 8 Tagen kommen sie zurück, er hatte sich verkühlt, und bekamm den Bauchtiffuß [-typhus, Anm.] und gestern wurde er begraben. Es ist von allen Seiten eine unendlicheTrauer. Fenzl Wielhelm [!] wird auch Heute von Murnau hieher gebracht. Wird Morgen begraben werden. Lebe recht wohl mein lieber Franz, ich bethe schon recht fleißig für dich es küßt dich im Geiste vielmahl deine treue Mutter Spángler /
Bey Duregger Karl Spángler Fraulein Rosalie. dan die Kathi Alle wünschen alles gute zum Nammenstag, die Kathi küßt die Hände.
[Schrift von Otto Spängler:] Empfange vor allem zu deinem Namensfeste meine innigsten Glückwünsche. Gott gebe dir alles Glück; und laße dich recht bald an der Seite deiner lieben Frau recht vergnügt u. lange leben. Werde so glücklich u. zufrieden, als ich es in meinem Familienkreise bin, dann kannst u. wirst du zufrieden sein. Noch einmal alles beste, und bewahren wir uns gegenseitig unsere brüderliche Liebe u. Zuneigung! Am Gewerkentag zu Hammerau [ Stahlwerk Annahütte, Anm.] haben wir es glücklich durchgerissen, dß der [Rest fehlt]
Brief vom 2. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
"Abgabe bei Sr. Wolgeboren Herrn Landesgerichtsrath Angermayer VIII Bezirk, Schmidgasse N: 3, Thür 20. III Stock"
Mein lieber Franz! Hoffentlich kommt heute mein gestern abgeschicktes Packetchen in deine Hände, um aber deinen Wunsch zu erfüllen, beginne ich hier einen zweiten Brief, den ich unter der vor dir angegebenen Adresse nach Wien sende, damit du morgen früh auch einen Brief von mir findest. Durch die größere Eile, mit der ich gestern Abend schrieb, war ich auch verhindert, deine lieben Zeilen eingehender zu beantworten. Nimm daher diesen Brief als Fortsetzung des gestrigen. Daß ich doch morgen persönlich unter der Zahl Jener sein dürfte, die dir freundliche, herzliche Wünsche darbringen! So muß ich mich begnügen, dir im Geiste nahe zu sein, und kann nur in Gedanken den morgigen Tag mit dir feiern. – Bis zum nächsten Jahr wird das anders sein, und da hoffe ich auch dir freudig bestätigen zu können, daß du wirklich Talent zum guten Ehemanne hast, und du wirst auch bis dahin wißen, ob ich deinen Anforderungen einigermaßen entspreche. Was das Stadtgespräch wegen dem Ehepaar Engroth betrifft, hoffe auch ich, daß kein eigentlicher Grund dazu vorhanden ist obwol solche Sch[w]ätzereien denkbarerweise nicht ganz ohne Grund entstehen können. Freilich wird aus der Mücke ein Elephant gemacht. Obwol ich Betty nur sehr flüchtig kenne, würde ich sie herzlich bedauern, und hat mich die Geschichte auch gar sehr befremdet. Hast du schon gehört, daß Wilhelm Fenzl gestorben ist? Wenn du Jemand von der Familie Fenzl siehst, entrichte mein aufrichtiges Beileid. –
Das von dir lezthin erwähnte Feuilleton habe ich gefunden und natürlich mit Interesse gelesen, ich finde auch, daß über das "Alter der Liebe" Gesagte sehr hübsch. Liesest du die lezten Nummern der "Gartenlaube"? Heideprinzeßchen ist schrecklich unwahrscheilich, da ist das "Geheimnis der alten Mamsell von Marlitt von viel natürlicher. Der kürzlich erschienene Aufsatz über das Leben, oder besser das Zugrundegehen einer Pariser Arbeiterin, war ganz dazu angethan zu recht bitteren Gedanken zu stimmen. Warum kann denn solches Elend über manche arme Menschen verhängt sein die ja so gut Ansprüche auf das Glück haben und die eben so gute Menschen sind wie die Begünstigten? vielleicht so viel Bessere! Doch das ist eben auch kein heiteres Thema. Und nun zu was Anderem! Ich bin schon neugierig, wie die Zusammenkünfte der Salzburger dir gefallen werden. – Emma hat noch immer keine Wohnung so viel ich weiß, sie beneidet uns, daß wir schon eine haben. – Um in der in der Apologie geschilderten Weise von künftigen schönen Stunden zu träumen, bin ich viel zu sehr "Schlafhaube". Morgens ruft mich die großmütterliche Stimme aus tiefem Schlummer zu Bewüßtsein und ich behalte durchaus keine Zeit für Morgenträume mit offenen Augen. Aber bei den verschiedenen täglichen Arbeiten male ich mir oft aus, wie Alles in meinem künftigen Haushalt sein wird! – Doch nun lebe wol und behalte lieb deine treue Fanni. – In 22 Tagen auf Wiedersehen!
Brief vom 4. und 5. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
4. Dezember, kleinerer Umschlag mit aufgeklebter Marke 5 Kr.:
5 Uhr Abends. Mein lieber Franz! Für deine lieben Zeilen meine besten Dank. Es ist mir lieb, daß ich am Samstag einen Brief nach Wien schrieb, da mein Schreiben vom Freitag sich verspätete. Es muß eine Ahnung gewesen sein, was mich bestimmte, auch am Samstag zu schreiben, denn ich hatte sicher darauf gerechnet, daß du meinen ersten Brief noch vor der Fahrt nach Wien bekommst. – Also die Zusammenkunft der Salzburger hatte eine solche "Anwandlung" zur Folge! und auch noch andere unschuldige Seelen hast du verführt, in mitternächtiger Stunde die öffentliche Halle des edlen Mokka mit dir zu besuchen, anstatt friedlich zu ihren Privaten heimzukehren. Oh Oh, was hören meine Augen, sehen meine Ohren. Doch da bekanntlich ein freimüthiges Geständnis ein großer Milderungsgrund ist, so will ich die "Anwandlung" mit sehr milden Blicke betrachten, und sogar lobend hervorheben, daß troz alledem Geibel nicht hintergesezt wurde, sondern die 3 Gedichte obgleich zu etwas ungewöhnlicher Zeit und wahrscheinlich mit müden Augen von dir gelesen wurden. In Ernst, ich freue mich, daß du einen vergnügten Abend zubrachtest und höre gern, daß du so heiter warst, und wünsche dir zugleich öfters so gemüthliche Abende. Wie hast du den gestrigen Tag zugebracht? Wir waren von der Familie Zeller aufgefordert gewesen zu einer Schlittenfahrt nach Hallein, lehnten es aber ab, und so war ich still zu Hause. Oft weilten meine Gedanken bei dir, du Lieber. Gegend Abend gingen wir zu Gattermayer. – Von den G‘[eibel]schen Gedichten treffen heute: Beim Feste, das Mädchen im Hades und Hirsch und Reh. Meiner Rechnung nach werden wir den 22. Dez. fertig. Bald kommt nun Weihnachten, wie freue ich mich darauf! Hast du Nichts mehr über das Befinden deines Herrn Collegen gehört? Wirst du denn alle Arbeit die du dir vornimmst, bewältigen können. Gar so sehr sollst du dich doch nicht anstrengen! Heute werde ich die Frithiofssage auslesen, wol auch erst etwas später da heute wieder Leseabend ist. Diesen Brief werde ich morgen Vormittag schließen, vielleicht ist dann wieder dein Brief in meinen Händen. Für jezt, behüt dich Gott!
5. 12. 12 ½ Uhr Mittag. Da ich bis jezt deinen für heute gehofften Brief noch nicht erhielt, will ich diesen nun schließen, damit du ihn morgen bekommst. Du wirst gestern wol nicht Zeit gehabt haben, mir zu schreiben, da will ich den[n] mit Geduld auf deinen nächsten Brief warten. – Der gestrige Leseabend verlief ohne besondere Ereigniße. Im Bette las ich noch die Gedichte, war aber dann zu müde, um die Frithiofs sage noch auszulesen. – Emma hat noch immer keine Wohnung in Hallein finden können die ihr gefällt. Es sind da oben überhaupt wenig annehmbare Quartiere. Albert wartet auf Patienten. Es wird viel geneckt, daß er den Leuten anstatt wie bisher beim Abschied zu sagen, leben Sie wol, bleiben Sie gesund, lieber wünschen möchte, werden Sie bald krank u.s.f. Immerhin ist es schwer, als Arzt seine Stellung zu gründen, Albert hat aber auch noch keinen Namen als Doktor. Emma hat auch etwas bange. Mit Stiebitz geht es ziemlich gleich, manchen Tag ist er natürlicher und besser, manchmal ist er so voll Einbildungen. Dazu wird natürlich von den Leuten wieder alles mögliche Unsinn zusammen gewschwätzt. Nachsten Sonntag wird Athalia [Athalie] wiederholt. Von dort sind nur noch zwei Wochen bis Weihnachten, wie freue ich mich, wenn wir beisammen sein werden. Indem ich mich auf baldiges frohes Wiedersehen freue bleibe ich deine treue Fanni. Großmutter grüßt.
Brief vom 6. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
6. 12. dito 7 ¾ Uh Abend. Mein lieber Franz! Ich danke dir bestens für deine lieben Zeilen von gestern, wie du gesehen haben wirst, habe ich auch deinen Brief vom 3. richtig erhalten. Am Sonntag, obwol ich meine Gedanken so oft bei dir weilen ließ, hatte ich nicht daran gedacht, daß gerade ein halbes Jahr seit dem 3. Juni verfloßen ist, erst gestern oder vorgestern fiel es mir ein. Der 3. Juni ist für uns ein mindestens eben so wichtiger Tag wie der 8. September und wird als ein bedeutungsvolles Fest im Kalender unseres gemeinschaftlichen Lebens verzeichnet stehen, welches wir, so Gott will, auch nach manchem wechselvollen Jahr gerne als ein recht freudiges feiern werden. Wenn ich daran denke, welcher Sturm damals in mir sich erhoben hatte, will mir der 3. Juni eigentlich so wichtig vorkommen, daß nur der Tag der Trauung damit verglichen werden kann, denn das entscheidende Ja des Verlobungstages hatte sich im Laufe unserer Correspondenz allmälig vorbereitet, und ich hatte da auch wirklich eine weit geringere Aufregung als an jenem Nachmittag bei Zeller. Wer mir damals gesagt hätte, wie bedeutungsvoll die Gartenpromenade werden sollte. Ich fand, weißt du noch, das Wetter so gar nicht einladend zum Spazierengehen und hätte dir auch auf jenem Hügel beinahe nicht Stand halten wollen. Es kam mir überhaupt so eigen vor, daß du mit mir immer so aus der Nähe des Ehepaares Wahl zu kommen suchtest, aber doch ahnte ich nicht Arges. – Und der Schreck den du mir bereitetest war doch arg. –
Wo wir am nächsten 3.Juni sein werden? Hoffentlich in Mödling. Weist du, heute beschäftigete mich ziemlich lebhaft der Gedanke, es wäre doch Schade, wenn wir, kaum in unserer hübschen Wohnung eingerichtet, wieder anfangen müßten, in Wien eine zu suchen, wer weiß ob uns da das Glück auch so günstig wäre. Doch, wir wollen uns deshalb noch nicht beunruhigen, es wird ja Alles recht werden. Mein nächster Wunsch ist dermalen, daß wir zu Weihnachten uns recht froh und glücklich wiedersehen, und daß es das Befinden deines Collegen erlaubt, daß du doch eine Woche bei mir bleibst. Frl. Fanni Stölzl war früh einen Augenblick bei uns, und ich ersuchte sie, an Ludwig zu entrichten, was du mir hinsichtlich Dr. Kanisch schreibst. Natürlich wirst du ihn nicht wieder bestellen. Wenn er dich gerne sehen will, soll er einmal nach Mödling fahren. Ist der von dir oft genannte Dr. Kaserer nicht ein Sohn des hier lebenden Rechnungsrathes Kaserer? Eine Tochter des Lezteren Frl: Maria ist ein Mitglied unserer englischen Conversation, die andere Theilnehmerin ist Fräulein Worderegger, eine Nicht von Frl: Henf [Rosalie Henf] . Frl: Worderegger ist ein sonderbares Geschöpf. Anfangs war mir ihre Art gar nicht sympathisch, und nun finde ich sie ganz interessant und empfinde eine Art von Theilnahme für sie, da aus ihren Reden sooft hervorleuchtet, daß sie wenig Liebe von ihrer Umgebung genoßen hat, überhaupt eine ziemlich freudlose Jugend verlebte, was sie mit einer gewißen Bitterkeit und mit wenig Glauben an das Gute in der Welt erfüllte. Frl: Kaserer ist noch etwas Backfischchen und würde im Falle, Psyche käme als Amorettenspenderin, etwa von N: 2. der Beschenkten sich gebohren [?]. Welchen Platz würdest du mir etwa zuspielen? Zum Schluß muß ich dir noch mittheilen, daß wir F. J. Arma XXX Lida und ich, heute zum ersten Mal wieder am Eis waren, zwar nicht in Leopoldskron, sondern in der Nähe der Lederfabrik. Ich habe das Eislaufen nicht verlernt, doch scheint mir, ich werde es heuer nicht mit solcher Passion betreiben wie in den letzten Wintern. Indem ich mich auf deinen nächsten ausführlicheren Brief freue bleibe ich deine treue Fanni. – Großmutter grüßt.
Vgl. Briefchen an Franz Spängler, derzeit Salzburg, Mozartplatz: Visitenkarte von Dr. Josef Kaserer: Lieber Freund! Eine der ersten Nachrichten, die ich nach meiner Ankunft heute erfahre, war die Lüftung des Geheimnisses [Verlobung]. Da wir uns jetzt vielleicht nicht sehen, so bringe ich Dir hiemit schriftlich meinen herzlichsten Glückwunsch entgegen. 10/9 1871. – "Nachmittag bei Zeller": dazu Umschlag mit Visitenkarte "Fanni Schlegel" mit zwei getrockneten Blättern: handschriftlich "Weinlaub Zellerhügel 13/9 Nachm." [da hat er um die Hand angehalten; vgl. das Jahr der Verlobung 1871] und "Eichenblatt Maria Plain 13/9 1871 Vorm."/ "Ich stelle hiemit den vergeßnen Hut zu, und wünsche recht gute Nacht. Morgen auf Wiedersehen in der Franziskanerkirche zur 8 Uhr Messe."
Brief vom 8. und 9. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
8. 12. 8 ¼ Uhr Abends. Mein lieber Franz! Wie soll ich dir danken, du Lieber, für die mir heute zugekommene Sendung? Ich brauche dir wol nicht zu versichern daß ich dieselbe mit freudiger Überraschung in Empfang nahm. Auch für deine so sehr lieben Zeilen meinen besten Dank! Wie innig freue ich mich, aus jedem deiner Briefe zu sehen daß du mich so lieb hast. Ich weiß nur so gar nicht, wie ich diese Liebe verdiene, doch nein, sie läßt sich nicht verdienen, sondern ist ein freies Geschenk des Himmels. "Lieb ist Wunder, Lieb ist Gnade die wie der Thau vom Himmel fällt. singt ja unser Freund Geibel und ich will nur suchen mich diese[m] Glück auch wert zu zeigen so weit es in meiner Macht ist. – Denke dir, Amaranth ist mir bis auf einige Stellen ganz unbekannt, doch nun will ich bald recht gut damit bekannt werden. – Wolthuend ist mir die Überzeugung daß die Religion dir nicht wie es bei so vielen Anderen der Fall ist, zu den "überwindbaren Standpunkten" gehört, sondern daß du dieselbe hoch und heilig hältst. So Gott will, werde auch ich all mein Leben lang festhalten an dem Glauben und in allen verschiedenen Lagen Mut und Trost im Gebete suchen. Um so unangenehmer berührt es mich oft, wenn ich sehe, wie so manche leere Ceremonien, wie viel unnützer Pomp und leider auch wie manche Mißbräuche die einfache, reine Christuslehre entstellt haben. Wer es vermöchte, sie von dem Schlechten zu befreien, und sie zu der einfachen Würde zurückzuführen, die in dem Wesen unserer hl: Religion begründet liegt! – Doch wohin bin ich jezt gekommen. Ich schließe für heute, morgen Vormittag Fortsezung. – Gute Nacht du Lieber, behalte mich lieb.
9. 12. ¾ 10 Uhr Vorm. Erst nachdem ich meinen Wirtschaftspflichten Genüge geleistet habe, komme ich zur Fortsezung meines Briefes. Großmutter kann nämlich heut beinahe 2 Wochen nicht ausgehen, da ihr eine Frostbeule am Fuße so zu schaffen macht, und so mußte ich auch heute die verschiedenen Einkäufe besorgen. – Bitte sage dem uns so freundlich gestimmten St: Nikolaus meinen besten Dank dafür, daß er sich so freundlich gütig um die Einrichtung unsers neuen Haushaltes besorgt zeigte. Wenn die Heiligen selbst an der Ausstattung unsers Hauses Theil nehmen, kann doch nichts Anderes als ein kleines Paradies daraus werden. Nur scheinen mir die himmlischen Hausgeräthe ein wenig zu zierlich für irdischen Gebrauch. Jedenfalls nimmt der himmlische Nudelwalger einen Ehrenplatz ein, da er im Archiv sorglich verwahrt liegt. – Auch ich bin jezt öfters ziemlich ernstgestimmt, im Grunde bin ich stiller als sonst, und oft und oft beschäftigen sich meine Gedanken mit der großen Veränderung die mir bevorsteht. Zuweilen empfinde ich etwas wie Furcht, namentlich um den bevorstehenden Abschied, doch auch dieser wieder vorübergehen und ich hoffe in meinem neuen Heim auch bald angewöhnt zu sein. – Endlich hat Emma eine Wohnung in Hallein, im Hause des Kaufmanns Hänsel, doch muß sehr viel von Herrn v. Zeller gerichtet werden. Freilich zahlen sie auch nur 130 fl Zins. Auch Emma denkt mit einiger Besorgnis an ihre herannahende Vermählung. Ihre Hauptsorge ist freilich, ob Albert hinreichend Beschäftigung finden wird. Gestern war ich bei Zeller und da hörte ich, daß sich Stiebitz doch auf dem Wege der Besserung zu befinden scheint. Wie ich es Allen wünsche, daß diese Sorge verschwindet. Für diesmal aber genug, ich muß in die Küche, da hätte ich keine Ruhe mehr. Heut über 14 Tage fährst du hoffentlich von Mödling fort. Wie freut sich auf ein fröhliches Wiedersehen deine treue Fanni. – Großmutter grüßt.
Brief vom 11. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
11. 12. dito 9 ¼ Uhr Vorm: Mein lieber Franz! Es ist sehr freundlich von dir, daß du mir schon gestern wieder einen so lieben Brief zukommen ließest und ich danke dir hiemit herzlichst dafür. – Der 3.Juni wird noch manchmal Stoff zu Gesprächen liefern, denke ich; ob wir zu Weihnachten den denkwürdigen Hügel besuchen werden, hängt wol zunächst von dem Wetter ab. – Sollte ein Tag schön genug sein, um einen Spaziergang zu machen, so möchte ich recht gern mit dir die Stelle besuchen, wo du mir solchen Schreck bereitetest. Wie du selbst sagst, habe ich mich dann gründlich erholt und begriff auch längst warum du immer auf einsamen Pfaden mit mir wandeltest. Jezt wundert mich nur, daß diese Promenade nicht einen göttlichen Schnupfen zur Folge hatte! Diesmal werden wir es wohl nicht wie eine Erleichterung empfinden, wenn uns Jemand beim traulichen Gespräche in den Weg kommt! – Dem Herrn Bez: Richter bin ich sehr dankbar, daß er dein Kommen bewilligte, und wünsche nur, daß du recht lange Urlaub bekommen möchtest. Tag wie Tag enteilt, und bald werden wir froh und glücklich beisammen sein. Wie ich mich auf den Augenblick des Wiedersehens freue! Aber der Sturmlauf, liebster Freund, wird nichts nützen, es bleibt doch dabei! Ganz im Ernst, ich finde selbst den April besser für unsere Hochzeit. Ich glaube im Winter wäre es mir auch schwerer meinen kleinen Haushalt in Gang zu bringen. Anfangs wo sowol der Magd als mir Alles neu und fremd sein wird, werde ich ja auch alle Einkäufe selber besorgen müßen, um die Verhältniße kennen zu lernen, und mancher Weg wird da auch doppelt gemacht werden, das wäre im Winter nicht besonders angenehm. Und der Hauptgrund bleibt immer die Hochzeitsreise, es wäre doch ewig schade, wenn wir mit unsern werthen Namen nicht an verschiedenen Orten die historischen Denkmäler vermehren helfen würden, denn wir dankbar wird sich die Nachwelt über unsere Autographen freuen. Glaubst du nicht das Straßburger Münster würde ein heiliger Schimmer durchzucken, wenn unser Namenszug seinem ehrwürdigen Gestein eingerizt würde, ähnlich wie Uhland von der Namensinschrift Goethe’s singt? –
Die Fälschung meiner Namensunterschrift halte ich für ein schweres Vergehen, dessen einziger Milderungsgrund darin besteht, daß dadurch allen Erfahrungen zufolge, Niemandem ein nac[h]weisbarer Schade zugefügt wurde. Aber auch noch eine Vorlage für künftige Fälschungen zu liefern würde mich ja zur Mitschuldigen machen, da werde ich mich hüten! – Nach Tische. Wegen mir, bitte ich dich, in der Versezungsangelegenheit ganz nach deinem Ermessen zu handeln. Mir wäre es leid, wenn du aus Rücksicht für mich etwas versäumen solltest, was zur Erreichung dieses nächsten Zieles deiner Bestrebungen beiträgt. Ob wir zuerst nach Mödling oder sogleich nach Wien kommen, ist für mich doch im Grunde gleich. – Wo du bist, da will ich auch sein. – Die prosaische Wendung deines lezten Briefes gefiel mir ganz gut, und ich wäre von einer Erhöhung deines Gehaltes ganz angenehm berührt. Siehst du, ein wenig geldgierig bin ich auch. Es kommen immer neue Eigenschaften ans Tageslicht. – Vormittag war deine gute Mutter bei uns sie trug mir nebst vielen Grüßen noch Folgendes an dich auf: 1. Du sollst doch für die Heimreise einen Pelz auszuleihen suchen, vielleicht bei einem deiner Collegen oder einem Kürschner? 2. Wünscht deine Mutter, daß du Pelzstiefel für die Reise haben solltest u. 3. läßt sie dich an die wollenen Pulzwärmer erinnern, die du nicht nur zur Reise sondern auch so anziehen solltest. Ich möchte dich wol auch bitten, dich für die Reise recht gut zu versorgen. Bei dieser Kälte ist eine 12stündige Eisenbahnfahrt ohnehin ein sehr frisches Vergnügen. Mit der Bitte behalte mich lieb umarmt dich deine Fanni. – Großmutter grüßt.
Brief vom 14. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
14. 12. dito ¾ 10 Uhr Vorm: Mein lieber Franz! Recht sehnsüchtig erwartete ich deinen lieben Brief, den ich vor eben einer halben Stunde erhalten habe. Ich hatte schon gestern auf ein Schreiben gehofft, und dein Brief hätte auch eigentlich gestern kommen sollen, da er schon am 12. geschrieben wurde. Um die Verzögerung wieder gut zu machen, schreibe ich schon jezt und werde den Brief noch vor Tische aufgeben. Ich weiß nicht, warum die Briefe jezt länger brauchen, allein deinen lezten Brief erhielt ich wirklich erst Sonntag den 10. früh. Ich hatte am Samstag eine Arbeit, nämlich die Kisseneinsätze fertig zu machen und schrieb darum erst am Montag, schickte den Brief aber noch bald genug fort, daß du ihn Dienstag hättest bekommen müßen. Hast du am Dienstag Abends meinen lezten Brief bekommen und wie du dir vornahmst, beantwortet, so glaube ich, ist es besser wenn du diese Zeilen nicht beantwortest, sondern meinen nächsten Brief abwartest, sonst kommen wir nicht in die Ordnung. Sobald ich deinen nächsten Brief erhalte, werde ich wieder schreiben. – Über 10 Tage ist nun schon der Weihnachtsabend da! – Ich habe schon nachgedacht, wie wir denselben zubringen werden. – Bisher haben wir die Weihnachtsabende sehr einfach zugebracht. Um 6 Uhr Abends ist der Christbaum bei meinen Eltern, dann blieben wir noch eine kurze Zeit beisammen, die Kinder werden bald zu Bette gebracht und wir verbrachten den Rest des Abends still zu Hause. Frl: Nainringer [?] und mein Bruder Richard warteten mit uns die Mitternachtsstunde, wo wir zur Mette gingen. Für heuer nun meinte ich, wirst du vielleicht mit uns bei der Bescherung zusehen und dann dachte ich, würde deine gute Mutter und du bei uns sein. So war mein bisheriges Programm. Wird etwas Anderes bestimmt, so können wir ja am hl: Abend noch darüber verhandeln. Die Hauptsache ist und bleibt, daß wir beide vergnügt beisammen sind. O wie ich den hl: Abend herbeiwünsche! - Jezt kommt wieder die liebe Prosa! Deine gute Mutter war eben bei uns; sie fügt den dir lezthin mitgetheilten Ermahnung nebst vielen Grüßen noch bei, du sollst dir zur Reise und auch wenn du sonst über Land mußt, doch eine Mütze von Astrachanstoff machen laßen, wie dein Bruder auch eine hat, und zwar mit Lappen für die Ohren, um dich so genug zu schützen von Erkältung. Ferners sollst du auch die wollenen Sachen [?] nicht vergeßen und falls dieselben schadhaft wären, solches allzugleich melden! Bitte diese Frage zu beantworten. –
½ 12 Uhr Mittag. Soeben erhielt ich auch deinen gestrigen Brief ich danke dir bestens dafür. Nun wird unser Briefwechsel ja wieder in Ordnung kommen. Bis zur Hochzeit wird das Hundert unserer Briefe sicher voll. Um diesen Brief rechtzeitig aufgeben zu können, füge ich nur noch in Kürze bei, daß Großmutter zwar jezt noch nicht ausgehen kann, doch ist ihr Fuß schon viel besser. Zu Weihnachten kann sie auch hoffentlich ausgehen. Deine Frage wegen dem Wirthschaftsgeld diene zur Antwort, daß mir die Großmutter doch keine freie Hand in der Eintheilung unserer Wirthschaft ließ, und ich daher baldigst das Portefeuille zurücklegte. Ich muß schon sehen, wie ich ohne diese Vorstudien mit meinem Finanzminister auf Gleich komme. – Was meinen künftigen Namen betrifft, so habe ich noch nie versucht, wie er aussehen wird und zeichne mich hiemit feierlich als deine treue Fanni Schlegel in Zukunft Fanni Spängler. – Großmutter grüßt.
Brief von vom 14. Dezember 1871 von Antonia Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler
Mein innigstgeliebter Franz! Recht herzlich freute es mich, heute von dir einen Brief erhalten zu haben, deine Briefe sind selten aber ich kann es dir gar nicht verargen, da du so oft an deine Fany [Fanni, Anm.] schreibst, und die Zeit dir ohnedieß oft sehr zugemeßen sein wird. Ich freue mich schon auf den 24te wo ich so Gott will [dich, Anm.] in meine Arme werde schließen könen, mit Vergnügen nehme ich heute wahr besonders Abends das die große Kälte ein wenig nachläßt, seit 1830 war es nie mehr so kalt wie diese 3 Tage, man glaubte es sey nicht zum außhalten so hat es einen gebrant, wen man auß dem Hauß ging. Wie ich höre so bekömmt man für die Füße Wärm Flaschen, dieß ist doch beßer sonst könte man am Ende ganz steif werden. Ziehe ja jetzt oft die Schafwollsocken an, und das ist klar daß du die schlechten [Hemden] mit denen Krägen als Nachthemden hernimmst, du bekömmst ja ohnedieß 24 neue Taghemden und 6 neue Nachthemden also gewiß genug. Beyliegend sende ich dir die Fingerweite von der Fany [Fanni, Anm.] mit, die groß Mutter glaubt, es würde sie ein solchen sihr [Zier? Anm.] freuen, weil der von ihrer Mamma ja gebrochen ist. Ich glaube schon das bey Carl eine Einladung ist, aber ich denke, man wird uns sagen, wir sollen uns nicht genieren, wen wir zur großmutter gehen wollen den ich glaube nicht, daß es Ihre Begehren [?] ist, wenn die groß mutter auch kömmt, die Fany [Fanni, Anm.] allein würde sie vieleicht auch einladen, aber die großmutter hat heute gesagt sie wünscht den letzten Weihnachts Abend mit Fany [Fanni, Anm.] zu zubringen, bey Schlägl [Schlegel, Anm.] ist nur die Christvertheilung, ohne alles weiter. Die großmutter glaubt, wen nicht für sie auch eine Einladung kömmt, so wollen wir 2 den Abend bey ihr zubringen. Alles wird sich geben wen du kömmst. Wir richten uns nach Umständen. Die geldangelegenheit wird Otto schon bedenken wen er eines hat. Heute habe ich wieder um 51 X [Kreuzer, Anm.] Knöpf gekauft zu die Duchend [Bettdecke, Anm.] und Küßziehen.
Das die Geschnitzer gestorben ist wird dir die Fany [Fanni, Anm.] schon mitgetheilt haben, gestern war ihr Gottesdienst. Der Stipitz soll heute nach Linz gebracht worden sein in ein Institut, es ist dieß sehr traurig. Dieser Fall vom Stipitz kömmt mir nicht viel beßer vor als bey Egghofer [?]. Den letzten Samstag wo es glücklicherweise noch nicht so kalt war, war ich mit Otto und Louise in Hallein wo wir auch den Schumacher gesehen haben, nun hat er Geltenhaußen bekommen es ist doch etwas und wenn der Doktor FuhXX [?] in der Nacht geholt würde so, schückt an die Leute zu Schumacher es wird wohl nach und nach beßer werden. Lebe recht wohl mein lieber Franz es freut sich inig dich recht bald zu sehen deine treu dich zärtlich liebende Mutter Spängler. Sey versichert das ich dich gewiß täglich im Gebeth einschließe. /
Otto Spängler: Lieber Franz! Die Mutter eilt schrecklich mit dem Absenden des Briefes, daher ich außer dem die Mutter betreffenden Weihnachtsgeschenk nichts anderes erörtern kann. Die Mutter braucht nothwendig einen Muff. Ich habe ihr ein Kleid gekauft. Wenn du circa 5 fl spediren willst, bekomme ich einen ordentlichen Muff. Wenn nicht einverstanden, bitte um Correspondenzkarte Dein Otto.
"Geschnitzer": Die Familie Gschnitzer gehört zu den angesehenen Handelsfamilien in Salzburg; von 1847 bis 1850 ist Matthias Gschnitzer Bürgermeister, von 1854 bis 1861 dann Alois Spängler. Es liegt ein Partezettel vor für Anna von Reichel, geb. Gschnitzer, 84 Jahre alt, o. J.
Brief vom 17. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
17. 12. dito 9 ¼ Uhr Abends. Mein lieber Franz! Um diese Stunde sitzen wir hoffentlich heute über 8 Tage längst vergnüglich beisammen; oh wie ich mich darauf freue, endlich wieder dich du Lieber hier begrüßen zu können. Heute sind es gerade 3 Monate, daß wir uns trennen mußten, eine lange Zeit, und doch wie traumhaft schnell verfloßen! Es ist so eigen, liegen vor uns Wochen, Monate bis zu einem ersehnten Ziel, so dehnt sich diese Zeit fast endlos vor unserem Auge, liegt eine ebenso lange Zeit hinter uns, so faßt unsere Erinnerung die vielen Tage und Stunden in eine einzige so schnell zu überblickende Reihe zusammen! – Wie schnell werden uns aber erst die wenigen Tage des Beisammenseins verfliegen, doch ich will nicht vom Scheiden sprechen vor dem Wiedersehn, und wir wollen uns dankbar auch des kurzen Beisammenseins freuen, im Hinblick auf ein langes ununterbrochenes, welches uns in Aussicht steht. – Ich vergaß lezthin in der Eile, deine Frage wegen den englischen Büchern zu beantworten. Ich erhielt kürzlich von Minna einen Brief, wo sie mit sagt daß ihr Vater ohnehin etwas früher zu senden hat, wo sie die Bücher beilegen wird, dieselben könnten übrigens wirklich gleich in Wien bleiben, da ich, wenn ich will, von Nihs Urry mit englischer Lektüre versehen werde. Ich werde von ihrer Güte auch Gebrauch machen und mir wieder etwas entlehnen. Jezt habe ich gerade eine recht nette englische Erzählung in der Arbeit, die ich vielleicht bis übermorgen auslesen werde. Abends lese ich mit großem Interesse "Amaranth". Ich habe schon viele wunderhübsche Stellen gefunden. Heute las ich auch den von dir erwähnten Artikel über das Straßburger Münster, in der Gartenlaube[.] Deine gute Mutter werde ich zu beruhigen suchen, ich schrieb dir wortgetreu ihre Aufträge weil sie es dringend wünschte, daß du nicht alle befolgen wirst, habe ich ohnehin gedacht. /: Ich hätte es auch nicht gethan. :/ Ich fürchte nicht, daß du dich erkälten wirst, doch ist es schon gut, wenn du dich mit warmen Sachen versiehst, so eine Fahrt während einer kalten Winternacht ist ohnehin nicht erquicklich. –
Wenn du doch nur gewiß bis Neujahr bleiben kannst, damit du dich nach dieser langen kalten Fahrt doch gehörig ausruhen kannst. So einige Feiertage werden dir nach der vielen Arbeit auch wol thun, nicht wahr? Nun bekomme ich nur noch einen einzigen Brief von dir, und meine Antwort wird gerade vor deiner Abreise von Mödling an dich kommen, dann kommt eine kleine Ruhepause für den Briefträger. Das ahnte er wo nicht, als er mir deinen ersten Brief brachte, daß wir ihn so in Thätigkeit setzen würden. Was er gedacht haben mag als er mir neulich am selben Tage zweeimal einen Brief von dir brachte? Ich hätte selbst nie gedacht, daß ich ja so viel und so gerne Briefe schreiben würde, ich glaube bis zum Juni 1871 hatte ich im Ganzen noch kein halbes Hundert Briefe geschrieben. Die Zukunftsunterschrift ist mir nicht schwer geworden, etwas ungewohnt freilich. Ich muß mir noch Visitkarten mit meinem bisherigen Namen machen laßen, aber blos ein halbes Hundert, dann kommt das von dir seinerzeit verfertigte Muster zur Ausführung. Hast du schon gehört, daß die Frau des Ludwig Zeller in Traunstein auf den Tod krank sein soll? Emmas Brautzeit wird zum Schluße nicht eben erheitert. Bei Zeller haben sie auch den Plan, Stiebitz nun doch in eine Heilanstalt zu bringen. – Doch nun behüt dich Gott. Es freut sich auf ein fröhliches und baldiges Wiedersehen deine treue Fanni. – Grüße von Plachetkas u. Großmutter.
Brief vom 20. Dezember 1871 von Franz Spängler an Fanni Schlegel
Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Franziska Spängler mit Umschlag, aufgedruckte Marke 5 kr.; Umschlagklappe mit undeutlichem Prägedruck, kleines rotes Lacksiegel "F. Sp."; Poststempel "Mödling 20/12", rückseitig "Salzburg Stadt 21/12 10-11 Früh 71"; [unterstrichen:] "Frl. Fanny Schlegel // [unterstrichen:] Salzburg // Marktpla[t]z 10 II St[oc]k". Ein Bogen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [Ergänzung]; [?] = fraglich; XX = unleserlich:
Mödling 20 Dez 1871 früh // Meine liebe Fanny! // Für deinen gestern mir zugekommenen Brief mein[en] herzlichen Dank; voraussichtlich ist dieß der le[t]zte, den ich vor Weihnachten dir schreibe, doch hoffe ich, wie XXselbst schon angedeutet noch einen am Freitag od Samstag von dir zu erhalten. Ich hoffe, Samstag 23/12 Abends mit dem Postzuge von Wien abzureisen, u. somit Sonntag früh in Salzburg anzukommen. Wenn die Witterung nicht gar zu schlecht ist, darf ich mal darauf rechnen, dich schon am Bahnhofe begrüßen zu können? Nicht wa[h]r? Er wird 1en [?] schön sein, wenn ich an deiner Seite in die Unterstadt einziehe! Uebrigens hat sich die Temperatur zum Reisen se[h]r günstig gestaltet, da wir weniger / XX hier eine Temperatur von circa Null Grad haben. Demnach wird auch die Mutter [Spängler, Anm.] keine Besorgniß wegen Erkältung haben, wenn ich auch nicht Pelzstiefel, Pelz u. Ohrenlappen habe. // Die Familie Zeller bedaure ich wirklich sehr, da eine Unanne[h]mlichkeit um die andere sie trifft; aber das Bitterste von allen bleibt doch das Leiden des armen Stibiz [Stiebitz, Anm.]. Das ist ja der XXgal der körperlichen Krankheiten nicht so schmerzlich für die Angehörigen, wie eine solche Umnachtung des Geistes. Der Himmel schenke ihm baldige Genesung! //
Du hast wo[h]l recht, wenn du sagst, dß es mir wo[h]ltun würde, von der täglichen gleichmäßigen Arbeit einmal ausruhen zu können, denn ich arbeite in der Regel mit kurzer Unterbrechung zu Mittag bis 7 Uhr Abends. / Dafür habe ich auch viel ausgerichtet, u von mir aus soll man am Schluße des Jahres nichts spüren, dß wir seit Juli immer um eine Arbeitskraft weniger waren. // Doch ich muß für je[t]zt abbrechen, da mich wieder die Pflicht in die Kanzlei ruft. // nachmittags // Ich war über Mittag auswärts beschäftigt u finde erst je[t]zt Zeit, den Brief fortzuse[t]zen u. zu vollenden. In der le[t]zten Woche hat mir 2mal von dir geträumt; das eine Mal, dß du mir etwas zu sagen hattest u dich dabei recht zutraulich an mich schmiegtest, vom 2ten Mal weiß ich den Inhalt des Traumes nicht me[h]r, sondern nur die Thatsache, dß mir von dir träumte. Es ist dieß bei mir sonderbarer Weise so selten vorgekommen, dß ich es der Mitteilung wert erachte. Mir wird es aber bald keines / Traumes, u. keiner wachen Erinnerung bedürfen, nur dein Bild vor mir zu sehen, sondern du wirst bald leibhaftig vor mir stehen! Uebermorgen kann ich schon sagen, dß wieder übermorgen dieß der Fall sein wird. Darüber wie lange ich bleiben kann, bin ich noch nicht im Stande etwas zu bestimmen. Mein Collega hat nämlich auf einen Brief des Bezirksrichters u von mir selbst bisher noch keine Antwort gegeben. Und mit dem Bezirksrichter selbst werde ich erst am le[t]zten Tage sprechen, da ich da am meisten von ihm erreichen kann, wenn ich ihm nicht lange Zeit laße, die Schwierigkeiten u Hinderniße zu überlegen. // Nun lebe recht wo[h]l; grüße die Großmutter u. schreibe mir jedenfalls noch einmal; wenn ich bis Freitag den Brief erhalte, so schreibe ich auch dir noch einmal. Sonst auf baldiges frohes Wiedersehen!!! Es küßt dich dein treuer Franz
Brief vom 21. Dezember 1871 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
"Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt Mödling bei Wien" 5 Kr. gestempelt "Salzburg Stadt 22. 12. 1871 11 [Uhr] Früh", [Vermerk Franz Spängler:] "I, III erh[alten] 23/12 1871/ Abreise 23/12/ Salzburg 24/12 1871/ 1/1 1872"; rotes Lacksiegel, Stempel "Wien 23/12 1871" [Briefpapier "F S"; hier in moderner Schreibung]:
Salzburg, 21. Dezember 1871 8 ½ Uhr Abends. Mein lieber Franz! Ich hatte heute nicht Zeit, deinen lieben Brief bald zu beantworten. Ahne, dass dir schon morgen mein Schreiben zukommen könnte. Meinen besten Dank für deine lieben Zeilen, den letzten in diesem Jahre, denn ich hoffe immer, du wirst doch die kommende Woche hier zubringen können. Endlich kommt der ersehnte Augenblick des Wiedersehens so nahe, und übermorgen um diese Stunde führt dich das Dampfross schon der lieben Heimat zu. Wie ich mich freue! Du sprichst die Erwartung aus, mich Sonntag am Bahnhof zu sehen, sei nicht böse, wenn ich diesen Wunsch dir nicht erfülle. Siehst du, ich finde es so viel schöner und, offen gesagt, auch passender, dich daheim erwarten und begrüßen zu dürfen. Ich meine auch, es ist für dich besser, wenn du nach der nächtlichen Fahrt so rasch als möglich einen Platz in einem Omnibus zu erreichen suchst, damit wir dann ungestört beisammen bleiben können. Freilich wird dadurch das Wiedersehen ein wenig verzögert und ich werde ungeduldig genug die Minuten zählen, bis ich mit herzinnigem Gruße in deine Arme eilen kann! Aber auch diese letzten Minuten werden verfließen und dann winkt uns ja eine kleine Weile seligen Beisammenseins! Und um noch einmal, nicht wahr, du zürnst mir nicht, dass ich dir so offen meinen Entschluss, nicht auf den Bahnhof zu gehen, darlege? Vor allem anderen muss ich dir berichten, dass sich vorgestern die Zahl meiner Geschwister um ein kleines Schwesterchen vergrößerte. Das kleine Prinzesschen befindet sich sehr wohl und wurde gestern auf den Namen Bertha Franziska Maria getauft.
Die Mutter [Stiefmutter, Anm.] ist Gott sei Dank auch ganz wohl. Heute Mittag wurde der arme Stiebitz in die Irrenanstalt nach Linz gebracht. Wahl begleitet ihn nebst einem Diener. Die arme Frau Rosa ist krank vor Aufregung, ist auch kein Wunder. Dr. Zillner[62] gibt allerdings alle Hoffnung, dass Stiebitz wieder ganz gesund wird, allein Gott weiß, wie lange sein Leiden dauert. Weißt du, das neueste Brautpaar Frl. Resi Saullich ist die Braut eines Herrn Wöss, welcher Compagnon des Fritz Krockauer in der ehemals Volderauer’schen Handlung ist. Wie man hört, soll die Trauung im April stattfinden. Ich träume ziemlich oft von dir, dass du kommst und so fort. Sehr häufig spielt in meinen Träumen das Bewusstsein hinein, dass ich deine Braut bin. Kürzlich träumte ich, wir wären in Venedig gewesen und ich konnte dich beim Herabgehen vom Markusturm auf einmal nicht finden. Sind wir denn mit der Geschichte in der Ordnung? Meiner Rechnung nach trifft für heut: Muth, Im Grafenschlosse und Der Einsiedler. So werden wir gerade am Samstag fertig [sie lesen zeitgleich einen Roman, Anm.] . Und nun du Lieber, gute Nacht, die Antwort auf diese Zeilen kannst du mir mündlich sagen, bis dahin behalte lieb deine treue Fanni. Großmutter grüßt dich, es geht ihr gut.
Brief vom 28. Dezember 1871 an Fanny Kobler
Brief aus Reichenhall an Fanny Kobler in Salzburg; ein Bogen mit Prägedruck "Bath"; ohne Umschlag; // = Absatz; [?] = fragliche Lesung; XX = unleserlich:
Reichenhall den 28 [te]n Dezemb 1871. // Euer Hochwohlgeboren! // Empfangen hiemit unsere herzlichen und aufrichtigen Glückswünsche zur Verehlichung dero liebens würdigen Tochter Frl. Fanny; Möge Gott diesen Schritt so sehr segnen, als er Euer Hochwohlgeboren stets in reichsten Gnnase [Maße? Anm.] aller XXdischen [ird-? Anm.] Glücksgüter erhalten möge. // Dieß wünschen von Herzen // Dero ergebenste // Ludwig u Sabine Bolter [?] // Magdl: Kraliger [?]
Foto rechts = Schlappgesellschaft 1874, Seite 1
Sammlung von Veranstaltungs- und Theaterheftchen u. ä.
An die Sammlung von Briefen zur Verlobung von Franziska Spängler 1871 mit Franz II. Xaver Gregor Spängler von mir [O. H.] beigebunden verschiedene gedruckte Blätter zum Theater und zu Veranstaltungen in Salzburg: In einem gefalteten Umschlag "Gültig für" [handschriftlich: Herrn [!] Kobler und Familie, auf dickem schwarzen Papier gedruckt, "Einladung zum Gesellschafts-Ball am 17. Jänner 1841 im Museumssaale"[63] […]; [Rückseite:] "Reihenfolge der Tænze, welche nur in Touren getanzt werden. I. Eröffnungs-Polonaise, v. Krokowitsch. 2. Walzer, d. Marie v. Lanner. 3. Polka, Zigeuner v. Prohaska. [… Lanner, Strauß, Hilmar] 13. Walzer, Nordbahn-Actien v. Bendl (Damenwahl) […] 15. Walzer, Exotischen Pflanzen v. Strauß. Druck von Duyle". - Theaterheftchen, S. 3 bis 8 [Titelseite fehlt], ohne Jahr [vor 1860]: "Sonett. Ein Bächlein, das durch Blumenorte […] / Personalstand des k. k. Theaters in Sa[l]zburg. Direktion. Herr Anton Zöllner. [64] … [weitere Namen: Regie, Herren, Damen …; Verzeichnis der gegebenen Stücke vom 1. Jänner bis 27. März. […].
Foto rechts unten = Salzburger Stadttheater, Bericht vor 1860, Seite 4-5
[gedrucktes Heft:] "Programm zur Feier der fünfhundertjährigen Vereinigung Tirols mit Österreich, Innsbruck 1863." 15 Seiten. - [gedrucktes Heft:] "Zur 500jährigen Feier der Vereinigung Tirols mit Oesterreich am 26. Jänner 1863." 7 Seiten. - "Sylvester-Abend 1867 im Handels-Casino[65] in Salzburg. […] Druck von F. Keyl in Salzburg." 4 Seiten mit handschriftlichen Notizen mit den Namen der Ausführenden, u.a. mit Musikstücken (C. Gerber, Beethoven, E. Singer, Duett von Kücken [Frl. Pauline Würtenberger u Hr Franz Spängler]), Gedicht-"Deklamationen mit Tableaux" (F. Halm, Lenau, Kobell, C. Heigel [u.a. Frl Fanny Kobler]), "Lustspiel in einem Akt…", "Deklamation mit Tableau" (C. Heigel), "Lustspiel in 2 Abtheilungen…" (Roderich Benedix [ein Arzt Dr. Franz Spängler … Maria Zeller …]). - [ein Blatt:] "Programm der Abend-Unterhaltung im Handels-Casino zu Salzburg am 15. März 1869 […] {Druck:} Friedr. Keyl in Salzburg.", zwei Theaterstücke von Roderich Benedix und H. Friedrich, mit handschriftlichen Notizen der Namen der Ausführenden (u.a. Fanni Schlegel, Ludwig Zeller, Dr. Spaengl[er]). - [ein kleiner Bogen im Format von Flugschriften:] "A Brief von Franz vo Piesenham, an die „Schlappgesellschaft“ in Mülln" […] 26. Juli 1874 (humoristischer Text in "Mundart" [Versuch einer Mundartschreibung], z.T. mit Worterklärungen als Fußnoten): "Weil i’s vosproch’n und weil i’s á wais // Dáss Enk intressirt má [meine] himmlische Rais, // So will i’s boschreib’n, wie’s már [mir] gangá hiher." […] "Im Verlage der „Schlappgesellschaft“ zu Mülln, deren Ehrenmitglied Stelzhamer war. – Buchdruckerei Franz Endl in Salzburg."
Quelle
Einzelnachweise
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ "Nr. 37" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' de.geneanet.org
- ↑ Wilhelmine Reinfort (* 1850)
- ↑ 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 allgemeine Hinweise siehe auch zum Brief vom 18. April 1870
- ↑ Eduard Spängler (* 18. März 1839 in Salzburg; † 1. März 1883), Rechnungsoffizier im Ministerium in Wien
- ↑ vgl. Brief vom 28. Juni 1870
- ↑ Heinrich Ritter von Mertens († 26. Oktober 1872)
- ↑ Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843), verheiratet mit Maria Müller in Salzburg am 16. September 1872; Jurist, später k. k. Vizepräsident des Kreisgerichts in St. Pölten; 1871 in Saalfelden
- ↑ Die Brüder unterstützen die Mutter monatlich; vgl. Brief vom 19. Juni 1871.
- ↑ vgl. Dopsch, 1996, S. 698, Anm. 154)
- ↑ vgl. Dopsch, 1996, S. 409
- ↑ Hier und an vielen folgenden Stellen (auch in den Briefen davor) wird von mir [O. H.] ergänzt, was zum Verständnis vielleicht nötig ist, auch einzelne Buchstaben, um anzudeuten, dass es so wirklich steht (vgl. [!], eher selten verwendet). Das gilt z.B. auch für Einzelbuchstaben, die zwar heutiger Rechtschreibung entsprechen, damals aber durchaus korrekt weggelassen werden konnten.
- ↑ Bezirksgerichts-
- ↑ Sohn von Otto Spängler
- ↑ siehe Beilage
- ↑ vgl. Brief vom 2. Oktober 1870, Hinweise
- ↑ Fanny = Franziska Kobler und Enkelin Fanni = Franziska Schlegel; Franz Spängler hat dann am 8. April 1872 in Salzburg Franziska Schlegel geheiratet.
- ↑ Sie ist am 1. Juni 1848 geboren, also 23 Jahre alt.
- ↑ Franz Xaver Gregor Spängler starb am 1. März 1852.
- ↑ Im einem Brief vom 11. September 1875 heißt es u. a.: Lida Plachetka ist eine ganz glückliche Braut. Im November ist die Vermählung. Besteht hier ein Zusammenhang?
- ↑ Vom Monatsgeld ist in den Briefen häufig die Rede. 1859 ist es die Unterstützung, welche die Mutter für das Studium von Franz in Graz bezahlt (vgl. Brief ohne Datum zwischen dem 8. Mai und dem 22. Mai 1859. 1862 wird das erhöht (vgl. Brief vom 5. Juli 1862). 1870 ist es eine monatliche Zuwendung, welche die Brüder an die Mutter bezahlen (Otto verwaltet die Zahlungen); im Brief vom 5. Mai 1870 werden dafür 10 Gulden genannt.
- ↑ Personen der Familie Schlögelhofer werden in den Briefen seit dem 7. Mai 1844 bis zum 18. Mai 1877 sehr häufig erwähnt.
- ↑ Bei den Stammbuchblättern für Franz Spängler ist ein Eintrag „Alois Kalhofer, 1854“. Kalhofer wird erwähnt im Brief vom 5. April 1860.
- ↑ Die Familie Lanser ist in den Briefen seit dem 23. Januar 1847 bis 1882 sehr häufig genannt. Im Brief vom 30. September 1871 steht ein Hinweis auf die Verlobung von "Betti von Lanser" und "August von Engerth" in Salzburg. Vgl. Lanser zu Moos und Vestenstein, auf der Visitenkarte: "… Festenstein".
- ↑ Die Verlobung war am 8. September 1871 in Salzburg, die Hochzeit am 8. April 1872
- ↑ Serie von etwa 1867
- ↑ Ergänzungen verdeutlichen auch von heutiger Rechtschreibung abweichende Schreibweise.
- ↑ eingefügtes t gestrichen
- ↑ Lida Plachetka, 1871 verheiratet Guttenberg, enge Freundin von Fanni; vielfach in den Briefen genannt, z. B. Brief ohne Datum [um 1860], Brief vom 10. Februar 1869, Brief vom 10. Juni 1871 und öfter
- ↑ eine Cousine von Fanny Kobler, Betti Kobler (* 1825; † 1881); verheiratet mit Leopold Katzinger
- ↑ Fredrika Bremer, "Die Töchter des Präsidenten", 1843
- ↑ Fanny Kobler
- ↑ Fanny Koblers Cousine Betti Kobler
- ↑ Weitersfelden, Oberösterreich
- ↑ vielleicht ein Vorgänger der Villa Weinbründl?
- ↑ Zäzilia Amalia Kobler starb 1848
- ↑ Franz Spängler sucht nach einer anderen Stelle in Wien, nicht mehr in Mödling, aber wohl erst im November 1874 kommt er an das Landesgericht in Wien.
- ↑ wie üblich kein Dativ
- ↑ Es müsste sich um das Haus am Alten Markt Nr. 10 handeln, neben dem Cafe Tomaselli. In den Akten zum Testament der Fanny Kobler von 1875 ist von "zwei Hausböden [Wohnungen] im Hause No. 10 am alten Marktplatz in Salzburg" die Rede.
- ↑ vgl. Briefe vom 9. Oktober 1871 und vom 28. Juni 1872
- ↑ So heißt in der Umgangssprache die Mittelstation der Festungsbahn, die allerdings erst 1892 eröffnet wurde; vgl. zu Claudia Tolloch. Möglich sind entweder andere Wortbedeutungen von Kotz bzw. Kotze, wozu ich [O. H.] allerdings nichts Passendes finde, möglich wäre vielleicht auch, dass die Stelle so hieß, angeblich ein "Buckel", bevor die Bahn dort gebaut wurde.
- ↑ Antonia Cäcilia Laschensky (* 1817; † 1897), verheiratet Clausnitz, und ihre jüngere [!] Schwester Mathilde Cäcilia (* 1833; † 1922), verheiratet Schneeberger
- ↑ nicht erhalten geblieben, vgl. aber dazu den Brief vom 23. September 1871
- ↑ Wilhelm Fenzl, Sohn des k. k. Oberlandesgerichtsrats in Wien Wilhelm Fenzl (* 1809; † 1864) und der Augusta, geborene Schaffner
- ↑ Ried im Innkreis, wo Franz Spängler (Linz) von 1868 bis 1873 Gerichtsadjunkt war. Er war verheiratet mit Maria, geborene Pernstein.
- ↑ "Nr. 19" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
- ↑ vgl. Briefe vom 12. September 1871 und vom 9. Oktober 1871 und öfter
- ↑ "Onkel" Vincenz ist P. Vincenz Schlegel (* 1819 in Politz, Böhmen; † 28. Juni 1878 in der Stadt Salzburg, begraben auf dem Petersfriedhof [auf dem Stein steht "Vinzenz", er selbst schrieb sich "Vincenz"]); nach einer Zeit in Dresden 1872 Superior und kathol. Pfarrer an der St. Trinitatiskirche in Leipzig. Er ist wohl ein Cousin von Richard Franz Schlegel.
- ↑ alte katholische Pfarrkirche St. Trinitatis, 1847 geweiht
- ↑ Lida Plachetka, im November 1871 verheiratet Guttenberg
- ↑ vgl. Briefe vom 12. September 1871 und vom 28. Juni 1872
- ↑ Die Verlobung von Franziska Schlegel und Franz Spängler war am 8. September 1871 in Salzburg.
- ↑ Aloisia Spängler, * 3. November 1871; vgl. Brief vom 3. bis 5. November 1871.
- ↑ Daten unbekannt; Bierbräuer an verschiedenen Orten in Oberösterreich und der Steiermark; Franz Spängler ist der Ehemann von einer Enkelin von einer Cousine von Wilhelm Kobler
- ↑ Harrachsthal, Weitersfelden, Oberösterreich
- ↑ "Nr. 19" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
- ↑ Auch hier ist der Unterschied zwischen "D" und "d" so minimal, dass die Übertragung reine Mutmaßung ist.
- ↑ Salvatorkirche in Hall in Tirol (storyguide.at:) "1871 brannte die Kirche aus und wurde wieder aufgebaut."
- ↑ Franz Xaver Gregor Spängler, * 17. November 1793; † 1852
- ↑ Otto Spängler schreibt durchgehend "dß" für "daß"; ich [O. H.] belasse das Kürzel. Seine Schrift ist flüssig, aber manche Wörter sind (für mich) schwer lesbar.
- ↑ Aloisia Spängler in der Familie von Otto Spängler, * 3. November 1871; vgl. obige Briefe
- ↑ vermutlich Franz Valentin Zillner (* 1816; † 1896)
- ↑ vgl. Museum (Verein)
- ↑ vor 1860, vgl. zu Josef Kotzian, 1860 Nachfolger von Zöllner, und zum Salzburger Stadttheater
- ↑ vgl. Handelskasino
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
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Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler