Alois Lidauer
Alois "Lois" Lidauer (* 4. April 1908 in Mauerkirchen, Bezirk Braunau, OÖ.; † 24. Mai 1975 in der Stadt Salzburg) war ein in der Stadt Salzburg tätiger Bildhauer.
Familie
Er war das uneheliche Kind des Ferdinand Lidauer und der Anna Firk. Sein Vater Ferdinand Lidauer lebte zumindest seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Stadt Salzburg. Er erhielt am 20. August 1911 das Heimatrecht der Stadt Salzburg verliehen. Bereits am 7. Februar 1910 heirateten der nach Geboltskirchen (OÖ.) zuständige Hilfsarbeiter und die aus Mauerkirchen stammende Hausfrau Anna Lidauer, geborene Firk, in der Stadtpfarrkirche St. Andrä.
Entsprechend den damals geltenden Regelungen des Heimatrechts war Alois Lidauer wie seine Mutter zunächst nach Mauerkirchen zuständig. Erst 1926 wurde ihm ein Heimatschein der Stadt Salzburg ausgestellt. Seine Schwester Maria Anna Marianne kam ehelich am 5. Juli 1913 in Salzburg zur Welt und wurde in der Krankenhauskirche St. Johannes des St. Johanns-Spitals in Mühleck getauft. Ferdinand Lidauer, der in den 1920er-Jahren seine Familie als Hausmeister ernährte, war ein Funktionär der frühen Salzburger NSDAP und kandidierte bei der Wahl zum Salzburger Gemeinderat 1923 für die Partei an 20. Stelle.
Leben
Unterricht in Bildhauerei nahm Lidauer schon mit acht Jahren. Im Alter von 14 Jahren begann er eine vierjährige Lehre bei einem Holzschnitzer. Seine Ausbildung vollendete er an der Kunstakademie Weimar (Thüringen) bei Prof. Richard Engelmann (* 1868; † 1966) und an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm (Schweden) bei Prof. Sjogren. Er studierte auch in Wien, Florenz und Rom.
Von 1936 bis 1940 war Lidauer freischaffender Künstler und arbeitete in seinem eigenen Studio in Salzburg als Bildhauer.
Im Zweiten Weltkrieg diente Lidauer bei der Deutschen Luftwaffe. Er geriet in russische Gefangenschaft, konnte aber aus dem Eisenbahnzug springen und entkommen. Am 3. November 1948 meldete sich Alois Lidauer von Obertrum kommend wieder in der Stadt Salzburg an. Als Wohnorte gab er einerseits die Paracelsusstraße 6, also seine alte Wohnadresse, andererseits die Hellbrunnerstraße 3, also das Künstlerhaus, an. Dort unterhielt er seit 1947 bereits wieder ein Atelier. Er war demzufolge bereits kurz nach Kriegsende erneut als Künstler in seiner Heimatstadt tätig.
Von 1960 bis zu seinem Tod war er Präsident der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs, Landesverband Salzburg.
Lidauer und der Nationalsozialismus
Nur bruchstückhaft lassen sich die Verbindungen des jungen Künstlers zur NSDAP und zur HJ rekonstruieren. Alois Lidauer gab nach 1945 an, im März 1937 in Stuttgart um Aufnahme in die HJ angesucht und am 1. April 1937 aufgenommen worden zu sein. In der NS-Jugendorganisation brachte er es bis zum Rang eines Hauptgefolgschaftsführers (entspricht dem Offiziersrang eines Hauptmannes in der Wehrmacht). Am 1. Juli 1938 war er wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Er dürfte jedoch bereits früher wieder in Salzburg gewesen sein. Denn zwei Wochen nach dem Anschluss stellte er im Schaufenster des Albus-Reisebüros am vorübergehend als "Adolf-Hitler-Platz" bezeichneten Makartplatz zunächst seine HJ-Holzplastik "Der Pimpf", daraufhin eine Büste Adolf Hitlers aus. Die "Führerbüste", die ursprünglich für den Festsaal der Gauleitung in der Residenz vorgesehen war, blieb in Salzburg. Dr. Otto Kunz berichtete am 15. November 1938 im "Salzburger Volksblatt" über die vom im Salzburger Landesarchiv tätigen Archivar Herbert Klein "auf Anregung des Reichspropagandaamtes Salzburg" organisierte Sonderschau "Sippenkundliche Quellen aus Salzburger Archiven" im Stadtmuseum. Dem Rezensenten zufolge beherrschte die "räumlich gediegene Anordnung der Schau" ein "seelischer Mittelpunkt, die Führerbüste von Loisl Lidauer, ein geistig starkes Werk in straffer, konzentrierter Formung, aus der auch die Wärme echten Menschentums spricht". Die Büste wurde schließlich vom Stadtmuseum, dem heutigen Salzburg Museum, angekauft und zumindest ein weiteres Mal im Rahmen der Ausstellung "Heimatliches Kulturerbe" im Mai 1942 im Stadtsaal des Festspielhauses öffentlich gezeigt.
Ein weiterer Anhaltspunkt für eine Rückkehr des Künstlers nach Salzburg im März 1938 ist die Tatsache, dass Alois Lidauer am 5. April 1938 das Aufgebot für seine Hochzeit mit der um vier Jahre jüngeren Salzburgerin Gertrude Swatschek bestellte, einer am Konservatorium Mozarteum ausgebildeten Klavierlehrerin, deren Vater Max Swatschek ehemaliger Inhaber der Mayrischen Buchhandlung. Am Tag, an dem Alois Lidauer das Aufgebot bestellte, traten er und Gertrude Swatschek aus der katholischen Kirche aus. Die Verehelichung am Standesamt Salzburg fand an einem symbolträchtigen Datum, am 20. April 1938, dem Geburtstag von Adolf Hitler, statt. Es war dies nach Landesstatthalter Albert Reitter und SS-Untersturmführer Ferdinand Braun die dritte Zivileheschließung in der Stadt Salzburg nach dem Anschluß. Am 3. September 1938 meldete sich Alois Lidauer aus dem Haushalt seiner Eltern in der Neuhauser Straße 32 in Gnigl ab und bezog seinen ordentlichen Wohnsitz im Eckhaus Auerspergstraße 41 / Paracelsusstraße 6. In diesem Haus lebte die Familie Swatschek bei Wilhelm und Maria Promok zur Untermiete lebte. Im November 1938 kam der erste von drei Söhnen im Sanatorium Wehrle zur Welt, der zweite wurde im Jänner 1941 und der dritte zwei Wochen nach Einmarsch der US-Armee in Salzburg im Mai 1945 geboren.
Da für Alois Lidauer weder in der NSDAP-Gaukartei noch in der NSDAP-Zentralkartei im Bundesarchiv Berlin Karten überliefert sind, die Auskunft über seine Parteimitgliedschaft geben, kann diese nur anhand der eigenen Angaben des Künstlers im Entnazifizierungsfragebogen rekonstruiert werden. Darin erklärte Alois Lidauer, im April 1938 das Ansuchen um Aufnahme in die NSDAP gestellt zu haben und von 1. Mai 1938 bis zum 14. Mai 1940 – dem Tag seines Einrückungstermins zur Wehrmacht – Mitglied der Partei gewesen zu sein. Er gehörte der Luftwaffe an und avancierte zum Feldwebel, einem mittleren Unteroffiziersrang.
Werke
Als Materialien verwendete Lidauer Marmor, Granit, Kalkstein, Bronze und Holz. Zahlreiche seiner Werke finden sich verstreut in Österreich.
Die bekanntesten sind die beiden "Der Flötenspieler", wofür sein Sohn Modell stand (die zweite Bronzefigur steht in Bad Reichenhall), "Kreuzfahrer Richard Löwenherz zu Pferd" (Granit, nahe Wien) und der hl. Rupert von Salzburg. Insbesondere schuf er das am 4. Mai 1952 eingeweihte Kriegerdenkmal der evangelischen Pfarrgemeinde Salzburg.[1] außerdem das Kriegerdenkmal neben dem Rathaus in Schwarzach im Pongau. Mehrere Christus-Skulpturen befinden sich in den USA.
- Heiliger Michael am Kriegerdenkmal St. Michael, 1951
- "Paracelsus mit Schwert", 1959
- "Der Flötenspieler", 1962
- Bremer Stadtmusikanten, 1962
- Fischreiherbrunnen, 1965
- Lungauer Familie, 1965
- Skulptur Bärengruppe, 1966
Straßenbenennung
Nach Alois Lidauer ist im Salzburger Stadtteil Aigen die Alois-Lidauer-Straße benannt.
Bilder
Alois Lidauer – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Weblink
Quellen
- Doris Bossert, Report on Alois Lidauer (abgefragt am 09.11.2011)
- Martin, Franz: Salzburger Straßennamen. Verzeichnis der Straßen, Gassen, Plätze, Wege, Brücken, Tore und Parks mit Erklärung ihrer Namen. 5., wesentlich überarbeitete Auflage von Leitner-Martin, Willa und Martin, Andreas. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 25. Ergänzungsband, Selbstverlag der Gesellschaft, Salzburg 2006
- "Johannes Hofinger, Alois Lidauer" in: "Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus. Biografische Recherchen zu NS-belasteten Straßennamen der Stadt Salzburg." URL: www.stadt-salzburg.at, pdf, Version 1 – 06.09.2017.