Kapuzinerkloster Salzburg





Das Kapuzinerkloster befindet sich in der rechtsufrigen Altstadt Salzburgs auf dem Kapuzinerberg. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.
Geschichte
Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau holte als Antwort auf die Reformation Luthers als zweiten Bettelorden nach den Franziskanern 1596 die Kapuziner nach Salzburg und ließ das Kapuzinerkloster auf dem Kapuzinerberg errichten.
Die Klosterkirche zu den Heiligen Franziskus und Bonaventura wurde 1602 zu Ehren der heiligen Franziskus von Assisi und Johannes Bonaventura geweiht. 1620 erfolgte eine erste Vergrößerung des Klosters, 1690 musste es nochmals erweitert werden. Die Ordensleute blieben im Lauf der Jahrhunderte gegenüber dem Landesherren und Fürsterzbischof stets unabhängig, sie waren einzig dem Papst untergeben. Neben der Bereitstellung der Kost sorgte trotzdem der Fürsterzbischof für das Wohl der Klosterbrüder.
Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo war kein Freund der Bettelorden. Er teilte die Kapuzinerordenprovinz Tirol-Salzburg und verwies die Tiroler Ordensbrüder. 1810–1811 wurde das Kloster von den Franzosen beschlagnahmt, der Klostergarten wurde demonstrativ als Pferdeweide verwendet.
1813 hielten die Bayern das Kloster besetzt. 1939 wurde in der Zeit des Nationalsozialismus das Kloster samt Kirche enteignet. Es sollte abgerissen werden, um Platz für das geplante gigantische Gauforum zu schaffen. Nach der Rückkehr der Ordensbrüder im Jahr 1945 war die Kirche lange auch von Flüchtlingen bewohnt.
Am 3. November 1949 kam es zu eine Brand in einem Nebengebäude des Klosters, der jedoch rasch gelöscht werden konnte.[1] Am 2. Jänner 1950 kam es neuerlich zu einem Brand im Kloster: Kirchturm und Dachstuhl wurden erheblich beschädigt; die Polizei konnte nach einem weiteren Brand zwei Tage später einen Zögling des Klosters als Brandstifter ausforschen.[2]
Die letzte umfangreiche Renovierung des Klosters erfolgte 1980 bis 1983. Damals wurden auch die alte Engelsbrunnen-Zisterne und alte Rundbogenportale aus dem Jahr 1070 entdeckt und als Schmuckstücke des Klosters restauriert.[3] Heute ist das Kloster als Noviziat eine wichtige Ausbildungsstätte der Kapuziner für den gesamten deutschsprachigen Raum.
Der Seelsorger des Gefangenenhauses Salzburg, Wolfgang Bildstein, verbrachte seinen Lebensabend im Kapuzinerkloster.
2020 lebten neben Bruder Karl Löster, der auch Guardian des Kapuzinerklosters ist, noch Bruder Eckehard Krahl (* 29. April 1936)[4]--> und Bruder Hans Pruckner im Kloster. 2019 waren es noch acht Geistliche. Wegen des mangelnden Nachwuchses wurde 2019 der Sitz des Provinzials von Salzburg nach Innsbruck verlegt.[5]
Seit Ende 2022 gehören die vier Niederlassungen in Westösterreich - Feldkirch, Innsbruck, Salzburg und das Kapuzinerkloster Falkenburg[6][7] in Irdning[8] - zur Deutschen Kapuzinerprovinz, die ihren Sitz in München hat. Zuletzt wurde das Kloster nur mehr von vier Mönchen bewohnt, im Dezember 2022 kam mit Bruder Romule Sangoay ein fünfter aus Madagaskar dazu. Im März 2023 waren es wieder 14 Ordensbrüder. Vier von ihnen absolvieren einen Teil ihrer Ausbildung zum Kapuzinermönch in Salzburg, das sogenannte Juniorat, das bisher in Münster (Deutschland) beheimatet war. Es geht mit einer zeitlichen Profess einher, also einem Gelübde auf Zeit. Das Juniorat ist die letzte der drei Ausbildungsstufen. Nach Postulat und Noviziat ist es die Zeit der Prüfung, ob das Leben als Kapuziner auch im Alltag funktioniert. Es dauert drei bis maximal neun Jahre, danach folgt üblicherweise die ewige Profess. Die Altersspanne bewege sich jetzt wieder zwischen 23 und 87 Jahren - vergleichbar mit einem Mehrgenerationenhaushalt. Wobei jeder Mönch eine eigene Zelle und so genug Gelegenheit zum Rückzug hat. In ganz Österreich gibt es wahrscheinlich nur mehr 20 Mitbrüder mit österreichischer Staatsbürgerschaft.
Auf Anfrage nehme man interessierte Männer und Frauen im Kloster auf, sagt Guardian Hans Pruckner. 2022 hätten 70 Personen im Kapuzinerkloster mitgelebt und mitgeholfen.
Alle Ausgaben - egal ob ÖH-Beitrag, Kaffeemaschine, ein Pizza-Essen mit Kommilitonen oder neue Kleidung - werden aus einer gemeinschaftlichen Kassa bestritten. Bei jenen Brüdern, die einen Brotberuf ausüben, geht das Gehalt direkt an den Orden, wie es dem Grundsatz der Armut entspricht. Deshalb seien die Kapuziner auch für die dringend notwendigen Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten auf Spenden angewiesen. 1,95 Millionen Euro werden von Land, Stadt und Erzdiözese Salzburg aufgebracht. Die restlichen 650.000 Euro entfallen auf den Kapuzinerorden. Dazu sagt Pressereferent Tobias Rauser in München: "Wir sind ein Bettelorden und da werden wir wieder hinkommen müssen. Heutzutage nennt man das ja ,Fundraising'." Ab dem Sommer 2023 werden Heizung, Elektroinstallationen und Klostergartengrenzwand saniert. Dazu kommen Maler- und Tischlerarbeiten. 2024 folgen die Fassaden von Kirche und Kloster sowie das Innere der Kapuzinerkirche.[9]
Die Klosteranlage auf dem Kapuzinerberg wurde ab dem Sommer 2023 renoviert. An den Kosten von 2,6 Millionen Euro beteiligten sich Land, Stadt und Erzdiözese Salzburg mit je einem Viertel, maximal jedoch mit 650.000 Euro. Die letzte große Renovierung reicht in die frühen 1980er-Jahre zurück. Zunächst wird mit Instandhaltungsmaßnahmen wie Heizung, Elektroinstallation, Maler- und Tischlerarbeiten im Kloster begonnen. Es folgen Instandsetzungsmaßnahmen an der Klostergartengrenzwand. Nach den Installationen folgt 2024 die Fassadenrenovierung des Gesamtkomplexes sowie die Innenrenovierung der Kapuzinerkirche.[10]
Die Klosterkirche
Die Türflügel der Kirche von 1450 (nachträglich eingefügte Jahreszahl 1470) stammen von jenem Salzburger Dom, den Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau nach dem Brand im Jahr 1598 in der Nacht vom 11. auf 12. Dezember abreißen ließ.
Die Klosterbibliothek
Die Bibliothek ist eine Hausbibliothek für pastorale Aufgaben und umfasst die Sammelgebiete Theologie, Geschichte und Salisburgensien. Sie ist eine Präsenzbibliothek und kann nur nach vorheriger Anmeldung benutzt werden. Im Zug der Klostergründung wurde das Kloster von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau zusammen mit anderen Wohltätern mit Büchern ausgestattet.
Bei einem Gesamtbestand von 9 400 Titeln gehören rund 6 600 Werke zum historischen Buchgut: 350 aus dem 16. Jahrhundert, 1 150 aus dem 17. Jahrhundert, 1 750 aus dem 18. Jahrhundert, 1 000 aus der ersten und 2 350 aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1 500 historische Titel befinden sich z. Z. im Salzburger Landesarchiv, darunter 320 Werke des 16. Jahrhunderts.
Die Bibliothek befand sich über der Sakristei, die im Erdgeschoss untergebracht ist. Am 21. Juni 2023 fand der Festakt zur Übergabe der Kapuzinerbibliothek an die Universität Salzburg statt, die über Jahrzehnte im Landesarchiv zwischengelagert war. Kapuziner-Delegat Erich Geir und Rektor Hendrik Lehnert unterzeichneten auf Initiative von Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior den Schenkungsvertrag. Musikalisch umrahmt war der Festakt von einer Kapuziner-Schola. In der Festrede betonte der Leiter der Universitätsbibliothek Christoph Brandhuber die Bedeutung des Geschenks für die Salzburger Landes- und Regionalgeschichte. Dank eines vom Land Salzburg finanzierten Projektes können hier bestandserhaltende Maßnahmen getroffen, die Bücher digital erfasst und die Titel in den elektronischen Katalog "UBsearch" eingespeist werden. Damit werden die Werke in den nächsten drei Jahren recherchierbar und für die Forschung verfügbar.[11]
Sonstige Räume
An einer Längswand im Refektorium befindet sich ein Kachelofen mit grünen Kacheln. Diese Kacheln wurden bei der Renovierung 1980/83 extra angefertigt worden. Denn man fand alte Kacheln in exakt dieser Art in der Zisterne und so schrieb die Altstadtkommission deren neue Herstellung nach altem Muster vor. Unterhalb des Refektoriums befindet sich die "Damiankapelle" mit einer Nachbildung der Kreuzdarstellung in San Damiano in Assisi in Italien.
Der Boden im Refektorium ist noch der originale Holzboden aus dem 16. Jahrhundert. Bei der Generalsanierung wurden die Bohlen umgedreht, da die Oberseite bereits sehr abgetreten und uneben war. Und die Unterseite, noch intakt, abgeschliffen und versiegelt, stellt nun die begehbare Oberseite dar. Eine originale Unterseite eines solchen historischen Fußbodens kann man in einem Zimmer einen Stock tiefer sehen. Es ist ein original erhaltenen Holzboden, mindestens 400 Jahre alt aus Lungauer Lärche.
Prominente Gäste
Papst Johannes Paul VI. wohnte 1988 in diesem Kloster anlässlich seines ersten Papstbesuches in Salzburg.
Erreichbarkeit
Man kann es auf dem Stefan-Zweig-Weg von der Linzer Gasse erreichen oder man nimmt die Imbergstiege, die von der Steingasse auf den Berg führt.
Siehe auch
- Besuch im Kapuzinerkloster Salzburg, ein Beitrag von Salzburgwiki-Autor Peter
Bilder
Kapuzinerkloster Salzburg – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
- * Bilder von Kloster, Klostergarten und Kirche auf dem Kapuzinerberg von Peter Krackowizer
Weblinks
Quellen
- Salzburgwiki-Beiträge
- Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit
- Martin, Franz: "Salzburg, Geschichte und Kunst dieser Stadt", Verlag "Das Bergland-Buch", 1952 (Neuauflage)
- "Kapuzinerkloster zu Salzburg" in der Reihe "Christliche Kunststätten Österreich", Ausgabe Nr. 146, 1986, Verlag St. Peter
- Bruder Gebhard anlässlich einer Führung am 31. August 2008 mit Admin. Peter
Einzelnachweise
- ↑ Befreit und besetzt, Stadt Salzburg 1945–1955, Seite 318
- ↑ Befreit und besetzt, Stadt Salzburg 1945–1955, Seite 321
- ↑ Quelle www.stadt-salzburg.at Kapzinerkloster
- ↑ SN vom 21. April 2021, Lokalteil, Seite 18.
- ↑ www.sn.at, 22. September 2020
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Kapuzinerkloster Falkenburg
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Irdning
- ↑ www.sn.at, 13. März 2023: "Endlich Nachwuchs für das Kapuzinerkloster", ein Beitrag von Karin Portenkirchner
- ↑ Salzburger Landeskorrespondenz vom [https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/detail?nachrid=68638 22. Juni 2023
- ↑ Facebook von Christoph Brandhuber, posting vom 21. Juni 2023