Kobler-Spängler-Briefe von 1850 bis 1859

Ein an "Fanny" Franziska Kobler adressiertes Kouvert.
Ausschnitt aus einem Brief vom 19. März 1850.
Kinderbild von Franziska Schlegel, signiert "Stief 1850".

In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1850 bis 1859 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.

Einleitung

Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).

Über die Korrespondenz

Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.

Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz Xaver Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]

1850/1851

1850/1851 Briefe [grün verschnürt, doch nicht alles übertragen] von Nr. 38 Richard Franz Schlegel (* 1811; † 1881), verheiratet seit 1846 mit [Nr. 39]] Amalia Kobler-Castelli (Zäzilia Amalia Kobler, * 1821; † 1848 gestorben kurz nach der Geburt der Tochter [Nr. 19] Fanni Schlegel, Franziska Schlegel), an [Nr. 79] Fanny Kobler (Franziska Kobler, * 1796; † 1886).


Brief vom 19. März 1850 aus Wien:

Wien am 19t März [1]850. Liebe theure Schwiegermutter! Nicht nur um meinem Anspruch nachzukommen, sondern weil es mir wirklich wohl thut, mich wenigstens im Geiste zu Dir[2] und zu meinem Kinde zu versetzen[3], schreibe ich Dir heute schon, wo ich gleichzeitig Dir wenigstens Einiges schreiben kann, was Dich interessieren wird. Ich denke mir, daß Du und unser liebes einziges Kleinod vollkommen gesund seyd, sonst würde ich gradezu davon laufen. Ich bin seit Montag hier, und schon hätte ich das liebe Wien mit allen seinen Schönheiten und Zuständen bis zum Uiberdruß[4] satt. So sehr mich das Spital [Krankenhaus der Universität Wien] freut, so viel Gelegenheiten es darbiethet an meiner weiteren Ausbildung arbeiten zu können, so viele interessante Fälle ich in den wenigen Tagen Gelegenheit hatte zu sehen, und so sehr ich endlich die Nothwendigkeit meines Unternehmens wünsche; grade so sehr habe ich schon gewünscht, wenn ich die ganze Geschichte hätte stehen lassen, freilich bloß aus dem Grunde, weil ich nicht bey Euch seyn kann […] (die Reise ist gut verlaufen, jetzt schlechtes Wetter, er hat eine Menge Salzburger getroffen; beim Erzherzog Karl [Hotel] im 3. Stock ein Zimmer für täglich "1 f 20 Kr Cor. Mz" [f/fl/fr = Florin = Gulden, Kr = Kreuzer "Kurantgeld", gängige Münze]; er findet am zweiten Tag "ein nettes Zimmer, rein und bequem im 2. Stock" mit Aussicht auf das Spital [Krankenhaus] für monatlich "10 fl CMz" [Kurantgeld, gängige Münze] … "besuchte ich meinen Freund Lorinser, er hat eine recht liebe Frau, 20 Jahre alt, und recht hübsch, sie haben ein Mädchen, das jetzt 9 Monate alt ist" [Minna Lorinser, Tochter von Dr. Friedrich Lorinser, ist später eine Freundin aus der Schulzeit in Salzburg von Nr. 19 Fanni Schlegel] … Gruß von Dr. Zillners Schwiegermutter [in den Briefen oft genannt: Dr. Zillner, Eduard Zillner und Anna] … "Ich küsse Dir die Hand und bleibe Dein aufrichtiger und dankbarer Sohn Richard". Adresse: "Hr. Richard Schlegel, k.k. Kreiswundarzt in Wien, Alservorstadt, Bethhofengasse [!] No 330 im 2t Stock, Thür No 20."[5] (Brief auf 3 Seiten beschrieben, der halbe Brief ist mit dem dünnen Federstrich schwer lesbar; Foto oben der ersten Seite, obere Hälfte).


Brief vom 28. April 1850 aus Wien:

"Liebe Schwiegermutter!" Er dankt für Nachricht und bittet um Verzeihung, dass sein Brief [siehe oben] "so schlecht geschrieben" war; er war sehr in Eile und wird sich jetzt alle Mühe geben, deutlich zu schreiben.
… Er ist den ganzen Tag angestrengt, 6 bis 7 Uhr in der Abteilung für Frauenkrankheiten, 9 bis 10 Uhr in der chirurgischen Schule, 10 bis 12 Uhr in der "Todtenkammer", 12 bis 1 Uhr in der eigenen Wohnung, trinkt im Gasthaus einen schwarzen Kaffee, 3 bis 4 Uhr [nachmittags] wieder in der medizinischen Klinik, 4 bis 6 Uhr bei zwei Vorlesungen, studiert bis 8 Uhr in der Wohnung, Nachtmahl in einem nah gelegenen Gasthaus, zwischen 10 und 11 zu Bett. … samstags und sonntags "bloß 3 bis 4 Stunden im Spital und in der Todtenkammer".

Uiberdieß kostet das Alles ein schreckliches Geld, ich habe schon über 60 fr [Gulden] CMz für Kurse gezahlt. […] Und zu allen Uiberfluß muß man wegen den verfluchten Belagerungszustand eine Menge Laufereyen machen. […] ich werde grade so behandelt, wie ein Student, und da man die besonders im Auge hat, so brauche auch ich ein Sittlichkeitszeugniß. Ich muß Dich daher ersuchen, daß Du so gut bist, und zu Herrn Baron Handel [unterstrichen] gehst, und ihn ersuchst, daß er mir ein Moralitätszeugnis ausstellt, worin vorzüglich bemerkt ist: [ganzer Satz unterstrichen:] Daß ich mich während der Revolution in Salzburg befunden, und nach meinem aufhabenden Eide als k.k. Beamter an keinen politischen Umtrieben betheiligt habe. Dieses Zeugniß sey so gefällig, und schicke mir so bald als möglich; denn erst wenn ich dasselbe bey der hiesigen Militärbehörde vorgezeygt habe, erhalte ich die Bewilligung zum Hierbleiben. […] Lebe wohl, gib mein Dirndl 1000 Busseln, grüße die Theres [wohl die Hausangestellte in Salzburg; daneben ist mehrfach von Betty/Betti die Rede] und alle guten bekannten, und denke manchmal an Deinen geplagten Sohn Richard


Brief vom 27. Mai 1850 aus Wien:

"Liebe Schwiegermutter!" Er hofft auf Nachricht, fragt, ob sie krank ist oder sonst etwas geschehen ist.
Es gibt auf der Welt nichts Quälenderes als eine Ungewißheit. […] Lebe wohl und schreibe mir früher mit der nächsten Post. Ich küsse Dir die Hand und bleibe Dein aufrichtiger und dankbarer Sohn Richard


Brief vom 29. Mai 1850 aus Wien:

"Liebe gute Schwiegermutter!" Er beantwortet augenblicklich das erhaltene Schreiben. Die Schwiegermutter hat offenbar ein Problem mit dem Kutscher; er rät, der Hausknecht solle einen neuen Kutscher besorgen. "Aber beim ersten Mahl [!] ausfahren darfst Du auf keinen Fall mitfahren; das mußt Du mir versprechen." … Er dankt für
das überschickte Geld, weiß aber jetzt nicht, wie ich meine großen Schulden bei Dir abtragen kann, wenn das Sparkassenbüchel nicht springen soll. […] Die Betty lasse ich herzlich grüßen, und ihr sagen, daß mir ihr Brief viel Freude gemacht […] Gib meiner kleinen Maus zu ihren [!] Geburtstage tausend Küsse [Fanni Schlegel, * 1. Juni 1848], und sage ihr, daß ich das Geschenk selbst mitbringen werd[e]. Leb wohl, es küßt Dir die Hand Dein Richard


Brief vom 12. Juni 1850 aus Wien:

"Liebe gute Schwiegermutter!" Er schreibt "den letzten Brief" [vor der Reise nach Salzburg], freut sich dann die Wiener Mauern hinter sich zu haben, kann aber den Tag nicht genau bestimmmen,
das hängt auch mit davon ab, welches Schiff gerade den Weg macht, denn es geht unter den Schiffen auch ein kleines, mit welchem ich nicht fahren mag, weil bei der Nacht in der Kajütte beynahe kein Platz ist. […] und wenn ich nichts Geeignetes finde, so komme ich mit dem Eilwagen", ist dann aber um 4 Uhr früh in Salzburg. … "Lebe wohl, küsse mir mein Kind tausendmal, und bleibt Alle gesund, bis Euch sieht Euer aufrichtiger Richard


Gefalteter Bogen mit Poststempel "Frau Frau Fanni Kobler Bräuin und Gasthausbesitzerin Wohlgeboren in Salzburg".[6] Anschrift auf der Außenseite des gefalteten Briefes; Foto oben; Rundstempel links unleserlich, daneben [außerhalb des Fotos:] ein eckiger Stempel "Briefs.: No 28, 12 Jun, Exp: 2 A"; neben dem herausgerissenen Lacksiegel ein Stempel "Salzburg 14 Jun".


Brief "Sonntag" [ohne Datum, "weil ich keinen Kalender habe"; im Frühjahr 1851 wieder in Wien]:

Liebe theuere Schwiegermutter! So lange ich nicht wieder bei Dir und meinem lieben Engel bin, so lange heißt mein Leben kein Leben […] Es ist Sonntag, der zweyte schöne Tag, so lange ich hier bin […] Um meine Angelegenheiten hier ganz in Ordnung zu bringen und ohne Sorgen nach einigen Wochen zu Euch zurückkehren zu können, muß ich Dich nochmals plagen. Ich brauche nehmlich ein [unterstrichen:] Mittellosigkeitszeugniß, worin mit wenigen Worten vom [unterstrichen:] Domherr Wolf bestätigt wird, daß ich kein Vermögen besitze, und nur von meinem […] kleinen Gehalt [als Arzt] lebe. […] Ich erspare mir darauf 30 fr CMz, die ich als Schulgeld zahlen müßte." … Er läuft mit einem alten Hut herum, "es gibt keinen einzigen solchen Hut mehr in Wien, aber ich denke mir, daß mich hier Niemand kennt, und so geht es an." … Außer für ein Paar Stiefel hat er kein Geld für neue Kleider; das Doktorat kostet ihm so viel, dass vom Ersparten nichts übrig bleibt. … "In 4 Wochen hoffe ich doch bey Euch zu seyn. […] Die Theres u alle Bekannte grüße ich herzlich. Lebe wohl […] ich küsse Dir die Hand und bleibe Dein dankbarer Sohn Richard

Einem NB nach wohnt er wieder in der Beethovengasse Nr. 330; siehe oben.


Brief vom 4. April 1851 aus Wien:

"Liebe Schwiegermutter! Dein Brief hat mir mit jeder Zeile eine neue Überraschung bereitet […]" Er dankt herzlich für das Namenstagsgeschenk. Er hat Probleme: Weil ein Professor ihm das Praktikum nicht bestätigen will, kann er sich nicht zum [ersten] Rigorosum melden, das für Juli geplant ist; solange er keine Gewissheit hat, fehlt ihm die Lust zum Studieren.
Der junge Dr Spengler [!] kommt nach Salzburg zu Besuch, und wird Dir die Sache erzählen können. […] Was meine Geschwister anbelangt, so ist die Arfi noch als Gouvernante auf ihrem alten Platz, die Klara aber wieder beim Vinzenz [Vinzenz Schlegel, * 1807], der froh ist, daß er sie wieder hat. Gott befohlen, geht mich nichts an. - . […] Gott erhalte Euch nun gesund, küsse meine kleine Maus für mich, und nimm meinen herzlichen Dank für alle Deine Güte. Vielleicht klärt sich mein Himmel früher auf, als ich glaubte. Lebe wohl, grüsse die Theres und alle Bekannten Dein aufrichtiger Sohn Richard


Alle folgenden Briefe von 1851 sind auf kleineren Briefbögen mit "englischem" Prägedruck "Löwe, Wappen und Einhorn" [siehe Foto von einem Brief bei Richard Franz Schlegel.


Brief vom 13. April [1851] aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Uiberzeugt von Deiner Theilnahme an allen dem was mich betrifft, schreibe ich Dir augenblicklich nach Empfang Deines Briefes. […] ich bin bei dem schlechten Wetter, unter Regen, Schnee und Wind so viel spazieren gegangen, wie noch nie in meinem Lerben, weil mich alles verdrossen hat […]" Der Professor hat nichts gegen ihn, und er kann sich die Unterschrift für das Praktikum abholen. "Ich war natürlich auch ganz freundlich, ging vergnügt fort […] die Herren sind sehr streng geworden […] ich hoffe aber doch, daß ich kein schlechtes Rigorosum machen werde. Jetzt sind Ferien, nach Ostern kann ich mich zum Rigorosum melden. […] Lebe wohl, küsse mir mein herziges Kind 1000 mal, grüße die Bekannten, und bleib gut Deinem aufrichtigen Sohn Richard


Brief vom 23. April 1851 aus Wien:

"Liebe Schwiegermutter! So eben habe ich Deinen Brief erhalten […]" Er hat die Taxe [Steuer] für das erste Rigorosum bezahlt; "10 bis 12 Stunden sitze ich täglich beim Buch, und lese mich fast blind […]"; die Professoren scheinen keine Rücksicht zu nehmen, sagt er. … "An den Osterfeiertagen ist der Bruder Josef auf Besuch hierher gekommen, es geht ihm gut […] So waren wir Sonntag 5 Geschwister beysammen […] Lebe wohl […] Dein dankschuldiger Sohn Richard" (der Brief ist ohne Datum, aber ein P. S. auf der Seite 4 ist datiert, mit u. a.: für Anfang Mai ist das Rigorosum geplant) … "Die lustig komische Polizeigeschichte mit Dr. Spengler [könnte auch ein "a" sein] u. s. w. gefällt mir nicht, es ist unter Uns gesagt, jedenfalls eine Gemeinheit dreinzuschlagen, und freue mich, daß ich nicht in Salzburg war.[7] - Grüße alle Bekannten, Theres, Monika u.s.w. Noch einige Dutzend Busseln meinem Kind! Lebe wohl u bleibt gesund. 23 t April [1]851. Richard"


Brief vom 2. Mai 1851 aus Wien:

"Liebe Schwiegermutter! […] Zu Hause bin ich den ganzen Tag, folglich trifft mich der Briefträger jedesmal an." Er erwartet das Rigorosum, jetzt geplant für den 13. oder 14. Mai; Semesterende war am 13. April.
Aus Uiberdruß bin ich gestern, weil der Tag schön war, ganz allein in Prater gegangen […]" Er erinnert sich schmerzlich an 4 Jahre vorher[8] … "Ich bin froh, daß ich Euch gesund weiß, ich bin es auch […] Meine kleine Maus soll auf mich nicht vergessen, am Ende kennt sie mich nicht mehr, wenn ich zu Hause komme. Küsse sie herzlich, und erzähle ihr etwas von mir. Lebe wohl, grüße die Theres und die Bekannten. Dein aufrichtiger Sohn Richard


Brief vom 7. Mai 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Obschon ich weiß, daß ich gewiß dieser Tage wieder einen Brief von Dir erwarten kann, der mir Nachricht bringt, daß Ihr gesund seyd […]" schreibt er; am 13. ist die Prüfung, zwei Stunden nachmittags, "wo ich im Schwitzbad seyn werde […] Ich habe gearbeitet, so viel in meinen Kräften stand […] Wenn das Rigorosum vorüber ist, dann wäre freylich ein Höllbräubier [unterstrichen; vgl. Brief vom 19. Mai; Bier aus dem Höllbräu, das der Schwiegermutter gehört] angenehm, denn es ist gut gegangen […] Dann brauche ich auch wirklich Stärkung zu neuen Anstrengungen […] wenn ich bis im Juli des 2te Rigorosum machen will […] Ich bin körperlich genug gesund, geistig aber krank, denn ich habe unendliche Sehnsucht nach Euch […] Lebe wohl, küsse mir mein Kind herzlich und tausendmal, grüße die Theres und segne deinen studierenden Sohn Richard


Brief vom "Dienstag den 13 t um 11 Uhr!":

[Wien, ohne Monat und Jahr; erschlossen: 13. Mai 1851]:
Liebe Schwiegermutter! Während mir der Kopf so recht brummt […] 3 bis 4 Stunden nach dem Rigorosum; er wartet auf Nachricht bis 5 Uhr. Leb wohl, küsse mein herzigs Kind […] dein dankschuldiger Sohn Richard [und mit großer Schrift auf die letzte Seite:] So eben bin ich fertig, und habe mein [erstes] Rigorosum gut [doppelt unterstrichen] bestanden. 5 Uhr. in Eile. Richard


Brief vom 19. Mai 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Deinen letzten Brief vom 14te habe ich Freytag erhalten, und ich wollte mit dem Schreiben warten, bis ich mich für das Bier würde bedanken können [hier fehlt leider der Gegenbrief von Fanny Kobler]. Da aber bis heute keine Nachricht an mich da ist, im Dampfschiffbureau auch nicht zu erfragen war, so muß mit der Sendung die Sache nicht so in Ordnung seyn, wie im vorigen Jahre […] – Also einiges über mein überstandenes Rigorosum. – Mir ist es im Allgemeinen recht gut gegangen, hätte aber beynahe alle Fassung verloren, als ich über einen Gegenstand beynahe gar nichts [doppelt unterstrichen] wußte, es war ein gleichgültiger Gegenstand, den ich kaum 1 mal gelesen hatte. Du kannst Dir keinen Begriff machen, wie lange so eine Viertelstunde dauert, wo man nichts weiß, und natürlich mit jeder neuen Frage in noch größere Verlegenheit kommt. Während ich also das erste Mal in meinem Leben eine so erbärmliche Rolle spielte, und wie ein Ertrinkender nach jedem Strohhalm nach doch einigermaßen gestandenen Antworten haschte, kam grade einer von den Professoren ins Zimmer, der Jeden bange macht; der hat mich angeschaut, wie die Kuh das Neuthor[9], denn er hat mich seit vorigen Jahr nicht mehr gesehen, obschon ich erst ja diese Ostern mit dem Frequentation bei ihm fertig wurde, ich hatte ihm auch zum Rigorosum nicht eingeladen, um jede Zwiesprache zu vermeiden. Dieses eigenthümliche mich Ansehen, das ich mehr grob als XX [für mich nicht lesbar] nennen möchte, hätte mir beynahe alle Fassung genommen, und ich machte mich auf das Schlimmste gefaßt, wurde auch ruhiger, weil ich seinen Gegenstand als eine der Wichtigsten sehr gut [doppelt unterstrichen] studiert hatte. Er war der nächste Examinator, und kam auch gleich mit einer Frage, der man es ansehen konnte, daß er mich zu werfen beabsichtigte. Ich wußte die Frage, beantwortete sie auch ganz gut, und dann kam Frage auf Frage bald von vorn, bald von hinten, bald aus der Mitte, ich lächelte fast zu jeder Frage, und dachte mir: Du kannst mich etc. Endlich trifft er doch eine Frage, die mich etwas genierte, und wie ich bei meiner üblen Gewohnheit, so schnell zu sprechen, auf einen Punkt kam, mit dem er nicht einverstanden war, in diesem Augenblick aber rief der Dekan, daß es genug ist. Die Sache war also abgethan. Dann hatte ich noch einen Examinator über Anatomie, der war zufällig auch gut gelaunt, was bei ihm öfter der Fall ist, das hatte aber nichts auf sich. Alle übrigen Professoren waren äußerst scharmant, sie haben gesehen, daß ich sehr viel studiert hatte, und waren vollkommen zufrieden.

Weil so viele zum Doktorat drängen, sind alle strenger; er hat "seit Oktober" als erster bestanden, die meisten müssen ein Jahr wiederholen. Er arbeitet wieder fleißig, um im Juli das zweite Rigorosum ablegen zu können. "Es gibt ungeheuer viel zu thun! […] Gestern hatten wir hier so heftigen Regen, daß dieser kleine Fluß, die Wien [unterstrichen] 4 Brücken zerstört hat". Er muss einen Umweg machen, um zu Lorinser [vgl. oben Brief vom 19. März 1850] zu kommen … "Ich freue mich sehr wieder auf einen Brief, nur um zu hören, daß Ihr gesund seyd. […] Die Todtenkammer besuche ich nur sehr selten. – Leb wohl, küsse mein herziges Kind und sage ihr, daß sie meiner nicht vergißt, grüße die Theres und alle Bekanten von deinem dankschuldigen Sohn Richard halber Doktor. NB Soeben habe ich mit aller Bestimmtheit erfahren, daß Graf Schandor ein Narr geworden ist, sein Arzt, Professor Oppolzer hat uns die Kunde mitgetheilt.[10]


Brief vom 3. Juni 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Daß Du so lange ohne Nachricht bist, ist durchaus nicht meine Schuld […] Da müßt Du meinen letzten Brief nicht erhalten haben. Es hat sich gar Nichts zugetragen, ich bin Gott Lob gesund, und so wie früher vor meinem ersten Rigorosum sehr fleißig, um nun ja ganz gewiß mein 2tes Rigorosum noch bis July machen zu können […].

Er arbeitet täglich im Spital, studiert zu Hause, geht um 9 Uhr zum Nachtmahl, um 10:30 ins Bett. … das Kind braucht vielleicht neue Kleidung; er war am Sonntag in der Kirche "und Gott gebeten, daß er Euch gesund erhalten möge." … er braucht Geld für das [zweite] Rigorosum und für die Promotion 160 fr [Gulden], auch einen neuen Anzug, aber der ist in Salzburg "wohlfeiler. […] Küsse mein liebes Kind herzlich, und sage ihr, wie ich mich auf sie freue. Lebet wohl und bleibt gesund, die Betty grüße ich herzlich, und freue mich sehr daß sie bey Dir ist. Einen Gruß an die Theres und alle Bekannten von Deinem dankbaren Sohn Richard"


Brief vom 9. Juni 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Ich danke für das Busserl vom Dirndl [die Tochter Fanni]! Daß Du meinen Brief auch nachträglich nicht erhalten hast, liegt einzig und allein an der Post" … Wieder geht es um Geld, um die Frage, ob die Schwiegermutter sein Silber und Gold in Geld wechseln soll; er bittet, dass sie ihm "200 fr CMz" [Gulden] schickt, "damit ich das nöthige Rigorosumgeld bey der Hand habe. […] Gruß an die Theres u. Bekannte. Lebe wohl Dein Sohn Richard


Brief vom 16. und 17. Juni 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Ohngeachtet der großen Menge an Arbeit, wo ich oft die ganze Woche nicht weiß, was für ein Tag ist, war ich […] im Geiste bey Euch und mit Euch […] Ich habe Dich in meinem letzten Briefe gebeten, mir für mein Silber 200 fn C[M]z […] zu schicken […] Lorinser läßt dich herzlich grüßen; er war vorgestern bei seiner Familie […], die in der Nähe von Baden [bei Wien], in Kalksburg, den Sommer zubringt; mit der Eisenbahn ist er hingefahren; sie haben "ein herziges schwarzaugiges Mädchen etwas über 2 Jahre alt" Er [Lorinser] will gleichzeitig das 2. Rigorosum machen und zieht sich im nächsten Monat von allen Geschäften zurück, um ungestört arbeiten zu können. Kalksburg[11] ist ein kleiner Ort im Grünen, "wenig von den vergnügungssüchtigen Wienern besucht oder bewohnt, es hat eine gebirgige Umgebung […] Lebt wohl, und bleibt gesund […] Ich bin jetzt auch um viel ruhiger, weil auch die gute Betti[12] bei Euch ist. Gib der kleinen Maus viele 1000 Busseln und grüße mir herzlich die Betti und die Theres. Lebe wohl. Dein dankschuldiger Sohn Richard"


Brief vom 23. Juni 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Ich bestätige Dir den Empfang von 200 fr [Gulden], und danke dir herzlich für Deine Güte, daß Du mir das Geld aus Deiner Kasse geschickt hast […] Nun, ich will hoffen, daß wenn ich gesund bleibe, ich diese [unterstrichen] Schulden werde tilgen können […] Ich bin gestern wie bei Lorinser am Land gewesen […] Wir haben den ganzen Nachmittag sehr fleißig studiert, und mit dem [!] Tram um 9 Uhr bin ich wieder nach Wien gefahren. Der [!] Tram bestand aus 25 Wagons, und war gesteckt voll […]" … ein Doktor hat mit seinen Freunden sein Bier "ausgesoffen", das soll nicht unbestraft bleiben … seine "kleine Maus" soll die Großmutter nicht ärgern … wenn er wieder in Salzburg ist, will er "nach Gastein und ins Pinsgau [!]" fahren … "Bleibt Alle gesund, und denkt manchmal an Euren armen gekreuzigten und geplagten Teufel Richard


Brief vom 1. Juli 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Nur mit wenigen Worten bestätige ich Dir den Empfang deines letzten Briefes, ich bin jetzt so in Anspruch genommen, daß mir kaum Zeit zu diesen wenigen Zeilen bleibt. […] Lebe wohl, küsse mein Kind 1000 mal, grüße die Betty […] und die Theres von Euern geplagten Richard


Brief vom 20. Juli 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! Mit Dank bestätige ich Dir den Empfang von 200 fr C[M]z. Unsere Briefe laufen jetzt langsamer, denn ich erhielt erst gestern Abends Deinen Brief, obschon derselbe am 14 ten von Salzburg abging […] … er macht sich Sorgen um das Gehör von Betty; er würde sie gerne untersuchen … nach dem 2. Rigorosum Ende des Monats kommt die "Promotion [unterstrichen], die wird nur an Samstägen abgehalten [siehe jedoch folgende Briefe], weil immer Mehrere zugleich promoviert werden" … Lorinser und er sind und bleiben in Kalksburg, gehen dann nach Wien für die nötigen Vorbereitungen zum Rigorosum … er will Stoff für ein Kleidchen für das Kind mitbringen, wenn ich auch jetzt ein ganz armer Teufel geworden bin. Ich werde sparen und thätig seyn, und Alles wieder einbringen … Familie Lorinser lässt grüßen … Lebe wohl und bleibt gesund, meine kleine Maus küsse herzlich […] Einen Gruß an die Theres u. die Bekannten. Euer aufrichtiger Richard


Brief vom 23. Juli 1851 aus Wien:

Liebe Schwiegermutter! So eben schlug es 12 Uhr Nachts, ich komme gerade vom Nachtmal [!], (das ist doch ein eigentliches Nachtmal) nachdem ich früher mit Lorinser bis 10 Uhr studiert habe. [...] Ich habe jetzt die ganze Geschichte schon bis über den Kopf satt […] Also Montag Rigorosum […] Donnerstag die Promotion, und, Juchheh!!! am anderen Tag […] schon am Dampfschiff […] und dieser Brief soll auf für alle [unterstrichen:] Zukunft der letzte seyn. […] Also gute Nacht, meinem Dirndl herzliche Küsse u.s.w. u.s.w. Dein dankschuldiger Richard


Brief vom 28. Juli 1851 aus Wien:

den 28 t[en] Juli [1851]. 3/4 10 Uhr früh. Liebe Schwiegermutter! Vivat, der letzte Brief!!! Mit meinem 2t[en] Rigorosum grade fertig, was sehr gut [doppelt unterstrichen] ausgefallen ist, eile ich zu Hause, um in aller Eile Dir zu schreiben, und find als den schönsten Lohn aller meiner Mühe Deinen Herzlichen Brief auf meinen Schreibtisch. Ich danke Dir für Deine Anerkennung. Du hast die Stunden schon berechnet, bis wann ich in Salzburg seyn kann, ich nur die Tage. Also Donnerstag [unterstrichen] früh hab ich die Promotion, und Freytag [dreifach unterstrichen] hoffe ich schon am Dampfschiff zu seyn. Ich habe noch sehr viel Besorg[ung]en. Lebe wohl küsse mein Kind, u. grüsse die Betti, Theres, etc. etc. Ich habe keine Zeit mehr Richard (Foto dieses Briefes bei Richard Franz Schlegel)

Hier angehängt: Brief aus Salzburg, 10. Mai 1875 [nach Mödling/Wien], an Fanni (Franziska Schlegel, verheiratet mit Franz Xaver Gregor Spängler):
Liebe Fanni! Du mußt Deine Schwiegermutter zu mir schicken, um einige Zeilen von mir zu erhalten, Du kennst ja die Schwerfälligkeit meiner Federn, sie sind ja von Stahl obschon ich glaube, daß [für] mich der Gänsekiel nicht viel beweglicher wäre. […] Daß es Euch gut geht, weiß ich u. freue mich, daß Ihr Euch in Wien so behaglich fühlt. Wir sind Gott Lob gesund, ich habe manchmal mit meiner Brust zu thun, die alte Lunge will nicht recht folgen. Die Mutter [in zweiter Ehe mit Katharina Arrigler, * 1831; † 1911] erholt sich, obschon sie das Bett noch nicht verlassen kann. Wir freuen uns Alle sehr auf Euch, um so mehr weil doch der Urlaub etwas ausgiebiger ist. Alle grüßen Euch herzlich […] Deinen Vater Richard


Brief ohne Datum:

Richard Franz Schlegel starb 1881

Lieber Franz! (an Franz Xaver Gregor Spängler) Nachdem ich mir die Ursache, warum ich so lange nicht zu meinem Gelde gelangen kann, laufend nicht erklären kann, so sey nicht böse, daß ich Dich um Aufklärung bitte: ich bin am Ende meines Lebens angelangt, das wirst Du aus den Briefen der Rosa u. meiner Frau Katharina Arrigler sehen, u. da möchte ich doch noch gern über mein Geld verfügen können. Sollte aber der amtliche Vorgang es noch nicht zulassen, daß ich zu meinem Geld gelangen kann, so sey doch so gut, mich mit diesem amtlichen Hinderniß bekannt zu machen u. mir doch die Summe mitzutheilen, um zu sehen, wie groß eigentlich meine Erbschaft ist[13], auf die ich wenn auch erst nach meinem Tod zu rechnen habe. Sey nicht böse, lieber Franz, aber ich bin in einer schauerlichen Lage, u. so wäre mir diese Mittheilung wenigstens einige Beruhigung gewesen. Uns freut es sehr, daß es Euch u. euren Kindern so gut geht u. gebt nur auf Eure Gesundheit Acht. An meiner schlechten Schrift ist auch meine Krankheit schuld, u. das Briefel kostet mich viel Anstrengung. Lebt wohl Euer tief leidender Vater Richard. Ich erwarte ganz gewiß eine Antwort!


Entwurf [?] ohne Datum:

Blatt zerschnitten, von einem Gesuch von Fanni Kobler (Franziska Kobler) an "Euer Gnaden" um Unterstützung für den "Bruder vom Schlegel"[14]:
Hochverehrter Herr! Im Vertrauen auf Ihre Güte, die Euer Gnaden ["Wohlgeboren" gestrichen] stets gegen mich bewahrten wage ich es, Sie mit einer Bitte zu belästigen. Es betrifft nehmlich die Unterstützung eines Gesuches vom Schlegel seinem Bruder. Ich kenne ihn persönlich, und wenn ich nicht die vollste Uiberzeugung hätte, daß derselbe sowohl hinsichtlich seiner Kenntnisse als auch seines gediegenen Charakters jeder Empfehlung [XX ein Wort gestrichen] würdig ist, so würde ich es nicht wagen, Euer Gnaden mit dieser Bitte zu belästigen, wo ich nun noch die Bemerkung beyfüge, daß Herr Präsident wirklich ein gutes Werk thun wenn Sie sich diesen verdienstvollen aber armen Menschen annehmen. Wie schmerzlich mich die Nachricht berührte, daß die gnädige Frau bedenklich krank sey, glaube ich nicht erst vorführen zu müssen, da es Euer Gnaden sicher [?] bekannt ist, mit welcher aufrichtigen Hochachtung ich die gnädige Frau verehre, und [XX ein Wort gestrichen] ich bitte recht sehr, einen Handkuß von mir ["aus" gestrichen] gütigst auszurichten. Da ich weiß, daß vielleicht ein Wort von Euer Gnaden hinreichend ist, für den armen Schlegel eine bessere Zukunft zu gründen, so wage ich es, meine Bitte um Ihre gütige Verwendung zu wiederhohlen [!], und indem ich mich bestens empfehle zeichne ich mich mit vieler [?] Hochachtung. Eurer Gnaden ergebenste Dienerin Fanni Kobler

1853

Brief vom 7., 8. und 10. August 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

 
Briefumschlag 10. August 1853, Rückseite mit Siegel.
 
Briefumschlag 10. August 1853.

Brief vom vierzehnjährigen [!] Franz II. Xaver Gregor Spängler aus Münsing (bei Wolfratshausen, Nähe Starnberger See), auf einer Reise zusammen mit dem fünfunddreißigjährigen Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, dem späteren Salzburger Erzbischof, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; Brief mit Umschlag und gebrochenem roten Siegel[15]. Die Adresse in Salzburg lautet u.a. an "Antonia Spängler, geb. v. Lürzer, Spediteurs Wittwe… Abgabe: Collegienplatz Haus No 228. IV. Stock".[16] Gestempelt ist am 10. August in Wolfratshausen und links oben "XX94" (hier ist eine Klebemarke / Briefmarke [?] abgerissen[17]) und handschriftlich ergänzt ist "frei". Rückseitig ist ein schwacher Stempel "Salzburg 12. Aug." erkennbar. - Ein Bogen im größeren Format (Seite: 28 x 24 cm), dünnes durchscheinendes Papier (daher Schrift stellenweise schwer lesbar); beigelegt ein kleineres Blatt an den Bruder Otto; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[18]:
Münsing, den 7., 8. u 10 t[en] August 1853 // Theuerste Mutter![19] // Gesund u. munter erwachten wir heute in Münsing nach kurzem Schlaf etwas nach 4 Uhr. Wir kamen gestern um 1/2 12 Uhr an, und wurden sehr freundlich aufgenommen. Zuerst unser Erlebnis in München! Um 6 Uhr Abends stiegen wie beim "Nregl [?] im Thal"[20] ab, nachdem wir den ganzen Tag tüchtig geschüttelt worden waren u. trotz des Regens auch Stellen weise hatten gehen müßen. Nachdem wir etwas geruht hatten, besahen wir die Frauenkirche, die Residenz, das Theater, den Odeonsplatz u. den Bazar (Allerdings nur von Außen) u. auch die herrliche Ludwigsstraße hätten wir angesehen, wenn nicht H. Prof. Albert wieder stärkere Zahnschmerzen bekommen hätte, die ihn die ganze Reise her nur zeitweise ganz verließen; jetzt aber haben sie ganz aufgehört. Kaum hatten wir uns zur Abendmahlzeit niedergesetzt, kam der Herr Bruder d. P. Albert herein, der auch im selben Gasthauß übernachtete. Am nächstfolgenden Tage gingen wir Morgens 1/2 6 Uhr fort, u kamen erst nach 10 Uhr wieder nach Hause ohne etwas Warmes außer Morgens Kaffee bei den Franziskanern, genoßen zu haben. Der Herr Professor u. sein Bruder lasen Messe in der St. Anna Kirche (bei den Franziskanern). Von da gingen wir zur Residenz, welche, da sie einfach gebaut ist, Ottos Erwartungen nicht ganz befriedigen würden. Die prachtvollen neuen Theile werden wir das 2tmal besuchen. /

 
Brief vom 7. August 1853, Seite 1.

Dann besahen wir die hübschen Freskogemälde in den Arcaden des Hofgartens, Darstellungen aus der baierischen Geschichte, u. italienischer Städte, u. einige der prachtvollen Auslagen im Bazar. Nachdem [wir] die k. b. Kurassern (ein ganzes Regiment) hatten ausrücken gesehen, kamen wir gegen 9 Uhr in die Pinakothek, ein Prachtgebäude von In[n]en u. Außen. Die Wände bei den Stiegen sind aus grünen, der Fußboden aus weißem u. schwarzem Marmor. Die alle Erwartung übertreffenden Gemälde sind in 11 herrlich verzierten Säalen, von denen der 4te, weitaus der schönste, 48 Gemälde von Rubens [darüber:] darunter 4 herrliche Darstellungen des jüngsten Gerichtes, u. der letzte gegen 12 ware [?] Raphael enthält; u. 23 Kabineten aufgehangen, in dem die Köpfe eines alten Mannes u einer Frau (von Jenner) u mehrere Blumenstücke, u. die 15 Gehermeister (15 Bilder), (von Werff[21]) die vorzüglichsten sind. Um 3/4 1 Uhr gingen wir fort, um beinahe ebenso Herrliches wieder zu sehen. Sonntag Morgens geschrieben. // Montag Morgens Wir gingen nämlich in die Basilika zum H. Bonifacius[22], von ungeheurer Größe ohne Thurm, im Mittelschiff sind auch keine Betstühle, dieses ist auf der Seite durch 32 Säulen aus Marmor von den Seitenschiffen getrennt, bei den Säulen sind Darstellungen aus dem Leben des H. Bonifacius. Der Hochaltar hat kein Altarblatt, sondern statt dessen sind an der Mauer die Apostel der Deutschen [darüber klein:] (Bonifacius, Bruno, Rupert, Emmeran, Gallus, Severin) auf Goldgrund gemahlen. Nach langer Bewunderung des herrlichen Gebäudes ging unser Weg über den Dultplatz in den Botanischen Garten, wo wir durch den Anblick der herrlichen Blumen u. asiatischen u. amerikanischen Gewächse, u. herrlichen Geruch einer großen Vanille für die Leerheit des Magens etwas entschädigt wurden. Bald wurde nun (nach 2 Uhr) beim Oberpollinger, welcher ganz in der Nähe des botanischen Gartens ist, unser Magen mit Käse, Bier u Brod wieder gefüllt. /

Um 3 Uhr fuhren wir mit einem Fiaker in die Aukirche[23], welche etwas der Salzb. Franciskanerkirche ähnlich, aber viel prachtvoller ist, da sie die schönsten Glasmalereien u Altare enthält. Sie ist von Ziegeln erbaut, u. wie die Basilika u die alterthümliche Burg des Königs Ludwig nicht angeworfen. Nach 1/2 6 gingen wir ins Theater, [unterstrichen:] Othello der Mohr von Venedig, ein Trauerspiel, das mir wegen des vorzüglichen Spiels des Othello, Cassio, Jago u. Desdemona ziemlich gefiel. Das Nähere wird der Theaterzettel bei meiner Rückkehr sagen. Da wir beinahe durch die ganze eigentliche Stadt gehen mußten, so bekamen wir wieder Hunger, der um 1/2 10 mit gebr[a]thenen Karpfen gestillt wurde, des anderen Tages nach 6stündigem Schlafe fuhren wir nach Starnberg, nachdem wir in München noch ein Frühstück, Leber- u. Blutwürste verzehrt hatten. Von 10 bis 11 Uhr Vormittags waren wir am Dampfschiffe Um 1/2 12 Uhr langten wir in Münsing an. Kamen aber erst um 1 Uhr zum Essen. Gegen Abend gingen wir nach [unterstrichen:] Ambach am See wo uns der Herr Pfarrer mit köstlichen Fischen bewirthete, nämlich mit mehr als einem Dutzend Seidlingen, 2 Renken, u. 1 Lachsforelle. Erst nach Einbruch der Nacht fuhren wir auf einem Kahn über den See, u. mußten noch theils durch Waldungen eine halbe Stunde nach Münsing gehen, wo um 11 Uhr Nachts noch Kaffee getrunken wurde. Gestern war in Holzhausen, einem nahen sehr hübsch gelegenem Orte ein Bruderschaftsfest, wobei H. Professor das Hochamt u die Procession, der H. Pfarrer aber eine hübsche Predigt hielt. Um 3 Uhr Nachmittags war bei uns Mittag, denn da gingen wir zur Tafel, u Abends 9 Uhr saßen wir noch dabei, es waren auch zwei fremde Geistliche dabei. Wir speisten gebackene u. gebratene Hühner, kurz 6erlei Braten, Bier u Wein, Torte u Confekt. //

Mittwoch Vormittags Am Montag u Dienstag machten wir trotz des ziemlich schlechten Wetters eine Parthie nach dem Walfahrtsorte [unterstrichen:] Andechs. Die stärksten Regengüße warteten wir unter dichten Bäumen ab, wobei unsere kalte Küche, welche in2gebratenen / Kalbsbraten u Schinken bestand tüchtig in Anspruch nahmen. In einem Dorfe machte der Herr Bruder d. H. P Albert aus den Ueberbleibseln der Hühner eine Suppe, welche, obwohl nicht gar kräftig uns sehr gut schmeckte. Erst Abends kamen wir nach Andechs, wo wir die hübsche Kirche u. die kostbaren Reliquien besahen; es sind dort 3 von H. Päbsten konsekrierte H. Hostien, in denen einer der Namen Jesu, in der 2ten ein Kreuz, in der 3ten eine Figur erschien, dann 2 Stücke von der Dornenkrone, u. verschiedene andere Gegenstände von Christus, der H. Maria u. anderen Hl. aufbewahrt, welche mehr als 100 Jahre dort vergraben waren, u. nur mit Mühe der Plünderung bei der Aufhebung des Klosters entgingen. [darüber:] Außerdem sind mehr als 100 Zt. Wachskerzen (mehr als 2. Faust dicke) als Opfer aufbewahrt. Im Klosterbräuhause fanden wir sehr gutes Bier, u. in einem anderen Wirthhause gute Bedienung. Am Dienstag fuhren wir bei furchtbaren Regen nach Starnberg, u. von da mit dem Dampfschiffe nach Hause. Heute od. morgen Nachmittags werden wir nach München gehen, wo ich den Brief dann aufgeben werde. Seien Sie daher ohne Sorgen wenn Sie auch den Brief erst Samstags erhalten. //

Wir befinden [uns] alle ganz wohl, bei sehr guter Kost u. köstlichem Bier, von dem täglich wenigstens 3 od. 4 Halbe Hinunter rinnen. [darüber:] von 3 XX den Otto ist XX wünsche. Ich hoffe auch Ihnen u dem Otto wird es sehr gut gehen; haben Sie doch nie Langeweile bei dem schlechten Wetter? Haben Sie noch keine Nachrichten von dem Befinden der Großmama? Der Brief von Rosenheim, in dem ich Ihnen schrieb, Sie möchten mir das Zeugniß schicken, werden Sie wohl erhalten haben.[24] Haben Sie ihn nicht bekommen od. das Zeugniß noch nicht abgeschickt, so bitte ich, es zu laßen, indem wir von Sonntag dem 14te. an eilends vorwärts gehen. - Wir denken täglich im Gebete u. oft im Gespräche an Sie, mit der Bitte, auch in der Feier [?] unser mit Liebe zu gedenken. u. dem herzlichen Wunsche, daß Sie gesund u fröhlich seien verbleibe ich in Hochachtung // Ihr // dankbarster Sohn // FXSpaengler. // An alle Bekannten u Verwandten, namentlich an Therese, Wörnhart[25], Sauter Ludwig Eduard ect. herzlichen Gruß u. Handküße an die Onkels u Tanten Domherr Harl [?] Frau v. Shaupp. [quer dazu:] Eine Empfehlung an Sie von H. Bruder des H. Professors u. einen Gruß von ihm an H. Wörnhart u Heherwarter [?] // Wie steht es mit dem Loose? Ist schon Alles in Richtigkeit?

 
Brief vom 7. August 1853, Beilage an Otto, Rückseite.

[beiliegendes Blatt an den zwölfjährigen Bruder Otto:] Liebster Otto! // Was treibst denn du jetzt immer allein? Hast du viel zu lernen? Wohl kaum; du wirst wohl den ganzen Tag essen, u. Karten spielen u. mit der Theres [Hausangestellte] scherzen; wenigstens wirst du dich nicht sehr anstrengen; mach es wie wir; wir essen den ganzen Tag, u. gehen so viel es das Wetter erlaubt, spazieren. Die Mutter u du werden wohl noch keine Parthien [Ausflüge] gemacht haben, denn wahrscheinlich wird das Wetter eben so unsicher sein, wie hier. Um 6 Uhr Morgens scheint die Sonne, um 8 Uhr ist der fürchterlichste Platzregen, u. so ist täglich mit Ausnahme des Sonntags, wo wir heitern Himmel, u. daher bei der Prozession auf freiem Felde eine gränzenlose Hitze hatten. Schade, daß wir bei dem trüben nebeligen Wetter so wenig die hübsche Gegend u. die herrliche Aussicht von der Gegend am See genießen können. // Unsere Lebensart ist ziemlich unregelmäßig: wir essen zu Mittag bald um 11, bald um 2 od. 3 Uhr, u. gehen ins Bett u[m] 10 od. 11 Uhr, dennoch befinde ich mich bis auf 1 od. 2 kleine Nebel ganz wohl. / Ich habe jetzt um 26 tr [Taler?] lauter Pfennige, welche mir natürlich die Seite ziemlich hinabziehen. Einige dutzend davon wirst [du] schon auch bekommen. Nun lebe recht wohl, bereite der Mutter Unterhaltung u erspare ihr jeden Verdruß. Es küßt dich // dein dich treu liebender Bruder // FXSpaengler // Der Herr Professor u sein Hr Bruder laßen dich herzlichst grüßen. In München kam ich mit Fugger zusammen welcher dich auch grüßen läßt; ver[r]eiste mit H. Praefect Kapfinger.[26] Soeben gab mir der Herr Pfarrer eine Feder von [unterstrichen:] Glas, mit der ich dir dieses letzte schreibe. // Vale! // Wochentags (Mittwoch), weil das Wetter schön wird gehen wir nach Wolfrathshausen.


Briefchen vom 10. August 1853 von Pater Albert Eder an die Mutter Spängler in Salzburg

Briefchen von Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an Antonia Spängler und den zwölfjährigen Otto Spängler in Salzburg; postalisch sicherlich dem vorangehenden Brief vom 7. bis 10. August beigelegt; kleiner Bogen 14 x 9 cm und entspr. winzige Schrift; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = fraglich; XX = unleserlich:
Verehrteste Frau Mutter! Eine Woche ist nun seit unserer Abreise von Salzburg vorüber u. wir befinden uns Gott Lob recht wohl, hin u. wieder ist unsere Wanderung etwas strapazierlich, doch, weil Speise und Trank, so wie durch Bewegung in freier Luft erquicken wir uns abwechselnd vortrefflich. So eben sind wir wieder im Begriffe, nach Wolfrathshausen mit Hrn. Pfarrer u. meinem Bruder einen Ausflug zu machen. Morgen früh um / 5 Uhr fahren wir nach München wieder zu rück, wo wir bis Samstag abends verweilen werden. Franz fängt an, vollere Backen zu bekommen, u. wird allmälig in die Reihe der Blasengeln hineingerathen! Von Augsburg aus werden wir ziemlich schnell nach Zürich u. Einsiedeln gelangen, von wo aus der nächste Brief an Sie ablaufen wird. Unterdessen herzlichst gegrüßt u. Gottes Schutze empfohlen // von Ihrem vhr [?] // P. Albert /

Liebster Otto! // Unsere Ferienreise ist wie ein Zigeunerleben, alles machen wir durch einander weil wir wie es der Tag bringt, von innen sind wir bis jetzt nicht weniger naß geworden, als von aussen, denn was sagst du dazu, daß deinen guten u. theurem Brüderchen XX drei bis vier halbe Bier den Durst kaum zu löschen im Stande sind. Er sieht prächtig aus, vollere Wangen u. etwas bräunere Hautfarbe hat er schon erobert. Schon oft habe ich gewünscht, daß du noch bei uns sein könntest, jedoch verschoben ist nicht aufge- / hoben. Sobald du das nächste Mal von uns etwas hören b[z]w. lesen wirst, befinden wir uns schon auf itali[eni]schen Boden. // Herzlichst grüßt dich u. empfiehlt dich Gottes Schutze // Dein // bekannter Freund // P. Albert // 10. August 1853.


Brief vom 14. bis 16. August 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; Brief mit Umschlag und gebrochenem roten Siegel[27]. Adresse in Salzburg wie auf dem vorangehenden Brief, aber "Salzburg in Oberösterreich";[28] gestempelt am 16. August in "Constanz" und rückseitig "Feldkirch 17 Aug.", Rundstempel "Innsbruk [!] 18. 8." und "Salzburg 19. Aug.". - Ein Bogen; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[29]:
Augsburg den 14 August // Theuerste Mutter! // Heute begann ich sogleich mit der Fortsetzung meiner Erzählung. Wir mußten, wie ich im letzten Brief am Ende noch beifügte, den Spaziergang nach Wolfrathshausen, wo wir gutes Bier u. Braten bekamen, u. uns zur Fahrt nach München einschreiben ließen [ein Wort gestrichen; Verb fehlt] Um 1/2 12 Uhr kamen wir nach Hause u. um 3 1/2 Uhr standen wir wieder auf um den Stellwagen, der von dem 1 Stunde von Münsing entfernten Wolfrathshausen um 5 Uhr weggeht, nicht zu versäumen. Kein Wunder daher, wenn wir während der ganzen Fahrt ziemlich schläfrig waren. Um 9 Uhr kamen wir in München an. Mittags wohnten wir der täglichen Produktion der Militärmusik vor der Feldherrn Halle bei, gingen dann die ungeheuer breite Ludwigstraße hinab, wo wir die Universität, u Ludwigskirche u die Bibliothek ansahen. Welcher Werth an den in der letzten aufbewarten Büchern ist, läßt sich nicht sagen! Vorzüglich bemerkenswerth sind die eigenhändigen Unterschriften berühmter Personen, z. B. Maria Theresia, Schiller, Goethe, Talleyrand, OConnel, König Ludwig v Baiern, Karl dem Ersten von England etc., u. dann 2 Abschriften des Koran, einige mit herrlichen Bildern gezierten altdeutsche Gebetbücher, Gedichte u. ein von Gutenberg gedrucktes Buch. Die 600.000 Bände sind in circa 70 ungeheuren Säalen aufgespeichert. Dann gingen wir in die Residenz um den Festsaalbau zu sehen, aber der Burgpfleger war nicht da., u. so gelang es uns erst beim 3ten Versuche. Die Eingangssäale sind nur bemerkenswerth wegen des künstlich gemachten Marmors, mit dem die Wände bekleidet sind. Ich habe jedoch nicht Zeit, jetzt die Säale Ihnen alle zu beschreiben, / indem wir in einer halben Stunde schon fortfahren; Sie können es aber in "Schillers München" das der H. Professor dort gelaßen hat, leicht finden. Wir wurden gerade noch fertig, bevor das Theater anfing "Czaar u. Zimmermann", in welches wir gingen. Es wurde wirklich herrlich gegeben. Besonders zeichneten sich der Czaar u der Bürgermeister aus. Auch war ein Ballet damit verbunden (im 3. Act gerade vor des Czaaren Abfahrt). //

Am Sonntag Morgens gingen wir in die majestatisch aber einfache St. Michaels-Hofkirche, wo das herrliche Denkmal des Herzogs Eugen von Leuchtenberg ist, u. in die reichverzierte von Gold schimmernde Allerhl. Hofkirche. Gerade war die k. Wagenremise geöffnet, wir konnten daher die prächtigen Wägen u Schlitten ansehen. Hierauf ging unser Weg nach der Glyptothek. Daselbst sind Statuen, welche man für lebende Personen halten möchte wenn nicht die Farbe des Steines dagegen spräche. Das Nähere mündlich! Nachmittags schauten wir den Friedhof an, in welchem sich viele herrliche Denkmäler befinden u. dann stiegen wir in den Kopf der Bavaria hinauf, von wo aus eine hübsche Aussicht auf die Stadt ist. Es führen 124 Stufen im Finstern hinauf. Um 6 1/4 Uhr fuhren wir mit Eisenbahn nach Augsburg. Die 16 Stunden Wegs waren in 2 Stunden leicht vollendet. Wir kehrten ein beim Hohen Mann [?] ein, wo wir sehr wohlfeile u. gute Bedienung fanden. Samstags frühstückten wir beim Herrn Prälaten vom Benediktiner-Kloster St. Stephan, einem sehr freundlichen Mann. Dann stiegen wir auf den Perlachthurm (Rathhausthurm), von dem aus man eine herrliche Aussicht auf die Stadt u die nächste Umgegend hat. Nachdem wir die 222 Stufen wieder hinabgestigen waren gingen wir in den Dom die St. Ulrich Moritz- u Hl. Kreuzkirche, welche zwar einfach aber sehr hübsch geziert sind. Die bischöfliche u. fürstliche Residenz sind sehr hübsche / großartige Gebäude. Das Geburtshaus der Philippine Welser ist besonders auffallend, da die ganze Front mit den schönsten Fries orgXXlien bemalen ist, welche obwohl seit 1617 doch sehr gut erhalten sind. Nachmittags sahen wir die berühmte Cottaische Buchdruckerei an: 3 Pressen sind allein mit dem Druck der Allgemeinen Zeitung beschäftigt, u außerdem sind noch 4 od. 5, welche Anderes drucken. Bei diesen 8 Pressen sind sämmtlich Knaben beschäftigt, welche den weißen Bogen oben hinein legen und in der nächsten Sekunde kommt er unten auf eine Seite gedruckt wieder heraus. Hierauf sahen wir den reich verzierten goldenen Saal u. die Fuggerei an. Doch ich muß aufhören, weil wir zur Eisenbahn eilen müßen. Sobald ich kann werde ich weiterschreiben. //

Constanz den 16. Aug. 1853. In Lindau Ihnen weiter zu schreiben hatte ich unmöglich Zeit; ich beeile mich daher hier meinen Brief zu vollenden. // In Augsburg machten wir Abends noch einen Spaziergang um Augsburg, denn es laufen nach der Stadtmauer Alleen um die ganze Stadt herum. Auch in das Zeughaus wollten wir gehen, was aber der Zeughaus Major uns nicht erlaubte. Vor demselben sind 26 Kanonenläufe, von denen die beiden schwersten 97 u 94 Zt. wiegen, von den Jahren 1524 u 1525. Die Lebensessung kauften wir auch aber das Fleischhuhn um 36 Xr [Kreuzer] , ein Beweis, daß die in Salzburg nicht ganz echt ist. Sontags fuhren wir um 1/9 9 Uhr mit der Eisenbahn nach Kaufbeuren u. Kempten, wo wir uns aber nirgends aufhielten, nach Immenstadt, bis wohin die Eisenbahn geht. Von dort fuhren wir um 2 Uhr nach Lindau mit dem Eilwagen wo wir wegen des schlechten Weges u Wetters erst um 9 Uhr ankamen. Montags besuchten wir den Herrn Pfarrer, bei dem wir frühstückten dann gingen wir längs der Stadtmauer zu dem neuen Damm für die Eisenbahn, wo uns ein Regen überraschte. Mittags 2 Uhr fuhren wir bei ziemlich stürmischer See nach Rorschach mit dem Dampfer [unterstrichen:] Mercur, von da mit der [unterstrichen:] Stadt St. Gallen nach Friedrichshafen, u. endlich mit dem [unterstrichen:] Leopold nach Constanz wo wir Abends 8 Uhr ankamen Die letzten 2 gaben den Donau Dampfern nichts nach. Die Gegenden am See sind wunderschön, nur schade, daß wir bei dem etwas trüben Wetter nicht so weit herumsehen konnten. / Wäre das Wetter beßer gewesen so wären wir nach Bregenz gefahren u. hätten den Gebhartsberg bestiegen, wo wir wohl eine herrliche Aussicht gehabt hätten. //

Die Merkwürdigkeiten von Constanz werde ich Ihnen nächstens beschreiben, indem ich jetzt den Brief beschließen muß, um noch etwas sehen zu können. Bei dem schieren [?] Wetter in der vorigen Woche wurden wohl Partien gemacht haben. Die beiden Feiertage werden auch wohl schlechtes Wetter gehabt haben. Leben Sie nun recht wohl; in Einsiedeln werde ich Ihnen wieder schreiben. // In Hochachtung verbleibe ich // Ihr // dankbarster Sohn // FXSpaengler. // An Otto zu schreiben habe ich keine Zeit mehr. Ich laße ihn, wie auch die Therese u alle Bekannten herzlich grüßen.

[die Schrift von Pater Albert Eder:] Verehrteste Frau Mutter und liebster Otto! // Gerade finde ich noch ein Plätzchen, um ein paar Zeilen anreihen zu können. Wohl keine Ahnung hätte ich gehabt, daß wir heute den 16. d. M. [des Monats] uns in Constanz vom Bette erheben würden; indessen es war ja in Münsing alle Hoffnung auf bessere Witterung uns verschwunden, so daß wir es fürs nützlichste hielten, unsere Reise wenigstens bis München u. Augsburg fortzusetzen, insofern sich Städtemerkwürdigkeiten auch bei schlechten Wetter mitnehmen lassen, was bei Landpartien nicht so der Fall[30] ist. So wie ich hier schreibe und durchs Fenster blicke, sehe ich den Himmel uns im freundlichen Blau zu lächeln, obwohl es vor kaum [unterstrichen:] einer Stunde meist regnete. Heute werden wir also mittels eines Dampfschiffes auf dem Rhein bis Schaf[f]hausen hinabschwimmen, den Rheinfall besichtigen, und dann geht’s unverweilt über Zür[i]ch bis Einsiedeln, woselbst wir 2 bis 3 Tage Rasttag halten werden. Herzlich gegrüßt und Gott befohlen untXXdiesten [?] // von // Ihrem ergebensten Freund und // P. Albert 16/8 // [darunter:] Otto! sei so gut, u. trage mir beiliegenden Brief zum Hrn. Direktor Körner in der Dienstboten Erziehungsanstalt bei St. Sebastian hinüber. Der Bruder Franz ist immer allegro, ich bin sehr zufrieden mit ihm; auch dich habe ich schon oft in unsere Nähe gewünscht.


Von der weiteren Reise zeugen ein grünes Salzburger [Stadtansicht] Schokoladenpapier "Feine Vanille-Chocolade Nr. 3" mit gesammelten Blättern und zwei Bogen graues Papier, gefaltet, mit Blumen und Blättern, beschriftet „Rheinfall“ [Schaffhausen], "Gotthart" und "Teufelsbr[ücke]".


Brief vom 17. bis 21. August 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; Brief mit Umschlag, aus einem bläulichen Bogen gefaltet, und abgerissener Stelle des Siegels. Adresse in Salzburg wie auf dem vorangehenden Brief, "Salzburg in Oberösterreich"; vier Stempel verwischt und unlesbar. - Ein Bogen mit Prägedruck "Stift Rheinau"; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung[31] Beigelegt ein bläuliches Blatt mit einem Prägedruck "Bath" an Otto:
[Stift Rheinau] am 17. August 1853. // Theuerste Mutter! // Jetzt sind wir an einem Orte, an den zu kommen wir gar nicht gedacht hatten, nämlich im Stifte Rheinau, einem Bendiktinerkloster. Es hat eine sehr hübsche Lage auf einer Insel des Rheines jenseits desselben sind, wie auch am Bodensee sehr hübsche viele Weingärten. Zuerst will ich Ihnen aber unsere weitere Reise erzählen. // Nachdem wir in Constanz den letzten Brief auf die Post gegeben hatten, gingen wir in die Dom- u. St. Stephanskirche, welche beide erst vor Kurzen renovirt worden waren, sie sind sehr einfach u. ohne besondere Ausschmükung. Dann sahen wir auch den Concilienssaal an, welcher aber gänzlich vernachlässigt ist, nur ein kleiner Theil desselben ist besser erhalten, u. von dem ganzen durch eine Wand getrennt. In diesem sind geschichtliche Denkwürdigkeiten aufbewahrt, die anzusehen wir keine Zeit mehr hatten. Außerdem hat Constanz wie alle bedeutenden Orte am Bodensee, einen Hafen mit Leuchtthurm für die Dampfschiffe, von denen jetzt 13 am Bodensee fahren, nämlich: der Rhein, Mercur, Leopold, die Stadt St. Gallen, mit welcher wir fuhren, dann die Königin von Würt[t]emberg, Wilhelm, Maximilian, Ludwig, der Kronprinz, Stadt Constanz u. Schaffhausen u. 2 mit d. Namen Helvetia, welche wir alle sahen, bis auf die 2te Helvetia. //

[blasse Schrift:] Einsiedeln am 20. August 1853. Um 10 Uhr Vormittags fuhren wir dann auf dem [unterstrichen:] Rhein den Fluß Rhein hinunter nach Schaffhausen, wo wir Mittag machten. Um 4 Uhr gingen wir zum Rhei[n]fall. Unterwegs sahen wir auch Joh. Müllers[32] Denkmal an. Der Rheinfall ist beiweitem nicht so hübsch, als er beschrieben wird. Er ist zwar sehr breit, u. hat viel Wasser, aber seine Höhe ist gar nicht bedeutend. Kurz mir gefällt der Gollinger Wasserfall im Ganzen viel besser. / Wir wollten den selben Tag noch über Rheinau nach Eglisau gehen. Aber schon ziemlich ermattet wegen der großen Hitze kam uns die Einladung eines dortigen Benediktiners, der uns begegnete, bei ihnen zu übernachten, sehr gelegen. Wir blieben auch den folgenden Tag dort u gingen erst den nächsten Morgen fort, nicht nach Eglisau sondern nach Winterthur. Wir unterhielten uns dort sehr gut, sahen die ziemlich reiche Schatzkammer, die Wappen u. Gemäldesammlung, das Naturalienkabinet u. die Bibliothek an, in welcher viele wertvolle Handschriften dasind. Auch ist in Rheinau eine hübsche Kapelle, in der die 3 Altäre ganz aus wertvollen Steinen (Smaragd u Chrystallen) u. Muscheln zusammengesetzt sind. Nur schade daß alles dieses wahrscheinlich den Protestanten in die Hände fallen wird, indem die Aufnahme neuer Geistlicher schon seit 20 Jahren von der Cantons-Regierung verboten ist; die Anzahl der Geistlichen ist jetzt schon auf 14 herabgeschmolzen, welche alle schon über 40 Jahre, ja die Hälfte schon über 60 Jahre sind.

Am 18 te[n] Morgens brachen wir dann auf nach Winterthur. Der [die] Gegend ist wirklich sehr hübsch, bald Wald, bald Feld, dann im Hintergrund sind alle Hügel mit Weinstöcken besetzt u mitten drinnen stehen dann nette Landhäuser von Winterthur, welches ziemlich klein aber sehr freundlich ist, fuhren wir nach Zürich mit dem Stellwagen, aber nicht in sondern [unterstrichen:] auf demselben. Diese vierspännigen Wägen haben nämlich oben auf dem Dache Sitze für 6 Personen; auf diese Weise transportirt ein solcher Wagen 21 Personen.[33]

 
J. Th. Lundbye, 1845; für Kobler-Spängler-Brief vom 17. bis 21. August 1845.

Um 3 Uhr waren wir in Zürich. Wenn [man] von den Hügeln über welche der Wagen fährt, in das Thal hinabsieht so ist der Anblick der großen, mit Gartenanlagen durchzogenen Stadt am See wirklich ausgezeichnet. Die Umgebung von Zürich ist der von / Salzburg gleichzustellen, rückwärts die schönsten Felder u Gärten u. Wäldchen vorwärts der große See u ganz im Hintergrund die [unterstrichen:] Schneegebirge. Die Stadt selbst hat Großtentheils sehr schöne Gebäude, die Universität, der Bahnhof, die meisten Gasthöfe sind Paläste zu nennen Von der Spitze eines Hügels im botanischen Garten hat man auch eine herrliche sehr reiche Aussicht. Abends 6 1/4 Uhr fuhren wir dann mit dem Dampfschiffe "Schwan" nach Richterschwyl [Richterswil] . Die Fahrt war sehr angenehm: es war der herrlichste Sonnenuntergang, später kam auch der Mond herauf. Der Zürcher-See ist weit hübscher u belebter als der Bodensee; am ganzen Ufer des ersteren steht beinahe ein Landhaus am andern, u. dann ist er nicht so breit, daß das andere Ufer fast schon wie in Nebel eingehüllt scheint wie das am Bodensee oft der Fall ist. Gestern Morgens (d 19 Aug.) wanderten wir beinahe beständig bergauf nach Einsiedeln, wo wir um 10 Uhr ankamen. Ich wohne bei den Studenten im Conwikt, während der H. Professor im Kloster selbst logirt. Diese Trennung ist mir wohl etwas unangenehm; übrigens bin ich, soviel als es möglich ist, bei ihm. Gestern Nachmittags machten wir einen Ausflug auf den hohen Engel-Berg, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf den Zürchersee u. Rapperschwyl [Rapperswil] genießt. //

Sonntag, 21 August. // Samstags Vormittags verging größtentheils mit dem Schreiben, Nachmittags sahen wir die Bibliothek, das Naturalien u. physicalische Cabinet an, welches letzteres 40000 fl [Gulden] im Werthe hat. Dann machten wir noch einen Spaziergang auf Willerzell, einer nahegelegenen Pfarrei. // Heute Morgens ging ich zur Hl. Beicht u Communion, wobei ich schon fleißig für Sie gebethet habe. // Morgen werden wir wieder wahrscheinlich aufbrechen nach Schwyz u. auf den Rigi, sodaß wir bis Mitte der nächsten Woche über den Gotthard kommen werden. Der nächste Brief möchte vielleicht etwas auf sich warten / laßen, da wir wahrscheinlich erst wieder in Mailand zum Schreiben kommen werden. // Sind die Phschen [?] von Goisern schon gekommen? Wie lange sind sie in Salzburg geblieben? Haben Sie keine weitern Nachrichten von dem Befinden der lieben Großmama? In Agordo hoffe ich doch wohl etwas von Ihnen zu erfahren; vor der 1ten Woche des Septembers kommen wir wohl nicht hin. Sie u. der Otto werden hoffentlich ganz gesund sein; auch wir befinden uns wohl, bis auf die tüchtige Hitze bei den Spaziergängen. // Ich muß jetzt schließen, denn sogleich wird es zum Abendessen sein, obwohl erst 5 1/4 Uhr vorüber ist. // Um Ihre fernere Liebe bittend verbleibe ich in Hochachtung // Ihr // dankbarer Sohn // FXSpaengler. // An Therese u. alle Bekannten u Verwandten herzliche Grüße.

[die Schrift von Pater Albert Eder:] Verehrteste Frau Mutter! // Im Anschlusse grüße ich Sie mit Otto herzlichst, und kann Ihnen die beruhigende Nachricht geben, daß wir zwei Pilgrime, Gott sei Dank, uns fortwährend recht wohl befinden. Eine vorübergehende Mattigkeit und Magenübligkeit hat sich bei mir, wie bei Franz gleich wieder aus dem Staub gemacht, so daß wir morgen mit frischem Gemüthe dem Rigi zuwandern. // Gott befohlen // von // Ihrem ergebensten // P. Albert.

Liebster Otto! // Einsiedeln 20/7 53[34] // Nun finde ich endlich wieder Zeit an dich zu schreiben. In Rheinau hatte ich nicht Gelegenheit, indem sehr viel anzusehen war, u. wir uns nur einen vollen Tag dort aufhielten. Sowohl die Sprache als die Kleidung gibt uns oft viel Stoff zum Lachen. So sahen zum Beispiel wir in Schaffhausen einen Baur mit Vatermörder, u. die Landleute gehen mit Stöcken, ja sogar mit Fracken [?] zur Feldarbeit. Die Bauernweiber in Schwaben u. am Bodensee haben eine Kopfbedeckung, ähnlich einer Krone [?], mit langen Bändern, u. in der Schweiz haben sie am Hinterkopf Scheiben (von Draht wahrscheinlich) mit einem färbigen Zeug überzogen. Besonders bietet auch die Sprache viel sonderbares. Das [Buchstaben jeweils unterstrichen:] au sprechen sie wie u, das ni, nu u[nd] ny wie i und ü, das e [?] wie a, so daß man sie ziemlich schwer versteht; aber noch viel schwerer, ja beinahe gar nicht zu verstehen, sind die Schwaben, weil sie auch noch so schnell sprechen. - // Morgen werden die Studenten vom Conwicte ein Theater aufführen [unterstrichen:] "2 Freunde u. 1 Rock" ein ernsthaftes Lustspiel, dem Titel nach gibts viel zu Lachen. Sie spielen ziemlich gut wie ich hörte; vergangenen Dienstag wurde beim Schluße des Schuljahres "Zaar u Zimmermann" aufgeführt. // 21/7. Das Theater ist ganz gut ausgefallen. /

Geht Ihr fleißig in das kalte Bad? Ich kam noch nie zum Schwimmen od. Baden, am Starnbergersee war das schlechte Wetter Schuld, am Boden- u. Zürchersee hatten wir keine Zeit. Von Augsburg bis Rheinau hatten wir ziemlich unbeständiges Wetter; jetzt aber ist es ganz hübsch, dafür aber auch ziemlich heiß. Wie steht es mit den Parthien [Ausflüge] , die sich die liebe Mutter zu machen vornahm? Ist Euch das Wetter zur Ausführung desselben günstig? // Wie oft wünschen wir, daß du bei uns wärest, wenn uns etwas besonderes unterkömmt, denn ich kann dir doch nicht Alles so genau beschreiben. Auch die Mutter sollte dabei sein; sie würde sich gewiß gut unterhalten, und ihre Nerven in der reinen Gebirgsluft stärken, was wohl auch durch die kalten Bäder geschehen wird. // Lebe wohl vergiß nicht deinen // dich liebenden Bruder // FXSpaengler


Brief vom 21. August 1853 von Antonia Spängler an den Sohn Franz Spängler

 
Brief vom 21. August 1853, Seite 1.
 
Brief vom 21. August 1853, Seite 4.

Briefbogen, dünnes Papier, Schrift etwas durchscheinend; Drucksiegel "Bath" mit Krone; Brief von Antonia, geborene Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882) an Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912); / = Seitenwechsel; XX = unleserlich; [?] = fraglich; // = Absatz; [Ergänzungen]; Leseabsätze eingefügt:
Salzburg den 21/8 43[35] // Mein lieber theuerer Franz! Recht leid thut es mir, daß du meinen letzten Brief, welchen ich nach Münsing geschrieben, nicht erhalten hast, ich denke, er wird in Münsing [Oberbayern] liegen bleiben, und bey gelegenheit samt dem Zeugniß hieher geschickt werden, ich gab den Brief am Samstag wie du gewunschen, auf die Post, ich schrieb in denselben, daß ich nach Mayland [Mailand] schreiben werde, und den Brief dort [lateinische Schrift:] restando zu hollen, weil dein Brief mir nichts sagte von erhalt meines Briefes, so mußte ich auch dieses unterlassen. Du bist schon recht brav, daß du so fleißig schreibst, es ist unter den so vielen traurigen Verhältnißen meine größte Aufheiterung. Wie froh bin ich daß sich beyde so wohl befinden, gieb ja auf deine gesundheit immer recht acht. Du kanst den guten Herrn Professor wohl nie genug danken, für die große güte, welche er dir angedeihen läßt, wie bemüht / ist Herr Professor dir alle Merkwürdigkeiten zu zeugen, - alles Schöne mit den Angenehmen zu verbinden, du hast schon viel Schönes und Merkwürdiges gesehen, was dir zeit Lebens eine angenehme Erinnerung bleiben wird, ich freue mich schon recht sehr wen du uns mündlich recht viel von den gesehenen erzählen kannst. Sey ja gegen den so unendlich guten Herrn Professor recht aufmerksam und dankbar. gestern erhielt ich deinen 3ten Brief Heute denke ich mir Sie in Maria-Einsiedeln und hoffe Beide werden sich wieder recht gut von den Strapazen der Reise erhollen, und uns in fernere [?] gebethe einschließen, dan wird’s schnell wieder Meiland zu gehen wo es wieder recht viel herum zu gehen und zu sehen giebt, unser Geist ist recht viel bei den lieben Reisenden.

Otto [Striche:] / welcher recht brav ist / und ich, sprechen wohl recht oft von Euch und denken wo sie etwa sein könten. Nun von denen Erlebnießen um uns: am Mitwoch bist du abgereist am donerstag gingen wir in die Roth hinauß mit die XXrischen [?] wo uns ein fürchterlicher Regen / nöthigte mit einen Postwagel welches eigentlich einspanig war unser 5 zu fahren, wir sassen daher sehr enge und es gab viel zu lachen Am freutag früh wurde Onkl Franz sehr krank, es war ein Anfall von einem Schlag, es geht beßer, aber noch nicht ganz gut, Körperlich ist er jetzt wohl, aber der Geist ist noch zu schwach es wird noch eine gute Zeit brauchen bis er im stande sein wird, etwas Arbeiten zu könen. Die Frau Tante Joseph ist auch schon gewiß 8 Tage zimlich unwohl an einen starken Husten, die Frau Tante Hofrichter[36] an einen Magenübel, geht aber auch seit 2 Tagen etwas beßer. Die gute Mama von welcher ich bis auf den 10 te[n] nichts hörte hat es leider am 7 te[n] dieß überstanden[37], die arme Mama mußte leiden recht viel leiden, du kanst dir denken wie mich diese Nachricht ergriefen hat, in den selben Augenblick wie die Mama gestorben ist ging ich hier zur früh [lateinisch geschrieben:] Comunion und bethete für sie, dies war mir ein großer Trost. Hier sind in dieser Zeit mehrere gestorben, der Cartsch, im [lateinisch geschrieben:] Colegium der Iretsberger Weinhändler dan die Kürschner [?] Fischer, dan ein Sohn der Mühlbauer welche erst gestorben ist, dan der Großknecht bey Joseph Spángler. Die meisten an Tiffus [Typhus] . /

Denke dir unsere beyden Zimerfrauen verlassen uns, auf 1 te[n] Oktober, sie nehmen sich, glaube ich im Stockhamer-Haus[38] 2 Zimer, wir werden wohl so Gott will, wider jemand andere bekommen. Mit denen [lateinisch geschrieben:] Obliga[ti]onen ist es endlich in Ordnung ich mußte mit den Zinsen ablösung 17 f P 00 [Prozent?] darauf zahlen. Seit 4 Tagen ist es wider sehr schön und warm, da bin ich immer für meine Reisenden froh, weil die Fernsichten viel genußreicher sind. Wir sind heute in der Gnigl ich schrieb gestern zu Hauß bis hieher ich will aber Morgen den Brief aufgeben da ich nicht weiß wo mich das schöne Wetter hintreibt Heute der Brief vollenden alle Bekanten grüßen dich recht herzlich und freuen sich, daß es dir imer so gut geht, hast du doch noch keinen Mangel an Wasch [?] gehabt. Bey uns werden nun erst die Maurer- und Mahlerarbeiten angenohmen. Lebe nun recht wohl lieber Franz den Schutz Gottes und den Segen deiner Mutter seien deine Begleiter es küßt dich deine treue Mutter Antonia Spángler

[andere Schrift, z.T. lateinisch geschrieben[39]:] An Fräulein Donna Francisca di Almecida de santa gloria samt ihren liebewerthen Hl. Begleiter alles Schöne, viel Glück auf die Reise und freundliche XXfferunge, ob sie sich von den Folgen des anuhlichen [?] Genüsses bereischeln [?] BinXXns schon erholt haben; von Sepp von der Hagen.

[1. Seite oben, auf dem Kopf:] Die Therese grüßt dich recht herzlich alle freuen wir uns wider auf dich. Um die 30 m [?] in dann zu ende sind wirst du auch wider der Heumath zu reisen. Die Hofrichterischen [Spängler] lassen dich ganz besonders grüßen.


Brief vom 27. und 29. August 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; Brief mit Umschlag, Ecke abgerissen und herausgeschnittene Stelle des Siegels. Adresse in Salzburg wie auf den vorangehenden Briefen, "Salzburg in Oberösterreich"; ein nicht identifizierbarer Stempel "P XXX - 9 / 53" über entfernter Klebe- bzw. Briefmarke. - Zwei Bögen mit Prägedruck "Bath"; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[40]:
Theuerste Mutter! Mailand den 27. August 1853. // Nun sind wir Gottlob wieder auf österreichischem Boden; u. obwohl wir in Italien sind wird doch deutsch gesprochen, besonders von Soldaten, deren hier sehr viele sind.[41] Doch bevor ich Ihnen Mailand näher beschreibe will ich Ihnen unsere Erlebnisse in der Schweiz weiter erzählen. Wir wanderten nämlich am Montag früh von Einsiedeln fort über den Goldauer-Bergsturz nach dem [unterstrichen:] Rigi, welcher Weg uns sehr viel Schweiß kostete. Am Rigi übernachteten [wir] im Klösterli u. stiegen am andern Morgen (Dienstag) auf die Spitze, wohin eine kleine Stunde zu gehen ist. Oben ist die Aussicht wirklich sehr hübsch, u. sehr weit reichend; man sieht nämlich bis an den Bodensee Wir hätten wohl viel mehr sehen können, wenn es reiner gewesen wäre, auch ein Malheur hatten wir: der Wind reißt nämlich die Kappe, die mir der H. Professor in München gekauft hatte, über den Berg hinab. Wir schikten wohl einen Bauernknaben hinab, aber da dieser ziemlich länger ausblieb, so machten wir uns auf den Weg nach Weggis am Vierwaldstätter-See. Dieser Weg ist ziemlich schlecht; überdieß eilten wir ziemlich, um das Dampfschiff nicht zu versäumen; wie wir nun ziemlich ermüdet ankamen, war das Dampfschiff schon [unterstrichen:] fort. Wir mußten also von 1/2 11 Uhr bis 1/2 4 Uhr warten auf das andere Dampfschiff, mit welchem wir dann nach Flüelen fuhren. + [am Rand mit Markierung:] + Unterdessen nahmen wir ein Bad im See. Der Weg führte uns am [unterstrichen:] Rütli, u der [unterstrichen:] Tellskapelle vorüber. Über die höchsten Berge geht da der Telegraph. An Stellen, wo man nicht / glauben würde, daß man hinle[i]ten [?] kann, sieht man Telegraphenstangen, oder es ist der Draht an den steilen Wänden befestigt. //

Von Flüelen fuhren wir sogleich mit dem Stellwagen nach Alt[d]orf, u. von da, noch mit der Post bis Amsteg, wo wir übernachteten, aber ziemlich geschmirt [?] wurden. Am Andern Morgen gingen wir um 5 Uhr fort gegen den Gotthardt. Unterwegs frühstückten wir Käs, Brod u Wein. Der Weg ist wirklich sehr gut, weit besser als viele, von unsern Poststraßen; obwohl der Übergang mehr als 6000 Fuß über der Meeresfläche ist, so geht es doch sehr wenig aufwärts u. noch jenseits ganz sanft abwärts. Das Gehen war bis auf den furchtbaren Staub sehr angenehm. Was die Teufelsbrücke das UrnerXX u Urserenthal [Urserntal] betrifft, so sind sie nicht so großartig als man sagt. Die Teufelsbrücke hat zwar einen ziemlich hohen Bogen, aber die Umgebung ist beiweitem nicht so fürchterlich u wild, als erzählt wird. Gerade oberhalb der Brücke ist ein hübscher Wasserfall, welcher, da gerade die Sonne darauf schien, einen herrlichen Regenbogen bildete. Auch das Ursernthal ist nicht so freundlich u fruchtbar, als es gerühmt wird; indem viele Steinblöcke am Boden zerstreut liegen. In Hospital machten wir Mittag, u. brachen dann auf über den eigentlichen Gotthardt Dieser Theil der Straße (3 Stunden) ist größtentheils in Felsen gehauen u. gesprengt; auch liegt an den nächsten Höhen, ja einmal sogar an der Straße Schnee. Auf der Höhe sind 3 kleine Seen aus welchen die Reuß entspringt, u das Hospitz, in welchem die Reisenden auf Kosten der Cantonsregierung bewirthet werden. //

Wir waren noch keine halbe Stunde abwärts gegangen, so fing / es gelinde an zu regnen; u eine Stunde ober von Airolo, dem Ziele unsers Weges, ging der Regen in einen solchen Guß über, daß wir ganz bis auf die Haut durchnäßt wurden. Donnerstags um 4 Uhr früh fuhren wir mit der Diligence (Eilwagen) nach Bellenz [Bellinzona] , [wo] wir die hübsche Hauptkirche u. lange Brücke über den Tessin ansahen, u. bei den Benedictinern, welche von Einsiedeln dort [sind], zu Mittag speisten. Dort aßen wir die 1ten Zwetschen, wie in Münsing die 1ten Birnen, in Rheinau die 1ten Äpfel, u. heute als Frühstück die ersten Weintrauben. Um 4 Uhr fuhren wir dann weiter bis Locarno am Lago maggiore. In dieser Gegend findet man schon erste Kastanien, u. den Weinstock auf den Feldern, u. an Obstbäumen. Auch die Zimmer haben dort schon den steinernen Fußboden u. Kamine. Freitags fuhren wir mit dem Dampfschiff die Länge des Lago maggiore hinab nach Sesto Kalende [Calende] . Dieser See hat sehr hübsche Ufer, aber noch hübschere Inseln; besonders sind die Borromäischen Inseln wegen der herrlichen Gebäude u Gartenanlagen ausgezeichnet. In Arona stiegen wir während des Auspackens der Waaren etwas an Land (nur auf den Hafendamm); in die Stadt selbst konnten wir nicht, weil der Paß nicht auf Sardinien lautet.[42] //

Gegen Mittag kamen wir nach Sesto [latein. Schrift:] calende, wo wir deutsches Militär trafen. Von dort fuhren wir mit der Post nach Mailand, wo wir sogleich zum H. Zanki [Zanchi] gingen, der uns einlud, bei ihm zu bleiben. Heute Morgens stiegen wir auf die Domkuppel, von wo aus man die ganze Stadt, die Umgebung u die Gebirge übersehen kann, welche letztere aber in Nebel gehüllt waren. Der Aufgang ist sehr hübsch, aber später wegen der bedeutenden Höhe u. der Aussicht gerade hinab in die Tiefe etwas schwindelerregend. Der Dom ist durchaus von weißen Marmor gebaut, übrigens noch immer nicht vollendet; Alles ist / sowohl außen als innen mit Statuen, Arabesken etc. geschmückt. Die Fenster sind seit der neuesten Zeit bis einige lauter Glasgemälde. Dadurch wird das Innere etwas dunkel, aber auch majestätischer. Eine genaue Beschreibung desselben werden Sie dann zu Hause hören. Auch in die Gruft, wo der Hl. Karl begraben ist stiegen wir hinab, wo es aber ganz finster ist mit Ausnahme der Grabkapelle. Dann gingen wir nach [latein. Schrift:] St. Carlo, wo eine ganz [fehlende Wörter?] wurde, mit rothen Tüchern gezierte Kirche, wo zwei herrliche Glasgemälde u. zwei Bildhauerwerke sind, nämlich der englische Gruß, d. Hl. Carolus Borromäus, die Pestkranken abspeisend, die schmerzhafte Mutter-Gottes u. die erste Communion des Hl. Aloisius. Dann gingen wir in die Kirche [beide Eigennamen in latein. Schrift:] St. Fedele u. Maria del Carmine, hierauf zum ungeheuren Castell u zum Friedensbogen, welcher mit herrlichen Bronce-Statuen geziert ist; von da führte uns der Weg durch die ganze Stadt zur Münze, wo wir die verschiedenen Maschinen u. das Prägen von Theresienthalern ansahen. Heute bis hieher! Wir gehen zum Mittagessen (um 3 Uhr). //

Montag 29 t. August // Endlich finde ich wieder Zeit meinen Brief fortzusetzen, indem wir gestern den ganzen Tag umhergingen. Samstags Abends war es ebenso: wir gingen da nach [latein. Schrift:] St. Celso, wo zwei herrliche Statuen: Adam u Eva, sind, dann nach [latein. Schrift:] St. Alessandro, u. Lorenzo, und mehrere Andere Kirchen, deren Namen ich nicht mehr genau weiß + [ein Satz am Rand:] + Vor einer derselben stehen 16 uralte Säulen, welche man in der Umgebung gefunden hatte. Zuletzt kamen wir in den Bazar, wo wirklich herrliche Auslagen sind, u alles von Lichtern flimmert. Auch bekommt man dort gute [latein. Schrift:] Sorbetto (Gefrorenes). Dann am Sonntag nach St. Bartholomäo, wo der H. Professor Messe las, St. Ambrogio, wo gerade ein Hochamt nach dem ambrosianischen Rythus war; nach diesem Rythus geht der Lewit mit den Ministranten zur Epistel u dem Ewangelium auf der natürlich ziemlich großen Kanzel; außerdem sind noch mehrere besondere Ceremonien u Eigentümlichkeiten. Dann suchten wir die Rollischen auf, welche in der Nähe des Casino nobile gerade gegenüber den Theater wohnen.[43] Er freute sich sehr, von Salzburg Jemanden zu sehen; die Frau war gerade vor einigen / [zweiter Bogen] Tagen im Bette gelegen u. gerade diesen Tag zum 1ten Male aufgestanden. Der kleine Karl hatte auch noch Spuren von den Flecken. Bis Anfang Oktober werden sie wieder fort können, entweder nach Brescia od. Verona. Von ihnen weg gingen wir zur Brera, wo eine hübsche Gemäldesammlung ist, welche wir aber wegen Reparaturen am Gebäude nicht zu sehen war. Endlich auf dem Heimwege noch ins Theater, welches wohl sehr hübsch sein muß bei Beleuchtung; unter Tags ist eigentlich nur der ungeheure Raum für 2000 Zuschauer u. die große Bühne etwas sehenswerthes. Auch die Einrichtung der Logen ist merkwürdig, indem hinter jeder ein Zimmer ist.

Nach dem Mittagessen, zu dem wir uns um 4 Uhr setzten gingen [wir] wieder herum, zum ungeheuern Spital, in dessen Nähe auch die meisten der übrigen Wohlthätigkeitsanstalten sind. Der Reichthum des Spitals läßt sich daraus ersehen, daß im Hofraum (von der Größe unsers Domplatzes) rings herum die Wand über den Säulen mit den Büsten derjenigen besetzt ist welche der Anstalt wenigstens 50.000 Zwanziger hinterlaßen haben.[44] Abends nach 8 Uhr sahen wir dann einen kleinen, aber recht hübschen Kometen, der vielleicht auch in Salzburg sichtbar ist. // Heute gingen wir wieder in den [unterstrichen:] Dom, von dem aus wir durch einen unterirdischen Gang in die Residenz kamen. Abends 4 Uhr [!] geht’s wieder fort von hier nach Pavia, wohin wir beiläufig in 3 Stunden kommen. Bis in acht Tagen längstens (6. September) denken wir in Agordo zu sein, von wo aus Sie die nächsten Nachrichten erhalten werden. //

Wir haben jetzt seit Airolo wieder immer schönes Wetter, daher furchtbaren Staub u. große Hitze; hier hat es fast mehr als einen Monat nur 2mal kurze Zeit geregnet, ja bei Lugano seit Anfangs Juli gar nicht mehr. Auch in Salzburg wird es schön Wetter sein. // Als Neuigkeit kann ich Ihnen das berichten, dß Sne Majestät der Kaiser Franz Josef verlobt ist mit einer baierischen Prinzessin, der / Tochter des Herzogs Max, übrigens werden sie [!][45] es selbst schon in der Zeitung gelesen haben. In Salzburg wird nichts Neues sich zugetragen haben. Sollte es etwas für mich Intereßantes sein, so hoffe ich es in Agordo zu erfahren, so wie auch Nachrichten über Ihr Befinden Leben Sie nun recht wohl, u. gedenken Sie öfters mit Liebe an // Ihren // dankbarsten Sohn // FXSpaengler. // Allen Bekannten u Verwandten herzliche Grüße u Handküße. Von den Rollischen Empfehlungen an Sie u. die Frau von Schafferin

 
Brief vom 27. und 29. August 1853, Ausschnitt.

[die Schrift von Pater Albert Eder; vgl. Abbildung:] Verehrteste Frau Mutter! // Mittlerweile sind Franz und ich auf unserer Ferienreise ganz wohlbehalten nach Mailand gelangt, u. fanden im Hause des Hrn. Adjunkt Zanchi freundliche Aufnahme. Hr. Adjunkt begleitete uns durch die Stadt, so viel es seine Zeit u. sein leidender Fuß zuließ, mit aller Zuvorkommenheit u. verpflegt uns so güterlich, als wenn wir zu seiner Familie gehörten. Vor dem 20. September nach Salzburg zu gelangen, sehen wir uns nicht in der Lage, in so ferne wir von Agordo weg wenigstens noch 8 Tage für die noch übrige Strecke Weges werden vonnöthen haben. Ich bin mit Franz fortwährend sehr vergnügt, jedoch eines kleinen Heimwehgefühles können wir uns von Zeit zu Zeit nicht erwehren; wir sehnen uns beide sehr nach Agordo, wo wir endlich einmal auch von Ihrem Befinden eine Nachricht bekommen können. Unterdeßen empfiehlt Sie mit Otto Gottes Schutze und grüßt Sie herzlichst // Ihr // ergebenster // P. Albert

[wieder Franz:] Liebster Otto! // Dahier in Mailand wäre für dich kein guter Aufenthalt, indem du immer mit der Frage wegen Verlorengehen od. gar Erdrücktwerden belästigt wärest. Denn beständig fahren Dutzende von Wägen durch die Straßen, theils hübsche Equipagen, mehr aber der Karren der Obsthändler, Krämer u.sw. welche laut ihre Waaren anpreisend umherrudern. Dazu kommen Morgens die Milch u. Gemüsehändler, ja bis um 5 Uhr beiläufig liegen vor den Häusern Burschen, welche dort übernachten, u. Abends ist das Gedränge noch stärker [w]o Alles spazieren geht, fährt, od. reitet. // Übrigens ist dieß bunte Treiben sehr angenehm anzusehen anzuhören, solange man die Straßen zum Ausweichen breit genug sind [hat] ; in den engen Straßen kann man nur zu leicht blaue Flecken erhalten. // Du würdest den ganzen Tag zumeist immer Obst essen, denn wo man hingeht sind die Obsthändler, mit Feigen, Melonen, Pfirsichen, Weintrauben etc welche alle sehr wohlfeil sind z.B. 3 ziemlich hübsche Trauben um 6 od. 8 Centesimi (1 1/2 bis 2 Xr [Kreuzer] ) Die Pfirsichhändler schreien immer, [latein. Schrift:] quadro o cinque perse![46] (um einen schweren Kreuzer). In den Kaufläden sieht man an den Ständen nicht[s] als Würste, Spek u. Salami, dann Käslaiber beinahe so groß wie ein Mühlstein, natürlich lauter [e]chten Parmesankäs, den man auch überall auf die Suppe, u. nach Tisch zum Obst bekömmt. In den Kaffeehäusern gibt es köstliches Gefrornes Ananas- Pfirsich- Limonen u Himbeer Gefrornes, viel größer als die Salzburger Portionen Kosten nur 6 od. 7 Xr, daher essen wir täglich eines. /

Manche(n) Ort sind so belebt dß man von den 24 Stunden des Tages nur 1 od 2 Ruhe hat von 2 bis 3 1/2 Uhr Morgens; wie dieß bei den Rollischen der Fall; sie logiren nämlich in einer Hauptstraße in einem Kaffeehaus, das um 2 Uhr Nachts erst geschloßen wird. Außer allen diesen Verkäufern sieht man noch überall Soldaten, da Infanterie allein beinahe 5 Regimenter dasind, welches jedes auch seine Musik-Banda hier hat. Eine davon, die der Kaiserjäger, hörten wir Sontag Vormittags (od. wie bei uns zu Hause Nachmittags 1/2 3 Uhr) im [latein. Schrift:] giardino publico Das Militär hält alle wichtigen Gebäude besetzt, in vielen haben sie wirkliche Wachstuben, von zum B. in der [latein. Schrift:] Zecca (Münze) Brera, Centralcasse etc; der Platz für den Wachtposten ist beinahe überall mit Eisengittern umgeben, um ihn vor meuchlerischen Anfällen zu schützen, was aussieht wie die Käfige einer Menagerie. In den Kirchen findet man nur selten Stühle, sondern es sind Sesseln in Vorrath; wer nun einen Platz zum Sitzen haben will, muß wenigstens 2 od. 3 Centesimi zahlen. Auch sind in vielen Kirchen die Wände, Säulen u. Kirchthüren mit rothen, goldgestikten, od andern färbigen Tüchern behangen, so daß sie mehr wie Theater aussehen, od. bei Begräbnißen ist dieß alles schwarz mit silbernen Verzierungen. Die Frauenzimmer sehen in den Kirchen u bei Spaziergängen sehr sonderbar aus, indem sie nur Schleier über den Kopf haben, und immer mit Fächern kühle Luft sich ins Gesicht fächeln. Mit der Aussprache einiger deutscher Worte geht es den Italienern sehr schwer u. B. statt Zwetschken - Swetschen fünf u zwanzig - fünfuschwansig etc. // Nun liebster Bruder, weißt du beiläufig, wies in Italien aussieht, wie verschieden die Lebensweise ist von der in Salzburg; noch besser würdest du es erfahren, wenn du in unserm Bunde der 3te wärest. Bis auf ein hoffentlich glückliches Wiedersehen in einigen Wochen grüßt dich herzlich // dein // mit Sehnsucht dir entgegenharrender // Bruder Franz. u. [Pater Alberts Schrift:] P. Albert


Brief vom 5. September 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; zwei Bögen mit Prägedruck "Bath"; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[47]:
Theuerste Mutter! Venedig den 5. September 1853 // Endlich sind wir am Meere angelangt, aber später als wir erwartet hatten, indem in Pawia [Pavia] unser Aufenthalt 2 Tage dauerte. Bevor wir aber nach Pawia kamen, hätten wir bald ein Malheur gehabt. Wie wir nämlich zum Stellwagen gingen fiel uns ein dß wir den Brief an Pr. Glarer vergeßen hatten. ich eile zurück, finde aber von davon weg nicht mehr zum Orte, wo der Stellwagen abgeht. Der Hr. Professor hatte mir indessen einen entgegengeschickt, der mich endlich wieder zum Stellwagen führte. In Pawia gingen wir sogleich zum H. Prof. Glarer, welcher uns 2 Zimmer gab. Dienstag in der früh fuhren wir auf einem Schiffe zu dem nahen Karthäuserkloster, in dem wir die h[e]rrliche Kirche u. die Einrichtung des Klosters ansahen. In der Kirche sind die Altäre alle entweder mit prächtigem Mosaik od. Stuckaturarbeiten geziert. Außerdem sind noch viele große Denkmäler u. eine Monstranze von Elfenbein geschnitzt sehr merkwürdig. Die Zellen der Ordensgeistlichen sahen außen wie Kapellen aus, u. innen haben sie nur einen Tisch, eine Bank u. einen Sarg statt des Bettes. Dann in Pawia sahen wir den Dom an, / welcher aber noch in Bau begriffen ist. In derselben findet man die prachtvolle Grabstätte des Hl. Augustinus, dessen Gebeine vor beiläufig 300 Jahren dorthin von Hippo in Afrika übertragen wurden. Außerdem ist in Pawia die Krönungskirche der Langobardenkönige (bei 1000 Jahre alt) sowie auch unsere Wohnung [, die] auf den Räumen des Palastes des Gothenkönigs Theoderich steht.

Andern Tags sahen wir die Universität an, u. auch die Sammlungen derselben. Zuerst gingen wir in's anatomische Kabinet, dann in die Naturaliensam[m]lung, wo wir nicht etwa bloß herrliche Mineralien, Muscheln, Korallen, Insekten fanden, sondern 2 Elephanten, Nilpferd, Löwen, Tiger, Panther u. Giraffe, Kamehl Zebra, Krokodil (15 Fuß lang), Riesenschildkröten, dann von Vögeln 2 Sträuße, Nashornvogel, bei 20 Kolibriarten etc. fanden. O wie sehr habe [ich] den Otto dorthin gewünscht! Zuletzt gingen wir noch in das physikalische Kabinet, u. in den botanischen Garten, wo wir einen gewißen Pr. Gaworagliv [?] fanden dem der Onkel Reuter in Salzburg XX u. herzlich grüßen läßt. Er gab mir viele ausländische Pflanzen, die ich alle eingepreßt mit mir führe. Donnerstags in der Früh um 5 Uhr fuhren wir nach Cremona mit Stellwagen, weil das Dampfschiff wegen des niedern Wasserstandes nicht fahren konnte. Dort machten wir einen Spaziergang zum Po hinaus, sahen auch einige Kirchen an die bis auf die hübsche Domkiiche alle ziemlich düster sind. In einem Garten fand[en] wir ein sehr hübsches Häusergemälde [?], welches ein Ritterschloß mit Gebirgshintergrund / so täuschend darstellt, daß man es in der Entfernung für ein wirkliches halten möchte.

Freitags fuhren wir um 5 Uhr (nicht um 24 Uhr, um welche Zeit wir hatten erscheinen müßen) nach Mantua. Bevor wir in die Stadt kamen, mußten wir über 4 Zugbrücken u. durch viele Verschanzungen durchfahren. Außer der sehr großen Andreaskirche u. dem Denkmal des römischen Dichters Virgil ist in der Stadt nichts Merkwürdiges. Um 2 1/4 Uhr ging es dann mit der Eisenbahn nach Verona, wo alles von Militär wimmelt, indem dort 16 000 Mann Garnison sind. Wir kehrten ein bei der goldenen Laute, welches Gasthaus den Reiffenstuhl gefiel, ihn selbst trafen wir zwar nicht, den Brief aber gaben wir seinem Schwager. Dort gingen wir sogleich in das großartige Ampfitheater, in dessen in[n]ere freien Raum man ein Theater errichtet hat, das durch seine hölzeren bemalten Wände gegen die majestätische Einfachheit der 24 steinernen Gallerien sehr absticht u. dann an das Campo santo (Friedhof), dessen sonderbare Einrichtung ich Ihnen dann mündlich sagen werde. Samstag in der Früh fuhren wir mit der Eisenbahn nach Vizenza [Vicenza] . Dort stiegen wir auf den Monte Berico, auf welchem bis zur Wallfahrtskirche eine steinerne Galerie führt, an welcher man noch die Bretschen (Löcher) sieht, welche die Kugeln der Österreicher im J. 1848 bei der Einnahme [von] Vicenza schlugen. Auch steht in der Kirche noch eine der Barrikaden, welche die Piemonteser errichtet hatten. Hierauf gingen wir zum Herrn v. Tournier, welcher sehr freundlich mit uns war, u. uns / auf Mittag eingeladen hat, was wir aber nicht annehmen konnten, indem wir mit dem 2ten Zuge (um 1 Uhr) nach Padua fahren wollten. Er wird wahrscheinlich das nächste Jahr nach Salzburg kommen. Dann gingen wir noch in die Hauptkirche, welche man Dom nennt, obwohl kein Bischof dort ist. -

In Padua gingen wir sogleich in die Kirche der Hl. Justina, welche sehr großartig aber ganz einfach gebaut u. verziert ist, u. von hier nach St. Antonio wo wir nicht nur die herrliche Ruhestätte des Hl. Leibes, sondern auch die übrigen Reliquien, nämlich die Zunge des Hl. Antonius, ein Stück von der Säule an welcher Christus gegeißelt worden war, u.s.w sehen konnten. Hierauf wollten wir Mittag essen mußten aber mehr als eine 1/4 Stunde herumgehen, bis wir eine Trattoria fanden, u. unsere Magenkrämpfe hielten dh. [durch] unsern ungeheuren Hunger mit Suppen, Fleisch, u. Lungebraten u. unsern Durst mit 1 1/2 Maß vino buono stillten. Dann wollten wir zur Eisenbahn hinaus, kamen aber im Eifer des Gespräches auf der entgegengesetzten Seite hinaus, was uns außerordentlich überraschte, wir mußten daher [unterstrichen:] "rechts um" machen, u durch die ganze Stadt im Sturmschritt eilen um den 3t. Eisenbahnzug nicht zu versäumen, denn zu unserm Trost war nirgends ein Omnibus zu sehen. Endlich spät Abends kamen wir im Bahnhof zu Venedig an, wo wir aber 1/2 Stunde warten mußten, bis wir noch wegen des Passes abgefertigt wurden. Zuerst suchten wir ein Quartier bei der Stadt Laibach, u. dann eilten wir ins Kafè d' Austria auf ein Gefrornes. Der Rückweg(e) führte uns beim Giacomuzzi vorüber, wo wirs nicht übers Herz bringen konnten, ohne Besuch vorüberzugehen; wir tranken mitsammen nur eine halbe Malaga um 24 Xr [Kreuzer] CM. [courante Münze] Wie gerne würde ich Ihnen einige Flaschen mitbringen. + [Markierung; nächster Bogen:]

+ Am Sonntag Morgens sahen wir die herrliche Markuskirche an. Sie ist zwar nicht so groß wie der Mailänder Dom, vielleicht sogar um einige Schuhe [?] kleiner als der unsrige, aber dafür desto prachtvoller An der ganzen Decke u. den 4 Kuppeln innen sind lauter Bilder auf Goldgrund, nicht etwa gemahlt sondern, aus Steinchen zusammengesetzt. Der Fußboden ist auch durchaus Mosaik, u. hat wellenförmige Erhöhungen u. Vertiefungen, sodaß man sehr Acht geben muß, um nicht hin zu fallen. Wie diese entstanden sind weiß man nicht. Der Hochaltar besteht aus dem bloßen Altartische, über welchen ein großer Baldachin auf steinernen Säulen ruhend sich erhebt. Diese Säulen sind ringsum mit den Figuren besetzt. Dann stiegen wir auf den Markusthurm der aber von der Kirche getrennt ist; von der Gallerie oben bei den Glocken hat man eine herrliche Aussicht über das ungeheure Venedig, die Lagune, u Malghera [Marghera] . Merkwürdiger Weise sieht man aber keinen der Canäle, von denen die Stadt durchschnitten, indem alle von den Häusern verdekt sind. Hierauf gingen wir in [den] Dogenpalast. Schon das Äußere desselben ist sehr sonderbar. Erdgeschoß u. der 1. Stok haben ringsum eine Galerie, auf deren Säulen dann die Mauer des 2. Stokes steht. Der Rathssaal ist mit Holz ausgetäfelt u mit den herrlichsten Gemälden aus der venetianischen Geschichte geschmückt, ebenso sind der Gerichtssaal, der Audienzsaal, dann der Saal der 10 u. der Richter, von wo aus dann die Seufzerbrücke in die Staatsgefängnisse führt. Ober diesen Säulen sind die Bleikammern, u. auf der Rückseite unten die andern Gefäng- / niße. Auch das Schlafgemach u den S[p]eisesaal des Dogen sahen wir, sie sind jetzt zur Aufbewahrung von Statuen u. Büsten verwendet.

Dann Nachmittags gingen wir in die reich verzierte Griechische Kirche, die S. Antonio, Zacaria, S. Stefano, S. Simeone, die St. Apostoli, u S. Giovanni e Paolo nach dem Dome die hübscheste in Venedig. Sie hat viele herrliche Denkmäler, das hübscheste aber ist das Siegesdenkmal von Lepanto mit prachtvollen Bildhauer arbeiten in carrarischen Marmor. Nur schade, dß diese Kirche wegen Mangel an einer Herde nach u nach, ganz eingehen muß; sie ist jetzt schon etwas baufällig. Abends machten wir einen Spaziergang in den Volksgarten u auf dem Markusplatz, u. zuletzt spendeten wir dem Cyprer Wein noch einen Besuch. Heute Morgens gingen wir nach der Hl. Messe in der Markuskirche in Cafè d'Austria, wo uns während des Frühstücks die Schuhe geputzt wurden, u. von da nach S. Juliano u St Maria formosa mit sehr hübschen Fresco-Malereien. Um 1 Uhr sahen wir den Schatz der Markuskirche an. Dort wird der Reichsapfel u. der Scepter für Krönung der Lombardischen Könige aufbewahrt, dann auch ein kleiner goldener Baum (Geschenk von Pabst Gregor XVI.) dann viele sehr wertvolle Reliquien, z. B. ein Stück des Kleides Christi, und auch einige Haare von Ihm. Hierauf holten wir uns eine Erlaubnißkarte in das Arsenal. Dort wird außer einigen andern Kriegsdampfern u. vielen Barken etc. auch das eine 2.te [unterstrichen:] Marianna gebaut für diejenige, die sich im vorigen Jahre verunglückte. Im Waffensaal sind viele herrliche Rüstungen von berühmten Männern, dann die Flaggen der Königreiche Morea, Candia, u Cypern, [48] u. viele / Eroberungen von den Türken, u. sehr viele alte Waffen.

Wir haben somit das wichtigste gesehen, bis auf die Akademie, u. einige Kirche[n], die wir morgen noch ansehen werden, wenn wir günstigeres Wetter bekommen; denn heute regnet u. stürmt [es] beinahe den ganzen Tag. Morgen Abends werden wir mit der Eisenbahn nach Treviso fahren, u. übermorgen von dort nach Agordo, worauf ich mich sehr freue, da wir dort ja doch auch endlich Nachrichten von Ihnen erhalten werden. Leben Sie recht wohl u. gedenken Sie oft mit Liebe // an // Ihren // stets dankbaren Sohn // Franz. // An Alle herzliche Grüße u. Handküße, besonders an Therese // N.B. // In unserm Gasthause wohnt jetzt die Frau v. Hock [?], die Sie wenigstens dem Namen nach gewiß kennen.

[die Schrift von Pater Albert Eder:] Verehrteste Frau Mutter! // Die Sonnenwärme plagt uns 2 Pilgrime in Venedig nicht gar sehr, es regnet seit gestern ganz paßabel und dazu ein Wind, daß wir Pelzröcke und ein paar Schliefer [!] für unsere Hände recht gut brauchen könnten. Doch scheint sich jetzt die Sonne durch die Wolken wieder durchzuarbeiten, was uns sehr erwünscht ist. Wir sind wohl wahre Zigeuner, wir wandern von einer Stadt zu andern, ohne sehr zu eilen, als wenn wir auf 8 Wochen Vakanzzeit noch zu mehren hätten. Doch längstens übermorgen kommen wir doch endlich einmal auch nach Agordo. - Gesund, frisch und munter sind wir vom Morgen bis zum Abend, und die Nacht hindurch schlafen wir trotz der so verschiedenen Nachtquartiere jederzeit ganz gut. Zu schauen, zu gehen, zu hören, zu laufen gibts täglich genug. Es grüßt Sie mit Otto herzlichst // Ihr ergebenster // P. Albert


Briefchen vom 5. September 1853 von Franz Spängler an seinen Bruder Otto

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler an den jüngeren Bruder Otto Spängler; dem vorangehenden Brief beigelegt; 1 kleiner Bogen, gefaltet, auf einem Teil "An den // lieben Otto."; / = Seitenwechsel:
Liebster Otto! // Venedig den 5 September 1853. // Vor Allem habe ich dir noch ein Spektakel zu erzählen; nämlich ich hatte die Ehre in Mailand auf der Polizei zu schlafen; aus dem kannst du abnehmen, dß man auch unschuldigerweise ein solches Nachtlager bekommen kann, denn das wirst du von mir doch nicht glauben, dß ich etwas angestellt hätte. Das Schlafgemach war ziemlich geräumig, u. mein Ruhebett war ein Polster von Roßhaar; ich war sehr gut bewacht, denn außer einem Polizei diener, der in der Nähe an einem Tisch Wein trank, saß rechts von mir der H. Professor u. links H. Adjunkt Zanchi; wir mußten nämlich alle drei auf die Erledigung unsers Passes warten, u. mittlerweile war ich vor Müdigkeit eingeschlafen, weil wir den ganzen Abend herumgegangen waren. / In Padua besuchten wir auch, was ich der Mutter zu schreiben vergaß, das große Kaffehaus; zu ebener Erde ist von allen Seiten der Eingang in die vielen, prächtig verzierten Salons, und im 1ten Stock sind der große Tanzsaal, 4 andere kleinere Säle, welche ganz verschieden tapeziert u. eingerichtet sind; selbst die Plafonds u. Fußböden sind alle von einander verschieden. Es ist heute schon der 3te Tag, seitdem die Lagunenstadt Venedig die Ehre hat von mir betreten zu werden. Das Treiben u. der Lärm ist hier noch ärger als in Mailand, indem hier eine Menge Schiffer immer auch die Leute einladen, ihre Gondeln zu besteigen. Auch sieht man sehr viele Griechen hier, welche sich mit ihren rothen Mützen, u. den kurzen ungeheuer weiten Hosen sehr gut ausnehmen / Gestern sahen wir auch einige griechische Geistliche, welche sehr lange schwarze Talare haben u. einen Türken. Du siehst also, wie gemischt hier die Bevölkerung ist. Außerdem sind hier viele Matrosen u. Seesoldaten, welche lichtblaue Uniformen u. rothe Aufschläge haben. // Soeben sind 2 Kriegs Dampfer im Hafen, von denen der eine beinahe die Hälfte größer ist, als am Bodensee Dampfschiffe es steht 11 [? 1X; Kleks] Schuh tief im Wasser, die Höhe des Rumpfes wird daher 24 Schuh sein. // Lebe wohl u. schicke doch auch einmal einige Zeilen, wenn nicht nach Agordo, so doch gewiß nach Gastein. // Deinem // dich liebenden Bruder // FXSpaengler. // Besitzer 2er zerrißenen Hosen u 2 Paar zerfetzter Strümpfe.


Brief vom 10. September 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; ein Bogen mit Prägedruck "Bath"; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[49]:
Theuerste Mutter! // Agordo 10/9 53. // Endlich am Mittwoch Abends sind wir hier, in unserer zweiten Heimath angelangt. Wir hatten erst am Mittwoch Morgens von Venedig abreisen wollen, aber das schlechte Wetter bewog uns schon Dienstags um 1/2 3 Uhr mit dem 2ten Train abzufahren. Dienstags Vormittags sahen wir die herrliche Kirche St. Maria ai Frari [Santa Maria Gloriosa dei Frari] an, wo die beiden großartigen Denkmäler des Bildhauers Canova u. des Malers Titian [Tizian] sind, u. S. Tomaso [Tommaso, San Tomà] , wo eine solche Menge Reliquien aufbewahrt sind, wie man sie nirgends beisammen findet. Wie wir zurück kehrten war der Markusplatz größten theils unter Wasser, indem einige Kanäle sehr angeschwollen waren. Bis Treviso ging es mit der Eisenbahn, u. von dort bei fürchterlichem Regen u. etwas Gewitter bis Ceneda mit dem Stellwagen, wo wir übernachteten. Am andern Morgen fuhren wir mit Extrapost bis Belluno, u. um 7 Uhr nach Agordo, wir trafen jedoch den H. Onkel schon in Val' Imperina bei den Rösten[50] ; wir stiegen daher aus, sahen das Werk etwas an, u. fuhren dann mit seinem Wagen nach Agordo, wo wir schon seit 14 Tagen erwartet worden waren. Der H. Onkel hatte uns gerade nach Belluno entgegenfahren wollen. /

Aus Ihrem werthen Schreiben entnehme ich zu meiner Freude, dß Sie sich wohl befinden, u. meiner oft gedenken; hingegen aber auch zu meiner großen Betrübniß, dß die theure Großmama in das bessere Jenseits hinübergegangen, u. daß so viele Erkrankungs u Todfälle in Salzburg vorkamen. Uebrigens hoffe ich wird es sich beim Onkel Franz u. bei den beiden Frau Tanten schon wieder bessern. Am Freitag las der H. Professor sogleich eine Hl. Messe für die Großmama, welcher die ganze Lürzerische Familie beiwohnte. Dann fuhren wir nach Val' Imperina, um in den Berg zu gehen. wir mußten uns ganz umkleiden, das Berggewand stand besonders dem Herrn Professor u. dem kleinen Otto[51] recht gut an. Wir gingen ziemlich tief hinein, stiegen auch über eine Leiter hinaus u. wieder hinauf; ich u. der Otto kehrten aber dann um, während der H. Professor mit dem H. Onkel u. mehrern Bergleuten noch weiter ging u. dann über viele Leitern durch einen neuen Stollen wieder an Tageslicht. In diesen Gängen ist [es] sehr naß, nicht allein am Boden, sondern das Wasser tropft auch von der Deke beständig herab. Otto u. ich hatten uns, während der H. Professor noch weiter ging, wieder umgekleidet, u. gingen mit der Frau Tante zu dem Stollen hin, wo wir die Herrn schon trafen. Indessen hatte der H. Onkel noch so viel zu thun, dß wir erst um 6 Uhr Abends in Agordo wieder ankamen, wo wir sogleich über das schon seit 3 Stunden bereitete Mittagessen herfielen. Den Otto hatte aber das / lange Fasten nicht ganz gut gethan, er bekam eine kleine Üblichkeit [!], die aber heute Morgens nach 13 stündigem Schlafe wieder verschwunden war. Auch der H. Professor u. ich laßen uns die Ruhe recht gut schmeken, wie schlafen wir [und wachen vor] 7 od. 1/2 8 Uhr nicht auf. Heute glaube ich, gehen wir nach Valle einem nahen Wallfahrtsorte; ich kann jedoch mit dem Schließen des Briefes nicht warten bis nach der Partie, weil Nachmittag die Post nach Belluno geht u wir den Brief mitschicken werden.

Am Montag den 12t. Sept. werden wir uns wieder auf den Weg machen, u. hoffe daher bis 15t. Abends nach Gastein zu kommen. Wir sind dann bis Montag den 19t. gegen Mittag in Golling, wohin Sie uns hoffentlich entgegen kommen werden. Uebrigens erhalten Sie jedenfalls noch von Gastein aus Nachricht[52], wo wir auch noch einen Brief von Ihnen zu erhalten hoffen. Sie müßen ihn aber nach Erhalt dieses Briefes sogleich mit umgehender Post abschicken, u. zwar mit dem Beisatze auf der Adresse "Abzugeben: im Pfarrhofe zu Hofgastein." Leben Sie indessen recht wohl; bis in 10 Tagen hofft Sie zu umarmen // Ihr // dankbarster Sohn // FXSpaengler. // Herzlichen Gruß von H. Onkel u Frau Tante, Handküße von Pepi, Anna und Otto an Sie u. alle Bekannten. // Ebenso von mir.


Dem Brief liegt eine Skizze bei auf einem Blatt, 14 x 15 cm, das (wohl aus Versehen) zertrennt wurde. Mit Tinte ist ein Oval mit den Himmelsrichtungen gezeichnet und in dem Oval, das von "Bergen" umgeben ist, steht: Rundschau der Hauptgebirge, die den 1933 P.T.[53] über das Meer erhobene venez. Marktflecken Agordo, mit seinem Kupfer, Vitriol- u. Schwefelwerk im Imperinathale umgeben. Mit Bleistift ist rundherum notiert, oben beginnend nach rechts [Ortsangaben mit Richtungspfeilen]: Allghe // M. Pelsa 7378 P.T. [Monte Alto di Pelsa, 2.417 m] // Zoldo [Forno di Zoldo, Val di Zoldo] // M. Framont [Mont Alt di Framont, Monte Framont, 2.294 m] // Zoldo // M. Duran 4800 P.T. [vgl. Passo Duran] // M. Celo 6386 P.T. // Belluno // M. Pegolezza // Pegdera // [unter "Süd" auf dem Kopf] Kupf Schw u. Vitr. Werk. Imperina // Canal del Mis. // M. Poi // Premiero // M. Agner 8800 P.T. [Monte Agnèr, 2.872 m] // S. Lugano // M. Ambrosogn // Cencenighe [Cencenighe Agordino] Vgl. Abbildung; Angaben in eckigen Klammern, soweit ich [O. H.] Ortsangaben genauer identifizieren kann. Auf der Rückseite sind Notizen mit Bleistift, die auch im Kontrastmodus für mich [O. H.] nicht zu entziffern sind.


Brief vom 10. September 1853 von Pater Albert Eder an Antonia Spängler

Brief von Franz de Paula Albert Eder, dem späteren Salzburger Erzbischof, an Antonia Spängler in Salzburg; ein kleineres Blatt (vom Bogen abgerissen) mit Prägedruck "Bath":
Agordo, den 10. Aug. [1]853[54] // Verehrteste Frau Mutter! // Es that mir unendlich wohl, als ich hier mit Franz die heimatlichen Briefchen von Ihnen und Otto erhielt, wir beide aber hatten keine Ahnung, daß die Frau Großmutter[55] bereits ins bessere Leben hinübergeschieden sei, und so war die Freude unserer Ankunft dahier ziemlich mit Wehmuth gepaart, was uns unmittelbar denken mahnte, daß wir auch derjenigen uns treuherzig stets erinnern sollen, die den ewigen Wohnungen nach Gottes Rathschlüßen zugepilgert sind. Gestern habe ich für die sel. Frau Großmutter in der hiesigen Kirche das hl. Meßopfer dargebracht, wobei mein theuerster Reisegefährte ministrirte, u. Hr. Inspektor[56] samt Frau u. Familie beiwohnten. Hier fühlen wir uns so heimisch, als wie in der heimatlichen Behausung, nur möchte ich wünschen, daß von Salzburg nach Agordo eine Eisenbahn wäre, damit auch Sie mit Otto in einem Fluge hier bei uns sein könnten. Die naßkalte Witterung trieb uns von Venedig früher fort, als wir ursprünglich im Sinne hatten; wegen des fortwährenden Regens am Montag u. Dienstag konnten wir auf die Inseln nicht hinüber schiffen, und beschränkten daher unsere Gänge auf die eigentliche Stadt dieß- u. jenseits des Canal grande. Von Venedig aus schrieb ich Hrn. Inspektor, daß ich mit Franz am 6. Aug. [richtig: September] früh die Weiterreise nach Agordo antretten werde, wir fuhren aber schon am 5. Nachmittags 1/2 3 Uhr mit der Eisenbahn weg, und überraschten auf solche Weise Hrn. Inspektor, der aber auf dem Wege war, uns entgegen zu fahren. /

Zu unserer Freude trafen wir Hrn. Inspektor samt seinem ganzen Hause recht wohl und gesund an, und wie gut uns die Ruhe nach so vielen Märschen und Schlafabkürzungen hier anschlägt, dieß kann Ihnen insgesonders der Umstand erklären, daß wir erst um 7 Uhr oder 1/2 8 Uhr morgens von Schlafe erwachen. Gestern machte ich mit Hrn. Inspektor einen sehr interessanten unterirdischen Spaziergang[57], wir marschirten, nachdem Franz mit dem kleinen Otto[58] auf den Rückweg aus dem Schachte wieder unter Begleitung eines Bergmannes sich begeben hatten, immer tiefer und tiefer mit 4 Bergleuten herum, Hr. I. entdeckte ein großartiges Kieslager, und wir krachselten endlich, wie Katzen, über theils schiefe, theils senkrechte, theils selbst überhängende Leitern zu Tag empor, wo wir tief ins Thal abwärts schauend die Frau mit Otto und Franz in der Ferne heraufgehen sahen u. am Margereitunstien [?] auf sie warteten. Künftigen Montag gedenken wir zwei Pilgrime den Wanderstab wieder zu ergreifen, und mit unsern Berliner Koferln auf dem Rücken[59] durch Tirol (Pusterthal) und Kärnthen nach Gastein zu marschiren, wo wir zu Hofgastein im Pfarrhofe uns einlogirend Ihnen Tag und Stunde unserer Ankunft in Golling berichten werden. // Unterdessen Ihrer mütterlichen Erinnerung im Gebethe dankschuldigst mich mit Franz empfehlend grüßt Sie herzlichst // Ihr // ergebenster Sohn P. Albert // Viele Grüße von Hrn. Bruder, dessen Frau und Familie // ein Brief von ihnen wird nächste Woche folgen.


 
Deckel "Großes Reisespiel", Berlin, um 1850, Lithographie, handkoloriert, 33,00 cm x 25,50 cm; Inv.-Nr.: G 0391 der Sammlung Stiftung Stadtmuseum Berlin; für Kobler-Spängler-Briefe, 10. Sept. 1853, Albert Eder-Brief.

Brief vom 10. September 1853 von Pater Albert Eder an Otto Spängler

Brief von Franz de Paula Albert Eder, dem späteren Salzburger Erzbischof, an den zwölfjährigen Otto Spängler in Salzburg; ein kleineres Blatt (vom Bogen abgerissen) mit Prägedruck "Bath"; postalisch sicherlich mit dem vorigen Brief zusammen:
Agordo, den 10. September [1]853 // Liebster Bruder Otto! // Bevor ich dich von Angesicht zu Angesicht wieder sehen und begrüssen kann, muß ich noch brieflich mit dir aus der Ferne ein wenig plaudern. Du siehst, deine zwei reisenden Brüder führen ein wahres Zigeunerleben, indem wir heute da, morgen dorthin unsere Schritte lenken. Wie oft haben wir auf unserer Reise [?] dich und die theuerste Mutter in unsere Nähe gewünschet, aber es war halt nicht möglich, weil uns zu viele Berge und Thäler von einander trennten, doch jetzt wird der Zwischenraum immer kleiner, weil wir schnur gerade dem heimathlichen Salzburg zusteuern. Schön ists in fremden Landen, einen imposanten Anblick genossen wir auf den Thürmen zu Augsburg, Mailand und Venedig, so wie auf dem Berge Rigi am Vierwaldstätter-See, ein buntes Gemische von dem Leben und Treiben verschiedener Nationalitäten in bier- und weinerfüllten Regionen schauten und lebten wir theilweise mit, doch schöner ists und bleibts immer dort, von wo wir fortgezogen sind, und wohin wir mit gesteigerter Sehnsucht zurück verlangen. - Auch du hast die Vakanz zu Spaziergängen mit der guten Frau Mutter bisher fleissig benützt, Bewegung in freier Luft macht den Körper frisch, und erheitert das Gemüth. Wörnhart[60], den ich grüssen lasse, hat dir einen kleinen Schabernack gespielt, weil du einen Tintenklex aufs Papier bekamst; dergleichen Namensträger sehen wir hier auf dem Platze / in grosser Zahl grunzend herumspazieren. Gestern habe auch ich einer Schweinerei nicht ungleich gesehen, als ich mit Hrn. Onkel Lürzer aus dem Bergwerke wieder herauskam. Freilich war meine ganze Kleidung selbst das Hemd nicht ausgenommen, vom Bergherste [?] entliehen, und meine Hände waren dicht mit braunem Lehm überzogen, Franz sah etwas respektabler aus, weil er die schmutzigen Leitern nicht mit hinanstieg, sondern früher wieder das Weite suchte. Die umständlichere Beschreibung werde ich dir mündlich machen. Jetzt muß ich abbrechen, weil der kleine Otto fortwährend zur Seite mit mir plaudert. // Gott befohlen und herzlichst gegrüßt unterdessen bis aufs baldige fröhliche Wiedersehen // von // Deinem Bruder // P. Albert


1854

Brief vom 8. Jänner 1854 von Pater P. Eder an Franz Spängler in Salzburg

Brief von Kooperator [Kaplan] P. [Paul?] Eder, dem Bruder von Franz de Paula Albert Eder[61] , an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Salzburg; ohne Umschlag, ein Bogen, Ecke mit Wortteilen und der Jahreszahl abgebrannt, auf der Rückseite dadurch Textverlust, markiert mit [ ]; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = fraglich; XX = unleserlich:
Münsing 8. Jänn[ ][62] // Mein lieber Franz! // Dein Briefchen machte mir Freude, und [ich] wünschte schon lange, von Dir ein paar Zeilen vor Augen zu haben. Herzlich danke ich Dir für Deine Wünsche zum Neuenjahr, und ich schicke Dir auch meinen innigen Wunsch, daß Dich Gott immer schützen und segnen möge in deinen mit Auszeichnung begonnenen Studienjahren. Sei versichert, Gott ist immer mit Dir, wenn Du Deiner lieben Mutter stets Freude zu machen nie müde wirst, und welch neue Freude tun sich auf der Erde und welche unendliche Belohnung im Himmel harren Deiner, wenn Du Deinen Gott und Herrn mehr Talente darbringen wirst, als er Dir verliehen. Mir war es eine große Freude, Dich in München herumzuführen; in diesem Sommer aber, respective im August, haben wir ebenfalls noch Vieles in München zu besuchen, und jedenfalls lassen wir uns in München beim Oberpollinger den Abend-theuer und angenehm werden! Den Starnbergsee hoffe ich werden wir im August besser benützen können als das vorige mal, und da machen wir uns wieder über ein halbes Kalb her mit Zusatz von Hühndl und Entenfüssen. An guten Bieren fehlt's aber auch nicht; da wird mein Franz wieder ein rundes Köpfchen uns zur Schau und Verwunderung tragen. / [Der] hohe Peisenberg harret auch Deiner Fußtritte, das [wird] eine schöne Parthie! Wenigstens 10 Tage mußt Du [mit] Otto hier verweilen, und ich werde nicht säumen, Euch [Freu]de zu machen. // [ ]ichte mir Deiner Frau Mutter u. dem Otto meine [W]ünsche zum neuen Jahr und dazu meine herzlichsten Grüße. // Lebe wohl, in Gottes Schutz Dich empfehlend verbleibe ich in Liebe // Dein // wohlwollender // PPEderCooperator. // Die ansicht von Münsing schicke ich Dir mit nächstem.

Bleistiftzeichnung: Unter einem Baum drei Personen, links mit gutem Umfang "P.P.E.", in der Mitte kleiner "F.S." und rechts "P.A.E.", jeweils offenbar mit einem Bratenstück und der Hand, rechts "P.A.E." in beiden Händen ein Stück. Darunter Enten [?] in einer Schüssel [?] und daneben ein Vers: Na! A Viertl von an Kaibl u. no zwo Stund marschieren, dös is z'viel! - / Dritte Seite mit Bleistift: die drei Personen um den Tisch mit Bierkrügen. Links mit Text: Franz! Is dös a Wunder a solch Bier? u. 5 Halbe Gläser, wenn mei Gsicht kugelrund wird? In der Mitte "P.A.E." ohne Kommentar und rechts "P.P.E." mit Text: Itz denk a mal nach, und zähl', wie viel Glas als trunka hast? mit den Fingern in der rechten Hand sinds scho fünf Glas, itzt kimb erst die ander Hand, ich hoffe nit, daß die Zehen an Füßen a nu her müssen?


Beiliegend ohne Datum kleiner Briefumschlag mit einem religiösen Kleinbild "Freuet euch in´dem Herrn allwege" Phil. IV. 4. (ohne weitere Hinweise) und ebenso: Jesus als kindlicher "gute Hirte" mit Schafen. Auf der Rückseite handschriftlich "Dilecto Francisco Xav. Spängler o. r. Praesidi judic. in Pottenstein uxorique ejus ac familiae salutem in Xto Domino! [… Weihnachtswunsch …] + Franciscus Albertus archiepiscopus. Salisburg.


1855

Aktenstück für Antonia Spängler vom 1. Februar 1855

Aktenbogen[63], Blattformat 34 x 22 cm; schwaches farbloses Drucksiegel; handschriftlich; / = Seitenwechsel; // = Absätze; fraglich [?]:
No. 20 // An // die Wohlgeborene Frau Wittwe Antonia Spaengler[64] // hier. // Es wird Ihnen hiemit eröffnet, daß in Folge der von Sr. Fürstlichen Gnaden dem Hochwürdigsten Herrn Fürsterzbischofe zu Salzburg Maximilian Josef[65] geschehenen Präsentation Ihres Sohnes Franz Xav. Spängler[66], Schüler des V. Klasse am k. k. Gymnasium dahier, für eines der sieben neu irnirten [?] Virgilianischen Gymnasial-Stipendien jährlicher 200 f. CMze [Gulden, courante Münze] , die hohe k. k. Landesregierung mit Erlaß vom 27ten vor M[ona]ts Nr. 807 die k. k. Landeshauptkasse angewiesen hat, diesen Stipendisten [!] bei der genannten Stipendien-Stiftung in Vorschreibung zu bringen und demselben vom Iten Semester des Schuljahres 1854/5 an ein Virgilianisches Stipendium jährlicher zweyhundert Gulden Cour. Münze Wiener Währ. auf die weitere Dauer seiner Gymnasial Studien unter den im Erlaße vom 4ten Dezember 1851 Z. 1154/Sch vorgezeichneten Vorsichten [!] aus dem Virgilianischen Stiftungsfonde zu erfolgen. / [quer:] 6 Stücke / Die Gesuchsbeilagen folgen im Anschluße zurück / Fürsterzbischöfl. Sekretariat Salzburg am 1. Februar 1855.

[gefaltet, Anschrift:] No 20 [unterstrichen:] Vom fürsterzbischöflichl. Sekretariate. // An die Wohlgeborene Frau Wittwe Antonia Spängler. / hier.


1858

Briefe "1858 bis 1862 und 1870"[67] (grün verschnürt, doch nicht alles übertragen; die wichtigsten Inhalte werden referiert; Papierbogen mehrfach mit Prägedruck "superfin papier Bath" mit Krone) von Nr. 18 Franz Xaver Gregor Spängler (* 1839 in Salzburg; † 1912 in Krems an der Donau) an die Mutter und an den Bruder Otto Spängler (* 1841 in Salzburg; † 1919 in Salzburg) aus Graz (wo er Jura studiert) nach Salzburg[68]


Brief vom August 1858 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Antonia Spängler

Franz Spängler [Nr. 18[69]] an Antonia Spängler, geb. Lürzer von Zehendthal [Nr. 37]:
[München, ca. August 1858] Liebste Mutter! Sie werden verzeihen, dß [daß] ich kein Briefpapier nehme, um Ihnen zu schreiben, doch jetzt um 1/2 11 Abends, am 15. August, wo wir soeben von Starnberg mit dem letzten Bahnzug heimgekehrt sind, habe ich kein anderes bei der Hand, u. morgen möchte ich am Ende nicht mehr dazukommen / Wir befinden uns sehr wohl, sind fleißig auf den Füßen, sehen aber auch ziemlich viel. - Am Mittwoch, wo wir mit Duscher u. [den] Scheigersten uns herumtrieben, gingen wir in die Glyptothek, die Gewerbeausstellung, die Bavaria u. den Friedhof, am Donnerstag die Burg, u. Nachmittags fuhren wir nach Großhesellohe, u. Abends gingen wir ins Theater. - Am Freitag besuchten wir die Schatzkammer, die alte Pinakothek, die Aukirche, dann badeten wir, und gingen Abends in eine Vorstellung von Akrobaten, am Samstag Vormittags gingen Hubert u. Louis in die neue Pinakothek u. ich in die naturhistorischen Sammlungen/ das Münzkabinet u. die Bibliothek, Nachmittags alle mitsammen in die deutsche Kunst-Ausstellung, heute waren wir noch in mehreren Kirchen, u. Nachmittags am Starnbergersee. Morgen wollen wir noch einiges ansehen, wozu wir jetzt noch nicht gekommen sind; Nachmittags fahren wir nach Augsburg, u. am Dienstag nach Kaufbaiern [!] vielleicht noch bis Füssen. Photographirt sind wir schon, ich glaube dß ich gut getroffen bin, den als ich die Bilder abholte, gab mir die Frau des Photographen, die mich früher noch nicht gesehen hatte, dieselben mit den Worten: "da sind Ihre Portraits; die vom andern Herrn (denn ich war allein) müßen Sie sich selbst suchen." - Tarenczy [?] u. Warnersberger trafen wir ebenfalls hier in München; der leztere wohnt in einem Privathause. Auch die Obermüller Greiz [?] trafen [wir] gleich am ersten Abend beim Stachus, er logierte aber mit seinem Vater im Bamberger Hof, daher sah ich den Landgerichtsrat nicht mehr, weil er schon an anderen Morgen fortging. - Auch die Gschnizer [Gschnitzer] Marie als Frau von Harrer ist hier samt ihrem Gemal, Louis wollte sie besuchen, traf sie aber nicht. Der Abschied nach der Hochzeit soll besonders den Eltern sehr schwer gefallen sein besonders da die Harrerischen über Achental nach Tyrol, u. von da nach Zell gehen, ohne nach Salzburg zurückzukehren. - Hat man wegen der Entbind[un]g der Kaiserin schon geschloßen [be-?], wir haben noch nichts davon gehört, u. Zeitungen lesen wir weniger. - Wegen der Standeswahl [Berufs-] bin ich noch nicht im Reinen. Ampfer [?] u. Häferle [?] meinen ich sollte jedenfalls nach Wien gehen, denn Stipendium bekäme ich, wie auch Julius [Spängler] sagte, im ersten Jahre doch nicht, u. 1 od 2 Jahre Philosophie würden mir auch nicht schaden, wenn ich Geistlicher würde. Es hat das manches für sich, doch richten werde ich mich gerade noch nicht darauf.


Zweites Blatt:
Als ich neulich in den naturhistorischen Sammlungen auch die Todtenschädel ansah, und darunter auch einen von einem 19 jährigen Mädchen fand, da dachte mir wohl: "Alles ist eitel u. das Leben ist so schnell vorbei" etc. aber Nachmittags sah ich in der Gemälde-Ausstellung im Bild "Ein Mönch einer Trauung zuschauend", das auch nicht ohne Eindruck auf mich blieb. - So ist denn diese Frage noch nicht erledigt. Beten Sie fleißig für mich, dß es gut ausfallen möge. Wenn Sie Tante Therese sehen/ so grüßen Sie mir selbe schönstens. Vielleicht hält sie sich doch so lange auf, dß ich sie noch sehen kann. Ich denke halt bis Dienstag od. Mittwoch über 8 Tag (24. oder 25.) nach Salzburg zu kommen. - Indem ich Ihnen recht gute Unterhaltung wünsche, u. um Ihre fernere Liebe bitte, verbleibe ich mit Hochachtung Sie gesund u. glüklich wieder zu sehen Ihr dankbarer Sohn F X Spängler - Herzliche Grüße an Otto, Therese u. alle Bekannte, die Sie sehen, od. denen Sie schreiben. Wie steht es mit den Lürzerischen? Kommen sie? od[er] sind sie schon da? Grüßen Sie mir dieselben tausendmal.

"Duscher" siehe folgender Brief (aus Wien); "Großhesellohe": Stadtteil Großhesselohe im Süden von München (Isartal); "Gschnizer Marie"= Gschnitzer [mehrfach in den Briefen]: vgl. der Vater Franz Spängler [Nr. 36], geb. 1793 in Salzburg, gest. dort 1854, fängt als Spediteur in Salzburg bei Matthias Gschnitzer an. - Auch die Familie "Harrer" gehört zu den ‘großen’ Familien in Salzburg (vgl. Dopsch, 1996, S. 492, 641; Ignaz Harrer als Bürgermeister der Stadt von 1872-1875). Franz Xaver Spängler, Sohn [Nr. 18], geb. 1839, besucht die Schule in Salzburg und studiert dann in Graz (daher die ungefähre Datierung des Briefes etwa mit der Matura 1857/58, aber offenbar noch vor dem Beginn des Jura-Studiums im Oktober 1858). Eine "Gschnizer Clara" taucht auch im Tagebuch des Franz Spängler 1861 auf. - "Entbindung der Kaiserin": Erzherzog Rudolf von Habsburg wird am 21. Aug. 1858 geboren; das ist ein weiterer Hinweis auf die Datierung des Briefes von ca. August 1858. - "Julius", ein Cousin. "Otto" Spängler, Bruder, geb. 1841, verh. Duregger (aus der Bank-Linie in Salzburg); die "Lürzerischen": Familie der Mutter Lürzer von Zehendthal (Hall in Tirol). - Aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler stammt eine "Vita S. Francisci Xaverii" von 1797, mit einem Prachteinband der Erzabtei St. Peter in Salzburg von 1806, die der Schüler erhielt: "In der I. Vorbereitungsklasse zu St. Peter. Aus der Rechtschreibung. Preis. Nob. Franz Xav. Spangler." Ein zweibändiges Wörterbuch Griechisch-Deutsch von 1854 (Val. Rost) enthält als Widmung einen Zettel für "Spängler Franc. 1. August 1855. Dr. Kottinger G. Director."


Brief vom 28. und 29. September 1858:

Briefbogen, dickeres Papier, eng gefaltet:
Graz am 28. Septemb. 1858. Abends 1/2 9. Uhr / Liebste theuerste Mutter! [Antonia Spängler (Antonia Lürzer von Zechenthal), * 1803; † 1882] Zum ersten Male ist es heute, d[a]ß ich aus der Fremde an Sie schreibe. Wir befinden uns Gottlob hier wohl, was ich auch von Ihnen hoffe. Nun eine kurze Reisebeschreibung. Kaum außerhalb Salzburg in der Nähe von Guggenthal blieb schon unser Wagen steken; endlich nach fast 1/2 stündigen Warten kamen wir wieder fort, u. dann ging es flott bis Ischl, wo wir um 1/2 7 Uhr frühstükten, dann nach Aussee, Mitterndorf (Mittag) Steinach [Stainach] , Lietzen [Liezen], Rottenmann (Abends) u. dann wieder die Nacht durch nach Leoben (Frühstük um 1/2 7) dann nach Bruck [an der Mur], u. von da fuhren wir nach 2 1/2 stündigem Aufenthalt nach Graz, wo wir am 27.ten September um 12 1/4 ankamen u. im Gasthause zum Florian abstiegen.[70] Graz ist eine recht hübsche Stadt, beiläufig in der Größe wie München, hat aber weniger Einwohner. (66 000) Ich ging noch am Montag Nachmittag zu Frau von Kurz, welche, wie Frau von Zeiringer schrieb ein Quartier zu vermiethen hat, das aber von der Universität 1/4 Stunde entfernt ist, was mir zwar nichts machen würde, aber für den Kurz gar nicht langt, ich müßte also jedenfalls allein hinaus ziehen. Übrigens hätte der Schulrath Kiegler von Graz für uns ein Zimmer ["gesucht" gestrichen] gefunden, das von der Zimmerfrau aus nur für 1 Bett eingerichtet wurde, u. dann 6 fl [Gulden] C M [kurante Münze] kostete; ich müßte also dann das 2te Bett selbst haben. Wenn wir also dieß Zimmer ["bekommen" gestrichen] nehmen, muß ich bitten, d[a]ß Sie mir das Bett schiken; ich schreibe Ihnen darüber noch Genaueres am Schluße des Briefes.

Heute war ich auch mit Lürzer Fritz u. Ernst[71] bei Frau v. Pichler, bei welcher wir sehr freundlich empfangen wurden u. eine ganze Stunde blieben; wir sind auf Donnerstag dort zu Mittag eingeladen. Doch von Absteigquartier oder "ganz dort wohnen" ist keine Rede, denn [sie] ist als alte Frau ganz genau an ihre Hausordnung gewohnt, die aber einem jungen Menschen nicht so ganz taugen würde, u. die sie d[e]ß halb doch nicht ändern möchte. [klein dazwischen geschrieben:] Und um es ja recht zu machen, so wendete sie sich dann wegen eines Quartiers an die Frau v. Zeiringer / So erfuhr ich wenigstens bei Zeiringer. Die Frau von Zeiringer selbst habe ich noch nicht getroffen, indem [sie] nach Untersteiermark zu einer Weinlese eingeladen ist, u. heute Abends zurükkommt, ich gehe also morgen zu ihr hin. Auch wegen eines Kostortes haben wir uns schon theilweise umgesehen, wir bekämen beim goldenen Stern (unweit unserer Wohnung) täglich 3 Speisen (sammt Brot) um 8 fl [Gulden] 45 Kr C M [Kreuzer] pr[o] Monat u[n]d z[wa]r 17 1/2 Kr täglich, od. 2 Speisen u. nur Sonntags 3 Speisen um 6 fl 45 Kr C M, also um 23 1/2 Kr C M täglich, wir werden übrigens morgen u. übermorgen uns noch in einigen andern Orten umsehen, u. dann erst wählen. Wegen einer Instruktion hat der Schulrath schon [klein darüber:] mit dem Gymnasial-Direktor gesprochen; ich hoffe eine gute [Nachricht] zu erhalten. / Fortsetzung morgen. /

29ter September 1858. Wegen des Quartiers wird es also seine Richtigkeit haben, d[a]ß wir bei Frau Rathausky in der Sporgasse logiren werden; ich benöthige also mein Bett, welches ich demnächst mir zu schiken ersuche, wahrscheinlich d[ur]ch Spängler u. Trauner[72], an das hiesige Speditionshaus Josef Fechtl, oder an ein anderes, wie es der Carl (Carl Spängler) am besten finden wird. Inzwischen erhalte ich ein Bett vom Admonter Hof, d[ur]ch die Gefälligkeit eines Pater Benedictiner von Admont den der Schulrath recht gut kennt. Frau von Zeiringer, Frau von Kurz, Frau von Pichler, Schulrath Kurz lassen sich ergebenst empfehlen Auch von mir bitte ich Otto, Therese, Duscher Carl, Kalhofer, alle Spänglerischen, die Lürzerischen, Sauterischen Fr v. Schrupp [?] kurz an alle Bekannte meine herzlichsten Grüße, Empfehlungen u Handküße. In der Hoffnung, d[a]ß Sie sich wohlbefinden verbleibe ich in Hochachtung, u. mit der Bitte mir ferners Ihre Liebe zu schenken Ihr dankbarster Sohn FXSpaengler [Nachschrift klein:] Kurz Wilhelm läßt empfehlen, u. bitten, seinen Schwestern Grüße auszurichten, u. ihnen zu sagen, d[a]ß es ihm gut gehe. [mehrfach verzierte Unterschriften:] "Spängler" / "Spangler"

 
Brief vom 3. April 1859.

Ein Bogen, Prägedruck "Bath": 3. April [18]59. Liebster Otto! So sehr mich Dein Brief freute, – mais j’avais déjà voulu depuis longtemps vous écrire en Français, – il me faut cependant, vous gronder, parceque vous avez été si négligént [!] à cause de la gazette stenographique. Vous ne m’avez écrit rien […] (Er beklagt sich, dass der Bruder für die stenografische Zeitschrift in Wien nichts geschrieben hat. Er hat letzthin einen Brief für die Mutter [in Salzburg] beigelegt und einen für Louis Zeller, hat aber inzwischen von diesem selbst Nachricht bekommen. Er schreibt, dass er sich "passablement dans le carneval" amusiert hat, berichtet, dass er die gesammelten Werke von Hauff bekommen hat und mit Interesse "Lichtenstein" [Roman von Hauff 1826] gelesen hat. Er dankt für Glückwünsche zum Geburtstag [10. April!] und für den zugeschickten "florin" [Gulden]. Ferienpläne hat er noch nicht, vielleicht will er einige Tage nach Wien und Anfang Mai nach Salzburg. Und er fährt nach zweieinhalb von vier Seiten auf Deutsch fort: "Doch nun zum Schlusse wieder Deutsch. Du schreibst mir […]" Er fragt u. a. nach der Tanzstunde und: "Alle Octavanes u. Septimanes [8. und 7. Abschlussklasse des Gymnasiums], die ich kenne, lasse ich herzlich grüßen; erinnert man sich noch meiner manchmal?" Grüße an verschiedene Personen, auch offenbar mit Spitznamen, "Gaggi", und [siehe andere Briefe] an "Kalhofer" und […] Weißt Du nichts von der Warnersberger Anna, wollte sagen Frau v Steiger? Wie schlagt [es] ihr an unter der Haube? Was macht Warnersberger Anton u. was wird er weiterhin machen? Sei so gut u beantworte mir diese Fragen so ziemlich genau; schreibe mir doch auch einmal französisch. Lebe nun recht wohl u. schreibe bald wieder Deinem Dich liebenden Bruder FXSpaengler. [in einem Oval:] Duscher Karl soll mir doch endlich einmal schreiben! Oder ist es [!] bös auf mich? und NB. [in Steno; vgl. Foto von der unteren Hälfte der letzten Seite]


Aktenstück für Franz Spängler vom 8. Oktober 1858

Aktenbogen[73], farbloser, rechteckiger Druckstempel: k. k. Landesregierung Salzburg; Stempelmarke 15 kr. [Kronen; durchgestrichen] mit Ovalstempel: Landesregierung Salzburg; // = Absätze; ./. = Seitenwechsel:
No. 11.262 / An Herrn Franz Spängler[74] / Hörer der Rechte / Über die Präsentation des Herrn Fürsterzbischofes von Salzburg, als Stiftungs-Präsidenten wird Ihnen hiemit ein Virgilianisches Fakultäts-Stipendium mit jährlichen 300 fl CmZ oder 315 fl [Gulden] österreichische Währung auf die Dauer der juridischen Studien verliehen und die kk: Landeshauptkasse in Salzburg gleichzeitig angewiesen, Sie vom 1. Semester 1858/59 angefangen bei dem Virgilianischen Stiftungsfonde in Verschreibung zu bringen. // Um die Anweisung der für jeden [!] Semester entfallenden Raten haben Sie nach Ablauf des ersten Monates jedes [!] Semesters bei der Landesregierung einzuschreiten, und dieses Einschreiten mit dem vorgeschriebenen Meldungsbuche, vom II. Semester angefangen aber auch mit Zeugnissen über wenigstens zwei im Laufe des verfloßenen Semesters mit ./. gutem Erfolge bestandenen Colloquien, nach Ablauf des II. Semesters des II. Jahrganges aber auch mit dem Zeugniße über die mit Erfolg bestandene rechtshistorische Staatsprüfung zu dokumentieren. // Die Gesuchsbeilagen folgen im Anschluße zurück. // Salzburg am 8. Oktober 1858. // Für den kk: Landes-Präsidenten [Unterschrift] [am Rand:] 5Stke [5 Ausfertigungen]

[gefaltet; am Rand:] Beilage A [Anschrift; unterstrichen:] No 11.262. Von der kk: Landesregierung in Salzburg // An // Herrn Franz Spängler // Hörer der Rechte // /: zu Handen seiner Mutter // der Frau Antonia Spängler // in // [unterstrichen:] Salzburg. Haus No 244. [daneben:] Exoffo [großes Papiersiegel mit Doppeladler, gebrochen]


1859

Brief vom 13. April 1859:

Ein Bogen, Prägedruck "Bath":
Graz 13. April 1859. Theuerste Mutter! Ich habe zwar von Ihnen noch keine Antwort auf mein leztes Schreiben erhalten, aber dennoch kann ich nicht umhin, an Sie wieder einen Brief zu schreiben, es fordert mich hierzu die Kindespflicht auf, denn es gilt ja zu Ihrem Geburtsfeste [16. April 1803] meine herzlichsten Glükwünsche dazubringen. Der liebe Gott möge Ihnen seinen reichsten Segen schenken, Ihnen stete Gesundheit, Glük u. Zufriedenheit verleihen, kurz alle Ihre Wünsche in vollstem Maße erfüllen. Sie d[ur]ch Eifer u. gute Aufführung zu erfreuen, u. so meinen innigsten Dank für alles mir erwiesene Gute werkthätig zu zeigen, soll mein stetes Bemühen sein. […] (Gott gebe die Gnade, weiterhin die mütterliche Liebe zu erfahren; er erzählt von einem Theaterstück, das er sich mehrmals ansehen wird; Grüße werden ausgerichtet. Er geht zum Frühstück und erwartet einen Brief.) Nachmittags 4 Uhr. (Leider kam kein Brief; es ist schönster Frühling. "Was machen alle Bekannten? Ist Alles wohl? Ich bitte meine herzlichsten Grüße allenthalben zu entrichten." Er plant für Ostern und für die "Charwoche", vielleicht in die "Kaiserstadt" [Wien], vielleicht dort bei "Tante Gutenberg", denn Duschers haben kaum Platz. Grüße an verschiedene Personen …) Nun leben Sie recht wohl! Ich lasse Otto herzlichst grüßen; ich werde ihm das nächste Mal wieder schreiben. Es küßt Ihnen unter Wiederhohlung der herzlichsten Glükwünsche die Hand Ihr dankbarer Sohn Franz / "Dem XXschen lasse ich zum Namenstag gratuliren."


 
Briefumschlag vom 29. April 1859.

Ein Bogen, gefaltet mit gebrochenem Lacksiegel, Siegelbild nicht erkennbar, Adresse, Stempel: "W[ien]" unleserlich und "Salz[burg] 30 / 4", mit kleinem Rest von einer Briefmarke links unten; siehe Foto:

Brief vom 29. April 1859:

An die wohlgeborne gnädige Frau Antonia Spaengler geb v. Lürzer zu Salzburg / Wien am 29. April 1859 / Liebste Mutter! Verzeihen Sie, d[a]ß ich Sie so lange auf einen Brief warten ließ, doch es war mir, ich darf es sagen, unmöglich. Doch werden Sie schon d[ur]ch Duscher Karl erfahren haben, d[a]ß ich mich ganz wohl befinde u. glüklich hier angekommen u. untergebracht bin. Als ich am Dienstag in der Charwoche Ihren Brief erhielt, war ich schon im sechsten Stadium der Langeweile, ich war daher ganz entzükt, als Ihre Erlaubniß darinnen enthalten war, d[a]ß ich nach Wien gehen durfte; 32 Stunden später war ich in Wien. Nebenbei bemerke ich, d[a]ß die Semmering-Bahn [1854 eröffnet] ein wahres Wunder der Baukunst ist, u d[a]ß ich am selben Tage binnen 12 Stunden nicht weniger als 8 Militär-Extra Züge mit Soldaten, Kanonen, Kugeln, Mörsern Gepäks- u Munitions- u. Kranken-Wägen [sah]. Schon längst werden auch die Gepäks-Wägen als Militär-Transportwägen benüzt. Am Südbahnhof erwartete mich schon Leithe Wilhelm; Dr. Fritz Leithe war bis Mittwoch in dieser Woche in Klosterneuburg, bei seinen Eltern. Nun von den Bekannten hier. Bei Duscher war ich sogleich am Gründonnerstag, u. war seitdem bis auf einen Tag täglich dort; sie befinden sich alle wohl bis auf die gnädige Frau, die etwas an Migräne leidet. Ihr Quartier ist sehr beschränkt, doch die Aussicht nicht übel. Friz ist in Geibing bei Passau [Geibing, Münzkirchen?] u. kommt heute Abends zurük. […]

Er fühlt sich freundlich aufgenommen und "heimisch", wie "einst in Salzburg"; er hat mehrmals die Familie Gutenberg besucht, von ihren Söhnen sind drei beim Militär: Karl in Mailand, Franz "(od[er]. Anton, wie er eigentl. heißt)" in Brescia, und Ludwig in Ankona. Wiktor, in Salzburg geboren, ist ins Theresianum gekommen. Emil kommt "in wenigen Tagen zum Regimente nach Krakow [!]"; Maria ist "ein sehr sauberes Mädchen geworden." … Er hat Sauter zweimal besucht, war einmal mit ihnen bei Gutenberg zusammen; gleichfalls war er bei Alberti, hat Anton Alberti getroffen; er war bei Prof. Genzl [?] … "die Österreicher sind in Piemont eingerükt.[75] Aller Orten ist hier ein kaiserl. Plakat angeschlagen, worin dieß bekannt gemacht u. die Völker zur Treue u. Ausdauer aufgefordert werden. Wird in Salzburg auch geschehen. Nun wieder zu meinem Wiener Aufenthalt." … Er war mit "Leithe Friz" in Klosterneuburg, wo sich alle Angehörigen getroffen haben; sie lassen sich "vielmals empfehlen". "Alle Bekannten von A bis Z lassen sich Ihnen empfehlen, Sie grüßen, Ihnen die Hand küssen etc. Salzburger habe ich in Unzahl getroffen: Fr. v Schider v. Fraing [?], Kaufm[ann]. Gschnizer, Steinhauser, Suppland [?] … Ich lasse Otto u. alle Bekannten herzlich grüßen. Um ihm zu schreiben, fehlt mir Zeit Raum u Ruhe. Leben Sie wohl! und vergeßen Sie auch jetzt über dem Waffengeklirr u. Kriegslärm nicht Ihren dankbaren Sohn Franz X. Spaengler / Die Duscherischen lassen sich Ihnen namentl. empfehlen u. Otto grüßen. Hr v Schmelzing v. Linz ist hier mit einer Deputation


Brief vom 8. Mai 1859:

Ein Bogen, Prägedruck "Bath":
Graz 8 Mai 1859. Liebste Mutter! Erst vorgestern [gestrichen] am lezten Donnerstag Abends, am selben Tage, wo ich in der Frühe von Wien angekommen war, erhielt ich Ihren u. die andern Briefe, die daher schon den Stempel des Alters an sich trugen, od[er] mit andern Worten nichts Neues enthielten, und die darin geschriebenen Salzburger Neuigkeiten hatte ich grosentheils schon bei Duscher erfahren; ich freue mich daher, von Ihnen Briefe neuern Datums zu erhalten.

Er schreibt "Nachtragsberichte aus Wien", u. a. von der Familie Duscher, vom Besuch im Prater und in Schönbrunn, eine Einladung zum "Thee"; "nun zu den Gutenbergischen" … bei Prof. Fenzl, bei Alberti, Blachetka [Plachetka] und Leithe, "im Caffehaus" mit Julius, in einer Ausstellung der Akademie der bildenden Künste, im Burgtheater. Schluss fehlt; vielleicht zusammen mit dem folgenden Brief vom gleichen Datum.


Ein Blatt:
Graz 8 Mai 1859. Liebster Otto / Nach Ried dir zu schreiben, war mir nicht möglich, denn ich kam nur mit grader Noth dazu der Mutter zu schreiben, u. auch den Brief an sie habe ich bei Leithe in der Rossau [Wien] angefangen, bei Duscher in der Alservorstadt vollendet u. am Weg ins Belvedere in den Wieden aufgegeben. Wie lustig es in Wien war, wie göttlich ich mich unterhielt […]

Er war täglich bei Duscher; "Wir sprechen sehr viel von Salzburg, u. auch von Dir, von ihrem Abschiede von Salzburg etc." Er trifft im Burgtheater in einer Loge "eine Scheigerische [Amélie Scheiger] bei der Erzherzogin Sophia Kammerfräulein" und besucht diese "am Montag nach dem weißen Sonntag (2 Mai)"; er trifft sie wieder in der "Burg" [Theater] und am Abend auf einem Hausball. Wieder in der "Burg" trinkt er bei ihr "Kaffee mit Hofrahm (wie ihn der Kaiser etc hat, köstlich, aber nicht übertrieben di[c]k)" … am letzten Tag ist er noch bei Duscher, und die begleiten ihn zum "Stephansplaz [!], wo ich mit schwerem Herzen in den Omnibus stieg, um 3/4 später von Wien zu scheiden. Und hiermit scheide ich auch von Dir u. bleibe übrigens dein Dich aufrichtig liebender Bruder Franz." [ein Blatt, Vor- und Rückseite; am Rand:] "Was ist es denn mit der stenographischen Zeitung vom Dezember?"


Brief vom Mai 1859:

Ein Blatt mit Prägedruck "Bath" und Siegellackrest, ohne Datum[76]; an die Mutter, ohne Anfang] Franz schreibt von Erlebnissen in Wien. Auf der Rückseite ist eine Abrechnung:
Die Rechnung umfaßt den ganzen April u. die ersten 9 Tage des Mai. Einnahmen: Monatsgeld f. April u Mai: 42 fl [Gulden] – Kr. / Instruktionsgeld f. März [Einnahmen aus Unterricht] 10 [oder 16] [fl] 55 [Kr.] / dito f April 7 [fl] 35 [Kr.] / [am Rand:] das andere noch nicht erhalten / Von Ihnen extra 6 [fl] 30 [Kr.] / Eine alte Hose u. Gilet verk[au]ft – 95 [Kr.] / Von Herrn Präfekten 2 [fl] 10 [Kr.] / Gewonnen bei Tarok in Wien – 19 [Kr.] / [Summe:] 82 [fl] 94 [Kr.][77] / / Ausgaben. Zimmergeld f. April u Mai 6 [fl] 30 / Rahm Kaffe etc – 80 [Kr.] / Schuster u. Schneider 1 [fl] 44 / Porto Stempel Masch [?] 1 [fl] 89 / 2 Paar Handschuhe 1 [fl] 72 / Wiener Reise 21 [fl] 66 / Theater – 96 [Kr.] / Ein Spazierstok 1 [fl] 5 / Einige Reparaturen etc – 82 [Kr.] / Sonstige Verpflegung 8 [fl] 84 [Kr.] / [Summe:] 45 [fl] 48 [Kr.] / Einnahmen 82 [fl] 94 [Kr.] / Ausgaben 45 [fl] 48 [Kr.] / [Summe:] 37 [fl] 46 [Kr.] öht. W. [?] / Noch etwas. Wenn Sie nicht bedeutende Vorräthe an Reis, Kaffe, Zuker etc. haben, so würden Sie gut thun selbst jetzt noch welchen zu kaufen, denn wenn Triest od[er] gar alle österr. Häfen von den Franzosen blokirt werden, dürften alle Colonialwaren sehr theuer werden. Wir kaufen uns übrigens keinen Kaffe vor; denn wenn wir alle 5 Wochen 1 Lb [Pfundzeichen] brauchen, ist die Sache nicht der Rede werth. Nun aber leben Sie wohl u. vergeßen Sie nicht Ihres Sie herzlichst liebenden Franz

Am Rand: Von allen Wierner u. Grazer Bekannten Grüße u. Empfehlungen. Ebenso von mir in Salzburg. Auch Herrn von Schmelzing v. Linz läßt sich empfehlen, ich traf ihn gleichfalls in Wien. – Abgerissenes Schnipsel beigelegt "Agordo den 2. Februar 1851" mit (leider nur) dem winzigen Rest einer Zeichnung.[78]


Brief vom 8. Mai 1859:

Unbekannte Schreiberinnen an Antonia Spängler [Nr. 37]:
Wien den 8ten Mai 1859. Theuerste Freundin! Ungemein freute mich Ihr liebes Schreiben, welches ich gestern den 7ten Mai erhielt, Karl schrieb mir daß der Brief beim Fellerer war, ich kann gar nicht begreifen indem ich noch nie der Fellerer geschrieben habe, wir überhaupt in gar keinen Briefwechsel mit Ihnen stehen, wie sie den Brief nicht dem Karl gleich hinschickte, daß ist schon das zweite Mahl, daß ich wegen ihr einen Brief so lange nicht bekome; bitte also wenn Sie mir wieder die Freude machen zu schreiben ja den Brief gleich dem Karl zu geben, was hätte Franz vor [für] eine Freude gehabt, wenn der Brief während seiner Anwesenheit gekomen wäre. Franz sieht prächtig aus, und es hat ihm Wien so gut gefallen, daß ihm der Abschied, recht schwer angekomen ist [/] wir sind recht viel mitsamen herumgegangen. Auch wir vermissen alle Ihre liebe Gesellschaft, sehr [,] ich kann mich nicht ganz der Hoffnung erwehren, Sie theure Freundin wenn einmahl beide Söhne in Wien sind, vielleicht doch auch herunter zu ziehen, wir fänden auch hier Spaziergänge die wohl mit Salzburg keinen Vergleich aushalten, im ganzen aber auch recht hübsch sind. Vergangenen Sontag waren wir alle mit Franz und meinem Bruder der mit der Deputation der Stände beim Kaiser war in Schönbrunn, und früher einmhl [einmal] im Prater haben uns recht gut unterhalten; Bis dato gefällt es mir ganz gut hier [/] wir haben eine sehr kleine Wohnung aber eine wunderschöne Aussicht, die wir wohl leider wieder verlieren denn wir haben von Micheli [Michaeli?: 29.9.] an eine Wohnung in der Stadt gemiethtet im 3ten Stok mit der Aussicht in einen Hof, um 600 f [Florin: Gulden] C.M. [Kurantgeld, gängige Münze] sie ist ganz in der Nähe der Universität sehr licht nd freundlich, und wir können 2 Zimer vermiethen, sie ist im MXXngeti schon Richtungsfeste.

Bei Lubitsch sind alle ganz wohlauf, sind aber seit Georgi [23.4.] ziemlich weit von uns weg[g]ezogen. Die Lebensmittel sind wohl theurer als in Salzburg aber nicht gar so bedeutend, nur sehr mühsam [/] man muß alles selbst kaufen, den die Leut gäben sich die Mühe nicht, die Toni und ich haben jeder einen braunen Marktkorb, wo wir alles zusamenschlagen. Das Pfund Rindschmalz 60 x [Kreuzer] bis 63 x Neugeld Schweinschmalz von der fast alles kocht auch wir 36 x Butter 60 bis 70 x Eyer 25 um 40 x Neugeld. Grünspeisen billiger als in Salzburg. Semel besser und im Geld gleich [/] Hausbrod theurer und schlechter Fleisch 26 x Neukreutzer nicht gut. Kertzen und Seifen billiger. Schuster billiger. Männer Schneider nicht viel theurer. Milch 1 Seitel 5 Neukreutzer 1 Seitel Obers 10 x sauer Ram 10 x letzterer sehr gut. 1 Klafter Eschenlenner [?] Mischling [?] ei[n]mahl zum Abschneiden 8 f 30 x C.M. und da brennen wir nebst dem Steinkohlen kostet der Centner 1 f 26 x Neugeld. Nun muß ich schließen denn der Raum fehlt. Mein Mann empfielt sich vielmahls und dankt vor [für] den Glükwunsch zu seinem Namenstag, [mit kleinerer Schrift und anderer Tinte, doch gleiche Handschrift:] er ist derjenige der Salzburg am meisten zu vermissen scheint. An Otto viele Grüsse von allen so wie an die Theres, und alle die sich unser erinnern auch wenn ich bitten darf an die Davidlin [?] sie soll gut auf das Preiserl [?] schauen mir ist noch immer leid um sie. Erfreuen Sie mich wieder mit ein paar Zeilen ich küsse Sie im Geiste und bin Ihre inigliebende Freundin Antonia Duscher [?] [sehr klein:] An die beiden FXXel [Franzel?] alles Schöne.


Andere Schrift?:
Verehrteste, gnädige Frau. Auch ich bin so frei, an Sie gnädige Frau einige Zeilen zu richten. Ich befinde mich hier recht wol und habe mich schon angewöhnt, obwohl ich sehr oft an Salzburg und seine lieben Bewohner denke! - Hr Franz ist auch wieder nach Graz zurück, er hat sich hier, wie es scheint sehr gut unterhalten, wir waren auch einmal zusammen in Schönbrunn. Er sieht sehr gut aus. Heute Sonntag wollten wir eine Parthie nach Don[n]er[s]bach [?] unternehmen, die jedoch des Regens wegen unterbleiben wird müssen. Die Aussicht unserer Zimmer ist herrlich, jedoch die Einsicht ist nicht großartig. Sehr freue ich mich in die Wohnung in die Stadt hinein. Gnädige Frau besuchen gewiß wieder fleißig die Mainandacht, ich bitte, gedenken Sie dabey auch öfters meyner. Hier ist Alles Krieg, Freiwillige sieht man auf allen Strassen sich im Rausche herumtummeln, man darf sich garnicht getrauen solchen in die Nähe zu kommen, denn sie haben sogar vorgestern einigen Frauen die Hüte vom Kopfe gerissen. Es ist gut, dß [daß] sie fortkommen. Im Prater waren wir schon 2 mal, er gefällt mir sehr gut. Ich hätte mich gerne noch länger mit Ihnen gnädige Frau unterhalten, allein der Raum fehlt. Indem ich Sie auch bitte mich nicht ganz zu vergessen, küsse ich Ihnen, gnädige Frau die Hände, und verbleibe Ihre dankbarste [!] Antonia Duscher [! Antonin ?].

Daneben: An Hr Otto, so auch an die beiden Franzl bitte ich mich ergebenst zu empfehlen; Theres grüsse ich 1000 mal! - [/]: zur Verdeutlichung hier Satztrennung eingefügt (auch andere Zusätze bei der Übertragung ebenfalls in eckigen Klammern). [?]: Bedeutung oder Lesung (hier bes. bei Familienamen) unsicher. Kürzelzeichen, z.B. Verdoppelung durch Strich über m und n, sind aufgelöst; aber z.B. "bekome" und "Zimer" trotzdem mit einem "m". - Vorpostalischer Brief, unbekannte Absenderin (doppelt mit Antonia Duscher unterschrieben?) an: "Der Wolgeborenen Frau Antonie Spängler in Salzburg. Durch Güte." Brief eng gefaltet, kleine Reste von rotem Siegellack. An: Maria Antonia (Antonia) Spängler [Nr. 37], geb. Lürzer, geb. 1803 (siehe unten, nächste Briefschreiberin); der im Brief genannte "Franz" ist der Sohn [Nr. 18] Franz II. Xaver Gregor Spängler, geb. 1839 (vgl. "...beide Söhne"), zur Zeit des Briefes also 20 Jahre alt. Er studiert in "Graz" und ist bzw. war offenbar zu Besuch in Wien bei der Briefschreiberin. Eine "Duscher Toni" taucht auch im Tagebuch des Franz Spängler 1860 auf. - "Neugeld": seit 1857 sind in Österreich 100 Kreuzer: 1 Gulden; Der Gulden [fl.] war zwischen 1857 und 1892 in Österreich die Silberwährung (1 Gulden = 100 Kreuzer). - "Krieg" im Frühjahr 1859 gegen Frankreich unter Napoleon III.


Brief vom 22. Mai 1859:

Ein Bogen, Prägedruck "Bath":
Graz le 22 Mai 1859. Mon très cher frère! Quoque nous ayons la guerre contre les Français je ne fais m’empécher de vous écrire en langue française. Avant tout j’ai encore à ajouter bien des choses de mon séjour à Vienne. Notre cousine Anne Sauter vous salue mille fois, et vous dit par moi, qu’elle se souvient encore très bien de votre galanterie; elle m’a demandé, si vous êtes encore si galant, ce que j’ai affirmé, et où j’ai ajouté encore, que vous [… ]

Er grüßt den Bruder auch von dessen "ancien collegue Louis Kaser"; im Prater traf er "Mademoiselle Tini Tichna l’ancienne amour de notre cousin François", auch Grüße von "Antoinette Duscher" [Tochter von "Madame Duscher"], die bedauert Salzburg verlassen zu haben. Er hat im Theater "Iphigénie en Tauris" gesehen und beschreibt das Stück sehr kurz. Er fragt nach Anne Warnersberger und nach "notre ami Kalhofer" und bestellt Grüße. In Graz wurden unter den Studenten 500 Gulden für die Ausstattung der Freiwilligen gesammelt, von denen "la plupart en sont filoux et vaurerien [vaurien]." An den Gouverneur schrieben sie eine "adresse" für "Sa Majesté impériale" mit folgendem Satz [auf Deutsch:] "Sind wir noch durch unsern Beruf zunächst angewiesen, dem Vaterlande mehr d[ur]ch die geistigen Werke des Friedens, als d[ur]ch Thaten des Krieges zu dienen, so werden wir doch, wenn der Ruf Eurer Majestät an uns gelangen sollte, mit dem Muthe, den das Bewußtsein einer gerechten u. heiligen Sache gibt, zu unsern Brüdern auf den Kampfplaz eilen, u. uns ihnen würdig erweisen." Mehr als 120 Studenten haben unterschrieben. Franz ist im zweiten Semester und nennt seine Studienthemen; er bittet um neue Blätter der Steno-Zeitung, erinnert, dass "Pater Fulgenie" Steno unterrichtet hat, und fragt nach einer "composition" von "Professeur Mayr" … "En ésperant, que ma lettre vous trouve en bonne santé je m’appelle avec amour votre fidèle frère François." Kurze Nachschrift in Steno; vier Seiten, durchgehend auf Französisch bis auf obiges Zitat.


Brief vom 28. Juni 1859:

Ein Blatt:
A mon très cher frère Otto Spaengler à Salzbourg. [wie die obigen Briefe und viele andere in diesem Bündel ein Bogen bzw. hier ein Blatt, 23 x 15 cm, doppelt gefaltet auf 15 x 6 cm, mit Resten von Siegellack am Rand] Graz le 28 Juni 1859. Mon très cher frère! (Er dankt für einen Brief, gratuliert zum Geburtstag [(Otto Spängler, geb. 4. Juli 1841 in Salzburg)], möchte ihm etwas zum Geburtstag schenken, sucht aber nach einer Gelegenheit bzw. hat nicht genug Geld.) [fortgesetzt nach Absatz:] le 29. Juin / Nous avons à présent ici une très grande quantité de soldats mais seulement de soldats italiens; il loge à Grace [in späteren französischen Briefen "Gracè" bzw. "Graz"] et dans les environs de la ville un bataillon ou en regiment Archiduc Sigismond, un bataillon du regiment Prince Michel et un bataillon du regiment Acroldi. Tous ces regiments devaient quitter l’Italie [nach der verlorenen Schlacht von Solferino], par ceque une grande partie en n’avait pas êté fidèle. On dit, qu’on en a fusilé plusieurs soldats à Nabresina [bei Triest], à Adelsberg [Postojna, Slowenien] et à Laibach [Ljubljana]; à Grace aussi deux ou trois en ont été fusilés. [ohne Absatz oder Abstand weiter:] L’éxamen de maturité a comencé ici samedi passé et sera demain fini. Pour la composition allemande ils avaient ce thème: «Quelles langues étrangères ont eu une influence singulière pour la langue et la littérature allemande?» Deux étudiants de la huitième classe du gymnase […] ("La St. Jean" ist [in Graz] kein Feiertag, sondern normaler Wochentag, "dans l’octave du St. Sacrement" ist keine Prozession, keine an "Fête-Dieu".) Si les soldats italiens ont la garde ils n’ont pas fusils excepté ceux, qui sont sentinelle. Par ceque nous avons à présent des soldats ici, la garde civique à cessé à être de garde. C’est ce quest [que est] très agréable aux citoyens. Si vous voyez peut être votre ancien compagnon Lechner, dites lui, que je le plainds, qu’il a été blessé, et que le salut qu’il m’a fait dire à son voyage à Grace, m’a été dit. (Grüße an Kalhofer, an "Charles Duscher" und an die anderen Schüler der 7. und 8. Klasse, die er kennt; gleichfalls an die jungen "Sattlers" und "Fenzls"; wie geht es "Ernestine Spaengler", Grüße an sie.) En ésperant que vous vous portez bien, et que vous m’écrirez bientôt / votre / toujours fidèle frère François. (mit Bleistift verziert: "M Spangler [!]")


Schulzeugnis für Franziska Spängler vom 10. August 1859

 
Schulzeugnis 1859 der Franziska Kobler.

Großformatiger Druck[79], Blattformat 42 x 28 cm; gesiegelt; Unterschriften gedruckt und von Hand; [Ergänzung, Erklärungen]; // = Absatz:
Schul-Zeugniss. Von Seite [!] der Mädchenhauptschule im Ursulinen-Institute zu Salzburg wird hiemit bezeuget, daß [Name handschriftlich eingefügt:] Schlegel Franziska[80], geb. den [Datum handschriftlich:] 1. Juni 1848, die dritte Klasse seit dem 1. Okt. 1858, [handschriftlich:] durch Krankh. s[ehr]. oft unterbrochen, sich in den Sitten [handschriftlich:] sehr gut verhalten, und die für den [!] [handschriftlich:] II. Semester vorgeschriebenen Lehrgegenstände folgender Maßen erlernet hat: // [eingerückt; Fächer und handschriftlich elfmal: sehr gut, viermal: gut. {…} Mit "Vorzug" versetzt]. Fächer, Bezeichnungen hier abgekürzt: Religionslehre / biblische Geschichte / Evangelium / Lesen des Deutschgedruckten / des Deutschgeschriebenen / des Lateingedruckten / des Lateingeschriebenen / Rechnen aus dem Kopfe / in den Brüchen / in der Regeldetri [Dreisatz] / Schönschreiben / Diktat und Rechtschreiben / deutsche Sprachlehre / Aufsatzbildung / Aussprache. Salzburg, am [handschriftlich:] 10. August 1859, [vier Unterschriften:] Ferdinanda Klänner, Schulpräfektin; Lehrerinnen: Juliana Tannenberger, Maria Anna Daniel. [neben dem schwach rötlichen Papiersiegel:] Fr. v. Pichl [Namenskürzel: M{ar}ia]", Katechet


Brief vom 27. Oktober 1859:

Ein Bogen, Prägedruck "Bath":
Graz 27/10 [18]59 / Liebster Otto! Leider haben mein letzter Brief u. der der Mutter sich umgangen, u. ich warte […] (…auf den nächsten Brief, und er schickt dann die "Quittung vom Stipendium" … "Nun erst einige Neuigkeiten." … Theodor Spängler[81] in Friesach ist "verliebt", Otto soll aber bei Spängler nichts sagen, es ist ungewiss, ob aus "der ganzen Geschichte etwas Ernstes wird"; bei anderen herrscht "Eifersucht" [unterstrichen]; ein Brief von "Duscher Karl", der schreibt, dass Kießling jetzt statt Philologie Medizin studiert. [Fortsetzung nächste Seite:] 30/10 59. (…für die geplante Schillerfeier in Graz war vorgesehen, die «Gloke» melodramatisch aufzuführen, aber es fand sich kein Klavierauszug, sie haben das Ganze aufgegeben; er fragt nach der Salzburger Schillerfeier, "bei der Prof. Weiss eine Rede halten wird." [Fortsetzung nächste Seite:] 31/10 59. (Er erinnert den Bruder an die stenographische Zeitung. "Angerer war fast 8 Tage hier, u. hat seine Prüf[un]g[82], wenn auch nicht mit besonderm Erfolge bestanden. Troll, der ebenfalls vor Angerer hier war u. sie mit Angerer machte, ist gefallen." … "An Euren Lesungen möchte ich sehr gerne Antheil nehmen. Grüße mir alle Mitglieder herzlich; sie sollen manchmal dabei auch meiner gedenken; wenn ihnen wieder einmal eine Räthsel-Auflös[un]gs commission zusammen tritt, schreib‘ es mir; dann werde ich auch etwas einschiken." ... Er fragt nach Vinzenz und ob sie mit ihm spazieren gehen. [Es folgenden zwei Zeilen in Steno] … "Sind in Salzburg auch Vertrauensmänner zur Berath[un]g über das Gemeindegesez [!] gewählt worden? Wer ist denn bei dieser Commission dabei?" … "Alle Bekannten laße ich herzlichst grüßen resp. ihnen die Hand küßen etc." … kannst [d]u am Schluße des Jahres auch meine Physikschriften verkaufen; sonst schenke ich sie dem Hubert. Nun lebe wohl, grüße mir die Therese u schreibe bald Deinem ewig treuen Bruder FXSpgr.) [folgt eine Zeile in Steno]


Brief vom 4. Dezember 1859:

Dito wie vorstehender Brief:
A mon chér [!] frère Otto Spengler [!] à Salzbourg [Lackrest mit Siegellteil "S"] Graz le 4 Dez. 1859 / Mon cher frère! Hier je reçus votre lettre, dont je vous remercie de tout mon coeur […] (Er ist Souffleur in einem kleinen Theater mit einem komischen Stück. Zu seinem Fest [Namenstag "Franz Xaver", 3. Dezember] bekommt er u. a. ein besticktes "portefeuille"; er selbst schenkt sich für "3 florins et cinquante Kreuzers" zwölf Bände der gesammelten Werke von Lord Byron. Theodor [Spängler; vgl. Brief vom 27. 10.] wird heiraten, aber Otto hätte es nicht gleich den "Spenglers" [!] erzählen sollen. [Fortsetzung:] Le 5 Dèz. [! déc.] Vous écrivités dans votre lettre […] (Er empfiehlt die Lektüre von Stifters «Studien», besonders das Gedicht «Die Feldblumen». Am 15. Januar wird ein Ball sein.) … Portez vous bien, repondez bientôt, et soyez persuadé, que je resterai toujours votre fidèle frère François

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Einzelnachweise

  1. Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
  2. Die Groß- oder Kleinschreibung von "d" ist nicht immer klar erkennbar.
  3. Von diesem "Kind" ist praktisch in jedem Brief die Rede. Es ist die 1848 geborene Fanni, Franziska Schlegel, die bei der Großmutter aufwächst, weil ihre Mutter Amalia (Zäzilia Amalia Kobler; ihrer Herkunft nach auch "Amalia Kobler-Castelli" genannt) kurz nach der Geburt des Kindes stirbt. Ein hübsches Portrait zeigt die 1850 zweijährige Fanni; vgl. Foto oben
  4. In diesen Briefen wird durchgehend "Ui" für "Ü" geschrieben.
  5. Die Beethovengasse liegt zwischen der Votivkirche und der heutigen Medizinischen Universität Wien.
  6. "…in der Anschrift auf dem Umschlag (G. H., G. H. – Geschätzter Herr, zweimal wiederholt, die förmlichste Begrüßung…" (Isaac Bashevis Singer, Das Landgut [1967], München: Hanser, 1981, S. 426; der Roman spielt in Polen nach 1863).
  7. Worauf er sich bezieht, geht aus diesem Brief nicht hervor; dazu wäre vielleicht ein Gegenbrief von Fanny Kobler heranzuziehen. Ein solcher hat sich leider nicht erhalten.
  8. Da war er offenbar mit Amalia (Zäzilia Amalia Kobler) im Prater, welche er 1846 in Salzburg heiratet, die aber 1848 bei der Geburt des ersten Kindes stirbt.
  9. Neutor; verbirgt sich dahinter eine Salzburger Redensart?
  10. Graf Moritz Sandór / Moriz Graf Sandór (* 1805), u. a. bekannt für seine wagemutigen Taten zu Pferd, Schwiegersohn von Metternich; Johann Oppolzer (* 1808; † 1871), seit 1850 Mediziner an der Universität Wien.
  11. Kalksburg ist bis 1938 eine selbständige Gemeinde im südlichen Wienerwald, heute im 23. Bezirk Liesing.
  12. Betti, manchmal Betty, ist die Cousine der Höllbräuin Fanny (Franziska Kobler) in Salzburg. Sie ist also, obwohl jünger, die Tante von Zäzilia Amalia Kobler (* 1821; † 1848), verheiratet 1846 mit Richard Franz Schlegel (* 1811; † 1881). Betti Kobler (* 1825; † 10. August 1881 in Grein an der Donau, Oberösterreich) ist verheiratet mit Leopold Katzinger (zeitweise in Schärding). Viele Briefe erwähnen sie; 1844 [siehe dort] schreibt sie mehrfach an Fannys Tochter "Mali", auch manchmal "Maly" (Zäzilia Amalia Kobler).
  13. Nach wem? Franziska Kobler stirbt 1886; das Todesjahr des älteren Bruders Vincenz kennen wir nicht.
  14. Vgl. oben Brief vom Sonntag ohne Datum wegen eines Mittellosigkeitszeugnisses, aber offenbar bzw. vielleicht handelt es sich um ein anderes Gesuch. Vom welchem Bruder die Rede ist, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Richard Franz Schlegel hat zwar einen älteren Bruder Vincenz Schlegel, * 1807, von dem wir aber nur wissen, dass er 1846 "Feldwebel im löbl. kk Mineur Corps, Wien, Haupt Genie Amt" ist, also wahrscheinlich 1850 nicht in Salzburg lebt und kaum gemeint sein kann (?). Vincenz Schlegel ist 1872 kathol. Pfarrer in Leipzig; vgl. Brief ohne Datum 1872. Es gibt noch einen älteren Bruder Fritz / Friedrich (oder Josef), von dem ich [O. H.] aber keine Daten habe.
  15. Es ist vielleicht das Siegel von P. [Paul?] Eder, dem Bruder, der als Geistlicher in Münsing lebt (vgl. den Brief vom 8. Jänner 1854). Erkennbar sind unter einem Schildhalter ein Anker und im Wappen die verschlungenen "P P E"; siehe auch Abbildung.
  16. Diese Adresse in Salzburg konnte zuerst nicht verifiziert werden. Die Nr. 228 stammt offenbar aus der Zeit der Durchnummerierung der Häuser in Salzburg (durchlaufende Conscriptions-Nummer) und bezieht sich auf das Rückgebäude zur Getreidegasse Nr. 15, dem Azwangerhaus [auch: Atzwanger-]. Die Häuser dort gehen auf den Universitätsplatz, der auch nach 1810 gelegentlich Kollegienplatz genannt wird, entsprechend der Kollegienkirche, z. B. 1857 bei der Verlegung des Wochenmarkts, Salzburger Märkte, und 1873, vgl. Hinweis bei Ludwig Doppler (Alpinist). Die Adresse wird bestätigt durch ein Aktenstück für Franz Spängler, Kobler-Spängler-Briefe, vom 31. Juli 1862 (siehe dort), das folgende Adresse trägt: "zu Händen seiner Mutter, der Frau Antonia Spängler in Salzburg Getreidegasse, Atzwangerhaus No 244, 4. Stock." Vgl. Foto in SALZBURGWIKI: "Durchhaus Azwanger-Passage" von der Getreidegasse 15 zum Universitätsplatz 11. Auch ein Aktenstück vom 8. Oktober 1858 (siehe dort) hat den Hinweis "Haus No 244".
  17. Unter den Kobler-Spängler-Briefen ist der Brief vom 13. April 1859 der erste, der eine Briefmarke trug.
  18. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  19. Der Vater ist 1852 gestorben.
  20. Tal, Straße in der Münchner Altstadt
  21. Adriaen van der Werff, * 1659; † 1722
  22. Abtei St. Bonifaz
  23. Mariahilfkirche; Maria Hilf in der Au, München
  24. vgl. Brief der Mutter vom 21. August 1853
  25. vielleicht Josef Wörnhart
  26. Domcapitular etc. Dr. Johann Baptist Kapfinger (* 1809; † 1873); vgl. Brief vom 8. November 1873
  27. Rundsiegel mit Buchstaben, mittlerer Buchstabe zerbrochen [X]: "J X C"; anderes, kleineres Siegel als auf dem vorangehenden Brief vom 7., 8. und 10. August.
  28. Diese (1853 wohl schon veraltete) Bezeichnung wird vielleicht durch folgendes Zitat aus SALZBURGWIKI "Oberösterreich / Geschichte" verständlich: "Während der Zeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Salzburg ein Herzogtum war, hatte Salzburg keine eigenständige Verwaltung, sondern wurde von Linz aus verwaltet. Erst 1849 wurde Salzburg ein eigenständiges Kronland." Vgl. auch die folgenden Briefe.
  29. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  30. Wie bei F. X. Spängler, auch später, ist großes und kleines "f" nicht zu unterscheiden.
  31. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert. Zum großen Teil mit blasser Tinte geschrieben; am Anfang exakte Schrift, später eher flüchtig.
  32. Johannes von Müller, * 1752 in Schaffhausen; † 1809; Grabmal, 1852 gestiftet vom bayerischen König
  33. Vgl. Stellwagen. Unter den vielen Abbildungen zum Thema "Postkutsche" scheint mir [O. H.] jene passend, die der dänische Maler J. Th. Lundbye (aus meiner Familie mütterlicherseits) skizzierte, als er 1845 bei Lausanne auf den Weg nach Italien war. Vgl. Abbildung. Dank an "Den Hirschsprungske Samling" in Kopenhagen für die Abdruckerlaubnis.
  34. muss heißen 20/8
  35. Entgegen dem Augenschein, der für eine "4" spricht, ist der Brief 1853 zu datieren, da er sich auf die Reise des vierzehnjährigen Franz Spängler zusammen mit dem "Professor" bezieht, das ist Franz de Paula Albert Eder; siehe ausführliche Anmerkung dort. Vgl. auch Foto der erste Seite dieses Briefes.
  36. Antonia Spängler, geborene Lasser von Zollheim (* 1797; † 1864), die Frau von Hofrichter Johann Peter Maria Spängler
  37. Maria Johanna Lürzer von Zehendthal, geborene Grassl (* 1778; † 7. August 1853 in Hall in Tirol), verheiratet mit Franz Lürzer von Zechenthal.
  38. vgl. Stockhamer Brauhaus
  39. Das ist wohl der Bruder, der zwölfjährige Otto Spängler. Vgl. Foto der vierten Seite dieses Briefes; die Übertragung ist mangelhaft.
  40. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  41. Mit dem Wiener Kongress 1815 wurden Mailand, die Lombardei und Venetien wieder österreichisch. 1848 gab es einen Aufstand gegen die österreichische Besatzung, und 1859 nach der Niederlage Österreichs gegen Frankreich wurde Mailand italienisch. Vgl. Italien / Das Ende Österreichs in Italien.
  42. Seit 1743 gehörte Arona am Westufer mit der Region Piemont zum Königreich Sardinien.
  43. Im Brief vom 29. Mai 1870 wird Karl Roll erwähnt. Dessen Vater, Karl Roll (* 1814; † 1862) war als Hauptmann in der Lombardei stationiert.
  44. Münzsorten dieser Jahre waren "Thaler, Gulden, Zwanziger und Zehner"; vgl. Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Herzogthum Salzburg.
  45. Er siezt seine Mutter und schreibt sonst "Ihr" und "Sie".
  46. pesante (?)
  47. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  48. Morea (Peloponnes) war nach dem "Großen Türkenkrieg" und dem Frieden von Karlowitz 1699 bis 1715 kurze Zeit venezianisch (dann osmanisch), Candia (Heraklion, Kreta) gehörte von 1206 bis 1669 und Zypern von 1489 bis 1571 zur Republik von Venedig.
  49. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  50. "Rösten" und Schmelzen des Erzes
  51. Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843; † 1901)
  52. liegt nicht in diesem Briefbündel
  53. Pegel Triest, [heute:] "Meter über Adria"
  54. Muss heißen 10. September 1853; vgl. vorangehenden Brief vom 27. und 29. August (geplant 6. September), siehe auch folgenden Brief.
  55. Maria Johanna (Anna) Grassl (Gräßlin); * 1778; † 7. August 1853 in Hall in Tirol; 1796 verheiratet mit Franz Lürzer von Zehendthal, Franz Lürzer von Zechenthal, * 1768; † 1830
  56. Franz Lürzer von Zehendthal / Franz Lürzer von Zechenthal, * 1796; † 1870, k.k. Bergwerksinspektor in Agordo, Venetien, der älteste Bruder der angeschriebenen Mutter Spängler. Er ist in zweiter Ehe 1851 verheiratet mit Marie Spängler (* 1820; † 1880); es gab drei Kinder aus der ersten Ehe, oben "Pepi, Anna und Otto" genannt. Marie Spängler ist eine Nichte vom Vater Franz Xaver Gregor Spängler, also eine Cousine vom Reisebegleiter Franz.
  57. Die "Miniere di Valle Imperina", Abbau von Silber und Kupfer, wurde 1866 italienisch.
  58. Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843; † 1901)
  59. Das ist offenbar eine Art von Tornister. Vgl. Abbildung = Deckel "Großes Reisespiel", Berlin, um 1850. Lithographie, handkoloriert, 33,00 cm x 25,50 cm. Inv.-Nr.: G 0391 in der Sammlung Stiftung Stadtmuseum Berlin. Dank an die "Stiftung Stadtmuseum Berlin" für die Abdruckerlaubnis.
  60. vielleicht Lehrer und Chorleiter Josef Wörnhart
  61. vgl. mehrere Briefe von 1853
  62. 1854 angenommen
  63. Briefe und Dokumente verteilt auf die entspr. Jahre, gesammelt aber verblieben im Bündel "1868 im braunen Briefumschlag"
  64. Antonia Spängler
  65. Kardinal Maximilian Josef von Tarnóczy, 1850 bis 1876
  66. Franz II. Xaver Gregor Spängler
  67. Wie auch an anderen Stellen sind die einzelnen Sammlungen der Briefe nicht streng chronologisch geordnet. Sie wurden generell in der Reihenfolge belassen, wie sie bereits vorher gebündelt vorlagen. Das gilt besonders für undatierte Briefe; der undatierte Brief nach dem 8. Mai 1858 wurde allerdings hier neu zugeordnet. Auch der Brief von 1858, der dieser Teilsammlung die Bezeichnung gegeben hat, wurde an die erste Stelle gerückt (ebenso andere, die ihm folgen). Manche Briefe konnten jetzt nur flüchtig durchgesehen werden; hoffentlich ist nichts Wesentliches für "Salzburg" übersehen worden.
  68. Aus den folgenden Briefen geht u. a. hervor, wie sich "Franz", der 1858 die Schule in Salzburg mit der Matura abschließt, sich um seinen etwas über zwei Jahre jüngeren Bruder "Otto" (so schreiben sie sich selbst) kümmert (der Vater ist 1852 gestorben). Otto steht in den ersten Briefen noch vor der Matura; Gegenbriefe von ihm aus diesen Jahren sind leider nicht erhalten. Bemerkenswert ist m. E. das breite, allgemeine Bildungsinteresse, das den jungen Jura-Studenten Franz auszeichnet. Berührend, aber wohl zeittypisch, sind die Wünsche für Gesundheit, die Zeichen inniger Verbundenheit in Anrede und Grußformeln und die "Flut" der Grußwünsche an Verwandte und Bekannte. Gleiches gilt für die immer wieder auftauchende "Angst", von den Freunden in Salzburg "vergessen" zu werden, und der Wunsch, wenigstens brieflich am gesellschaftlichen Leben in Salzburg Anteil nehmen zu können (Graz scheint da weniger geboten zu haben). Auffallend ist die unterschiedliche Schreibung von "Spängler", "Spaengler", "Spangler" und "Spengler". Die französischen Texte (an sich schon bemerkenswert) sind in der Schreibung von Franz so belassen worden; an einzelnen Stellen wurde Auffälliges mit [!] markiert, aber durchaus nicht konsequent. Eine Beobachtung betrifft die Sparsamkeit von Franz, obwohl ein Vermögen vorhanden ist (vgl. z. B. Brief vom 5. April 1860); auch spätere Briefe sind voller Abrechnungen mit der Mutter und über Vermögensverhältnisse, die dann schon der Bruder Otto (Direktor der Salzburger Sparkasse) administriert.
  69. "Nr. 18" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
  70. Demnach dauerte die Fahrt von vielleicht spätabends in Salzburg, zwei Nächte unterwegs mit Frühstück in Bad Ischl und in Leoben und der Ankunft mittags in Graz fast zwei Tage und zwei Nächte.
  71. Familie Lürzer von Zechenthal, aber nicht näher identifiziert
  72. offenbar ein Vorläufer vom Bankhaus Spängler u. Trauner; nach Gertrude Maier: Geschichte des Bankhauses Carl Spängler & Co, Diss. Wien 1973, S. XX, gab es "Spängler & Tauner" ab 1855 als Nachfolger der Duregger Handelsgesellschaft
  73. Briefe und Dokumente verteilt auf die entspr. Jahre, gesammelt aber verblieben im Bündel "1868 im braunen Briefumschlag"
  74. Franz II. Xaver Gregor Spängler
  75. Vgl. die Vorgeschichte zur Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859: Einmarsch der Österreicher am 29. April 1859 in das Piemont gegen die Interessen von Napoleon III. Dadurch kommt es zum Krieg gegen Frankreich.
  76. dem Inhalt nach hinter dem Brief vom 8. Mai 1859 eingeordnet
  77. Die Rechnung geht m. E. nicht auf; ob oben "10" oder "16" (schwer leserlich) eingesetzt wird, fehlen auf jeden Fall 7 fl. 50 Kr. (?)
  78. Vgl. die Reise nach Venedig mit Franz de Paula Albert Eder 1853, bei der sie auch in Agordo bei Franz Lürzer von Zechenthal waren.
  79. Briefe und Dokumente verteilt auf die entspr. Jahre, gesammelt aber verblieben im Bündel "1868 im braunen Briefumschlag"
  80. Franziska Spängler, geborene Schlegel
  81. Theodor I. Eduard Maria Spängler (* 1824; † 1916), am 13. Februar 1860 verheiratet mit Theresia Zunzer (* 1838; † 1917).
  82. Auch in späteren Briefe verwendet Franz Xaver Gregor Spängler häufig Abkürzungen: u[nd]. / d[ur]ch usw.
Korrespondenz der Familien Kobler und Spängler