Wallfahrtskapelle hl. Antonius von Padua

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Pfarrhof und Antoniuskapelle zu Söllheim um 1920
Kirche und ehemalige Pfarrhof, Aufn. Juli 2009
Antoniuskapelle

Die Wallfahrtskapelle hl. Antonius von Padua befindet sich in Söllheim in der Gemeinde Hallwang und steht unter Denkmalschutz. In früheren Zeiten war das Kirchlein sogar ein Konkurrent der Wallfahrtskirche von Maria Plain.

Geschichte

Um 1680 sollte schon längst ein Schiff, welches einigen Salzburger Kaufleuten gehörte, im Hafen von Venedig eingetroffen sein. Es war wahrscheinlich voll beladen mit Gewürzen, doch es traf nicht im Hafen ein. Schließlich beschloss Johann Anton Kaufmann, der damals Handelsgehilfe im Fuchs'schen Kontor zu Salzburg war, das Schiff zu kaufen. Er betete zum heiligen Antonius, seinem Namenspatron, und siehe da: Das Schiff traf bald im Hafen von Venedig ein! So war Johann Kaufmann nun ein reicher Handelsmann. Im Jahre 1684 kaufte er sich das Gut Söllheim. Als Dank an den heiligen Antonius ließ Kaufmann die Kapelle in Söllheim erbauen

Die barocke Kuppel der Söllheimer Kapelle wurde vom erzbischöflichen Hofbaumeister Giovanni Gaspare Zuccalli, der bereits in Salzburg die Kajetanerkirche und St. Erhard erbaut hatte. Die Länge der Kuppel beträgt 17,44 Meter, die Breite 9,95 Meter und die Höhe 16,26 Meter mit einer 4,48 Meter hohen Laterne. Jedoch bereitete der Bergheimer Pfarrer Johann Müllauer beim Bau der Antoniuskapelle große Schwierigkeiten. Dank der Vermittlung des Präsidenten Joachim Albrecht Graf von Leiblfing kam es dann doch zum Bau. Am 11. Juli 1694 wurde die Kapelle durch den Bischof von Chiemsee, Sigmund Ignaz Graf von Wolkenstein, geweiht.

Abt Edmund von St. Peter las am 21. Juli 1686 die erste Heilige Messe in der Söllheimer Kapelle. Am 15. Oktober 1689 erhielt die Söllheimer Kapelle die Messerlaubnis.

Früher hatte die Kapelle, die eine Filialkirche der Pfarre Hallwang ist, sogar einen eigenen Pfarrer, der im Haus neben der Kapelle, im heutigen Gasthaus und Restaurant Pfefferschiff, wohnte. Der erste Mesner war Lorenz Enzinger, Mesner und Lehrer in Söllheim, Knecht an der Reindlmühle in Söllheim-Unteresch.

Der Bau der Kapelle dürfte im Jahre 1694 vollkommen fertig gewesen sein, da die Kapelle ja am 11. Juli 1694 geweiht wurde.

Die Wallfahrtskirche erfreute sich stets großen Zulaufs. Eine Schrift von Pater Petrus Martyr Haberleitner berichtet, dass von 1686 bis 1704 die hohe Zahl von 7582 Messen gelesen wurden. Es war sogar ein Erweiterungsbau des Kirchleins in Planung, jedoch wurde dieser nie durchgeführt.

Am 12. April 1711 verstarb Johann Kaufmann, der Erbauer der Kapelle, im 71. Lebensjahr. Er wurde in der Gruft der Kapelle bestattet.

Am 26. Februar 1745 wurde in die Söllheimer Kapelle eingebrochen. Viele Votivtafeln und wertvolle Weihgaben wurden gestohlen.

Im Jahre 1792 wurde die Kaplanei in Söllheim aufgelöst, damals wurde auch ein Ansuchen um Einverleibung in das Vikariat Hallwang gestellt.

Kuppelgemälde, Detailausschnitt
Antiniuskapelle innen

Ausstattung

Das Antonius-Kirchlein erhielt einen schönen Marmoraltar mit einem Altarbild vom Heiligen Antonius von Padua auf Kupfer gemalt, welches im Jahre 1751 in Nachahmung der Krönung der Mutter Gottes von Maria Plain mit zwei Silberkronen verziert wurde.

Im Laufe der Jahre wurde die Kapelle mit vielen wertvollen Messgewändern, Silberleuchtern, Kelchen, Kreuzen, Silbertassen (usw.) ausgestattet. Der ehemalige Seitenaltar des heiligen Johannes Nepomuk mit den Statuen der Heiligen und Salzburger Landespatrone Rupert und Virgil steht heute in der Sakristei, so wie auch das Ölgemälde der Muttergottes "Maria-Hilf".

Im Inneren der Kapelle, und zwar oben in der Kuppel, sind sechs Bilder zu sehen. Sie künden von den vielen Wundern des Heiligen Antonius, und das große Mittelbild zeigt die Glorifizierung des Heiligen mit der Kuriosität, dass dort die Heilige Dreifaltigkeit dargestellt ist, was in ganz Österreich und Deutschland sehr selten vorkommt. Diese Bilderserie (Kupferstich) wurden im Jahre 1699 im Auftrag Johann Kaufmanns von Andreas Matthäus Wolfgang nach Zeichnungen von Johann Friedrich Perretti gestochen.

Außer den Reliquien des heiligen Antonius besitzt die Kapelle auch einen wertvollen Nikolinusschrein, der jetzt unter der Altarniesche steht.

Am 12. Juni 1927 bekam die Kapelle eine neue Glocke. Sie wurde um 13:30 Uhr von Abt von St. Peter, Dr. Petrus Klotz, geweiht.[1]

In der Kapelle findet man die kleine Söllheimer Barockorgel aus dem Jahre 1728, die von Andreas Schwarz für das Schloss Eichberg in der Steiermark gebaut wurde. Im Jahre 2000 wurde sie vom Niederösterreichischen Orgelbaumeister Johann Pieringer aus Haag renoviert.

Renovierungen

Nach dem Bau der Kapelle durch Johann Kaufmann gab es keine größeren Renovierungen. In den Jahren 1958 und 1959 wurde die Kapelle unter der Leitung von Gerhard Gruchmann gründlich renoviert und am 15. August 1959 wieder eingeweiht. Das Dach (außen und innen) wurde im Jahre 1980 renoviert, im Jahre 1995 erfolgte eine Trockenlegung. Bei dieser Renovierung wurde auch die vor der Kapelle stehende Nepomukstatue in Söllheim etwas weiter weg versetzt.

Die Orgel wurde im Jahre 2000 von Johann Pieringer renoviert. Bei der Renovierung im Jahre 2006 wurde die Laterne saniert, das Dach mit Kupfer eingedeckt, der Tragkranz erneuert, ein neuer Glockenstuhl montiert und das Turmkreuz neu vergoldet. Leider verunglückte bei der Fertigstellung dieser Renovierung bei einem tragischen Arbeitsunfall der Hallwanger Franz-Xaver Strobl tödlich, an den eine Gedenktafel im Inneren der Kapelle erinnert.

Gruft

In der Gruft der Antoniuskapelle zu Söllheim liegen begraben:

  • Johann Kaufmann, Erbauer der Kapelle
  • Johann Christof Cajetan Pauernfeind von Eyß, Enkel Johann Kaufmanns und Besitzer von Söllheim
  • Maria Anna Josefa Katharina von Agliardis (geborene Pauernfeind von Eyß), Tochter des Johann Christof Cajetan Pauernfeind von Eyß
  • Marie Gräfin von Thun und Hohenstein (* 1803; † 1880), geborene Freiin Mladota von Solopisk, seit 1827 Witwe nach Johann Ernst Graf von Thun-Hohenstein, Besitzerin von Söllheim seit 1843
  • Marie Gräfin von Thun und Hohenstein (* 1860; † 1877), Enkelin der zuvor genannten
  • Dr. Gerhard Gruchmann-Bernau (* 23. Januar 1917 in Laurahütte, polnisch Huta Laura, Oberschlesien; † 28 März 1966 in Salzburg), Augenarzt in Salzburg und Renovierer der Kapelle
  • Eleonore Gruchmann-Bernau (* 1923; † 1989), geborene Ledóchowska-Thun, Gattin von Gerhard Gruchmann-Bernau

Antonius-Festwoche und Messfeier

Seit dem Jahre 1725 wird rund um den 13. Juni (Antoniustag) in Söllheim die "Antonius-Festwoche", früher "Antonius-Oktav" genannt, mit Abendmessen und Predigt gefeiert.

Oft finden in der Antoniuskapelle in Söllheim auch Trauungen und Taufen statt.

Jeden Sonntag um 09 Uhr findet außerdem die Heilige Messe statt, die lange Jahre von Pater Gustav Clemen MSC von den Herz-Jesu-Missionaren in Liefering gehalten wurde. 2011 fungiert Matthias Rettenbacher aus Söllheim als Mesner.

die Lage der Söllheimkapelle

Bilder

 Wallfahrtskapelle hl. Antonius von Padua – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
 Wallfahrtskapelle hl. Antonius von Padua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblink

Quellen

  • Haberleitner, Petrus Martyr: Die St. Antonius-Kapelle in Söllheim bei Salzburg, für Pilger nach Söllheim und für alle Verehrer des hl. Antonius von Padua, Verlag Anton Pustet Salzburg 1899
  • Reinhard Rinnerthaler: "Antonius von Padua - Wundersames über den Heiligen", Verlag St. Peter, Salzburg, 5. Aufl. 2003

Einzelnachweise

  1. Quelle ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 9. Juni 1927, Seite 4