Großglockner Automobil- und Motorradrennen

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über das erste Rennen 1935, 2:30 min Video
Bilder des 1. Großglockner Automobil- und Motorradrennens 1935.
1935: Scuderia Ferrari, Fahrer Carlo Pintacuda, Modena, Italien, auf Alfa Romeo 3000, Sieger der Klasse bis 3 000 cm³.
1938: Bild rechts oben: Hermann Lang, Sieger der Rennwagenklasse.
Hier erreicht Hermann Lang im zweiten Lauf das Ziel beim Fuscher Törl im dichten Nebel.

Die internationalen Großglockner Rennen für Automobile und Motorräder waren motorsportliche Wettkämpfe auf der Großglockner Hochalpenstraße in den Jahren 1935, 1938 und 1939.

Geschichte der Bergrennen

Das erste Bergrennen in der Geschichte fand am 31. Jänner 1897 in Südfrankreich statt. Gefahren wurde auf der 16,190 km langen Bergstrecke von Nizza hinauf nach La Turbie. Sieger wurde "Pary" auf einem 15-PS-De-Dion-Dampfwagen. Hinter dem Pseudonym "Pary" versteckte sich André Michelin, Edouards älterer Bruder, die die Reifenfirma Michelin gegründet hatten. "Pary" erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,4 km/h. Am Pfingssonntag, den 21. Mai 1899 fand dann in Österreich das erste Bergrennen statt, das Exelbergrennen bei Wien. Sieger war Arnold Spitz mit einem De Dion-Bouton-Tricycle (in 29:29,2 min.). Im selben Jahr fand dann auch das erste Semmering-Bergrennen statt.[1]

Durch den Ersten Weltkrieg kam es zunächst einmal zu keinen weiteren Bergrennen mehr. In den 1920er-Jahren fanden zwar wieder Bergrennen in Österreich, wie das Exelberg- und Semmering Bergrennen oder Arlbergrennen[2] statt, aber es gab kaum große internationale Bergrennen wie es sie in dieser Zeit beispielsweise in der Schweiz (Klausenpassrennen seit 1922) oder in Deutschland das Schauinsland-Bergrennen bei Freiburg im Breisgau (1925 bis 1937) gefahren wurden.

Was bei Rundstreckenrennen die Grands Prix sind, sind auf Bergrennstrecken die "Großen Bergpreise". Diese Bezeichnung für Bergrennen wurde in den 1920er-Jahren eingeführt.

Mit dem Gaisbergrennen in der Stadt Salzburg, das von 1929 bis 1933 in der Zwischenkriegszeit stattfand (dann erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg), hatte Österreich wieder ein internationales Bergrennen, wenngleich noch nicht als "Großer Bergpreis" veranstaltet. 1935 wurde das 1. internationale Großglockner Rennen für Automobile und Motorräder[3] einen Tag nach der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße durchgeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand dann auf dem Gaisberg 1957 der erste "Große Bergpreis von Österreich" mit internationaler Beteiligung statt. Dieses Gaisbergrennen war sowohl für Automobile (dreizehn Mal) als auch für Motorräder (vier Mal) ausgeschrieben.

Wenn auch die Bezeichnung "Großer Bergpreis von Österreich" vor dem Zweiten Weltkrieg noch nicht in Verwendung war, so können die Bergrennen auf den Gaisberg und auf der Großglockner Hochalpenstraße durchaus schon als solche bezeichnet werden. Alle drei Bergrennen auf der Großglockner Hochalpenstraße waren sowohl für Automobile als auch für Motorräder ausgeschrieben.

Internationale Großglockner-Rennen für Automobile und Motorräder

Die Rennstrecke

Gerade die Großglockner Hochalpenstraße als zentraler Alpenübergang bot neben der touristischen Zielsetzung als Alpentransitstrecke auch die Möglichkeit für Österreich, eine Bergrennstrecke zu schaffen, die internationalen Anforderungen entsprach. Als nach fünfjähriger Bauzeit 1935 diese Nord-Süd-Strecke fertiggestellt war, fand das erste internationale Großglockner-Rennen am 4. August 1935 statt, nur einen Tag nach der feierlichen Eröffnung der Straße. Es sollten noch zwei weitere folgen, 1938 und 1939. Sie trugen der politischen Entwicklung entsprechend bereits den Namen "Großer Bergpreis von Deutschland".

Die Rennen

1. Internationales Großglockner-Rennen für Automobile und Motorräder 1935

Hauptartikel 1. Internationales Großglockner-Rennen für Automobile und Motorräder

1936

Im "Internationalen Motorrad-Sportkalender" 1936 war ein 2. Großglockner-Rennen für den 19. Juli festgelegt worden.[4] Dann meldeten die Medien:[5]

Heuer kein Großglockner-Rennen. Wie wir von automobilistischer Seite erfahren, wird das für das 17. Juli (!) angesetzte Großglockner-Rennen entfallen und an diesem Tage dafür auf der Gaisbergstraße ein inter­national ausgeschriebenes Rennen für Autos und Motor­räder ausgeschrieben werden.

Am 14. Mai schreibt die "Salzburger Chronik":[6]

Der Salzburger Automobil-Club teilt mit: Als die Finanzierung des Großglockner-Rennens für heuer aus­sichtslos erschien, bemühte sich der Salzburger Automobil-Club in Wahrung seiner führenden motorsportlichen Position in Österreich, ein 6. Internationales Gaisbergrennen am 19. Juli zur Durch­führung zu bringen. Obwohl die Österreichische Sport- und Turnfront an der Durchführung des Rennens lebhaftes Interesse fand, gelang es auch für diese Veranstaltung nicht, die restlichen erforderlichen Mittel bereitzustellen. [...] Anschließend muß bemerkt werden, daß weder das II. Internationale Großglockner-Rennen noch das 6. Internationale Gaisbergrennen bisher ausge­schrieben war, so daß — entgegen anderslautenden Nachrichten — eine Absage dieser Veranstaltungen nicht zu erfolgen braucht.

Anstelle der beiden abgesagten Großereignisse wurde dann aber für den 19. Juli das erste nationale Straßenrundrennen in der Stadt Salzburg auf den Rennsportkalender gesetzt.[7]

1938 und 1939

Entsprechend der politischen Entwicklung - dem Anschluss im März 1938 an das Deutsche Reich - wurden die Rennen 1938 und 1939 als "Große Bergpreise von Deutschland" ausgetragen.

Der "Große Bergpreis von Deutschland"

Die 1938 und 1939 folgenden Veranstaltungen brachten zwar die großen Werksrennställe aus Deutschland an die Großglocknerstraße, doch wurde die Atmosphäre durch schlechte Wetterverhältnisse stark beeinträchtigt. Auch blieben die Starterzahlen in bescheidenen Grenzen. Bergkönig Hans Stuck auf Auto Union, Hermann Lang auf Mercedes-Benz und Manfred von Brauchitsch waren bei den Automobilen dabei, Ewald Kluge auf DKW, der Österreicher Leonhard Faßl auf NSU traten neben vielen Teilnehmern des ersten Rennens in diesen Jahren an den Start. Der Start beider Rennen erfolgte nun aber schon bei der Mautstelle Ferleiten.

Rennen 1938
Hauptartikel Großer Bergpreis von Deutschland 1938 auf der Großglockner Hochalpenstraße
Rennen 1939
Hauptartikel Großer Bergpreis von Deutschland 1939 auf der Großglockner Hochalpenstraße

Die Großglockner-Rennen nach 1945

Der Großglockner wurde nie mehr im Renntempo erstürmt. Viel zu dicht ist heute der Ausflugsverkehr geworden, als dass man diese Straße ein Wochenende lang sperren könnte. Auch würden die Sicherheitsanforderungen mit den Gegebenheiten nicht mehr in Einklang zu bringen sein. Doch die großen Bergrennen an dieser berühmten Strecke sollten nicht der Vergessenheit anheim fallen.

So kam es zu mehreren Wiedersehen mit dem Motorsport an der Glocknerstraße: 1985 kamen anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Straße etwa 100 Automobile und Motorräder aus der Zeit vor 1940. So war auch Hans Herrmann mit dem Mercedes-Benz W196, dem "Silberpfeil", gekommen.

Eine Neuauflage der Motorradrennen gab es in geänderter Form von 2002 bis 2012. Die Großglockner Trophy für historische Rennmotorräder bis Baujahr 1961 fand alle zwei Jahre statt. Die als Gleichmäßigkeitsveranstaltung durchgeführte Trophy fand zunächst in Erinnerung an den 2001 verstorbenen Rennprofessor Helmut Krackowizer drei Mal (2002, 2004 und 2006) statt. Ab 2008 hieß es nur mehr Großglockner Trophy.

Der Großglockner Grand Prix war eine historische Motorsportveranstaltung auf der Großglockner Hochalpenstraße, die im September 2012 zum ersten Mal stattfand. Seit 2017 gibt es auch diese Veranstaltung nicht mehr.

Karten

Der Verlauf der Rennstrecke des 1. Internationales Großglockner Rennens auf der Großglockner Hochalpenstraße. Bei den beiden anderen erfolgte der Start dann nicht mehr in Dorf Fusch, sondern bei der Mautstelle Ferleiten.
Das Längen- und Höhenprofil der Rennstrecke.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Pfundner, Martin: "Vom Semmering zum Grand Prix. Der Automobilrennsport in Österreich und seine Geschichte." Böhlau Verlag Wien, 2003, ISBN 3-205-77161-1, Seite 25 und 77
  2. ANNO, "Allgemeine Sport-Zeitung", Ausgabe 1926
  3. Titel laut Originalrennprogramm 1935, einzusehen in der digitalen Sammlung des technischen Museums Wien unter www.technischesmuseum.at
  4. ANNO, "Österreichische Auto-Rundschau", Ausgabe vom 22. November 1935, Seite 28
  5. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 16. April 1936, Seite 7
  6. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 14. Mai 1936, Seite 6
  7. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 12. Juni 1936, Seite 7
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