Geschichte des Lungaus

Aus SALZBURGWIKI
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Die Geschichte des Lungaus beginnt mit Spuren der Besiedelung in der Jungsteinzeit etwa 4000 bis 1900 vor Christus.

Urnenfelderkultur

Der Fund eines Messers im Stodergrundgraben nahe der steirischen Grenze belegt diese frühe Besiedlung des Lungaus. Vereinzelte Funde bei Tweng aus der Urnenfelderzeit (1250 bis 750 v. Chr.) und einige Bronzeschmuckstücke aus der späten Hallstattzeit 750 bis 450 v. Chr. in einem Grab bei Ramingstein sind weitere Spuren der Besiedlung.

Kelten und Römer

Dann fand man vereinzelte Spuren von Kelten aus der La-Tène-Zeit (450 v. Chr. bis Christi Geburt) wie in Edenfest bei Bundschuh. Beim Tauernfriedhof am Radstädter Tauernpass wurde ein keltisches Hufeisen gefunden. Das belegt die frühe Benutzung dieses Tauernpasses.

Den Kelten folgten die Römer, die vor allem Meilensteine entlang der "Unteren Straße" hinterließen. Bei Moosham fand man bei Ausgrabungen die römische Straßenstation Immurium. Dabei wurden zwölf Gebäude ausgraben, darunter die Post- und Raststation (mansio) aus der Zeit von Kaiser Tiberius (14 bis 37 n. Chr.). Auch Wohnhäuser, die bereits mit Bädern mit Warmluftheizungen (Hypokausten) ausgestattet waren. Die Bewohner lebten überwiegend von der Beherbergung Durchreisender. Daneben gab es Handwerk (Bronzegießerei und Tuchweberei).

Slawische Besiedlung

Dann versiegen schriftliche Quellen über die weitere Entwicklung des Lungaus. Erst mit dem Eindringen slawischer Stämme Ende des 6. Jahrhunderts finden sich wieder Aufzeichnungen. Zahlreiche Ortsnamen gehen auf slawische Wortwurzeln zurück: Faning lässt sich aus dem slawischen Wort Ban (auch Baian) ableiten, das eine slawische Würdebezeichnung darstellt. Da man Faning sowohl in Mauterndorf, Mariapfarr (aber "Fanning" geschrieben) als auch in der Nähe von Klagenfurt (Kärnten) fand, ist es nicht ausgeschlossen, dass bei Faning ein slawischer Würdenträger lebte. Diese Theorie wird auch dadurch unterstützt, als das Weißpriachtal, an dessen südlichem Ende ein Fanning liegt, zu jener Zeit als Passübergang in die Forstau über den Oberhüttensattel benutzt wurde (und nicht der Radstädter Tauern!). Somit war Fan(n)ing an einem wichtigen Ort gelegen.

Unter den Slawen war der Lungau Teil des slawischen Reiches Karantanien (woher auch das Wort "Kärnten" stammt). Unter Bischof Virgil begann die Christianisierung des Lungaus. Erste Missionsstationen errichtete der Chorbischof (Landbischof) Modestus in Kärnten und der Obersteiermark. Nach seinem Tod kam es zu Aufständen der heidnisch gebliebenen Bevölkerungsteile, die von Baiernherzog Tassilo III. niedergeschlagen wurden (772). Dies war der Beginn der bayerischen Herrschaft über Gebiete südlich des Alpenhauptkammes. Die slawischen Fürsten wurden schließlich 828 durch bayerische Grenzgrafen abgelöst.

Christianisierung

Allerdings finden sich so gut wie keine Aufzeichnungen über die Bekehrungsmaßnahmen im Lungau selbst. Selbst die wichtigste Quelle der Salzburger Missionsgeschichte, die "Bekehrungsgeschichte der Bayern und Karantanen (Conversio Bagoariorum et Carantanorum)" erwähnt darüber nichts. Spekulationen über diesen Zeitabschnitt lassen lediglich ein Deckenfresko in der Filialkirche Althofen in Mariapfarr von Gregor Lederwasch IV. zu. Eine Inschrift mit der Jahreszahl 754 verrät "vom Bischof von Maria Saal Gott geweiht". Jedenfalls wird die Wallfahrtsbasilika zu Unserer Lieben Frau von Mariapfarr in einer Urkunde aus dem Jahre 923 als die "Mutterkirche des gesamten Lungaus" genannt. Diese Urkunde ist die älteste Urkunde, die es aus dem Lungau gibt!

Der Lungau kommt zum Erzbistum

Am 24. Dezember 1002 schenkte König Heinrich II. den Lungau dem Salzburger Erzbischof Hartwig. In dieser Schenkungsurkunde wird Mauterndorf erstmals urkundlich erwähnt, das somit zu den ältesten Orten des Lungaus gehört.

Im 15. Jahrhundert setzte die Wallfahrt zur Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Tamsweg ein.

Im 16. Jahrhundert sicherte sich das Domkapitel großes Grundeigentum im Lungau neben der Benediktinerinnenabtei Nonnberg und dem Benediktinerstift St. Peter. Zu großer Bedeutung kam das Geschlecht der Herren von Moosham. Im ausgehenden Mittelalter prägten Samer, Sauschneider und der Zauberer Jackl die Geschichte.

Schloss Moosham war mehrmals Schauplatz in der Geschichte des Lungaus. So übernachtete hier der unglückliche Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau auf seiner Flucht nach Kärnten, von wo er gefangen heimkehrte, vom 25. bis 27. Oktober 1611. Und um 1680 war Moosham auch ein Schauplatz der landesweiten schrecklichen Hexenprozesse.

Bergbau

Trotz der geografischen Abgeschiedenheit des Lungaus vom übrigen Erzbistum gelangte ein sehr bescheidener Wohlstand mit dem Einsetzen des Bergbaus (Goldbergbau, Silbererzbergbau, Hüttrauch, Blei und Eisenerz) ab dem 13. Jahrhundert.

Erzbischof Konrad IV. von Fohnsdorf erteilte am 20. Mai 1287 seinem im Lungau begüterten Domkapitel ein Privileg: Wo sie auf ihren Besitzungen im Lungau oder anderwärts Gold-, Silber- oder andere Metalladern entdecken werden, müssen sie dem Erzbischof von den Erträgen nicht nur den "Fangpfennig" bezahlen, sondern auch die einem Grundherrn "schuldigen Rechte" (= jeder 40. Kübel an gewonnenem Erz) bezahlen.[1]

Industrialisierung

Die Industrialisierung ging am Lungau vorbei. Die Erschließung der Gaue durch die Eisenbahn wurde ins Gasteinertal und durch die Erzherzogin-Giselabahn in den Pinzgau gelenkt. Als 1894 die Taurachbahn eröffnet wurde, die den Lungau mit der Steiermark verband, konnte man allerdings auch keinen spürbaren Aufschwung feststellen. Der Radstädter Tauernpass blieb die einzige Verkehrsverbindung mit Salzburg, dessen Überquerung von Radstadt nach Mauterndorf in der Postkutsche immer noch sieben Stunden in Anspruch nahm.

Das 19. Jahrhundert

1841 kam es zu einem riesigen Waldbrand im Lungau: von Ramingstein ausgehend, brannten die Wälder vier bis fünf Wegstunden bis nach St. Margarethen im Lungau; Ramingstein wurde dabei völlig vernichtet, ebenso die Burg Finstergrün, nur die Kirche bleibt unversehrt; 1 300 Joch Gemeindehochwald sind dabei den Flammen zum Opfer gefallen;

Das 20. Jahrhundert

Eine besondere Rolle kam Margit Gräfin Szápáry für die soziale Entwicklung des Lungaus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Katholischen Frauenorganisation Salzburg (KFO) zu, in welcher sie auf Diözesan-, Dekanats- und Pfarrebene tätig war. Die heutige Nachfolgeorganisation der KFO ist die Katholische Frauenbewegung.

Im 20. Jahrhundert schließlich führte der Ausbau der Radstädter Tauernstraße zu einer deutlichen wirtschaftlichen Verbesserung und schließlich wurde durch die Eröffnung in den 1970er-Jahren der Tauern Autobahn die Isolierung des Lungaus endgültig beseitigt.

1918 berichtet das "Salzburger Volksblatt" von schweren Unwettern am 18. Juli:[2]

Schweres Unwetter im Lungau. Wie uns ein Drahtbericht meldet, ist Donnerstag nachmittags über einen Teil des Lungaues ein schweres, mit Hagelschlag verbundenes Gewitter niedergegangen, das bedeutenden Schaden angerichtet hat. Die faustgroßen Schlossen, die ein Gewicht bis zehn Deka erreichten, zerschlugen die Feldfrüchte, vernichteten alles Obst und zertrümmerten stellenweise die Dächer der Häuser. Das Hochwasser der Mur und ihrer Nebenflüsse hat an einzelnen Stellen den Damm der Murtalbahn unterwaschen, so daß der Eisenbahnverkehr nur bis zu der Haltestelle Pretlitz möglich ist. Die Wiederherstellung des Bahnkörpers wird mehrere Tage in Anspruch nehmen.— Aus St. Michael im Lungau wird uns weiter berichtet: Donnerstag von fünf bis sechs Uhr abends ging über Mur, St. Michael-Land und -Markt ein fürch­terliches Hagelwetter nieder. Es erstreckte sich von Mur und Oberweißburg längst des Marktes über den Hollersberg in der Richtung Ramingstein. Der Hagel dauerte eine halbe Stunde und die Schlossen fielen dicht in der Größe einer Kinderfaust. Sämtliche Eternit- und Ziegeldächer wurden zerschlagen, ebenso die meisten Fensterscheiben. Die Gärten, Getreidefelder, Kartoffel- und Krautäcker sind völlig vernichtet. Der Schaden ist noch nicht zu übersehen. In Pichlern schlug der Blitz in das Anwesen' des Meismister, vulgo Rader, ein, das vollkommen niederbrannte, über Lasaberg bei Ramingstein ging nach dem Hagelschlag ein Wolkenbruch nieder. Um die vernichteten Getreidefelder wenigstens noch mit Rüben usw. be­bauen zu können, ist eine Hilfsaktion zur Zuweisung von Samen und sonstigem Saatgut dringend nötig, ebenso die Zu­weisung von Lebensmitteln, da die Bevölkerung schon einige Zeit ohne Brot und Mehl ist und die gerade jetzt doppelt drin­genden Arbeiten sonst nicht mehr geleistet werden könnten.

Quelle

Einzelnachweise