Schloss Kleßheim
Das Lustschloss Kleßheim liegt vier Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums der Landeshauptstadt Salzburg auf dem Gebiet der Gemeinde Wals-Siezenheim.
Allgemeines
Das Schloss steht unter Denkmalschutz, der Schlosspark Kleßheim wurde 2014 wegen seiner geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt.[1]
Es ist von einem Schlosspark samt Mauer mit mehreren Türmen umgeben, an dessen Nordseite der Käferheimer Mühlbach fließt. Im historischen Schlosspark befindet sich Golf & Country Club Salzburg und nördlich, etwas südwestlich unterhalb des Schlosses die weithin bekannte Tourismusschule Kleßheim.
Geschichte
Ursprünglich befand sich hier mit dem "Kleshof" einstmals ein kleiner Adelssitz, der im Jahr 1690 von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein erworben wurde. In dessen Auftrag wurde um 1700 nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Bau des Lustschlosses Favorita begonnen. Nach dem Tod des Fürsterzbischofs im Jahr 1709 war der Bau bereits weit voran geschritten, wurde aber von seinem Nachfolger, Fürsterzbischof Franz Anton Harrach, vorerst eingestellt, widmete sich dieser doch vorrangig dem Ausbau des Schlosses Mirabell. Erst Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian, der Erbauer des Schlosses Leopoldskron, ließ das Schloss Kleßheim mit vielen Abstrichen gegenüber dem ursprünglichem Plan vollenden.

Der trotzdem sehenswerte Bau besteht aus drei vornehm ausgeschmückten Geschoßen, wobei sich im etwas erhöhten Haupttrakt der große Festsaal mit seiner hohen, luftigen Kuppel befindet. Die Terrasse des Portals in der Mitte des Haupttrakts wurde hingegen erst 1723 angebaut. Am Beginn der Auffahrt befindet sich auf jedem Außensockel ein liegender Hirsch, dessen Geweih mit goldenen Sternen, eine Anspielung an das Wappen des Fürsterzbischofs Firmian, versetzt ist. Dieser Hirsch war auch das Wappen der Schüler der "Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe Kleßheim", heute Tourismusschule Kleßheim, im Besitz der Wirtschaftskammer Salzburg.
Die angrenzende zweiarmige Rampe führt in weitem Bogen vom barockem zentralen Ziergarten, den Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in einen Englischen Garten umgestalten ließ, zum Schloss hinauf.
Während der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie befand sich das Schloss ab 1866 im Besitz des Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich, dem jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph I., der seit 1861 aus Wien verbannt war. Da ihm das Schloss im Winter zu unbequem war, beauftragte er den Architekten Heinrich von Ferstel (* 1828; † 1883) mit dem Bau des so genannten Winterschlosses. Am 18. Jänner 1919 starb er im Winterschloss. Bestattet wurde er am Friedhof der Pfarrkirche in Siezenheim. Die Erben verkauften das Schloss am 25. April und am 3. Mai 1921 an das Land Salzburg.
Dabei sollte der Ankauf des Schlosses durch den Verkauf der dort befindlichen Kunstgegenstände ins Ausland finanziert werden. Die Vereinbarung bestand darin, dass die vor einer möglichen Verstaatlichung durch die Republik Österreich stehende Immobilie zu Privateigentum erklärt wurde, für die Ausfuhr der Mobilien (Kunstgegenstände) kein Ausfuhrzoll erhoben wurde, der Erlös für die Mobilien zu einem Drittel dem Land zufiel und dieses mit seinem Anteil am Erlös den Ankauf der Immobilien (Gebäude und Grundbesitz) finanzieren sollte. Zur Abwicklung wurde ein Komitee gebildet, das aus Robert Preußler, Dr. Franz Rehrl und Max Ott bestand.
Dazu fand sich in der "Salzburger Wacht" vom 28. April 1921 folgende Notiz:[2]
Die Erwerbung des Schlosses Kleßheim.
Folgender vom Beschaffungs- und Verwaltungsausschuß im Einverständnis mit dem Finanzausschuß im Salzburger Landtag gestellte Antrag wurde einstimmig mit Beifall angenommen:
Der Landtag wolle beschließen:
1. Der Bericht des Salzburger Landesrates (Landesregierung) vom 19. April 1921 über die Erwerbung des Schlosses Kleßheim und die damit zusammenhängenden Rechtsgeschäfte wir genehmigend zur Kenntnis genommen.
2. Der Landtag spricht dem mit der Durchführung dieser Transaktion betraut gewesenen Landesrate, insbesondere den eigentlichen Lastern der ganzen Aktion, das sind die Herren Landeshauptmannstellvertreter Max Ott und Dr. Franz Rehrl und dem Herrn Subreserenten Dr. Karl Graßberger für die sachgemäße und erfolgreiche Arbeit im Interesse des Landes seinen Dank und volle Anerkennung aus.
Zwischen April und Juni 1921 kam es am Wiener Dorotheum zu mehreren Versteigerungen des Inventars. So kamen Anfang Juni beispielsweise "vier prächtige Waldmüllergemälde". Am zweiten Tag dieser Juniauktion wurde der fünffache Ausrufungsbetrag aller Versteigerungssache erwirtschaftet.[3] In einem Zusatzvertrag erhielt das Land neben den gesamten Immobilien eine große Anzahl von Mobilien ohne Altertumswert sowie den ganzen Viehbestand.[4]
"Gästehaus des Führers"
Adolf Hitler, der sich gern in der Gegend um Salzburg aufhielt, nutzte das Schloss ab 1938 für Staatsempfänge und Arbeitstreffen. Ab November 1940 wurde das Sommerschloss Kleßheim weisungsgemäß nur noch als "Gästehaus des Führers" tituliert, das Winterschloss als Kavalierhaus. Im November 1941 wurde das Schloss vom Reichsgau Salzburg um 1,5 Millionen Reichsmark an das Deutsche Reich verkauft. Nach einigen Umgestaltungen galt des Gästehaus als bezugsfertig, auch wenn die Innengestaltung noch bis 1943 dauerte.
Die Italiener hätten sehr gute Arbeit geleistet - das meldete man dem Führer persönlich. Sie seien dazu erzogen worden, sogar "im Bombenhagel weiterzuarbeiten und sich gegen feindliche Luftangriffe selbst zu verteidigen". Diese Aussagen Adolf Hitlers über die italienischen Zwangsarbeiter stammen aus einem Gespräch mit dem italienischen faschistischen Diktator Benito Mussolini auf Schloss Kleßheim im April 1944. Es war eines von drei Treffen der beiden Machthaber in Kleßheim.
Der Umstand, dass an den umfassenden Umbauarbeiten an Schloss Kleßheim als "Gästehaus des Führers" und dem angrenzenden Kavalierhaus neben regulären Arbeitern auch Zwangsarbeiter aus sechs Nationen und sowjetische Kriegsgefangene beteiligt waren, ist bislang kaum bekannt. Cassandra Burgstaller, Studierende und Studienassistentin am Fachbereich Geschichte an der Universität Salzburg, hat sich mit dem dunklen Kapitel der Schlossgeschichte beschäftigt: "Aus den Unterlagen, die dazu noch in den Archiven erhalten sind, geht hervor, dass etwa 1 000 Arbeiter und Zwangsarbeiter eingesetzt und ausgebeutet worden sind. Sie stammten aus Italien, Polen, der Ukraine und Österreich. Untergebracht waren sie in Dachböden der Nebengebäude und in Baracken im Schlosspark."
Mussolini war im Jahr 1942 auch der Erste, der nach Kleßheim eingeladen wurde. Die Umbauarbeiten waren noch nicht beendet, weshalb der Befehl erteilt wurde, die Baracken abzubauen und außerhalb der Schlossmauern wieder aufzubauen. Es sind keine Selbstzeugnisse der Arbeiter überliefert. Aber aus der Korrespondenz zwischen Lagerleiter und Reichsstatthalter geht laut Burgstaller hervor, dass die Unterbringung katastrophal gewesen sein muss: "Die Bade- und Waschanlage war in unbrauchbarem Zustand. Die Arbeiter litten an Krankheiten und Ungeziefer. In der Baracke gab es kaputte Türen und fehlende Glasscheiben, die erst inmitten des Winters 1945 ausgetauscht wurden."
Ins Auge fallen heute die 2,9 Meter großen Sandsteinadler auf den Eingangsportalen, die im Zuge des Umbaus aufgestellt wurden. Der "Empfangsbahnhof Liefering" wurde im Dezember 1942 fertiggestellt. Unter dem Schloss befinden sich ein eigens von Hitler angelegter Gleisanschluss an die damalige Reichsbahn sowie 1944 errichtete Bunkeranlagen, die heute noch existieren.
1945 wurde das Schloss von den Amerikanern als Reichsbesitz beschlagnahmt.
Tourismusschule
- Hauptartikel Tourismusschule Kleßheim
Die Tourismusschule Kleßheim waren bis 1972 im Schloss untergebracht, bevor sie in einen Neubau in unmittelbarer Nähe übersiedelten und auch noch das Kavalierhaus benutzten. Im Schloss blieben noch einige Räume wie Küche und Unterrichtsräume. Es wurde bis in die 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts auch für viele Bälle, Empfänge und Kongresse genutzt. So wohnte hier Königin Elisabeth II. von England und Präsidenten verschiedener Länder bei ihren Staatsbesuchen. Dann zog das Spielcasino Salzburg vom nicht mehr existierenden Café Winkler (war wie die Tourismusschulen noch heute, damals im Besitz der Wirtschaftskammer Salzburg) in die Räume des Schlosses, wo es noch heute untergebracht ist.
Bilder
Schloss Kleßheim – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Literatur und Quellen:
- Medicus, Reinhard: Das höchfürstliche Schloss Favoritta zu Klesheimb und sein alter Park, in: Bastei - Zeitschrift des Stadtvereines Salzburg für die Erhaltung und Pflege von Bauten, Kultur und Gesellschaft. 55 Jg. Salzburg 2006. 1. Folge, S. 10–17.
- Martin, Franz: Salzburg, Verlag "Das Bergland-Buch", 1952
- Brettenthaler, Josef: Salzburgs Synchronik, Verlag Alfred Winter, 2002, ISBN 3-85380-055-6
- Duncan-Schule. In: Adolf Haslinger und Peter Mittermayr (Hg.) Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag Salzburg und Wien 1987. S.119.
- Weigel, Andreas: James Joyce: Spurensuche in Salzburg, Salzburger Nachrichten, 16. Juni 2007
- Benutzer:Peter Krackowizer, Absolvent der Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe Kleßheim
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Schloss Kleßheim"
- Walderdorff, Imma: Schloss Klessheim. Gästehaus des Führers 1940–1945. Eigenverlag Rastenfeld 2020.
- www.sn.at, "Schloss Kleßheim war das "Gästehaus des Führers", 18. Juni 2023
Einzelnachweise
- ↑ Bundesgesetz betreffend den Schutz von Denkmalen wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung (Denkmalschutzgesetz - DMSG) StF: BGBl. Nr. 533/1923 (NR: GP I 1513 AB 1703 S. 209.)
- ↑ ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 28. April 1921, Seite 4
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 3. Juni 1921, Seite 2.
- ↑ Ott, Max: Bericht über meine 43-jährige Tätigkeit im öffentlichen Leben der Stadt Salzburg vom Jahre 1892 bis 1935. Salzburg 1938, S. 20ff.