Pfarrkirche zu Ehren der Heiligen Johannes des Täufers und Johannes Evangelista
Die Pfarrkirche zu Ehren der hll. Johannes B. und Johannes Ev. (auch: Pongauer Dom) ist die Stadtpfarrkirche von St. Johann im Pongau, sie ist auch das Wahrzeichen der Stadt und steht unter Denkmalschutz. Das Patrozinium wird am Johannistag, dem 24. Juni, begangen.[1]
Geschichte
Im Jahre 924 wird ein Gebiet bei einer kleinen Kirche erstmals als Sankt Johann erwähnt. 1074 erfolgt die erste urkundliche Nennung des Namens der Kirche zum hl. Johannes. 1244 wird die Kirche mit der Mutterpfarre St. Veit im Pongau dem Salzburger Domkapitel einverleibt. Im Jahre 1325 erhält Sankt Johann einen eigenen Seelsorger und ist damit das älteste Vikariat Salzburgs.
1329 erfolgte die Einweihung der Kirche zu Ehren der Heiligen Johannes dem Täufer und Johannes des Evangelisten auf dem heutigen Standort.
In den Jahren 1618/19 wurden umfangreiche Kirchenrenovierungsarbeiten vorgenommen. So erhielt die Kirche einen neuen Altar und Tabernakel.
1855 fiel die Kirche, wie viele Gebäude des Ortes, beim großen Marktbrand, den Flammen zum Opfer. Während der Jahre 1855 und 1856 wurden die Reste der zerstörten Kirche abgetragen. Am 1. Mai 1857 konnte mit den Grundaushebungen für das neue, wesentlich größere Gotteshaus, begonnen werden. Eine dreischiffige Kirche im neugotischem Stil war geplant (Architekt Georg Schneider, München).
Die Bausteine wurden vom Zederberg,vom Rettenstein, aus Lend, Hüttau und hauptsächlich aus Vorderkleinarl herbeigeschafft. Das Holz wurde zum größten Teil in einem Wald in der Nähe des Jägersees geschlagen.
Das Langhaus der Kirche war im Jahre 1862 so weit fertiggestellt, dass es am 28. Oktober des selben Jahres eingeweiht werden konnte. Die Kirche hatte noch keinen Turm. An der Westseite war ein einzelner Turm mit einer Höhe von 72 Metern geplant. Im Frühjahr 1870 konnte mit dem Bau des Turmes begonnen werden. Am 22. Juni 1871 machten sich plötzlich Bauschäden bemerkbar. Risse im Mauerwerk wurden sichtbar und vergrößerten sich allmählich. Eine Kommission von Sachverständigen stellte so schwere Schäden am Mauerwerk fest, dass mit dem Einsturz des Turmes gerechnet werden musste. Die Kirche wurde sofort gesperrt und die Bewohner der umliegenden Häuser evakuiert.
Der Turm stürzte noch am Nachmittag des selben Tages unter gewaltigem Getöse in sich zusammen und riss zwei Felder des Kirchenschiffes mit. Die Ursache für das Unglück soll ein schadhafter Grundpfeiler gewesen sein. Stundenlang wurde der Ort von einer riesigen Staubwolke eingehüllt.
Vor dem Einsturz des Turmes wurden die Gottesdienste während der Bauarbeiten in der neben der Kirche befindlichen Annakapelle abgehalten. Danach wurde in einer Ecke des neuen Friedhofes über einem Altar eine Bretterhütte errichtet, wo von nun an die Gottesdienste stattfanden. Die Gläubigen nahmen unter freiem Himmel daran teil. Nachdem die stehengebliebenen Teile des Kirchenschiffes mit einer Bretterwand verschalt worden waren, konnten die Gottesdienste wieder in die Kirche verlegt werden.
Nach neuen Plänen eines Salzburger Architekten (Josef Wessicken) wurde in dreijähriger Bauzeit die Vorderfront der Kirche neu gestaltet und anstelle des einen Turmes wurden nun zur Entlastung der Grundmauern zwei etwas niedrigere Türme, mit einer Höhe von je 62 Metern, errichtet.
Die Kirchengemeinde war durch den Brand im Jahre 1855 finanziell schwer geschädigt und konnte sich den Wiederaufbau des eingestürzten Turmes nicht leisten. Vom damaligen Ministerpräsident Adolf Fürst Auersperg wurde aus unbekannter Hand der ansehnliche Betrag von 40.000 Gulden übermittelt und ermöglichte so den Neubau.
Zu Weihnachten 1875 läuteten zum ersten Mal seit dem Brand wieder die Glocken in der Kirche. Die Schlusssteinlegung erfolgte am 3. September 1876 und vollendete somit den Kirchenneubau.
Der Schlussstein befindet sich oberhalb der Eingangstüre zum Aufgang im Nordturm. Er wird von einer Marmorplatte bedeckt die folgende Inschrift trägt: "Ecclesia aedificata a XV. Julii MDCCCLV usque III. September MDCCCLXXVI."
1881 konnte nun die neue Kirche durch Erzbischof Dr. Franz Albert Eder feierlich eingeweiht werden.
Bei der Restaurierung der Pfarrkirche, vollendet November 1898, haben sich die Kirchenmaler Gold und Doser aus Salzburg ein bleibendes Denkmal ihres künstlerischen Könnens geschaffen.[2]
In den weiteren Jahren erhielt die Kirche zwei Wandgemälde durch den St. Johanner Maler Josef Gold. Neben dem Hauptaltar wurden zwei Seitenaltäre im neugotischen Stil errichtet.
Während des Ersten Weltkrieges waren die Glocken der St. Johanner Kirche verstummt. Sie wurden abgenommen und zur Herstellung von Kanonen eingeschmolzen. Erst 1923 wurden neue Glocken geweiht.
Unter Dechant Karl Völk (1948 - 1976) wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Kirche und der Annakapelle durchgeführt. Eine Sanierung der beiden Kirchtürme wurde während der Amtszeit von Pfarrer Balthasar Sieberer (1976 - 1988) vorgenommen.
Im September 2010 wurde mit umfangreichen Reparatur- und Sanierungsarbeiten begonnen. Zur Ausführung kamen 12 neue, in den Farben Violett und Gold gestaltete Kirchenfenster nach Entwürfen des Radstädter Künstlers Mag. Wilhelm Scherübl, die das himmlische Jerusalem darstellen. Weiters wurde die Orgelempore erweitert und renoviert. An der Südseite wurde ein neuer, barrierefreier Eingang errichtet. Die Kirchensanierung fiel in die Amtszeit von Pfarrer Mag. Adalbert Dlugopolsky.
Entdeckung bei den Renovierungsarbeiten
Im Herbst 2015 erhielten die beiden Kirchtürme eine neue Kupferblecheindeckung. Dabei wurde die Kirchturmkugel aufgeschnitten. Man fand in der Kugel eine verlötete Kupferhülse (verschlossen und unbeschädigt) vor. Nach Aufschneiden des Kupferrohres durch Pfarrer Dlugopolsky kamen eine Pergamenturkunde, eine Tageszeitung und ein Foto aus dem Jahr der Turmrenovierung 1956 zum Vorschein. Das Dokument, teilweise in lateinischer und teilweise in deutscher Sprache, war vom damaligen Pfarrherrn Dechant Karl Völk verfasst und von Frau Loley geschrieben worden. Es enthielt die Namen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der beteiligten Firmen und einen vom Zeitgeist geprägten Abschnitt. Das Foto stellte einen eingerüsteten Turm der Kirche dar.
Es wurde ein neues Kupferrohr eingefügt, mit neuer Urkunde und den Namen, der an der Kirchenrestaurierung beteiligten Firmen. Mit dabei auch eine Tageszeitung und ein Speicherstick mit Aufnahmen zur Renovierung, in der Hoffnung, dass dieser auch in hundert Jahren noch zu lesen ist und einige kleine Dinge, die ungenannt bleiben sollen und bei einer späteren Öffnung als Überraschung dienen.
Rundgang durch den Pongauer Dom
Der Innenraum der Kirche wird durch zwei Säulenreihen mit jeweils sieben achteckigen Säulen geprägt. Die Zahl sieben steht für bestimmte Ereignisse in der Heiligen Schrift, z. B. die sieben Schöpfungstage, die sieben Plagen, die sieben Sakramente, die sieben Siegel in der Offenbarung. Die zwei mal sechs Fenster an den Längsseiten der Kirche sollen an die zwölf Apostel erinnern.
Hochaltar
Der Salzburger Architekt Josef Wessicken wird als Entwerfer des 1881 in Form eines gotischen Schreins fertig gestellten Hochaltars vermutet.
Zu Seiten der Kreuzigungsszene sind die Heiligen Josef und Johannes der Täufer (Kirchenpatron) dargestellt. Über der Kreuzigungsgruppe ermöglicht eine offene Nische den Durchblick auf ein Glasfenster, in dem Christus als Heiland der Welt dargestellt ist.
Die Kreuzigungsgruppe wird an hohen Marien-Feiertagen durch eine Statue der Gottesmutter Maria, in der Weihnachtszeit durch das Jesuskind und in der Osterzeit durch den auferstandenen Jesus ausgetauscht.
Die Statuen des Hochaltars wurden 1928 von Hubert Spannring fachmännisch aufgefrischt.[3]
Seitenaltäre
Beide Seitenaltäre sind der Gottesmutter Maria geweiht. Der rechte der "Unbefleckten Empfängnis Mariä", der linke der "Rosenkranzkönigin". Der linke Seitenaltar zeigt auch Szenen aus dem Alten Testament: Gideon mit dem Lamm sowie Mose und der brennende Dornbusch.
Rechts über dem Altar ist ein fast 5 Meter hohes Gemälde mit dem Titel "Jesus am Ölberg" angebracht. Dieses Gemälde stellt den thematischen Beginn des anschließenden Kreuzweges dar. Über dem linken Altar bildet das ebenso hohe Gemälde "Auferstehung Jesu" den Abschluss des Kreuzweges.
Predigtkanzel
Die Kanzel wurde 1890 im neugotischen Stil errichtet. Sie besteht aus einem Kanzelfuß und Kanzelkorb und ist mit einem Schalldeckel versehen. Im Kanzelkorb sind die Reliefs von Christus und den vier Evangelisten angebracht. Den Schalldeckel zieren die Figuren des Moses sowie der Heiligen Petrus und Paulus.
Kreuzweg
Der Kreuzweg ist in 14 Reliefbildern dargestellt und befindet sich an den Längsseiten der Kirche. Geschaffen wurde er vom Grödner Bildhauer Johann Rifesser.
Lourdeskapelle
Im rechten Turmuntergeschoss ist die, während der Innenrenovierung (1962–1967) neu gestaltete Lourdeskapelle untergebracht. In dem eher kleinen Raum befindet sich ein Schrein mit Reliquien der hl. Bernadette von Lourdes, eine marmorne Madonna von Otto Katzlberger und eine von Jakob Adlhart (Bildhauer) geschaffene Skulptur "Christus im Grab".
An der Wand erinnert eine Gedenktafel an den in Sankt Johann im Pongau verstorbenen Dechant Karl Völk.
Orgel
Die Orgel im Pongauer Dom ist eine der letzten Orgeln der Orgelbauerfamilie Mauracher. [4]
Bilder zum Kirchenrundgang
Sakrale Gegenstände
- Neugotische Hostienmonstranz : Die neugotische Hostienmonstranz ist ein Kupferguss und zeigt fünf silberne Statuen. Sie wurde unter Dechant Johann Baptist Flöck 1882 von der Firma Zambach in Wien um 180 Gulden gekauft.
- Strahlenmonstranz: Die Strahlenmonstranz ist eine Hostienmonstranz, die im Jahre 1786 von Pfarrvikar Engelhard Fraysam angekauft wurde. Sie besteht aus vergoldetem Silber.
- Lavabo-Garnitur: Die Lavabo-Garnitur besteht aus einer Untertasse und zwei Kännchen aus Silber. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert.
- Messkelch mit Emailmedaillons: Der Messkelch besteht aus vergoldetem Silber und ist am Fuß mit drei Emailmedaillons besetzt. Diese zeigen das Abendmahl, die Ölbergszene und die Kreuzigung Jesu. An der Cuppa befinden sich ebenfalls drei Emailmedaillos, mit der Darstellung der Verkündigung, Geburt und Darstellung im Tempel.
- Messkelche aus der Renaissance, dem Barock und dem Rokoko, jeweils aus Silber vergoldet.
- Ziborium: Das Ziborium besteht aus vergoldetem Silber und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde 1935 renoviert und neu vergoldet. Der Mantel ist mehrfarbig bestickt.
Bilder sakraler Gegenstände
Besonderheit – Wochenstube für größte heimische Fledermausart
Im Sankt Johanner Dom befindet sich die größte Wochenstube des Großen Mausohrs, unserer größten heimischen Fledermausart. Seit 1998 werden die Mausohren, die im Dom leben und ihre Jungen aufziehen, regelmäßig gezählt. Bisher wurden zwischen 600 und 800 Mausohrweibchen beobachtet. Bei der im Juni 2010 stattgefundenen Zählung durch Experten der Salzburger Naturschutzabteilung konnte ein Ergebnis von 850 ausfliegenden Fledermäusen erreicht werden. Dies ist der absolute Rekordwert für Fledermaus-Wochenstuben in Salzbug.
Den Winter verbringen die Flattertiere in der Naturhöhle Entrische Kirche in Klammstein in Dorfgastein.
Friedhof
- Hauptartikel: Friedhof St. Johann im Pongau
In der Regel waren die geweihten Begräbnisstätten unmittelbar um die Kirchen herum angeordnet. So war es ursprünglich auch in St. Johann. 1807 sollte der Friedhof verlegt werden, wurde dann aber nur erweitert. Infolge des Kirchenneubaues nach dem Brand im Jahre 1855 wurde der Friedhof von seiner alten Stelle entfernt und jenseits der Wagrainer Straße angelegt.
Friedhof St. Johann im Pongau – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Bilder
Pfarrkirche zu Ehren der Heiligen Johannes des Täufers und Johannes Evangelista – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Bilder von Kapellen in der Pfarre St. Johann im Pongau – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weblinks
Quellen
- Stadtbuch St. Johann im Pongau
- Chronik von St. Johann im Pongau
- Kirchenführer der Pfarre St. Johann im Pongau
- Pongauer Nachrichten
Einzelnachweise
- ↑ Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 197.
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 25. November 1898, Seite 2
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 16. Oktober 1928, S. 7
- ↑ O-Ton Hildegard Stofferin in der ORF-Sendung Salzburg Heute vom 2. April 2015