Touristische Entwicklung der Wallersee-Ostbucht
Die touristische Entwicklung der Wallersee-Ostbucht in der Flachgauer Stadt Neumarkt am Wallersee begann in den 1880er-Jahren.
Geschichte
Die Anfänge
Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Sommerfrische in Mattsee einsetzte, wurde die Ostbucht des Wallersees ebenfalls für den Fremdenverkehr erschlossen. Einen ersten Hinweis findet man in der Salzburger Chronik in der Ausgabe vom 4. April 1886. Darin steht
An der Instandsetzung des Dampfschiffes wird fleißig gearbeitet: man hofft noch immer, daß es gelingen werde, vor Ostern die Dampfschiffahrt zu eröffnen. — Der Verschönerungsverein, dessen Vorstand Herr Apotheker Holzinger ist, hielt am 29. v. M. seine diesjährige Generalversammlung. Im verflossenen Jahre ließ der Verein am Wallersee unterhalb Mayrhof eine Badhütte für Herren, unterhalb Matzing eine Badhütte für Damen bauen, das Bad an der Waller, genannt.
Die Wallersee-Dampfschifffahrt betrieb eine Schifffahrtslinie mit der "Rupertus" zwischen der Wallersee-Ostbucht, Zell am Wallersee, Seekirchen und Henndorf. Allerdings wurde sie am Ende der Saison 1886 wieder eingestellt.
Die nächste Entwicklung war der Bau des Seewirtshauses, heute das Seehotel Winkler. Es wurde 1903 von Thomas Felber und Rupert Winkler errichtet. In seiner Ausgabe vom 12. April 1914 berichtete das Salzburger Volksblatt
Neumarkt, 10. April. Vor einigen Tagen fand in Karls Gasthause unter dem Vorsitze des Obmannes Franz Deinhammer die Hauptversammlung des Verschönerungsvereines statt. Der Versammlung wohnte auch k. k. Bezirkshauptmann, Regierungsrat Adalbert Proschko bei. Kaufmann Gustav Karl brachte den umfangreichen Jahresbericht des Vereines zur Verlesung, der auch im abgelaufenen Jahre eine rege Tätigkeit entfaltete. Säckelwart Auer berichtete über die Kassagebahrung des Vereinsjahres, die vom Revisor Oberlehrer Fr. Lösch in allen Belangen als richtig befunden wurde.
Sodann ergriff Regierungsrat Proschko das Wort, um über Angelegenheiten der Wallersee-Aktion zu sprechen. Er betonte, daß sich die ganze Angelegenheit auf die zwei Gemeinden Neumarkt und Köstendorf erstrecke. Das Interesse ist ein gemeinsames und lasse sich nicht trennen. Das Gemeinsame besteht darin, im ganzen Gebiete das wirtschaftliche Leben zu heben. Sonderinteressen müssen zurückgestellt werden, soll das Ganze nicht beeinträchtigt werden. Die Wichtigkeit der Aktion wurde von beiden Gemeinden anerkannt und ist allenthalben die Erkenntnis herangereift, daß nur ein gutes Einvernehmen die Angelegenheit fördern könne, und die wirtschaftlichen Verhältnisse des Gebietes zu heben imstande sei
Es wurde aber auch nicht verfehlt, außerhalb dieser Gebiete das Interesse für das von Natur aus begünstigte Seebad zu wecken und sind bereits Ansätze gemacht, die bei zielbewußter Arbeit eine günstige Lösung der Aktion erwarten lassen. Bis nun hat es sich um Vorbereitungen gehandelt, jetzt sei die Zeit gekommen, in der es zu handeln gilt, in der die Projekte ihrer teilweisen Verwirklichung zugeführt werden sollen. Es steht wohl außer Frage, daß der Markt Neumarkt im höchsten Maße hiefür interessiert ist und mit aller Kraft die Aktion zu fördern bemüht sein soll.
Zur Durchführung für das erste Jahr geplanten Arbeiten ist eine Summe von 4 bis 5000 K erforderlich, die durch Zeichnung von Anteilscheinen aufgebracht werden soll. In anerkennender Weise hat die Sparkasse Neumarkt mit Bewilligung der Landesregierung die Zinsengarantie übernommen. Im weiteren Verlaufe besprach Redner alle Unternehmungen, die zur Ausgestaltung des Strandbades bereits durchgeführt oder zu erwarten sind. Von besonderer Bedeutung ist die in wenigen Wochen fertiggestellte Einleitung des Starkstromes in das fragliche Gebiet. Sie gewinnt um so mehr an Bedeutung, als sie der Aktion in vieler Hinsicht entgegen kommt und für dieselbe ganz besondere Vorteile erringt. Sie er möglicht neben einer modernen Beleuchtung die Einführung eines Motorbootverkehrs im Seegebiet. Das elektrische Motorboot übernimmt im regelmäßigen Anschluß an die Staatsbahn den Verkehr mit dem Strandbade. Mit Zuversicht läßt sich erwarten, daß durch die Einführung dieses Verkehrsmittels der Besuch des Wallersees sich in Hinkunft bedeutend höherstellen wird. Es ist sehr begrüßenswert, daß die Firma Stern & Hafferl zu Gunsten der Aktion ein Unternehmen in die Wege leitet, das ungeahnte Vorteile mit sich bringen wird. Wenn in Hinkunft die Fahrpläne und Projekte die regelmäßigen Verkehrszeiten am Wallersee verzeichnen, so gewinnt die Aktion dadurch eine so wirksame Reklame, daß die Kosten hiefür vom Vereine unmöglich aufgebracht werden könnten. Deshalb allein schon ist die Elektrisierung des Seegebietes von nicht zu unterschätzendem Werte. Für die Aktion wurde auch Stadt und Land interessiert. Redner hat als Mitglied des städtischen Fremdenverkehrsvereines in diesem Kreise den Standpunkt vertreten, daß die umliegenden Gebiete dem Verkehre mehr eröffnet werden sollen, als es bis nun geschehen. Es kann nur zum Vorteile gereichen, wenn den Fremden auch die Umgebung der Stadt bekannt gemacht wird.
Liegt es doch im beiderseitigen Interesse, wenn es gelingt, das Publikum für einen länger dauernden Aufenthalt zu gewinnen. In dieser Hinsicht geben uns die Städte Innsbruck und Dresden wertvolle Beispiele und Anregungen. Sie betonen ganz besonders ihre reizvolle Umgebung und es gelang ihnen nicht nur, sich einen erhöhten Fremdenzuzug zu sichern, sondern auch das Fremdenpublikum zu einem andauernden und wiederholten Aufenthalte in ihren Gebieten zu bewegen. Die Neuherausgabe eines Lokalführers, der in dieser Beziehung durch sorgfältige Zusammenstellung das Ausflugsgebiet im die Stadt besonders berücksichtigt, steht in allernächster Zeit zu erwarten. Die Stadt Salzburg verkennt nicht den Wert solcher Aufklärungsarbeit und weiß die Vorteile eines Fremdenzuzuges auch in die Umgebung vollauf einzuschätzen. In dieser Erkenntnis hat die Stadt die Wallerseeaktion mit einem Betrage von 200 K subventioniert.
Um dem Strandbade ein charakteristisches Gepräge zu verleihen, ist die Beschaffung von Zelten in Aussicht genommen. So wurde aus der Spende der Stadt Salzburg ein Zelt an gekauft, das die Aufschrift "Stadt Salzburg" tragen wird. Auch die Firma Stern & Hafferl stellt ein Zelt zur Verfügung. In folge seiner Beziehungen zum Landesverbände machte Hotelier Badrutt—Abtenau ebenfalls ein Zelt zum Geschenk. Wenn bis heute in Angelegenheit der Zufahrt zum Bade Schwierigkeiten bestanden, so sind auch diese zum größten Teile überwunden und konnte Redner die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Spende von 200 K zur Verbesserung der Zufahrtsstraße und durch deren Freigabe für den Automobilverkehr dem Unternehmen volles Vertrauen und bedeutsame Förderung entgegenbringt. Redner gibt unter Beifall der Versammlung der besonderen Freude Ausdruck, daß zwischen beiden Gemeinden ein gutes nachbarliches Einvernehmen herrscht, welches volle Gewähr für das für beide Teile segensreiche Unternehmen gibt. Auch die Handels- und Gewerbekammer des Landes erkennt den Wert der Aktion und subventionierte sie mit 100 K in Erkenntnis dessen, daß die Aktion in ihrem Umfange die Quelle für den zu erhoffenden wirtschaftlichen Aufschwung bringen soll. Ebenso haben sich aus heimischen, sowie aus industriellen und privaten Kreisen Salzburgs Freunde und Gönner für Neumarkt gefunden, welche die Aktion werktätig unterstützen helfen und weiterhin fördern wollen. Diesen Faktoren wurde seitens der berufenen Behörde der Dank ausgedrückt.
Nachdem somit wichtige und grundlegende Vorarbeiten gemacht wurden, kann der Verein Neumarkt ohne Befürchtung darangehen, die ersten Arbeiten zur Anlegung des geplanten Strandbades zu beginnen. Die Verhältnisse unserer Zeit haben es mit sich gebracht, daß ein Hasten und Treiben in allen Zweigen menschlicher Tätigkeit zum Grundtone wurde. Nicht zuletzt wurde unser Reisepublikum von dieser neuzeitlichen Erscheinung ergriffen. Und doch ist Ruhe nach anstrengender körperlicher und geistiger Arbeit, Aufenthalt in freier Gottesnatur ein vorzügliches Mittel, unserem müden Körper einige Erholung zu gewähren.
Redner gab am Schlusse seiner Ausführung die Versicherung für eine erfolgreiche Lösung der Aktion, weil ein die Angelegenheit besonders förderndes gutes Einvernehmen mit den Nachbargemeinden bestehe, weil die maßgebenden Körperschaften den Wert der Aktion voll erkennen und weil das Geld, das auf Zinsen gegeben ,nicht verloren ist. Durch Anschluß des ganzen Wallerseegebietes an den Verkehr läßt sich für alle anliegenden Orte ein Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens erwarten und eine Aktion, die solche Ziele verfolgt, sei gewiß nur zu fördern. Sie wird allen in Betracht kommenden Orten zum Nutzen, keinesfalls aber in irgend einer Hinsicht zum Nachteile sein. Der Vorsitzende sprach der Versammlung aus dem Herzen, als er dem Redner für seinen Vortrag sowie für seine unermüdliche Mitarbeit und Förderung der Aktion den wärmsten Dank ausdrückte. In Regierungsrat Proschko schätzen wir eine eminente Kraft und bitten ihn auch an dieser Stelle, mit gleichem Interesse auch in Hinkunft für eine großzügige, vielversprechende Angelegenheit zu wirken. Nach einer kurzen Debatte wurde die interessante Versammlung geschlossen.
Aber wenige Wochen später brach der Erste Weltkrieg aus und unterbrach alle Fremdenverkehrsbemühungen.
Die Zwischenkriegszeit
Aufbruchstimmung herrschte erst wieder in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre. Am 31. August 1926 berichtete das "Salzburger Volksblatt"
Rund um den Wallersee. Einstmals gehörte es zum guten Ton, alljährlich eine Badereise zu unternehmen. Besonders die Frauen, diese armen, bedauernswerten, vielgeplagten und erholungsbedürftigen Geschöpfe, legten großen Wert darauf, ihre seelischen und körperlichen Schäden einer kleinen Reparatur zu unterziehen. An Stelle der Badereise ist im Laufe der Zeit die Fahrt in die Sommerfrische getreten. Diesem Wechsel des Geschmackes verdanken zahlreiche Orte einen bedeutenden Aufschwung und besonders die Ansiedelungen an Seen, so z. B. am Wörthersee und an den Seen des Salzkammergutes, haben sich mit Erfolg auf den Fremdenverkehr eingestellt. Von den schönen Seen des Salzburger Vorlandes blieb am längsten der Wallersee unbeachtet. Ihn weiteren Kreisen bekannt gemacht zu haben, ist ein Verdienst Neumarkts, dessen Bürger als erste ein Strandbad errichteten und mit einer zweckentsprechenden Reklame einsetzten. Der Krieg brachte den unvermeidlichen Rückschlag. Nun aber scheint auch für den Wallersee die Zeit gekommen. In Zell ist ein Strandbad mit 56 Kabinen und allem Zubehör erbaut worden, das besonders den Salzburgern zu statten kommt, da es unmittelbar an der Eisenbahn-Haltestelle liegt. Gegen Seekirchen zu sind einige nette Sommerhäuschen entstanden und auch auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, am Henndorfer Ufer, blitzen die Fenster schmucker Holzhäuser im Schein der warmen Augustsonne, die strahlend über dem Wasser liegt. In Neumarkt und Henndorfs überwiegen die Gäste aus Wien. Sie scheiden sich in zwei Kategorien: in Wiener und in "Weaner". Der Unterschied braucht wohl nicht erläutert zu werden. Die "Weaner,, sind von einer gottvollen Ungmiertheit, die in Henndorf so weit geht, daß an ein und demselben Platz Menschen und Hunde baden. Wie idyllisch wäre es, wenn die Einheimischen auch ihre Pferde und Kühe in den See treiben wollten und mit den Badegästen um die Wette schwimmen ließen...
1927 verband erstmals eine Autobuslinie die Stadt Salzburg mit Neumarkt, deren Streckenführung 1928 bis zum Strandbad Neumarkt erweitert wurde. Diese Verlängerung wurde im Herbst 1930 eingestellt und neuerlich im Februar 1932 wieder aufgenommen.
1928 entstand das neue Strandhotel Wallersee mit eigener Badeanstalt. Der Andrang der Besucher zum Wallersee wurde so groß, dass Zeitungen von überfüllten Frühzügen in Richtung Steindorf berichteten und dass in mehrere Stationen keine Personen mehr zusteigen konnten.
Am 5. und 6. Juli 1930 fanden Wassersporttage in der Wallersee-Ostbucht statt. Es gab eine "Miss Wallersee"-Wahl, eine der Strandkönigin und des "Süßen Mädels". Dazu kamen Sportveranstaltungen wie Wettschwimmen, Wettrudern, eine Segelregatta sowie Konzerte der Rainermusik Salzburg, Seebeleuchtung, Feuerwerk, Damen-Schönheitskonkurrenz, Tanz u. a..
Die politische Entwicklung, unter anderem die 1000-Mark-Sperre hielt zwar deutsche Urlauber ab, aber Österreich konnte sich einer 50%igen Fahrpreisermäßigung bei den ÖBB für den Besuch der Wallersee-Bäder erfreuen. Erst nach dem Anschluss 1938 brachte die Bewegung "Kraft durch Freude" (KdF) den organisierten Sommergast wieder an den Wallersee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Abermals wurde die Entwicklung des Fremdenverkehrs unterbrochen - der Zweite Weltkrieg stoppte alles. Mit der Einführung der Schilling-Währung am 10. Dezember 1947 setzte die Wiederaufbauphase ein. Die Stadt-Salzburger kamen bevorzugt in die Wallersee-Gemeinden zur Erholung. 1951 wurde als Nachfolgeorganisation des Verschönerungsvereines der Verkehrsverein Neumarkt am Wallersee gegründet.
1953 wurde die Wallersee-Ostbucht Drehort für den Kinofilm "Eva erbt das Paradies", in dem u. a. Josef Meinrad und Susi Nicoletti spielten.
Beim Hochwasser im Juli 1954 war das Seehotel Winkler nur mit dem Boot erreichbar.
1958 wurde ein Fremdenverkehrverband Wallerseegebiet angeregt, der jedoch nicht zustande kam.
Unter Bürgermeister Ing. Hans Rosenlechner (* 1903; † 2003) wurde das Augenmerk wieder stärker auf den Fremdenverkehr gerichtet. Die deutschen Reisebüros Schornstein und Rheinland aus Westfalen, Deutschland, brachten Urlauber nach Neumarkt, die hauptsächlich in Privatzimmern untergebracht waren. 1972 wurden 44 868 Nächtigungen in Neumarkt gezählt.
Verkehrsverein und Gemeinde errichteten 1963 anstelle des ehemaligen Hotelstrandbads das heutige Gemeindestrandbad mit Minigolf- und Campingplatz. 1971 wurde mit der Aufschüttung des Sees zwischen den beiden Strandbädern begonnen und dadurch der erste Abschnitt des Yachthafens entstehen. Die Wochenendhäuser wurden jedoch vom direkten Seezugang getrennt. Standen sie bisher auf Pachtgrund des Landes Salzburg, so konnten sie jetzt in das private Eigentum übertragen werden. Am 14. Juli 1984 wurden die Hafenanlage, das Strandbad und der Campingplatz fertiggestellt und mit der Errichtung des Schwanenbrunnens eröffnet.
2021: Das neu zu erstellende Räumliche Entwicklungskonzept erhitzt die Gemüter
- Original dieses Absatzes in voller Länge siehe Benutzer:Archiv/Touristische Entwicklung der Wallersee-Ostbucht, hier gekürzt
Ende Mai 2021 wurden bei einem Infoabend für Anrainer über die zukünftige touristische Nutzung Wallersee-Ostbucht informiert. Hintergrund war die laufende Überarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK):[1] Dieses soll künftig eine Fläche von 2,2 Hektar für touristische Infrastruktur wie Strandbadeinrichtungen, Kiosk oder Restaurant, aber für ein Hotel vorsehen.
Die Anrainer sammelten binnen nur vier Tagen 663 Unterschriften gegen ein geplantes Hotel. Zudem hatten sie eine Stellungnahme zur geplanten REK-Änderung erarbeitet. Konkret befürworten die Anrainer eine Revitalisierung des Strandbads in der Ostbucht. "Wir verstehen darunter allerdings nicht naturzerstörende Maßnahmen bei der Errichtung und dem Betrieb einer kommerziell genutzten Hotelanlage mit einem Restaurant auf einer Mole, großflächigen Aufschüttungen im See, Errichtung von Fußball-, Park- und Umkehrplätzen für Busse",[2] heißt es in dem Papier. Vielmehr fordern sie die Wiederherstellung von Biotopen und die Erhaltung der Artenvielfalt. Zudem fürchten sie, dass durch ein Hotel der Seezugang eingeschränkt werden und die Aufschüttung einer Mole zu Algenwachstum und Geruchsbelästigung führen könnte. Auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts wird bezweifelt: "Besteht nicht die Gefahr, dass bei fehlender Auslastung das Hotel in Zweitwohnungen umgewidmet wird?"
Landesumweltanwältin (LUA) Gishild Schaufler übte in ihrer Stellungnahme zum in Planung befindlichen REK Kritik: "Der Schutzzweck des dortigen Landschaftsschutzgebiets ist mit einem großen Hotelbetrieb nicht vereinbar. Die Aufschüttung des Sees finde ich aber noch ärger. Das ist nicht bewilligungsfähig, weil dadurch Lebensraum verloren geht." Sie wünscht sich, ebenso wie die Anrainer, mehr Transparenz: "Es wäre gescheit, wenn die Gemeinde mit uns vorher darüber redet, weil man sich vielleicht Enttäuschungen, Kosten und Ärger spart."
Auch der Neumarkter SPÖ-Vizebürgemeister David Egger (SPÖ) stellte sich hinter die Anrainer: "Die 660 Unterschriften sind über zehn Prozent unserer 6 200 Einwohner. Das ist eine starke Stimme, der sollte man Gewicht schenken." Statt für ein Hotel tritt Egger für eine Revitalisierung des veralteten Strandbads ein: "Dazu braucht es ein ordentliches Bistro, Spielplätze, eine Sportanlage." Er befürchtet durch ein Hotel zudem Kosten für einen Kreisverkehr, die Aufschließung und eine Kanalerweiterung von mehreren Millionen Euro für die Gemeinde.
Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) trat offen für ein Hotel ein. Er betonte aber, dass es noch kein konkretes Projekt gäbe und daher die Aufregung verfrüht sei, hält aber fest, dass schon im derzeitigen REK aus dem Jahr 2008 die Errichtung eines Hotel möglich sei, und hofft auf bis zu 100 Jobs: "Und es gibt noch die anderen 90 Prozent der Bürger, die nicht gegen ein Hotel sind." Dass die Mehrheit eines wolle, habe sich im Agenda-21-Prozess gezeigt (an dem rund 150 Neumarkter Bürger mitgewirkt hatten). Zudem sei fix, dass durch ein Hotel das Strandbad nicht kleiner werden solle; der Campingplatz müsse aber weichen: "Wir prüfen, ob im neuen REK ein kleinerer Camping-Standort möglich ist." Zwar gab es kein konkretes Projekt, aber ein Projektbetreiber sprach von einer Investorengruppe, möglicherweise käme ein von der amerikanischen Hotelkette Marriott betriebenes Hotel mit Chalets an den Wallersee.
2022: Besorgte Bürger bei einer weiteren REK-Informationsveranstaltung
Am 10. Mai 2022 fand dann eine weitere Informationsveranstaltung zum im Entstehen befindlichen REK statt, zu der rund 230 Bürger kamen.
Etliche äußerten ihren Unmut. Sie befürchten weiterhin, dass Einrichtungen wie der Campingplatz und ein Teil des Strandbads wegfallen werden. Auch die SPÖ ist gegen ein Hotel beim Bad. Gemeindevertreter Jan Hansel-Schierl schlug in der mehr als drei Stunden dauernden Veranstaltung eine Bürgerbefragung in der Stadt vor. Seiner Ansicht nach soll "dieser wunderschöne Naturraum" nicht zubetoniert werden. Das Hotelprojekt schwebe im Hintergrund und blockiere eine raschere und umfassendere Modernisierung des Bads. Landesparteichef David Egger warnt als Neumarkter SPÖ-Vizebürgermeister gar vor einem "Ausverkauf der Heimat". Die Revitalisierung der Ostbucht dürfe nicht auf Kosten des öffentlichen Guts gehen. "Ja, wir sind für eine Erneuerung, aber nach den Beispielen von Mattsee, Seekirchen und Henndorf durch die Gemeinde selbst und mit Förderungen des Landes und der EU. Nicht durch einen Verkauf an einen Investor." In der Bevölkerung herrsche eine Unruhe, weil die Gemeindeführung die Karten nicht auf den Tisch lege.
Einig sind sich die meisten Gegner und Befürworter darin, dass – zumindest in der derzeitigen Weltwirtschaftslage, Pandemie- und Arbeitsmarktsituation – ein Hotelprojekt an diesem Ort nicht realistisch wäre. ÖVP-Bürgermeister Adi Rieger betont, dass es hier schon im vergangenen Jahrhundert etwa 60 Jahre ein Hotel gab und bereits im gültigen REK eine Tourismusfläche definiert sei. "Wir fühlen uns verpflichtet, das fortzuschreiben." In einem neuen REK werden die Flächen präziser festgelegt. Es gehe nun um "zirka zwei Hektar für ein mögliches Hotel und unsere eigene Infrastruktur mit dem Strandbad". Man wolle künftigen Generationen diese Chance nicht vertun, so Rieger.
Aktuell gebe es zwar einen Interessenten, aber weder Pläne noch eine Projektentwicklung. Deshalb könne er derzeit mit der Forderung nach einer Bürgerbefragung (über "ungelegte Eier") nichts anfangen. Zudem sei auch im Agenda-21-Prozess die Bevölkerung eingebunden worden.[3] Eine mögliche (von Naturschützern besonders kritisierte) Aufschüttung im See sei "vom Tisch". "Die Uferlinie bleibt so."
Rieger versichert, dass "der öffentliche Wasserzugang in Neumarkt generell und das Strandbad in dieser Größe erhalten bleiben". "Uns geht es um eine Aufwertung des Juwels Ostbucht. "Ob ein Hotel komme oder nicht, Bad und Hafen sollen attraktiver werden. Und ein Hotelbetrieb müsste jedenfalls qualitativ hochwertig sein und sich gut in das Landschaftsbild einfügen.[4]
Der "Neumarkter Stadtschreiber" berichtete ausführlich über die Veranstaltung.[5]
Faschingsartikel 2022
"Mountain Resort Hotel Eggerberg" und "Lakeside Wallersee Resort" ist der Titel eines Faschingsartikels des Neumarkter Stadtschrei(b)ers im Februar 2022. Darin stellt er seine Version möglicher Hotelprojekte in Neumarkt am Wallersee vor, die seit Sommer 2021 für Unruhe in der Bevölkerung sorgen.
Weblinks
- salzburg.orf.at, 27. März 2022: Hotel an Wallersee-Ostbucht: "Man erfährt nichts"
- www.sn.at Hotel in der Ostbucht? Neumarkt ist gespalten, 11. Mai 2022
Quellen
- Helmut Deinhammer: Die Wallersee-Ostbucht. Neumarkts Juwel., 2017, Eigenverlag, ISBN 3-9501531-2-5
- ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 4. April 1886, Seite 2
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 12. April 1914, Seite 3
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 31. August 1926, Seite 6
- www.sn.at "Anrainer sammelten 660 Unterschriften gegen Hotel in der Wallersee-Ostbucht", 12. Juli 2021
- Neumarkter Stadtschreiber vom 22. Juni 2021 "Weichenstellung für die touristische Entwicklung in der Wallersee-Ostbucht"
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ Das Salzburger Raumordnungsgesetz (ROG) stellt die rechtliche Grundlage für die Salzburger Raumplanung im Bundesland Salzburg dar. Darin heißt es im § 2 Abs. 6, etwas sperrig "Der Tourismus ist unter Berücksichtigung der ökologischen Belastbarkeit und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Raums, der Erfordernisse des Landschafts- und Naturschutzes sowie der vorrangigen Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an der Entwicklung und der Vielfalt der Freizeit- und Erholungsbedürfnisse der Gäste auch durch die Sicherung geeigneter Flächen zu entwickeln und konkurrenzfähig zu erhalten." Nach dem ROG obliegt der Gemeinde die räumliche Ordnung und Planung des Gemeindegebietes mit den drei Planungsinstrumenten des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK), der Grundlage für die Aufstellung des Flächenwidmungsplans und der Bebauungspläne. Das REK musste bisher spätestens alle 15 Jahre überarbeitet werden. Das letzte REK für Neumarkt am Wallersee stammt aus dem Jahr 2008.
- ↑ Diese Angaben und Details waren bei der Informationsveranstaltung gesagt worden.
- ↑ Rund 150 von rund 6 300 Einwohner zum damaligen Zeitpunkt der Agenda 21.
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 12. Mai 2022
- ↑ siehe REK-Neumarkt-Infoabend: Hotelprojekt in der Wallersee-Ostbucht nicht vom Tisch