Internationale Stiftung Mozarteum

Die Internationale Stiftung Mozarteum (ISM) hat sich die Bewahrung und zeitgemäße Auseinandersetzung von Mozarts Erbe zum Ziel gesetzt.
Geschichte
Um 1840 war ein "Musikübungsverein" beim Hofwirth mit den Zielen der musikalischen Ausbildung und Unterhaltung gegründet worden. Diesem folgte bereits am 22. April 1841 ein neuer Verein, der Dom-Musikverein und Mozarteum. Dieser hatte sich als Ziele die Verbesserung der Kirchenmusik und die Unterstützung der musikalischen Talente gesetzt. Dieser neue Verein, dessen Protektorat der Salzburger (Fürst)Erzbischof Friedrich VI. Fürst Schwarzenberg übernahm, war unter dem Namen "Mozarteum" eine eigene musikalische Lehr- und Übungsanstalt für die Wiederbelebung und Erhaltung der Musik im Allgemeine.
1856 fand dann anlässlich des 100. Geburtstag Mozarts eine erste "Mozart-Ausstellung" in Mozarts Geburtshaus, Getreidegasse 9 statt. Zahlreiche Künstler und Liedertafeln nahmen daran teil. Dies war der Beginn der Bestrebungen zur Errichtung eines eigenständigen Mozarteums.
Am 18. Juni 1869 trafen sich unter seiner Federführung 15 honorige Salzburger Bürger im Gasthof "Zur Krone" (Ramsauerhaus), um die Loslösung des Mozarteums vom Dom-Musikverein und Mozarteum zu beschließen. 1870 gründete der Kreis um Johann Evangelist Engl dazu die Mozart-Stiftung, aus der am 16. Oktober 1880 - nach Einigung und Vertrag mit dem Dommusikverein - durch Zusammenschluss mit dem Mozarteum die heutige Internationale Stiftung Mozarteum hervorging. Das war der Beginn dreier Salzburger Institutionen, die heute noch den Namen "Mozarteum" tragen: die Internationale Stiftung Mozarteum, die 1998 zur Musik-Universität Mozarteum erhobene Musikschule und das Mozarteumorchester Salzburg.
Anlässlich des am 20. September 1880 von der ISM erstmals abgehaltenen Mozart-Tages wurden Engls Mitstreiter Carl Reichsfreiherr von Sterneck zum ersten Präsidenten und Carl Spängler zum Kassier der Stiftung gewählt.
Bereits 1875 hatte sich die Mozart-Stiftung an einem ersten bedeutenden wissenschaftlichen Projekt beteiligt. Es war die erste kritisch durchgesehene Gesamtausgabe der Werke Mozarts, die zwischen 1876 und 1907 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschien.
Vom 17. bis 20. Juli 1877 veranstaltete die Mozart-Stiftung das erste von acht Salzburger Mozartfesten, das zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland nach Salzburg zog.
Nach einem 1909 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Errichtung eines "Mozart-Hauses", der vom Münchner Architekten Richard Berndl gewonnen wurde, kam es am 6. August 1910 zur Grundsteinlegung im Garten der ehemaligen Lasser-Villa. Das Gebäude wurde 1914 fertig gestellt. Obwohl der Erste Weltkrieg die Aktivitäten der Internationalen Stiftung Mozarteum zum Stillstand kommen ließ, konnte 1917 vor allem dank der Bemühungen der großen Förderin Kammersängerin Lilli Lehmann Mozarts Geburtshaus vollständig erworben werden.
1931 wurde das Zentralinstitut für Mozart-Forschung (seit 2003 Akademie für Mozartforschung) gegründet und erhielt die Aufgabe, "alle Ergebnisse und Niederschläge der Mozart-Forschung auf wissenschaftlicher Grundlage aufzuzeichnen und zu sammeln".
Am 16. Oktober 1944 wurde das Mozart-Wohnhaus, das die Stiftung seit 1939 teilweise angemietet hatte, zu zwei Dritteln durch Bombentreffer zerstört. In den 1990er Jahren konnte die Internationale Stiftung Mozarteum das an den von den Bomben verschonten Teil des "Tanzmeisterhauses" angrenzende Bürogebäude kaufen, abtragen, und das "Mozart-Wohnhaus" nach alten Plänen rekonstruieren. Im Jänner 1996 wurde im rekonstruierten Mozart-Wohnhaus und im restaurierten "Tanzmeistersaal" ein neues modernes Museum eröffnet. Im Autographentresor im Untergeschoß werden die wertvollen Autographe nach modernsten Sicherheits- und Konservierungskriterien aufbewahrt.
Ein bedeutender Mozart-Forscher und Mozarteum-Mäzen ist Prof. Dr. Bin Ebisawa, der unter anderen Begründer und Vorsitzender des Komitees zur Wiedererrichtung des Mozart Wohnhauses ist.
Aufgaben der Stiftung
Seither setzt diese nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisation mit der Person und dem Werk Wolfgang Amadé Mozarts auseinander. Dabei hat sie drei Kernbereiche:
- Konzerte
- Wissenschaft
- Mozart-Museen
Dabei versucht die Stiftung Mozarteum eine Brücke zwischen Bewahrung der Tradition und zeitgenössischer Kultur zu schlagen, mit dem Ziel, wechselnde Perspektiven und neue Denkanstöße in der Auseinandersetzung mit dem Komponisten zu eröffnen.
Präsidium und Kuratorium
Die Stiftung Mozarteum wird von einem Präsidium und einem Kuratorium geführt. Die knapp 30 Kuratoriumsmitglieder werden für jeweils drei Jahre bestellt und wählen aus ihren Reihen die Präsidiumsmitglieder. Aufgabe des Präsidiums ist es der Stiftung eine strategische Ausrichtung zu geben und sie nach außen zu vertreten. Das Kuratorium überwacht die Arbeit des Präsidiums. Als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der Stiftung Mozarteum fungierte von 2004 bis 2012 Stephan Pauly. Als sein Nachfolger leitete Matthias Schulz das Haus von März 2012 bis Februar 2016. Tobias Debuch fungiert seit Dezember 2015 als kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum. Maren Hofmeister war von 2016 bis Jänner 2018 die Künstlerische Leiterin der Stiftung Mozarteum und die Intendantin der Mozartwoche. Von 2019 bis 2023 ist der mexikanisch-französische Opernsänger (Tenor), Regisseur und Schriftsteller Rolando Villazón der Intendant der Mozartwoche.
- Hauptartikel Präsidenten der Internationalen Stiftung Mozarteum
Die Konzertveranstaltungen
Neben den wissenschaftlichen und musealen Aufgaben führt die Internationale Stiftung Mozarteum jährlich verschiedene Konzertzyklen durch:
Im Konzertbereich setzt die Stiftung Mozarteum Salzburg seit 1956 jeweils im Jänner, um Mozarts Geburtstag herum, einen künstlerischen Akzent im internationalen Konzertleben: mit der Mozartwoche.
Anlässlich des Mozart-Jahres 2006 wurde das Festival "Dialoge" rund um Mozarts Todestag installiert, in dem sich zeitgenössische Künstler aus den Bereichen Musik, Tanz, Literatur und Bildende Kunst mit dem Leben und Werk des Genius loci auseinandersetzen. Das Programm richtet sich an ein Publikum, das offen für eine kontroverse, kontemporäre Auseinandersetzung mit neuer und klassischer Musik ist.
Während des Jahres veranstaltet die Stiftung außerdem Saisonkonzerte im Großen und Wiener Saal, die ihren Schwerpunkt auf der Kammermusik haben.
Mozart-Museen und -Gedenkstätten
In der Stadt Salzburg bewahrt die Stiftung in den beiden Mozart-Museen Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse und das Mozart-Wohnhaus am Makartplatz das Erbe des Salzburger Genies. Die Museen stehen seit 1997 unter der Leitung von Gabriele Ramsauer.
In Mozarts Geburtshaus wird der Besucher durch originale Mozart-Räume geleitet, in denen sich u. a. Mozarts Hammerklavier von Anton Walter (ca. aus dem Jahr 1780), seine Konzertgeige und die Mehrzahl der zu Lebzeiten entstandenen Mozart-Porträts befindet.
Im Wohnhaus der Familie Mozart, das aufgrund eines Bombenangriffs erst in den 1990er Jahren des vorigen Jahrhunderts in großen Teilen als Rekonstruktion wieder aufgebaut wurde, wird ein authentischer Eindruck vom Alltag des 18. Jahrhunderts im Umfeld Mozarts vermittelt. Die Biografien der einzelnen Mitglieder der Familie Mozart, mit all ihren täglichen Freuden, Sorgen, Leidenschaften und sozialen Aktivitäten, füllen sich in diesen Häusern mit Leben.
Anlässlich des Mozart-Jahres hat die Stiftung den Bühnenbildner, Regisseur, Lichtdesigner und Pädagogen Robert Wilson (*1941) beauftragt, die Räume, in denen die Familie Mozart bis 1773 lebte, zu gestalten. Originale Objekte wurden durch zeitgemäße Installationen und Licht in spannungsvolle Beziehung zueinander gesetzt. Die Gestaltung soll über das Mozart-Jahr hinaus bestehen und neue Möglichkeiten der Erlebbarkeit der Geburtsstätte Mozarts eröffnen.
Wissenschaftliche Bearbeitung
In der Autografensammlung befinden sich rund 200 Originalbriefe Mozarts, rund 300 Briefe seines Vaters und über 100 autographe Handschriften Mozarts, überwiegend Skizzen und Entwürfe, aber auch einige Originalpartituren.
Die "Bibliotheca Mozartiana" ist mit rund 35 000 Titeln die umfangreichste Mozart-Bibliothek der Welt. Seit 1954 wird an der historisch-kritischen Gesamtausgabe der "Neuen Mozart-Ausgabe (NMA)" gearbeitet, die 2006/07 abgeschlossen sein wird. Als Fortsetzung entsteht eine "Digitale Mozart-Edition (DME)", die den Text der NMA über das Internet frei zugänglich machen wird und immer aktualisiert.
In diesem Text- und Notenseiten umfassenden Projekt sieht die ISM über den wissenschaftlichen Nutzen hinaus auch eine Bildungsidee: Die Digitale Mozart-Edition will dem Nutzer – zunächst an ausgewählten Beispielen – den Vergleich zwischen Edition und Quelle ermöglichen, wie er in einer gedruckten Ausgabe nicht möglich wäre.
Die Mozart-Ton- und Filmsammlung stellt mit rund 28 000 Audiotiteln und 3 500 Videoproduktionen (Filmdokumentationen, Spiel- und Fernsehfilmen über Mozart und aufgezeichnete Operninszenierungen) eine Verbindung zur Gegenwart her.
Die betreuten Objekte
Kontakt
- Internationale Stiftung Mozarteum
- Schwarzstraße 26
- 5020 Salzburg
- Telefon: (06 62) 8 89 40-0
- Vereinsnummer: ZVR 438729131
- UID-Nummer: ATU 33977907
Weblinks
Quelle
- mozarteum.at, Geschichte