Joseph August Susan

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Allerhöchste Entschließung vom 18. July 1832 zu Folge derer Dr. Susan das Amt des Direktors der medizinisch-chirurgischen Studien übertragen wurde.[1]

Dr. Joseph August Susan (* 17. Februar 1781 in Salzburg-Mülln[2]; † 18. März 1840 in Salzburg St. Blaisus[3]) war ein Bezirks- und Kreisarzt des Innkreises und danach des Salzburger Kreises.

Leben

Der Vater von Joseph August war Franz Anton Susan ein Sockenstrickermeister aus Möhringen. Die Strumpffabrik, die Lebens- und Arbeitsort war, war Strafhaus und Wollmanufaktur. Am 28. Jänner 1771 heirateten seine Eltern Franz Anton Susan und Anna Margaritha, geborene Katzensteiner, eine bürgerliche Wirtstochter aus Bayern.[4] Zumindest bei den ersten Kindern ist noch der Wohnort angegeben: "fürstl. Arbeitshauß ad S. Rochus".

Die Älteste, Maria Anna Magdalena, wurde bereits zehn Monate nach der Hochzeit geboren. Ihr folgten die Söhne Anton Joannis Baptista (* 1773), Joannis Baptista Matheus (* 1776) und Thaddäus Vincentius (* 1779) bevor am 12. Februar 1781 Josephus August zur Welt kam. Seine Patin war, wie bei den anderen Kindern, "Maria Magdalena Gasettin Materialistin zu Salzburg", die auch eigenhändig im Taufbuch unterzeichnete. Die drei Jüngsten waren die Schwestern Maria Anna Theccla (* 1782), Maria Anna (* 1784) und Maria Antonia (* 1788).

Ausbildung

Zunächst besuchte Joseph August sehr wahrscheinlich die deutsche Schule (Primarstufe) in Mülln, die im Jahr 1804 86 Schüler hatte und somit die bestbesuchte Vorstadtschule war. [5] 1792 wurde er als Elfjähriger in die Matriken der Benediktineruniversität Salzburg zu den "I. Grammatices" (1. Klasse Grammatik) eingetragen und erhielt die Matrikelnummer 30.995. [6] 1793 erreichte er "Ex Geographia et Elementis Historiae" den 12. Platz.[7] Bei den jährlichen Prüfungen erreichte er nie vordere Plätze und darf folglich als eher mäßig erfolgreicher Schüler bezeichnet werden. Im Jahr 1800 schloss er das Gymnasium ab. Aus der von Claudia Niese anlässlich des 400 Jahrjubiläums des Benediktinergymnasiums zusammengestellten Liste aller Absolventen sieht man, dass außer ihm noch viele andere Mitglieder seiner näheren Familie das Gymnasium abschlossen. Es handelte sich also bei den Susans um eine aufstrebende Bürgerfamilie, die ihren Söhnen eine Ausbildung am Gymnasium und auch an der Universität ermöglichen konnte.

An die Schulzeit am Gymnasium in Salzburg schloss er sicherlich ein zweijähriges Philosophiestudium an, das eine Art Aufbaustudium für das folgende Studium fungierte. In den zwei Jahren, bis ein reguläres Medizinstudium in Salzburg installiert wurde, hörte er die Medizin an der Universität Wien.[8]

Ab 1804 studierte August Susan an der neu gegründeten und nur drei Jahre bestehen medizinischen Fakultät in Salzburg Medizin. Er war einer der drei Ärzte, die an dieser kurzlebigen Fakultät ihr Studium abschlossen.[9] Von seinem Studienbeginn in Salzburg bis zu seiner Graduierung vergingen nur drei Semester. Anlässlich seiner Promotion 1805 hielt Susan einen Vortrag über die natürliche Ernährung des Kleinkindes.[10]

Salzburg

Am 10. März 1806 legte er in Salzburg folgenden Eid ab: "Ich Joseph Susann schwöre zu Gott einen leiblichen Eid, daß ich in Criminalfällen sowohl bey Vornehmung gerichtl. Angelegenheiten als in der Abgabe schriftlicher Zeugniße, dann in allen dem, was in dergleichen Begebenheiten von mir durch die kurfürstl. Obrigkeit gefordert wird, nach Wissen und Gewissen sohin ganz nach der reinen Pflicht eines Medici mich betrage werde. Diese nemliche Vorschrift und Treue wie auch die genaueste Beobachtung der in der Dienstordnung dd. 1 Hornung 1805 den praktischen Aerzten vorgeschriebenen Pflichten gelobe ich unter obiger Eidschwur in den mir vorkommenden Krankheites- und Heilungsfällen, sowahr mit Gott helfe und alle seine Heiligen."[11] Er bekleidete in Salzburg die Funktion eines unentgeltlichen Armenarztes und wurde auch zur Behandlung einer Ruhrepidemie im Pongau herangezogen. Bei dieser Gelegenheit stellte er fest, dass "eine gebürgige Gegend seiner Gesundheit nachtheilig ist", da er trotz seines jugendlichen Alters unter "geschwächten Lungen" litt. Durch die unsicheren Verhältnisse in dieser Zeit war er "in einen Vermögens-Rückstand versetzt worden" und er hoffte durch eine Anstellung im flachen Land wieder zu Geld zu kommen.[12] 1806 wird Susan in Salzburg mit 500 fl. angestellt und die Erlaubnis zur freien Praxis erteilt.[13] 1807 bat er auch "unterthänigst, ihm die Stelle eine Armen-Arztes zu ertheilen",[14]

St. Johann, Mauerkirchen, Thalgau, Radstadt

1808 als mehrere Physikate neu zu besetzen waren, weil Felix Winkelhofer (Bezirksarzt) in Zell und Anton Hell in Laufen überraschend verstorben waren sowie Wolfgang Oberlechner in Radstadt resignierte, kam es zu einer größeren Rochade. Susan erhielt das Physikat in St. Johann im Pongau – möglicherweise hatten sich seine Lungenprobleme mittlerweile gebessert.[15]

Im Jahr 1814 war er von Februar bis September Landgerichtsarzt in Mauerkirchen[16], das in diesem Jahr aber an das Kaisertum Österreich fiel und daher zum Ausland wurde. Er wechselte zurück nach St. Johann und am 2. Dezember 1815 nach Thalgau[17], das ein Landgericht erster Klasse war. Dort erlebte er das Ende der bayerischen Regierung und 1818 wurde er als Bezirksarzt nach Radstadt versetzt, wo er zwölf Jahre wirkte bis zu seiner Berufung als Kreisarzt nach Ried.

Als er nach Radstadt versetzt wurde war er bereits 37 Jahre alt. Hier findet sich auch – abgesehen von seinem Epitaph – der einzige Hinweis auf sein Privatleben. Am 17. September 1821 wurde ihm in Radstadt Nr. 45 sein Sohn Franz Joseph Eugen geboren. Seine Frau war Leopoldine von Grafenstein, von Weydn in der Oberpfalz. Sie war die eheliche Tochter des Ignatz Michael von Grafenstein und der Freifrau Johanna von Kronegg. Beide waren schon verstorben und kurfürstliche Pfleger. Pate war Franz Ferchl, kais. königl. Salinenarzt in Hallein. Dr. Franz Ferchl war fünf Jahre älter als Susan, aber beide waren gemeinsam am Gymnasium in Salzburg und natürlich Berufskollegen.

Kreisarzt in Ried

Als Susan 1830 die Kreisarzt Stelle in Ried antrat, verfasste Benedikt Pillwein gerade sein Buch über den Innkreis. In diesem Buch sind auch einige von Dr. Joseph Susan gelieferte Fakten zu finden, die Pillwein in der Endphase des Buches noch einarbeitete. Susans Witterungsbeobachtungen mit dem Thermometer und dem Barometer ergaben u. a. als höchste Temperatur 26° Reamur, was 32,5° Celsius entspricht und gemessen an den heutigen Temperaturen relativ niedrig erscheint. Susan berichtete Pillwein auch von einer Quelle dem Frankenberger Bad, ¼ Stunde von Obernberg.[18]

Benedikt Pillwein, Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg, Vierter Theil: Der Innkreis, 49.

Kreisarzt in Salzburg

Von 1833 bis zu seinem Tod 1844 war Dr. Susan Kreisarzt von Salzburg, Studiendirektor des medizinisch-chirurgischen Studiums und auch korrespondierendes Mitglied des k.k. Vereins der Ärzte in Wien.[19] Im Juli 1832 erhielt er von Kaiser Franz die Erlaubnis das "Ehrenamt eines Direktors der medizinisch-chyrurgischen Studien an dem Lyceum zu Salzburg" zu übernehmen (also vermutlich unentgeltlich). Kaiser Franz merkte an, dass es ihm nach einiger Zeit anzuzeigen sei, "wie er sich dabey in jeder Hinsicht benommen habe" (siehe Abbildung).

Grabstein des Joseph August Susan am Friedhof St. Sebastian

Aus seiner Tätigkeit als Kreisarzt haben sich die Sanitätsberichte der Jahre 1832, 1835, 1837 und 1838 erhalten.[20] Ab September 1839, als Dr. Susan schwer erkrankte, bis zur Wiederbesetzung der Kreisarztstelle wurden seine Geschäfte größtenteils vom Kreiswundarzt Karl Tobis übernommen. Joseph Susan verstarb am 18. März 1840 in St. Blasius Haus Nummer 217 2.C. an "äußerem Brand". Im Schematismus von 1840 wird er aber noch als Direktor des Medizinisch-chirurgischen Studiums geführt, wohnhaft auf dem Universitätsplatz 217.[21]

Joseph Antons Frau Leopoldine Susan, geborene von Grafenstein, ließ eine Gedenktafel anfertigen und am Sebastiansfriedhof direkt neben dem Grab des berühmten Salzburger Arztes Dr. Johann Jakob Hartenkeil anbringen. Sie selbst verstarb am 4. März 1855 und so wurde in der Folge ein Studien-Stipendium ausgelobt, das Susan zum Gedenken an seinen Sohn Karl gestiftet hatte.[22]

Literatur

  • Eva Heitzinger-Weiser: "Dr. Joseph August Susan und Dr. Karl Maffei – zwei Salzburger als Kreisärzte in Ried (1830-1840)", in: Der Bundschuh. Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskunde, Bd. 26 (2023), 95-99.

Einzelnachweise

  1. AT-OeStA/HHSTA KA KFA 42-6
  2. Salzburg-Mülln, Taufbuch | TFB4, 99.
  3. St. Blasius, 1835–1862 Sterbefälle, 40.
  4. data.matricula-online.eu
  5. Karl Wagner (1932): "Zur Geschichte der Schulverbesserung in Salzburg unter Kurfürst Ferdinand.", in: Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 72, 137–154, hier: 141
  6. P. Virgil Redlich OSB, Hg., Die Matrikel der Universität Salzburg, Salzburg 1933.
  7. Catalogus Disciplinorum qui in Gymnasio [...] 1793
  8. SLA k. k. Hofkommission II 507 die Physikate
  9. Carl Ozlberger: "Die medicinisch-chirurgische Lehranstalt zu Salzburg", Salzburg 1864, 22; "Medicinisch chirurgische Zeitung", 5. Mai 1806, 176.
  10. Udo Reisp: "Über die Medizin an der Kurfürstlichen und Kaiserlichen Universität zu Salzburg," Inaugural-Dissertation Universität Erlangen-Nürnberg, o.O. 1970, 27.
  11. SLA churf. u k.k. österr Reg XI 038 Susan.
  12. SLA kur. Reg. II B 32.
  13. SLA churf. u k.k. österr Reg XI 038 Susan.
  14. SLA churf. u k.k. österr Reg XI 038 Susan.
  15. "Medicinisch-chirurgische Zeitung", 12. Dezember 1808, 359.
  16. Joseph August Sußann, vermöge Reskripts vom 27. Februar l. J. für das Landgericht Mauerkirchen angestellt und nun versetzt 23. Sept. 1814, Königlich baierisches Regierungsblatt 1814, 1561.
  17. Königlich- Baierisches 1818 Regierungsblatt. LXXX. Stück. München, Samstag den 18. November 1809, 1835-1836.
  18. Benedikt Pillwein: "Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg, Vierter Theil: Der Innkreis", Linz 1843.
  19. Karl Friedrich Hermann: "Zur Geschichte der theologischen Fakultät in Salzburg im 19. Jahrhundert." in: Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 109 (1969), 295–338, hier: 313.
  20. SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212 und 0213.
  21. Schematismus Oesterreich ob der Enns für das Jahr 1840, 276.
  22. "Salzburger Zeitung", 22. Februar 1856, Seite 5.