Neubauten an der Großglockner Hochalpenstraße 1936

Dieser Artikel informiert über die Neubauten an der Großglockner Hochalpenstraße 1936, ein Beitrag aus der "Salzburger Chronik" vom 2. September 1936:

Neubauten an der Großglockner Hochalpenstraße

Der außerordentlich starke Kraftwagenverkehr auf der Großglockner-Hochalpenstraße hat, wie Hofrat Ingenieur Franz Wallack in einem Aufsatz in der "N. Fr. Pr." anführt, die Erweiterung der Parkierungsmöglichkeiten am Endpunkt der Gletscherstraße im Bereiche der Franz-Josefs-Höhe notwendig gemacht. In den letzten Maitagen dieses Jahres wurde daher mit dem Bau eines 500 Meter langen Fortsetzungsstückes der Gletscherstraße und eines geräumigen Parkplatzes am Freiwandeck begonnen. Die neue Straßenverlängerung samt Parkplatz konnte am 1. August dieses Jahres der allgemeinen Benützung über­geben werden.

Vom neuen Parkplatz Freiwandeck führt der Alpenvereinssteig über die Randmoräne hinunter zum Pasterzengletscher und ein zweiter Steig zum ehemaligen Schutzhaus auf der Franz-Josefs-Höhe, das von seinem Besitzer in großzügiger Weise zu einem modernen Hotel ausgestaltet wird. Ein neuer Promenadeweg, der in einer Breite von 2.500 Meter am Freiwandeck in mäßiger Steigung über die Hofmannshütte bis zum Wasserfall­winkel mit einer Gesamtlänge von etwas mehr als zwei Kilometer führen wird, befindet sich im Bau und wird im Sommer 1937 der Benützung übergeben werden.

 
Bau des Gamsgrubenwegs 1936.

Die Fahrbahn der Straße erhielt im Jahre 1936 in den beiden Anstiegsstrecken im Norden und Süden einen staubfreien Belag. Die nunmehr staubfreien Stra­ßenstrecken reichen im Norden von Bruck bis auf die Piffalpe und im Süden von Heiligenblut bis gegen das Karl-Volkert-Haus. Die Kehren auf der Piffalpe in Salzburg und die Fleißkehre in Kärnten wurden mit Kleinsteinen gepflastert. Die Fortsetzung der Staubfreimachungs­arbeiten ist für das Jahr 1937 vorgesehen. Die Edelweißstraße befindet sich derzeit bei Aufrechterhaltung des bisher stattgehabten Einbahnverkehres im Ausbau zur zweigeleisigen Straße; die Fertigstellung dieser Arbeiten wird noch in diesem Jahre erfolgen. Es wird daher im Jahre 1937 der Verkehr auf der Edelweißstraße in beiden Fahrtrichtungen ohne Zuhilfenahme der bisherigen Ausweichestellen abgewickelt werden.

 
Die Erfrischungs­station unterhalb der Edelweißspitze, eine Aufnahme aus dem Jahr 1938.

Auch die private Bautätigkeit hat im Gebiet der Großglockner-Hochalpenstraße bereits rege eingesetzt. Knapp unterhalb der Edelweißspitze ist eine Erfrischungs­station entstanden, am Fuscher-Törl bietet das Berghaus Fuscher-Törl auch Touristenunterkunft, bei der Fuscher Lacke wurde ein Schutzhaus errichtet und die Sektion Zell am See des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines hat einen neuen Alpenvereinssteig angelegt, der am Fu­scher-Törl beginnt und über das Brennkogelkees, den Nordhang des Kloben und das Spielmannskees zur Unte­ren Pfandlscharte führt. Am Hochtor bietet das Hofrat-Wallack-Haus einen neuen Stützpunkt für Touristen, die Hochtouren in das Sonnblick- und Brennkogelgebiet unter­nehmen. Der Österreichische Touristenverein Bergfreunde hat das ihm gehörige Karl-Volkert-Haus durch einen Zu­bau erweitert und und die Sektion Klagenfurt des Deut­schen und Österreichischen Alpenvereines hat das Glocknerhaus, das eben die Feier seines sechzigjährigen Bestandes beging, durch Zubau eines Speisesaales und die Errich­tung von Garagen für die bedeutend erhöhte Besucherzahlaufnahmsfähig ausgestaltet. Der Umbau des Schutzhauses auf der Franz-Josefs-Höhe zu einem modernen Touristenhotel wird plangemäß weitergeführt.

 
Ausbau der Edelweißstraße auf die Edelweißspitze von einspurig auf zweispurig im Sommer 1936.

Die Österreichische Bundespostverwaltung hat am Fu­scher-Törl und im Guttal Warteräume und eine Garage errichtet, das Berghaus Fuschertörl, das Hofrat-Wallack-Haus und das Postgebäude an der Abzweigstelle der Gletscherstraße im Guttal haben interurbane Telephon­anschlüsse erhalten.

Durch die tatkräftige Initiative des Landes Kärnten ist die für das schöne Bergdorf Heiligenblut so wich­tige Frage der Errichtung von Parkplätzen befriedigend gelöst worden. Zwei Parkplätze wurden im Orte selbst, zwei weitere knapp außerhalb des Ortsbereiches errichtet. Im Talboden bei Heiligenblut ist überdies eine große Ga­rage erbaut worden, die auf einer eigenen Zufahrtsstraße erreicht wird. Auf der südlichen Zufahrt zur Großglockner-Hochalpenstraße— der Mölltaler Landesstraße— geht der neuzeitliche Ausbau der Teilstrecken Judenbrücke, Döllach-Sagritz und Mörtschach seiner Vollendung ent­gegen. Der neuzeitliche Ausbau der Strecke Judenbrücke-Pockhorn ist bereits gesichert und wird noch in diesem Jahre begannen werden.

Der Verkehr auf der Straße entwickelt sich durchaus zufriedenstellend. Während im Jahre 1935 der Anteil von Kraftfahrzeugen mit ausländischen Erkennungszeichen 33 Prozent betrug, hat sich dieser Anteil im Jahre 1936 auf 44 Prozent erhöht. An erster Stelle stehen unter den ausländischen Fahrgästen die Besucher aus der Tschecho­slowakei, dann folgen Holland, Schweiz, Großbritannien, Deutschland, Ungarn, Frankreich, Italien, Belgien, Dänemark, Jugoslawien, Posen, Schweden, Ägypten, Rumänien, Luxemburg und die Vereinigten Staaten von Nord­amerika.

Der Präsident der Großglockner-Hochalpenstraße A.G., Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl, dessen Weitblick und unermüdliche Tatkraft die Erbauung und Vollendung der Straße ermöglichte, hat ihre volkswirtschaftliche Bedeutung seit jeher betont: schon die Erfahrungen des ersten Jahres seit ihrer Eröffnung beweisen, daß der Gedanke der Erbauung dieser Straße volkswirtschaftlich voll ge­rechtfertigt war.

Quelle

  • ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 2. September 1936, Seite 4
Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße
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