Wasserschloss Freisaal

Das Wasserschloss Freisaal ist ein Schloss im Süden der Stadt Salzburg im Stadtteil Nonntal.
Einleitung
Von hier aus zogen die neu gewählten Salzburger Erzbischöfe, nachdem sie den Treueschwur geleistet hatten, feierlich in die Stadt selbst ein. Das Schloss liegt in Freisaal am Freisaalweg und in unmittelbarer Nähe zur Hellbrunner Allee. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.
Unterschutzstellung
Der Salzburger Landeskonservator Eduard Hütter ließ im März 1924 das Wasserschloss unter Schutz stellen, gemeint unter Denkmalschutz stellen. Dabei hielt er in dem Dokument fest, dass die Erhaltung des im zweiten Stock gelegenen Saales mit seinen aus dem Jahr 1557 stammenden Fresken im öffentlichen Interesse gelegen sei. Jede Veränderung an demselben bedürfe der Zustimmung des Bundesdenkmalamtes. Es war dies eines der ersten Denkmalschutzverfahren im Bundesland Salzburg gewesen. Das einzig bemerkenswerte an dem damaligen Verfahren war, dass nur ein Teilbereich des Schlosses - der zweite Stock - unter Schutz gestellt wurde.
Erst mit einem Bescheid vom Oktober 1974 wurde das gesamte Wasserschloss unter Denkmalschutz gestellt.
Geschichte
Schloss Freisaal wurde 1392 vom Mönch von Salzburg, der sein Liebeslied dem allerlibsten schönsten weib im Freudensal widmete, erstmals erwähnt. Erbaut wurde die Wasserburg von Fürsterzbischof Pilgrim II. von Puchheim in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sein Name leitet sich von Freudensaal ab. Das deutet darauf hin, dass bereits dieses erzbischöfliche Lustschloss einen größeren Saal enthielt, der für gesellschaftliche Zusammenkünfte benutzt wurde.
Treueschwüre der Salzburger Erzbischöfe
Später gelangte es in privaten Besitz und wurde 1491 vom damaligen Besitzer Georg Zandl an Fürsterzbischof Friedrich V. von Schaunberg verkauft. Ernst von Bayern bestimmte das Schloss zum Ort des Gelöbnisses für alle neu gewählten Erzbischöfe. Hier hatten diese ihre Treueschwüre abzulegen. Anschließend ritten sie in einer feierlichen Prozession zum Nonntaler Tor, wo sie von den Vertretern des Domkapitels und der Stadtverwaltung erwartet wurden. Auch der letzte regierende Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus Graf Colloredo, hielt sich noch 1772 an diesen Brauch.
Über den Einzug von Fürsterzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg im Jahr 1519 in die Stadt Salzburg ist eine genaue Schilderung eines Chronisten (noch nicht von Freisaal aus) erhalten. Dabei sollen unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute aller Glocken eine endlose Reihe von Bürgern mit gewappneten (mit Wappen versehene) Fähnlein mit dem Kardinal in die Stadt eingezogen sein. Dabei gewesen waren auch die Zünfte in ihren Festtrachten, die Bruderschaften in verschiedenfarbigen Kutten, der Hof mit Beamten und Lakaien, die Domherren, Pröpste und Äbte der Klöster und Stifte und der Erzbischof selbst im Kardinalpurpur auf einem weißem Zelter[1], der von Edelknaben und Suffraganbischöfen sowie den Lehensträgern des Benediktinerstifts St. Peter im Prunkharnisch, Carabinieri und Trabanten[2] begleitet wurde.
Renaissance-Wandmalereien
1549 wurde Schloss Freisaal unter dem Administrator Ernst Herzog von Bayern im manieristischen Stil neu erbaut. Fürsterzbischof Michael von Kuenburg ließ den großen Saal mit Wandmalereien ausgestatten und auch den Garten anlegen. In den späten 1550er-Jahren stellte Hans Bocksberger der Ältere aus Mondsee in einer der schönsten Wandmalereien aus der Renaissance-Zeit in Österreich den Einzug (lat. Adventus) in die Stadt Salzburg als Inszenierung der politischen Herrschaft der Salzburger Erzbischöfe im Festsaal von Schloss Freisaal szenisch dar. [3]
Seit dem 19. Jahrhundert befindet sich das Wasserschloss in privatem Besitz. 1907 wurde es baulich sehr stark verändert. In der Zwischenkriegszeit erwarb der Arzt Dr. Emmerich Vocelka das Schloss und in den darauffolgenden Jahrzehnten wurde es von verschiedenen Mietern bewohnt, unter anderem von der Musikerfamilie Tenta und vom Künstler Lucas Suppin, der von 1966 bis 1990 hier lebte. Der Schriftsteller Peter Handke, der einige Jahre in Salzburg verbrachte, war mehrmals in Freisaal zu Gast.
Nach dem Tod von Dr. Vocelka und dessen Gattin unternahmen deren Nachfahren, die Eigentümer- und Erbengemeinschaft Kendler-Schneider-Rinner mit Familien, mehrere Versuche, das Schloss der Stadt Salzburg zum Kauf anzubieten, was diese jedoch ablehnte. Daher blieb das Schloss weiterhin in privater Hand. Bereits in den 1970er Jahren waren umfassende Renovierungsarbeiten durch Dr. Vocelkas Erben durchgeführt worden und als nach einem Besitzwechsel alle Mietparteien ausgezogen waren, wurde das Schloss vom neuen Eigentümer nochmals von Grund auf restauriert und auch der Park umgestaltet.
Das Wasserschloss im 21. Jahrhundert
Freisaal befand sich Anfang des 21. Jahrhunderts wieder in einem erstklassigen Zustand. Es wurde 2006 an den deutschen Zeitungsbesitzer Erich Schuhmann[4] verkauft. Seine Lebensgefährtin Hedwig Wenzl ließ die Fresken im Großen Saal (Freudensaal?) renovieren, die zu den bedeutendsten Wandmalereien der Renaissance im heutigen Österreich gehören.
Schlossweiher und -garten als Versorgungslieferant
Freisaal war neben den Hellbrunner Weihern und jenen in Glanegg, Rif, Liefering und dem Leopoldskroner Weiher eines jener Gewässer, in denen das Hoffischhaus seine Fangüberschüsse zwischenlagerte. Kleinere Fische aus hochgelegenen (Berg)Seen wurden hier zur Fanggröße herangefüttert.
Über etwa 350 Jahren bestand der Freisaaler "Kuchlgarten", der bis Anfang des 19. Jahrhunderts den fürsterzbischöflichen Hof mit Fischen, Obst und Felderträgen versorgte.
Aus der Zeittafel des Schlosses
- 1392: Mögliche Erwähnung des Schlosses im Lied W 7 des Mönchs von Salzburg.
- 1452: Erste belegte Einritt eines neu gewählten Erzbischofs von Freisaal durch Sigmund I. von Volkersdorf.
- 1786: Der Kämmerer und Vice-Oberstjägermeister Christoph Baron von Gemmingen bekommt Freisaal als Wohnsitz angewiesen.
- 1809: Verpachtung des Erdgeschosses und Gartens an den Strumpfhändler Joseph Götschner.
- 1811: Verkauf an Schiffswirt Wolfgang Mayr in der Stadt Salzburg.
- 1841: Verkauf an den Oberförster Anton Ritter von Koch-Sternfeld.
- 1861: Verkauf an Anton Freiherr von Lilien und Gattin, geborene Freiin von Berwordt.
- 1879: Verkauf an Leopold Müller in München.
- 1880: Zunächst Übergang an Anna Flach aus München, dann Verkauf an Wilhelmine Fischer aus Marburg.
- 1881: Zwangsversteigerung und Erwerb durch Erhart Hohenner.
Es folgen weitere Verkäufe und nochmals eine Zwangsversteigerung.
- 1970: Das Land Salzburg erhält ein Vorkaufsrecht, das es aber nicht nutzt. Im selben Jahr wird ein Dokumentarfilm über das Schloss gedreht.
- 1985: Peter Handke dreht im Schloss den Film "Das Mal des Todes".
- 1988: Johann Linsmayr kauft das Schloss. Im selben Jahr kommt es zu Konflikten mit den Mietern.
- 1995: Konkurs der Bauträgerfirma Linsmayr. Im selben Jahr entsteht ein Film zu einer Führung der Freunde der Salzburger Geschichte im Schloss.
- 2006: Übernahme des Schlosses durch die SFS Immobilienverwaltungs GmbH & Co KEG.
Bilder
Wasserschloss Freisaal – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Wasserschloss Freisaal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Literatur
- Freisaal, das Schloss im Spiegel der Geschichte
- Michael Rainer, Seite 19-21, in 400 Jahre Hellbrunner Allee, 1615-2015, Vom Fürstenweg zum Naherholungsgebiet, Schriftenreihe des Landesmedienzentrums, Serie Sonderpublikationen, Nr. 256, 2. Auflage, Aug. 2016, ISBN 978-3-85015-282-2
Quellen
- Burgen Austria
- Salzburger Nachrichten 29. August 2008
- Lehrerarbeitsgemeinschaft am Pädagogischen Institut Salzburg unter der Leitung von Josef Hübl: Heimatkunde Stadt Salzburg, Salzburger Druckerei, Ausgabe Mai 1974
Einzelnachweise
- ↑ Als Zelter bezeichnete im Mittelalter ein leichtes Reitpferd oder Maultier, das den besonders ruhigen und für den Reiter bequemen Zeltgang (die Spezialgangarten Pass und Tölt) beherrschte, Quelle Wikipedia Zelter
- ↑ Trabanten waren dienende Begleiter, Leibwächter zu Fuß und dienten teils als Schutzwache fürstlicher Personen und hoher Beamten, Quelle Wikipedia
- ↑ www.bda.at/Bundesdenkmalamt/Fürsteneinzug und Tugendspiegel/Die Restaurierung der Wandmalereien im Großen Saal von Schloss Freisaal bei Salzburg
- ↑ 2007 verstorben, er leitete 500 Publikationen, darunter 38 Tageszeitungen mit insgesamt 16 000 Mitarbeitern; zuletzt betrug der Jahresumsatz mehr als zwei Milliarden Euro,Quelle: Salzburger Nachrichten vom 29. August 2008