Massentests auf Coronavirus im Bundesland Salzburg



Im Dezember 2020 begann man mit Massentests auf Coronavirus im Bundesland Salzburg, die im Jänner 2021 hätten finden sollen, aber schon bald abgesagt wurden.
Über die Massentests
Die Massentests stellten einen Kraftakt dar. Im Einsatz standen neben Gesundheitsbehörde vor allem Gemeindebedienstete, Bundesheer, Rettung, Feuerwehr und sonstige Freiwillige. Das Bundesheer stellte rund 5 400 Soldaten. Allein in Wien waren 2 000 im Einsatz. In Niederösterreich sollten außerdem etwa 20 000 ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter einen reibungslosen Ablauf garantieren. In Oberösterreich standen täglich 5 700 Personen zur Verfügung. Der Bund hatte für Helfer einen Stundentarif festgelegt: 10 Euro pro Stunde für nicht medizinisches Personal und 20 Euro für Mediziner.
Im Dezember 2020 konnten in österreichischen Labors ungefähr 28 000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt werden. Legt man die Erfahrungen anderer Länder auf Österreich um und rechnet man die potenziell dazukommenden PCR-Tests hoch, ist mit etwa 6 000 bis 9 000 zusätzlichen Tests zu rechnen - je nachdem, wie viele Menschen zu den Massentests kommen.[1]
Im Bundesland Salzburg
2020
Annaberg-Lungötz
Als erste österreichische Gemeinde hatte Annaberg-Lungötz am 1. und 2. Dezember 2020 Corona-Massentests der Bevölkerung durchgeführt.
Getestet wurde am Dienstag, 1. Dezember, im Ortsteil Annaberg und am Mittwoch, 2. Dezember, in Lungötz. In Annaberg ließen sich 653 Personen testen, bei zwei davon war der Schnelltest positiv. In Lungötz waren bis Mittwoch, 18:00 Uhr, 270 Personen beim Test, niemand hatte ein positives Ergebnis. Zudem traten am Dienstag weitere sechs positive Fälle auf, die aufgrund von Symptomen nicht zum Massentest kamen, sondern auf herkömmlichem Weg getestet wurden.
An einer am 1. Dezember zusätzlich durchgeführten Schnelltestung bei der Firma Kaindl Holzindustrie in Lungötz, dem größten Betrieb in der Gemeinde, nahmen insgesamt 225 Personen teil, von denen viele auch aus Annaberg-Lungötz kommen. Daraus ergab sich ein positives Ergebnis. Damit nahmen in Annaberg-Lungötz insgesamt 1 148 Personen am Schnelltest teil. Von diesen Antigen-Tests waren drei positiv. Zwei davon wurden mittels Zweittest bestätigt und einer nicht. Somit ergaben die Tests in der Gemeinde inklusive der gestern über die "Gesundheits-Hotline 1450" getesteten Gemeindebürger acht positive Ergebnisse. Auf Basis der Einwohner über 16 Jahre, das waren 1 852 mit Stichtag 1. Jänner 2020, entspricht das einer Gesamtbeteiligung von 62 Prozent. 85 Personen durften nicht zum Test kommen, weil sie sich derzeit als aktiv Infizierte oder Kontaktpersonen in häuslicher Quarantäne befinden.
Die Entwicklung von Corona in Annaberg-Lungötz
Den ersten Corona-Fall gab es in Annaberg-Lungötz erst vergleichsweise spät am 10. April 2020, den zweiten einige Monate später am 18. September, insgesamt von März bis Oktober nur zehn Fälle. Ab Anfang November sind die Fallzahlen jedoch kontinuierlich gestiegen. In Summe gab es im November 138 Neuinfektionen, die meisten am 12. und 20., nämlich jeweils 16, die Sieben-Tages-Inzidenz stieg auf maximal 2 700. Mit Stand 2. Dezember 2020 (08:30 Uhr) gibt es 37 aktive Fälle, die Sieben-Tages-Inzidenz lag bei 986.
Personen aus dem Bildungsbereich sowie Kindergärten
Am 5. und 6. Dezember ließen sich 8 283 Personen aus dem Bildungsbereich sowie Kindergärten im Bundesland Salzburg testen, davon waren 19 Personen positiv.
Stadt Salzburg
- 11. und 12. Dezember 2020:
Stadt Salzburg, getestet wird nicht in den einzelnen Stadtteilen, sondern zentral an drei Standorten: Flughafen Terminal 2, Messezentrum und Kongresshaus. Die Stadt benötigte jedenfalls eine ganze Armee an Personal, um die Massentests abzuwickeln. 250 bis 300 Magistratsbedienstete, 60 bis 80 Leute der Freiwilligen Feuerwehr, 220 Rotkreuz-Mitarbeiter pro Testtag plus rund 250 Soldaten. Für die beiden Testtage an den drei Standorten Messezentrum, Kongresshaus und Flughafen wurden in Summe 480.600 Euro veranschlagt. Dazu kamen noch 150.000 Euro für die Überstunden der 160 eingesetzten Magistratsbediensteten. Die Raummiete für das Messezentrum beläuft sich auf 100.000 Euro (für zwei Tage). Hinzu kommen WLAN, Security, Stromanschlüsse, Equipment, Technik, Material und Standbau. Macht gesamt 278.000 Euro. Beim Kongresshaus werden 46.000 Euro fällig. Für den Teststandort Flughafen sind 35.300 Euro aufgelistet. Weitere 120.500 Euro fallen unter "Sonstiges" an, etwa die Verstärkung der Obuslinie 2 (18.900 Euro), Leihpersonal um 50.000 Euro, Shuttlebus, Werbung, Material und Reserve.
Die Kosten für die Überstunden der Magistratsbediensteten bekam die Stadtgemeinde vom Bund refundiert, den Rest nicht. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) sagt, die Mietkosten würden sich teils relativieren, weil das Kongresshaus ohnehin der Stadt gehöre, und man beim Flughafen und bei der Messe mit 25 bzw. 39 Prozent beteiligt sei.[2]
Am Freitag, 11. Dezember, am ersten Tag der Massentests, ließen sich in der Stadt Salzburg 15 361 Personen testen, von denen 40 positiv waren. Die bei den Positiven am Freitag nachfolgend durchgeführten PCR-Tests ergaben eine Schnelltest-Fehlerquote von knapp 30 Prozent. Rund 31 Prozent der Testwilligen kamen zum Kongresshaus, 32 Prozent zum Flughafen und 37 Prozent zum Messezentrum.
Die Bezirke im Bundesland
Pinzgau und Lungau testeten am Samstag (12. Dezember), Flachgau, Tennengau und Pongau am Sonntag (jeweils 08 bis 18 Uhr). In Hallein wird es 37 Teststraßen in zwölf Testlokalen an zehn Standorten geben.[3]
52 366 kamen in der Stadt Salzburg, Pinzgau und Lungau zum Corona-Test
Die Stadt Salzburg, der Pinzgau und Lungau hatten Freitag und Samstag getestet. Wie die Behörden am Samstagabend mitteilten, kamen 52 366 Personen zum freiwilligen Test. Insgesamt gab es 207 positive Testergebnisse. Das entspricht knapp 0,4 Prozent der Ergebnisse.
In der Stadt Salzburg nahmen 27 985 Personen teil (21,7 Prozent), 75 Schnelltests waren positiv. Im Lungau waren es 4 630 Personen (28,6 Prozent) mit 33 positiven Tests auf das Coronavirus. Und im Pinzgau ließen sich 19 751 Personen abstreichen, das sind 27,8 Prozent. 99 Tests waren hier positiv.[4]
72 589 bei Corona-Test im Flachgau, Tennengau und Pongau
Am Sonntag, den 13. Dezember standen im Flachgau 127 Testlokale mit 321 Straßen, im Pongau 58 Testlokale mit 166 Straßen und im Tennengau 37 Testlokale mit 102 Straßen bereit. Im Flachgau nahmen 41 996 Personen teil (34,2 Prozent), 154 Schnelltests waren vorläufig positiv. Im Tennengau waren es 13 554 Personen (28,4 Prozent) mit 99 positiven Tests auf das Corona-Virus. Und im Pongau ließen sich 17 039 Personen abstreichen, das sind 26,6 Prozent. 71 Tests waren hier positiv.[5]
Weitere Tests
Am Montag, den 14. Dezember, folgten die Seniorenwohnheime und die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, das waren rund 5 330 Personen.
- 15. Dezember, Dienstag: Mit der landesweiten Durchtestung in Seniorenwohnhäusern und sozialen Einrichtungen war am 14. Dezember die erste großflächige Testserie in Salzburg zu Ende gegangen. Dabei haben sich im Dezember 137 471 Personen freiwillig und kostenlos testen lassen, das entspricht einer Beteiligung von 30,5 Prozent. 571 Tests waren positiv. Man geht davon aus, dass zwei Drittel durch PCR-Tests bestätigt werden. Neben der Bevölkerung in allen Bezirken wurden Bewohner in Seniorenwohnhäusern und Pflegeheimen sowie Personal aus dem Bildungsbereich und Polizisten getestet. Detailergebnisse der einzelnen Gemeinde siehe diese Fußnote[6]
- 16. Dezember, Mittwoch: 385 von 581 positiven Corona-Schnelltests bestätigt, das sind 66,3 Prozent der Schnelltests.
2021
- 4. Jänner 2021, Montag: Nachdem in den letzten Tagen ein heftiger Streit um das sogenannte Freitesten (wer sich testen lässt, darf eine Woche früher mehr Freiheiten genießen) ausgebrochen war, führten am vergangenen Wochenende massive schriftliche Eingaben an die Bundesregierung einerseits zur Überlastung des Servers des Ministeriums, andererseits zu regionalen Konsequenzen. So ließ die Salzburger Landesregierung heute Nachmittag wissen, dass die geplanten zweiten Massentests von 15. bis 17. Jänner 2021 abgesagt wurden.
- Der erste Massentest Mitte Dezember wurde zum Flop. Nur 27,7 Prozent der zum Test aufgerufenen Salzburger nahmen das Angebot an und ließen sich an einem Testwochenende freiwillig testen. Für den zweiten Massentest Mitte Jänner sollte es daher einen Anreiz geben, damit mehr Menschen das Angebot annehmen. Diskutiert wurde auf Bundesebene eine finanzielle Belohnung (50 Euro), oder eben eine Woche kürzerer lockdown und damit die Möglichkeit des "Freitestens" mit 18. Jänner. Seit Montag ist aber klar: Die Opposition blockiert das Ganze, die Bundesregierung ist mit dem Freitesten gescheitert.
- Das Land Salzburg hatte daher am Montagnachmittag den zweiten Massentest, der für 15. bis 17. Jänner im Bundesland angesetzt war, gestrichen. Landeshauptmann Wilfried Haslauer: "Massentests wie Mitte Dezember in vier Tagen in allen Gemeinden machen aus meiner Sicht in der aktuellen Situation wenig Sinn." Stattdessen wolle man weiterhin auf die Möglichkeit der kostenlosen Schnelltests an mehreren Teststationen in allen Bezirken setzen. Das soll zum Regelbetrieb werden.
Quelle
- Sofern nicht einzeln angeführt sind die Salzburger Nachrichten und Mitteilungen der Salzburger Landeskorrespondenz die Quellen
- Salzburger Landeskorrespondenz vom 2. Dezember 2020
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, Was man zum Start der Massentests wissen muss, 4. Dezember 2020
- ↑ www.sn.at
- ↑ www.sn.at, 4. Dezember 2020
- ↑ Salzburger Landeskorrespondenz vom 12. Dezember 2020
- ↑ Salzburger Landeskorrespondenz vom 13. Dezember 2020
- ↑ pdf Gemeinde-Details
Chronologien: Coronavirus und das Bundesland Salzburg · Chronologie Österreich · Ausbruch und die ersten Monaten 2020 · Internationale Notizen rund um den Coronavirus
Besondere Leitartikel: Jetzt ist die Zeit für Mut, nicht für Wut, der Leitartikel der Salzburger Nachrichten in ihrer Wochenendausgabe vom 21. März 2020· Total-Lockdown soll Corona-Zahlen senken "Das Gewurschtel schwächt uns alle", ein Beitrag von Nicole Schuchter, Chefredakteurin Salzburg24 vom 10. Februar 2021
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