Simon von Stampfer

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Simon (1849:) von Stampfer (* 26. Oktober 1790 in Windisch Matrei, Osttirol; † 10. November 1864 in Wien) war Mathematiker, Geodät, Erfinder, Professor am Wiener Polytechnischen Institut und Mitbegründer der Akademie der Wissenschaften.

Trailer: Simon S. goes Hollywood oder das Genie Simon Stampfer: Über die "Stampferischen Scheiben" 05:45 min. Video

Bedeutung

Simon von Stampfer gilt als der Vater der Zeichentrickfilmer durch seine Erfindung der so genannten "stroboskopischen Scheiben" (Lebensrad)[1] (1832). Dies war der Vorläufer der heutigen Filmprojektoren bzw. Zeichentrickfilme.

Leben

Simon Stampfer kam in Windisch Matrei in Osttirol, das damals zum Erzbistum Salzburg gehörte, in einem Gehöft zu "Gruben in der Seinize" als das erste von sechs Kindern von Bartlmä Stampfer und Helene Schweinacher, die als Heimweber, später als Wanderweber und Taglöhner im Pinzgau tätig waren, zur Welt. Dekan Georg Brandstätter ermöglichte 1801 dem bereits Elfjährigen zunächst den Besuch der Marktschule Windisch Matrei, dann, 1804, auch den Besuch des Gymnasiums der Franziskaner in Lienz in Osttirol.

Von Stampfer in Salzburg

Nach der Schließung des Gymnasiums in Lienz 1807 zog Simon Stampfer zu Fuß mit guten Zeugnissen und entsprechenden Empfehlungsschreiben über den Felber Tauern nach Salzburg. Da ihm das nötige Schulgeld fehlte, durfte er zwar am Unterricht im Lyceum in Salzburg teilnehmen, wurde aber nicht benotet. Was er zum Leben benötigte, verdiente er sich mit Nachhilfestunden. Aber 1810 wurde Simon von Stampfer als Klassenbester auch ohne Schulgeld in den Kreis der ordentlichen Schüler aufgenommen und trat 1814 in München (das Land Salzburg gehörte damals kurzzeitig zum Königreich Bayern) zur Abschlussprüfung für das Lehramtsstudium an. Voraussetzung der Ausübung des Lehramtes war die Bayerische Staatsbürgerschaft, die er aber wegen seines "mäßigen Abschneidens"[2] bei der Lehramtsprüfung nicht erhielt. Nachhilfelehrer in Salzburg blieb sein Broterwerb. 1816 wurde er Hilfslehrer für die Fächer Elementarmathematik, Physik und angewandte Mathematik (ab 1817) am Salzburger Lyceum am Salzburger Gymnasium unterrichtete er Mathematik, Naturgeschichte, Physik, Latein und Griechisch, ab 1817 bereits Astronomie.

Erste Forschungen in Salzburg

1816 erhielt Simon Stampfer die Genehmigung für Einrichtung einer Sternwarte im Turm des Schlosses Mirabell, wo er verschiedene astronomische und erdkundliche Berechnungen durchführte. Durch den großen Stadtbrand 1818 wurde jedoch auch der Turm vernichtet. Stampfer hatte jedoch bereits 1817 Kontakt mit Pater Thaddäus Derfflinger von der Sternwarte Kremsmünster aufgenommen, die ja die Universitätssternwarte der Benediktineruniversität Salzburg war. Dieser Kontakt war über über den entfernten Verwandten Stampfers, Pater Constantin Stampfer (* 1750 in Windisch Matrei; † 1787 in Kremsmünster), der als Benediktinerpater des Benediktinerstifts St. Peter am Gymnasium in Kremsmünster unterrichtete, zustande gekommen. Mit Pater Derfflinger kam es in Folge zu einem länger andauernden Kontakt. Im selben Jahr besucht Stampfer erstmals die Sternwarte in Kremsmünster und konnte erstmals mit den damals modernsten astronomischen Geräten forschen.

Bereits 1806 hatte der österreichische Kaiser Franz I. eine neue Militär-Triangulation angeordnet. 1817 folgte eine Katastralvermessung der Monarchie (die 44 Jahre dauerte). Ein bestehender Kontakt zum Leiter dieses Auftrages, Oberst Ludwig August von Fallon, brachte von Stampfer dazu, der in der Stadt Salzburg astronomische Längengradmessungen für das Dreieck München - Wien - Prag in den Jahren 1818, 1820, 1822 und 1823 durchführte. Für diese Messungen wurden jeweils an Punkten in Sichtweite Blickfeuer abgeschlossen. Beispielsweise bei der Vermessung der Achse München - Wien wurden vom Untersbergstock solche Blickfeuer (Raketen) in den klaren Nachthimmel geschossen. Diese wurden vom nächsten Messungspunkt erfasst und so konnten die Daten errechnet werden (vereinfachte Erklärung).

Landesgrenzen-Vermessungen

Bei den Vermessungen der neuen Vermessung der Staats- und Landesgrenzen 1816 und 1819 zwischen Deutschland und dem Kaisertum Österreich im Raum Salzburg hatte Simon von Stampfer wesentlichen Anteil an der raschen Neuvermessung durch Angabe entsprechender Messapparate und Vermessungsmethoden. Nach Abschluss dieser Vermessungen folgte ein weiterer Staatsvertrag, geschlossen am 24. Dezember 1820 in Salzburg, "die Richtung der nassen Grenzen an den Flüssen Saale und Salzach betreffend".

Sein Bewerbungsversuch für die "Lehrkanzel für Physik und angewandte Mathematik" an der Universität Innsbruck 1819 blieb erfolglos. Und so wurde er am Lyceum in Salzburg zum ordentlichen Professor der reinen Elementarmathematik ernannt. Am 12. Februar 1819 wurde von Studiendirektor Ignaz Thanner ein entsprechendes Ansuche an die zuständige Landesregierung in Linz geschickt (Salzburg war ja seit 1816 endgültig beim Kaisertum Österreich). Auch am Gymnasium wurde er befördert. Mit seinen Schüler führte er zahllose Lehrausflüge mit praktischen Inhalten wie barometrischen Höhenmessungen durch.

Vermessung des Großglockners

Eine weitere Messung betraf den Großglockner, dessen Höhe lange Zeit nicht exakt bekannt war. Die erste genauere Messung wurde bereits am 28. Juli 1800 von Ulrich Schiegg im Rahmen der Großglockner-Erstbesteigung vorgenommen. Zusammen mit seinem engen Freund und Kollegen am Salzburger Lyceum, Peter Karl Thurwieser, unternahm Simon von Stampfer am 31. August 1824 um 04:00 Uhr früh "beim heitersten Wetter" eine wissenschaftliche Glocknerfahrt, die beide zunächst über Lofer nach Zell am See brachte, wo sie gegen 18 Uhr abends ankamen und nächtigten. Mit einem einspännigen Fuhrwerk ging es am nächsten Tag, dem 1. September, um 04:00 früh nach Fusch. Ab der Fuscher Ortschaft Embach gingen sie zum Tauernhaus in der Ferleiten und über das Fuscher Törl zum Ausgangspunkt nach Heiligenblut, wo sie wieder nächtigten. Am nächsten Tag, den 2. September, organisierten sie die notwendigen Ausrüstung und zwei Führer, mit denen sie noch am selben Tag um 15 Uhr ins das Leiter-Tal aufbrachen und über den Katzensteig mit "manchen schauerlichen Stellen" zur Kühhütte aufstiegen, wo sie gegen 18 Uhr ankamen. Hier wurde übernachtet. Am folgenden Morgen, dem 3. September, regnete es, dichter Nebel deckte das Tal. Schließlich beschlossen die kleine Gruppe auf die zwei Stunden entfernte Salmhöhe zu gehe. Wegen Schlechtwetters war dann allerdings nur die Besteigung bis zum Kleinglockner möglich. Nach seinen Messungen beträgt die Höhe des Großglockners 11.758 (französische, zu 0,325 Metern) Fuß. Auch am Morgen des 4. September war das Wetter schlecht und so stiegen sie wieder nach Heiligenblut ab.[3]

In Wien

Am 22. März 1826 trat Simon von Stampfer sein Lehramt der Praktischen Geometrie am k.k. Polytechnischen Institut in Wien an. Es folgten eine Reihe von Erfolgen, Auszeichnungen und Ordensverleihungen, 1849 die Erhebung in den Adelsstand. Nach dem Rücktritt vom Lehramt 1853 beschäftigte sich Simon von Stampfer nur mehr mit Astronomie.

Weitere Erfindungen

Neben bahnbrechenden Entwicklungen in der Feinoptik erhielt er auch ein Patent für ein Nivellier-Instrument. Die Besonderheit seiner Erfindung, es gab ja Nivellier-Instrumente schon seit dem Altertum, war die Verwendung der sogenannten Stampferschen Messschraube, eine Mikrometer- oder Elevationsschraube zur genauen Messung der Vertikalwinkel. Über 3 000 Stück wurden davon in Wien erzeugt und in alle Welt verkauft. Es folgten noch das Stampfersche Planimeter, ein optischer Entfernungsmesser, für die k.k. Kriegsmarine entwickelt, ein Weinvisierer und die Turmuhr am Rathaus von Lemberg (heute Ukraine, damals k.k. Monarchie).

Familienleben

1822 heiratete Simon Stampfer in der Salzburger Universitätskirche die Buchhalterstochter Johanna Wagner. Sie wohnten im Haus Salzburg Nr. 227, heute Getreidegasse 13, einer Erbschaft Johannas. Die Wohnung, die gleichzeitig sein Laboratorium und Bezugspunkt für barometrische Messungen war, lag "45 Pariser Fuß" (zu 0,325 m) über dem "Collegieum-Platz" und somit im 4. Stock des Hauses Getreidegasse 13. 1824 kam Maria Aloysia Johanna, das erste Kind der Familie Stampfer, zur Welt, ein knappes Jahr später Anton Simon Josef. Beide Kinder starben 1850 an Lungentuberkulose.

Simon von Stampfer starb am 10. November 1864 in Wien an einem Schlaganfall und wurde in Wien begraben. Er hatte im Laufe seines Lebens zahlreiche wissenschaftliche Werke veröffentlicht.

Literatur

Quellen

Einzelnachweise

  1. siehe Wikipedia Phenakistiskop
  2. im "General Urtheil" der bayerischen Landesprüfungskommission wurde Stampfer nur mit "gut" beurteilt; damit konnte er nicht unterrichten und es wurde ihm die bayerische Staatsbürgerschaft verweigert.
  3. "Die Hoffnung, den Trotzkopf zu besiegen", eine Glockner-Tour vor 200 Jahren, ein Beitrag von Michael Neureiter in der Publikation "Salzburger Volkskultur", Ausgabe Mai 2024 (www.dropbox.com