Gregor Gfrerer
Kaiserlicher Rat, Medizinalrat Gregor Gfrerer (* 3. Mai 1844 in Perwang, OÖ.; † 5. März 1932 in der Stadt Salzburg) war praktischer Arzt, Hydropath nach Kneipp und Winternitz, sowie Erbauer des Hauses Franz-Josef-Straße 14 (1899).
Herkunft
Gregor Gfrerer war das erste Kind des Wundarztes Christian Gfrerer (* 1792; † 1865) und der Hebamme Elisabeth (Elise) Gfrerer (* 1809; † 1883). Christian Gfrerer stammte aus Ostermiething und hatte am 7. Dezember 1825 im Lyceum in Graz das Diplom als Chirurg erworben, zuvor die Prüfungen aus "Wundarzneikunde, Geburtshilfe und Kuhpockenimpfung" abgelegt. Spätestens ab 1826 ist Christian Gfrerer als Chirurg in Perwang nachweisbar. Elisabeth (Elise) Gfrerer-Ziegler, die Tochter des Wasenmeisters von Dorfbeuern, hatte an der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Salzburg am 17. Juni 1841 das Diplom der "Hebammenkunst" erworben.
Nach Besuch der Pfarrschule in Berndorf, der Konventschule in Michaelbeuern und des Gymnasiums in Salzburg, studierte Gregor Gfrerer von 1861 bis 1865 an der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Salzburg.
Gemeindearzt in Obertrum
1865, nach dem Tod des Vaters, wurde das "Baderhaus" in Perwang verkauft und Gregor Gfrerer erwarb das "Doktorhaus" in Obertrum. Zuständig war Gfrerer für den Bezirk Obertrum-Seeham. 1873 baute Gfrerer das Haus für die Behandlung von Erkrankten weiter aus. Der Gemeinderat bestätigte ihm dabei seine Erfolge bei "chirugischen" Erkrankungen und bei Syphilis. Sein Engagement für die Pocken-Impfung fand 1872 und 1888 lobende Anerkennung durch die Salzburger Landesregierung.
Nach einer chronischen Erkrankung suchte und fand Gfrerer im Mai 1890 Heilung bei Pfarrer Kneipp im damals noch sehr einfachen Wörishofen im Königreich Bayern. Er selbst wurde zum lebenslangen Verfechter der Kneipp-Idee(n).
Kneipp-Arzt in Salzburg
Der 46-jährige kündigte 1890 seine Stellung als Gemeindearzt und ließ sich als ordinierender Arzt in der Stadt Salzburg nieder (Getreidegasse 3, "Drechsler Schatzhaus"). 1891/92 wurde Gfrerer ärztlicher Leiter der "Kaltwasser-Heilanstalt auf dem Mönchsberg Nr. 10 (Villa Frauenthal)", ab 1892 war er Kneipp-Arzt in der "Kaltwasser-Heilanstalt Annahof" und ab 1893 zusätzlich in der "Kuranstalt Kreuzbrückl".
Am 25. April 1894 kam Pfarrer Kneipp nach Salzburg und besuchte Gfrerers Ordination im Kreuzbrückl. Um dem Andrang vorzubeugen, wurden vom "praktischen Arzt Gfrerer, Waagplatz 3", Zählkarten ausgegeben. Am 25. August 1894 beging der Kneippverein, um dessen Entstehung Gfrerer sich sehr bemüht hatte, im Kreuzbrückl mit einer Abendunterhaltung sein Wiegenfest. Zahlreiche Veranstaltungen sollten in der Zeit bis 1914 folgen. Die Mitglieder des Vereins stammten vor allem aus der bürgerlich-städtischen Gesellschaft. Der "Vereinsarzt" Gfrerer hielt laufend bei den Jahresversammlungen Vorträge über die Kneippsche Heilmethode und Lebensart, die dann auch als Separatdruck auflagen. Gfrerer war weiters Mitglied des "Kreuzbündnises gegen Alkoholismus", des "k.k. priv. Landeshauptschießstands", und weiterer Vereine.
Das Haus in Obertrum wurde 1895 verkauft und in der Franz-Josef-Straße vom Stadtbaumeister Jacob Ceconi (* 1857; † 1922) ein Haus errichtet mit Ordination und eigener Wasserheilanstalt ("nach Kneipp und Winternitz"), eröffnet am 1. Juni 1899, die bei Dr. med. Alfred Baumgarten, dem Nachfolger Kneipps in Wörishofen, beim Besuch in Salzburg im Februar 1904 "vollen Beifall" fand.
Das "Gfrerer-Bad"
Der Mangel an Patienten - Gfrerer ordinierte bis zum Lebensende -, Inflation und der sog. Mieterschutz führten zur Überzeugung, für die Zukunft eine zuverlässige Einnahmequelle zu benötigen: 1929 wurde im Untergeschoß die "Badeanstalt Gfrerer" eröffnet (diese bestand bis 1956). Die Ordinationsräume mietete nach seinem Tod im Jahre 1932 die Ärztekammer (bis 1963).
Ehrungen
In den Jahren des Ersten Weltkriegs engagierte sich Gfrerer zusätzlich für das Rote Kreuz im Reservespital für Verwundete in der Andräschule und erhielt hiefür den kaiserlichen Orden "Patriae ac Humanitati".
Den ihm im August 1918 verliehenen Titel "Kaiserlicher Rat" durfte er nur bis zum Adelsaufhebungsgesetz vom 10. April 1919 führen, den Titel eines Medizinalrates, verliehen vom Bundespräsidenten am 30. März 1925, setzte er mit Stolz vor seinen Namen.
Der Kneipp-Pavillon im Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain würdigt Gfrerers Verdienste um die Kneipptherapie in Salzburg.
Familie
Gregor Gfrerer war zweimal verheiratet. Von den Kindern aus erster Ehe mit Ursula Ebser (* 1842; † 1902) erreichten fünf Kinder (eine Tochter und vier Söhne), aus der 2. Ehe, mit Emma Aschenbrenner (* 1880; † 1964), zwei (eine Tochter und ein Sohn) das Erwachsenenalter.
Quelle
- Werner Rainer: Gregor Gfrerer, praktischer Arzt und Hydropath nach Kneipp und Winternitz, Salzburg 2022; Typoskript mit zahlr. Abb. aus dem Nachlass; ders. Medizinalrat Gregor Gfrerer (1844 - 1932), praktischer Arzt, Corrigenda et Addenda, Salzburg 2023; beide hinterlegt im Salzburger Stadtarchiv, im Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und in der Akademie der Wissenschaften (Medizingeschichte).