Hofbräu Kaltenhausen

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Ein naturtrübes Bier aus Kaltenhausen.

Das Hofbräu Kaltenhausen wurde 1475 vom Kaufmann und Salzburger Bürgermeister Hans Elsenheimer in Kaltenhausen im Norden von Hallein gegründet. Es ist die älteste Brauerei im Land Salzburg.

Geschichte

1475 errichtete Hans Elsenheimer das Kalte Bräuhaus. Der Standort unterhalb der Barmsteine hatte einen besonderen Vorteil gegenüber den meisten anderen Brauereien von seinerzeit: 'Windröhren'[1] erzeugten im Berg eine wechselwirksame Zirkulation von Innen- und Außenluft, wodurch sich eine natürliche Kühlung ergab.

Hofbräu Kaltenhausen, frühere Ansicht von Norden.

Ableitung des Namens

Bei den Barmsteinen tritt ein ungewöhnliches Phänomen auf, das die Errichtung des Hofbräus Kaltenhausen erheblich erleichterte. Nämlich das Anlegen eines natürlichen Bierkellers. Dazu in der Chronik der Brauerei: ...Durch den Schutt des Steilhanges strömte von den Barmsteinen unterirdisch kalte Luft zum Bergfuß herab und trat an manchen Stellen als kalter Wind aus dem Boden. Diese Windröhren, die oft auch als Wind- oder Wetterlöcher bezeichnet werden, bewirkten auch, dass sich am Bergfuß mitten im Sommer Nebel bildeten und das Erdreich bereits in geringer Tiefe gefroren war, weshalb an diesem Platz natürliche Eiskeller zur Lagerung des leicht verderblichen Bieres gebaut werden konnten. Der Name Kaltenhausen wird von diesen Kellern abgeleitet...[2]

1486 wurde die Brauerei von Fürsterzbischof Johann III. Beckenschlager als Hofbrauerei übernommen. Dazu gab ihm das Testament von Hans Elsenheimer Gelegenheit. Der Fürsterzbischof übernahm den Besitz kurz nach dem Tod von Elsenheimer mit der Begründung, Elsenheimer hätte nicht über seinen Tod hinaus über dieses Lehen verfüge dürfen, wie er es aber testamentarisch getan hatte. Durch das in den Augen des Fürsterzbischofs rechtswidrigen Testament sei Kaltenhausen nach dem Urbarrecht an das Erzstift Salzburg heimgefallen.

Kaltenhausen, Ansicht von Norden.

Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach erwarb 1496 die Elsenheimerische Brauerei zu Kaltenhausen, wurde damit erster erbischöflicher Brauherr und erweiterte die Brauerei großzügig. Weil Keutschach in den Hofbräuhäusern in Kaltenhausen und im Kaltenbierhaus in der Stadt Salzburg Bier und in der Dompropstei Wein ausschenken ließ, brachte dem Fürsterzbischof die Spitznamen Liendl-Wiert und Liendl Pierschenkh bei der Salzburger Bevölkerung ein.

150 Jahre später, 1646, wurden bereits in zwei Bräupfannen 12 800 Eimer Bier gebraut. Im selbem Jahr wurde auch erstmals das noch heute bekannte Märzenbier gebraut. Auch bei den folgenden Salzburger Fürsterzbischöfen war die Brauerei immer ein besonderes Liebkind.

1648 entstand eine Zweigniederlassung in der Stadt Salzburg im hf Kalten Brauhaus im Kai beim Kajetanertor. Seit 1688 befand sich im Schloss Rif im heutigen Ortsteil Rif die vom Kalten Brauhaus hierher übersiedelte Mälzerei. Gut und Schloss Rif gehörten bis 1911 zur Brauerei Kaltenhausen.

Die letzte große Umgestaltung der Brauerei fand unter Fürsterzbischof Jakob Ernst Graf Liechtenstein (1745–1747) statt. Mit der Sekularisation des Erzstifts Anfang des 19. Jahrhunderts endete die Geschichte als fürsterzbischöfliches Hofbräu und der Kurfürst von Salzburg wurde der neue Besitzer.

An Gebäudeaußenwänden sind mehrere Wappen angebracht, die von Besitzern und Bauherrn künden.

Die bayerische Kurfürstin Maria Leopoldine von Pfalz-Bayern (* 1776; † 1848) und ihr Sohn Maximilian Graf von Arco-Zinneberg machten aus der Brauerei einen der führenden Industriebetriebe des 19. Jahrhundert.

1832: Die erste Dampfmaschine im Land Salzburg

1832 fertigte Franz Xaver Gugg junior eine Dampfmaschine mit einer Leistung von drei PS in der Brechmühle im Hofbräu Kaltenhausen. Es war dies die erste und einzige Dampfmaschine im Land Salzburg und blieb es bis Mitte der 1850er-Jahre.

Eine Werbung in der "Österreichischen Alpen-Zeitung" 1909.

1898 kaufte die Deutsche Bank die Brauerei, aus der sie dann 1901 die "Aktiengesellschaft Brauerei Kaltenhausen" machte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Brauerei der größte Steuerzahler der Gemeinde Taxach. Seit 1896 liegt die Brauerei im Stadtgebiet von Hallein. 1921 war die Brauerei ein Gründungsbetrieb der Österreichischen Brau AG, die 1998 mit der Steirerbrau zur Brau Union Österreich AG fusionierte.

Das Hofbräu Kaltenhausen hatte an der Müllner Hauptstraße 1 in Salzburg-Mülln einen Bierkeller mit Gastgarten[3] und besaß von 1950 bis 1979 auch den heutigen Urban-Keller in der Stadt Salzburg in Schallmoos.

Die Brauerei Kaltenhausen ist nicht nur die älteste Brauerei Salzburgs, sondern auch die älteste Weißbierbrauerei Österreichs.

Das Hofbräu im 21. Jahrhundert

Mit Ende des Jahres 2010 stellte die Brauerei die Produktion der Biersorten "Kaiser" und "Edelweiß" in Kaltenhausen ein. Zuletzt lag die Produktion bei 400 000 Hektolitern pro Jahr.[4]Die Produktion wurde in die Brauerei Zipf und die Brauerei Wieselburg verlagert. In Kaltenhausen hingegen entstand eine Art "Bier-Superministerium"[5] unter Leitung von Braumeister Günther Seeleitner. Er betreute die Bereiche Tradition, Moderne und Produktion. Es wurde weiterhin Bier gebraut, wenn auch in kleinen Mengen (zwölf Hektoliter pro Sud entspricht dann einer Kleinstbrauerei). Allein Die Weisse in der Stadt Salzburg braut doppelt so viel (Datenstand Sommer 2010).

Zu diesem neuen Zweck kaufte Braumeister Günther Seeleitner um 650.000 Euro eine neue, maßgeschneiderte Brauerei(anlage) von Caspary, einem Hersteller von Innovations- und Gasthausbrauereien im bayerischen Chieming. Mit dem Herzstück, zwei Kupfergefäße, die im Braugasthof Hofbräu Kaltenhausen aufgestellt wurden, konnten ab Juni 2011 20 Hektoliter pro Sud produziert werden. Im Bergkeller unter den Barmsteinen wurden vier große und vier kleine Gär- und Lagertanks errichtet. Drei Biersorten werden gebraut, daneben soll es auch Sorten mit limitierter Menge gegen[6].

Hofbräu Kaltenhausen vor und nach dem Abbruch des alten Brauereigebäudes, Collage.

2016 wurde ein an das Sudhaus angebautes Gebäude abgerissen, in dem sich ein großer Veranstaltungssaal befand.

2025 feierte die Brauerei ihr 550jähriges Bestandsjubiläum. Aus diesem Anlass wurde bereits im November 2024 erstmals wieder ein "Kaiserbräu"-Bier gebraut, das "Kaiser Ruperti", ein ungefiltertes Bernstein-Märzen. Im Frühjahr 2025 folgte das "Kaiser Hofquell", ein ungefiltertes, naturtrübes Bier. Diese in kleinen Mengen erzeugten Biere tragen ein neues Logo - "Kaiser-Spezialitäten aus dem Hofbräu Kaltenhausen". Aktuell lag der Ausstoß der Brauerei bei 4 000 Hektolitern pro Jahr. Angeboten werden vom Bernstein über das Keller- und Maronibier bis zum "1475 Pale Ale". Das Hofbräu Kaltenhausen beschäftigt derzeit mehr als 60 Mitarbeiter. Laut Verkaufsdirektor Günter Hinterholzer werden rund 3 400 Kunden in der Gastronomie und im Handel betreut. Aktuell ist Martin Simion der Braumeister.[4]

Großbrand Juni 2025

In einem Gebäude auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Kaltenhausen standen in der Nacht vom Pfingstmontag, den 9., auf Dienstag, den 10. Juni 2025, fünf Fahrzeuge in Flammen. Erst gegen 06 Uhr früh konnte "Brand aus" gegeben werden. Insgesamt waren von der Freiwilligen Feuerwehr Hallein und dem Löschzug Bad Dürrnberg 65 Feuerwehrleute mit 13 Fahrzeugen vor Ort im Einsatz.[7]

Weitere Brauereieinrichtungen in Kaltenhausen

Braugasthof Hofbräu Kaltenhausen

Hauptartikel Braugasthof Hofbräu Kaltenhausen

Zum Hofbräu gehört auch eine große Gastwirtschaft, der Braugasthof Hofbräu Kaltenhausen. 2009 feierte das Pächterehepaar Edith und Anton Haas ihr 20-jähriges Pächterjubiläum im Braugasthof mit einem eigens dafür geschaffenen Ruperti Bier.

Ruperti-Gwölb

Hauptartikel Ruperti-Gwölb

Das Ruperti-Gewölb ist ein Veranstaltungssaal der Brauerei.

Bindereimuseum Hofbräu Kaltenhausen

Hauptartikel Bindereimuseum Hofbräu Kaltenhausen

In den Gewölben, wo bis 1965 die Fassbinderwerkstätte des Hofbräus Kaltenhausen untergebracht war, befindet sich seit 1986 das Bindereimuseum Hofbräu Kaltenhausen.

Fakten und Biere

Biere im 20. Jahrhundert bis 2010

Bilder

 Hofbräu Kaltenhausen – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Weblinks

Literatur

Quellen

Einzelnachweise

  1. Windröhren sind meist röhrenförmige Höhlen mit zwei oder mehreren Ausgängen, durch die bei Temperaturschwankungen der Außenluft eine deutlich bemerkbare Luftströmung stattfindet; Quelle Windgrotten
  2. "Salzburger Nachrichten", 5. Mai 2011
  3. Quelle ein Foto in Salzburg Vorstädte Album 1860–1930, Verlag für Photografie, Wien, 1998
  4. 4,0 4,1 "Salzburger Nachrichten", 26. April 2025, Lokalteil Seite 12
  5. Zitat "Salzburger Nachrichten", 6. Juli 2010
  6. "Salzburger Nachrichten", 23. Dezember 2010
  7. SALZBURG24 vom [https://www.salzburg24.at/news/salzburg/tennengau/grossbrand-auf-ehemaligen-brauerei-gelaende-feuerwehr-hallein-stundenlang-gefordert-art-292692 10. Juni 2025