2025: Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren

Aus SALZBURGWIKI
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Dieser Artikel beschäftigt sich Ereignissen und Beiträgen im Jahr 2025 im Zusammenhang mit dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.

Einleitung

Das Jahr 2025 ist in mehrerer Hinsicht ein Gedenkjahr für die Republik Österreich und somit auch für das Bundesland Salzburg:

  • 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs
  • 80 Jahre Zweite Republik
  • 80 Jahre Befreiung der Konzentrationslager
  • 70 Jahre Staatsvertrag
  • 70 Jahre Neutralitätsgesetz
  • 30 Jahre EU-Mitgliedschaft

"Das kollektive Gedächtnis schärfen"

MMag. Heidi Huber, Leiterin des Ressorts "Lokales" bei den "Salzburger Nachrichten", veröffentlichte am 19. April 2025 in der Rubrik "Standpunkt" einen bemerkenswerten Text zu diesem Thema, den das SALZBURGWIKI mit freundlicher Genehmigung von Heidi Huber veröffentlichen darf:

Warum überhaupt noch gedenken und nicht die Vergangenheit ruhen lassen? 80 Jahre nach Kriegsende gibt es nur eine Antwort darauf.

Die Zeitzeugen sterben langsam aus. Jene Menschen, die vor mehr als 80 Jahren die Gräuel der Nazidiktatur miterlebt haben und nicht nur aus dem Geschichtsunterricht oder von TV-Dokus kennen. Jene wertvollen Zeugen, die die Befreiung im Mai 1945 durch die US-Soldaten in Salzburg, den Gründungskonvent der Zweiten Republik - getragen vom Geist der Sozialpartnerschaft und des Zusammenwirkens - und den raschen Wiederaufbau eines Landes erfahren haben. Salzburg wäre beinahe in Schutt und Asche gebombt worden. Erst als die Amerikaner mit den Panzern über die Staatsbrücke rollten und in der Stadt Salzburg niemand Widerstand leistete, war der Spuk vorbei. Unvorstellbar, wenn man die prägende Silhouette der Stadt heute von der Staatsbrücke aus betrachtet.

Auch in Salzburg wird in den nächsten Wochen des Kriegsendes vor 80 Jahren gedacht. Ein einschneidendes Kapitel, das noch immer nachhallt und die Politik bis heute nicht loslässt. Nehmen wir nur die regelmäßig wiederkehrende Diskussion um Text und Melodie der Salzburger Landeshymne. Ist uns bewusst, wem wir diese Textstrophen zu verdanken haben? Noch immer werden Stolpersteine verlegt, in Gedenken an jene, die vom Hitlerregime zugrunde gerichtet worden sind. Oder die Debatte um die Umbenennung NS-belasteter Straßennamen. Erst im Vorjahr hat sich die Salzburger Stadtregierung dazu durchgerungen, einen Straßennamen tatsächlich zu entfernen. Es wird in den kommenden Tagen so weit sein. Und es wird - ja, ganz sicher - weitere Debatten nach sich ziehen.

Nun werden manche einwerfen, man möge die Vergangenheit doch endlich ruhen lassen. Gedenken, schön und gut, aber wozu? Dem steht leider die krasse Realität entgegen. Mit dem russischen Präsidenten hat ein Diktator einen neuen Krieg in Europa vom Zaun gebrochen und die Zeit des kollektiven Aufrüstens der Militärs wieder entfacht. Und es zeigt, wie schnell ein Volk mit der gefälligen Propaganda blindlings wieder gegen ein anderes aufgebracht werden kann.

Und auch wenn neun von zehn Menschen in Österreich Gott sei Dank noch immer die Demokratie - trotz so mancher Probleme - für die beste Staatsform halten, so ist doch Wachsamkeit geboten. Weil nämlich derselbe Demokratiemonitor gleichzeitig bescheinigt, dass jeder Fünfte der Ansicht ist, dass es wieder einen starken Führer geben sollte, der sich nicht um Parlament oder Wahlen scheren müssen sollte. Es schadet also nicht, 80 Jahre nach der Gehirnwäsche durch die Nationalsozialisten erneut das kollektive Gedächtnis zu schärfen und sich zu erinnern, was war - und was wurde.

Das beschauliche Salzburg hat in diesen 80 Jahren einen Erfolgslauf hingelegt. Der Wohlstand ist für den Großteil der Bevölkerung immens angewachsen. Es geht uns heute so gut wie nie zuvor, trotz aktueller wirtschaftlicher Krisen. Salzburg ist ein internationaler Magnet, der Tourismus floriert, mit all seinen Vor- und Nachteilen freilich. Das Jahr 1945 bedeutete auch für die politischen Parteien einen Neustart. Die ÖVP hat seither das Kunststück vollbracht, in diesem Bundesland ununterbrochen zu regieren und sich an der Macht zu halten. Der SPÖ gelang das nur bis 2013. Der Proporz ist seit 26 Jahren abgeschafft. Neue Parteien wie die Grünen sind etabliert. Selbst die Kommunisten haben ein Comeback hingelegt. Heute regiert die FPÖ mit der ÖVP und gibt schon einmal die Linie vor in dieser Landesregierung.

Der Zusammenhalt von vor 80 Jahren ist bisweilen merklich abhandengekommen, politisch wie gesellschaftlich. Vieles nehmen wir als selbstverständlich hin und echauffieren uns über vergleichsweise Banalitäten - etwa, wenn wir mit dem Pkw nicht ungehindert vorankommen. Die Aufgaben vor 80 Jahren waren andere als heute, Vergleiche zu ziehen ist unzulässig. Aber man darf unseren heutigen Politikern die nötige Reformkraft abverlangen, die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Im Vergleich zu 1945 beinahe ein Klacks.

Die wichtigsten Ereignisse 1945 in Salzburg

Alle Ereignisse findest du in den Jahreseinträgen 1945.

Jänner

  • 10. Jänner: Laut Ankündigung in der "Salzburger Zeitung" wurde in einzelnen Stadtteilen der Gauhauptstadt werktäglich von 09:00 bis 11:30 und von 15:00 bis 17:30 Uhr das Stromnetz abgeschaltet.
  • 20. Jänner: Der 10. US-amerikanische Bombenangriff auf Salzburg richtete große Zerstörungen im Bereich des Hauptbahnhofs, von Schallmoos und Itzling an. Dabei erlitt die Stadtpfarrkirche Itzling schwere Schäden, u. a. wurden die Orgel, die hintere Eingangsfassade und das Dach zerstört. 50 Bomber warfen eine Höchstzahl von 1 586 Bomben auf die Stadt, zwei Menschen fanden den Tod.

Februar

  • 5. Februar: Beim elften Bombenangriff auf die Stadt Salzburg, bei dem 88 Bomber 689 Bomben abwarfen, kamen drei Menschen ums Leben.
  • 22. Februar: Während eines vierstündigen Alarmes im Fürbergstollen wurde das zweite Salzburger "Stollenbaby" geboren.
  • 25. Februar: Beim zwölften Bombenangriff auf die Stadt Salzburg, bei dem 26 Bomber 204 Bomben abwarfen, kamen neun Menschen ums Leben.
  • 27. Februar: Die Gewerbeschule Salzburg am Rudolfskai wurde durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. Insgesamt warfen die Alliierten beim 13. Bombenangriff auf Salzburg aus 85 Flugzeugen 402 Bomben ab, vier Menschen fanden den Tod.

März

Im März gab es eine hohe Zahl von Luftalarmen, aber keinen Angriff. Kleinalarme, die nicht in Großalarme übergingen, gab es 24, 18 Mal wurde Vollalarm gegeben.
  • 5. März: Die Lebensmittelkarten für die 73. Zuteilungsperiode waren von 5. März bis 8. April (statt bis 1. April) gültig. Es erfolgten zahlreiche Rationskürzungen.

April

  • 4. April: Zahlreiche ungarische und deutsche Flüchtlinge trafen in der Stadt Salzburg ein.
  • 10. April: Der Gaubeauftragte für den Gemüseanbau teilte mit, dass in Absprache mit der Sportgauführung bis auf drei Ausnahmen sämtliche Sportanlagen der Stadt Salzburg für den Gemüseanbau zur Verfügung gestellt werden.
  • 25. April: Ein Tag mit Bombenangriffen: Der 14. Bombenangriff auf die Stadt Salzburg, bei dem 109 Flugzeuge 997 Bomben abwarfen, starben 69 Menschenleben. Manche Quellen legen diesen 14. Angriff auf den 24. April. Jedenfalls wurde bei diesem Angriff der Müllner Steg durch Bomben schwer beschädigt und amerikanische und britische Bomber legen in Freilassing das Bahnhofsgebiet mit zahlreichen Wohnhäusern in Schutt und Asche und töteten über 70 Ortsbewohner. Die Bauwerke auf dem Obersalzberg im Berchtesgadener Land wurden bei Bombenangriffen weitgehend zerstört.
  • 30. April
Der nicht unumstrittene Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher hatte sich mit den Nationalsozialisten in gewisser Weise arrangiert gehabt und übte diese Rolle auch noch gegen Ende und nach dem Ende des Krieges aus. So soll auch bei der Rettung der Stadt vor ihrer Zerstörung ein Gespräch zwischen dem Erzbischof und dem Gauleiter Gustav Adolf Scheel am 30. April um 15 Uhr in der Residenz eine Schlüsselrolle gespielt haben. Aus einem Gedächtnisprotokoll, dass Rohracher noch am selben Tag, schrieb, geht hervor, dass Scheel Andeutungen machte, die Stadt nicht verteidigen zu wollen. Scheel versprach "alles zu tun, um die Übergabe der Stadt möglichst glatt vollziehen zu lassen und von der Bevölkerung jedes Unheil abzuwehren." Der Gauleiter wollte sich mit den kämpfenden Verbänden nach Süden hinter den Pass Lueg zurückziehen. Der Erzbischof wiederum versprach Scheel, sich um seine Familie zu kümmern. "Ich versprach dem Gauleiter, für seine Frau und seine Kinder zu tun, was möglich sei, was er mit großer Freude und beinahe ergriffen zur Kenntnis nahm."
In seiner Erinnerung stellte dann aber Rohracher 1948 diese Unterredung in einem Brief an den Gustav Canaval, dem Herausgeber der "Salzburger Nachrichten" anders dar. Darin erwähnte Rohracher eine Geiselliste, auf der er stand als er zu Scheel ging. "Ich bat Dr. Scheel von der Verteidigung der Stadt abzusehen, weil dies mit der Zerstörung Salzburgs identisch gewesen wäre. Dr. Scheel versprach mir, den Auftrag zu widerrufen, zu dem er ohnehin nur von gewisser Seite gedrängt worden war." Die Rettung der Stadt sei also von Rohracher selbst ausgegangen, schreibt dieser in seinem Brief an Canaval, "weil ich weiß, daß kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner andere Persönlichkeiten sich das Verdienst der Rettung Salzburg zugeschrieben haben."[1]
Jedenfalls kümmerte sich der Erzbischof in Folge tatsächlich um die Familie von Scheel und besuchte auf Ersuchen seiner Frau den ehemaligen Gauleiter im Salzburger Gefängnis und informierte Frau Scheel darüber.

Mai

  • 1. Mai: Die Stadt Salzburg erlitt den 15. und letzten Bombenangriff im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Noch einmal bombardierten 27 Bomber die Stadt mit 319 Bomben, 20 Menschen starben.
  • 2. Mai: Die Saalachbrücke Salzburg-Freilassing wurde gesprengt und die amerikanische Armee stieß von Teisendorf Richtung Salzburg vor.

Kampflose Übergabe der Stadt Salzburg an die amerikanische Truppen

Gauleiter Scheel hatte sich an diesem Tag bereits hinten den Pass Lueg in die Gemeinde Goldegg zurückgezogen, ebenso wie die SS vom Obersalzberg. Diese Truppen wollten unbedingt noch weiterkämpfen, obwohl die amerikanische Panzerspitze bereits über das bayerische Piding hinaus in Richtung Salzburg vorgestoßen war. Angeblich standen 200 viermotorige Bomber bereit, um Salzburg aus der Luft anzugreifen und in Schutt und Asche zu legen. Siehe dazu Diese Ziele in Salzburg waren im Frühjahr 1945 im Visier der US-Armee.
Kampfkommandant der Stadt Salzburg, Oberst Hans Lepperdinger, verweigerte in den frühen Morgenstunden des 4. Mai die Annahme des Befehls von Generalleutnant Max Bork zur Verteidigung der Stadt.
Bereits am späten Abend des 3. Mai hatte Lepperdinger SS-Einheiten daran hindern lassen, die Brücken sprengreif zu machen. Die SS-Leute fügten sich, obwohl im Lager Glasenbach ein ganzes SS-Bataillon stationiert war.[2]
In der Nacht zum 4. Mai hielt Lepperdinger im Befehlsstollen eine eingehende Stabsbesprechung mit allen anwesenden Offizieren ab, gab ihnen seinen Entschluss, die Stadt Salzburg nicht zu verteidigen, sondern kampflos zu übergeben, bekannt und erlangte ihr Einverständnis zu dieser befehlswidrigen Vorgangsweise. Um 06 Uhr Früh gab Lepperdingers über Rundfunk seine Entscheidung an die Bevölkerung von Salzburg bekannt, die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben zu wollen. Diese Nachricht wurde im Laufe des 4. Mai wiederholt im Radio durchgegeben:

Vor Wochen habe ich das Amt des Kampfkommandanten in Salzburg übernommen. Ich habe schon damals gewusst, dass ich einer schicksalhaften Stunde entgegengehe und dass es in meiner Hand liegen wird, namenloses Leid für die Bevölkerung unserer Stadt verhüten zu können. Mein ganzes Streben ging dahin, alle zuständigen Stellen von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung der Stadt zu überzeugen.

Noch gestern Nachmittag hatte ich die volle Zustimmung von General Ringel[3] und des Gauleiters Scheel, die Stadt unter allen Umständen von Feindeinwirkungen zu schützen. Gestern Abend dann übernahm General von Bork[4] den Befehl über meinen Abschnitt mit und befahl mir, die Stadt Salzburg zu verteidigen, obwohl er weder die militärische Lage in Salzburg und Umgebung, noch die innere Lage der Stadt, in der sich 80 000 Menschen und etwa 7 000 Verwundete befinden, beurteilen kann. Dieser Befehl stellt einen Wahnsinn dar, wie ihn nur militärische Unfähigkeit und völlige menschliche Verantwortungslosigkeit gebären kann.

Ich habe mich daher entschlossen, diesen Befehl, an den mich seit dem Tode des Führers kein Eid mehr bindet, nicht auszuführen. Ich erkläre die letzte freie deutsche Stadt zur offenen Stadt und biete den Amerikanern die Übergabe an. Wie schwer mir dieser Entschluss wurde, kann nur ein Soldat begreifen. Salzburger, ich tue es für euch, steht bedingungslos zu mir, so wie es alle meine Offiziere und die gesamte Polizei tun. Ich bin überzeugt, dass alle anständigen deutschen Offiziere und auch der amerikanische Oberbefehlshaber meine Ehre als Offizier und auch als Mensch nicht anzweifeln werden."

Schon um 06:30 Uhr gelang es Parlamentären mit den US-Truppen an der Saalachbrücke Salzburg-Freilassing nach Freilassing Kontakt aufzunehmen und die kampflose Übergabe der Stadt anzubieten. Ein amerikanischer Offizier kam in die Stadt, um die Richtigkeit des Übergabeangebots zu prüfen. Kurz danach fuhr Oberst Lepperdinger mit einigen Offizieren zur Saalach-Eisenbahnbrücke, wo um 09:30 Uhr die konkreten Übergabeverhandlungen stattfanden. Um 11:30 Uhr überquerte der erste amerikanische Panzer die Staatsbrücke und amerikanische Truppen der 3. Infanterie-Division und der 106. Kavallerie-Gruppe mit Panzern und Kraftwagen aller Art zogen in die Stadt ein.
Um 13:30 Uhr sprach Brigadegeneral Robert N. Young mit Oberst Hans Lepperdinger im Hotel Österreichischer Hof. Ab 13:45 Uhr wurde durch Lautsprecher ein Ausgehverbot ab 18 Uhr und für den nächsten Tag eine Ausgeherlaubnis von 11 bis 13 Uhr angeordnet. Alle Geschäfte und Gaststätten blieben geschlossen. Die Amerikaner beschlagnahmten für ihre Zwecke sofort Häuser und Wohnungen, die von den Bewohnern innerhalb weniger Stunden geräumt werden mussten. Es gab Klagen der Bevölkerung über die gewaltsame Abnahme von Uhren und Wertgegenständen durch amerikanische Soldaten und andere Übergriffe.
Alle früheren Kriegsgefangenen wurden freigelassen. Unzählige Flüchtlinge befanden sich in Salzburg. Soldaten der Wehrmacht wurden in Kasernen und Lagern interniert. Den US-Soldaten waren persönliche Kontakte zur Zivilbevölkerung verboten (Fraternisierungsverbot).
Die Deutsche Wehrmacht kapitulierte und der Zweite Weltkrieg endete in Europa.
In der Nähe von Mittersill im Oberpinzgau wurde Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner, letzter Oberbefehlshaber des deutsches Heeres und Kommandant der "Alpenfestung" festgenommen.

Quellen

  • SALZBURGWIKI-Artikel und dortige Quellen
  • www.sn.at/, 19. April 2025: "Das kollektive Gedächtnis schärfen", ein Beitrag von MMag. Heidi Huber, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung im SALZBURGWIKI freigegeben lt. E-Mail am 20. April 2025 an Admin. Peter

Einzelnachweise, Fußnoten

  1. "Erzbischof Andreas Rohracher, Krieg, Wiederaufbau, Konzil", Seite 146f
  2. wikipedia-de, Hans Lepperdinger
  3. Julius Ringel, General der Gebirgstruppe und Befehlshaber mehrerer großer Verbände im Zweiten Weltkrieg
  4. fälschlicherweise "von" Bork