Salzachgletscher

Findling des Salzachgletschers, Fundstelle in der Gemeinde Waging am See, ca. fünf Kilometer östlich von Traunreut.

Der Salzachgletscher war ein mächtiger Gletscher, der in den Eiszeiten jeweils nach Norden ins Alpenvorland vorstieß.

Einleitung

Vor allem bekannt ist der letzte Salzachgletscher, also jener der Würm-Eiszeit, die von etwa 115 000 bis 11 000 bzw. 10 000 Jahren vor heute dauerte. In seinem Zungenbecken entstand im Spätglazial der letzten Eiszeit erneut der Salzburger See, also ein großer See im Salzburger Becken, der dann im Spätglazial begann zuerst in randlichen Teilen zu verlanden und der in der Folge durch eine immer mächtiger werdende Ablagerung von Schotterschichten oder Tonschichten, aber gleichzeitig auch durch eine Erosion des Flussbettes im Raum der Endmoränen immer seichter wurde um dann schließlich fast gänzlich zu verlanden.[1] Der Name leitet sich folgerichtig von der Salzach bzw. dem Salzachtal ab, durch das sich der Gletscher seinen Weg bahnte. Letzte Reste dieses einst sehr großen Sees finden sich bis heute in der heutigen Seenlandschaft der Salzburger Vorlandseen.

 
Albrecht Penck erklärt die Moränen nördlichen Salzburg. Albrecht Penck (* 25. September 1858 in Reudnitz bei Leipzig; † 7. März 1945 in Prag) war ein deutscher Geograph und Geologe. Penck widmete sich besonders der Geomorphologie, den glazialen Landschaftsformen und der Klimatologie.

Geografie

Im Würm-Hochglazial, zwischen 24 000 und 22 000 Jahren, waren große Teile des europäischen Kontinents von mächtigen Eispanzern bedeckt. Das gesamte Gebiet der Ostalpen war von riesigen Gletschern überzogen, aus dem u. a. der Salzachgletscher und seine Zungen (etwa 25 bis 40 Kilometer) nach Norden hinausreichten. Das Gebiet des heutigen Bundeslandes Salzburg war zu dieser Zeit bis auf einen ganz kleinen Bereich im Nordosten im Flachgau vollständig von Eis bedeckt. Nur die Berggipfel über 2 000 bis 2 200 m Seehöhe ragten Innergebirg aus den Strömen der Gletscher. Im Raum des Salzburger Becken ragten nur hohe Berge wie der Gaisberggipfel aus dem Eis heraus.

Es kam in dieser Zeiperiode zu einer Absenkung der Jahresmitteltemperatur in Mittelgrönland um 15 bis 20 °C und im Alpenraum um etwas mehr als 10 °C. Die Temperaturverhältnisse im Alpenvorland im Flachgau entsprachen in etwa den heutigen Temperaturen im Hochgebirge auf ca. 2 200 bis 2 400 m ü. A. Die Gletscherzungen des Salzach- und des Traungletschers reichten bis nach Tittmoning, Neumarkt am Wallersee, Köstendorf und Oberhofen am Irrsee (Abb. 3, 9 in Quelle geoglobe).

Die hohen Wasserführungen in den Sommermonaten am nördlichen Rand des Salzachgletschers waren der Grund des nacheiszeitlichen Transports großer Mengen von Grobsedimenten wie Sanden und Schottern. Auch Feinsedimente von Tonen und Schluffen wurden aus eisfrei erdenden Alpentälern in das Alpenvorland gespült. Die mächtigen Seetonlagen im Salzburger Becken, die nach der Eiszeit in gletschertrüben Flüssen im heute nicht mehr bestehenden Salzburger See abgelagert wurden, sorgen noch heute für große Probleme bei großen Bauprojekten.

Ältere Deltaschotter findet man heute zu Konglomeraten verfestigt als Georgenberg, in kleinen Teile der Morzger Hügel, den Hellbrunner Berg, den Mönchsberg oder den Rainberg. Wobei die Schichtung des Mönchsbergkonglomerates etwa bei der Pferdeschwemme eine fluviatile Schüttung gut dokumentiert.

Die Eishöhen vom Salzachgeier bis zum Pass Lueg erreichten Höhen über dem Salzachtal von mehr als 1 200 Metern. Die größte Höhe erreichte der Eispanzer zwischen St. Johann im Pongau und Bischofshofen mit rund 1 500 Meter. Die Eisobergrenze lag im nördlichen Pongau zwischen 2 000 und 1 500  m ü. A. und fielen vom Pass Lueg bis zur Stadt Salzburg von 1 000  auf 600 Meter ab. Der Bereich der Stadt Salzburg stellte während der Eiszeit das über 250 Meter übertiefte Salzburger Becken die Basis darstellte und man somit wieder auf eine Mächtigkeit von 900 Meter kommt. Bei Oberndorf bei Salzburg betrug die Eisstärke immer noch 350 Meter über dem Salzachtal und lief erst gegen Straßwalchen und Tittmoning gegen Null aus.

Innergebirg fielen die Eishöhen von Zell am See bis Lofer fallen von 1 300 auf 900 Meter und von Lofer bis in den Bereich der Stadt Salzburg auf ca. 500 bis 600 Meter ab. Im Bereich des Steinernen Meeres lag die Eisoberfläche zwischen 1 900 und 1 700 Meter Seehöhe. Im Geländeschnitt vom Großglockner bis zur Mündung der Fuscher Ache in die Salzach belegen ein Eisstromniveau in Höhen von 2 600 bis 2 000 m ü. A. und eine Eismächtigkeit von etwa 1 500 Meter. Die hochglaziale Eisoberfläche am Gaisberg befand sich auf etwa 1 050 m ü. A. und hatte dort eine Eismächtigkeit von 900 bis 1 000 Meter. Die hochglazialen Endmoränen ziehen sich am Alpennordrand von Traunstein über Palling, nördlich der Vorlandseen und der dortigen Moorreste bis Köstendorf, Neumarkt am Wallersee und Henndorf am Wallersee.

Aus dem Süden des Bundeslandes Salzburg leiteten zwei große Gletscher die Eisströme aus dem Gebirge, v. a. aus den Tauerntälern, nach Norden ab. Die Gletscher des oberen Salzachtales flossen über den Saalachgletscher durch das Saalachtal ab. Die östlich gelegenen Ströme über den Salzachgletscher. Der Eisscheitel war zwischen Bruck an der Großglocknerstraße und Taxenbach im Pinzgau. Nach dem Abschmelzen beider Gletscher bildeten sich der Salzburger See und der Urmattsee.

Die End- und Grundmoränen der beiden Gletscher bildeten Erhebungen und Vertiefungen, sowie eine Moor- und Seenlandschaft aus. Nach der Hydrogeographie, den Moränen und Bergen sind heute zu unterscheiden.

im Uhrzeigersinn
  • Surtal
im Westen im bayerischen Rupertiwinkel reichte der Gletscher über Teisendorf hinaus bis mindestens nach Traunstein.
im Nordwesten rund um den Waginger See gelegen
im Norden reichte der Gletscher über Tittmoning und darüber hinaus;
im Norden reichte er über Ibm nördlich des Flachgaus hinaus, sowie weiter hinein in den Weilhartsforst im oberösterreichischen Innviertel;
im Norden, zwischen Haunsberg und Buchberg, wo der Urmattsee lag und sich heute die drei Trumer Seen befinden;
im Nordenosten reichte der Gletscher rund um Henndorf bis etwa Straßwalchen. Zwischen Buchberg, Tannberg und Kolomansberg bildete sich der Wallersee;
  • Unzinger Becken
im Osten von Eugendorf gelegen, nach Unzing benannt, der durch den Unzingerbach entwässert wird.
im Osten von der Stadt Salzburg zwischen dem Eugendorfer Berg und dem Nockstein gelegen

Die Becken von Fuschlsee, Wolfgangsee, Irrsee, Mondsee und Attersee wurden vom Traungletscher geschaffen.

Geologie

Vital Jäger und Robert Porndorfer berichteten im Jahr 1925 über die Landschaftsformung, was aber heute teilweise als überholt zu betrachten ist (siehe Quelle www.geoglobe.at):

Landschaftsformung

Im Landschaftsbild besonders auffallend sind die im Stadtgebiet Salzburg liegenden Berge.

Festungsberg, Kapuzinerberg und der Kühberg (als Ausläufer des Gaisberges) sind geologisch ähnlich aufgebaut und bildeten ursprünglich eine Einheit. Grund ihrer Trennung ist eine Verschiebung in Richtung Ost-West, überlagert durch eine geringe Verschiebung in Richtung Süd-Nord. Der Salzachgletscher formte die Landschaft dabei kräftig mit.

Ursprünglich floss der Salzachgletscher zwischen Untersberg und Rainberg in Richtung Nordwesten ab. Am Ende der vorletzten Vergletscherung, der Riß-Eiszeit, entströmte dem Riß-Gletscher die Ur-Salzach, die alles Geröll, welches damals noch nicht verfestigt war, ausräumte und forttrug. Verschont blieben — durch den Festungsberg und die Kalke südlich der Richterhöhe geschützt - Mönchsberg und Rainberg, deren alten härteren Mergelgesteine der Oberkreide teilweise erhalten blieben. Doch die Ur-Salzach konnte zwischen die beiden auf einer früher höheren Lage des Flussbettes eine Bresche schlagen. Über Bucklreuth und die innere Riedenburg floss sie nach Westen ab. Im Osten, bei den St.-Peter-Weihern, schützte der Dachsteinkalk das wenig verfestigte Geröll vor der Auswaschung. Die weichen sandigen Konglomerate im Raum der Mönchsbergscharte wurden von der Salzach mit ihrem dort geringeren Wasserdruck ausgewaschen, es entstand eine Bucht. Der breite Salzachstrom wurde insgesamt durch den harten Gesteines des Festungsberges nach Westen und die harten Dachsteinkalke südlich der Richterhöhe nach Nordwesten abgelenkt.

In der letzten Eiszeit rückte der Salzachgletscher neuerlich vor und begrub das Salzburger Becken samt den darin befindlichen Bergen wieder unter seinem Eis.

Unter dem Gletscher begann das Schmelzwasser nun jenen Dolomitrücken, der Kapuzinerberg und Kühberg verbindet, abzutragen, bis eine Rinne geschaffen war, entlang derer der Gletscherstrom über Schallmoos und Itzling nach Nordwesten abfloss.

Der letzte Durchbruch der Salzach erfolgte endlich zwischen Kapuzinerberg und Festungsberg. Der Fluss nutzte die Verwerfungsspalte, entlang der zuvor der Kapuzinerberg vom Festungsberg nach Norden verschoben und abgesunken war. Von Osten direkt in die Enge eindringend und den Mönchsberg untergrabend, schnitt die Salzach jenen Kreissegmentbogen aus dem Mönchsberg heraus, an deren Fuß sich heute die Altstadt erhebt.[2]

Geschiebe

Sowohl auf als auch im Eis wurde fest gefrorener Errosionsschutt einem Förderband gleich aus den Alpen ins Alpenvorland transportiert. Am Gletscherrand und den Endmoränen wurde kantiges und auch gerundetes Material abgelagert. Aber auch am Untergrund, den Grundmoränen, fand sich nach dem Abschmelzen viel Geschiebe.

Als der Gletscher im Zuge der Klimaerwärmung vor etwa 20 000  Jahren zu schmelzen begann, entstand in diesem ausgeschürften und von den Endmoränenwällen umsäumten Zungenbecken,dem Salzburger Becken, ein großer See, der Salzburger See. Dieser See war noch bis vor ca. 10 000 Jahren vorhanden, hatte eine Länge von ca. 30 km und eine Breite von etwa zehn Kilometer. Die heutige Stadt Laufen an der Salzach in Bayern liegt am nördlichen Rand dieses Sees.

Spuren, die bis heute vom Salzachgletscher sichtbar blieben

Rund um und im Salzburger Becken gibt es auch heute noch zahlreiche Spuren des einstigen Gletschers. So finden sich Ablagerungen in Form von Moränen und Geländekanten, die unmittelbar auf den Gletscher zurückzuführen sind, oder es finden sich Stellen, die vom Gletscher bearbeitet worden sind.

Seen als letzte Reste des großten Salzachsees

Moore als letzte Reste des verlandeten Salzburger Sees

Erhaltene Endmoränen des Salzachgletschers

Die hochglazialen Endmoränen des Salzachgletschers der Würmeiszeit ziehen am Alpennordrand vom Raum Traunstein über den Raum der Gemeinden Palling, Tyrlaching, Asten, weiter über den Oberen Weilhartforst und die Ortschaften Gundertshausen, Eggelsberg, Feldkirchen, und über das Oichtenbecken in den Raum Perwang am Grabensee und weiter nach Palting, Gebertsham, Schleedorf, Köstendorf, Neumarkt am Wallersee und von dort nach Süden bis in den Raum Henndorf am Wallersee.

Erhaltene, nach Freilegung aber oft auch erodierte Gletscherschliffe

Immer wieder wurden und werden im Lauf vieler Jahrzehnte bei Grabungsarbeiten verschiedenen Gletscherschliffe freigelegt. Leider haben sich diese freigelegten Schliffe mit ihren feinen gleichgerichteten Ritzspuren vielfach an der freien Luft durch Erosion ("Sauerer Regen") nicht erhalten. Solche Gletscherschliffe fanden sich an verschiedenen Orten an den Salzburger Stadtbergen z.B. (Rainberg, Gersberg und am Hellbrunner Berg, eindrucksvoll erhalten ist bis heute der sehr große Gletscherschliff in St. Koloman (Naturdenkmal Gletscherschliff).

Alte Flussterrassenkanten

weitere Zeugen des einstigen Gletschers und des nachfolgenden Deltaschüttung in den Salzburger See

  • die Schottergrube in Kirchfenning mit ihre sichtbaren Deltaschüttung (Henndorfer Eiszeit-Rundweg)
  • die vom Gletscher hierher getragenen Findlinge samt Gletscherpolitur z.B. in Schaming
  • das Pettinger Toteisloch im Waginger Becken und jenes in Kirchfenning (Henndorfer Eiszeit-Rundweg)- Reste des zerfallenden Gletschers

Eiszeit-Wanderwege

Zu den Spuren und Erscheinungen aus der Eiszeit führen heute verschiedene Wanderwege.

Quellen

Einzelnachweise

  1. siehe Diskussion:Salzburger See
  2. ANNO, "Salzburger Chronik", 6. August 1925: Über den Pensionistengletscher (Teil IX), "Salzachgletscher, Salzburger Becken"