Rudolf Scharfetter
Hofrat Universitätsprofessor Dr. phil. Rudolf Scharfetter (* 20. Februar 1880 in der Stadt Salzburg; † 26. September 1956 in Graz, Steiermark)[1] war Pflanzenforscher und Landesschulinspektor für Mittelschulen in der Steiermark.
Leben
Rudolf Scharfetter war der Sohn des Salzburger Postbeamten Josef Scharfetter (* 1847 in Hofgastein) aus der Gasteiner Linie der Familie Scharfetter, und seiner zweiten Frau Maria, geborene Brodmann (* 1854) . Ab 1890 besuchte er das k.k. Staatsgymnasium in der Stadt Salzburg, wo er 1898 maturierte. Anschließend studierte er an der Universität Wien zunächst Germanistik, dann, nach wenigen Monaten, Naturwissenschaft und promovierte 1902 mit einer Arbeit über marine Nacktschnecken zum Doktor der Philosophie.[2]
Nach seiner Lehramtsprüfung für Mittelschulen unterrichtete er 1903 bis 1904 als Vertretungslehrer am Staatsgymnasium Klagenfurt, ab 1904 am Staatsgymnasium Villach. In Kärnten wandte er sich neben seiner Unterrichtstätigkeit verstärkt der Pflanzenkunde und der Lebensumwelt der Pflanzen zu. 1911 wurde er zum Professor der II. Staatsrealschule in Graz ernannt und habilitierte zwei Jahre später an der Universität Graz für Pflanzengeografie. Seit 1919 war Scharfetter Direktor der II. Staatsrealschule in Graz.
Seit 1921 war als er Lehrbeauftragter an der Universität Graz tätig und wurde im selben Jahr zum außerordentlichen Professor ernannt. 1922 war er Obmann des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Seit 1924 erhielt er einen Lehrauftrag für "Methodik des Naturgeschichteunterrichts". 1937 wurde er zum Landesschulinspektor für die Mittelschulen in Steiermark ernannt.
1941 wurde er Mitglied des Reichsprüfungsamtes für das Lehramt an höheren Schulen und Direktor der Lehramtsprüfungskommission an der Universität Graz. Seit 1943 war er für die Lehrerbildungsanstalten der Steiermark zuständig. 1945 wurde er in den Ruhestand entlassen.
1950 wurde er Honorarprofessor an der Universität Graz.
Rudolf Scharfetter unternahm neben zahlreichen Exkursionen durch die Alpen pflanzengeografische Exkursionen nach Algerien (1910), Finnland (1914) und in die Karpaten (1928).
Seit 1904 war er verheiratet[3] mit Helene, geborene Zsák (* 19. November]] 1878 in Klagenfurt; † 16. Jänner 1965 in Graz)[4], mit der er vier Kinder hatte:
- Kurt (* 27. Februar 1905 in Villach; † 1. März 1975 in Graz)[5]
- Hildegunde (* 27. Dezember 1906 in Villach; † 19. Dezember 2001 in Graz)[6]
- Irmgard (* 30. April 1908 in Villach)[7], Ärztin ∞ 1935 verheiratet mit Dr. Otto Riml (* 26. Jänner 1906 in Mostar, Bosnien und Herzegowina)
- Bert(h)a[8] (* 2. Februar 1911 in Villach; † 2. März 1983 in Maria Enzersdorf, Niederösterreich)[9], Dr. med., praktische Ärztin ∞ am 28. Juni 1935 in Graz mit dem Chirurgen Prof. Dr. med. Odorico Johannes Carl von Susani (* 8. Juni 1898 in Gloggnitz; † 9. November 1957 in Graz)
Chronologie
- 1890–1898 k. k. Staatsgymnasium in Salzburg
- 1898–1902 Studium in Wien, 1. Juli 1902 Promotion, 1. Fach Zoologie, 20. Juni 1903 Lehramtsprüfung für Naturgeschichte, Mathematik und Physik
- 1902–1911 Supplent und Lehrer an den Staatsgymnasien in Klagenfurt und Villach
- 1911 Professor an der k. k. II Staats-Realschule in Graz (später BG und BRG Pestalozzi)
- 22. Mai 1913 Habilitation für Pflanzengeographie bei Prof. FRITSCH, Universität Graz, Privatdozent
- 1920–1937 Direktor dieser Schule
- 6. Oktober 1921 a. o. Univ.-Prof. an der Universität Graz
- 1937 Landesschulinspektor für die Mittelschulen Steiermarks
- 1938 knapp vor Ende der Systemzeit krankheitshalber [?] beurlaubt, war damals nicht NSDAP-Mitglied, Mai 1939 vom Gaugericht "reingewaschen" und danach wieder in Dienst gestellt
- 1941 Direktor der Lehramtsprüfungskommission an der Universität Graz
- 1943–1945 Dezernent für die Lehrerbildungsanstalten der Steiermark
- 1945 Dienstenthebung und nachfolgend Pensionierung (Ende Oktober 1945)
- 17. Dezember 1949: Die 1947 wegen Einstufung als "Minderbelasteter" erloschene venia docendi wird wieder erteilt
- 30. März 1950 nach Erlöschen der Lehrbefugnis (70. Lebensjahr!) auf Antrag Prof. Widders zum Honorarprofessor ernannt, um die Pflichtlehrveranstaltungen aus Pflanzengeographie zu sichern.
Ehrungen
- 1924 Korrespondierendes Mitglied der Forstwissenschaftlichen Gesellschaft Finnlands.
- 1928 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
- 1931 Berufstitel "Hofrat".
- 1937 Ordentlicher Universitätsprofessor
- 1938 "Oberregierungsrat" und "Schulrat",
- 1943 "Oberschulrat".
- 1951 Ehrenmitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien.
- 1955 Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark.
- 1955 Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten.
- 1955 Korrespondierendes Mitglied der Pflanzengeographischen Gesellschaft Schwedens in Uppsala.
Publikationen (Auswahl)
- "Lehrbuch der Pflanzenkunde für die unteren Klassen der Mittelschulen". Wien (Deuticke) 1913
- "Alpenpflanzen". (Velhagen und Klasing) 1927
- "Naturgeschichte für Hauptschulen" (mit Thurner), Teil I und II (Deuticke) 1929, Teil III und IV (Deuticke) 1930
- "Lehrbuch der Botanik für die oberen Klassen der Mittelschulen" (mit Schmut), Wien (Deuticke) 1932
- "Natirwissenschaftlicher Unterricht und vaterländische Erziehung". Vorträge über vaterländische Erziehung. Graz (Styria) 1935
- "Das Pflanzenleben der Ostalpen". Wien (Deuticke) 1938
- "Biologie für Oberschulen". (mit Grimm) 1.–6. Teil, Wien (Deuticke) 1939
- "Pflanzenschicksale". Wien (Deuticke) 1952
- "Biographien von Pflanzensippen". Wien (Springer) 1953
Quellen
- Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten Carinthia II 146 1956, S. 101–103. "Nachrufe: Rudolf Scharfetter †" (Ingo Findenegg)
- Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 1957 87, S. 5–11. "Rudolf Scharfetter 1880–1956" (Dr. Richard Biebl)
- Fragmente zur Geschichte der Systematischen Botanik in Graz, Herwig Teppner, Seite 122–127
Einzelnachweise
- ↑ Taufbuch der Pfarre Salzburg-St. Andrä, Band XII, S. 274.
- ↑ "Zur Morphologie der Doridier"
- ↑ Trauungsbuch der Dompfarre Klagenfurt, Band X, S. 342.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Klagenfurt, Band XVI/2, S. 404.
- ↑ Geburtsbuch der Pfarre Villach-St. Nikolai, Band XIV, S. 36.
- ↑ Geburtsbuch der Pfarre Villach-St. Nikolai, Band XIV, S. 149.
- ↑ Geburtsbuch der Pfarre Villach-St. Nikolai, Band XV, S. 86.
- ↑ Bezüglich der Schreibweise des Vornamens Berta ist es richtig, dass im Taufregister Bertha geschrieben ist. Sie hatte sich aber als Erwachsene stets Berta geschrieben (Dokumente, Grabtafel am St. Leonhard Friedhof in Graz, Bild wurde Admin. Peter von Dipl.Ing. Dr.techn. Odorich von Susani, Enkel, via E-Mail geschickt)
- ↑ Geburtsbuch der Pfarre Villach-St. Nikolai, Band XVI, S. 68.