Johann Georg Hagenauer
Johann Georg Hagenauer von Hagenau (* 20. Februar 1748 in Straß bei Ainring, Rupertiwinkel; † 6. April 1835 in Salzburg) aus dem Geschlecht der Hagenauer war ein deutsch-österreichischer Architekt.
Leben
Johann Georg Hagenauer wurde 1748 als jüngstes von elf Kindern des Gutsbesitzers und Bauern Wolfgang (IV.) Hagenauer und dessen Ehefrau Maria, geborene Hasenerl, auf dem Hagenauer Amangut in Straß im Rupertiwinkel geboren geboren, verlor aber bereits mit zwei Jahren seinen Vater. Seine bekannten Brüder waren der Architekt Wolfgang Hagenauer, der das gesamte Bauwesen des Erzstiftes Salzburg betreute, sowie der Bildhauer Johann Baptist von Hagenauer, der vorerst ebenfalls in Diensten des Salzburger Erzbischofs stand und ab 1774 zum Leiter der Bildhauerklasse an der Wiener Akademie der Bildenden Künste ernannt wurde.
Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt Johann Georg in Salzburg in der privaten "Bauamt-Zeichenschule" seines ältesten Bruders Wolfgang, der zweiundzwanzig Jahre älter war. Bereits mit sechzehn Jahren wurde Johann Georg am 8. Jänner 1765 vom Fürsterzbischof Sigismund von Schrattenbach als Zeichner angestellt. Er arbeitete zunächst viel mit seinen Brüdern Johann Baptist und Wolfgang zusammen, wie zwei von Wolfgang entworfene und von (Johann) Georg gezeichnete Risse von 1767 und 1768 zeigen. Während dieser anfänglichen Ausbildung fiel sein Talent dem Erzbischof Schrattenbach auf, der ihn zwischen 1768 und 1775, wie seine Brüder zuvor, zum Studium an die Wiener Akademie der Bildenden Künste sandte. In Wien war er bei der Anlegung des Augartens tätig. Doch bereits seit 1771, also während der Ausbildung Johann Georgs zum Architekten in Wien, findet man seine ersten Arbeiten in Kärnten, die über den Gurker Bischof Joseph II. Franz Anton Graf Auersperg zustande gekommen waren. 1774 überprüfte der neue Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo Johann Georgs Leistungen in Wien, nach 1775 strich er dessen jährliches Stipendium. In Wien wird Johann Georg zusammen mit seinem Bruder Johann Baptist erwähnt, wobei Johann Georg bereits die Berufsbezeichnung "k.k. Architekt" trug. 1775/76 kehrte Johann Georg wieder nach Salzburg zurück, wo er für den neuen Erzbischof Colloredo arbeitete.
Der Gurker Bischof Joseph II. Franz Anton Graf Auersperg hatte an den Arbeiten Johann Georgs gefallen gefunden und sich mit ihm angefreundet. Daraufhin versuchte Bischof Auersperg Johann Georg in das Bistum Gurk zu holen. Der Salzburger Erzbischof Colloredo wollte Hagenauer jedoch unbedingt in Salzburg halten. Aus Salzburg berichtet Leopold Mozart in einem Brief (1777) an seine auf Reisen befindliche Frau Anna Maria und seinen Sohn Wolfgang darüber: "wegen dem h: Hagenauer Architect ist nun die Sache auch in Bewegung, er will fort, und der Fürst sucht ihn immer mit allerhand arbeiten und schmeicheleien aufzuhalten, und kein Entschluß kommt zum Vorschein". Johann Georgs älterer Bruder Johann Baptist hatte bereits 1771 Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof Colloredo gehabt und daraufhin Salzburg verlassen. Auch bei Johann Georg Hagenauer hatte eine Auseinandersetzung mit dem Salzburger Erzbischof zum Bruch mit diesem geführt. So war es auch ihm nicht schwer gefallen Salzburg (vorübergehend) den Rücken zu kehren.
Mit dem Titel eines "bischöflichen Hofbaudirektors" reiste Johann Georg Hagenauer zu Fürst Auersperg nach Klagenfurt (Kärnten). Bischof Auersperg verband bis zu seinem Tod eine innige Freundschaft mit dem vierzehn Jahre jüngeren Architekten Hagenauer. Im Bistum Gurk erhielt Johann Georg viele Aufträge, unter anderem auch seinen ersten großen Bau, das Schloss Pöckstein, an der Mündung der Metnitz in die Gurk, mit großzügiger Parkanlage. Ab 16. Oktober 1781 wurde er in Klagenfurt auch als Landschaftsarchitekt angestellt. Die ersten Entwürfe für die neue bischöfliche Residenz in Zwischenwässern fertigte allerdings sein Bruder Wolfgang Hagenauer bereits 1774/1775 an. Letztlich wurde das Schloss nach dem Entwurf des Architekten Johann Georg Hagenauer zwischen 1778 und 1782 erbaut. Die neue bischöfliche Residenz Schloss Pöckstein sollte einer der bedeutendsten frühklassizistischen Schlossbauten Österreichs werden. Sein anderer Bruder Johann Baptist übernahm dabei die bildhauerische Ausstattung des Schlosses und die Skulpturen der Parkanlage.
Als 1783 Auersperg zum Fürstbischof von Passau gewählt wurde, folgte Hagenauer ihm nach Passau. Johann Georg wurde am 18. Juni 1783 zum passauischen Hofarchitekten ernannt. Ferner wurde er am 13. September 1784, als Nachfolger des Melchior Hefele (* 1716; † 1794), zum höfischen Baudirektor und wirklichen Hofkammerrath mit Sitz und Stimme in Passau ernannt. In Passau und Umgebung baute er mehrere Schlösser, das Bedeutendste und sein Hauptwerk war das Residenzschloss des Fürsten, Schloss Freudenhain. Im Jahr 1786 wurde "Johann Georg von Hagenauer, wirklicher Hofkammerrath, hochfürstlicher Baudirektor und Architekt in Passau", der Adelsstand vom Fürstbischof Auersperg bestätigt und ihm das Recht zugestanden das Adelsprädikat "von Hagenauer" zu tragen. Im selben Jahr heiratete er die 13 Jahre jüngere Freiin Karoline de La Marre (* 1761; † 1790) im Passauer Dom, mit der er zwei Kinder hatte. Bereits 1790 starb Karoline von Hagenauer, jedoch sollte ihr Sohn Franz de Paula (II.) Ahnherr der späteren Wiener Linie der Hagenauer werden. 1793 verstarb auch Hagenauers Freund und Gönner Auersperg, jedoch verblieb Johann Georg vorerst in Passau. Der neue Passauer Bischof Thomas Johann Nepomuk Graf von Thun und Hohenstein verstarb jedoch bereits nach nur elf Monaten Regierungszeit, und so wurde dessen Nachfolger und Vetter Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun und Hohenstein Hagenauers dritter und letzter Dienstherr in Passau.
Als am 22. Februar 1803 das Hochstift Passau aufgelöst wurde, erhielt der fürstbischöfliche Hofarchitekt am 15. Juli 1805 den Ruf nach Salzburg als Director des neuen Kameral-Bauamtes in kurfürstlichem Dienst. Dies war auch möglich, da der Salzburger Erzbischof Hieronymus von Colloredo, mit dem sich der Architekt Hagenauer seinerzeit überworfen hatte, bereits im Jahr 1800 vor den Franzosen nach Wien geflüchtet war. Johann Georg kehrte mit seinem vierzehnjährigen Sohn, dem Halbwaisen Franz de Paula II., nach Salzburg zurück, wo er nun in dem von seinem Bruder Matthias geerbten Gurkerhof mit seiner Dienerschaft residierte. Im selben Jahr erbte Johann Georg von einer kinderlosen Tante seiner Frau, Therese von Molitor, geborene von Altmannshofen, ein beträchtliches Vermögen. In Salzburg wurde Johann Georg "Amtsnachfolger" seines bereits 1801 verstorbenen Bruders Wolfgang im kurfürstlichen Kameralbauamt. Als kaiserlicher Rat und kurfürstlicher Baudirektor übernahm er nun auch viele Aufträge für seinen Vetter, den Salzburger Abt Dominikus von Hagenauer, in Abtenau und Hallein. Am 14. April 1807 wurde er in österreichische k.u.k. Dienste übernommen. 1812 wurde er von der bayerischen Regierung in den vorläufigen Ruhestand versetzt und 1819 pensioniert. Laut einer Familienchronik (Chronik Chabert) stand er ab 14. Mai 1813 in königlich bairischen Diensten und ab 26. Mai 1816 als Baudirektor erneut im k.k. Dienst. Am 7. August 1819 "jubilierte" er, ging also endgültig in Pension. Er übernahm danach nur mehr wenige Aufträge, wie zum Beispiel die Planung der Renovierung (neue Fassadengestaltung) des beim Stadtbrand von 1818 stark beschädigten Schlosses Mirabell. Er baute auch seinen fünfhundert Jahre alten Gurkerhof in der Kaigasse 39 unter anderem mit einer klassizistischen Fassade um, allerdings wurde der baufällig gewordene Gurkerhof 1932 abgerissenen um in gleicher Gestalt danach neu aufgebaut zu werden.
In seinem Ruhestand begann er wieder vermehrt zu Zeichnen und zu Malen, seine erste Anstellung beim Salzburger Erzbischof war ja die eines Zeichners gewesen. Da er seine Werke oft nur mit den Initialen seines Namens JGH (oder JH) signierte, wurden seine Arbeiten in späteren Publikationen fälschlich einem "Ignaz" Hagenauer zugeordnet. Gegen Ende seines langen Lebens wurde Johann Georg zunehmend taub und blind. Er starb mit 87 Jahren als letzter der Hagenauer-Brüder am 6. April 1835 in Salzburg und wurde von seinem in Linz lebenden Sohn Franz de Paula von Hagenauer in der Familiengruft (Nr. LII) am Friedhof von St. Peter beigesetzt, in der bereits seine Brüder Matthias und Wolfgang ruhten.
Familie
Am 17. November 1786 heiratete der "hochwohlgeborene Herr Joh. Georg von Hagenauer, wirklicher Hofkammerrath, hochfürstlicher Baudirektor und Architekt" im Passauer Dom St. Stephan die "hoch und wohlgeborene Karolina Leopoldina Antonia Freyin von La Marre, k.k. Hauptmannstochter von Wr. Neustadt gebürtig" (* 18. März 1761; † 21. April 1790). Karolina Freiin von La Marre war die Tochter des k.k. Hauptmanns Anton Freiherr von La Marre und der Karoline Barbara von Altmannshofen. Die von Altman(n)shofen waren ein altes schwäbisches Geschlecht, das urkundlich erstmals 1250 mit Henricus von Altmanshofen genannt wurde. Karolinas Mutter (geborene Karoline von Altmannshofen) war eine der letzten aus dem Geschlecht der v. Altmannshofen, das mit ihrer Schwester Therese von Molitor (geborene v. Altmannshofen) im 18. Jahrhundert erlosch. Die La Marre (de La-Marre) waren eine adelige Militärfamilie aus Lothringen (Frankreich). Bereits der Urgroßvater Philipp de La Marre stand in österreichisch-habsburgischen Diensten im Heer von Prinz Eugen von Savoyen (1691 Major, 1704 Obristlieutenant - Obrist, 1708 Generalwachtmeister, 1716 Feldmarschall-Leutnant). Zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert sollte sich diese Tradition fortsetzen, und so findet man etliche Offiziere unter den Freiherren von La-Marre, eingetragen in Militär-Listen des "österreichischen Kaiserthumes", im "Militärhandbuch des Königreiches Bayern", im "Königlich-Baierisches Regierungsblatt" oder in anderen Registern (Philippe 1691, Leopold 1727, Anton 1786, Heinrich 1801, Carl 1826, Anton 1826, Achilles 1836, Franz 1840, Eduard 1846, Adalbert 1867, Arthur 1868, Karl 1870 etc.).
Der Domdechant und Weihbischof von Passau, Thomas Johann Nepomuk Graf von Thun und Hohenstein, zelebrierte die Trauung. Trauzeugen waren der wirkl. geheime Rath und Hofkanzler Johann Jakob Marian Edler von Molitor (Hagenauers Schwippschwager), sowie der Hofkammerrath und Hofpfleger Christian Schneditz. Fürstbischof Kardinal Joseph Franz Anton von Auersperg wurde später Taufpate von Hagenauers Kindern, Josepha und Franz de Paula (II). Hagenauer hatte die Beiden nach seinem Freund Joseph Franz von Auersperg benannt. Josepha von Hagenauer (* 1. Dezember 1787; † 24. April 1792) starb jedoch bereits als Vierjährige. Franz de Paula (II.) von Hagenauer, späterer Herr zu Radeck (* 9. Dezember 1789; † 5. Dezember 1843) wuchs als Halbwaise auf, seine Mutter starb bereits bald nach seiner Geburt. Am 28. April 1823 heiratete Franz de Paula (II.) die Edle Marie Schlossgängl von Edlenbach in Maria Plain. Deren Sohn, Franz de Paula III. Baron von Hagenauer (1824 - 1885), Ritter des päpstlichen Piusordens, heiratete 1851 die Edle Marie von Spaun (Tochter des Anton Ritter von Spaun und der Henriette Freiin von Vogelsang) in Traunkirchen. Franz de Paula III. sollte später der Stifter des Wiener Zweiges der Hagenauer werden, der noch heute blüht.
Bildergalerie
Werke
- 1767 Priesterhaus Capeln, Klagenfurt (Kärnten); Entwurf Wolfgang Hagenauer, Ausführung Johann Georg Hagenauer
- 1768 Altar für Priesterhaus Capeln, Klagenfurt; Entwurf Wolfgang Hagenauer, Ausführung Johann Georg Hagenauer
Zwischen 1768 und 1775 studierte Johann Georg in Wien Architektur. Aus dieser Zeit stammen seine ersten beiden ausgeführten Entwürfe.
- 1770 Schloss Stadlhof bei St. Donat, Pflugern (Kärnten); Entwurf
- 1771–1772 Eisenwerk in Hirt (Kärnten); Entwurf
- 1777 Schloss Weitwörth, Nußdorf am Haunsberg; Umbauarbeiten und Fassade
- 1778-1782 Residenzschloss Pöckstein (Zwischenwässern / Kärnten) mit groß angelegter Parkanlage für den Gurker Bischof Joseph Franz Anton Graf Auersperg
- 1778–1782 Umbau Schloss Kölnhof, St. Veit an der Glan (Kärnten)
- 1780 Alumnat (Priesterseminar) in Straßburg (Kärnten)
- 1781 Florianidenkmal, Klagenfurt, Bildhauerarbeiten: Johann Baptist von Hagenauer
- 1781 Ossiacherhof in Klagenfurt, Fassade
- 1782 Tabernakel für Schlosskapelle Pöckstein (Zwischenwässern / Kärnten)
- 1783 Theater und Redoutensaal in Passau für den Fürstbischof Josef Franz Graf Auersperg
- 1784 Schloss Straß in Burgheim für den Domdekan Thomas Grafen von Thun
- 1786 Conversationshaus, Badeanlage Hacklberg (Passau)
- 1786–1787 Vergrößerung und Ausbau der Schlosskapelle des Schlosses Rannariedl, (Neustift im Mühlkreis, Oberösterreich); damals zum Hochstift Passau gehörig
- 1787 Gedeckte Brücke über die Ilz (Passau)
- 1785–1792 das fürstbischöfliche Schloss Freudenhain mit seiner prächtigen Parkanlage in Passau für den Kardinal (1788) Fürstbischof Josef Franz Auersperg
- 1790 Schloss Haidenhof in Passau für den Domherrn Leopold Freiherrn von Hanxleden
- 1791 Ausbau des Chorherrenstiftes Vilshofen an der Donau, bei Passau (1794 mit dem Großteil der Altstadt abgebrannt)
- 1793–1803 Ausbau der Brauerei zu Hacklberg bei Passau unter Fürstbischof Thomas Johann Graf von Thun und Hohenstein
- 1793–1803 Ausbau der Holztrift auf der Ilz bei Passau unter Fürstbischof Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun und Hohenstein
- 1793–1803 Ausbau der Passauer Porzellanmanufaktur unter Fürstbischof Leopold Graf von Thun und Hohenstein
- 1805 Doppelhaus, Alter Markt Nr. 11 in Salzburg, Neufassadierung
- zwischen 1805 und 1824 Gurkerhof in Salzburg, klassizistische Fassade und Umbau
- 1822–1824 Schloss Mirabell in Salzburg, Umbau nach Brand
Ehrung
Am 8. Mai 2016 wurde vor der Filialkirche St. Nikolaus in Straß bei Ainring ein Gedenkstein an Wolfgang Hagenauer enthüllt.[1]
Weblinks und Einzelnachweise
- (Johann) Georg Hagenauer, 1778
- Johann Georg Hagenauer, 1783
- Johann Georg Hagenauer, 1783/1784
- (Johann Georg) von Hagenauer, 1812
- (Johann) Georg von Hagenauer, 1813
Quellen
- Passauer Kirchenbuch, Eintragung 17. November 1786, Passau
- Franz Xaver Weilmeyr: Salzburg, die Hauptstadt des Salzachkreises, Mayr´sche Verlag, Salzburg 1813, S. 97
- Andreas Chabert: Chronik Chabert, Familienchronik mit einem Kapitel über die Hagenauer, handschriftliche Aufzeichnungen, Linz 1847 (Privat-Archiv, Salzburg und Wien)
- Adolf Hahnl: Der Gurker, Passauer beziehungsweise Salzburger Architekt Johann Georg Hagenauer (1748-1835), in: Barockberichte 44/45, Salzburg 2006
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Johann Georg Hagenauer"