Erzbistum Salzburg

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die erste Kuppel links im Vordergrund gehört zur Kollegienkirche, die beiden dahinter ebenso wie jene ganz rechts und die Figur in der Mitte zum Salzburger Dom, im Hintergrund die Benediktinerinnenabtei Nonnberg

Erzbistum ist ein Begriff aus der Kirchenorganisation und war nicht ident mit landesfürstlichen Herrschaftsverhältnisse des Fürsterzbistums Salzburg.

Einleitung

Seinerzeit wie auch heute ist ein Erzbischof ein Bischof, der zugleich das Haupt einer Kirchenprovinz ist und damit höher steht als die anderen Bischöfe derselben Kirchenprovinz. Er ist zugleich kirchenrechtliche Appellationsinstanz gegenüber diesen anderen Bischöfen.

Geschichte des Salzburger Erzbistums

Historisch war die Erzdiözese, und daher auch das Gebiet des Erzbistums, immer – zumindest bis in die Zeit Kaiser Josefs II. – größer als das Territorium, das dem Erzbischof als deutschen Reichsfürsten unterstand; der kirchliche Machtbereich war also größer als der weltliche. Die Erzdiözese Salzburg umfasst heute das Bundesland Salzburg und einen Teil Nordtirols; die Diözesen Graz-Seckau, Gurk-Klagenfurt, Innsbruck und Feldkirch bilden zusammen mit der Erzdiözese Salzburg die Salzburger Kirchenprovinz, deren Metropolit der Erzbischof von Salzburg ist. Die dem Erzbischof zugeordneten Diözesanbischöfe heißen auch Suffraganbischöfe.[1].

Erzbistum und Missionszentrum

Der Salzburger Gründerheilige und Landespatron Rupert, der einer vornehmen fränkischen Adelssippe entstammte, war gegen Ende des 7. Jahrhundert Bischof von Worms. Der Gegensatz zu den neuen Machthabern, den karolingischen Hausmeiern, veranlasste ihn, einer Einladung des Baiernherzogs Theodo zu folgen. Nach einem Aufenthalt in Regensburg und einer vergeblichen Missionsreise an die Awarengrenze erhielt er um das Jahr 696 von Herzog Theodo II. die Reste der alten Römerstadt Iuvavum übertragen. Dort residierte auf dem Festungsberg der Herzogssohn und Mitregent Theodebert, und im Bereich der Altstadt hatten sich bayerische Siedler niedergelassen.

Die Geburtsstunde von St. Peter

Rupert von Worms gründete mit Hilfe der romanischen Restbevölkerung das Benediktinerstift St. Peter, wobei er an ältere, noch lebendige kultische Traditionen anknüpfen konnte. Für die Mönche errichtete er eine stattliche Kirche, die wohl im Bereich des heutigen Salzburger Doms stand. Im Auftrag Theodos weihte er zwischen 713 bis 715 das adelige Damenstift auf dem Nonnberg, das der Herzog als "Hauskloster" seiner Familie errichtet und reich ausgestattet hatte. Als erste Äbtissin setzte Rupert seine Verwandte Erintrudis ein, die er aus seiner fränkischen Heimat nach Salzburg geholt hatte.

Die Anfänge von Bischofshofen

Als erster Stützpunkt für die Slawenmission entstand die Maximilianzelle in Pongau im heutigen Bischofshofen. Die außerordentlich reiche Ausstattung, die Rupert von Worms von Herzog Theodo für seine Salzburger Kirche erhielt, war erstaunlich: Neben Iuvavum gehörte dazu der Großteil der Solequellen von Reichenhall, deren Salzproduktion eine Monopolstellung im Ostalpenraum besaß, sowie ausgedehnte Ländereien samt den Eigenleuten, die sie bewirtschafteten.

Offenbar verfolgte Theodo mit der Einladung Ruperts einen konkreten Plan: Dieser Weltmann, der überall hohes Ansehen genoss, sollte von Salzburg als dem südlichsten Stützpunkt aus den Ausgriff des Herzogtums Bayern über die Alpen nach Süden, in die einstige römische Provinz Binnennoricum vorbereiten. Rupert von Worms hatte diesen Weg mit der Gründung der Maximilianzelle eröffnet, sein großer Nachfolger Virgil konnte wenige Jahrzehnte später durch die erfolgreiche Slawenmission das heutige Kärnten für das Herzogtum Bayern gewinnen. Nach dem Tod seines unangenehmsten Widersachers, des Hausmeiers Pippin des Mittleren, kehrte Rupert um 715/16 an seinen angestammten Bischofssitz Worms zurück, wo er bald darauf verstarb.

Name Salzburg taucht erstmals auf

Ein Bistum in Salzburg hatte erst Bonifatius 739 im Auftrag des Papstes eingerichtet. Der deutsche Name 'Salzburg' (Salzpurch) anstelle von Iuvavum wird in der um 770 verfassten Lebensbeschreibung des hl. Bonifatius erstmals genannt. Der Name ist abgeleitet vom Salz der Quellsalinen von Reichenhall, die Herzog Theodo an Rupert von Worms geschenkt hatte, und von der Salzpurch auf dem Festungsberg.

Unter dem gelehrten Abt und Bischof Virgil (746/747784), der aus Irland stammte, erlebte Salzburg eine erste große Blüte. Die Rechte der Kirche wurden selbst gegen den Baiernherzog Odilo verteidigt, zahlreiche bischöfliche "Eigenkirchen" als Zentren der Seelsorge errichtet und eine erfolgreiche Mission unter dem slawischen Volk der Karantanen (in Kärnten) entfaltet. Auch die älteste slawische Schrift, die aus dem lateinischen Alphabet abgeleitet ist und sich nur in den "Freisinger Denkmälern" erhalten hat, wurde von Salzburger oder bayerischen Missionaren für die Karantanenmission geschaffen.

Zentrum der Kunst entsteht

Die Stadt Salzburg wurde zu einem Zentrum der Kunst, Kultur und Literatur. In Salzburger Werkstätten entstanden Meisterwerke der Goldschmiedekunst, darunter der Tassilokelch für das Benediktinerstift Kremsmünster, und mit dem prachtvollen Evangeliar des Angelsachsen Cutbercht begann die große Zeit der Salzburger Buchmalerei. Virgil errichtete den fünfschiffigen so genannten Virgilianischen Dom von so imposanten Ausmaßen, dass dahinter der Einfluss Herzog Tassilos III. von Bayern vermutet wird; er habe dieses Gotteshaus als Krönungskirche für das von ihm erstrebte Königtum konzipiert.

Virgil ließ zur Domweihe am 24. September 774 die Gebeine des hl. Rupert überführen und sicherte damit das Andenken an den fast vergessenen Gründerheiligen. Rupert von Worms wurde in den folgenden Jahrhunderten zum Schutzpatron und zum Landesheiligen von Salzburg. Als Vermächtnis hatte Virgil das berühmte Verbrüderungsbuch von St. Peter hinterlassen, das in seinem Todesjahr 784 entstand und in St. Peter verwahrt wird.

Das älteste deutsche Erzbistum

Virgils Nachfolger Arno (785821) erlebte 788 den Sturz Tassilos III., des letzten Baiernherzogs aus der Sippe der Agilolfinger, durch dessen Vetter, den Frankenkönig Karl den Großen. Um die reichen Besitzungen, die Salzburg vor allem von den Agilolfingern erhalten hatte, zu sichern, ließ er 788 bis 790 und ab 798 die beiden ältesten Salzburger Güterverzeichnisse anlegen. Dem Herrscher hatte Arno als Königsbote wichtige diplomatische Dienste geleistet und wurde dafür reich belohnt. Auf Anordnung Karls des Großen erhob Papst Leo III. 798 Arno zum Erzbischof und Metropoliten der bayerischen Kirchenprovinz.

Als Suffraganbistümer wurden ihm die Bistümer Regensburg, Passau, Freising und Neuburg an der Donau (alle in Bayern), Säben (südlich von Brixen in Südtirol) unterstellt. Ein Jahr später geleitete Arno im Auftrag des Königs den vertriebenen Papst nach Rom zurück und erlebte dort am Weihnachtstag 800 die Krönung Karls zum Kaiser. Dieser setzte 811 die Drau als Grenze zwischen den Kirchenprovinzen Aquileia und Salzburg fest. Damit sprach er den Großteil des Kärntner Missionsgebiets der Salzburger Kirche zu. Arno hatte, vor allem durch seine enge Verbindung zu Karl dem Großen, das Aufbauwerk seiner Vorgänger Rupert von Worms und Virgil erfolgreich fortgesetzt und vollendet. Salzburg wurde zu einem Zeitpunkt Erzbistum und Metropolitansitz, als im Gebiet von Wien noch die wilden Reiterscharen der Awaren umherstreiften.

Heute ist das Salzburger Erzbistum das älteste Erzbistum im deutschen Sprachraum.

Mission bis zum Plattensee

Hauptartikel Slawenmission

Mit der Niederwerfung der Awaren durch Karl den Großen in zahlreichen Feldzügen ab 796 erhielt Salzburg ein neues Missionsgebiet in Pannonien rund um den Plattensee, Ungarn, zugeteilt. Die Ruprechtskirche, die als älteste Kirche Wiens dem Salzburger Gründerheiligen geweiht ist, erinnert daran, dass auch dieses Gebiet einst zum Salzburger Missionssprengel gehörte, bis es 829 an Passau abgetreten wurde. Erst nach dem völligen Zusammenbruch der awarischen Macht gelang es den Salzburger Missionaren, unter den Slawen in Pannonien erfolgreich zu wirken. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden über 20 Missionskirchen errichtet und von Salzburger Priestern betreut. Baumeister, Handwerker und Künstler trugen Salzburger Kunst und Kultur bis an den Fürstensitz Mosapurc (Zalavár westlich des Plattensees). Der Herrscher des Ostfränkischen Reiches, König Ludwig der Deutsche, hat die Treue der Salzburger Erzbischöfe und ihr erfolgreiches Wirken in Kärnten und Pannonien 860 durch die Schenkung von 24 Königshöfen belohnt. Darauf gehen die reichen "auswärtigen" Besitzungen des Erzbistums in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich[2] zurück, die bis zur Säkularisation 1803 bei Salzburg blieben.

Der Zusammenstoß mit den byzantinischen Missionaren Konstantin (Kyrill) und Method, ein Ereignis von welthistorischer Dimension, führte 867 bis 871 zu einer längeren Unterbrechung der Missionsarbeit. Durch die furchtbare Niederlage des bayerischen Heeres gegen die Ungarn in der Schlacht bei Preßburg 907, in der neben dem Markgrafen Luitpold auch Erzbischof Theotmar I. von Salzburg den Tod fand, ging das pannonische Missionsgebiet verloren. Die Früchte einer jahrzehntelangen, erfolgreichen Arbeit waren vernichtet.

Das Missionsgebiet des Salzburger Erzbistums erstreckte sich nach Südosten bis Unterpannonien (Ungarn, Slowenien). Die Salzburger Kirchenprovinz kommt zu einer Ausdehnung von über 30 Missionskirchen, acht Suffragan- und Eigenbischöfen. Donauabwärts nordöstlich, Oberpannonien, wurde von Passau aus missioniert.

Das Privileg der Salzburger Erzbischöfe

Der aus schwäbischem Adel stammende Erzbischof Gebhard (10601088) gründete mit Zustimmung von König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. 1072 in Gurk in Kärnten das erste Salzburger Eigenbistum. Innerhalb der katholischen Kirche war es durch viele Jahrhunderte ein einzigartiges Vorrecht, dass die Salzburger Erzbischöfe vier Suffraganbischöfe – im frühen 13. Jahrhundert wurden drei weitere Eigenbistümer im bayerischen Chiemsee, in Seckau (Steiermark) und Lavant (Kärnten) gegründet – ohne Mitwirkung von Papst und Kaiser einsetzen konnten. Auf dem ersten Vatikanischen Konzil 1869 wurde deshalb der Salzburger Erzbischof Tarnóczy von Pius IX. mit den Worten begrüßt: "Seht da kommt der halbe Papst, der selbst Bischöfe machen kann".

Während dieses Recht 1920 und endgültig mit dem Konkordat 1934 verloren ging, besitzen die Salzburger Erzbischöfe bis heute zwei besondere Ehrentitel: Als ständige Vertreter des Papstes (Legati nati) in ihrer Kirchenprovinz tragen sie seit 1026 den "Legatenpurpur", der älter ist, als das Purpurgewand der Kardinäle. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Magdeburg sicherten sich die Erzbischöfe im 17. Jahrhundert den Titel des Primas Germaniae, des ersten Kirchenfürsten in Deutschland.

Am 25. Juli 1225 erhielt das Erzbistum das Privileg der selbstständigen Besetzung des Eigenbistums Lavant.

1648 wird Salzburg durch den Westfälischen Frieden als souveränes Fürstentum im bayerischen Verwaltungskreis anerkannt. Der letzte Fürsterzbischof, Hieronymus Graf Colloredo, floh am 10. Dezember 1800 nach Wien vor den heran rückenden Franzosen und übergab am 18. März 1809 die von ihm aus Wien aus geleitete Diözese dem Bischof von Chiemsee, Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg.

Es folgte das Kurfürstentum Salzburg von 1803 bis 1806, von 1810 bis 1816 war Salzburg Teil des Königreichs Bayern. Kirchlich änderte sich damals an den Bistümern aber wenig. Mit dem Staatsvertrag vom 14. April 1816 zwischen Bayern und der Habsburgermonarchie, kam Salzburg zum Kaisertum Österreich, und wurde ein Teil von Oberösterreich ("Salzachkreis"). Erst am 25. März 1824 bekam das Erzbistum Salzburg nach dem Tod Fürsterzbischof Colloredos wieder einen neuen Erzbischof in der Person von Augustin Johann Joseph Gruber, der vorher Bischof von Laibach gewesen war. Mit dem neuen Erzbischof ändert sich die zugehörige kirchliche Diözese grundlegend. Bayern erhielt in München einen eigenen Sitz als Erzbischof, der erste bayrische Erzbischof mit Münchner Sitz wurde 1821 Lothar Anselm von Gebsattel.

Das Erzbistum heute

Die heutige Ausdehnung wurde 1818 eingerichtet. Papst Pius VII. entschied seinerzeit, dass Teile des heutigen Bundeslandes Tirol mit der Zillergrenze (im so genannten "Unterinntal") bei Salzburg bleiben, da diese Teile schon seit Jahrhunderten zur Erzdiözese gehörten; während die westlich des Ziller gelegenen ehemaligen Gebiete des Erzstiftes Salzburg, die 1816 an Tirol fielen, kirchlich weiterhin bei der Diözese Brixen verbleiben. Darüber hinaus legte er fest, dass die in Tirol liegenden Teile des aufgelösten Bistums Chiemsee zu Salzburg zurückkehren sollten. Weiters wurden die am linken Innufer gelegenen drei bis vier Pfarren des Bistums Freising in Tirol neu zu Salzburg geschlagen.

Damit hat die Erzdiözese Salzburg heute eine Ausdehnung von 9 715 km² mit ca. 624 000 Einwohner, davon gehören rund 516 000 zur röm.-kath. Kirche. Seit Jänner 2014 ist Franz Lackner Erzbischof von Salzburg.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle Diskussion Karl Irresberger
  2. um 800 schenkt Kaiser Karl Erzbischof Arn Grund in der Wachau (Arnsdorf)
Verwaltungsbegriffe aus dem Kirchenrecht

Kirchliche Begriffe: Archidiakonat | Erzbistum | Erzdiözese | Eigenbistum | Kirchenprovinz | Suffraganbistum
Politischer Begriff siehe Erzbischof als Landesherr oder Grundherr