Karl Friedrich Würthle

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Portrait des Karl Friedrich Würthle

Karl Friedrich Würthle (* 18. September 1820 in Konstanz am Bodensee; † 8. Oktober 1902 in der Stadt Salzburg) war Fotograf in Salzburg.

Leben

Er kam als Sohn eines Regiments-Chirurgen auf die Welt. Er erhielt seine Ausbildung am Stahlstichatelier Carl Ludwig Frommels in Karlsruhe, Deutschland. Nach seiner Ausbildung wandte sich Würthle als selbständiger Künstler nach München, Königreich Bayern. Dort schloss er Bekanntschaft mit dem Dichter Joseph Victor von Scheffel. Im Revolutionsjahr 1848 bekam er mit der Polizei Probleme, als er eine Karikatur der Lola Montez, der Geliebten König Ludwigs, veröffentlichte. 1848 ging er nach Triest, zum "Österreichischen Lloyd" als Kupferstecher.

Doch schon 1850 kehrte er nach München zurück und wirkte am "König-Ludwig-Album" mit, das ab 1850 zur patriotischen Verehrung des bayerischen Königs herausgegeben wurde. Seine sommerlichen Reisen in die Alpen arbeitete er in Stiche um. So kam er in Verbindung mit seinem späteren Kompagnon, dem Salzburger Kunsthändler und Fotografen Gregor Baldi. Dessen Verlag brachte einige dieser Skizzen heraus, später dann das "Album der Erinnerung an Gastein" nach Zeichnungen von Johann Fischbach. Erst Ende der 1850er-, Anfang der 1860er-Jahre begann sich Würthle mit der Fotografie zu befassen.

1858 heiratete er in Konstanz die Advokatentochter Maria Spinnhirn, Schwester des Apothekers Hermann Spinnhirn (* 1840; † 1892) und übersiedelte 1861 mit Familie in die Stadt Salzburg. Sie hatten vier Kinder: Marie (* 1861; † 1927), Thekla (* 1862; † 1931), Friedrich (* 1866; † 1919) und Fanny (* 1876; † 1907);

Baldi & Würthle

Hauptartikel Baldi & Würthle

In Salzburg gründete er am 15. Jänner 1862 zusammen mit Gregor Baldi eine fotografische Anstalt in der Riedenburg (Villa Baldi, Villa Almegg, auch Hitzgern Hof, ehemalige Weißgeschirr-Manufactur in der Riedenburg, heute Riedenburger Straße 10). Die Firma Baldi & Würthle war bald für die Landschaftsfotografie sehr bekannt.

Die Rainerhütte im Kapruner Tal um 1890, eine Aufnahme von Würthle & Spinnhirn.

Karl Friedrich Würthle zählte auch zu den Pionieren der Bergfotografie. So konnte Gustav Jaegermayer im Auftrag der Firma Baldi & Würthle 1863 bei der Großglockner-Expedition 84 Aufnahmen aus dem Glocknergebiet mitbringen.

Doch dann kam es 1872 zu Differenzen zwischen Baldi und Würthle, die 1874 zur Trennung führten. Allerdings blieb Baldi stiller Gesellschafter der Firma. Der Schwager Würthles, Hermann Spinnhirn, trat 1882 in die Firma ein, und man nannte sich forthin "Würthle & Spinnhirn".

1873 erhielt Karl Friedrich Würthle aufgrund seiner Beteiligung an der Wiener Weltausstellung mit topografischen Fotos eine persönliche Auszeichnung mit der Fortschrittsmedaille. Auch wurde ihm das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone durch Kaiser Franz Joseph I. verliehen.

Würthle & Spinnhirn

Die Landschaftsaufnahmen, vor allem Hochgebirgsaufnahmen, erlangten Weltruhm. Man begann mit der Produktion und dem Vertrieb von Ansichtskarten. Dem dazu gegründeten Verlag gehörte auch eine Lichtdruckanstalt in Freilassing (Bayern) an. Es folgten Filialbetriebe in München, Wien, ja sogar in London, England, eröffnete man ein Geschäft. In der Schwarzstraße Nr. 9 - Haus Baldi - (zwischen der heutigen Raiffeisenzentrale und dem Karajanhaus, heute ist darin die ÖGUSSA angesiedelt) wurde 1885 ein weiteres Atelier eröffnet. 1899 kam dann auch ein Geschäft an die Ecke des Bazargebäudes des Hotels Oesterreichischer Hof.

Würthle & Sohn

Eine Ansichtskarte Würthle & Sohn vor 1902.
Historische Aufnahme des Stadttheaters der Stadt Salzburg.

1892, nach dem Tod Hermann Spinnhirns, übernahm Würthles Sohn Friedrich junior diese Anteile. Das Unternehmen wurde wiederum unbenannt in "Würthle und Sohn". Aber der Zenit der Erfolge war überschritten und schon 1904 musste Friedrich Würthle junior sein Atelier an der Schwarzstraße an die Fotografen Eduard Bertel und Carl Pietzner verkaufen. Dieses wurde von Bertel geführt, und 1907 verkaufte Pietzner seine Anteile an Würthle & Sohn aber ganz an Bertel und schied aus der Firma.

Bertel verkaufte nun seinerseits das Atelier 1909 an Karl Ellinger, der es dann 1916 an Betty Steinhart weiter verkaufte. Frau Steinhart wurde 1914 als Geschäftsführerin eingetragen und führte das Unternehmen, während Ellinger zum Militär einrücken musste.

Mit dem im Familienbesitz von Würthle verbliebenen Verlag versuchte dann die Familie in Wien Fuß zu fassen. Doch 1907 kam es zum Konkurs. Pietzner blieb aber bei der Firma Würthle & Sohn, die als Verlagsanstalt fortgeführt wurde, Kommandist.

Würthle & Sohn Nachf. Ges.m.b.H.

Man wandelte das Unternehmen in eine "Gesellschaft mit beschränkter Haftung" um, die von der Tochter Friedrichs, Thekla Würthle, geführt wurde. Sein Sohn Friedrich wanderte nach Indien aus, wo er Arbeit bei der fotografischen Anstalt "Johnston & Hoffmann" in Kalkutta fand. Dort starb dieser 1919 in Madras, Indien, als englischer Kriegsgefangener an den Folgen geistiger Zerrüttung.

Thekla Würthle führte zunächst das Geschäft in der Schwarzstraße Nr. 5 und 9 bis 1911, jenes in der Schwarzstraße Nr. 3 von 1912 bis 1918, das auch als Kunsthandlung lief.

Der Nachlass

Schon 1915 wurde die Hauptniederlassung in Salzburg aufgelassen, nach Wien verlegt, wo sie jedoch bereits 1916 liquidiert wurde. Die Nachfolgerin, die Galerie Würthle in Wien, stand um 2009 im Besitz des Zeitungsverlegers Hans Dichand. 1912 war bereits ein Teil des Glasplattenarchivs an die Wiener Firma "Kilophot" verkauft worden, dessen Inhaber von 1905 bis 1930 Felix Leutner war (* 1881; † 1966). Leutner verkaufte 1926 an Ernst Koschier, der in Salzburg auf dem Gaisberg auf der Gaisbergspitze in der Villa Pflauder neben dem Hotel Gaisbergspitze ein Atelier betrieb.

Aber mehrere Tausend Glasplatten kamen in den Besitz von Edith Kraus, der Tochter von Ernst Koschier, die sie 1998 dem Salzburger Stadtarchiv verkaufte. Es besteht aus rund 6 000 Glasplatten-Negativen der Firma Würthle.

Bilder

 von Würthle & Sohn und Würthle & Spinnhirn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen