Ludwig Zehetner
Technischer Oberamtsrat Ing. Ludwig Zehetner (* 21. Juli 1920 in Itzling; † 16. August 2016 in der Stadt Salzburg)[1] war Beamter beim Magistrat Salzburg und Leiter der Amtsstelle für Verkehrssignal- und Schwachstromanlagen beim Maschinenamt.
Abstammung
Die Familie stammt aus Gemering[2] in der Nähe des Stiftes St. Florian bei Linz von dem Zehetnergut[3] (auch Jahreszeitenhof genannt und größter existierender Vierkanthof Österreichs[4]), wo sie über Generationen Amtmänner für die Herrschaft Stift St. Florian stellte[5] (ein Sohn des Hofes, Leopold Zehetner (* 1581, † 30. September 1646), war selbst als Leopold I von 1612 bis 1646 Propst des Chorherrenstiftes; er wurde 1624 geadelt[6] und nach ihm ist der Leopoldinische Trakt des barocken Stiftgebäudes benannt).
Ein Zweig der Familie zog Ende des 19. Jahrhunderts von Oberzirking bei Mauthausen über das Salzkammergut nach Salzburg und Ludwig Zehetners Großvater Georg Zehetner (*3. Jänner 1847, † 6. Jänner 1917) war der Erste der Familie, der sich in Itzling bei Salzburg in der Bahnhofstraße 1 niederließ und als Schlosser bei dem Bau der Westbahnstrecke arbeitete. Am 8. Februar 1904 heiratete er seine zweite Frau Helena Reischl, verwitwete Kinpointner, Tochter eines Steinmetzes und Wäschers aus Maxglan in der Stadtpfarrkirche St. Andrä.[7]
Sein jüngster Sohn Georg (* 12. März 1885, † 25. September 1913) arbeitete in Frankfurt am Main bei der Naxos-Union. Während einer Waffenübung als Reservist in Wels erkrankte er an einer Blindarmentzündung und verstarb 22-jährig im St. Johanns-Spital in Salzburg. Am Kommunalfriedhof wurde ihm unter Anwesenheit einer Delegation aus Frankfurt eine große Beerdigungsfeier ausgerichtet, die sich zu einer Solidaritätskundgebung der Salzburger Arbeiterschaft gestaltete, bei der der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Robert Preußler die Grabrede hielt.[8] Georg Zehetners zweiter Sohn Franz Xaver (12. Februar 1886, † 23. Juni 1936), Ludwig Zehetners Vater, wurde im Ersten Weltkrieg in das Rainerregiment eingezogen und nahm am Rußlandfeldzug teil. Er wurde am 9. Dezember 1914 durch einen Kopfschuss[9] bei der Erstürmung von Sobolów[10][11] schwer verwundet und am 9. April 1917 erhielt er die Silberne Tapferkeitsmedaile zweite Klasse verliehen.[12] Er verstarb an den Kriegsfolgen im Alter von nur 50 Jahren in Salzburg und wurde im Friedhof Gnigl begraben.[13]
Leben
Ludwig Zehetner wurde als jüngster von zwei Söhnen das Schlossers bei den österreichischen Staatsbahnen Franz Xaver Zehetner und der Rosina, geborene Hubinger, in Itzling geboren. Sein 8 Jahre älterer Bruder Franz (* 21. Jänner 1913, † 2. Juli 2001) war Leiter im Amt Erholungsbetriebe und Kühlhäuser der Stadt Salzburg. Zehetner wuchs in Itzling in der Kirchenstraße 55 auf[14] und besuchte dort von 1926 bis 1930 die Volkschule, von 1930 bis 1934 die Hauptschule in der Plainstraße und von 1934 bis 1938 die Höhere Staatsgewerbeschule (Bundeslehranstalt für Hochbau, Elektrotechnik und Frauengewerbe), an der er am 25. Juni 1938 die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte. Wie vielen seiner Klassenkameraden, wurde ihm direkt in der Schule von aus Deutschland angereisten Personalanwerbern eine Arbeitsstelle bei deutschen Industriefirmen angeboten.
Ab 1938 arbeitete Zehetner für ein Jahr als Konstrukteur für elektrische Anlagen von Großflugzeugen bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau und von 1939 bis 1942 als Vertriebsingenieur der Siemens und Halske AG in Berlin. 1942 wurde er zur Wehrmacht einberufen und in einer Nachrichteneinheit als Funker in Afrika stationiert. Nach einem Jahr kam er 1943 in Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende 1946 nach Salzburg zurückkehrte.
Ludwig Zehetner heiratete am 21. Februar 1949 die Keramikmalerin Maria Niedergrottenthaler, mit der er zwei Söhne, Zwillinge, hatte. Sein Sohn Ing. Manfred Zehetner (* 4. Juli 1955, † 25. Juni 2005) arbeitete ebenfalls beim Maschinenamt. Mitte 1950 kauften Ludwig Zehetner und sein Bruder Franz von der Stadtgemeinde Salzburg ein Grundstück in Leopoldskron und baute dort ein Haus, in welches er 1959 einzog. Häufiger Gast war die Schauspielerin Christine Buchegger, eine Verwandte der Zehetner Familie, die auch im Sommer 1979, während sie die Buhlschaft mit Maximilian Schell bei den Jedermann Aufführungen der Salzburger Sommerfestspiele spielte, dort wohnte.
Ludwig Zehetner starb 2016 zwei Wochen vor seiner Ehefrau und ist am Kommunalfriedhof begraben.[15]
Berufliche Laufbahn
Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft begann Zehetner im Dezember 1946 als technischer Angestellter beim Maschinenamt des Magistrats der Stadt Salzburg zu arbeiten. Mitte 1948 wurde er als Vertragsbediensteter übernommen und 1950 pragmatisiert. 1949 hatte er die Berechtigung zur Führung der Standesbezeichnung Ingenieur erhalten und die Prüfung für den gehobenen technischen Fachdienst mit vorzüglichem Erfolg abgelegt. Seine über 30-jährige Laufbahn beim Magistrat folgte dem damaligen Stellenschema für den höheren technischen Dienst: 1946 prov. techn. Assistent, 1950 prov. techn. Revident, 1955 techn. Inspektor, 1960 techn. Amtssekretär, 1965 wirkl. techn. Amtsrat und ab 1. Juli 1970 techn. Oberamtsrat. Ab 1954 wurde er vom provisorischen in das definitive öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis übernommen. Seit den 1970er Jahren fungierte er als Amtsstellenleiter für Verkehrssignal- und Schwachstromanlagen beim Maschinenamt.
Zehetner war massgeblich an der Einführung von Verkehrssignalanlagen in der Stadt Salzburg in den 1950er Jahren beteiligt. Nach dem Beginn der Vorbereitungsarbeiten Anfang April 1950 (inklusive der Anbringung einer Verkehrsampel-Attrappe als Generalprobe[16]), einer Dienstreise nach Wien und Graz, um die dort schon bestehenden Anlagen zu besichtigen, und einem Gemeinderatsbeschluß am 8. Mai begannen am 9. Mai die Grabungsarbeiten für die Anlagen an den beiden Staatsbrückenköpfen. Diese wurden am 14. Juli 1950 als erste Verkehrsampeln der Stadt Salzburg in Betrieb genommen.[17] Bis Ende August des Jahres wurden vier weitere Verkehrssignalanlagen mit Baukosten von insgesammt 255.000 Schilling errichtet. Am 12. Juli 1955 nahm Zehetner als Vertreter des Maschinenamtes zusammen mit Vizebürgermeister Hans Donnenberg und Vertretern der Polizei schon die neunte 'Verkehrslichtanlage' im Stadtgebiet von Salzburg an der Kreuzung Schwarzstraße und Makartplatz (Theaterkreuzung) in Betrieb.[18]
Fußgänger durften damals in Salzburg, im Gegensatz zu Wien, die Fahrbahn noch bei gelb überqueren, um bei T-Kreuzungen sicher über die Strasse zu kommen.[19] Um die Gefährdung der Fußgänger zu verringern, installierte das Maschinenamt am 22. Dezember 1952 die ersten Fußgängerampeln bei den Übergängen am Platzl[20], nachdem diese im März von der Landesregierung und im April vom Bundesministerium genehmigt worden waren. Dies waren die ersten Signalanlagen für Fußgänger in Österreich.
Zu Zehetners Aufgabengebiet gehörte ebenfalls der Bau und die Instandhaltung der Alarm- und Komandoanlagen der Salzburger Feuerwehr Bruderhof 1952. 1963 war er für die Planung der damals modernsten Melde-, Alarm- und Nachrichteneinrichtung Österreichs für die Berufsfeuerwehr im Bruderhof verantwortlich[21]. 1968-1970 überwachte er als Bauleiter das Instandsetzungsprogramm im Ausmass von fast 11 Millionen Schilling beim Landestheater Salzburg.[22] Er war über 50 Jahre Mitglied des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Ende 1980 schied er aus dem aktiven Dienst aus.
Quellen
- Familienarchiv Zehetner
- "Salzburger Nachrichten", 20. August 2016
- www.stadt-salzburg.at, Gräbersuche Kommunalfriedhof
Einzelnachweise
- ↑ Matricula Taufbuch TFB3 Salzburg-Itzling
- ↑ Franz Scharf, Häuserchronik Marktgemeinde St. Florian, 1993
- ↑ Alexander Jalkotzy, Der Vierkanter im Florianer Land, Inauguraldissertation an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, Oktober 1984
- ↑ Weltkulturerbe Vierkanter? Es wäre höchste Zeit, OÖNachrichten, Alfons Krieglsteiner, 23. Oktober 2018
- ↑ Der Florianer Bauernadel in Bauernhaus und Meierhof, Georg Grüll, 1975
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Zehetner, Leopold, kaiserlicher Rat, Propst von St. Florian, Adelsstand für das Reich und die Erblande, 5.7.1624
- ↑ Matricula, Trauungsbuch TRB11 St. Andrä
- ↑ ANNO Das Leichenbegängnis des Reservisten, Salzburger Wacht, 29. September 1913, Seite 4
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Neue Belohnungsakten (Signatur KA NBA MBA Reihe 100 1582, 100/3704/17, fol. 376-380)
- ↑ Wikipedia Sobolów
- ↑ Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918, Seite 180
- ↑ Grundbuchblatt für Franz Zehetner, Landesarchiv Salzburg
- ↑ Matricula Sterbebuch STB2 Salzburg-Itzling
- ↑ ANNO Beim Skirennen verunglückt, Salzburger Wacht, 20. Februar 1933, Seite 3
- ↑ Find a Grave
- ↑ ANNO Es gefällt uns ..., Salzburger Nachrichten, 13. April 1950, Seite 4
- ↑ Chronik der Stadt Salzburg 1945-1955 14. Juli 1950
- ↑ Theaterkreuzung in grün-gelb-rotem Licht, Salzburger Volkszeitung, 13. Juli 1955, Seite 5
- ↑ ANNO "Farbenspiel" auf Salzburgs Strassenkreuzungen, Salzburger Volksblatt, 15. Juli 1950, Seite 2
- ↑ Chronik der Stadt Salzburg 1945-1955 24. Dezember 1952
- ↑ Feuerwehr nun blitzschnell einsatzbereit, Zeitungsartikel 8. Juni 1963
- ↑ Schreiben des Stadtbaudirektors SR Radics und Dankschreiben der Direktion des Landestheater Salzburg vom 31.3.1971