Schutzhütte
Eine Schutzhütte ist ein Schutzhaus für Wanderer und Bergsteiger, due in Gebirgsregionen an Wanderrouten errichtet wird.
Geschichte
Die Anfänge der Schutzhütte waren vermutlich Felsnischen und Höhlen, die bei Jagden Schutz vor dem Wetter boten. Im 11. Jahrhundert wurde ein Hospiz in der Schweiz auf dem Großen St. Bernhard erbaut, wohl eines der ältesten Schutzhütten in den Alpen. Im Laufe des Mittelalters und der Renaissance entstanden Almhäuser aus Steinen errichtet.[1] In den Hohen Tauern ließen die Erzbischöfe die Tauernhäuser bauen, die, finanziell vom Landesfürsten ausgestattet, Wanderern Verpflegung und Unterkunft boten und die Alpenübergänge zu pflegen hatten (auch im Winter).
Eine der ältesten Schutzhütten im Bereich der Hohen Tauern ist die Salmhütte südöstlich unterhalb des Großglockners. Sie wurde als Vorbereitung auf die Großglockner Erstbesteigung 1799 auf halbem Weg vom Mölltal zur Adlersruhe errichtet. Ihren Namen hat sie nach dem Betreiber der Erstbesteigung Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim, Fürstbischof von Gurk, erhalten. Nach der dritte Hütte (siehe Bild) entstand die heutige Salmhütte etwas unterhalb der alten Hütten.
Die Hofmannshütte wurde 1846 auf Anregung von Erzherzog Johann von Österreich am damaligen nordöstlichen Rand des Pasterzen-Gletschers errichtet und diente als Ausgangslager zur Ersteigung des Großglockners über den Hofmannsweg.
Die Schwarzenberghütte im Norden der Großglocknergruppe wurde 1882 von der Wiener Sektion Austria des Oesterreichischen Alpenvereins errichtet und nach dem ehemaligen Salzburger (Fürst)Erzbischof und Alpinisten Kardinal Friedrich VI. Fürst Schwarzenberg benannt.
Der Rauriser Gewerke Ignaz Rojacher (* 1844; † 1891) war Bergwerksbesitzer und Erbauer des Observatoriums auf dem Hohen Sonnblick. Daneben wurde am 2. September 1886 das Zittelhaus auf 3 106 m ü. A. als Schutzhütte eröffent. Sein Freund und Berater, Wilhelm Ritter von Arlt, ließ nach dem Tod von Rojacher zu dessen Ehren die Rojacher Hütte etwas unterhalb des Observatoriums aus eigenen Mitteln in den Jahren 1898 und 1899 errichten. Sie wurde am Montag, den 14. August 1899, eröffnet. Beide Schutzhütten zählen zu den älteren Schutzhütten im Salzburger Land.
Im Laufe der Geschichte des Alpinismus und Skitourismus hat sich durch die Erschließung mit Aufstiegshilfen die eine oder andere einfache Berghütte zu einem Hotel entwickelt. Andere - wie die Schwarzenberghütte in Fusch an der Großglocknerstraße – wurden aus unterschiedlichen Gründen zu Notunterkünften zurückgestuft. Neben den Schutzhütten bieten auch noch Biwaks Schutz vor den Unbilden der Witterung. Heimische Vögel wie die Alpendohle und der Kolkrabe sind treue tierische Gäste im Umfeld der Berg- uns Schutzhütten.
Im Coronajahr 2020
Übernachten im Jahr der Coronapandemie (2020) war nur mit Reservierung möglich. Darüber hinaus musste neben dem obligatorischen Mund-Nasen-Schutz ein eigener Schlafsack und Polsterbezug mitgenommen werden. Für Schutzhütten gelten die gleichen Regeln wie für Beherbergungsbetriebe im Tal, es gab keine Ausnahmen. Die Faustregel, dass bei Gefahr im Verzug alle Alpinisten in einer Schutzhütte Unterschlupf finden, ist diese noch so überfüllt, galt 2020 nicht. Bei einem akuten Notfall, wenn beispielsweise ein Gewitter aufzog oder Starkregen einsetzte, durften kurzfristig für die Dauer des Ereignisses alle Bergsportler dennoch in die Schutzhütte hinein. Hatten sie aber keine Reservierung und die Lagerplätze sind voll, mussten sie die Bleibe danach wieder verlassen. Notfalls mussten sie im Licht der Stirnlampe wieder absteigen oder die Bergrettung anrufen. In den 440 Hütten der Naturfreunde standen mehr als 17 000 Schlafplätzen. Hatte man in einer Schutzhütte eine Übernachtung reserviert und entschied kurzfristig, eine Bergtour nicht anzutreten, so fielen Stornokosten wie in der Reisebranche üblich an.[2]
2025: Wieso schließen so viele Berghütten? Und was wir heute von Hüttenwirt Sepp Forcher lernen könnten.
Diesem Thema widmete sich Peter Gnaiger in der "Salzburger Nachrichten"-Glosse "Hintergedanken" in der Wochenendausgabe am 6. September 2025.
Die Bergwelt der Alpen wird heute von immer mehr Touristen, Bergwanderern und Alpinisten besucht, überrannt. Und trotzdem gibt ein Hüttenwirt nach dem anderen auf, müssen hochalpine Schutzhütten geschlossen werden. So wurde 2024 die Südwiener Hütte in den Radstädter Tauern. Bereits 2016 musste die historische Hofmannshütte in der Glocknergruppe abgerissen, weil das Geld zur Renovierung fehlte. Die Werfener Hütte im Tennengebirge musste 2023 geschlossen werden. Die Umbaupläne der beliebten Hütte blieben aus skurrilen Gründen in der Schwebe und 2023 musste die Hütte wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. 2025 wollte man die Zeppezauerhaus auf dem Untersbergstock aus wirtschaftlichen Überlegungen schließen.
Mit dem Aussterben von Hüttenwirten verschwindet also nicht nur der Beruf: "Es ist ein Lebensentwurf, der an Kontur verliert, ein letztes Echo einer Idee vom Leben, das nicht auf permanenter Verfügbarkeit, digitaler Dauerberieselung und ausgeglichener Work-Life-Balance basiert, weil der Hüttenwirt sein Tun nicht als Arbeit, sondern als Selbstverständlichkeit begreift. Wer eine Berghütte bewirtschaftet, der lebt außerhalb des Alltags. Unsere Zeit duldet keine Abweichung mehr, keine Stille, keine Abgeschiedenheit. Selbst auf 2000 Metern Seehöhe soll es WLAN geben und Steckdosen zum Aufladen der Smartphones." So Gnaiger. Die Besucher der Berghütten sind anders geworden. Der klassische Wanderer wurde vom Biker abgelöst, über den der bayerische Musikkabarettist Georg Ringsgwandl schon 1990 sang: "Neonbunt erscheint er uns gekleidet - vogelwild er durch die Schluchten ridet."
Bleiben wird die Erinnerung an die große Freiheit in den Bergen, die heute auf den Hütten von Hygienevorschriften und bürokratischen Absonderlichkeiten ausradiert werden. Es mag noch den einen oder anderen Teilzeitpächter geben, der sich gegen diese Veränderungen wehrt, "womöglich ein ehemaliger Start-up-Coach, der im Sommer digital detoxen will und irgendwo über Obertauern Hafermilchcappuccino und Dinkelcroissants serviert" so Gnaiger weiter.

Kurz vor seinem Tod gab Sepp Forcher Antworten auf diese Fragen. Nur von einem Berghüttensterben zu schreiben, wäre zu einfach. Das Problem ist, dass die Menschen, die bereit sind, sie zu betreiben, verschwinden. Menschen, wie Sepp Forcher einer war, der sein halbes Leben lang damit verbrachte, Lebensmittel bergauf zu schleppen, und sich dort oben im Morgengrauen täglich darum kümmerte, das Feuer zu hüten. Den Gästen servierte er dann Kaffee, Bier, Erbswurst oder eine Brettljause. Vor allem aber bot er allen eine Zuflucht vor der Unberechenbarkeit der Natur. Ein Hüttenwirt, so verriet er uns, ist jemand, der es fern der Zivilisation erduldet, immer wieder fremde Menschen kommen und gehen zu sehen. Der Hüttenwirt, so haben wir daraus geschlossen, ist ein Philosoph.
Vielleicht war Sepp Forcher der letzte Rockstar der Wirte. Einer, der uns kurz vor seinem Tod noch gesagt hat, dass bei ihm auf der Hütte Musik gemacht und nicht verkauft wurde. Forcher erzählte, dass er nur deshalb auf die Berge stieg, weil er dabei angestrengt auf den Boden blicken musste, wo er dann seine eigentliche Leidenschaft erblickte: die Steine. Von denen habe er etwa gelernt, dass die Alpen 70 Millionen Jahre alt sind, womit sie zu den Babys der Erde zählen. Für Forcher wurde Bergsteigen zur Metapher seines Daseins: "Mir wurde bewusst, dass der Mensch auf dem Berg nur eine Laus ist", hat er gesagt. Dann fügte er hinzu: "Die Erde wird es immer geben. Aber das größte Ungeziefer der Welt vielleicht bald nicht mehr. Das ist der Mensch." Das war dystopisch. Die Schutzhütte definierte Forcher so: "Vor der steht man, wenn man den Alltag hinter sich gelassen hat - und weiß: Man hat sich nicht verirrt." Klingt spirituell. Ist es auch.[3]
Berghütten im Bundesland Salzburg
Diese Liste ist nicht vollständig und sollte noch ergänzt werden.
Flachgau
Salzburg
Tennengau
Pongau
Tennengebirge
- Anton-Proksch-Haus, 1 590 m ü. A.
- Edelweißerhütte 2 350 m ü. A.
- Eisriesen-Rasthütte 1 076 m ü. A.
- Elmaualm, 1 513 m ü. A.
- Freilassinger Hütte, 1 550 m ü. A.
- Gsengalmhütte, 1 447 m ü. A.
- Gwechenberghütte, 1 365 m ü. A.
- Söldenhütte 1 526 m ü. A.
- Leopold-Happisch-Haus, 1 925 m ü. A.
- Karkogelhütte, 1 134 m ü. A.
- Laufener Hütte, 1 725 m ü. A.
- Dr.-Friedrich-Oedl-Haus
- Rossberghütte, 1 000 m ü. A.
- Stefan-Schatzl-Hütte 1 340 m ü. A., Sportalm Strussing
- Werfener Hütte, 1 967 m ü. A., seit 2023 geschlossen
Gastein
- Reedseehütte
- Valeriehaus, Sportgastein
- Hannoverhaus
- Hagener Hütte, Hinweis: Die Hagener Hütte steht direkt an der Grenzlinie, aber bereits auf Kärntner Boden.
- Bockhartseehütte, Unterer Bockhartsee
Kleinarl
Mühlbach am Hochkönig

Pfarrwerfen
St. Johann im Pongau
Untertauern
- Südwiener Hütte, seit 2024 geschlossen
Werfen
Werfenweng
Pinzgau
Bramberg am Wildkogel
Dienten
Fusch an der Großglocknerstraße

- Schwarzenberghütte (Notunterkunft)
- Gleiwitzer Hütte
- Ferleiten Tauernhaus
Hollersbach
Kaprun
Krimml
- Richterhütte, Rainbachtal
- Krimmler Tauernhaus, Krimmler Achental
- Neue Thüringer Hütte
- Warnsdorfer Hütte
- Zittauer Hütte
Leogang
Lofer
Maria Alm
Mittersill
Neukirchen am Großvenediger
Piesendorf
Rauris
- Alpengasthof Ammererhof, Kolm-Saigurn
- Naturfreundehaus Kolm-Saigurn, Kolm-Saigurn
- Niedersachsenhaus, Rifflscharte
- Schutzhaus Neubau, Sonnblickmassiv
- Zittelhaus, Sonnblickgipfel
- Rojacherhütte, Goldbergkees, Sonnblickmassiv
- Rauriser Tauernhaus
- Palfneralm
Saalfelden am Steinernen Meer
- Peter Wiechenthaler Hütte, Steinernes Meer
- Riemannhaus, Steinernes Meer
- Ingolstädter Haus, Steinernes Meer
Stuhlfelden
Uttendorf
Viehhofen
Zell am See
Lungau
In Grenzregionen
- Die Erzherzog-Johann-Hütte in der Glocknergruppe im Gemeindegebiet von Heiligenblut am Großglockner in Kärnten ist die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs
Bilder
Schutzhütte – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quelle
- Eigenartikel von Christina Nöbauer unter Zuhilfenahme von Wanderkarten von freytag & berndt und Österreichischen Karten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, beide Wien
Einzelnachweise
- ↑ www.thomascrauwels.ch, 15. Februar 2025: Die Geschichte der ersten Berghütten Alpine Meisterleistung
- ↑ "Salzburger Nachrichten" vom 28. Mai 2020
- ↑ www.sn.at, 5. September 2025