Gemeindevertretungswahlen 1931

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Gemeindevertretungswahlen fanden am 29. März 1931 zum letzten Mal im Land Salzburg der Ersten Republik statt. Sie standen im Zeichen der Wirtschaftskrise und ließen bereits den Aufstieg des Nationalsozialismus erkennen.

Hauptergebnisse

Von den beiden Großparteien konnten sich die Christlichsozialen gut behaupten, die Sozialdemokraten ihre Position gegenüber der vorherigen Gemeinderatswahl halten, gegenüber der Nationalratswahl 1930 um 2,2% auf 32,2% verbessern.

Recht kompliziert war die Lage im bürgerlichen Lager. Unter der Bezeichnung "Wirtschaftspartei" (oder ähnlich) kandidierten in 63 Gemeinden gemeinsame Listen der Christlichsozialen, der Großdeutschen und anderer Gruppierungen und erreichten insgesamt mehr als 30 Prozent der Stimmen, während die Christlichsozialen in weiteren 41 Gemeinden allein kandidierten und 18,6% der Stimmen gewannen. 6,9% der Stimmen wurden zusätzlich im Weg der sogenannten "Mehrheitswahl" vergeben und kamen bürgerlichen Kandidaten zugute.[1]

Einen beachtenswerten Erfolg erzielten die Nationalsozialisten der Hitlerbewegung. Sie hatten bei der vorangegangenen Nationalratswahl in allen Salzburger Gemeinden kandidiert und 3,7 Prozent der Stimmen erreicht; vier Monate später kandidierte die Hitlerpartei in nur 28 Gemeinden und erreichte immerhin 5,8 Prozent der Stimmen (ein Erfolg, der bei den folgenden Landtagswahlen 1932 noch deutlich übertroffen werden sollte). In den einzelnen Gemeinden erzielte sie folgende Stimmenanteile:

Dem standen beträchtliche Einbrüche bei anderen nationalen Gruppierungen (Schober-Block – Großdeutsche Volkspartei, Heimatblock, Landbund, Schulz-Nationalsozialisten) gegenüber.

In der Stadt Salzburg lagen die Verhältnisse teilweise anders als im Land. Hier blieben die Sozialdemokraten trotz kräftiger Stimmenverluste die stärkste Partei (34%), die Christlichsozialen konnten sich von ihrem bei den Nationalratswahlen erlittenen Rückschlag völlig erholen (30,7%). Der Nationale Wirtschafts- und Ständeblock, dem die Großdeutsche Volkspartei angehörte, kam nur auf 20,3%. Die Schulz-Nationalsozialisten mussten eine herbe Niederlage hinnehmen und sanken auf 4,4%. Die Hitler-Nationalsozialisten kamen aus dem Stand auf 9,2 Prozent. Bemerkenswerterweise wurde der Großdeutsche Max Ott zum Bürgermeister gewählt.[3]

Die Schulz-Nationalsozialisten waren keine Bündnisse eingegangen und erreichten außer in der Stadt Salzburg nur mehr in Golling ein Mandat; ihre Tage schienen gezählt. Aber auch der Niedergang der Großdeutschen war unübersehbar.

Bemerkenswerte Einzelheiten

In der umkämpften Gemeinde Badgastein verloren die Sozialdemokraten den bisher von Walter Lassnig bekleideten Bürgermeisterposten an den Großdeutschen Josef Mühlberger, konnten dafür aber in Zell am See den nationalsozialistischen Bürgermeister Josef Ernst ablösen.[4]

In Golling kamen die Schulz-Nationalsozialisten auf 11,4% der Stimmen und entsandten so Karl Baminger in die Gemeindevertretung. Dieser trat mit seiner Ortspartei, ebenso wie die Ortspartei der Großdeutschen, im April 1933 zur Hitlerbewegung über.[5]

In Kaprun erschien nur ein einziger Wähler zur Stimmabgabe. Er gab seine Stimme für die dortige Einheitsliste ab, wodurch die gesamte 13-köpfige Gemeindevertretung gewählt wurde.[6]

Bürgermeisterwahlen

Im Anschluss an die Gemeindevertretungswahl wurden in den einzelnen Gemeinden die Bürgermeister gewählt:[7]

Flachgau

Tennengau

Pongau

Pinzgau

Lungau

Quellen

  1. Schausberger aaO S. 101 ff., 209 ff.
  2. Wahlergebnisse bei Schausberger aaO S. 137 ff. gemeindeweise, Analyse aaO S. 112 ff.
  3. Voithofer aaO S. 298 ff.
  4. Schausberger aaO S. 212.
  5. Schausberger aaO S. 112.
  6. Schausberger aaO S. 187.
  7. Schausberger aaO S. 212 ff.