Jedermann (Salzburg)

Jedermann ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das anlässlich der Salzburger Festspiele alljährlich aufgeführt wird.

Geschichte

Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" wurde 1911 in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. 1913 folgte die österreichische Erstaufführung am Wiener Burgtheater, 1915 kam das Stück ans Salzburger Stadttheater.

1. "Jedermann" 1920

Am 22. August 1920 um 18:00 Uhr feierte der "Jedermann" erneut unter der Regie von Reinhardt auf dem Domplatz seine Premiere bei den Salzburger Festspielen 1920 und die Festspiele ihre Premiere mit ihm. In der Rolle des "Jedermanns" war Alexander Moissi zu sehen. Es folgten Aufführungen am 23., 25. und 26. August 1920.[1]

 
27. Juli 1947, Josef Meinrad vor einem Auftritt als Guter Gesell im Schauspiel Jedermann (Garderobe des Salzburger Festspielhauses)

Fortan wurde der "Jedermann" jede Saison mit alle paar Jahre wechselnden Hauptdarstellern und in kaum veränderter Inszenierung präsentiert. Für die Hauptrolle wurden und werden stets allererste Schauspieler verpflichtet. Aber auch die "Buhlschaft" und selbst kleine Sprechrollen wie der "Teufel" waren oftmals hochkarätig besetzt. Zu den wenigen Jahren ohne "Jedermann" im Programm der Festspiele zählen die Jahre 1922 bis 1925, sowie die Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1945.

Wenige Regisseure wagten nach dem Zweiten Weltkrieg von der Reinhardt-Vorgabe abzuweichen und jene, die es taten, teilten das Schicksal, dass sie meist nicht lange inszenierten. Ausgerechnet Max Reinhardts Sohn Gottfried versuchte 1961 als erster eine Neuinterpretation und während seine um Bühnenmusik von Ernst Krenek und bunte Kostüme des Hollywood-Ausstatters Tony Duquette bereicherte Version des "Jedermann" von der Presse positiv aufgenommen wurde, musste er doch zur Kenntnis nehmen, dass sie dem Publikum missfiel. Nach zwei Saisonen folgte der Schritt zurück in Richtung Tradition.

Sechs Jahre später traute sich Leopold Lindtberg neue Wege zu beschreiten: "Gott" erschien bei ihm auf der Bühne, der "Teufel" wurde zum klumpfüßigen Gerichtsschreiber und die lange Tafel der Tischgesellschaft auf eine kleine Sitzgruppe reduziert. Aber auch Lindtberg scheiterte mit seiner Inszenierung, denn 1973 wurde Ernst Haeusserman damit beauftragt, das ursprüngliche Konzept der "Jedermann"-Inszenierung umzusetzen. Nicht zuletzt dank Curd Jürgens in der Titelrolle wurde auch diese Rückbesinnung zum Erfolg. Unter Haeusserman und Gernot Friedel änderte sich für 30Jahre wenig am "Jedermann".

Der "Jedermann" des Jahres 1983, erstmals mit Klaus Maria Brandauer und Marthe Keller in den Hauptrollen und letztmals mit Ernst Haeusserman als Regisseur, ging auf Gastspielreise nach Rom in Italien und wurde dort auf der Piazza del Campidoglio (auf dem Hügel des Kapitols) dargeboten.

2002 wagte sich dann Christian Stückl erneut an eine deutlich modernisierte Inszenierung. Und diesmal gelang der Spagat, wohl auch weil mit Peter Simonischek der längstdienende Titelheld und mit Veronica Ferres eine starke "Buhlschaft" gefunden wurde.

Am 24. August 2002 wurde der "Jedermann" auch erstmals zum abendlichen Zeitpunkt um 20:00 Uhr dargeboten. Seit 2003 gibt es regelmäßig abendliche Vorstellungen um 20:30 Uhr.

Am 5. August 2003 feierte man die 500. Vorstellung unter anderem mit einem anschließenden Fest für 250 Gäste in der Salzburger Residenz.[2]

Am 25. Juli 2010 strahlte der ORF erstmals eine "Jedermann"-Premiere live im Fernsehen - allerdings leicht zeitversetzt - aus.

Die "Jedermann"-Aufführung auf dem Domplatz gehört zur Stadt Salzburg und den Festspielen wie Wolfgang Amadé Mozart. Alle Vorstellungen sind jeweils ausverkauft, Sitzplatzkarten nur sehr schwer und oft nur im Abo zu ergattern. Die spannende Frage lautet bei jeder Aufführung: Kann das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes auf dem Domplatz stattfinden oder muss es wegen Regens in das Große Festspielhaus verlegt werden?

2019, das 99. Jahr nach der Erstaufführung

Sieben Fakten zum "Jedermann" im 99. Jahr nach der Erstaufführung:

  • Dauerrolle: Dagny Servaes war ab 1926 die "Buhlschaft". Bis 1937 spielt sie die Rolle ununterbrochen. Auf neun Spielzeiten brachte es "Jedermann" Walther Reyer.
  • Besucher: 35 000 Besucher wurden bei der bestbesuchten Produktion des Festspielsommers 2018 gezählt. Die 2 000 Plätze waren 14 Mal ausverkauft.
  • Bühne: 4 000 Schrauben und ebenso viele Muttern sind für die 59 Tonnen schwere "Jedermann"-Bühne nötig. Der Aufbau beginnt jedes Jahr einen Tag nach Fronleichnam.
  • Aufführungsrekord: 91 Vorstellungen absolvierte Peter Simonischek als "Jedermann". Er hatte vier verschiedene "Buhlschaften", "Tode" und "Teufel" sowie drei "Mütter".
  • Sechs "Buhlschaften": Die weibliche Hauptrolle wechselte häufiger: Bisher gab es 18 "Jedermänner" und 34 "Buhlschaften", sechs davon spielten mit "Jedermann" Walther Reyer.
  • Hitze: 75 Grad Celsius wurde im Sommer 2018 auf dem Boden der Bühne gemessen. Die Lufttemperatur soll schon bis auf 60 Grad geklettert sein.
  • Krankenvertretung: 2018 musste Philipp Hochmair Tobias Moretti ersetzen. 1974 wurde Senta Berger vertreten. Brigitte Hobmeier spielte 2014 mit Gipsfuß.[3]
Bilder der Inszenierung 2019

2019: Die 700. Jedermann-Aufführung musste dem Regen weichen

Die 700. Jedermann-Aufführung am 28. Juli 2019 musste wegen des Regens ins Große Festspielhaus verlegt werden.[4]

2020: 100 Jahre Salzburger Festspiele, der "Jedermann" in doch etwas anderer Inszenierung

2020 feierten die Salzburger Festspiele ihr 100jähriges Gründungsjahr. Tobias Moretti als "Jedermann" war zum letzten Mal bei den Salzburger Festspielen in dieser Rolle zu sehen, Caroline Peters als "Buhlschaft" erstmals. Kritische Leserbriefschreiber in den "Salzburger Nachrichten" meinten zur Jubiläums-Inszenierung, dass diese schon weit von Hugo von Hofmannthals Original entfernt sei und nicht als "von", sondern nur mehr "nach" Hofmannthals bezeichnet werden dürfte .

Bilder der Inszenierung 2020

Bilder der Inszenierung 2021

Hauptartikel Salzburger Festspiele 2021

2023: Klima-Protest bei Premiere

Wetterbedingt musst die Premiere des "Jedermanns" bei den Salzburger Festspielen am 21. Juli 2023 in das Große Festspielhaus verlegt werden. Kurz nach Beginn waren Rufe "Wir sind die letzte Generation" aus dem Publikum zu hören. Drei Personen wurden von Sicherheitspersonal aus dem Saal im Großen Festspielhaus gezerrt. Zurück blieben dann doch viele verwunderte Gesichter und Gemurmel im Publikum: "Hat das jetzt zum Stück gehört?" Nein, hatte es nicht.

Michael Sturminger hat das Stück zum dritten Mal neu inzeniert, jedoch ging in diesem Jahr "der Schuss nach hinten los" (Zitat Quelle "Salzburger Nachrichten"). Die Bühne war in Schwarz gehüllt, eine karge Hügellandschaft ersetzte die ansonsten übliche Tischgesellschaft und elektronische Töne erzeugten zusammen mit Wind, Donnergrollen und Vogelgezwitscher eine düsteren Untergangsstimmung. Und Gott als Mutter Erde konnte sich mit ihrem 70 Quadratmeter großen Kleid nur mit Mühe auf den Beinen halten. Der "Jedermann" 2023 begann als Metapher auf den Klimawandel. Personen in orangen Warnwesten sprühten Farbe an Jedermanns Hauswand und sollte die Botschaft transportieren, dass die Erde brennt, während die Reichen unbeirrt weiterfeiern. Bei den Männern, die mehrfach Männer mit überspielter Leidenschaft küssten, fehlte die frühere innige Leidenschaft. Sein männliches Geschlechtsteil trug der Teufel zur Schau und der Glaube blieb mit Glatze und nacktem Schwangerschaftsbauch ein Rätsel.[5]

Am Dienstagabend, 30. August, fiel zum letzten Mal der Vorhang für die diesjährige "Jedermann"-Inszenierung der Salzburger Festspiele. Wegen des Regenwetters endete es so, wie es mit der Premiere am 21. Juli begonnen hatte - im Festspielhaus und nicht am Domplatz. Nur sechs von 14 Aufführungen fanden am Domplatz statt - und das trotz der überdurchschnittlich hohen Temperaturen.[6]

Bilder der Inszenierung 2023

2024: Festspiele tauschen gesamtes "Jedermann"-Team aus

Eine überraschende Meldung rund um den "Jedermann" der Salzburger Festspiele wurde am Sonntag, 22. Oktober 2023 bekannt: Dem gesamten Team, das davon ausging, die Inszenierung von 2023 auch im kommenden Jahr mit derselben Besetzung zu zeigen, wurde kürzlich mitgeteilt, dass 2024 eine Neuproduktion mit neuer Regie und Besetzung geplant sei. Entsprechende Informationen der APA wurden am Sonntag von der neuen Schauspielchefin Marina Davydova, dem bisherigen Hauptdarsteller Michael Maertens und Regisseur Michael Sturminger bestätigt. Schauspielchefin Davydova bestätigte der APA die geplanten Neuerungen und sprach von einer "sehr schwierigen Entscheidung", die nicht von einem Menschen allein getroffen werden könne. Weitere Angaben wollte sie keine machen.[7] Mehr zu diesem Thema siehe Salzburger Festspiele 2024.

Am 17. November gaben die Salzburger Festspiele bekannt, dass 2024 Deleila Piasko die Rolle der "Buhlschaft" auf dem Salzburger Domplatz spielen wird. Philipp Hochmair wurde für die Titelrolle engagiert. Weitere Schauspieler in der Neuinszenierung werden Andrea Jonasson als "Jedermanns Mutter" sowie Christoph Luser als "Guter Gesell" und "Teufel". Kathleen Morgeneyer wird die Doppelrolle von "Werken" und "Armem Nachbarn" übernehmen. Sein "Jedermann"-Debüt wird Joseph Lorenz als "Schuldknecht" geben. Nicole Beutler ist als "Schuldknechts Weib" engagiert. Den "Tod" wird Dominik Dos-Reis spielen. Als "Mammon" ist Kristof van Boven im Besetzungszettel genannte genannt. Für Bühne und Kostüme ist Luis F. Carvalho engagiert. Der Portugiese hat Bühnen- und Kostümbild in London studiert und ist an großen europäischen Opernhäusern tätig gewesen. Mehrmals hat er mit dem Robert Carsen zusammengearbeitet, der auch den "Jedermann" 2024 inszenieren wird. Robert Carsen, der bisher vor allem als Opernregisseur Karriere gemacht hat und zudem bei den nächsten Pfingstfestspielen Wolfgang Amadé Mozarts "La clemenza di Tito" inszenieren wird, übernimmt für den Sommer 2024 die Regie für Hugo von Hofmannsthals Salzburger Paradestück.[8]

2025: Der "Tod" erscheint als Kellner und die "Buhlschaft" im Bademantel aus dem Dom

In der Nachtkritik der Premiere am 19. Juli 2025 meint Hedwig Kainberger, dass die "Inszenierung aus dem Vorjahr fabelhaft aufgefrischt" dargeboten wurde. Gute Schauspielern und eine "ausgeklügelte" Regie, das "exzellente Zusammenwirken des Regisseurs mit der Choreografin Rebecca Howell und Ausstatter Luis F. Carvalho und dank des Respekts vor dem Text Hugo von Hofmannsthals samt guter Sprechkultur" ließen die Inszenierung zu einer sehenswerten Vorstellung werden. Das goldene Cabriolet vom Vorjahr rollte auch dieses Jahr auf die Bühne. "Was will mein Gott von mir?" fragt Jedermann, lässt sich von einem Kellner ein Glas Rotwein - doch der Kellner ist der Tod. Wie von Geisterhand hat Jedermann statt Wein nur noch Wasser im Glas. Dass etwa die Buhlschaft im Bademantel und mit Handtuch um den Kopf aus dem Dom hüpft, ist immer noch eines der sonderbaren Details in der Inszenierung. Robert Carsen wies zu Beginn der Premiere auf ein Regenrisiko hin, was sich aber als nicht eintreffend erwies und so fand die Premiere am Samstagabend im Freien statt.[9]

Kritik

Während Mozart als ein Salzburger Original, ein Musikgenie und ein Geschenk Gottes an die Welt angesehen werden darf, stellt sich der "Jedermann" eher zwiespältig dar.

Bei Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" handelt es sich um eine Neufassung des mittelalterlichen Everyman Die Geschichte dieses Stückes erzählt vom reichen Mann, der sein Leben lang in Saus und Braus gelebt hat, rücksichtslos gegenüber seinen Mitmenschen und gottlos. Erst als der Tod nach ihm ruft, packt ihn die Angst vor der Verdammnis und er wird aus Selbstsucht reuig. Damit erwirkt er die Gnade Gottes und den Einlass in den Himmel.

In der Religiosität des Mittelalters war der Inhalt des Stückes durchaus konform mit dem Zeitgeist. Zu Lebzeiten Hofmannsthals herrschten aufgeklärte Neuzeit und ein anderer Zeitgeist. Es erhebt sich also die Frage, warum der Salzburger Kunst- und Kulturbetrieb seit Jahrzehnten diese Verherrlichung der Niedertracht, der Gottlosigkeit und des Gottesbetruges mit vorgetäuschter Reue in alle Welt hinaus als Teil des Weltkulturerbes exportiert.

Weiters stellt sich die Frage nach der rechten Interpretation von Hofmannsthals Stück. Der Salzburger Festspielbetrieb hängt der Interpretation an, welche mittelalterliches Glaubensverständnis in unsere Zeit transportiert. Hofmannsthals Stück kann aber mit mindestens ebenso großer Berechtigung als eine Persiflage dieser mittelalterlichen Religiosität und des Reuebetruges aufgefasst werden.

Faszinierender Bestandteil jeder Aufführung sind auch die unsichtbaren "Jedermann"-Rufer, die aus verschiedenen Richtungen rund um den Domplatz - unter anderem auch von der Festung Hohensalzburg - ohne Verstärker ihr durch Mark und Bein gehendes Jedermann anstimmen. 2023 waren im Team der "Jedermann"-Rufer erstmals in der Geschichte des "Jedermanns" drei Frauen.

 
Jedermann-Bühne 2024 bei einer Lichtprobe.
 
Die Aufgänge an der Rückseite der Jedermann-Bühne.

Besetzung und Regie

Siehe Artikel Besetzung und Regie des "Jedermanns" auf dem Domplatz

Fünf Fakten rund um den "Jedermann"

1. Sogar Domglocken hören auf die Regie

Einige der sieben Domglocken hören auf das Kommando der Regie. "Klassischerweise setzen sie während der Szene mit der Tischgesellschaft mit Jedermanns Satz ,Was ist das für ein Glockenläuten' ein", erklärt Sakristeidirektor Dietmar Koisser. Wie jedes Jahr hat er dem Team Mitte Juli 2023 bereits die Fernbedienung übergeben, mit der sich das Geläut steuern lässt. Je nach Inszenierung läutet ein Schlag der großen Domglocke Anfang und Ende der letzten Stunde von "Jedermann" ein. "Dafür muss aber jemand im Kirchturm stehen und mit einem Eisen fest draufhauen."

Ansonsten bleiben die Domglocken und auch die Glocken aller umliegenden Kirchen während der Proben und Aufführungen stumm. Auf Bitte der Festspiele wird im Dom und in der Stiftskirche St. Peter auch das Schlagwerk der Kirchturmuhren abgeschaltet. Ausgerechnet zu Mariä Himmelfahrt sei einmal darauf vergessen worden, schildert Koisser. Da musste sogar der "Tod" in Gestalt von Peter Lohmeyer warten. Das Glockenläuten setzte während seines Auftritts unerwartet und unpassend ein. Lohmeyer rief nach der Aufführung an und sagte: "Ihr habt mir heute eine Pause beschert."

2. Keine Überflüge bei den Aufführungen

Als Roland Hermann von 2007 bis 2017 Geschäftsführer der Salzburger Flughafen GmbH war, wurde in Absprache mit der damaligen Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler darauf geachtet, dass während der Aufführungen keine Überflüge über die Stadt erfolgen. "Für die Sperre brauchte es die Bewilligung des Verkehrsministeriums", schildert Hermann. "Das Verständnis war dort nicht groß." Durch gute Kontakte und die Mithilfe der Bayern sei die Sperre dann aber durchgegangen. "Wir mussten jedes Jahr erneut den Antrag stellen." Zu Wartezeiten und Verspätungen sei es durch die Sperre nie gekommen.

3. Die Rolle des Behördentelefons

 
Ein Wählscheibentelefon.

Fürs Publikum unsichtbar ist das Wählscheibentelefon, das jedes Jahr auf dem Domplatz installiert wird. Das sogenannte Behördentelefon dient zur Kommunikation zwischen dem Spielort Domplatz und dem Festspielhaus. In einer der Inszenierungen von Gernot Friedel (1984 bis 2001) wurde vom Billeteur über dieses Telefon eine der wichtigsten Nachrichten der Veranstaltung übermittelt: "Der Mammon ist in der Kiste!" Der "Mammon" hatte seinen Auftritt immer aus einer Kiste heraus, die am Ende der Szene laut zugeknallt wurde. Dieser Anruf ging an eine festgelegte Anzahl von Anschlüssen im Festspielhaus. Er war das Zeichen, dass der Zeitpunkt erreicht war, wo im Fall von Regen keine Übersiedelung ins Festspielhaus mehr stattfindet.

4. Wie wird die Darstellerin der Buhlschaft ausgewählt?

Ein klassisches Casting gebe es dafür nicht, erklärt Schauspielchefin Bettina Hering. "Natürlich gibt es Kolleginnen, die sich für die Rolle bewerben, das gilt auch für den Jedermann." Gemeinsam mit dem Regisseur wählt Hering die Kandidatinnen aus und kontaktiert sie dann im persönlichen Gespräch oder telefonisch. "Das führt zu lustigen Situationen, weil ich ja weiß, was ich von ihnen möchte, sie aber noch nicht. Überrascht waren alle sehr, ob sie im Supermarkt waren, in der Vorbereitung auf eine Probe, im Auto oder mit mir im Kaffeehaus. Die Freude ist immer groß, die Aufregung auch, vom ersten Tag an."

5. Die Sommerzeit wurde 1920 abgeschafft

Im Premierenjahr 1920 wurde in Salzburg - als einzigem Bundesland - die Sommerzeit abgeschafft. Salzburg scherte am 1. Mai aus der österreichweiten Regelung aus, die von 5. April bis 13. September die Sommerzeit vorsah. Das hatte zur Folge, dass die Beginnzeit des "Jedermann" mit der Sommerzeit (18 Uhr) und der Ortszeit (17 Uhr) angegeben wurde. Max Reinhardt wusste den Sonnenuntergang zu inszenieren. Der Redakteur des "Salzburger Volksblatts" schrieb nach der Premiere: "So zog das Spiel vorbei: am Tag beginnend und im Abend endend. Das Erlöschen der Sonne wurde zum Symbol. Schauernd und durchrüttelt erhob man sich in einer Ergriffenheit, wie sie dem Ernste des Platzes entsprach."

"Jedermann-Splitter

"Jedermann"-Aufführungen andernorts

Das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes wird auch noch an anderen Orten regelmäßig aufgeführt, so zum Beispiel der Mondseer oder Faistenauer "Jedermann", in St. Veit im Pongau oder in St. Michael im Lungau am Neuhauser-Teich im Ortsteil Oberweißburg[10]. Seit 1999 gibt es auch die Festung Hohensalzburg jedes Jahr im August eine "Jedermann"-Aufführung.

Der "Jedermann" von 1632

Hauptartikel Der "Jedermann" von 1632

Wenn der Beginn der Salzburger "Jedermann"-Tradition mit dem 22. August 1920 gefeiert wird, ist dies nur zum Teil richtig. Denn schon 1632 gab es einen "Salzburger Jedermann". Er hieß Wolfgang Braumüller.

Maria Hoffmann und 70 Jahre "Jedermann"

Die Salzburgerin Maria Hoffmann hatte seit Attila Hörbiger im Jahr 1950 alle "Jedermann"-Darsteller der Salzburger Festspiele gesehen und feierte im Jubiläumsjahr 2020 ihren 100. Geburtstag.

Geräuschkulisse beim "Jedermann" 1966

Die Intervention von LHStv. Michael Haslinger im Verkehrsministerium, die darauf abzielte, dass die Altstadt während der "Jedermann"-Aufführungen in Hinkunft nicht mehr von Flugzeugen überflogen werden soll hatte bis Sonntag, den 24. Juli 1966 keinen Erfolg. Bei der diesjährigen "Jedermann"-Premiere am Sonntagnachmittag brauste um 17:20 Uhr ein Flugzeug über die Aufführung auf dem Domplatz hinweg und verursachte beträchtlichen Lärm.[11]

Bilder

  Jedermann (Salzburg) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
  Jedermann (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Video-Link

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 31. Juli 1920, Seite 9
  2. Salzburger Nachrichten vom 5. August 2003
  3. "Salzburger Nachrichten", 18. Juli 2019
  4. Quelle Salzburger Nachrichten vom 29. Juli 2019
  5. www.sn.at, 22. Juli 2023, Nachtkritik von Simona Pinwinkler
  6. www.sn.at, 31. August 2023
  7. SALZBURG24 vom 22. Oktober 2023
  8. www.sn.at, 17. November 2023
  9. www.sn.at
  10. Salzburger Woche, Ausgabe 28. Juni 2012
  11. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 25. Juli 1966, Seite 5
Die Geschichte der Salzburger Festspiele