Unken (Geschichte)

Unken aus Blickrichtung Melleck, 1890

Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Pinzgauer Gemeinde Unken.

Urgeschichte und Altertum

Aus der Zeit des Spätpaläolithikum, etwa 5 000 Jahre nach dem Rückzug der Gletscher im Zuge des des Spätglazialen Eiszerfalls, vom Raum Pichler Schanz - Steinbach - Mellecker Berg, konnten durch Mag. Helmut Adler im Verlauf von Grabungsarbeiten in den Jahren 1968 und 1969 in einer Halbhöhle am Oberrainer Knogel (Abri von Unken) Steinwerkzeuge von Jägern, Reste einer Feuerstelle, Knochenmaterial, eine ausgebrannte Adlerklaue, sowie das Fragment einer Geweihharpune geborgen werden.[1][2] Sie sind mit den steinzeitlichen Funden in der Schlenken-Durchgangshöhle die ältesten Artefakte der Humangeschichte des Landes Salzburg.[3] Einzelne Fundstücke des Abri von Unken sind im Museum Festung Kniepass zu besichtigen.

Die Auffindung von bronzenen Lappenbeilen, einem Bronzedolch und der Belegfund einer Kleinsiedlung am Maislknogl[4] weisen darauf hin, dass das Unkener Tal auch während der Bronze- und Hallstattzeit als wichtiges Durchzugs- und Siedlungsgebiet gegolten haben dürfte.[5] Geräte aus der Zeit der Kelten und Römer wurden bislang im Gebiet Unken noch nicht nachgewiesen. Im Saalfeldener Becken siedelten nachweislich die Kelten und im Loferer Becken konnten römische Gefäße aus Terra Sigillata aufgefunden werden.[6]


Mittelalter

Frühmittelalter

Im frühen Mittelalter errichtet Bischof Rupert von Salzburg im verlassenen römischen Opidum Iuvavum am Fuße des Mönchsberges das Kloster St. Peter und wird von den Agilolfingern mit Wälder im Salzachtal, im Saalachtal und mit Salinen in Reichenhall beschenkt. Um 800 n. Chr. steht im Salzburger Güterverzeichnis des Benediktinerstifts St. Peter, dass die St. Petrischen Wälder im Saalachtal die Salinen in Reichenhall mit Holz versorgen. Die Wälder sind verlackt (Grundabgrenzung durch Einkerbungen in Baumstämmen) und durch Wege erschlossen. Unter Erzbischof Friedrich I. wird 987 das Kloster St. Peter von der Kirche Salzburg getrennt. Von den zuvor gemeinschaftlich genutzten Gütern bleibt dem Kloster ein bescheidener Anteil u. a. zwei Salzpfannen in Reichenhall. Der Großteil der Schenkungen der Herzöge, wie die Wälder im Saalachtal, werden Eigentum der Erzdiözese Salzburg. Um die Jahrtausendwende beginnt unter Erzbischof Hartwig die umfangreiche Rodung und Besiedlung im Saalachtal. Die bevölkerungsbedingte Kolonisierung erfolgt durch die Erzbischöfe als Grundherrn planmäßig - das sichert eine ausgeglichene Zuteilung von Grund und Boden an die Grundholden.

Erste urkundliche Erwähnung von Reit

976 übergibt Erzbischof Friedrich I. tauschweise dem Erzpriester Perhtold und dem edlen Kleriker Rihheri neben Liegenschaften in Abtsdorf ("Himminga"), Saaldorf ("Cheminata") und Trostberg ("Engertsham") noch zwei Höfe in "Ruite" (heute Reit in Unken) bei "Pisonzia" (auch "Bisonzia", mittelalterl. Bezeichnung für Pinzgau) samt allen dazugehörigen Zinsbauern, sowie dreißig namentlich angeführten Sklaven und Sklavinnen ("mancipia") auf beider vorgenannter Lebenszeit.[7]

Hochmittelalter

1186 beschenkt Erzbischof Adalbert III das Stift St. Peter mit einem Gut zu Unken samt zugehöriger Familie, sowie einer Salzquelle.[8] 1228 wird die Grafschaft Pinzgau (Mitter-, Unter- und Oberpinzgau) des Herzogtums Bayern dem Erzstift verliehen. 1234 einigt sich Erzbischof Eberhard II. von Regensberg mit Ludwig I. der Kelheimer als Lehensträger der Grafschaft Reichenhall, von Salzburg anerkannt, über die Holzbezugsrechte im Saalachtal. Bis 1260 besitzen die Grafen von Plain das Saalach- und den östliche Teil des Salzachgebietes mit den Nebentälern als Afterlehen.

Erste urkundliche Erwähnung Unkens

1137 beschenkt Erzbischof Konrad I. von Abenberg das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg mit einer Salzpfanne in Reichenhall und sechs Hofstätten in den Wäldern von Vnchen (Unken).[9]

Ursprünge geschlossenen Siedlungsraumes in Unken

Im Siedlungsraum Unken bestehen im Hochmittelalter bereits rund 60 Höfe[10], welche im Eigentum von sieben Grundherrschaften stehen (Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg mit sechs Güter, das Stift St. Peter neun, das Stift Sankt Zeno mit fünf, Kloster Höglwörth mit sieben, die Fürstpropstei Berchtesgaden mit sieben, die Stiftung Lodronkollegialität mit drei und das Fürsterzbistum Salzburg ebenfalls mit drei Hofstätten). Bevorzugt dürfte zu Beginn die große Ebene des Unkenbachschwemmkegels, der "Boden", gerodet und besiedelt worden sein. Die Landnahme dürfte im Hochmittelalter großteils zum Abschluss gekommen sein. Siedlungen im Spätmittelalter sind jedoch nicht auszuschließen, gleich die Teilungen von Huben oder Halbhuben. Ein Kleinweiler mit den vier Gütern Schrempf, Fritz, Kalchofen und Percht, die anschließende Rotte mit Aschl, Falter, Unterhager, Heistl und Fuchs, die Einzelhöfe am Schemmkegelrand Hölzl und Oberrain und auf der linken oberen Saalachterrasse die Güter Flatscher, Kaltenbach (Forsthaus) bilden möglicherweise den ersten geschlossenen Siedlungsraum von Unken. Das heutige ländliche Siedlungsgefüge gleicht letztlich dem des Mittelalters. Die Neubauten des 20. und 21. Jahrhunderts stehen auf den, im 11. und 12. Jahrhundert gerodeten Fluren. Von den Almen, den Nieder- wie von den Hochalmen ist die Quellenlage dürftig. 1346 wird die Kallbrunnalm in Weißbach bei Lofer, genannt, die 1996 ihre 650 Jahrfeier hatte. Verbriefte Almrechte der Zeche Gföll scheinen zu Beginn des Jahres 1405 auf.

Niederland/Entache

Geeignete Voraussetzungen für eine weitere Siedlungseinheit bieten die Gsenghänge im untersten Bereich und die anschließenden Schwemmkegelreste für die Rotte Egger, Kirchenwirt, Lohweber, Reit, Plaickpoint, Ennsmann, Lummer, und Pichler und am Fuß des Achbergs, die Moränenhügel und die rechtseitige Saalachterrasse für Rotte Fellner, Achner, Punz und Möschl. Weiters die linkseitige untere Saalachterrasse mit der Rotte Neuhauser, Post, und die hochwassergefährtete Saalachniederung mit der Rotte Haren, Lackner, Werfer und Eder, bzw. rechtsseitig mit den Einödhöfen Köstler und Schwaiger.

Unkenberg/Boden

Im Westen eignen sich die sanften Hänge des Unkenbergs als Siedlungsraum für die Rotte Maisl, Pfannhaus, Hagen, Götz, Graber, Datzen, Niederberger, Brenner (Pammergut), Hoisen, Haitzmann, Soder und den Einödhöfen Kecht und Hengstloch. Die Rodung für die Liedersberger Futterhöfe dürfte erst in der Neuzeit erfolgt sein.

Sonnberg/Vordergföll

Siedlungen in Extremlage entstehen auf den steilen, jedoch nicht felsigen Hängen des Sonnbergs und Vordergfölls. Siedlungseinheiten sind am Sonnberg die Rotte Brandner, Beibl, Emater, Brandl, Angerer und die Einödhöfe Gebl, Bauregger und in Vordergföll die Einödhöfe Herbst, Schneider und Angerer. Ob Hintermühl, Kreuzer, Rausch, Neuhäusl und Lutz auch im Hochmittelalter entstehen bleibe offen.

Hintergföll

Der Siedlungsraum Hintergföll mit der Rotte Geistler, Moar, Wimmer, Leitinger, Hinteregger, Schmiederer, Scheiber und den Einödhöfen Rieger und Hochegger gliedert sich in zwei Flureinheiten. Auf den steilen Hängen der Sonnseite des Unkentals liegen die Fluren in unmittelbarer Nähe zu den Höfen und westlich auf den höher gelegenen Mahder, von den Höfen weit entfernt. Die Erschließung des Heutals und Nutzung von Almen, ob Einzel- und Gemeinschaftsalmen bzw. Mais- und Freialmen bleibt offen. Erstmalig wurden 1405 Almrechte der Zeche Gföll verbrieft.

Reit

Durch die Kniepass-Talenge getrennt, liegt südlich von Unken die Siedlung Reit. Auf der Schwemmkegelebene des Innersbaches dürften der Weiler Berger, Uhlinger, Asinger, Stefflinger, Weber, Reitermüller und die Rotte Moar, Pichler und Hofmoar das älteste Siedlungsgebiet sein. Darüber in Hanglage stehen die Einzelhöfe Foischinger, Walcher und der Einödhof Hochreit und in der Hochwassergefährdeten Saalachniederung die Einzelhöfe Wieser und Dietz.

Spätmittelalter

1285 werden vom Erzbischof Rudolf I. von Hohenegg und dem Baiernherzog Heinrich XIII. die Rechte an Holz im Saalachtal erneut festgehalten. Ende des 13. Jahrhunderts sind die Bayernherzöge, die Wittelsbacher, alleinige Besitzer der Sudrechte in Reichenhall - 70 Pfannen sind im Betrieb, mit Holz aus eigenen Schwarzwäldern im Saalachtal versorgt. Siebzig Pfannen befinden sich in Betrieb und werden mit Holz aus eigenen Schwarzwäldern im Saalachtal versorgt. Erst ab 1328 ist der Erzbischof auch Landesfürst und somit auch alleiniger Herrscher des Reichsfürstentums und Erzstiftes Salzburg. Fortan wird das Erzstift Salzburg vom Fürsterzbischof regiert. 1380 wird das Sodergut am Unkenberg[11], bei dem es sich um einen der ältesten Erbhöfe im Land Salzburg handelt[12]erwähnt. 1400 werden das Moargut und das Wimmergut in Hintergföll erstmalig erwähnt.1412 beschwert sich Herzog Heinrich XVI. von Bayern beim Fürsterzbischof Eberhard III. von Neuhaus, dass die Schwarzwälder im Pinzgau durch Einfänge und Schwendungen stark leiden. Herzog Albrecht V. klagt um 1560 erneut gegenüber Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy über das Brennen und Schwenden der Bauern. Durch den Vertrag von Mühldorf 1525 unter Fürsterzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg und Herzog Ludwig X. sind die Rechte Bayerns über die Schwarzwälder im Saalchtal endgültig verbrieft.

1350 wird die Talsperre "chniepoz" (Kniepass) in den Erzbischöflichen Steuerbüchern[13] (Urbare) erstmalig genannt.[14]

Pfarrkirche zum hl. Jakobus dem Älteren

Hauptartikel Pfarrkirche zum hl. Jakobus dem Älteren

Durch Erzbischof Konrad I. wurde 1136 das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno gegründet. Dem Stift St. Zeno obliegt auch die Seelsorge im Saalachtal mit der Mutterkirche St. Martin und den Filialkirchen in Lofer und in Unken. Die sechs Siedlungsräume in Unken-Reit mit den rund siebzig Gütern bilden ab spätestens 1353[15] die Kreuztracht Unken bzw. die Zechen Boden (heute: Unken), Niederland, Unkenberg und Gföll. Im Jahr 1554 ist die Kirche "am thurm, Überzimmer und Glockhen durch das wild Feuer verprunnen". 1556 wird das Gotteshaus St. Jakob der Kreuztracht Unken auf Befehl des Fürsterzbischof Michael von Kuenburg zur Vikariatskirche erhoben[16], der zwei Chorherrn des Sifts St. Zeno zugeordnet sind. Am 5. September 1756 kommt es zu einem verheerenden Brand, welcher von einem Feuer beim benachbarten Mayrwirtshaus ausging und auf die Kirche übergriff.[17] Ab 1812 ist Unken eine selbständige Pfarre der Erzdiözese Salzburg, jedoch weiterhin mit von Augustiner Chorherrn, (Stift 1803 aufgelöst), als Seelsorger betreut.

Neuzeit

16. Jahrhundert

 
Kalchofengut in Unken

Nach einer Abschrift der 1522 der Verkaufsurkunde (Original aus Pergament und gesiegelt in Verlust geraten) vom Reichenhaller Salzherrn Adlolf Schweinböck gelangen durch Verkauf drei Güter in Unken das Oberstallergut (Lutz), das Kalchofengut und das Kreppergut (Schmiedrupp) in das Eigentum der Kirche St. Jakob des Apostels Jakob in Unken. Die Kirche St. Jakob ist Besitzer der drei Höfe, jedoch nicht deren Wiesen, Felder und Wälder. Im Vertrag von Mühldorf vom Oktober 1524 zwischen dem Kardinal Lang und dem Herzog von Bayern werden die verlackten Hoch- und Schwarzwälder im Unkental und in Wälder in Reit namentlich festgehalten.

Wälder im Gemeindegebiet Unken

Im Waldbuch 1529 sind die bayrischen Schwarz- und Hochwälder im Unkental namentlich genannt. Es sind dies die Wälder Großweißbach, Vorder- und Hinterödenbach, Zwickl, Schwarzbergwald, Fußtal, Hochrudersbach, Brunnbach, Schliefbach, Scheibelberg, Martinsbüchl, Finstertbach und Thürnbacheck. 1812, Salzburg ist ein Teil des bayerischen Salzachkreises, sind diese Wälder erstmals in einer Karte des königlichen Landgerichts Lofer festgehalten. Die erste topographische Karte des Landes wird 1805 im kurfürstlichen Mappierzimmer in der Residenzstadt Salzburg erstellt.

17. Jahrhundert

 
Paris-Lodron-Wappenstein, beim 1930 abgetragenen Steinpaß-Tor

Im Dreißigjährigen Krieg sichert der Landesherr Fürsterzbischof Paris Graf Lodron die Grenzen des Benediktinerstifts auch in Unken. Er baut von 1643 bis 1648 beim Kniepass eine Festungsanlage und Jahre zuvor ein Straßentor beim Steinpass. Die Schweden stoßen nicht über München nach Salzburg bzw. nach Unken vor. Am 25. Mai 1632 verstarb in Unken der jesuitische Professor der Theologie und Hexentheoretiker Adam Tanner auf der Flucht vor den Schweden am Weg von Ingolstadt nach Innsbruck.[18]

Die Meislquelle

Die Meislquelle, auch Bischofsquelle am Pfannhausberg oder Pfannhausquelle, wurde 1186 erstmalig in einer Schenkungsurkunde Erzbischofs Adalbert III. an das Stift St. Peter erwähnt, welche 1210 erneut bestätigt wurde.[19] Die Salzquelle geriet offenbar im Verlauf der folgenden Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst im Jahr 1666 wird die Meislquelle durch die beiden Unkener Bauern Thomas Pfannhauser und Johann Möschl nahe dem Stift Petrischen Pfannhausgut (wieder)entdeckt.[20] Beim Nachgraben habe man verschiedenes, altes Holzwerk zwischen Stauden und Steinen gefunden, was auf eine frühere Nutzung der Quelle hinweise. Nach einer Wasserprobenentnahme konnte nach dreistündigem Sieden ein zwölfprozentiger Salzgehalt festgestellt werden (2 Pfund Salz bei 6 Viertel Wasser).[21] Die Salzburger Hofkammer befahl, dass sechs alte Männer über die Entstehung bzw. dem Unterbleiben der bisherigen Nutzung zu befragen seinen. Am 10. Juli 1666 bestätigte Sebastian Heitzmann die einstimmigen Angaben der Männer mit den Worten:

"Die gemein Sag ist schon lang herumgegangen und gar von denen Alten für ain Prophezeyung gehalten worden, wann man zu Reichenhall dem Arbeither zu hart mitfahre, so werde zu Unken ain Salzbrunn aufstehen und auf der Kranwettau dasselbsten ain Salzpfann aufkommen."[22]

Trotz anschließender Freilegung wurde auf eine wirtschaftliche Nutzung der Meislquelle verzichtet. Bis zum Verbot ab dem Jahr 1710 wurde den Unknerischen Untertanen jeweils auf ein Jahr, gegen 6 Gulden Pacht die Bewilligung erteilt, die Meislquelle zum Benetzen der trockenen Futter zu nützen, um dieses für das Vieh genießbarer zu machen.[23] Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden wieder Pläne zur Nutzung der Meislquelle durch den Bau einer Soleleitung zur Bade- und Trink-Cur-Anstalt zu Oberrain durch den Badinhaber Hermann Schmidtmann aufgenommen.[24] Das Vorhaben kommt über die Erstellung eines Projektplans nicht hinaus.

18. Jahrhundert

Um 1740 erhält St. Jakob für die Geistlichen im Kirschgraben ein Priesterhaus und ein Kaplanstöckel (Unken 1, Grießer und Unken 2, Ortner). In nur zwei Jahren nach dem Brand wird im Jahr 1758 das neue Gotteshaus westlich dem erhalten gebliebenen Kirchenturm angefügt. Die Einweihung vollzieht im Jahr 1760 Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach. Mit der barocken Turmhaube, dem neuem Geläut mit den drei Altären und der im Rokokostil angefertigten Verzierungen des Deckengewölbes zählt noch heute dieser Sakralbau zu den schönsten im Land Salzburg.

19. Jahrhundert

Zur Jahrhundertwende wird die Schönheit der Natur entdeckt. In Salzburg durchwandern und beschreiben Persönlichkeit wie Dr. Franz Michael Vierthaler, Friedrich Graf Spaur, Salzburger Domkapitel, Domherr zu Salzburg, das Land. Vierthaler schildert 1816 seinen Aufstieg auf das Sonntagshorn, die prachtvolle Aussicht von dort zum 'Bayerischen Meer'(Chiemsee). Er beschreibt das Almdorf Hochalm mit seinen dreißig Kasern, und nicht das erste Mal den Staubachfall im Heutal. Die Heilkraft des Wassers beim Schütterbad ist bekannt. Die Schwarzbergklamm ist seit 1776 begehbar (siehe unten).

Im zweiten, dritten und fünften der Kolationskriege, in den Franzosenkriegen 1800, 1805 und 1809 finden im Raum Unken schwere Kämpfe statt (siehe Gefecht bei Unken). Friedhof, Steinpass, Melleck und Bodenberg sind die Orte, wo die Schützen aus Unken, Lofer und Tirol gegen die angreifenden Franzosen bzw. Bayern heftigen Widerstand leisten. Trotz der, für die heimischen Verteidiger erfolgreichen Kämpfe, müssen sie in all diesen Jahren die Waffen niederlegen, denn das österreichische Heer unterliegt an anderen Orten stets dem Heer Napoleons.

1803 wird das Erzstift Salzburg das Kurfürstentum Salzburg, 1806 das Herzogtum Salzburg des jungen Kaisertums Österreich. 1810 ist Salzburg ein Teil des Salzachkreises des Königreichs Bayern. Im Pflegegericht Lofer, nun königl. bayr. Landkreis Lofer, wird das Vikariat Unken 1812 eine eigene Pfarre. Für die Seelsorge sorgen weiter die Augustiner Chorherren, wenngleich das Stift St. Zeno seit 1803 aufgelöst ist. 1816 wird Salzburg als Salzburgkreis dem Erzherzogtum Ob der Enns angegliedert. An diese Jahre erinnert die Grabstätte des 1876 in Unken verstorbenen Präsidenten der oberösterreichischen Landesregierung, Philipp Freiherr von Skrbensky im Ortsfriedhof.

 
Philipp Freiherr von Skrbensky

Die Wälder im Unkental und Reit sind nicht mehr in bayerischem Besitz. Nahezu zwei Jahrzehnte wird kein Holz nach Reichenhall getriftet. Bayern will nachhaltig wieder in den Besitz der Wälder gelangen. 1821 wird der Tausch der Zechen Gföll, Unkenberg, Boden und Niederland gegen Gebiete westlich vom Untersberg angestrebt. Letztlich kommt es 1829 zum Abschluss der Salinenkonvention. 18 000 ha Wald im Saalachtal auf k.u.k. österreichischem Gebiet gelangen in das Eigentum des Königreichs Bayern.

Im Revolutionsjahr 1848 wird Salzburg als Herzogtum ein eigenes Kronland. Die Zechen Boden, Niederland, Unkenberg, Gföll und Reit werden zur Ortsgemeinde Unken zusammengefasst, die 1861 die Gemeindeautonomie erhält. Schon zuvor, 1830 bilden Zechen die Katastralgemeinden Unken, Gföll und Reit. Mit dem Staatsgrundgesetz 1867 findet die Verwaltungsreform ihren Abschluss. Verwaltungseinheiten sind: die Ortsteile (früher Zechen), die Katastralgemeinden, die Ortsgemeinde (zum Teil mit Autonomie), der Gerichtsbezirk (Saalfelden), der polit. Bezirk (Zell am See) und das Kronland Salzburg (mit z. T. eigener Gesetzgebung (heute Landtag) und eigener Verwaltung (heute Landesregierung). Das Pflegegericht (Lofer)und die Zechen (s. o.) waren Verwaltungseinheiten des Benediktinerstifts Salzburg und kurzzeitig des Kronlandes Salzburg.

Die Erkundungen des Raum Unken zu Beginn des 19. Jahrhunderts machen Unken bekannt. Ansichten als Kupfer- und Steindrucke von der Schwarzbergklamm, von Melleck, vom der Post, vom Dorf zwei verschiedene, von Bad Oberrain und kleine Broschüren laden zur Erholung und zu Wanderungen in Unken ein.

In den 1870er-Jahren wird von der Gemeinde ein eigenes Schulhaus mit vier Klassen auf dem Standort von heute gebaut. (Reichsvolksschulgesetz 1869)

Die Postverbindung nach Unken sind gut in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert. Zweimal am Tag von Reichenhall (zwei Stunden), dreimal von Lofer (eine Stunde) und einmal von Saalfelden (drei Stunden). Nach dem Bau der Giselabahn von Bischofshofen nach Wörgl und der Linie Salzburg Reichenhall in den 1870er Jahren ist Unken über Saalfelden und Reichenhall am mitteleuropäischen Eisenbahnnetz gelegen! Das Eisenbahnvorhaben Ende der 1890er Jahre Salzburg - Unken - Lofer - Saalfelden bzw. Lofer - St. Johann i. Tirol wird ab 1914 nicht mehr weiter verfolgt.

Im Gästebuch vom Gasthof Post sind eingetragen: König Maximilian von Bayern (1858), Oberstleutnant Graf Papenheim, Hofprediger Stöcker aus Berlin, weiters Gäste aus Leipzig und Dresden. In den zwei Jahrhunderten zuvor besucht vornehmlich die Landbevölkerung des Mitterpinzgaus das Schütterbad.

Bad Unken

Hauptartikel Bad Unken

Am 27. Juli 1894 wird mittels Verordnung der k. k. Landesregierung Salzburg für den heilklimatischen Curort Unken erstmals eine Kurordnung genehmigt.[25] Bäder werden verabreicht im Schütterbad (seit dem 17. Jahrhundert), auf Oberrain[26] (seit dem 18. Jahrhundert) und beim Gasthof Post (ab 1870)[27]. Vier Gasthäuser, das Gast- und Badhaus Oberrain (siehe auch Schloss Oberrain), das Gasthaus "Zum weißen Lamm" (Kramerwirt), der Gasthof Post, und das Schütterbad bieten preiswerte Zimmer mit gesamt über 100 Fremdenbetten an. Nikolaus Rainer und die Familie Mayrgwendtner sind die "Investoren". Bei der Löwenquelle ladet seit 1844 ein "Pavillon" zum Verweilen ein. Westlich von Oberrain bietet eine Kastanienpromenade[28] Schatten, gleich wie ein Baumbestand im Gastgarten des Gasthofs Post. Ein Spazierweg an des Saalach, der Josephieweg mit Ruhenbänken ermöglicht unmittelbares Naturerlebnis. In der Fellner Au wird ein Lawn-Tennisplatz (Rasentennis) angelegt. Mit Fuhrwerken ist die Schwarzenbergklamm (seit 1836 ? begehbar) und mit Trägern zu günstigem Tarif sind die Hochalm und das Sonntagshorn erreichbar.

Der Regenschirm der Kaiserin

Im März 1848 flieht ein Teil der kaiserlichen Familie zum Hof nach Innsbruck. Bei der frühen Rückfahrt im Mai d. J. beginnt es in Unken, nahe Salzburg, zu regnen. Maria Anna Caroline von Sardinien - Piemont, die Gemahlin Kaisers Ferdinand (Onkel Franz Joseph I.), erbittet sich beim Gasthof Post einen Regenschirm. Gleich nach ihrer Ankunft in Wien geht von dort eine Eilpost nach Unken. Ein rubinroter Glaspokal steht heute wohl verwahrt im Safe des Familien Erlebnis Hotel Post.

20. Jahrhundert

Unken verliert 1907 das Prädikat Heilklimatischer Curort (siehe Bad Unken). In den Jahren von 1898 bis 1914 bestimmt ein Eisenbahnvorhaben den Raum. Von Salzburg über Unken und Lofer soll eine Linie nach Saalfelden und eine nach St. Johann in Tirol gebaut werden. Nach dem Ersten Weltkrieg wird das Vorhaben nicht mehr verfolgt.

In Unken kehren vom Ersten Weltkrieg sechzig Soldaten nicht mehr heim.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Schlimm sind die folgende Jahrzehnte. Viele Bauern, vor allem in Gföll, sind vor dem "Aufhausen" (Konkurs). Unken wird von der Propaganda der Nationalsozialisten, vor allem aus Bayern, bedrängt. Jenseits der Grenze von Melleck schallen aus Lautsprechern Hitlerparolen und Marschmusik. Viele, auch Frauen, sind als "Illegale" aktiv. Familien sind gespalten in Schwarz und Braun wie die des Verfassers. Bei der Volksabstimmung im April 1938 stimmen 99.9 % für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Adolf Hitler wird Ehrenbürger von Unken (beschlossen bereits im Frühjahr 1933).

Im Zweiten Weltkrieg kämpfen nahezu vierhundert Männer aus Unken in den Ländern vom Nordkap bis zur Mittelmeerküste Afrikas, von Brest in der Bretagne bis Stalingrad an der Wolga. Nahe Hundert kehren von dort nicht mehr heim. Ein Heldenhain, schon 1943 im Dorf angelegt, erinnert an die Gefallenen. In der Friedhofskapelle sind auf fünf Marmortafeln alle Namen bzw. die Länder der gefallenen Helden beider Weltkriege festgehalten.

 
Symbol der Rainbow Division am Rossbühel nahe der Lamprechtshöhle

In der ersten Maiwoche 1945 endet in Unken der Zweite Weltkrieg. Am 4. Mai kapituliert die Heeresgruppe Süd, unter Feldmarschall A. Kesselring im Saalachtal. Noch schießt die SS von Unken, vom Lukaswirt, mehr als zehn Granaten Richtung Bad Reichenhall, davon schlägt eine in der Küche vom Schneizlreutherwirt ein. In einem Schrank können noch heute Spuren gesehen werden. In Baumgarten, westlich von Bad Reichenhall, stellen die Amerikaner Geschütze auf und schießen gegen Fronau, Jettenberg und Schneizlreuth. Am 5. Mai kommt es dort zu Gefechten zwischen der Wehrmacht bzw. der SS und Franzosen (!) bzw. Amerikanern. Drei deutsche Soldaten finden im Schneizlreuther Friedhof ihre letzte Ruhe. Die gefallenen Franzosen werden später exhumiert und in ihrer Heimat bestattet. Am 5. Mai verliert auch der Bürgermeister von Schneizlreuth sein Leben. Ein Sprengtrichter am Bodenbichl behindert das Vordringen der 101. Fallschirmdivision von Inzell kommend, in das Saalachtal. Am 6. (oder 7.) Mai fahren hunderte US-Trucks Richtung Unken. Achtzig oder mehr parken im mit Getreide bestelltem Eggerfeld in Nachbarschaft zum Friedhof. Im Juni wird die 101. Fallschirmdivision von der Regenbogendivision (Rainbow Division) abgelöst. Ihr beim Rossbühl auf Fels gemalte Divisionszeichen, der rot - gelb – blaue Regenbogen, wird vom Museumsverein Festung Kniepass - Unken als geschichtliches Mal betreut.

Am 8. Mai 1945, 22:00 Uhr, unterzeichnet in Berlin-Karlshorst die Oberste Heeresleitung der Deutschen Wehrmacht bedingungslos die Kapitulation.

Quelle

  1. Helmut Adler/ Manfred Menke, Das Abri von Unken an der Saalach. ein spätpaläolithischer Fundplatz der Alpenregion, Wiesbaden 1978, 8.
  2. Manuel Windisch, Die Steingeräte aus der Halbhöhle von Oberrain in Unken, Bachelorarbeit, Innsbruck 2014, 5.
  3. Roland Floimair / Heinz Dopsch, Daten + Fakten Bundesland Salzburg, Salzburg 1990, 27.
  4. Helmut Adler, Die Urgeschichtlichen Funde im Unteren Saalachtal, Chronikbeitrag, Dorfarchiv Unken, Hängeregister Nr. 3
  5. Ludwig Hohenwarter, Bei uns in Unken. Vergangenes und Gegenwärtiges aus einem Dorf inner Gebirg, Unken 2000, 32ff.
  6. Stefan Ecker, Chronik des Marktes und Gerichtsbezirkes Lofer, Lofer 1900, 16.
  7. Willibald Hauthaler, Salzburger Urkundenbuch. I. Band: Traditionscodices, Salzburg 1910, 177-178.
  8. St. Peter, Archiv der Erzabtei St. Peter, Archiv der Erzabtei (1005-1981) Urk. Nr. 27 - 1186, in: monasterium.net, URL www.monasterium.net, zuletzt abgerufen am 12.02.2022
  9. Reichersberg, Stiftsarchiv Urkunden (1137-1857) 1137, in: monasterium.net, URL www.monasterium.net, zuletzt abgerufen am 12.02.2022 (deutsch).
  10. Kurt Klein, Historisches Ortslexikon, Statistische Dokumentationzur Bevölkerungs-und Siedlungsgeschichte Salzburg, Wien 2016, ÖAW online unter www.oeaw.ac.at, pdf, Seite 125.
  11. Friederike Zaisberger, Geschichte Salzburgs, Wien 1998, 144.
  12. N.N., die ersten hundert Erbhöfe im Lande Salzburg, in: Salzburger Chronik für Stadt und Land 109, 11.05.1935, 5.
  13. Herbert Klein, Die bäuerlichen Eigenleute des Fürsterzbistums Salzburg im späteren Mittelalter, in: MGSLK 73, 1933, 109ff
  14. Friederike Zaisberger, Der Kniepass, in: Knieppass-Schriften 1, 1974, 1
  15. Josef Dürlinger, Von Pinzgau: geschichtliche Übersichten, Orte- und Kirchenmatrikel ; mit chronologischer Tabelle, Salzburg 1866, 93.
  16. Josef Dürlinger, Von Pinzgau: geschichtliche Übersichten, Orte- und Kirchenmatrikel ; mit chronologischer Tabelle, Salzburg 1866, 128.
  17. Pfarre Unken, Pfarrkirche Unken, online unter www.pfarrverband-saalachtal.at, zuletzt abgerufen am 12.02.2022 (deutsch).
  18. Abraham a Sancta Clara, Judas Der Ertz-Schelm, Salzburg 1695, 312.
  19. Josef Dürlinger, Von Pinzgau: geschichtliche Übersichten, Orte- und Kirchenmatrikel ; mit chronologischer Tabelle, Salzburg 1866, 202.
  20. Lorenz Hübner, Beschreibung des Erzstiftes und Reichsfürstenthums Salzburg in Hinsicht auf Topographie und Statistik: Das Salzburgische Gebirgland : Pangau, Lungau und Pinzgau, Salzburg 1796, 645.
  21. Ebd.
  22. Dürlinger, Pinzgau, 202.
  23. Hübner, Beschreibung des Erzstiftes, 646.
  24. Joseph Ottokar Freiherr von Buschman, Das "Industrie-Salz", Wien 1892, 224.
  25. Gesetze und Verordnungen für das Herzogthum Salzburg, Jahrgang 1894, Stück 21, 27.07.1894 unter ANNO, zuletzt abgerufen am: 06.05.2022 (deutsch).
  26. N.N., Bade- und Trink-Cur-Anstalt zu Oberrain, in: Salzburger Volksblatt: unabhängige Tageszeitung für Stadt und Land Salzburg, 13.07.1878, 5.
  27. Josef Mayrgschwendtner, Gasthaus zur Post in Unken, in Salzburger Zeitung, 1870, 23.07.1870, 4, online unter ANNO, zuletzt abgerufen am: 06.05.2022 (deutsch).
  28. noch heute sind Teile des Baumbestandes von damals erhalten, gleich wie Spazierwege