Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg
Die Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Bayern und im Land Salzburg. Sie ist eine internationale Verkehrsachse und führt von Rosenheim über Traunstein und Freilassing nach Salzburg.
Geschichte
Bayerische Maximiliansbahn
Erste Planungen für eine Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg gab es bereits im September 1828. Friedrich List, einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftstheoretiker des 19. Jahrhunderts, schlug als Hauptlinien des bayerischen Eisenbahnnetzes eine Bahnstrecke von Bamberg über Nürnberg, Augsburg und Memmingen nach Lindau an den Bodensee, eine weitere von Kitzingen über Nürnberg und Augsburg nach München und eine dritte von Günzburg über Augsburg und München weiter in Richtung Österreich vor. Hofbankier Simon Freiherr von Eichthal forderte 1835 ebenfalls eine Bahnstrecke von München nach Salzburg. Am 5. Jänner 1836 begannen Voruntersuchungen zum Bau dieser Strecke. Ein Bote der bayerischen Regierung berichtete am 7. April 1836 der österreichischen Regierung über den geplanten Bau der Bahnstrecke. Da man aber das nötige Geld nicht aufbringen konnte, stellte man die Planungen 1838 ein.
1838 begannen dann Verhandlungen mit Österreich. Es war geplant von Salzburg einen Anschluss an die geplante Bahnverbindung von Wien nach Triest im Küstenland zu bauen. Österreich hatte an diesem Projekt aber wenig Interesse und daher geschah in den folgenden Jahren wenig. In Bayern war währenddessen eine große Wirtschaftskrise ausgebrochen und König Ludwig I. sagte am 6. Jänner 1842, dass vor der Fertigstellung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn kein Bahnbau in Richtung Österreich möglich ist. Am 25. August 1843 konnte schließlich doch ein Antrag auf eine West-Ost-Bahn gestellt werden. Weitere Verhandlungen mit Österreich wurden am 22. Oktober 1844 von Ludwig I. genehmigt. Friedrich August von Pauli, der Vorstand der königlichen Eisenbahnbaukommission, reiste nach Wien um dort weitere Verhandlungen zu führen. Österreich hatte nur beschränkte Mittel für den Bahnbau. Am 10. September 1848 stellte Joseph Anton Ritter von Maffei einen Antrag, dass die Planung, der Bau und der Betrieb von einer privaten Gesellschaft durchgeführt werden sollte, von Maffei musste daraufhin einen Plan vorlegen. Im Frühjahr 1849 wurde folgende Verbindung ermittelt: München–Glonn–Bad Aibling–Rosenheim–Prien am Chiemsee–Bernau am Chiemsee–Bergen–Freilassing–Salzburg.
"München-Rosenheim-Salzburger-Eisenbahn-Verein"
Im August 1849 wurde der Plan zur Gründung des "München-Rosenheim-Salzburger-Eisenbahn-Verein" vorgelegt. Die Gesamtkosten sollten elf Millionen Gulden betragen. Die Kosten sollten durch 60 000 Vereinsmitglieder finanziert werden. Der Verein wurde am 9. März 1850 genehmigt. Den Streckenverlauf sollten aber die Behörden planen, damit es keinen Streit um den Trassenverlauf gibt. Am 21. Juni 1851 schlossen das Königreich Bayern und das Kaisertum Österreich einen Staatsvertrag. Dieser verpflichtete Bayern, die Bahnstrecke München–Rosenheim–Kufstein/Salzburg bis zum 1. März 1858 fertigzustellen, Österreich wurde im Gegenzug verpflichtet, eine Bahnstrecke von Kufstein nach Innsbruck bis zum 1. März 1856 und eine Verbindungsstrecke von Salzburg an die Hauptbahn Wien–Triest (Salzburg–Bruck an der Mur) bis zum 1. März 1858 zu bauen.
Da die Kosten der Bahnlinie Anfang 1852 immer weiter stiegen, musste die Regierung nun einen Teil der Kosten übernehmen. Am Anfang des Jahres 1852 wurde es fraglich, ob der Verein das im Vertrag festgelegte Eröffnungsdatum überhaupt einhalten konnte. Deshalb forderte Staatsminister Ludwig Freiherr von der Pfordten ein Gesetz, dass die Bahnlinie weiter auf Staatskosten gebaut und Staatsbahn werden sollte. Am 7. Mai 1852 wurde schließlich beschlossen, auf Staatskosten weiterzubauen. Im Mai 1854 verkündete die Regierung von Österreich, dass sie den im Vertrag festgelegten Eröffnungstermin wegen Terrainschwierigkeiten auf der Bahnstrecke Salzburg–Bruck nicht einhalten könne. Bayern stellte daraufhin alle Bauarbeiten ein.
Im Jahr 1854 befand sich Österreich in einer Wirtschaftskrise, und weitere Verhandlungen für einen neuen Vertrag waren deshalb schwierig. Das Geld für den Bau der Bahnstrecke wurde währenddessen für andere Zwecke verwendet. Erst am 21. April 1856 konnte ein neuer Vertrag abgeschlossen werden. Die Bauzeit für die Bahnstrecke Salzburg–Bruck an der Mur wurde um fünf Jahre verlängert. Es wurde nun mit Baukosten der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg von 9.412.985 Gulden gerechnet.
Bau der Strecke
Am 1. September 1851 begannen die Bauarbeiten an der Großhessloher Brücke bei München. Währenddessen wurden auf den anderen Streckenabschnitten die nötigen Grundstücke erworben. 1852 erfolgte die Übernahme der Bauarbeiten von der Königlichen Eisenbahnbaukommission. Die Bahnlinie bestand insgesamt aus 26 Baulosen. Am 31. Oktober 1856 wurde die Bahnstrecke Großhesselohe–Rosenheim eröffnet, am 5. August 1858 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke Rosenheim–Kufstein, am 7. Mai 1860 Rosenheim–Traunstein (53,3 km) und am 1. August 1860 Traunstein–Grenze bei Salzburg (29,5 km).
Eröffnung
Am 26. April 1860 wurde auf dem Abschnitt Rosenheim–Traunstein zum ersten Mal probegefahren. Am 7. Mai 1860 wurde dieser Abschnitt dann in Betrieb genommen. Zwischen Traunstein und Salzburg fand die Probefahrt am 16. Juli 1860 statt, die Eröffnung am 1. August 1860. Am 12. August 1860 wurde die gesamte Bahnstrecke unter Anwesenheit von dem König Maximilian II. von Bayern und dem Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet. Die Feierlichkeiten dauerten drei Tage an. Der Salzburg Hauptbahnhof als Grenzbahnhof der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn und der Bayerischen Maximiliansbahn wurde ebenfalls am 12. August 1860 eröffnet.
Weitere Verkehrsentwicklung
1866 entstand von Freilassing aus eine Lokalbahn in Richtung Bad Reichenhall, auf der heute die S-Bahn S4 verkehrt. Am 1. Juni 1871 wurde die Bahnstrecke München–Mühldorf am Inn–Braunau am Inn-Linz in Betrieb genommen.
Die Bahnlinie München-Salzburg wurde 1890 schon von 26 Zugpaaren, davon von sechs Schnellzugpaaren, bedient.
Am 29. Dezember 1891 wurde ein Gesetz beschlossen, dass den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecken München–Grafing–Rosenheim–Landesgrenze bei Freilassing und Rosenheim–Landesgrenze bei Kufstein festlegte. Die Bahnstrecke Rosenheim–Freilassing bestand aus neun Baulosen. 1893 begannen die Bauarbeiten zwischen Rosenheim und Stephanskirchen, 1894 wurde auf der gesamten Strecke gebaut.
Das zweite Streckengleis ging zwischen Rosenheim und Endorf am 1. August 1894 in Betrieb. Der zweigleisige Betrieb wurde zwischen Endorf und Prien zum Jahreswechsel zwischen den Jahren 1894 und 1895 in Betrieb genommen. Am 1. Oktober 1895 folgte die Inbetriebnahme des zweiten Streckengleises zwischen Prien und Traunstein, am 29. November zwischen Traunstein und Freilassing. Erst 1899, wegen schwierigen Verhältnissen bei Salzburg, konnte das zweite Streckengleis zwischen Freilassing und Salzburg in Betrieb genommen werden.
Die Streckenhöchstgeschwindigkeiten lagen im Durchschnitt bei 90 km/h. In der Folgezeit konnte die Anzahl der Züge durch den zweigleisigen Ausbau weiter erhöht werden, sodass die Strecke 1900 schon von 38 Zügen pro Richtung bedient wurde. Seit 1897 verkehrte der Orient-Express über die Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg, nachdem dieser zuvor über Mühldorf und Simbach fuhr.
Erster Weltkrieg und Elektrifizierung
Im Ersten Weltkrieg wurde der planmäßige Personenverkehr stark eingeschränkt, sodass seit Beginn des Ersten Weltkrieges nur noch vier Personenzugpaare pro Richtung verkehrten. Die Strecke stellte jedoch für das Militär eine wichtige Verbindung nach Österreich und in Richtung Balkan dar, sodass die Bahnstrecke eine Magistrale im Militärverkehr darstellte.

1921 begannen die Planungen für die Elektrifizierung der Bahnlinien Holzkirchen–Rosenheim, Rosenheim–Kufstein und Rosenheim–Freilassing. Als die Planungen 1923 abgeschlossen waren, hatte die Deutsche Reichsbahn aber keine finanziellen Mittel zur Realisierung der Elektrifizierung. Als 1924 die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft gegründet wurde, stand die Elektrifizierung der Hauptbahnen im Vordergrund. Deshalb wurde nun die Elektrifizierung der Bahnstrecken München–Grafing–Rosenheim, Rosenheim–Kufstein und Rosenheim–Salzburg geplant. Am 12. April 1927 wurde die Elektrifizierung zwischen München und Rosenheim, am 15. Juli 1927 zwischen Rosenheim und Kufstein fertiggestellt. Erst im August 1927 wurden die Elektrifizierungsarbeiten zwischen Rosenheim und Freilassing aufgenommen. Am 21. März 1928 wurde die Oberleitung zwischen Rosenheim und Traunstein in Betrieb genommen. Am 19. April 1928 wurde die Oberleitung auf dem Abschnitt Traunstein–Freilassing eröffnet.
Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Zugverkehr wieder stark eingeschränkt, die Bahnstrecke wurde hauptsächlich von Militärzügen genutzt. Zwischen dem 16. Oktober 1944 und dem 1. Mai 1945 wurde die Stadt Salzburg Ziel zahlreicher Bombenangriffe. Dabei wurde auch der Salzburg Hauptbahnhof zerstört. Auf der Saalachbrücke wurde am 4. Mai 1945 die kampflose Übergabe der Stadt Salzburg verhandelt. Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 war die Strecke größtenteils nur eingleisig befahrbar. Im Bahnhof Rosenheim, auf dem Abschnitt Übersee–Traunstein–Lauter, im Bahnhof Teisendorf, im Bahnhof Freilassing und auf dem Abschnitt Freilassing–Salzburg war nur ein eingleisiger Betrieb möglich. Am 18. Mai 1945 konnten die ersten Züge für die US-Armee wieder fahren, die Strecke wurde eine wichtige Militärverbindung. Bis 1949 war die Strecke aber nur mit 85 km/h Höchstgeschwindigkeit befahrbar.
Streckenausbau zwischen Freilassing und Salzburg

Zwischen Salzburg Hauptbahnhof und dem Grenzfluss Saalach erfolgten von 2005 bis 2013 umfangreiche Ausbauarbeiten. Die Eisenbahnbrücke über die Salzach wurde neu und mit drei Gleisen errichtet. Die beiden Bestandsgleise erhielten eine neue Gleislage und wurden um ein parallel verlaufendes drittes Gleis ergänzt, das die für den S-Bahn-Taktverkehr nötige Kapazität gewährleisten soll. Als erste der vier neuen S-Bahn-Haltestellen in diesem Abschnitt wurde Salzburg Taxham Europark im Juni 2006 eröffnet. Die S-Bahn-Haltestellen Mülln-Altstadt und Aiglhof gingen mit Dezember 2009 in Betrieb. Die S-Bahn-Haltestelle Liefering ging mit Dezember 2013 in den regulären Betrieb über.
Die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium unterzeichneten im Februar 2013 eine Finanzierungsvereinbarung über den anschließenden dreigleisigen Ausbau der Strecke von der österreichisch/deutschen Grenze bis nach Freilassing, mit der zu errichtenden zweiten Saalachbrücke als größtem Einzelbauwerk. Für diesen Bauabschnitt waren 50 Millionen Euro, davon 8,5 Millionen EU-Fördermittel vorgesehen.
Mit Fahrplanwechsel per Dezember 2017 wurde das grenzüberschreitende 6,6 Kilometer lange Dritte Gleis durchgehend in Betrieb genommen. Auf deutscher Seite wurde von 2012 bis 2017 gebaut. Die DB Netz AG hat im Verlauf des 1,6 Kilometer langen Streckenabschnitts von der österreichisch/deutschen Grenze bis nach Freilassing vier Brücken und im Bahnhof Freilassing einen neuen Bahnsteig für den S-Bahn-Betrieb errichtet. Die Projektkosten drittes Gleis Freilassing – Staatsgrenze DE/AT (Salzburg) betrugen rund 60 Millionen Euro.
Der von der ÖBB Infra AG errichtete Streckenabschnitt beträgt rund fünf Kilometer. In den Jahren 2005 bis 2013 wurde das dritte Gleis in Österreich bis zur geplanten Verbindungsstelle an der mit Deutschland zu errichtenden zweiten Saalachbrücke fertiggestellt. Während der Bauzeit wurden im österreichischen Streckenabschnitt vier neue S-Bahn-Stationen errichtet, die in den Jahren 2006, 2009 und 2013 in Betrieb genommen wurden. Die Baukosten inklusive des Lückenschlusses mit der Neubaustrecke auf österreichischer Seite betrugen 180 Millionen Euro.
Sonstiges
Heute beträgt die Länge der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg 88,6 km.
Im Stadtgebiet von Salzburg zweigt von dieser Strecke die Stieglbahn ab.
An der Grenze Liefering-Kleßheim befindet sich der Container-Terminal Salzburg.
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Bayerische Maximiliansbahn"
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg"