Luisa Antonieta Habsburg-Lothringen
Luisa Antonieta Habsburg-Lothringen (* 2. September 1870 in der Stadt Salzburg[1]; † 23. März 1947[2] in Brüssel, Belgien) war ein Mitglied der Familie Habsburg-Lothringen.
Eltern
Sie war eine Tochter von Ferdinand IV. von Toskana (* 10. Juni 1835 † 17. Jänner 1908), der in der Altstadt von Salzburg im Toskanatrakt wohnte, und dessen zweiter Ehefrau Alicia von Bourbon-Parma (* 27. Dezember 1849; † 16. Jänner 1935).
Leben
Ihre Taufnamen waren Ludovica Antonia Maria Theresia Josephina Johanna Leopolda Caroline Ferdinanda Alix Erentrudis Stephania.
Louise war eine unkonventionelle und lebenslustige, aber auch selbstverliebte und egozentrische Persönlichkeit, modesüchtig und leicht überspannt. Sie heiratete am 21. November 1891 in Wien Friedrich August III., König von Sachsen. Aber mit der Zeit konnte sie das spartanisch-einfache und konservative Hofleben in Dresden unter ihrem Schwiegervater König Georg von Sachsen nicht mehr ertragen.
Louise und ihr Mann hatten sechs Kinder. Anfang des Jahres 1902 kam ein Sprachlehrer, der Belgier André Giron, zur Ausbildung der ältesten beiden Söhne. Er, elegant, geistvoll und liebenswürdig - sie einsam, schloss sich immer mehr Giron an. Bis die Oberhofmeisterin Freifrau von Frick, als Spitzel angesetzt, es zu einem Skandal kommen ließ. Giron wurde am 2. Dezember 1902 entlassen. Wenige Tage später floh Luisa zu ihren Eltern nach Salzburg, wo ihr allerdings ein kühler Empfang bereitet wurde. Mit Hilfe ihres Bruders Leopold Ferdinand floh sie dann am 11. Dezember aus der Residenz. Am Domplatz wartete ein geschlossener Wagen, der beide nach Hallein brachte, wo sie sich im Wartesaal 3. Klasse versteckten. Mit dem Zug fuhren sie nach Zürich, Schweiz, wo sich Luisa mit Giron traf. Aber diese Liaison hielt nicht lange.
Die Ehe mit dem Kronprinzen wurde am 11. März 1903 getrennt. Am 5. Mai 1903 gebar sie noch ein Töchterchen Anna, das vom sächsischen Hof zurückgefordert und anerkannt wurde. Luisa schadete durch ihren Aufsehen erregenden Schritt nicht nur dem Ansehen des sächsischen Königshauses, sondern dem Ansehen aller Monarchien; sie zeigte, welche sittliche Haltlosigkeit in diesen allerhöchsten Kreisen möglich war, und wurde damit zu einer Schrittmacherin der Revolution. Der Skandal um die Kronprinzessin war eine so große Sensation, dass Karl Valentin, der unvergessliche Münchner Komiker, ein Erfolgscouplet "Luise und Giron" zum besten gab.
Von ihrem Schwiegervater, König Georg von Sachsen, erhielt Luisa am 13. Juli 1903 den Titel und die Apanage einer Gräfin von Montignoso. Kaiser Franz Joseph I. suspendierte Luisa von allen ihren Rechten als Erzherzogin. Nach dem Tode ihres gefürchteten Schwiegervaters im Oktober 1904 kam Luisa noch einmal nach Dresden, um sich mit ihrem Mann, der jetzt König war, auszusöhnen. Aber der Zutritt zum königlichen Schloss wurde ihr verwehrt. Nicht einmal ihre Kinder durfte sie sehen.
Louise ging wieder in die Heimat ihrer Eltern, in die Toskana nach Florenz, wo sie Gesangsstunden nahm. Am 25. September 1907 heiratete sie in London ihren Gesanglehrer, den um 12 Jahre jüngeren Serenadenkomponisten und Pianisten Enrico Toselli (* 1883; † 1926) und hatte mit ihm den Sohn Karl Emanuel (* 1912; † 1969), der später Gesangslehrer wurde. Doch die Ehe hielt nur bis 1912. Nach ihrer Scheidung nahm sie 1918 den Titel einer Comtesse d'Ysette an.
Die zeitlebens in Illusionen, Emotionen und Liebesaffären verstrickte ehemalige sächsische Kronprinzessin starb verarmt, vergessen und völlig heruntergekommen am 23. März 1947 in einem drittklassigen Hotel in Brüssel, Belgien. Zuletzt musste sie ihr Brot als Haushilfe verdienen.
Sie wurde 1953 im Urnengrab in der Gruft des Fürstlichen Hauses Hohenzollern-Sigmaringen in Sigmaringen-Hedingen beigesetzt.
Kinder
Louise war Mutter von acht Kindern.
Name | Geburtsdatum | Geburtsort | Todesdatum | Sterbeort |
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Georg Ferdinand | 15. Jänner 1893 | Dresden, Deutschland | 14. Mai 1943 | Groß Glienicke, Deutschland |
Friedrich Christian | 31. Dezember 1893 | Dresden | 9. August 1968 | Samedan, Schweiz |
Ernst Heinrich | 9. Dezember 1896 | Dresden | 14. Juni 1971 | Neckarhausen, Deutschland |
Maria Alix Carola | 22. August 1898 | Wachwitz bei Dresden | 22. August 1898 | Wachwitz bei Dresden |
Margarethe Carola Wilhelmine | 24. Jänner 1900 | Dresden | 16. Oktober 1962 | Freiburg, Deutschland |
Maria Alix Luitpolda | 27. September 1901 | Dresden | 11. Dezember 1990 | Hechingen, Deutschland |
Anna Monika Pia | 5. Mai 1903 | Lindau, Deutschland | 8. Februar 1976 | München, Deutschland |
Carlo Emmanuele Filiberto | 7. Mai 1908 | Florenz, Italien | 24. Juli 1969 | Florenz, Italien |
Geschwister
Louise hatte neun leibliche Geschwister und eine Halbschwester Maria Antonia, aus der ersten Ehe ihres Vaters mit Maria Anna von Sachsen (* 4. Jänner 1835; † 10. Februar 1859).
Name | Geburtsdatum | Geburtsort | Todesdatum | Sterbeort | |
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Maria Antonia | 10. Jänner 1858 | Florenz, Großherzogtum Toskana | 13. April 1883 | Cannes, Frankreich | |
Leopold Ferdinand | 2. Dezember 1868 | Salzburg[4] | 4. Juli 1935 | Berlin, Deutschland | |
Joseph Ferdinand | 24. Mai 1872 | Salzburg[5] | 25. August 1942 | Wien | |
Peter Ferdinand | 12. Mai 1874 | Salzburg[6] | 8. November 1948 | St. Gilgen | |
Heinrich Ferdinand | 13. Februar 1878 | Salzburg[7] | 21. Mai 1969 | Salzburg | |
Anna Maria | 17. Oktober 1879 | Lindau, Bayern[8] | 30. Mai 1961 | Baden-Baden, Deutschland | |
Margarethe | 13. Oktober 1881 | Salzburg[9] | 30. April 1965 | Schwertberg, OÖ. | |
Germana | 11. November 1884 | Salzburg[10] | 3. September 1955 | Schwertberg, OÖ. | |
Robert Ferdinand Salvator | 15. Oktober 1885 | Salzburg[11] | 2. August 1895 | Lindau, Bayern | |
Agnes | 26. März 1891 | Salzburg[12] | 4. Oktober 1945 | Schwertberg, OÖ. |
Literatur
- Bestenreiner, Erika: Luise von Toscana, München, 2003
- Hamann, Brigitte: Die Habsburger, Wien, 1988, Seite 270
Quellen
- www.adel-genealogie.de
- Salzburger Miniaturen 2, Karl Heinz Ritschel, 2001, Otto Müller Verlag, ISBN 3-7013-1037-8
- Quelle zu den Geburts- und Sterbedaten der Kinder
- Meldung zur Geburt der Erzherzogin, in der Wiener Zeitung vom 04.09. 1870
- Meldung zur Taufe der Erzherzogin, in der Wiener Zeitung vom 07.09. 1870
Einzelnachweise
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XIV, S. 82.
- ↑ Bestenreiner Erika, Luise von Toscana, Seite 264
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_III.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XIV, S. 15.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XIV, S. 140.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XIV, S. 201.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XIV, S. 378.
- ↑ Taufbuch der Pfarre Lindau, Band VIII, S. 199.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XV, S. 56.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XV, S. 169.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XV, S. 226.
- ↑ Taufbuch der Dompfarre Salzburg, Band XV, S. 468.