Geschichte der Gemeinde Leogang

Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Gemeinde Leogang im Pinzgau.

Einleitung

Die erste urkundliche Erwähnung von Leogang findet sich im 15. Jahrhundert. Ebenfalls genannt wird das Heilbad Gastein. Im Urbar des Salzburger Landesarchivs wird um 1310 geschrieben:

Ain Pathhaus sambt darzue gehörigen Garten und ain Angerl in Weiszbach in der Leogang.

Ab dem 16. Jahrhundert wird Leogang zunehmend als Badekurort bevorzugt. Unter anderem verbrachte auch Fürsterzbischof Michael von Kuenburg 1559 einige Zeit nach einer Krankheit in Bad Leogang.

Ein historischer Überblick

10. Jahrhundert

930: Leogang wird als "Liuganga" erstmals in einer Urkunde erwähnt und bedeutet norisch-keltisch "Wasserlauf".

13. Jahrhundert

1248: "Leugange" wird als Ortsname genannt.

14. Jahrhundert

1323: Die Leoganger Kirche wird erstmals urkundlich erwähnt, als Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz der Kirche einen Ablassbrief verleiht. Die Kirche wird von einem Priester aus Saalfelden mitbetreut.

15. Jahrhundert

1434: Fürsterzbischof Johann II. von Reisberg gibt das Bergwerk in der "Lewgang" dem Hans Schmelzer und Niclas Stockhammer für sechs Jahre abgabenfrei zur Bearbeitung.
1490: Eine gotische Kirche wird von Reichenhaller Stadtbaumeister Johann Sleicher gebaut, deren Kirchturm in die 1745 errichtete barocke Kirche übernommen wurde und der auch heute noch steht.

16. Jahrhundert

1534: Bischof Berthold Pürstinger von Chiemsee, zu dem die Pfarre Saalfelden gehörte, richtet in Leogang ein eigenes Vikariat mit einem ständigen Priester ein.
1562: Der Ortsname "Leogang" ist bereits üblich, mundartlich "Loigam".
1587: In Hütten wird ein Schmelzwerk für den Bergbau im Schwarzleotal errichtet.
1593 60 Bergknappen erzeugen 7 125 Pfund Blei, 2 400 Pfund Kupfer und Silber, das von so guter Qualität war, dass in Salzburg die berühmten "Salzburger Silbertaler" daraus geprägt werden.

17. Jahrhundert

1691: Das Berg- und Hüttenwerk wird an Salzburger und Saalfeldner Bürger zu Erbrecht verliehen.

18. Jahrhundert

1717: Der Gewerke Johann Silvester Prugger von Pruggheim übernimmt erfolgreich das Bergwerk.
1732: Durch die Protestantenvertreibung mussten ca. 287 Leoganger die Heimat verlassen und hauptsächlich nach Ostpreußen auswandern. Das sind etwa 20% der Ortsbevölkerung. Die Zahl der verlassenen Bauernhöfe ist ungewiss, aber sicher ist, dass 25 Bauerngüter bis zum Emigrationstermin nicht verkauft werden konnten.
1740: Eine einklassige Pfarrschule wird erwähnt mit dem Mesner als Lehrer.
1745: Bau der barocken Pfarrkirche in nur zehn Monaten durch Baumeister Jakob Singer.
1761: Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach erwirbt das Berg- und Hüttenwerk und forciert den Kobaltabbau.
1777: Nach dem Hieronymus-Kataster gab es in Leogang 131 Bauerngüter mit 32 verschiedenen Lehensherren.
1781: Der erste Lehrer ist in der Pfarrschule tätig mit 90 Wochenschülern und 60 Sonntagsschülern (14 bis 16 Jahre).
1795: Der erste Gemeinde-Bader (Vorläufer des Gemeindearztes) Josef Narholz wird erwähnt, 1870 bezeichnet sich Anton Narholz als "Medizinalchirurg" und 1905 Dr. Eduard Pöll als Gemeindearzt.

19. Jahrhundert

1819: In Hütten wird eine Volksschule im Christernhäusl eröffnet.
1831: Erstbesteigung des Birnhorns durch Prof. Peter Karl Thurwieser mit dem Wegmacher Stachelberger.
1831: Bergbau und Hüttenbetrieb (1825) werden nach einer Blütezeit im Kupferbergbau eingestellt.
1847, 29. August: ein verheerendes Hochwasser richtet große Schäden an.
1848: In Hütten wird ein eigenes Schulhaus für 40 Kinder gebaut und 1881 auf 2 Klassen erweitert.
1848: Grundentlastung: die Bauern können sich von ihren Lehensherren freikaufen.
1850: Leogang wird erstmals als eigene Gemeinde mit 1 225 Seelen und sechs Ortschaften erwähnt.
1859: Das Vikariat Leogang wird zur Pfarre erhoben.
1859: Die Firma Krupp-Berndorf erwirbt das Berg- und Hüttenwerk und 1870 beginnt eine neue Blütezeit des Bergbaues für Nickel- und Kobalterze. Dazu wird ein Hüttenwerk in Sonnrain errichtet. Das gewonnene Nickel kommt bei den deutschen Nickelmünzen zum Einsatz und Kobalt bei der Blaufärbung von Stoff und Glas.
1872: Erstes Postamt in Leogang beim Kramer Hippolyt Hutter, ab 1906 eigenes Gebäude (heute Fischbacher).
1873: Beginn des Baues der (Salzburg-Tiroler-Bahn) und Fertigstellung 1875.
1873: Ein Gendarmerie-Posten wird im Forsthaus Hütten in Zusammenhang mit dem Bahnbau eingerichtet.
1873: Wahl und Konstitution des ersten Gemeindeausschusses.
1875: Die ersten hölzernen, handbetriebenen Dreschmaschinen für Getreide kommen in Leogang in Einsatz.
1875: Verlegung des Gendarmeriepostens ins Dorf.
1885: Durch billige Nickelerze aus Südamerika kommt der Nickelbergbau in Hütten zum Erliegen.
1890: Gründung der Musikkapelle.
1891: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.
1892
Gründung des Kameradschaftsbundes, damals "Veteranenverein" genannt.
Errichtung und Einweihung der Passauer Hütte durch die Sektion Passau des Deutschen Alpenvereins.
1895. Gründung der Raiffeisenkasse Leogang.
1897: Eisabbau für die Münchner Brauereien im Birnbachloch bis 1900.

20. Jahrhundert

1900:
Die Schule im Dorf wird dreiklassig (vorher 90 Schüler pro Klasse).
Die ersten handbetriebenen Milchzentrifugen und Gsott-Schneidmaschinen in Leogang.
Das erste Fahrrad hat der Kaufmann Hippolyt Hutter.
1908:
Gründung der Theatergruppe.
Neubau des Schulhauses im Dorf für 232 Schülern in drei Klassen.
1910: Erstes Ski-Wettrennen von der Brunaualm.
1912: Entdeckung von Magnesitlagerstätten im Schwarzleotal durch den Geologen Dr. Theodor Ohnesorg, der Abbau wurde aber erst ab 1936 aufgenommen.
1913: Bau des zweiten Bahngleises.
1918: Die Bilanz des Ersten Weltkrieges für Leogang sind 68 Gefallene und Vermisste von 360 Eingerückten.
1920:
Gründung der Katholischen Frauenschaft.
Bau des ersten E-Werkes durch Leonhard Brandstätter beim Schwarzbach (Waggerl) und 1924 Genossenschafts-E-Werk in der Albachau. Ablöse durch die SAFE 1944 (Vordertal) und 1948 (Hintertal).
1924: Erstes Schul-Skirennen.
1925:
Die Gemeindestraße wird für den Autoverkehr freigegeben, das erste Automobil fuhr bereits 1904.
Beginn der Elektrifizierung der Bahnstrecke, Abschluss 1928, Ende der Dampflokomotiven.
1928: Bau eines öffentlichen Schwimmbades beim Waggerl.
1930:
Haltestelle Leogang-Steinberge wird nach jahrelangen Bemühungen eingerichtet.
Gründung des Trachten- und Schuhplattlervereins "D‘Spielberger".
Bau der Asitzhütte, war in der Folge ein beliebtes Touren-Ziel der Skifahrer.
1931:
In Berg Grießen wird bis 1940 eine Winterschule beim Tödlingwirt betrieben, ab 1934 beim Martlbauer.
Gründung der Bergrettung.
1935: Die ersten Autobesitzer waren Gemeindearzt Dr. Wenzel Talman und der Sägewerksbesitzer Martin Hartl.
1936: Die Salzburger Montangesellschaft Brabec & Co. KG und Josef Weilguny errichten den Rohmagnesitbergbau Inschlagalpe auf der Inschlagalpe und eine Materialseilbahn zum Bahnhof Leogang.
1937: Magnesitbergbau und Seilbahn werden in Betrieb genommen.
1938,
13. März: Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich, Simon Empl wird Bürgermeister.
Erster Skischulbetrieb beim Badhaus/Schrattenegg, ab 1945 durch Sepp Altenberger.
1940:
Die Haltestelle Hütten wird für den Winter-Schülerverkehr 1940 eingerichtet, ab 1942 auch für den Sommer-Schülerverkehr und ab 1950 als reguläre Haltestelle.
Erste Benzin- und Elektromotoren bei den Bauern.
1945:
Am 8. Mai besetzen amerikanische Truppen Leogang und beenden damit den Nationalsozialismus.
Im Zweiten Weltkrieg mussten 465 Leoganger einrücken, 117 sind gefallen oder vermisst. Zehn Leoganger Bürger erlitten schwerste Verfolgung mit Misshandlungen und KZ, zwei geistig Behinderte wurden als "unwertes Leben" ermordet, einer fiel als Widerstandskämpfer. 87 Zwangsarbeiter aus dem Osten (Polen, Russland) und 35 Kriegsgefangene (aus Frankreich) arbeiteten in Leogang.
1946: Gründung des Skiclubs, 1958 der Sektion Fußball, 1969 der Sektion Leichtathletik und Namensänderung auf "Sportclub". 1986 Gründung der Sektion Skilauf nordisch und 1993 der Sektion Snowboard.
1947
Erstmals findet der Leonhardiritt statt.
Gründung des Eisschützenvereins.
1948
Erste Traktoren in der Landwirtschaft.
Umbau des alten Schulhauses zum Gemeindeamt.
Erste Seilbahnen bei Bergbauern (Rastboden, Lehenbrand).
1952
Die Österreichisch‑Amerikanische Magnesit AG Radenthein übernimmt den Magnesit-Bergbaubetrieb.
Gründung des Bergknappen-Vereines.
Erster Skilift in Leogang beim Schratteneck für die Gäste des Badhauses.
1953: Beginn des Baues der Gemeinde-Wasserleitung.
1955: Übernahme der Gemeindestraße durch das Land und Baubeginn für die Hochkönig-Bundesstraße B 164
1957: Bau eines neuen Schulhauses in Hütten mit drei Klassen.
1958: Erster Skilift im Dorf auf dem Schantei durch die 1. Leoganger Skiliftgesellschaft errichtet.
1959: Gründung des Alpenvereines.
1960
Gründung des Bildungswerkes.
Die ÖAMAG-Magnesit-Hütte in Hochfilzen geht in Betrieb und verursacht in der Folge große Rauchschäden, die durch entsprechende Abgasreinigungs-Anlagen später vermieden werden konnten.
1961: Umbau und Erweiterung der Volksschule Leogang, Einweihung 1964.
1964:
Bau des Wimbachliftes durch Jakob Maikl-Cristallnig.
Abriss des Pfarrhofes, eines erhaltenswerten Bauwerkes aus dem 17. Jahrhundert.
1966: Errichtung eines Freibades mit Freizeit- und Sportanlage in Sonnrain, Eröffnung 1967.
1968: Bau einer neuen Feuerwehr-Zeugstätte in Sonnrain.
1970:
Auflösung der Volksschule Hütten und Verlegung des Unterrichts in die Dorfschule.
Der Magnesitabbau wird wegen ungünstiger Lagerstättenverhältnisse und hohem Eisengehalt eingestellt.
1971:
Bau der Aufbahrungshalle im Friedhof.
Errichtung der 1. Sektion der Asitzskilifte (Doppelsessellift) durch die Leoganger Bergbahnen GmbH.
1972
Errichtung der 2. Sektion der Asitzschilifte und zweier Schlepplifte in der Asitzmulde. Damit war die Verbindung mit der Saalbacher Seite (Wildenkarkogelbahn) möglich geworden.
Schaffung eines Gemeindewappens.
1974: Renovierung der Pfarrkirche Leogang.
1979: Errichtung des Kindergartens.
1983: Renovierung der St.-Anna-Kapelle in Hütten.
1984: Eröffnung des neuen Altenwohnheimes im Ortsteil Sonnrain.
1986: Beginn des Kanalnetzbaues.
1988:
Generalsanierung des Gemeindeamtes.
Gründung der Volksbank Leogang.
1989: Eröffnung des Schaubergwerkes im Schwarzleotal.
1990:
Gründung der LeogangerKinderKultur.
Ortsbildgestaltung im Dorf, Rosental und Hütten.
Ablöse der Sessellifte auf den Asitz durch eine Seilbahn mit Achter-Kabinen.
1991: Errichtung des Radwegenetzes.
1992: Eröffnung des Bergbaumuseums in Hütten.
1993: Erfolgreicher Kampf gegen geplante Mülldeponie der ZEMKA in Berg Grießen.
1994: Erste Beschneiungsanlage am Asitz, 2004 Bau des Speichersees.
1996: Generalsanierung der Freizeitanlage Sonnrain.
1998: Renovierung und Erweiterung der Volksschule.
1998: Fusion der Verkehrsvereine Leogang und Saalfelden zur Saalfelden-Leogang Tourismus GmbH.

21. Jahrhundert

2001
Gründung des Nostalgievereins "Leogang anno 1900".
Bau der Hauptschule Leogang, Eröffnung 2002.
2003: Erweiterung des Bergbaumuseums.
2006
Erweiterung der Talstation der Bergbahnen zur Sportarena Leogang.
Errichtung des ADEG-Einkaufsmarktes.
2007: Ausstattung des Radweges durch Informations- und Ruheplätze.
2008
Inbetriebnahme des neuen Fußballplatzes mit Umkleide- und Tribünen-Gebäude im Forstmeister-Feld.
Training der russischen Nationalmannschaft für die Fußball-Europameisterschaft auf dem neuen Sportplatz.
Im Bergbaumuseum wurde ein Kreuz aus dem 12. Jahrhundert mit einem Wert von 400.000 € abgegeben, das im Müll gefunden wurde und sich als nationalsozialistisches Raubgut herausstellte. Restituierung an die polnischen Eigentümer.
Fernleitungsanschluss für die Gebäude im Ortsteil Dorf mit einer Hackschnitzelheizung.
Jubiläum "100 Jahre Volksschule Leogang".
Eröffnung einer neuen Achter-Sesselbahn am Asitz.

Quelle

  • SALZBURGWIKI-Artikel "Leogang" und dortige Quellen

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